Die Einwohnerwehr mobilisiert
Gründung einer G.m. b. H.
Auch in Berlin denft die Einwohnerwehr nicht daran, sich auflösen zu lassen. Sie ist noch in dem Besitz faft sämtlicher Waffen, außerdem stehen ihr durch die guten Beziehungen, die sie zur Reichswehr unterhält, jederzeit die Waffendepots zur Verfügung. Um nach außen feinen Anstoß zu erregen, hat die Einwohnerwehr dem Scheine nach ihren Namen gewechselt. Auf Grund bestimmter Anweisungen einer 3entralstelle wird die Umorganisierung in den letzten Wochen fieberhaft betrieben. Von einigen Bezirken haben wir darüber bereits unumstößliches Beweismaterial veröffentlicht. Die Behörden schweigen. Heute fönnen wir mit neuen Tatsachen aufwarten. Am 14. Juli wurde folgendes vertrauliche Schreiben verschickt: Vertraulich.
Sehr geehrter Herr! Die Mitglieder der ehemaligen Einwohnerwehr von Berlin und dessen Vororten haben sich in anderer Form und unter anderem Namen wieder zusammengeschlossen, um in Zeiten der Gefahr ihr Eigentum, sowie das ihrer Mitbürger vor Plünderern und Berbrechern zu schützen.
Nur unser Bezirk hat sich, da ihm die Führung fehlte, bis jetzt dem Zusammenschluß ferngehalten, trobem ein martiges 3- jammenhalten jezt mehr denn je von Röten it. Um über unseren gemeinsamen Webertritt in die neue Vereinigung zu be raten, bitte ich Sie, unserem Rufe Folge zu leisten und bestimmt am:
Montag, den 19. Juli 1920, abends 8 Uhr, im Restaurant Flora, Belle- Alliance- Straße 22( Eingang vom Hof) zu erscheinen, wo Ihnen alles weitere befanntgegeben wird. Keiner darf fehlen!
ba es dem Schuhe unserer Familien und unseres Eigentums gilt.
3. A.:
Erich Feldmüller, Gneisenauftr. 92.
Sämtliche Einladungen dieser Art find mit dem Diensttempel der Einwohnerwehr und mit einer Dienstablösungsmarte versehen, das heißt: portofrei befördert worden. Die neue Einwohnerwehr heißt nunmehr„ Ber liner Selbstschutz e. G. m. b. 5.". Die Satzungen sind, um Dedung zu haben, harmloser Natur. Es heißt darin u. a.:
§ 2.
Gegenstand des Unternehmens ist: a) Schuh von Sab und Gut durch Errichtung eines Wachtwesens, b) Annahme von Spareinlagen und Gewährung von Darlehen, c) Verschaffung von Vergünstigungen beim Abschluß von Versicherungs- und anderen Berträgen.
Die Geschäftsordnung über den gesamten Geschäftsbetrieb und die nach Bedürfnis erforderlichen besonderen Bestimmungen für jeben einzelnen Geschäftszweig werden vom Vorstand aufgestellt. Sie bedürfen der Genehmigung des Aufsichtsrates.
§ 3.
Der Geschäftsanteil eines jeben Genossen wird auf 20 M. festgesetzt Ein Genosse darf nicht mehr als 500 Geschäftsanteile erwerben. Der Geschäftsanteil muß in einer Summe eingezahlt werden. Die auf die Geschäftsanteile geleisteten Einzah lungen zuzüglich des zugeschriebenen Gewinns und abzüglich eines abgeschriebenen Verlustes bilden das Geschäftsguthaben eines Ge
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Herr Hauptmann Krausned set mit der Bitte an ihn herangeireten, im Bezitt, Hallesches Tor" den Berliner Selbstschuh" ins Leben zu rufen. Er habe die Sache eingehend geprüft und fönne fie nur dringend empfehlen.
,, Sie wissen, daß die Sicherheitspolizei aufgelöst wird und somit Cile am Blaze it. Im übrigen funktioniert der Selbstschutz schon, auch in der Sasenheide. Man ist in letzterer bei den Einladungen ebenso vorsichtig ans Werk gegangen, wie hier, indem man alle diejenige, die in den März fagen nicht, mitgemacht haben, nicht eingeladen hat; denn den Benten meinen wir feine Träne nach". Sierauf erfolgten Mitteilungen über Abzeichen und Aufnahmescheine; darauf fuhr der Redner fort:
Wir müssen zuerst einen Ausschuß wählen, ber die Bers hältnisse des einzelnen nach allen Richtungen gründlich präft, bamit wir genau wissen, ob derselbe aufgenommen werden fann."
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In der nach der Vorsitzendenwahl erfolgenden Diskussion wurde eine Anfrage gestellt, in der darauf hingewiesen wurde, dah der Selbstschuh doch aus 3ivilpersonen bestehe; ob es nicht möglich fei, mit den Behörden in Kollision zu tommen? Hauptmann Krausned gab darauf die beruhigende Antwort, daß sie als Hilfspolizeibeamten betrachtet werden sollten, und daß diese Angelegenheit ,, in unserem Sinne" Erledigung finden werbe. Er fuhr fort:
„ Angerdem ist die Sache nicht so schlimm. Man fönnte im Höchfalle wegen verbotenen Waffentragens gefaßt werden, und das bezahlt selbstverständlich die Genossenschaft."
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Auf die Frage wie es mit Brownings stehe, wurde ers widert, dieje feien zu teuer, und Herr Hauptmann Krausne fonne durch das Kreisamt genügend Waffen zur Verfügung stellen. Weiter wurde der Antrag gestellt, die Geschäfte, die fleißig zahlten, zu schien, und den Schweinepriestern, die nicht zahlten", den Schutz zu entziehen. Der Antrag wurde mit Beifall aufgenommen. Weiter sprach der Vorfihende Feldmüller im Anschluß an einen Freiheit"-Artitel von Bad, das umgefallen lei" und von„ Gefindel, dem man bei Gelegenheit auf die Finger flopfen werde", und fuhr fort: Wir wollen die Sache vorläufig treng geheim haften, damit nichts in die Deffentlimleit tommt. Der Ausschuß fann inzwischen Umschau halten, wen wir noch einladen tönnten. Ich werde die Einladungen jo halten, daß selbst, wenn eine vers Toren gehen sollte, nicht daraus echichtlich wird, was fie bedeuten soll. Ich werde jegt die gesamte Liste der ehemaligen Einwohnerwehr zur Berlesung bringen, und Sie fönnen durch Zurufe befannigeben, wer gestrichen werden soll." Der frühere Vorsitzende der Einwohnerwehr, Laffer( S. B. D.) wird sofort gestrichen. Bei weiteren Mitgliedern, die teils Arbeiter, teils Abteilungsleiter der sozialdemo fratischen Abteilung sind, wurde stürmisch„ Kreichen, streichen" dazwischen gerufen.
Hierzu fönnen wir noch ergänzend mitteilen, daß in der Sigung behauptet wurde, die Umbildung geschehe auf Grund eines Erlasses des Preußischen Ministers des Innern Dom 17. Juni 1920. Herr Severing wird sich dazu schnellstens äußern müssen. Wir haben ein großes Interesse, schnellstens äußern müssen. Wir haben ein großes Interesse, den Erlaß schnellstens tennen zu lernen. Weiter stellen wir feft, daß auch die 3eitfreiwilligen eine neue Organi fation gebildet haben: den Sportflub„ Olympia". Dieser hält jeden Donnerstag von 4 Uhr ab in der Hasen
noffen. Das Geschäftsguthaben darf, folange der Genosse nicht Leitung eines Oberleutnants und anderen Offizieren. Die
ausgeschieden, von der Genossenschaft nicht zurücgezahlt und von dem Genossen weder abgetreten noch verpfändet werden.
§ 5.
Die Mitgliedschaft fönnen erwerben: a) Einwohner der Stadt Berlin und Vororte, die sich im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte befinden, b) juristische Personen.
Den Mitgliedern wird ein besonderer Verpflichtungschein ausgehändigt, nach dessen Unterschrift die Mitgliedschaft als vollzogen gift. Die Gründer find deutschnationale Größen und fonspirierende Militärs. Nur politisch zuverlässige Leute werden in die G. m. b. 5. aufgenommen. Alle bisherigen Besprechungen waren streng vertraulicher Natur. Der Vorwärts" ist in der Lage, aus einer Sigung folgende Tatfachen mitzuteilen:
Serr Feldmüller eröffnete die von 28 Personen besuchte Bersammlung und führte etwa folgendes aus:
Konferenz über die Kohlenförderung
Die Reichsregierung hatte die Führer der Bergarbeiterorganisationen und die Vertreter der Zechenbefizer zu einer gemeinsamen Konferenz zu gestern nach Berlin berufen. Es handelte sich um eine& estlegung der Ueberschichten, Besprechungen über eine bessere Ernährung, sowie um die Erhöhung der Lohnzuschläge. Das Ergebnis der Berliner Konferenz soll als Unterlage für eine gemeinsame Beratung der Arbeiterorganisationen im Ruhrtohlenbergbau dienen. Die Bergarbeiter forberten u. a. die Einführung eines billigen Bororttarifes im Ruhrgebiet, außerdem eine durchgreifende Erneuerung des technischen Betriebswesens in den Zechen, um eine Berlängerung der Arbeitszeit zu vermeiden.
Am Nachmittag wurde die Konferenz in Gegenwart der Ver. treter der Arbeiterorganisationen der Kriegsgesellschaften, der Ge nossenschaften und der Städtevereinigungen fortgejezt. Zur Ber handlung stand in erster Linie die Ernährungsfrage. Die Bertreter der Bergarbeiter forderten für den Industriebezirk eine Mehrbelieferung an Brot und Mehl. Es wurde auch der Wunsch geäußert, verschiedene Sorten Mehl zu erhalten, um den infolge des schlechten Brotes ertranften Bergarbeitern auch Weißbrot liefern zu fönnen. Weiterhin wurde die ständige Bes lieferung mit Margarine bemängelt und statt dessen Butter gefordert. Au Stelle des Gefrierfleisches und der Kon fernen soll, soweit dies möglich ist,& rischfleisch treten. Auch müsse auf eine ausreichende Versorgung mit Kartoffeln, mit deren Lieferung es in legter Zeit besonders schlecht bestellt war, hingewirkt werden. Weiter wurde eine bessere Organisation der Lebensmittel- und Mehlversorgung verlangt. Besonders foll auf die Belieferung der Genossenschaftsbädereien Rüdficht genommen
werden.
In der Aussprache betonten sämtliche Redner, baß die Finhaltung des Kohlenabkommens durchaus abhängig sei von einer ausreichenden Belieferung der Bergarbeiter mit Brot und Mehl. Gegenwärtig seien die Ernährungsverhältnisse der Bergarbeiter im Ruhr- Revier besonders traurig. An einigen Orten gebe es überhaupt fein Brot, an anderen nur ein faum genieß bares Gemisch von Brot aus Ersatzstoffen. Die Forderung der Ruhrarbeiter sei: Erst Brot, dann Kohle!
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen schloffen fich auch die Vertreter des oberschlesischen und des mitteldeutschen Kohlenreviers den Forderungen der Bergarbeiter von Rheinland und Westfalen auf bessere Lebensmittelbelieferung an. Insbesondere wurde Auskunft verlangt über die Frage, welche Lebensmittel zur Verteilung gelangen, wie diese erworben werden und mer sie verteilen solle. Als von Regierungsseite darauf hinge wiesen wurde, daß diese ganze Besprechung nur einen informatorischen Charakter haben solle, damit die Ernährungsstellen sich über die Wünsche der Bevölkerung in den Industriebezirten unterrichten önnen, wurde von den Arbeitervertretern mit großer Entschieden
Uebungswaffen, sechs Karabiner 08, befinden sich in Verwahrung eines Wachtmeisters der Sicherheitspolizei. Außer dem sind vor einigen Tagen bei der Firma Adam Opel, Schöneberg, 15 neue Tanis, einstweilen noch ohne Panzerung, aber fahrfertig, eingefahren. Die Tanks sind für Zeitfreiwillige bestimmt, und zwar ausschließlich für Angehörige der Koburger Landsmannschaft, die
zu weit, wenn wir sagen, daß das stellvertretene Mitglied zum Reichsrat, das diesen Bericht für seine vorgesetzte Behörde an fertigte, durchaus fähig war, die einzelnen Redner, wenn auch gefürzt, so bod sachgemäß zu protofollieren und daß ihm vor allem jede Tendenz und entstellende Absicht ferngelegen hat. Des Bericht hat also zweifellos den Wert eines Dokuments, Jo unangenehm das Herrn Schulz auch sein mag.
Herr Schulz tizziert dann mit einigen nichtssager den Sägen aus denen seine totale Berlegenheit spricht, sein angebliches Vers halten in den Kapptagen; er habe dem Kappunternehmen ein Schnelles Ende bereiten wollen, habe jeden Versuch zu Berhandfungen abgelehnt, habe militärisches Vorgehen gegen die Ar beiterschaft zu verhindern versucht und eine einheitliche Aktion der Berliner Arbeiterschaft gefördert. Die erste Absicht, Kapp und Littwig so schnell wie möglich zu Fall zu bringen, wollen wir Herrn Schulz nicht streitig machen, darin war er einig mit Herrn Schiffer, der mit den Kappoffizieren die intimsten Verbindungen unterhielt. Aber alle weiteren Behauptungen find leere Phra sen. Nach dem uns vorliegenden Bericht hat er nicht den leisen ften Berfuch gemacht, die Verhandlungen mit den Kappoffizieren zu verhindern. Der einzige im Reichsrat anwesende Rechtssozialist, Ser sich einer forretten und im Arbeiterinteresse liegenden Hal tung befleißigte, war Unterstaatssekretär Göhte, der wieder holt im Auftrage seiner Parteigenossen jede Berhandlung mit Rapp ablehnte, während Herr Hildenbrand aus Stuttgart offen dazu aufforderte, zu Ludendorff zu gehen und ihn aufzufordern, alles wieder gutzumachen. Nimmt man dazu die antibolschewisti chen Sirnge pinste Sidefums, So tommt man zu dem Ergebnis, daß die rechtssozialistischen Mi. nister und Unterstaaatssekretäre teine geschlossene Haltung eins nahmen, sondern jeder von ihnen Politik auf eigene Faust trieb. Am tollsten ist die Behauptung von Schulz. daß er„ einen Unterschied zwischen sozialdemokratischen, unabhängigen und tommunistischen Arbeitern nicht gemacht habe", er habe vielmehr eine einheitliche Aktion der Arbeiterschaft gefördert. Wie ein roter Faden zieht sich durch alle seine in dem Bericht vermerkten Reden der Abschen und die Furcht vor„ Spartafiften" und„ Bolsches wiften", zu denen er bis zum 17. März auch die Unabhängige Sozialdemokratie rechnete. Und mag Schulz noch zehnmal von blühender Phantasie oder bösem Willen" schreiben, er wird es nicht aus der Welt schaffen tönnen, daß er sich in der Nacht vom 16. zum 17. März unter dem Einfluß des von den Kappoffizieren inszenierten Sputs bereit erflärte, die rechtssozialistischen Arbeiter zu isolieren und den militärischen Kampf gegen das revolutionäre Proletariat zu dulden; die Rechtss Sozialisten hätten, wenn der Angriff des Proletariats eingetreten wäre, dieselbe verräterisch- erbärmliche Rolle gespielt, wie im Ja nuar und März 1919.
Im übrigen hat selbst die inhaltliche Erklärung des Serrn Schulz den„ Borwärts" die Sprache zu der Frage noch nicht finden laffen; er druckt sie ab, ohne ein Wort des Kommentars hinzuzu= fügen.
Neutralität und„ Rote Fahne"
Ein Unabhängiger fann schreiben, was er will und wie er will, er wird niemals Gnade vor den Augen der„ Roten Fahne" finden. Am Donnerstag hat sich Genosse Breitscheid in der Freiheit über die deutsche Neutralität verbreitet. Er betonte die Notwendigkeit, daß die deutsche Regierung sich mit allem Nachbrud etwaigen Truppendurchmärschen und Munitionstransporten, die der Unterstützung der Polen dienen sollten, zu widersetzen habe, fügte aber hinzu, daß Deutschland nicht in der Lage sein werde, sich mit bewaffneter Hand gegen solche Versuche zu wehren, und deshalb die amtliche Neutralität ihre Ergänzung finden müsse in der Haltung der deutschen Arbeiterschaft, die den Boykott über die Entente zu verhängen und alle Mittel an zuwenden habe, um den Transport von Munition und Truppen
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Die Rote Fahne" behauptet, diese Ausführungen bauten Regierung eine Brüde zur Aufgabe ihrer Neutralität. Sie be fichert, die deutschen Arbeiter würden nicht zusehen, wie sie in tonterrevolutionäre Abenteuer gegen ihre russischen Brüder ges führt würden und sich nicht darauf beschränken, die Anschläge des internationalen Kapitales gegen Sowjetrußland zu erschweren". Das deutsche Proletariat ist nicht wie Breitscheid bereit, sich nach
aber ist es bereit, seine Solidarität mit dem fämpfenden russi schen Proletariat durch die Tat zu beweisen.
bereits die Bedienungsmannschaften bereitgestellt hat. In zartem Sträuben vom Ententetapital mißbrauchen zu lassen, wohl den westlichen Vororten hat sich ein„ Deutschnationales Hilfskorps, Germanischer Stoßtrupp", gebildet. Die ganze Bewegung ist zentralisiert und hat auch in der Provinz festen Boden gefaßt.
Weiß die Regierung, die bisher auf jedes Spitelmärchen hereingefallen ist, was diese Tatsachen zu bedeuten haben?
heit betont, daß man unbedingt zu einem Ergebnis ber Lebensmittelfrage Lommen müiffe, damit die Ver treter der Arbeiterorganisationen in der Lage wären, den Bergarbeitern der Rohlenreviere auf den am tommenden Sonntag stattfindenden Bergarbeiterfonferenzen über das bei den Berhandlungen Erreichte Bericht zu erstatten. Wenn die Delegierten am Sonntag mit leeren Händen vor den Bergarbeitern erschienen, so würde dies zweifelsohne große Beunruhigung unter der Arbeiterschaft hervorrufen.
Die Mittel zur Steigerung der Kohlenförderung
1. Es ist rund eine Million Zonnen Mehrfördes rung gegenüber der Maisförderung erforderlich, wenn trog der bes porrechteten Ablieferung an die Entente unsere deutsche Wirts chaft auch nur in ihrem heutigen Bestande aufrechterhalten bleis ben soll. 2. Die Brauntohle fann und soll stärker herangezo gen werden, dazu ist erforderlich, daß die Transportvers hältnisse file Brauntohle auf lange Sicht gebessert werden, daß bie in Betracht kommenden Abnehmer fish auf die Benngang der Braunlohlen einstellen und daß die notwendigen maschinellen Vervollkommnungen ausgeführt werden. 3. Zunächst ist eine a II. gemeine Besserung der Lebenshaltung der Werkarbeiter in Angrif zu nehmen. 4. Das bestehende Ueber. hightablommen soll nicht gefündigt werden, etwaige Diffes renzen sollen in baldigen Berhandlungen geflärt werben. 5. Es empfiehlt sich, daß zunächst die beiderseitigen Berbände der Ar beitgeber und Arbeitnehmer in eine Prüfung darüber eintreten, welche Mahnahmen zur Erzielung der Mehrförs berung zu ergreifen sind. 6. Sobann sollen gemeinsame Beratungen innerhalb der einzelnen Bergreviere stattfinden, die durch das Reichsarbeitsministerium einzuleiten Rud. 7. Jeg licher Berschiebung von Kohlen ik mit größtem Nachbruck entgegen zu wirken.
Der Fuchs im Eisen
Zu den Ausführungen des Staatssekretärs Heinrich Schulz über seine Tätigkeit in den Kapptagen, wird uns noch geschrie.
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Herr Schulz macht gar nicht den ernsthaften Versuch, die gegen ihn erhobenen Angriffe zu widerlegen, weil das ja auch tatsächlich nicht möglich ist. Er beruft sich darauf, daß über die Zusammenfünfte bes Reichstates und der Unterstaatssetretäre ein amtliches Brotokoll nicht geführt worden ist und das uns deshalb lediglich Tagebuchnotizen oder Bleistiftnotizen zur Verfügung stehen Lönnten. So lüdenhaft, wie Herr Schulz es darstellen möchte, ist nun unser Material nicht, fondern der in unfere Hände befindliche, außerordentlich fachlich gehaltene Bericht umfaßt vierzig eng be schriebene Schreibmaschinenseiten, worin die Ausführungen jedes Redners finngemäß niedergeschrieben sind. Wir gehen wohl nicht
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Wir fragen, wo in dem Artikel der Freiheit" von einer Bereitwilligfeit, sich vom Ententefapital mißórauen zu lassen, die Rede ist? Es wird ausdrücklich das Mittel aufgezeigt, mit dem das deutsche Proletariat den Berjud eines solchen Mißbrauches abwehren fann. Welche anderen Mittel bringt die ,, Rote Fahne" in Vorschlag? Cie spricht von der Solidarität, die , durch die Tat" bewiesen werden solle. Wenn das nicht nur eine Phrase ist, so wiinschen wir zu wissen, was unter der Tat" verstanden werden soll. Berlangt die Rote Fahne", daß Deutsch land der Entente den Krieg erklärt? Berfangt sie, daß deutsche Arbeiter auf eigene Fauft sich den französischen und englischen. Truppen mit ein paar Flinten und vielleicht ein paar Maschinengewehren entgegenstellen? Es ist wirklich notwendig, daß sie sich flarer ausdrückt, wenn nicht der Verdacht erwedt werden soll, daß fie auch in diesem Falle wieder einzig und allein den 3wed ver folgt, Mitglieder der U. S. P., die nach der unmaßgeblichen Meis nung der Kommunisten dem sogenannten rechten Flügel der Bars tei angehören, durch allgemeine Rebensarten bei den Massen in Mißkredit zu bringen.
Der Mittellandkanal
Genosse Kunert hat im Reichstag folgende Anfrage gestellt: Dez preußischen Landesversammlung ist eine Vorlage über die Erbauung des Mittellandfanals auf der Grundlage der sogenann ten Mittellinie ohne Berbindungslanal zur Saale 311= gegangen. Die Süblinie ist bei dem Projekt unberücksichtigt ge= blieben. Das mittelbeutsche Industriegebiet wird damit ignoriert und die Kanalfrage als eine spezifisch preußische Angelegenheit behandelt. Nun sind aber daran Gachfen, Anhalt, Thüringen, Braunschweig, Oldenburg und Bremen außerordentlich interessiert. Daher muß eine Entscheidung durch das Reich und durch den Reichstag in dieser reichsdeutschen Angelegenheit erwartet werden.
Welche Stellung zu dieser Sache nimmt im allgemeinen und zu der Linienführung des Mittellandlanals im besonderen die Reichsregierung ein? Ist die Reichsregierung in der Lage, über diese für ganz Mitteldeutschland wichtige Verkehrsfrage Aufschluß zu geben?
Allenstein, 23. Juli.
Heute morgen gegen 9 Uhr überfuhr das Automobil des polnischen Generalfonfuls Fürsten Czartoryst, das sich auf dem Wege von Warschau nach Allenstein befand, in der Hohensteiner Straße, gegenüber der Kreistrantenanstalt, drei Kinder im Alter von 12, 10 und 4 Jahren und verlegte sie schwer. 3m Automobil fanden sich neben Revolvern und Gummitnip= peln auch acht Flaschen Kognat, die zum Teil geleert waren. Anscheinend hat der betrunkene Kraftwagenführer die Gewalt über den Wagen verloren. Die Voltsmenge ergriff die drei Insassen des Autos, darunter den aus Allenstein stammenden Dr. von Lango wsti, und verprügelte sie. Die drei Bolen. einschließlich des Kraftwagenführers, wurden in haft genommen. Die Erregung der Bevölkerung ist außerordentlich groß. Noch im Laufe des Vormittags sammelte sich vor dem Polnischen Hauptquartier eine große Menschenmenge an die eine drohende Sal fung annahm. Sicherheitspolizei ist zum Schuge ausgerüdt.