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Nr. 294

Eine Botschaft Kropotkins

Fürst Peter Kropotkin  , den man als beaianarchisten bezeich nen tann, haf durch Vermittlung von Margareth Bondfield, einem Mitglied der britischen   Arbeiterbelegation für Rußland  , die folgende Botschaft an die britischen   Arbeiter gerichtet. Die Auffassungen Kropotkins   weichen in wesentlichen Buntten Don ben unseren ab; insbesondere wird man feine Meinungen über die Gowjetregierung, über die Grundzüge eines sozialistischen  Aufbaues und über die Anteilnahme der zentralen Organisationen an der Verwirklichung des Sozialismus nicht teilen tönnen. Sie find individuell- anarchistischer Natur und haben mit fozialistischen Grundlägen a Trogdem Rropollin Die per Sowjetregierung tritifiert, lehnt er ausbrüdlich die 3nterventionspolitif ber Entente ab.

Man fragte mich, ob ich den Arbeitern der westlichen Welt nicht rgendeine Botschaft zu senden hätte? Sicherlich ist vieles über bie augenblidlichen Ereignisse in Rußland   zu sagen und vieles aus ihnen zu lernen. Die Botschaft tönne eine sehr ausführliche lein, doch will ich nur einige hauptsächliche Punkte ausführen: Vor allen Dingen sollten die Arbeiter der zivilisierten Länder und deren Freunde der anderen Gesellschaftsklassen auf ihre Re­gierungen dahinwirken, daß diese gänzlich von dem Ge­banten eines bewaffneten Eingreifens in russi­Iche Angelegenheiten absehen, sei es ein Eingreifen offener oder verlappter Art, ein militärisches oder in der Form Don Unterstützungen durch verschiedene Nationen.

Rußland   durchlebt jetzt eine Revolution von der gleichen Wich­tigkeit und Tragweite wie sie von 1639 bis 1648 die Britische  Ration und Frankreich   von 1789 bis 1794 durchgemacht haben; und jede dieser Nationen mußte sich weigern, eine so beschämende Rolle wie Großbritannien  , Preußen und Desterreich zur Zeit der franzöfifchen Revolution zu spielen.

Ueberdies muß berücksichtigt werden, daß die russische   Revo­lution indem sie versucht, eine Gesellschaft zu bilden, in der alle Produkte aus Arbeit, Technik und Wissenschaft dem Allge­meinwohl zugute tommen sollen nicht nur durch einen bloßen Zufall im Kampf der verschiedenen Parteien entstanden ist. Sie fast ein Jahrhundert lang, seit den Reiten Robert Omeens, St. Simons und Fouriers durch kommunistische und sozialistische Propabanda vorbereitet worden; und obgleich der Versuch, die neue Gesellschaftsform durch die Dittatur einzuführen, scheinbar ein Mißgriff ist, muß trotzdem anerkannt werden, daß die Revo­lution schon jetzt das tägliche Leben neue Begriffe über bie Arbeit, die wirkliche Stellung des Staats und die Pflich­ten jedes Bürgers eingeführt hat.

Ueberhaupt sollten nicht nur die Arbeiter, sondern alle fort zittlichen Glemente der zivilisierta Natio­en versuchen, die Unterstützung, die bisher den Gegnern der Revolution zuteil wurde, zu verhindern. Das heißt nicht etwa, als wäre nichts gegen die Methoden der bolfchewistischen Regie­tung einzuwenden; weit davon entfernt! Aber weil jedes be­waffnete Eingreifen einer ausländischen Macht eine Verstärkung der diktatorischen Tendenzen der Regierenden verursacht und die gierung bereit find, Rußland   beim Wiederaufbau seines Lebens nach neuen Grundsätzen zu helfen.

Die Uebel, die natürlicherweise eine Parteidiftatur mit sich bringt, sind durch den Kriegszustand, in dem die Partei sich be= findet, vermehrt worden. Der Kriegszustand entschuldigt das Er­

ihrer Tendenz, alle Einzelheiten des Lebens in den Händen der Regierung zu zentralisieren, mit dem Erfolg, daß ungeheure Kräfte innerhalb der Nation zum Stillstand gebracht wurden. Die natürlichen Uebel des staatlichen Kommunismus sind ver­Jehnfacht durch die Entschuldigung, daß alles Unglüd un­jeres Lebens der Intervention Fremder zu ver= danten ist.

Außerdem will ich erwähnen, daß eine militärische Intervention der Alliierten, sofern diese fortgesetzt wird, unbedingt in Rußland  ein bitteres Gefühl gegen die westlichen Rationen hervorrufen wird und daraus werden ihre Feinde eines Tages bei Konflikten Rugen   ziehen. Eine solche Bitterkeit ist schon jetzt im Entstehen. Kurzum, es ist höchste Zeit, daß die mesteuropäischen Rationen in dirette Beziehungen zu Rußland  aller Nationen, auch mitzureden. treten. Und hierin habt ihr, ihr Arbeiter und ihr Fortschrittler

Noch ein Wort über allgemeine Fragen. Eine Erneuerung der Beziehungen zwischen den europäischen   und amerikanischen   Natio­en und Rußland   bedeutet natürlich nicht eine Vorherrschaft der russischen Nation über jene Nationalitäten, die das ehemalige Barenreich bildeten. Das imperialistische Rußland ist tot und birb nie wieder auferstehen. Die Zukunft der verschiedenen Pro­binzen, aus denen sich das Reich zusammensetzte, liegt in der Richtung auf eine große Föderation. Die natürlichen Territorien verschiedenen Teile der Föderation sind denen unter uns genau bekannt, die mit der Geschichte Rußlands  , seiner Ethnographie und leiner Wirtschaftslage vertraut sind. Und alle Bersuche, die sich elbst verwaltenden Teile Rußlands  - Litauen  , Finland, die Baltischen Provinzen, die Utraine, Georgien  , Armenien  , Sibirien  

ber

ilm.

Beilage zur Freiheit"

im Interesse der Allgemeinheit, wenn die westlichen Nationen bereits im voraus das Recht der Selbstregierung jeden einzelnen Gebietes des ehemaligen Russischen   Reichs anerkennen. Meine eigenen Anschauungen über diese Sache gehen noch weiter. Ich sehe die Zeit nahen, wo jedes Gebiet jeder Föderation eine Föderation freier Gemeinden und freier Städte sein wird. Und ich glaube doch, daß ein Teil des westlichen Europas   bald dieser Entwicklung folgen wird.

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Was nun unsere gegenwärtige wirtschaftliche und politische Lage anbetrifft die russische   Revolution muß als eine Fort­segung der beiden großen Revolutionen in England und Frankreich   betrachtet werden so ver sucht Rußland  , dort einen Schritt weiter zu gehen, wo Frankreich  stehen blieb, als es im Leben verwirklichen wollte, das es die wahre Gleichheit( egalite de fait) nannte, nämlich die wirt schaftliche Gleichheit.

Unglüdlicherweise ist der Versuch, jenen Schritt zu unternehmen, in Rußland   unter der streng zentralisierten Diktatur einer Partei - den sozialdemokratischen Marimalisten unternommen

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worden; und der Versuch wurde nach den Richtlinien der äußerst zentralistischen und jacooinistischen Verschwörung Babeufs unter­nommen. Ueber diesen Verjuch fühle ich mich verpflichtet, ihnen offen zu sagen, daß meiner Meinung nach, der Versuch, eine tom­munistische Republik   gemäß den Richtlinien eines streng zentrali­fierten Staatskommunismus unter der eisernen Herrschaft der Diftatur einer Partei aufzubauen, ohne Erfolg enden wird. Aus den russischen Verhältnissen lernen wir, wie der Kommu nismus nicht eingeführt werden sollte, obgleich die durch das alte Regime verjeuchte Bevölkerung bei dem Experi­ment der neuen Regierung feinen aktiven Widerstand leistete. Die Jdee der Sowjets, das heißt der Arbeiter und Bauern räte, wurde zuerst während der Revolution von 1905 ausgesprochen und sofort, als das Zarenregime zusammenbrach, durch die Revolution im Februar 1917 verwirklicht. Die Idee solcher Räte, die das politische und wirtschaftliche Leben des Landes kontrollieren, ist außerordentlich bedeutungsvoll. Um so mehr, als fie naturgemäß dahin führt, daß an ihr, der Idee der Räte, alle diejenigen mahren Anteil nehmen, die ihre volle Kraft für das nationale Wohl einsehen.

Doch so lange das Land von der Diftatur einer Partei be­herrscht wird, verlieren die Arbeiter- und Bauernräte augen­scheinlich ihre Bedeutung. Sie sind dazu herabgewürdigt, die passive Rolle zu spielen, die sie in den Zeiten der General­ Staaten  " und der Parlamente spielen mußten, die vom König zusammenberufen wurden und der Allmacht der töniglichen Re­gierung opponieren durften. Ein Arbeiterrat hört auf, ein freier und wertvoller Ratgeber zu sein, sobald nicht Pressefreiheit im Lande herrscht, wie wir es jeit fast zwei Jahren durchgemacht haben; eine Entschuldigung für einen solchen Zustand war der Krieg. Mehr als das. Die Arbeiter und Bauernräte verlieren allen ihren Einfluß, wenn nicht umfangreiche Agitation den Wahlen vorangeht, wenn die Wahlen unter dem Druck der Partei­diktatur vor sich gehen. Natürlich ist die übliche Entschuldigung, daß eine diftatorische Herrschaft als Kampfmittel gegen die alte Regierung unvermeidlich war. Jedoch eine derartige Räte- Regie­rung bedeutet einen Schritt zurück, sobald die Revolution zur Er­richtung einer neuen Gesell, chaft auf neuer wirtschaftlicher Basis fortschreitet; sie wird zum toten Prinzip auf einer neuen Grund­lage.

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Die Wege, die zur Ueberwältigung einer bereits geschwächten Regierung führen, sind aus der alten und neuen Geschichte wohl betannt. Doch wenn ganz neue Lebensbedingungen geschaffen werden sollen, besonders neue Formen der Produktion und des Austausches, ohne einem Beispiel folgen zu fönnen, wenn alles gleich auf der Stelle geleistet werden muß, dann wird eine macht­volle zentralisierte Regierung, die es sich zur Aufgabe macht, jeden Einwohner mit jedem Lampenzylinder und jedem Streichholz zum Anzünden der Lampe zu versehen, sich absolut unfähig erweisen, das durch ihre Funktionäre zu tun, ganz abgesehen davon, wie zahlreich fie auch sein mögen, es wird undurchführbar. Sie ent­widelt sich zu einem förmlichen Bureaukratiesystem, das im Ver­gleich mit der französischen   Bureaukratie, die eine Intervention von 40 Funktionären benötigt, um einen vom Sturm auf einer Nationalstraße gefällten Baum zu verkaufen, noch eine Kleinig teit ist. So etwas sehen wir jetzt in Rußland  . Und das tönnt und müßt ihr, ihr Arbeiter des Westens, unter allen Umständen vermeiden, wenn euch an dem Erfolg eines sozialen Ausbaues gelegen ist und die ihr eure Delegierten hierher gesandt habt, um zu sehen, wie die Revolution in Wirklichkeit ist.

Die ungeheure Aufbauarbeit, die eine soziale Revolution er­fordert, kann durch eine zentrale Regierung nicht restlos ausge führt werden, selbst wenn ihr als Führer für ihr Werk wert­vollere Dinge zur Verfügung stehen als einige sozialistische und anarchistische Schriften. Sie erfordert das Wissen, die geistige Ar­beit und die millige Zusammenarbeit einer Masse örtlicher und Spezialisierter Kräfte, die allein mit der Mannigfaltigkeit der mirt schaftlichen Probleme in ihrem örtlichen Umkreis fämpfen tönnen. Diele Zusammenarbeit hinwegzufegen und das Vertrauen auf den Genius der Parteidiktatoren zu befestigen, den unabhängigen Kern zu zerstreuen, wie sie in den Gewerkschaften und in örtlichen Kon­sumgenossenschaften sich finden indem man sie in bureaukratischer

unter eine Herrschaft zu bringen, werden sicherlich miß­ingen. Die Zukunft des ehemaligen Russischen   Reichs liegt im Bündnis der poneinander unabhängigen Gebiete. Es liegt daher. Organe der Partei verwandelt, das ist das, was jetzt geschieht.

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Die schwere Stunde

Roman

DON

Victor Panin

unverhüllte Ausschweifung mit dem 3ynismus einer tieri schen Abgestumpftheit wetteifert.

Jmmer häufiger verschwindet sie aus dem Hause, um allerlei Ball- und Abendgesellschaften zu besuchen. Wenn das Gespräch auf das Tanzen kommt, so sehe ich, wie sie vor Ungeduld erbebt. Sie tanzt unaufhörlich bis zur Be­wußtlosigkeit. Diese beiden Gegensätze versetzen mich in Er­

Einst fragte ich sie:

Ihr Verhältnis zur Mutter ist ganz offensichtlich ein feind­eliges. Es fommt vor, daß ich durch die halbgeöffneten staunen. Sollte auch das Kriegspsychose sein? Türen höre, wie e stundenlang miteinander streiten, und dann den ganzen Tag verstimmt sind. Ich will mich aber in ihr Verhältnis nic. einmischen. Oft fommen junge Leute Ils ich einmal fragte, wer diese jungen Leute seien, ant­Njussia zu Besuch; sie figen stundenlang in ihrem Zimmer. bortete Njussia ungehalten, und sogar in etwas ärgerlichem

Cone:

Ach, Papa, gibt es denn wenig Menschen?" dabei verzog e das Gesicht zu einer Grimasse, als wollte sie sagen: Ist as eine dunime Frage!

hirsteuert.

muß?"

"

jussia, glaubst du, daß man das neue Leben bauen Aber gewiß doch, Papachen!"

Wenn aber alle anzen und sich amüsieren werden, wer wird denn dann das Bauen übernehmen?"

Sonnabend, 24. Juli 1920

| Doch das ist nicht der Weg, die Revolution wetterzuführen; das ist der Weg, ihre Verwirklichung unmöglich zu machen. Und dahez betrachte ich es als meine Pflicht, euch vor diesen Grundsägen für die Attion ernstlich zu warnen.

,, Ach, Väterchen, man kann ja schließlich auch nicht immer bloß arbeiten! Das Leben ist fuzz, man muß vom Leben eben alles nehmen, was es bietet. Du hast es ja selbst ge­schrieben, in deinem Buche: Evas Leben". Jch erinnere mich ja ganz genau, wie du da schreibst,... Bezaubernde Rawgcsen will ich nicht, von ferne, mit einem Auge beob­Schönheit, weder der Glanz deiner Augen, noch die Har­achte ich Rjussta; ich möchte erfahren, wovon ihre Seele lebt, monie deiner Linie und die berüdende Schönheit deines Ant­womit ihr Leben ausgefüllt ist, wo ihr aufgespanntes Segel lizes werden dir helfen, dem Tode zu entgehen, trotz allem wirst du den Würmern verfallen. Weshalb denn grämst du Sie ist entzüdt von der neuen Ordnung und wenn man dich dann? So stürze dich ins volle Leben, trinke den Kelch bom Bolschewismus redet, so glänzen ihre Augen; von jugend- des Genusses bis auf den Grund und wisse, daß das Leben lichem Glauben erfällt, meint sie in ihrer Gradlinigkeit, das nicht mehr wiederkehrt Siehst du, Papachen, ich Parabies auf Erden jei schon eingetreten, es bedürfe nur fann es sogar auswendig! J liebe dich doch, ich tue ja das, noch einer geringen Anstrengung, eines legten Stoßes, um was du geschrieben hast! Weißt du wohl, jest ist ja die ganze alles dieses Widerwärtige, Schmutzige im Leben wegzufegen, Jugend ganz begeistert von dir. Alle Liebessachen aus und dann wird der Aufgang des neuen Lebens da sein. Seinen Büchern fönnen sie auswendig, wie sind sie doch alle Mag es on so jem! Alles dies freut mich sogar. Eine wundervoll. Biele beneiden mich, daß ich deine Tochter wundervoll!.... Biele lange cele ohne Träumereien und Schwärmereien gleicht bin. Und weißt du, Papachen, viele glauben, ha- ha- ha!

und mich sogar schmerzlich berührt, das ist die Tatsache, daß diefe ihre lichten Jdeale, ihr brennender Glaube mit wilden Bügellosen Begehren und Leidenschaften vermischt sind. Immer öfter bittet sie mich dringend, ihr dieses oder jenes zu faufen. Auf ihrem Tische finde ich bloß die aller­

Kleid

ein ganz Besonderer, ein Riese, daß dein Kopf hundert Pud wiegen müsse! Wie spaßig, ich lache mich dabei halbtot! Und mein Papachen ist doch genau so, wie die anderen Menschen!"

Sie nähert sich mir, und hinter meinem Seffet stehend, nimmt sie mich fest um den Sals, tüßt mich auf die Stirne

schmutzigsten Boulevard- Romane und die gegenwärtig er= Scheinenden, dekadenten Jllustrationen, in denen die nackte, und verläßt das Zimmer.

Imperialistische Eroberer aller Nationalitäten mögen wünschen, daß die Bevölkerung des Er- 3arenreiches Rußlands   solange als möglich in elenden wirtschaftlichen Verhältnissen leben sollte, und dazu verdammt zu sein, das westliche und Mitteleuropa   mit Roh­stoffen zu versehen, während die Fabrikanten des Westens die Fer­tigmare produzieren und all den Nugen einstreichen, den die russische   Bevölkerung für ihre Leistung erhalten müßte. Aber die Arbeiterklassen Europas   und Ameritas sowie der intellektuelle Kern dieser Länder begreifen sicherlich, daß sie nur mittels einer Eroberung Rußlands   diesen unterbrüdten Zustand erhalten fönnen. Gleichzeitig zeigen die Sympathien, die man unserer Revolution von ganz Europa   und Amerita her bezeugte, daß ihr glücklich waret, Rußland   als ein neues Glied der Internationalen Gemeinschaft der Nationen zu begrüßen. Und bald werdet ihr sehen, daß es im Interesse der Arbeiter der ganzen

eit liegt, daß Rußland   aus den Verhältnissen baldmöglichst herauskommt, die seine Entwidlung hemmen.

Roch ein paar Worte. Der letzte Krieg hat neue Lebens­bedingungen für die zivilisierte Welt geschaffen. Der So= zialismus wird einen ganz bedeutenden ufschwung erfahren, und neue Formen eines unabhängigen Lebens werden sicherlic bald gemäß den Richtlinien lolalpolitischer Unabhängigkeit und seine Ziele bei der sozialen Wiederherstellung errichtet werden; entweder auf friedlichem Wege oder durch revolutionäre Mittel, wenn die intelligenteren Kreise der zivilisierten Nationen sich nicht an der Arbeit des unausbleiblichen Wiederaufbaues bes teiligen.

Aber der Erfolg des Wiederaufbaues hängt zum größten Teil von der Möglichkeit einer Mitarbeit der verschiedenen Rationen ab. Denn diese Gemeinschaft der arbeitenden Klassen aller Nationen muß fest zusammenhalten und zu diesem Zwed muß die Jbee der großen Internationale aller Arbeiter der Welt erneuert werden. Nicht in der Form einer Ber­einigung, die von einer einzelnen Partei geführt wird. wie es bei der zweiten Internationale der Fall war, und wie es wieder in der dritten Interna onale der Fall ist. Solche Vereinigungen haben natürlich volle Daseinsberechtigung; aber außer ihnen muß, sie alle zusammenfassend, eine Vereinigung aller Arbeiterorganisationen der Welt entstehen, vereinigt zu diesem 3med, bie Arbeit der ganzen Welt von der gegenwärtigen Versflavung durch das Kapi tal zu befreien.

Gewerkschaftliches

Streik im Lebensmittelhandel aufgehoben!

Am 22. Juli fanden vor dem Reichsarbeitsministerium Ber handlungen mit den Arbeitgeberverbänden statt. Bei dieser Be sprechung wurden nochmals eingehend die Ghaltsläge besprochen und nach 4 stündiger Beratung der Bergleich abgeschlossen. Die Streifenden Angestellten hatten um 8 Uhr in den Sophiensälen eine Versammlung, welche äußerst start besucht war. Andree gab den Situationsbericht von den Verhandlungen und empfahl die Annahme dieses Vergleiches, umsomehr die Säge unwesentlich nur verändert worden sind. Nach eingehender Debatte wurde dann dieser Vergleich fast einstimmig angenommen.

Zum Streik der Fensterputzer

Die streifenden Fensterputer wenden sich noch einmal qr die organisierte Arbeiterschaft Berlins   mit dem Ersuchen, sie in ihrem schweren Kampf zu unterstügen. Es muß von den organisierten Arbeitern mehr darauf geachtet werden, daß die arbeitenden Fensterputzer im Besiz einer Ausweistarte der Zentralstreif­leitung find. Können sie eine solche nicht vorzeigen. So sind sie auf das Berwerfliche ihrer Handlungsweise hinzuweisen

Rohrer! Die Rohrdeden- Fabrikanten haben jede Verhandlung mit der Organisation abgelehnt. Die Ursache ist wohl hauptsäch­lich darin zu suchen, daß neun Zehntel der zurzeit beschäftigten Rohrer auf Regie- und Siedlungsbauten beschäftigt sind und aus­Schließlich in Lohn arbeiten. Die Rohrdeckenfabrikanten dagegen lehnen jede Lohnarbeit ab, angeblich, weil sie teine Kontrolle hätten, und weil der Profit darunter leiden könnte. Es wird beshalb über folgende Firmen die Sperre verhängt: Wilhelm Stahl, Pantow, Wollantstr. 67, Krumrei, Jnh. R. Arndt, Südende, Friedenauer Str. 3, Aug. Schröder, Schreiner Str. 46. Deutscher   Bauarbeiterverband, Sektionsleitung der Rohrer.

Zeichnet Anteilscheine!

Wie niedergeschmettert size ich da, als hätte mich jemand soeben mit der Beitsche geschlagen; ich ziehe den Kopf ein, ohne daß ich wage, die Hand zu erheben und mich zu ver= teidigen. Sie hat ja recht, so habe ich geschrieben, ich era innere mich. Die eigene Tochter tut das, was ich sie gelehrt habe, was ist denn dabei? Entweder betrachte ich jetzt das Leben anders, oder ich schrieb damals die Unwahrheit? Oder vielleicht dachte ich beim Schreiben nicht an Njussia? Ich bachte wohl nur an die Töchter der anderen, als ich das schrieb und vergaß meine eigene? Und nun zächt sich das Leben an mir.

Jmmer häufiger tommt mir der Gedanke in den Sinn, aber entfett jage ich ihn von mir und dente: es ist unmög= lich! Früher, als ich Njussia umarmte, füßte, sie an meine Wange drüdte, fühlte ich, als sie flein   war, den Geruch der Mild, später, als sie größer wurde, spürte ich den Geruch jugendlicher Unschuld und Frische, ja eben der körperlichen Unschuld und Reinbeit. Es mag tomisch erscheinen, aber es war gerade so, dieser Geruch, dieses Gefühl, erfüllten mich ganz mit einer entzüdten Ehrfurcht vor ihr. Ich fühlte, daß ich selbst durch die Berührung mit dieser naiven, findlichen Reinheit reiner, feuscher wurde.

Wie sonderbar es auch scheinen mag, ich finde bei ihr nicht mehr dieses Gefühl jugendlicher Reinheit, ich empfinde nicht diesen sepzifischen Geruch der Keuschheit, der den Unschul bigen eigen ist. Wenn sie zu mir herantritt, so merte ich instinktiv, daß neben mir schon eine Frau steht, eine Frau, die den Schmutz des Lebens schon fennen gelernt hat. For fchend blide ich in ihr Gesicht, betrachte ihre ausgebildeten Brüste und möchte erraten, ob sie gelebt hat, ob sie sich iemandem hingegeben hat?

Häufig, wenn ich daran denke, daß vielleicht jemand sie umarmt, gefüßt, sie besessen hat, schwindelt mir der Kopf, der Atem stodt mir, und lange fann ich nicht zu mir fommen. Ich begreife nicht, wieso dos tommen tann, sie ist ja schon ein erwachsener Mensch, sie fann und muß ihr eigenes Les ben führen! Sollte es väterliche Eifersucht sein?

( Fortsetzung folgt.)