gerliche Denkweise, daß die„ Bossische Zeitung" in einer Bolemit gegen uns die russische Regierung für das Schidsal der 50 000 Kriegsgefangenen verantwortlich zu machen sucht, in der billigen Gegenüberstellung der Benachteiligung vieler zugunsten einiger weniger. Die tapitalistische Presse hat es immer gebilligt, daß Millionen Menschen sich für die Ehre ihrer Unterbrüder und Klassenfeinde opferten, aber sie erregt fich darüber, wenn es eine proletarische Macht unternimmt, ben Massen thre wertvollsten Führerpersönlichkeiten zu erhalten.
In der Aera Müller und Köster wurde das deutsche Aus wärtige Amt in den Fällen Radek und Axelrod erst durch Represalien zur Anerkennung des völkerrechtlich gut begrünbeten Standpunktes der russischen Regierung gezwungen. Im Falle Khun und Genossen legt das Auswärtige Amt das Gewicht auf das Einspruchsrecht der Entente wegen mißbräuch licher Benutzung der zur Verfügung gestellten Schiffe. Wir haben aber schon darauf hingewiesen, daß die deutsche Regie rung auch noch über eigene Schiffe verfügt. Die Entente hat feinen Rechtsanspruch darauf, die Durchreise Khuns und der übrigen Flüchtlinge zu verhindern. Es ist zu fordern, daß die Angelegenheit Bela Khun und Genossen, nicht wie die erwähnten
Die Militärtaste, eifersüchtig bemüht, sich den Einfluß in allen Spigen Aemtern zu sichern, bohrt emsig. und eines Morgens steht eine nach dem Geschmad der Generalstäbler eingerichtete neue Militär- Polizei da, in der die alten Schuhmänner bestenfalls Botendienste versehen.
Berufungen
Bor einigen Wochen hat Georg Bernhard in der Bossischen Zeitung" die Regierung heftig angegriffen weil sie Walter Rathenau , den Leiter der A. C.- 6., nicht in den Reichswirtschaftsrat berufen hatte. Nunmehr wird gemeldet, daß für den ausgeschiedenen Professor Dr. Lederer Walter Rathenau in den Reichswirtschaftsrat berufen worden sei.
Bu gleicher Zeit erfährt man, daß der kommerzienrat Dr. Guggenheimer zum Kommissar der Reichsregierung beim vorist einer der rücksichtslosesten Vertreter der großkapitalistischen Inläufigen Reichswirtschaftsrat bestellt worden sei. Guggenheimer teressen und hat insbesondere als Leiter des München- Augsburger Konzerns stets eine arbeiterfeindliche Haltung eingenommen. Offenbar soll mit der Ernennung Guggenheimers ein Gegengewicht gegen die Berufung Rathenaus geschaffen werden.
wohl die Bedingungen hart und unbillig feien, nichts anderes übrig bleibe als zu unterzeichnen. Lediglich General Rizal Bascha erklärte, daß der Friedensvertrag nicht angenomme werden dürfe und stimmte allein dagegen.
Die Bestrafung der Kriegsschuldigen
Brüffel, 23. Julk.
3m Senat besprach der Minister des Auswärtigen die Frag der Kriegsschuldigen und erklärte, daß die Alliierten in Spaa di Bollzugsbestimungen zur Aburteilung von 25 Schuldigen durd den Leipziger Gerichtshof aufgestellt hätten.
Rach Meldungen aus Belfast tam es gestern abend neuerdings jhweren Unruhen in einigen Stadtteilen. Die Menge stürmt eine tatholische Kirche, in der sich ein militärisches Detachement be fand. Mehrere Salven wurden auf die Menge abgefeuert, nach dem diese vergeblich aufgefordert worden war, sich zu zerstreuen 3ahlreiche wurden
binte, Fälle, viele Monate lang zu ihrer Erledigung Vom Kongreß der 3. Internationale Bonnerungen aber verlegt. Es werden auch einige Fäll
braucht, sondern daß sie in fürzester Frist ihre einzig völkerrechtlich zulässige Lösung findet, in der Freigabe einer gesicherten Weiterreise in das Land, das ihnen zuflucht bieten will, in das proletarische Sowjetrußland.
Die Verhandlungen zwischen Deutschland und Desterreich
Die Wiener Allgemeine Beitung" berichtet, daß schon Anfang Juli der österreichische Gesandte in Berlin , Professor Dr. Sart mann im Auswärtigen Amt angefragt habe, ob einem zuffischen Gefangenentransport Bela Khun undanbere Mitglieder der ungarischen Räteregierung an geschlossen werben tönnten. Die beutsche Regierung antwortete, fie fönne dem aus Gründen der äußeren und inneren Politit nicht zustimmen. Einige Zeit darauf wurde auf die selbe Anfrage die gleiche Antwort erteilt. Trotzdem sei dann durch das offiziöse Korrespondenzbureau mitgeteilt worden, daß Bela Khun mit einem russischen Gefangenentransport durch Deutschland an die Ostsee und von dort nach Rußland befördert werden solle. Ein österreichischer Offizier, der den Transport begleitete, machte einen deutschen Offizier auf Bela Khun aufmerksam, dieser ver ständigte bas Auswärtige Amt in Berlin , das nun den Transport aufhalten ließ. Die Wiener Allgemeine Zeitung" teilt dann noch mit: Wie wir weiter hören, hat der österreichische Staatssekretär des Weußern in seinen Besprechungen mit dem deutschen Geschäftsträger erklärt, die österreichische Regierung tonne den Rüdtransport Bela Khuns auf öfter reichischen Boden nicht zulassen. Begründet hat Dr.
Renner diesen Entschluß mit zwei Argumenten: 1. baß Bela Khun
und Genossen feine Einreisebewilligung befäßen, 2. daß die öfterreichischen Eisenbahnarbeiter sich weigern würden, diesen Zug weiter zu befördern oder durchzulassen."
Inzwischen dauert der Meinungsaustausch zwischen ber beutschen und der österreichischen Regierung über eine Ber Rändigung in dieser Frage fort.
Die neue Polizei
Von einem Polizeifachmann wird uns geschrieben: Die Erklärungen, die Minister Severing über den Aufbau 910ber neuen Einheitspolizet gegeben hat, zeigen wieder einmal, daß theute noch genau wie unter eine bie alten Beamten an die Wand gedrückt und die Generalstabler mit ihrem mili. tätischen Anhang den Ton angeben sollen. Ebensowenig wie Roste und seine scheint auch Severing thren Sirenentönen zu widerstehen. Diese Generalstabler und Stabsoffiziere bauen wiederum ein verstedtes militärisches Polizei. gebilbe auf. Dringend notwendig als Organisator der neuen Bolizet wäre deshalb ein 3 olizeifachmann, nicht ein Ge heimrat, der noch vor drei Monaten Major war, bringend notwendig auch die Seranziehung aller polizeilichen Berufszweige mit Einschluß der Kriminalpolizei.
Am Plage für die jetzige Zeit ist eine Bolizei, ble fich zum großen Teil aus Familienvätern und reifen Männern zusammen ehen muß. unb beren Beamte Verständnis für das Wesen des Boltes haben, feine lokalen Eigenarten fennen unb benen schließ lich Urteilstraft mit genügender Ruhe und Besonnenheit zu Gebote steht. Dem alten erfahrenen Beamten ben Autover fehr am Botsdamer Platz oder einen Bosten als Schuhmann an ber Gde" zu überlassen und bei jeber unpaffenben Gelegenheit braufgängerische Jungmannschaften unter dem Befehl eines ehe maligen Militäts loszulafen, geugt von wenig Verständnis für Die heutigen Nöte ber Massen, heißt den Bau mit dem Dach be ginnen und auf das Fundament verzichten.
Drei kleine Stimmungsbilder
Won Franz Mahlte
Das Dachstubenfenfter
Ich machte unter recht profaischen Umständen die Bekanntschaft bes fleinen Dachstubenfensters. Eigentlich möchte ich es euch nicht fagen, wie es tam. Aber es hat ja zu allen Seiten arme Dichter in bunklen Borstadtstraßen gegeben. Darum will ich euch mit feinem Wort betrügen und euch bie reine Wahrheit erzählen.
Die Gewitter einer alten Belt waren im Abgrollen. Das graue Gespenst der Not ging grinsend durch die Gassen und klopfte an die Türen. Einmal bin ich mitgegangen. Es war in einer regen falten Nacht. Die Säufer lagen noch tief im Salaf. Ein paar hläfrige Gaslaternen gähnten in der toten Straßenzelle. Ich stand mit vielen andern vor ben Rolläden eines Kaufhauses.
Nicht eine einzige filberne Simmelstole fand ich in dem buntele tiefen Himmelsplan. Ich war ein trauriges Kind in diesen Stunden vor Tag und unter den Andern in der Reihe so einfam. Aus einem nahen Sause fiel ein mattgoldener Lichttegel in bie Rebelfrühe. In bem steil abfallenden Dache war ein Fenster auge aufgewacht. Ich konnte ganz deutlich den Sims barüber sehen. Er laß wie eine schwarze Braue ba.
Manchmal huschten schnelle Schatten über den Augenspiegel. Das war vielleicht die Seele, die in dem goldenen Schmelz flügelte. Denn warum soll auch aus einem Fensterauge nicht eine Geele lächeln fönnen! Es ist die jorgende Liebe starter Hände und Serzen, ble babinter wohnt. Bielleicht find gar ein paar zarte Menfchenblumen in ihrer Obhut. Es with wohl jo jein; mie fönnte jonft ein leines Dachstubenfenster so gludselig strahlen! Wenn heller Lag sein wird, dachte ich, dann werden bie tleinen blonden Engel aanz richtia au sehen sein in dem Fensterauge, weil fie ein bißchen Sonne trinten wollen.
I mochte den Andern in der Reihe nicht sagen, was mir das Dachstubenfenster erzählte.
Ich möchte eine Derche sein!
Es ist noch ganz frilh. Die Sonne ist eben aufgeftanden und agt durch das schwarze Baumgitter. Der Wind macht seinen Morgengang. Er geht zu den schlaftrunkenen Birken am Wege und tämmt ihnen das wirre Saar aus dem Gesicht.
Im Weiher schwimmen liebliche Rofen. Es sieht aus, als hätte die Nacht ein paar glühende Sterne hineinfallen lassen. In einem weißen Wollenboot fährt ein Engel burch ben Simmelozean und läßt die kleinen Lerchen an silbernen Bändern
Paris , 24. Juli. Nach einer Meldung des„ Echo de Paris" haben 400 Delegierte aus den verschiebensten Ländern, barunter aus der Türkei , JIndien, Korea , Kuba und Megilo an dem Kongres der britten Internatio nale teilgenommen. Nach der Eröffnungsrede von Lenin und Sinowieff legten die Zeilnehmer an den Gräbern der Opfer ber Revolution Kränze nieber.
Die georgische Sozialdemokratie an Karl Kautsky orgischen Sozialbemottatischen Bartei. Der Stone In Tiflis tagte Anjang d. M. der zweite Kongreß der Ge greß erwählte den Genossen Karl Kautsky zum Ehrenvors fizenden und entsandte ihm nachfolgendes Telegramm:
,, Mehr als zwei Jahre kämpft unser Kleines Land für seine Unabhängigkeit, die von den europäischen Großstaaten und auch von Sowjetrußland tatsächlich schon anerkannt Grundprinzipien verwirkitchen, für die die Internationale Soist. Rut im Rahmen dieser Unabhängigkeit tonnten wir die zialdemokratie stets gefämpft hat und noch weiter tämpft. In biefem Ringen entglitt unseren Sänden nie ble von Ihnen ge= Schmiebete margistische Waffe, die uns unsere Erfolge er leichterte und uns Hoffnung einflöst zu fünftigen Siegen. Die Georgische Sozialdemokratie fenbet Ihnen, threm geltebten Leh rer, ben allerherzlichsten Gruß. Sie wird treu bleiben der großen reiches Leben gewidmet haben." Lehre, beren Entwidlung und Bertiefung Sie Ihr ganzes jegens
Delegierte für die 2. Internationale.
3um Internationalen Sozialistentongreß in Genf , der am 31. Juli beginnt( 3welte Internationale), wird die rechts. Sozialistische Partei als ihre Bertretung senden: Sermann Müller, ben früheren Reichstanzler, Ofto Wels, Sermann Moltenbuht, Philipp Sheidemann, Dr. Johann Meerfeld Köln, Ed. Bernstein, Friedrich Stampfer , Otto Sue, ben jätschen Ministerpräsidenten Bud, Dr. Adolf Braun und Frau uchac
Schwarze und grüne Internationalen
Im Serbst soll im Saag eine Busammenfunft von fatholischen Polititern aller Länder stattfinden, um eine tatholische 3n ternationale zu bilden. Diese schwarze Internationale soll als„, wei" bezeichnet werden. Wahrscheinlich auf Grund der besonderen Freundschaft der Schwarzen für den weißen" Schreden. Bereits am 6. August wird in Passau eine Besprechung von deut schen, österreichischen, ungarischen, bulgarischen und rumänischen Bauernführern stattfinden, um die Gründung einer grünen" Bauerninternationale vorzubereiten. Die hervorragende Rolle, bie babei der Doktor Seim spielt, weist bereits jett barauf hin, daß die tommende grüne" Internationale in Wirklichkeit nur eine Filiale der schwarzen sein wird.
Die Annahme des türkischen Friedensvertrages
Amfterdam, 24. Juli.
Die Times" melben aus Ronstantinopel: An dem Kronrat, ber sich fir bie Unterzeichnung des Friedens aussprach, nahmen 50 Personen tell, barunter die Minister, awei religiöse Groß würdenträger und vier ältere Generale. Der Großwefir verlas eine Erklärung, worin es heißt, daß die Regierung befchloffen habe, den Friedensvertrag zu unterzeichnen, um schlimmeres zu verhüten. Berschiebene Anwesende ertiärten ebenfalls, daß, obe
wippen wie Feberbälle. Gr zieht sie immer höher, bis sie zuletzt unter feinen goldenen Flügeln firilleren.
Ich möchte eine Lerche sein und mich mit allen meinen Liebern von einem Engel einfangen laffen. Wie mollig muß es unter den Engelflügeln fein.
Segel au pusten. Manchmal würde ich den Kopf herausstecken Ich würde dem Wind gut zureden, tüchtig in die weißen und auf die Erbe niederguden, wie weit wir fon find.
Wenn die Sonne unjer fleines Wollenschiff in ben Tetten Feuern verlohen läßt, sind wir vielleicht über den filberschleier verhangenen Hainen ber Elfenfrauen. Dann schwebt der Engel in ben Himmel zurlick und hilft dem lleben Gott die Sterne an zünden, und ich tauche in das heilige Schweigen der Elfenkirche nieber, Ganz felfe fingen meine Lieber noch ein Ave" und bann schlafen wir ein in den mutterlichen Elfenarmen. Ach ja, ich möchte eine Lerche sein!
Die Normaluhr
Von ihrer umbrandeten Insel gibt sie ihre ehernen Gesetze wie eine greise Königin. Sie ist eine unerbittliche Despotin. Ihre vier runden Augen wachen Tag und Nacht. Sie haben ein weites Selfeld und beherrschen mit schweigender Strenge das auf- und
Wie lange sajon mag die Normaluhr auf ihrer steinernen Insel wohnen! Sie scheint um nichts älter geworden, feit ich sie zum ersten Mal fab, unb fie macht ihre Stunden genau wie ehebem, bie liebe alte Normaluhr.
Ein berühmter Brofeffor bottert jest an den silbernen Ewigkeits. uhren herum und hat sich irgend etwas ausgerechnet. Er gudt aber doch jedesmal in das. Normaluhrauge, wenn er mit seinen Rechenaufgaben und fliegenden Schößen vorbeifegt.
Die Normaluhr lächelt dem wunderlichen Professor nach. Manchmal tickt ihr das Herz so traurig. Wenn ein blinder Bettler sich an sie lehnt oder ein invalider Drehorgler neben ihr auf den falten Steinen sigt.
Sie weiß aber auch um heimliche Geschichten, die mit einem Beilchenstrauß anfangen oder so ähnlich und manchmal luftig sind oder auch traurig. und manche Geschichte fängt gar nicht an, und die verschmähten Veilchen sterben ganz einsam in einer warmen Sanb, und die getäuschte Sehnsucht fargt sich ein.
Sie sieht allerlei Geschichten von ihrer menschenumwogten Steine insel, bie greise Königin in dem verstaubten Erzgewand und ist bo bloß eine liebe alte Normaluhr.
Ein Vorschlag zur Lösung der irischen Frage Amsterdam , 24. Juli. Times" glaubt zu wissen, daß auf der Grundlage eines von Abg. Thomson im Unterhaus gemachten Vorschlages, den süd lichen Provinzen Jrlands Dominion- Homerule zuerfannt werden soll. Diese Provinzen werden frei darüber entscheiden dürfen, in welcher Weise fie regiert werden wollen, unter der Bedingung, dal fie ein integrierender Teil des britischen Boltes verbleiben und di Verteidigung der Provinzen gegen Angriffe von außerhalb her in ber Reichsregierung verbleibt. Ulster soll vor die gleiche Wahl ge stellt werden.
Die russische Friedensdelegation
Die russische Sandelsabordnung in Reval hat am Donnerstag eine Erklärung veröffentlicht, in der mitgeteilt wird, daß Ramenew und Miljutin nach Rußland zurückkehren, und Krassin sich zu Handelsverhandlungen nach Stockholm begibt Die Abreise der Delegation sei auf den Umstand zurückzuführen, baß die britische Regierung im legten Augenblic es zu einer Be bingung für die Einreise ber Abordnung in London machte, daß bie Sowjetregierung in den Waffenstillstand mit Polen einwilligen fotte.
Die Zukunft des russischen
Außenhandels
T.U. Riga , 24. Jufi. Joffe der Borgende der zuffischen Friedensdelegation äußerte gegenüber einem Vertreter des lettischen Telegraphenbureaus, daß der Transithandel in den baltischen Ländern in den ersten zehn Jahren nach Friebensschluß recht befcheiben sein werbe, Die Kauf traft Rußlands fei nur unbedeutend und es müsse fich daher au bie allernotwendigsten Waren beschränken. Der Handel werde auf Petersburg und bas Shwarze Meer beschränkt bleiben.
Nach einer Stefani- Meldung aus Balona haben während der Nacht die Aufständischen auf ihrer ganzen Front anges griffen und an mehreren Stellen den Drahtverhau burchbrechen tönnen. Mit Hilfe der Marineartillerie gelang es den italieni schen Truppen, nach langen Kämpfen, ihre alten Linien wieder herzustellen und den Insurgenten schwere Berluste zuzufügen.
Webernahme ber Schuffaften auf den fächsischen Staat. Finans minister Dr. Reinhold erflärte in der fächsischen Boltstammer, daß der Staat ble persönlichen Schullasten, unter denen die Ge meinben fast zusammenbrechen, ihnen wahrscheinlich abnehme, ebenso die Armen und Polizeilasten.
Eine heifliche Schulgefegvorlage. Dem hessischen Landtag ist eine Regierungsvorlage zugegangen, bie die Erteilung des religiösen Unterrichts der Willenserklärung der Lehrer, bie Teilnahme an diesem Untericht den Erziehungsberechtigten der Kinder überträgt, die Berpflichtung der Lehrer zur Ausübung des Organistendienstes aufhebt, ble Wahl der Lehrer zu Mitgliedern der Partei- Schul tommiffionen und die Ernennung der Boltsschullehrer zu Bor fitzenden des Schulvorstandes gestattet.
Die Metallarbeiter in Bilbao ( Spanien ) sind ausständig. Die Arbeit ruht auf allen Sochöfen, Schiffswerften und allen wichtigen Industriebetrieben. 25 600 Arbeiter sind zum Feiern gezwungen
Ein Besucher der unglüdlichen im Kriege so pielgenannten Stadt schildert seine Eindrücke in der Neuen Zürcher Zeitung ": Bon 14 000 Häusern, die die Stadt Reims zählte, fanden die Be wohner nach ihrer Rüdtehr im Oftober 1918 nur 80 verschont! Alle übrigen waren von Granaten durchwühlt, vom Feuer vers zehrt, vom Regen verwittert; bie Straßenzüge eingeäichert, ganze Quartiere dem Erdboden gleichgemacht, fämtliche öffentlichen Ges einem Bauplatz auf Abbruch als einem solchen zum Neubau! Die bäube in Schutthaufen verwandelt. Die Stadt gleicht vielmehr Hauptarbeit in den anderthalb Jahren felt Striegsende bilbete bie Wegräumung des Schuttes und die Freilegung der Straßen, wofür bie zurückbehaltenen Striegsgefangenen nicht ausreichten. Die Ausbefferung der bewohnbaren Säufer nimmt heute noch die gefamte Bautätigkeit in Anspruch; wir zählten tein halbes Dugend Neubauten, bie über die Fundamente Hinaus fortgeschritten waren. Die zurückgekehrten Bewohner behelfen sich mit Holz bauten, transportierbaren Pavillons, militärischen Baraden, die für den Sommer recht sein mögen, beim Rahen bes Winters stellt fich ihnen das Problem der Unterkunft wieder in seiner ganzen Grausamkeit. Biele wohnen wie während der Belagerungsjahre in den Kellern, an denen eine Weinstadt wie Reims feinen Mangel hat, aber um welchen Preis ihrer Gesundheit! Relms lag während des ganzen Krieges auf der Schlachtlinie; die nach dem Rückzug an die Aisne und Wesle von den Deutschen angelegte Verteidigungsstellung reichte an die nördlichen und westlichen Fau bourgs der Stadt und war eine der stärksten der ganzen Front. Die franzöfifchen Offensiven von 1914 und 1917, bie deutsche Offen five von 1918 hatten die unmittelbare Umgebung von Reims aut Schauplah, die ein einziges Schlacht und Trümmerfeld ist. Den Besig der Stadt selbst konnten die Deutschen nach dem furzen Ers Icheinen im September 1914 nicht behaupten, wohl aber hielten Sie fie unter ihren Kanonen. Das Bombardement brohte unaufhörs lich und zu gewissen Zeiten wütete es einer Furie gleich. In der Nacht vom 21. auf den 22. Februar 1915 fielen mehr als 1500 Ges Schoffe und Brandgranaten, am 29. April und 20. Juli zählte man je 500 Treffer, im April 1916 1200 an einem Tage, am 26. und 27. Oftober desselben Jahres 1600, am 1. April 1917 wurden 2800 Fallorte festgestellt, in der Karwoche 7500. Die Beschießung, die es ursprünglich auf den Stadtteil abgesehen, in dem der Stab des General Franchet d'Esperen Quartier bezogen hatte, behnte fi Dom November 1914 auf sämtliche Quartiere aus. Der Gebrauch der Brandgranaten, denen bereits 1917 die schönsten Straßenzüge zum Opfer gefallen waren, verallgemeinerte ich im April 1918 zu einem förmlichen Schwefelregen, dem die letzten paar hundert Be wohner weichen mußten. Nur die Sapeus- Bompieurs, verstärkt durch eine Abteilung Barijer Feuerwehr, blieben in dem Gomorra
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