dieser Gelegenheit meldete Stromfeld, daß das 1., 4. und| 6. Armeekorps in jedem Moment bereit sei, die nationalen Farben zu hissen und daß 80 Prozent der Arbeiter schon nationalistisch gesinnt sind und einen Saß gegen die Bolts­tommissäre hegen. Stromfeld selbst schwankte zwischen seiner nationalistisch- militärischen Gesinnung und seiner sozialisti­schen Ueberzeugung hin und her und er erklärte, daß er es nie zugelassen hätte, daß die Armee gegen Nationalange­hörige, also Gegenrevolutionäre, verwendet werden sollte. Es marschierte eine ganze Reihe von Offi­zieren auf, die in der Roten Armee gedient und sehr wichtige Posten innehatten und be zeugten, daß die Rote Armee, was die Offi­ziere betrifft, ein Organ der Gegenrevolu= tion war, nur darauf bedacht, die Herrschaft ber Sowjets zu stürzen wenn der geeignete Moment dazu gekommen sein wird.

Sogar der in der sozialistischen Verkleidung wirksame nationale Gedanke, der starte militaristische Geist, der in der Dittatur herrschte, die Aussicht, eine Möglichkeit zu finden, in die militärische Laufbahn wiederzukehren, und so ihre Existenz zu sichern, vermochte die Offiziere nicht für die Sow­jetherrschaft zu gewinnen, mit ein Beweis mehr, wie schmal die soziale Schicht war, auf welche sich die Diktatur des Pro­letariats in Ungarn stützte, und daß bei den Offizieren die ideologischen und politischen Momente stärker wirften, als ihre wirtschaftlichen Interessen, die während der Sowjetherr schaft mit allen Mitteln befriedigt wurden. Die erste Revo­lution war in ihrem Wesen pazifistisch, die Sowjetherrschaft triegerisch; in der ersten Revolution find die Offiziere vers jagt, brotlos gemacht worden, hatten keine andere Aussicht, als auf der Straße Schuhe zu pugen und Zeitungen zu ver faufen; die zweite este fie in ihre Würde ein, gab ihnen eine gesicherte und gehobene Existenz, aber sie waren trotz alledem ihre unversöhnlichen Gegner und trugen sehr viel zu ihrem Sturze bei, was eine der wichtigsten und beherzigungswerten Lehren dieses Prozesses ist.

Der Pinkerton- Schwindel

Hugo Stinnes als Auftraggeber

Die Urheber des Schwindels, daß zwischen der U. S. P. D. und dem Abgesandten der Sowjetregierung, Herrn Joffe, in Memel ein Abkommen zur Ausrufung der Räterepublit in Deutschland getroffen worden sei, sind entbedt. Wir haben gleich, als die Meldung der Magdeburger Zeitung" auftauchte, die Deutsche Wirtschaftshilfe" als die Quelle dieser faustdiden Lügennachricht bezeichnet. Die Nachforschungen, die in Magdeburg angestellt worden sind, haben die Richtigkeit unserer Be­hauptung ergeben. Die Deutsche Wirtschaftshilfe" hat aber nicht nur diesen einen Schwindel auf dem Gewissen, sondern von ihr gingen und gehen alle Nachrichten aus, die von der bürgerlichen Presse über die Bildung von Roten Armeen", bevorstehenden Auf­ständen, Terrorabsichten der Arbeiterklasse in die Welt gesetzt wer ben. Die Wirtschaftshilfe" ist ein Millionenunter­nehmen, das seine Gelder von der Schwerindustrie, dem Han­bel und den Großbanten bezieht. Sie ist aus der berüchtigten Bereinigung zur Bekämpfung des Bolichemismus hervorgegangen, jener gegenrevolutionären Organisation, die in ben ersten Mona­ten nach dem Umsturz die Städte mit blutrünstigen Bil. bern verschandelte, ihre Häscher auf Karl Liebknecht unb Rosa Luxemburg hekte, und für die Ermordung der Arbeiters führer hohe Belohnungen aussette. Auch die Bekanntmachung, die im Januar 1919 an den Berliner Platatsäulen erschien und für den Kopf Radets 20 000 Mart auslobte, war ihr Wert, wie überhaupt alle Scheußlichkeiten, die während der Revolution ver übt wurden, auf die geistigen Einflüsse dieser Mörberliga zu rückzuführen find.

Als die Tätigkeit dieser Gesellschaft in der Oeffentlichkeit zu Start anrüchig wurde, legte sie sich den Namen Deutsche Wirt schaftshilfe" bei, trat fortan in der Deffentlichkeit nicht mehr her Dor, sondern verlegte sich nur noch auf die unterirdische Arbeit. Die Wirtschaftshilfe wurde die Geheimorganisation ber Rechtsparteien. Sie stellte ein großes Heer von Spigeln an, der Stab wurde gebildet von früheren Nachrichtenoffizieren, einer der Hauptmacher wurde aber das ehemalige Bollzugsrats mitglied Gerhardt, der unter dem Namen Dr. Gärtner auf­tritt und unter diesem Decknamen im Frühjahr 1919 verschiebene ungesehliche Verhaftungen vornahm, mit der flaren Absicht, bic

Ein Mächen

Bon Josef Lengyel

Es war einmal, oder wird einmal sein: ein herrlich schönes Land. Dieses Land war so groß, daß es die ganze Erde umfaßte. Es gab teine feindlichen Länder und feine friegerklärenden Herrscher, die ganze Welt war ein Land, und die Menschen lebten miteinander, wie gute Geschwister zu leben haben, die nicht heidisch sind, sondern gerne alles mit den anderen teilen und jeden freudig in seiner Arbeit unterstügen.

In diesem herrlichen Land gab es überall Gärten und glas wandige Säufer, und wenn sich jemand freuen wollte, brauchte er blog in eines der glaswandigen Häuser zu bliden, und wenn er jah, wie gut und glüdlich dort die Menschen leben, wurde es thm ganz froh ums Herz.

Und diese Menschen waren sehr start und mächtig. Es war hicht mehr notwendig, daß fie einander befehlen. Man brauchte auch weder Könige, noch Befehlshaber, noch andere Führer. Jeber wußte, was er zu tun habe. Die Menschen lebten in gemein amem Verständnis, bauten herrliche Gebäude errichteten Bib liotheten, erdachten prächtige und nützliche Maschinen; lebten hön und gut. Und ihre Macht war größer, denn die der Könige. Denn welcher König tann heute von dem einen Ende ber Erde zum anderen fliegen, um dort seinen Bekannten zu begegnen, und in furzer Zeit wieder daheim sein? In dieser Welt war dies jedem möglich, denn da hatte jeder ein gutes Flugzeug, das er, wenn es ihm beliebte, benügen tonnte. Und außerdem, welcher König oder Heerführer hat heute die Macht, bem Wetter, dem Regen und den Winden zu gebieten. Eine folche wirklich große Macht besitzt heute niemand. In biesem Land jedoch hatten die Gelehrten allmählich jeden Grund und jede Ursache der Witterung ertannt, allmählich vermochten fie im Voraus zu sagen, was für Wetter es geben werde, außer­bem erfanden sie auch, was man tun müsse, damit solches Wetter sei, wie sie wünschen. Als sie so weit gefommen waren, traten fie zufammen, berieten, was für Wetter das günstigste wäre und handelten danach. Und in den Kalendern standen nicht mehr solche Dummheiten, wie heute. Wenn jemand einen Ausflug machte, fonnte er ganz bestimmt im Voraus wissen, ob er naz werden wird, oder nicht: er mußte sich bloß den Kalender an Schauen.

Unter diesen, die Zeit und die Sterne erforschenden Männern gab es einen, namens Sternefund. Dieser besaß in einem schönen Garten ein glaswändiges Haus, wo er zu schlafen und zu lesen pflegte. Wenn er fich des Morgens von einem Lager erhob, babete er in dem fristallreinen Wasser der Marmorbaffins und hwamm um die Wette mit seinen jungen und alten Gefährten, Dann gingen sie zusammen mittagessen, nachher arbeitete er frisch in dem gemeinsamen Gemüsegarten, Abends erforschte er die Sterne un trug seine Wahrnehmungen jeden Tag in ein großes Buch ein: so vermehrte er den höchsten gemeinsamen Schaz der Menschen, die Wissenschaft, der alles Gute entsprang.

Gines Aboubs, als er in sein Buch befonders nigliche und Interessante Aufzeichnungen geschrieben hatte, fehte fich der madere

Berhafteten zu ermorden.( Ledebour, Richard Müller.) Die Verhafteten zu ermorden.( Ledebour, Richard Müller.) Die| Organisation ist vor allem in Bayern sehr start ausgebaut. Sie hat im ganzen Reiche Zweigstellen, schidt ihre Agenten auch als schlichte Arbeiter in die Betriebe, die dort hetzen, putschen, provo­zieren müssen, damit die Deffentlichkeit durch beunruhigende Nach­richten dauernd in Spannung gehalten wird. Die Betriebsputsche­reien werden von einer Nebenstelle der Wirtschaftshilfe", die sich Pinkerton- Gesellschaft nennt, großzügig betrieben.

Die Deutsche Wirtschaftshilfe" hat auch an dem Kapp­Butsch tätigen Anteil gehabt. Sie hat durch Telegramme aus dem Reich die Lüttwisverbrecher auf dem Laufenden ge halten, sie arbeitet heute noch mit den militärischen Nachrichten­halten, sie arbeitet heute noch mit den militärischen Nachrichten­ftellen zusammen, ihre Hauptaufgabe ist es vor allem, dem Aus­land die Notwendigkeit einer starten Wehrmacht zu suggerieren. Stinnes, der Hauptgeldgeber, rechnet vor allem mit folgendem: Die unwahren Nachrichten sollen im Auslande den Eindruck her­vorrufen, als ginge in Deutschland alles drunter und drüber. Die ausländischen Kapitalisten sollen, durch Schrecnach­richten aus der Verfassung gebracht, auf ihre Regierungen ein­wirken, daß in Deutschland eine rechtsgerichtete Regierung zu­stande tommt. Eine Allianz der europäischen Kapitalisten soll dann die Ausbeutung des deutschen Boltes so betreiben, daß auch Herr Stinnes und seine Bundesgenossen auf ihre Kosten tommen.

wärtigen Niveau nicht vermutet hätten. Nein, es ist eine n gelegenheit der Arbeitertlaffe, wenn ein fich fozial­bemokratisch nennender Abgeordneter gegen die Sozialisierung ftimmt. Und diese Handlung fällt zurid auf seine Bar tei, die ihn für wert hielt, einen wichtigen Posten im Ministerium zu befleiden.

Der Fall Herzog

Wir erhalten aus Moskau eine Zuschrift von Wilhelm Herzog , die sich gegen einige in der Freiheit" vom 28. Juni aufgestellte Behauptungen richtet. Herzog betont darin, daß er mit seiner Reise nach Rußland dem Wunsche einiger russischer Genossen und feinem eigenen Willen gefolgt sei, um die wirtschaftlichen, politi schen und tulturellen Verhältnisse Sowjetrußlands fennen zu ler­nen. Die von uns wiedergegebene Mitteilung der Frankfurter 3eitung", daß er sich als Vertreter des linten Flügels der U. S. P. bezeichnet habe, sei unwahr. An der Sigung des Exekutivkomitees der dritten Internationale habe er auf Einladung des Vorsitzenden Sinoviews und seines Sekretärs, Radet, teilgenommen. Ferner erklärt Herzog, ihm sei unbekannt gewesen, daß das Zentraltomis tee , irgendeine derartige Aufforderung, ihn von der Reichstags­fandidatenliste zu streichen, an die Hamburger Organisation ge= richtet habe Bis zum letzten Tage feines Hamburger Aufenthalts sei dort tein Brief des Zentralfomitees eingetroffen. Er sei auch den unangenehmen Auseinandersehungen nicht aus dem Wege ge gangen, sondern habe sie zum wiederholten Male schriftlich und mündlich immer wieder gefordert.

Wir haben es also mit einer regelrechten politischen Ver= brecher bande zu tun, die unter dem wohlwollenden Schutz der Regierung ihr Dasein fristet. In Magdeburg ist bei den Banditen auf Grund der Schwindelnachrichten eine aussuchung vor­genommen worden. Die Hauptgeschäftsstelle in Berlin bleibt un­behelligt, obwohl wir schon seit Wochen auf die Gefährlichkeit dieses Sumpfes hingewiesen haben, aus dem alle Giftgase entsteigen, die das politische Leben Deutschlands verpesten. Der Staatskommissar Weißmann hat die Hallunten aus der Oranienburger Str. 67 nicht ungern. Sie haben ihm, seinem Vorgänger und darüber hinstellungen überlassen. aus auch den Ministern Heine, Hirsch und Noste schon viel

wertvolles Material" geliefert, daß es als Staatsverbrechen er­scheinen könnte, dieses Verbrechernest auszuheben.

Die Truppentransporte

Bu den zahlreichen, die Bevölkerung beunruhigenden Gerüchten über die Beförderung von Truppen und Kampf­material der Entente auf deutschen Eisen bahnen, die im Kriege Polens gegen Sowjetrußland verwandt werden sollen, erfährt WTB. von zuständiger Seite folgendes:

Daß Herzog von dem Brief des Zentralfomitees nicht unterrich tet war, ändert nichts an der Tatsache, daß er wirtlich ges [ chrieben und abgesandt worden ist. Im übrigen haben wir zu den Bemerkungen Herzogs zu erklären, daß die von dem Zentralfomitee eingesetzte Kommission ihre Untersuchungen längst erledigt hätte, wenn seine Abreise das nicht unmöglich gemacht hätte. Da sie die Anschuldigungen gegen ihn sofort nach seiner Rückkehr erledigen will, dürfte man ihr wohl weitere Fest=

Der Kongreß der 2. Internationale

Nach einer Meldung des Berliner Tageblatts" aus Genf wirb der Kongreß der 2. Internationale, der am Sonnabend beginnt, wahrscheinlich vom belgischen Justizminister Bandervelde ge leitet werden, da Branting, dem diese Aufgabe zuftel, sich wegen Krankheit entschuldigen ließ. Ganz international wird die Ber sammlung nicht sein, denn Italien und auch Frankreich sind nicht vertreten. Aus Frankreich tommen allerdings einige Abgeordnete, an deren Spize Auriol steht, aber das find jene Dissidenten, die bei der letzten Wahl von der Partei aus­geschlossen und nur mit Hilfe der bürgerlichen Stimmen in die Kammer gewählt worden sind. Die" Humanitee" schweigt den erfährt man, daß die Herren Auriol und Genossen in Genf die Frage nach der Verantwortlichkeit am Kriege stellen und ein beut­sches Schuldbekenntnis fordern werden. Die wichtigsten Gegen stände der Beratung dürften die Einheit der Partei und die Ab­sage an den russischen Dittaturgedanken sein. Wie Huysmans ver ficherte, find fast alle zufammenkommenden 200 Delegierten anti­bolshewistisch gesinnt.

,, Es gehen regelmäßig Nachschübe und Abschübe zu und von den in den Abstimmungsgebieten Ostpreußens , Westpreußens und Oberschlesiens stationierten Besatzungstruppen. Diese Transporte laufen von Bischofsheim nach Sagan über die Strede Frankfurt- Kongreß bis jetzt vollkommen tot, aber aus bürgerlichen Blättern Süd- Hanau- Ost- Flieden- Blankenheim- Gerstungen- Erfurt­

Weißenfels- Leutsch- Taucha- Eilenburg- Faltenberg- Kottbus Sagan und zwar in der Weise, daß an die regelmäßigen am Sonn­tag, Dienstag, Donnerstag und Sonnabend verkehrenden Züge sowie an die Montag, Mittwoch und Freitag verkehrenden Kurierzüge einige Wagen mit Mannschaften und Material, dar­unter auch für die Schießübungen der Truppen erforderliche Muni­tion angehängt werden. Die Transporte gehen von Sagan weiter nach Oppeln für Oberschlesien über die Stationen Liegnig- Maltsch Mochbern- Brodau- Carlsmartt, während von den am Sonntag und Donnerstag verkehrenden Zügen eine Wagengruppe für West­und Ostpreußen nach Deutsch- Eylau abgezweigt wird. Entspre chend verkehren regelmäßig Rüdzüge über dieselben Strecken. Diese Transporte dienen lediglich dem Zweck, die Besagungstrup­pen abzulösen und mit Material zu versehen und werden darauf­hin von den zuständigen deutschen Stellen regelmäßig fontrolliert." Trotz dieser beruhigenden Meldung muß die Arbeiterschaft ein wachsames Auge auf die Truppentransporte richten. Unter der Maste, Nachschübe für die Besatzungstruppen vor­zunehmen, tönnen sehr leicht polnische Hilfstruppen befördert werden. Deshalb ist verschärfte Aufmerksamkeit am Playe.

Die persönliche Angelegenheit

Wir haben darauf aufmerksam gemacht, daß Herr Schlide bei der Abstimmung im Reichstag über unseren die Sozialisierung des Kohlenbergbaues fordernden Antrag seine Ablehnung durch Sizenbleiben zum Ausdrud gebracht hat. Dem Vorwärts" gefällt das nicht. Stillschweigen darüber wäre ihm sym pathischer gewesen. Er bellt uns an und findet, daß wir nur un= ferm Agitationsbedürfnis Rechnung tragen wollten. Im übrigen handele es fich um eine Angelegenheit persönlicher Art".

Wenn das Blatt damit sagen will, die Abstimmung des Herrn Schlide sei seine persönliche Angelegenheit, jo tönnen wir denn doch unser Erstaunen über eine so lage Auffassung nicht verhehlen, die wir selbst bei den Rechtssozialisten auf ihrem gegen­

Sternefund unterwegs, da er heimstrebte, auf eine Bant und dachte über sein glüdliches Leben nach.

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" Ich bin ein besonders glücklicher Mensch" bachte er benn ich diene der ganzen Menschheit gar trefflich mit meiner Wissenschaft. Und mein Leben ist so schön. Denn es ist ja ein prachtvoller Genuß, im Garten zu arbeiten. Das eine ist eine größere Freude als das andere. Aber ist es denn richtig, daß mir die Arbeit gar nicht schwer fällt, und ich an ihr Genuß finde? Tut nichtsfreilich tut es nichts, ist aber auch jedes Menschen Arbeit so genußreich?" Es fiel ihm sein Freund und Schul­Es fiel ihm sein Freund und Schul­tamerab Reinetund ein, der in einem Amt Bücher führte und außerdem Kanäle säuberte.

Das Kanalreinigen wurde zwar von Maschinen besorgt, war aber trotzdem im Vergleich zu den übrigen sehr schönen und sehr reinen Arbeiten eine mit Schmug verbundene Beschäftigung, und manchmal, wenn es hier und dort etwas auszubessern gab, roch es auch übel.

Weshalb muß Reinetund auch den Kanal noch säubern" dachte Sternekund ,, da ihm nicht einmal vergönnt ist, an ber Bereicherung der Wissenschaften Freude zu finden?" Und so ging er denn zu Reinetund und sprach also zu ihm: Lieber Bruder und Schultamerad! Jebe meiner Beschäftigungen ist genußreicher, denn die deinen und deshalb bitte ich dich, tausche mit mir. Arbeite du im Garten und gestatte, daß ich den Kanal reinige. Du machst mir damit eine Freude."

Der internationale Bergarbeiterkongreß Am Montag beginnt ebenfalls in Genf der vermutlich wesent lich wichtigere internationale Kohlenbergarbeitertongreß seine Sigungen. Es haben sich bisher angemeldet 70 Englander, 35 Deutsche , 25 Franzosen, 15 Belgier, 1 Defter­reicher, 1 Ungar. Ob die Amerikaner tommen, weiß man noch nicht. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Don den Engländern vorgeschlagene Nationalisierung der Bergwerte in allen Staaten und die zwei deutschen Vorschläge, nämlich internationale Verteilung der Kohlen n und Einführung des Sechstundentages. Dieses 12 lettere Thema erweckt, nach dem B. T.", in der französischen Presse ein gewisses Mißtrauen. Man beginne zu fürchten, daß auf dem Genfer Kongres eine Sabotage der Beschlüsse von Spaa ver Sucht werden fönnte.

Die heutige Sigung des Reichstages

Die heutige Sihung des Reichstages begann bereits um 11 Uhr vormittags. vormittags. Als erster Punkt der Tagesordnung werden fajt 50 kleine Anfragen erledigt, darunter auch einige Anfragen der Kommunisten und der Unabhängigen, die aber am Schlusse der Redaktion unseres Blattes noch nicht verhandelt worden sind. Die Beantwortung der Anfragen geschieht unter ziemlicher Teilnahmslosigkeit des schwach besetzten Hauses, ohne daß es zu irgendwelchen weiteren Erörterungen darüber tommt. Der wichtigste Gegenstand der heutigen Tagesordnung ist die dritte Lesung des Gesetzes über Aufhebung der Mili­tärgerichtsbarkeit und die Borlage über die Berlängerung der Gültigkeitsdauer des Kohlensteuergeseges.

bes waderen Sternekund nach etlicher Zeit auch hierher gedrungen war, brachen die Gelehrten dieser Städte auf, pilgerten zu den Kanalräumern und schwere Arbeit verrichtenden Menschenbrüdern, denn sie sahen mit ihrem flugen Verstand ein, welch eine große Selbstaufopferung es ist, wenn wir unseren Menschenbrüdern burch Demütige schwere Arbeit dienen. Und die Gesetzgeber und Ge lehrten tamen in Sternefunds Stadt gepilgert und verneigten sich vor den hier lebenden Menschen. Und auch die Kinder ehrten ste und lernten zweierlei Berufe, auf das es für niemanden ein schweres Opfer sei, womit er seinen Menschenbrüdern dient.

Und so lebten die Menschen glüdlich weiter, dachten darüber nach, zerbrachen sich darüber den Kopf, wie man das Leben der Menschen schöner und wahrer gestalten könnte.

Gorki über den Krieg mit Polen

Beim Geleit der Kommunifter sur Front hielt Mazim Gockt am L. Mai folgende Ansprache: Genossen, über eure Köpfe hinweg möchte ich den ehrenhaften polnischen Bürgern, wenn es dort solche noch gibt, einige Worte sagen, die bis an ihre Ohren dringen sollen.

In der Vergangenheit haben die polnischen Gutsherren mit den russischen Baren einen langen Kampf geführt um die Erwer bung weiterer Ländereien und weiterer Stlavenarbeitskraft. Im Verlauf dieses Kampfes ist es vorgekommen, daß die Polen im Kreml oder die Russen in Warschau einzogen. Der Kampf endete mit dem Sieg der russischen 3aren. Dreimal ist das polnisches Reich vom wutentbrannnten russischen Selbstherrschertum in Stüde

Du sagit, ich mache dir damit eine Freude" antwortete Reinetund ,, und so willige ich denn ein. Ich kenne dich und weiß, daß dir der bemütigste Dienst deinen Menschenbrüdern gegenüber beglüdt, deshalb leifte ich deiner Bitte Folge Es ist schön von dir, daß du mir helfen wolltest, ich bin glüdlich darüber. Obschon ich auch bisher zufrieden war, denn ich wußte ja, bagerissen worden. Aus dieser Zeit des erbitterten Kampfes ist meine Arbeit ein Teil der gemeinsamen Arbeit der Menschheit sei." Und sie sprachen darüber auch nicht mehr, Reinetund ward der Gärtner und Sternetund der Kanalräumer. Sternekund war noch glüdlicher als bisher, denn er tonnte der Menschheit noch Demütiger dienen. Doch wurde die Sache in der großen Garten­stadt bekannt, denn Reinetund, der einstige Kanalräumer erzählte

ste den Leuten.

Die Menschen waren glücklich darüber daß sie über einem der ersten Gelehrten der Stadt abermals die Kunde einer neuen Schönen Tat vernahmen. Und die Kinder warteten auf ihn, wenn er von der Arbeit heimtam, und wuschen im Wasser der Marmor­baffins seine Hände rein. Er aber stattete den Kindern durch das Erzählen schöner lehrreicher Geschichten seinen Dant ab.

So lebte Sternekund glücklich, seine zwei Berufe ausübend: das Kanalräumen und die Aftronomie.

Denn in diesem glücklichen Lande hatte jeder zwei Beschäftigun gen. Bei der einen biente er seinen Menschenbrüdern durch die törperliche Kraft, bei der anderen durch den Berstand, und nützte berart der Welt mit jeder guten Kraft.

Doch waren in dem großen Land noch Städte, wo es noch ge­sondert Gelehrte und gesondert Arbeiter gab. Go viel war dort noch non jener aften, alten Welt südgeblieben, wo es noch Reiche und Arme gegeben hatte. s ble Stunde von der Lat

sowohl bei uns Russen als auch bei den Polen etwas im Herzen zurückgeblieben, das dem jetzigen Krieg einen besonders grau­Samen und unversöhnlichen Charakter zu verleihen droht.

So standen die Dinge früher. Jetzt ist die Lage anders. Jekt besitzt der Arbeiter und der Bauer die Macht. Sowjetrußland übernimmt feinerlei Verantwortung für die Sünden des Selbsts herrschertums. Aber die Macht der Vergangenheit ist groß und die Nachwehen der alten Zeit wurzeln noch tief in der Volksseele. Und dies kann dem Kriege einen nationalen Charakter verleihen, der alle Klassen zu einigen vermag, trotz aller Verschiedenheit ihrer Interessen.

Nun möchte ich euch, Genossen, einige Morte über den von euch geführten Kampf fagen. Schlag auf Schlag hagelt auf eure Köpfe hernieder.. Und weshalb? Nur weil thr das Leben auf neuen Grundlagen umfchaffen wollt. Unter einem Teil der Gesellschaft herrscht die Meinung, daß ihr in eurem Aufbauen Fehler begeht, in eurem Kampfe zuweilen vielleicht unnötige Grausamkeiten ge schehen laßt. Aber nicht wegen eurer Fehler und Grausamkeiten werdet ihr gehaßt. Grausamkeiten hat es auch früher gegeben und sogar in überreichem Maße. Gehaßt werdet ihr nur dese

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