Sie waren ebenso Gflaven des Kapitalismus wie die deutsche und die österreichische Regierung, und wenn ihre unmittelbare Schuld am Ausbruch des Krieges geringer sein mag, als die deutsche , so vertörperten fie doch alle ohne Unterschied basselbe System.
Und dieses System und diese Wirtschafts. und Staatsordnung gilt es zu vernichten, wenn die Beteuerungen, es dürfte nie wieder zu einem Kriege tommen, nicht eine leere Deflamation bleiben sollen. Roch fiehen Kapitalismus und Militarismus aufrecht, no tober Kriege, die sie entfesselt haben, und die Saat neuer blutiger Konflifte ist allenthalben ausgestreut. Gegen die russische Gegen die russische sozialistische Republik hat der Ententeimperialismus feine Waffen gekehrt. In Asien beschwört die Herrsch- und Beute gier Englands und Frankreichs neue Gefahren herauf. Amerika und Japan stehen einander bis an die Zähne ge= rüftet gegenüber und in Deutschland harrt man der Zukunft, in der sich die Möglichkeit bieten soll, die erlittene Schatte auszuwegen und sucht den alten Geist einstweilen durch den Rampf wider den inneren Feinb", das vorwärtsdrängende Proletariat wach zu halten.
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Der Weltkrieg, der am 1. August 1914 begann, ist beendet, aber die Jdee des Weltfrieges lebt. Sie fann nur vernichtet werden durch die Weltrevolution. Auf die große Zeit ber Bourgeoisie muß die große Zeit der Arbeiterschaft folgen. Erst ihr Sieg wird die Freiheit so auch den Frieden der Völker verbürgen.
૩, થવ ૧૫
Truppentransporte
Herr Gröner macht Ausflüchte
Uns wird geschrieben: Von den Eisenbahnern ist zur Ber hinderung der Truppentransporte nach Polen eine Kommis sion von 4 Mann eingesetzt worden. Die Notwendigkeit dazu ergab sich, weil der am 6. Juli gewählte Sauptbetriebsrat für das gesamte Eisenbahnwesen immer noch nicht in Funktion getreten ist, was zum großen Teil durch den Hauptvorstand bes deutschen Eisenbahnerverbandes verhindert worden ist.
Am 29. Juli hat die gewählte Kommission im Reichstag mit ben dem Reichstag angehörenden Mitgliedern des HauptvorStandes der Eisenbahner Brunner( S. P. D.), Kozur( S. 3. D.) und Breunig( U. S. 3.) verhandelt. Der Kommission fam es darauf an, einen Weg zu finden, um eine genaue Kontrolle der Transporte herbeizuführen ohne burch planloses Anhalten ber Eisenbahnzüge den Transport von Lebensmitteln und Gütern un nötig zu erschweren. Die Vertreter des Sauptvorstandes fonnten aber der Kommission feine Vorschläge machen und schieten sie zum Hauptbureau des Eisenbahnerverbandes.
Die Kommission hat dann am 30. Juli in Gemeinschaft mit einem Sekretär des Eisenbahnerverbandes mit dem Reichsverfehrsminister Gröner verhandelt. Dieser berief fich darauf, daß das Verkehrsministerium teine Berantwortung für bie Truppen transporte übernehmen fönne, weil dafür das Auswärtige Amt und das Reichswehrministerium zuständig fei. Gleichzeitig teilte er aber mit, daß das Auswärtige Amt ebenfalls nicht in der Lage sei, die Truppentransporte zu hindern, weil diese Transporte auf Berpflichtungen beruhen, bie auf Grund des Versailler Friedens- Bertrages dem Reiche auferlegt worden find. So feien vereinbart worden Transportzüge für die tschechisch- flowatischen Truppen, die in Si birien unter der Führung von Koltschal gegen Sowjetrußland ge fämpft haben, und die über Amerita nach Cughaven und von hier durch Deutschland nach der Tschecho- Slowakei transportiert werden sollten.
Abenteuerpolitik in Ostpreußen
Die deutsche Regierung hatte vor einigen Tagen an die Alliierten eine Note gerichtet, in der sie den Wunsch aussprach, zur angeblichen Wahrung der Neutralität an der Ostgrenze die Abstimmungsgebiete Allenstein und Marienwerder militärisch zu besetzen. Auf diese Note ist bisher noch keine Antwort eingegangen; die deutsche Regierung ist daher in Paris erneut vorstellig geworden und hat darum gebeten, die Antwort zu beschleunigen. Dieser Stellungnahme gegenüber betonen wir noch einmal, daß in Ostpreußen absolut feine Gefahr vorliegt, selbst die monarchistische Bresse, die es an Bolichemistenheze doch gewiß nicht fehlen läßt, muß anerkennen, daß die Neutralität von den roten Truppen abfolut respektiert wird. Ausdrücklich wird von dieser Seite hervorgehoben, daß eine Schwabzon bolshewistischer Reiterei bei Preßten sofort tehrt machte, als sie die dent sche Grenze gewahr wurde.
Wenn also in Ostpreußen bisher zu Befürchtungen absolut kein Anlaß vorliegt, so tann der Gefahrzustand aber tatsächlich ez= reicht werden durch die Ansammlungen einer größeren deutschen Truppenmacht. Die Gesinnung der Reichswehr ist ja hinreichend bekannt. Dadurch, daß bereits der Belagerungszustand verhängt und der tappistische General von Dassel oberster Befehlshaber geworden ist, fann mit Tobsicherheit damit gerechnet werden, daß fich in Ostpreußen eine große weiße Reserve armee bildet, die unter dem Vorwand, die Grenze zu schüßen, ihre Kräfte tonzentriert, die tonterrevolutionären Formationen. die sich der Auf Lösung entziehen wollen, um sich versammelt und dann mit allen Machtmitteln ausgestattet eine Abenteuerpolitif auf eigene Fauft betreibt. Ostpreußen ist bereits derart mit Truppen überschwemmt, daß ein neuer Zuzug absolut unerforderlich ist. Alle anderen Maßnahmen dienen also lediglich den Wünschen der fonterrevolutionären Generalität.
Keine Grenzverlegung durch Sowjettruppen Allenstein , 31. juli.
Bon zuständiger Seite wird mitgeteilt: Eine Schwadron bol fchemistischer Kavallerie ist jenseits der Grenze bei Broftten eingetroffen. Auch an verschiedenen anderen Stellen der Grenze haben sich bolshewistische Patrouillen gezeigt, so gegenüber Borfymmen und Dlugossen im Kreise Lnd. Sie haben der Grenzbevölkerung erflärt, daß hie die Grenze nicht überschreiten würden. Die polnischen Boften an der Grenze find bis in die Höhe Don Friedrichshof im Kreise Ortelsburg zurüdgezogen worden.
Wie die„ Lyder Zeitung" mitteilt, haben die italienischen Besagungstruppen am Freitag morgen Lyd mit einem Sonderzug über Arns- Sensburg verlassen, bis auf ein geringes Kommando, das wahrscheinlich noch bis zur Uebergabe der Kafernen hier bleibt. Die Truppen werden zunächst nach Bilenstein gebracht. Der Kontrolloffizier Oberstleutnant Bio bleibt einitweilen noch in Lyd. Die Lyder Zeitung" fügt hinzu, daß von einer Erregung in Lnd nichts zu spüren sei, die Stadt sei völlig ruhig.
Kritische Lage in Danzig
D. Danzig, 31. Juli.
Jm Danziger Hafen find wieber Ententeschiffe mit Kriegsmaterial für Bolen eingelaufen. Da die Danziger Arbeiter noch immer die Ausladung verweigern, find iezt pol. * ische Arbeiter im Safen tätig, um die Ausladung der Munition vorzunehmen.
Weil bie Danziger Hafenarbeiter fich geweigert haben, polnische Munition in Danzig auszulaben, haben die polnischen Eilenbahnarbeiter die gesamte Güterzufuhr aus Bolen nach Danzig gesperrt. Die Lebensmittelver sorgung Danzigs it gefährdet. Die polnischen Behörden find machtlos.
Zittan, 31. Jun.
Die zweite Art der vertraglich verpflichteten Transportzüge feien die sogenannten Ententezüge, die zur Ablösung der Besagungstruppen in dem belegten Gebiet bienen und mit denen auch Munition und Seeresgeräte transportiert werden müssen. Die dritte Art find die sogenannten Bolonia( Eigene Drahtmelbung der Freiheit".) 3üge, von denen auf Betreiben von Amerifa und England 155 Züge von Koblenz nach Polen zum Transport von Lebens. mitteln dienen. Von diesen feien bereits die Hälfte der Züge gefahren worden. Gröner gab selbst zu, daß in gefchloffenen Wagen Dieser Lebensmittelzüge Munition gefunden worden sei, lo auch in dem in Marburg angehaltenen Transportzuge, ber bann nach Roblenz zurildbefördert worden sei.
Auf Grund dieser vertraglich verpflichteten 3üge glaubt Herr Gröner nicht berechtigt zu sein, irgendwelche Truppen- und Munitionstransporte hindern zu können. Er hält auch das Eisenbahnpersonal night für geeignet, eine Kontrolle barüber ausüben zu können. Ebenso wenig will er der Kommission irgendwelche Vollmachten zur Kontrolle und zum Eingreifen einräumen, obgleich es gerade dieser Kommission darauf antam, zu verhindern, daß der ganze Verkehr gelähmt wird. Infolge der Truppen- und Munitionstransporte macht sich eine Heigende Bes unruhigung unter den Eisenbahner bemerkbar, die sich letzten Endes in einen allgemeinen Streit der Eisenbahner entlaben wird. Den einzigen Auftrag, den Herr Gröner der Kommiffion
mit auf den Weg gab, war der, daß die Kommission zur Bes ruhigung der Eisenbahner beitragen, im übrigen aber nur den Herrn Reichsverkehrsminister walten lassen solle.
Die deutschen Eisenbahner werden die Berhöhnung spüren, bie in diesen Worten des Reichsverkehrsministers liegt und sie werben, im Bewußtsein ihrer Pflicht sofort die geeigneten Mahnahmen treffen und unbeachtet aller Bereinbarungen ber gegen Sowjetruhland verschworenen Imperialisten es nicht zu allen, dah Truppen, Munition und Heeresgeräte benen zugeführt werden, die durch ihre tonterrevolutionären Angriffe Sowjetruhland hin
Dern, sich ganz der aufbauenden Arbeit zuzuwenden.
Bei dem bewaffneten Borgehen der Sicherheits wehr in Zittau wurde ein Mann durch einen Genicschuß und ein junges Mädchen durch einen Augenschuß schwer verlegt. Die Arbeiterschaft von Zittau und Umgegend verließ am Sonnabend Bormittag die Betriebe. In zwei großen Versammlungen, an benen insgesamt 6000-7000 Berfonen teilnahmen, wurde der Ge= neralstreit beschlossen, der sich zum Ziel gesezt hat, die Sicher heitswehr zu entfernen unter Zurücklaffung der Waffen, die unter Kontrolle der Arbeiterschaft zu nehmen sind. Das staatliche Elettrizitätswert in Sirschfelde liegt still, nur die Rotarbeiten werden ausgeführt. Das staatliche Braunkohlenwert in Hirsch felde sowie Braunkohlenwerte in Diberndorf und Hartau bei Zittau liegen ebenfalls still. Auch dort werden die Rotarbeiten meiter ausgeführt. Sämtliche Geschäfte in Zittau wurden gefchlej jen. Bolizei und Sicherheitswehr hält sich von der Straße zurüd, bie Ruhe und Ordnung wird durch Ordner aufrechterhalten, die Don der Arbeiterschaft eingesetzt sind. Von Dresden ist ein
Regierungskommiffar nach Zittan gekommen, der am Sonnabend
Rachmitttag mit der Streifleitung verhandelte.
Die Reichsregierung hat, dem kategorischen Befehle der Entente gehorchend, die Auflösung der Einwohner Wehren betretiert. Bayern pfeift auf diese reichsgesehliche Maßnahme und duldet weiterhin die Sammlung und Bewaffnung des tonterrevolutioBayern finanziert auch noch diese ungefeglichen Einrichtungen zur Niederfnüppelung des Prole=
Bfilcht der deutschen Arbeiter ist es, auf der Sut zu sein, bastaziats. Wie unser Münchener Parteiorgan,„ Der Kampf", etie nicht als Werkzeuge in diesem Kampf gegen Sowjetrußland bes tugt werden, sondern daß fie im Gegenteil alle Kräfte baran sehen, Me Pläne zunichte zu machen, die auch in Deutschland zur Bernich Ing Sowjetrugland gesponnen werden. Es gilt nicht mehr zu rhandeln, sondern zu handeln.
Ausfuhrverbot für Heeresgerät
fährt, werden im Voranschlag des Staatshaushalts nicht weniger als 15 074 000 art für die angeblich„ privaten" Einwohnerwehren angefordert!
Diese Maßnahmen, die den fonterrevolutionären Charakter der bayerischen Regierung grell illustriert, bedeutet eine offene Rampfanjage an das Reich, dessen äußere Politik durch das Borgehen der bayerischen Reaktionäre auf das schwerste ge=
deutschnationalen und flerifalen Duntelmänner absichtlich darauf angelegt ist, dem Reiche fortgesetzt Schwierigkeiten zu bereiten, denn es versteht sich von selbst, daß die Entente das Vorgehen der bayerischen Regierung als Verlegung der in Spaa eingegangenen Berpflichtungen der Reichsregierung etrachten wird. Was ge benti die Reichsregierung diesem gemeingefährlichen Treiben gegenüber zu tun? Wird es nun diesen Standal ruhig hinnehmen und fich bloß dann rühren, wenn irgendein Freistaat sich unterfängt, sozialistische Politit zu treiben?
Die Regierung hat zur Wahrung der Neutralität eine Verord- hädigt wird. Wiederum zeigt es sich, daß die Politik der ng erlassen, die die Ausfuhr von Waffen, Munition und eeresgerät nach Bolen oder Sowjetrußland verbietet. Das Berbot bezieht sich auf Waffen, Flugzeuge, Kraftwagen, Betriebsoffe, Munition und Munitionsteile, Pulver und Sprengstoffe, ftige Gaje, Panzerzüge, Nachrichtengerät, Funterstationen, Bon ons, Scheinwerfer, Stacheldraht, Uniformen und Bekleidungsstüde, usrüftungsgegenstände wie Koppel, Tornister, Batzonentaschen, Schanzzeug, Gasschutzgeräte, Ferngläser und Entfernungsmesser; uch die Ausfuhr von Felbbädereien, Feldtüchen, fahrbaren Miliärmerfstätten, sowie Pferde und Bierbeausrüstungen vird verboten. Nach Artitel 170 Abjaz 2 des Friedensvertrages war der deutschen Regierung die Ausfuhr von Waffen, Munition and Kriegsgerät nach fremden Ländern schon verboten. Die Re gierung hat im Hinblid auf den Krieg zwischen Sowjetruhland und Bolen das Berbot noch erweitert, wobei fie fich auf das Haager Teutralitätsabtommen stügt.
Lebensmittelbemonftrationen in Aachen . Taufende von Arbeitern veranstalteten vor dem Rathaus in Aachen eine Demonstration gegen den Kartoffelmangel. Der Lberbürgermeister sicherte sofortige Zuteilung von Weizenmehl an die Bes völferung zu.
Pinkerton flunkert weiter
Die von Stinnes ausgehaltene„ Deutsche Wirtschaftshilfe" fluntert weiter. Der Magdeburger Reinfall hat auf diese Gesellschaft absolut nicht ernüchternd gewirkt, um so mehr, als sie in der monarchistischen Preise einen Bundesgenoljen gefunden hat, der jeden Schwindel, auch den dimmsten, in großer Aufmachung den Lesern vorjest. So berichtet jezt die Deutsche Tageszeitung" aus bem Ruhrgebiet , daß bort die„ Sowjetorganisatoren" die legte Sanb zur Durchführung der Räteherrschaft angelegt haben. Der
Bericht, den sie dafür als Beleg anzuführen glaubt, ist zum Teil dem wundersamen ,, Geheimdokument" aus Memel entnommen; es heißt da u. a., daß die reaktionäre Sippschaft rest los beseitigt werden muß." Jawohl, restlos, auf daß von dem ehemals fo blühenden deutschen Vaterland nur noch 5 Millionen Menschen übrig bleiben: die Reichstagswähler der U. S. P. D. ! Das ist die reine Wahrheit, an der nicht gerüttelt" werden kann. Auch an der Nachricht, daß Hindenburg i. D.-S. als Sig der neuen Räteregierung ausersehen sein sollte, tann nicht gerüttelt werden. Die absolute Zuverlässigkeit der Binfertongauner geht ja schon daraus hervor, daß es in Hindenburg einen Oberlehrer Lang ebensowenig gibt wie einen Arbeiter Schöngut: jene beiden blute rünstigen Verbrecher, die in Hindenburg dazu ausersehen waren, alles auszurotten, was sich dem Proletariat entgegenstellt." Die Rapp Presse hat eine feine Methode erfunden, ben Pinkertone schwindel in Wahrheit umzuwandeln. Sie seht einfach jeder Nach richt das Motio vor: An der Echtheit dieses Do uments darf nicht gerüttelt werden". Und schon muß es geglaubt werden. Wenn diese Mache nicht so damm wäre, fönnte sich die Kann- Bresse das Patent darauf erteilen lassen.
Ein Vorstoß der Eisenbahnbeamten
Der Haushaltsausschuß des Reichstags bertet gestern die Beschlüsse des Unterausschusses über die Einstufung des Berlehtspersonals in die Besoldungsort. nung. Die drei Eisenbahnerverbände hatten dazu ein Ultimatum mit folgendem Worilaut eingereicht:
Die Bertreter der Groß- Organisationen des Deutschen Eisen bahnpersonals haben von der Auslegung des Beschlusses des Haushaltsunterausschusses vom heutigen Tage, wonach die Söherufung der Eisenbahnbeamten erst bei der Revision im Herbst 1920 erfolgen soll, Kenntnis cre halten. Sie vermögen unter diesen Umänden nicht mehr ihre Mitglieder vom Riftritt in den Landesdienst zurückzuhalten und haben die Absicht, im Laufe der nächsten Woche zunächst einen Demonftrationsstreit bes gesamten deutschen Eisenbahns personals einzuleiten, falls bie Groß Organisationen bis Sonne abend, den 31. Juli 1920, nachmittags 3 Uhr vom Haushalts ausschuß des Reichstags und von der Reichsregierung feine bes friedigende und bindende Erklärung über die alsbaldige Era Tung ihrer Wünsche erhalten.
Deutscher Cisenbahnerverband Reichsgewerkschaft Deutscher Eisenbahnbeamten und Anwärtez.
Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner und Staatsbediensteten. Darüber entwidelte fi eine lebhafte Aussprache Reichsfinanzminister Wirth ertlärte, daß er angesichts des Ulti matums feine Bemühungen um eine Berständigung einstellen müsse. Es gehe gegen die Autorität der Regierung, gegen die Demokratie und gegen das Barlament, daß die Eisenbahner in einer derartigen Weise einen Drud auszuüben suchen. Diesem tönne man nicht weichen.
Die Abgg. Kohur( So.), Schuldt( Dem.) und Dr. Höfle ( 3.) stellten fest, daß die ihnen nahestehenden Organis sationen von dem Ultimatum nicht verständigt worden seien. Auch die Vorstände der Organisationen wissen nichts davon.
Der Ausschuß faßte banach den Beschluß. bis zur Klärung der Angelegenheit und zur förmlichen Zurückziehung des Ultimatums bie Verhandlungen auszusehen. Die nächste Sigung wurde auf Montag angelegt.
Es handelt sich hier um einen Vorstoß besonders der Beams tenschaft der Eisenbahn, worauf es wohl zurückzuführen ist, baß die im Reichstag anwesenden Vertreter der Eisenbahnarbeiter Gewerkschaften erklären fonnten, sie wüßten von der Angelegen heit nichts.
Die Migstimmung, die das Borgehen der Eisenbahner hervor gerufen hat, ist begreiflich. Die Quelle der Erregung ist die Ber zögerung der Gehaltsaufbefferungen, die durch die Uebernahme der Eisenbahner im Reichsdienst verursacht worden ist. Die Eisen bahner wollen darunter nicht leiden. Nach einer Zuschrist bes 3entralverbandes ber Angestellten an. T. B. ist die Erregung vergrößert worden durch von den Finanzministe rien erlassene Ansführungsbestimmungen, die sich in wesentlichen Teilen mit dem Inhalt des Tarifvertrages night deden. Dazu find die Ausführungsbestimmungen rezquidt mit sehr ungünstigen vorschriften über die Rüdzahlung eines im Aptit zur Linderung der Rotlage gewährten Vorschusses.
Die erwähnte Zuschrift des Zentralverband s ber Angestellten teilt außerdem mit, daß die Erregung der Eisenbahner besonders Starten Ausbrud fand auf einer Konferenz, die in der vergangenen Woche in Essen stattfand. Die Zuschift behauptet rner:
,, Trotzdem die Konferenz unter Umgehung der Gewerkschaften einberufen und nur von einer Minderheit beschickt r, wurde für den 2. Auguft ein Demonstrationsstreit befchloffen. Ein ge wählter Aftionsansschuß versucht den Anschein zu erweden, ala wenn die Verbände diesem Streit zuftimmten. Demgegen ibez lehnen sämtliche am Vertragsabschluß beteiligten Berbände eine Teilnahme am Streit aus tattischen sowie moralischen Grün den ab."
Auch dadurch wird an der Berechtigung der Forderungen er Eisenbahnbeamten siste t
Baris, 31. Jufi.
Die Kammer hat das Gesetz über die Vorschüsse, die auf Grund des Kohlenabkommens von Spaa Deutschland zu bewilligen find, in seiner Gesamtabstimmungen mit 356 gegen 169 Stimmen angenommen. Bei der Abstimmung über den ersten Artikel des Geleges hatten 150 Abgeordnete fich der Stimme enthalten. London , 31. Juli.
Der Gefehentwurf über Bewilligung eines Kredites von fünf Millionen Pfund Sterling an Deutschland , der als Borschuß auf Grund des Kohlenabtommens von Spaa ju leisten ist, wird am Montag vom Unterhaus beraten werden.
Weißer Terror
München , 31. Juft. In dem vor dem Boltsgericht München stattfindenden 5 o chver tats prozeß gegen Liening und Genossen beantragie bes Staatsanwalt gegen Liening, der in ehrloser Gesinnung gehandelt habe, wegen Hochperrats 1 Jahr 3uathaus und 5 Jahre Ehrverlust gegen Deder 9 Ronate Festungshaft. Bezüglich des Angeklagten Freiberger überließ es der Staatsanwalt dem Ermellen des Ge rights, ob ein fubjektives Berschulden diese Angeflagten vorliege Liening wurde wegen Verbrechens der Borbereitung zum Hochperrat zu einem Jahr Festungshaft verurteilt. Die Angeklagten Freiberger und Deder wurden freigesprochen.
Der Staatsanwalt wagt es, ein solches Strafmaß zu beantragen und die Berurteilung erfolgt, obwohl nachgewiesen wurde, daß die dem Angeklagten zur Last gelegten Handlungen lediglich den 3wed haben sollten, die Abwehr eines Rechtsputsches Dorzubereiten. Leute. die in gutem Glauben handeln, un zum Schuße der bestehenden Berfassung beizutragen, werden is Deutschland mit hohen Strafen belegt. Weißez Terrez an nights anderes!