ihnen auch. Die Demofraten versuchten nämlich nunmehr, hintenherum doch noch eine bürgerlich- rechtssozialistische Koalitionsregierung zustande zu bringen. Es stand fest, daß bie bürgerliche Rechte und die beiden sozialistischen Parteien in der Landtagsfihung je ein Minifterium präsentieren würden. Die Demotraten beschlossen nun, sich von den beiden Borschlägen, die ihnen genehmen Kandidaten herauszusuchen und jeweils für rechts oder fints zu stimmen.
Es gelang nicht, die Rechtssozialisten davon zu überzeugen, daß in diesem Falle die gewählten sozialistischen Minister zurüfzutreten haben. Sie glaubten vielmehr, daß sie sich dann der Stimme des Bolles" beugen müßten. Es wurde schließ Tich eine Uebereinfunft dahin erzielt, daß die sozialistischen Barteien feine Vorschläge machen sollen, um so das Zustande Tommen einer Koalitionsregierung zu verhindern. So fam es aber zu einer reinbürgerlichen Regierung mit ausgeprochener Kampfstellung gegen das Proleta
1iat. Diese Tatsache zwingt die Rechtssozialisten, sich wieder auf die alten Methoden des Klassentampfes zu beSinnen.
Unsere Mecklenburger Genossen geben sich allerdings in dieser Beziehung feinen übertriebenen Hoffnungen hin. Der rechte Flügel in der rechtssozialistischen Fraktion bildet eine Starke Minderheit, und diese arbeitet für eine Verständigung mit der Bourgeoisie. Aber den Rechtssozialisten ist jetzt ein Umfall schwerer gemacht, weil sie nunmehr, um ihre augenblidliche Abstinenzpoliti" zu begründen, dem arbeitenden Volfe über die Unmöglichkeit eines Zusammenarbeitens mit ben fapitalistischen Parteien die Wahrheit sagen müssen. Wenn fie fich später an die Bourgeoisie wieder anbiedern sollten, so wird ihnen noch größere Teile der Arbeiterschaft die Gefolgschaft auffagen.
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Truppentransporte in Erfurt aufgehalten
Waffengewalt gegen Eisenbahnbeamten Gemäß den Beschlüssen der Eisenbahnerverbände find in fast allen Direktionsbezirten des Reiches jetzt leberwachungsstellen durch die Eisenbahnarbeiter und Angestellten errichtet worden, um den Transport von Truppen und Kriegsmaterial nach Bolen zu verhindern. So werden von den Eisenbahnern alle Rheinbrüden beobachtet, um Verstärkungen der Ententetruppen festzustellen.
In Erfurt ist es in den letzten Tagen mehrmals zu 3u sammenstößen zwischen den deutschen Eisenbahnbeamten und Militärtransporten der Entente gelommen, da die dortigen Eisenbahner jeden aus dem Westen tommenben Transport anhalten und untersuchen. Am legten Sonnabend ist es zu einem Zusam menstoß mit französischer Infanterie gekommen, der sehr schroffe Formen annahm. Gegen 5 Uhr nachmittags tam aus Köln ein Transportzug, in dem eine Kompagnie französischer Goldaten untergebracht war. Außerdem befand sich in dem Zug ein plombierter Wagen, dem zwei englische Militärpersonen als Bebedung beigegeben waren. Der Ueberwachungsausschuß der Erfurter Eisenbahner ließ den 3ug auf ein totes Gleis schieben und begann mit Hilfe des Dolmetschers, der die Franzosen begleitete, mit dem Transportführer zu verhandeln. Die Eisenbahner teilten den Franzosen ihren Beschluß mit, feine Militärtransporte mehr zu befördern, die nach Bolen bestimmt feien. Der französische Kompagnieführer verlangte den Bahnhofs= vorsteher zu sprechen, doch wurde ihm erklärt, daß auch eine Anordnung des Borstehers an dem Beschluß der Eisenbahnerverbände nichts ändern fönne. Darauf versuchte der französische Offizier die Weiterfahrt, mit Gewalt zu erzwingen. Er ließ den 3ugführer und Seizer festnehmen und ließ die Kompagnie unter Gewehr antreten, wobei die Waffen schuhfertig gemacht wurden. Dieses Borgehen Löfte unter den deutschen Beamten große Erregung und Empörung aus. Während ein großer Teil der Eisenbahner flüchtete, blieben einige ÜnerSchrodene zurüd, die nun ihrerseits dem vozeiligen französischen Offizier in scharfer Weise entgegentraten. Es wurde dem Kom pagnieführer ertlärt, daß er schleunigst veranlaffen möge, daß feine Lente bie Waffen in die Wagen zurüdbrächten. Die Fran zofen ließen dann die Waffen zusammenstellen. Der französische Offizier erklärt, daß es sich um eine Abteilung von 160 franzöfi fchen Urlaubern handele, die sich auf der Rückfahrt zu ihren Truppenteilen in Oberschlesien befänden.
Auf die Einwendungen der deutschen Eisenbahner, daß es doch nicht üblich sei, Urlauber mit Waffen und triegsmäßiger Aus rüstung in die Heimat auf Urlaub zu Ichiden, erklärte der Offizier, daß dies neuerdings auf Befehl der französischen Militärbehörden geschehe. Darauf wünschten die Eisenbahner zu wiffen, ob sich in dem plombierten Waggon Waffen oder, wie es in dem von den englischen Behörden aus gestellten Begleitbrief hieß, Lebensmittel befänden. Die englischen Transportbegleiter verweigerten jedoch eine Deffnung bes Waggons und erklärten, daß falls die Eisenbahner mit Gewalt den Wagen öffneten, die englische Regierung den Fall auf diplomatischem Wege erledigen würbe.
Nach stundenlangen Beratungen wurde dem franzöfifchen Transportzug dann die Weiterfahrt gestattet. Es ist ausdrüdlich festgestellt worden, daß die von den englischen und franzöfifchen Behörden unterzeichneten Transportausweise meber den Stempel der deutschen Grenzstation, noch der Zollstation trugen.
Aus diesem Grunde wollen die Eisenbahnergewerkschaften jetzt beim Reichspertehrsminister vorstellig werben, um eine Regelung der Ueberwachung von Transporten herbeizuführen.
Noch kein Waffenstillstand
Ueber die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Polen und Sowjetrußland liegen bisher noch keine Meldungen vor. Die Stämpfe an der Front gehen inzwischen weiter. Darin liegt nichts außergewöhnliches, denn es entspricht durchaus dem militärischen Gebrauch, daß die Rämpfe erst dann abgebrochen werden, wenn die unterschriftlich Waffenstillstandsbedingungen worden sind.
anerkannt
Nach den vorliegenden Privatmeldungen foll fich der Zufammenbruch des polnischen Heeres sehr rasch vollziehen. Die Sowjet armeen sollen bereits in der Höhe von Ortelsburg operteren. Polen fühlt sich von seinen Berbündeten enttäuscht. Der Warschauer Bertreter des Petit Parifien" melbet, die fran= in hätte Warschau Kriegsmethode zöfifche
er
bitternd gewirkt. Man erklärte den franzöfifchen Instruktionsoffizieren, daß der polnische Soldat für den Schügengrabens trieg geeignet fet, er fei ein Manöverierfoldat, und die Methode, die an der Marne und bei Berdun Erfolg gehabt hätte, wäre für Polen nicht anwendbar. Ueberdies habe die bolfchewistische Propaganda verheerend gewirkt. Die Nachricht, daß in 2itauen die Räterepublit ausgerufen worben sei, wird von ber Berliner Bertretung des litauischen Staates bementiert. Die Lügennachrichten werden abfichtlich verbreitet, um Sowjetrußland zu schaden und den Frieden zu hintertreiben. Alles lefen, wenig glauben, bas trifft auf alle Senfationsnachrichten aus dem Often zu.
Die polnischen Bedingungen
Amfterdam, 2. Auguft.
Der Bizepräsident des polnischen Ministeriums erklärte dem Berichterstatter der Times in Warschau , Bolen fönne einem Wa f= fenstillstand nur unter drei Boraussetzungen zustimmen, 1. ein unabhängiger polnischer Staat ohne Ein mischung der Bolschewißten in die inneren Angelegenheiten,
2. feine Entwaffnung des polnischen Seeres, 3. bie alte polnische Grenze wird Demartationslinie, nötigenfalls würde Polen bereit sein, die bei Abschluß des Waffenstilstandes bestehende Frontlinie als Demarkationslinie anzuerkennen.
Kein Geheimabkommen
Jm englischen Unterhause fragte, den Times" zufolge, ein liberaler Abgeordneter, ob die Boulogner Konferenz einen Plan zu einem deutsch - englisch - französischen Militärbündnis gegen den Bolschewismus entworfen habe. Die Anfrage bezog sich auf Churchills Artikel in den„ Evening News". Eine Anfrage sagte Lloyd George , er wisse nichts von einem solchen Antwort wurde zunächst nicht erteilt. Auf Wiederholung der
Plane.
Betit Parifien" meldet aus London den Wortlaut der Fragen des interalliierten Obersten Rates an die ruffische Sowjetregierung und deren Antwort auf diese Fragen. Rußland erflärt, daß der Außenhandel Regierungsmonopol fei und daß die Regierung feinerlei Verantwortung für die Ausführung von Abkommen übernehmen könne, die mit Organisationen oder Personen in irgend einem Teil des alten Rußland abgeschloffen wurden, der die Macht ber Sowjetregierung nicht anerkenne. Die Regierung habe Aus: länder, die in Rußland Geschäfte machen wollten, feinerlei Freiheiten gegeben, Rußland zu betreten oder es zu verlassen, bevor ein allgemeiner Frieden unterzeichnet sei. Ihre all. gemeine persönliche Sicherheit fei nicht gefährdet. Alle Waren, bte mit Genehmigung des Handelstommiffats in Rußland eingeführt wurden, bleiben Eigentum der Besizer, und könnten nicht ohne Bezahlung beschlagnahmt werden. Ausländer könnten Konzeffionen für die Ausbeutung von rufflichen natürlichen Reichtümern erhalten, jedoch unter der Bedingung, daß diejenigen, bte bie Konzession erhalten haben, alles Itefern, was für die Ausbeutung notwendig fei und daß sie gewährleisten, einen Tell bes Erbeuteten ber Sowjetregierung ur Verfügung u tellen. Alle Rongeffionen mußten vom Volkskommiffar genehmigt werden. Die Bedingungen für die alliterten Schiffe in ruffischen Häfen feien bie gleichen wie für die anderen Länder. Die Schiffe genießen ben Schutz des Gesetzes. Auf dem Wege zur Unterzeichnung bes Friedens würden die raffischen Handelsattachees in den Ländern, mit benen Handel getrieben verde, als Konsuls Fühlung nehmen und unter Aufsicht des ruffischen Handelstommiffariats fönnten im Ausland russische andelsunternehmungen gegründet werden. Die Freiheit der ruffischen Ausfuhr hänge von der Blodade ab. Die Frage der Einfuhrzölle werbe von Moskau nicht beantwortet werden. Schließlich drängt die Sowjetregterung darauf, daß die Bässe und Vollmachten der rufftfchen Regierung in den andern Läubern Gültiglelt haben sollten. Sie ist bereit, als Gegenleistung die Pässe und Bollmachten der anderen Mächte gletchfalls gültig zu erflären.
Die bolfchemistische Handelsabordnung ist in Sarwich eingetroffen.
Eine merkwürdige Geschichte
Das Schwindeldokument der Magdeburger Zeitung" über ein„ Geheimabtommen" in Memel , ist mit Ausnahme der Bresse, die aus beruflicher Neigung ligt, allgemein als blödes Machwerk bezeichnet worden. Sogar der Oberpräsident der Pro vinz Sachsen, Herr Sörfing, erklärte öffentlich, daß er es abe lehne, auf eine so lächerliche und blödsinnige Geschichte auch nur mit einem Worte einzugehen". Die„ Magdeburger Zeitung", bie einige Tage die Sprache verloren hatte, weil ihr der Schwindel anscheinend doch zu viel Nerventraft getoftet hatte, glaubt nunmehr feststellen zu fönnen, daß das Auswärtige Amt, mit dem sich das Blatt in Verbindung gelegt haben will, bas Schwindeldokument im Gegensah zu Härsing ernit nehme. Die gleiche Ansicht wurde vom Oberpräsidenten in Ostpreußen und vom Oberreichsanwalt in Leipzig vertreten.
Wir nehmen einstweilen an, daß das Blatt mit dieser Aeußerung zu der ersten Lüge eine zweite hinzugefügt hat, um sich aus der Batsche zu befreien. Das Auswärtige Amt hat deshalb die Pflicht, sich schnellstens zu dieser Angelegenheit zu äußern. Sonst bleibt auf ihm der Vorwurf laften, daß es ben Pintertonsch mindel als Stütze der deutschen auswärtigen Politit in AnSpruch nimmt.
Die bürgerliche Bresse hat wieber einmal eine Fubre gutes Futter erhalten. In 3ittau i Sachsen fand Ende der letzten Woche im Anschluß an eine Versammlung eine gebensmittel, demonstration flatt. Die Sicherheitspolizet schoß ohne jeben Anlaß auf die friedliche Menge und verlegte zwei Personen schwer. Das hatte zur Folge, daß die überaus ruhige Bevölkerung in Wallung geriet und als Protest dagegen ben Generalstreit proklamierte, ber solange fortgesetzt werden foll, bis die Schießerei burch Entfernung der Sicherheitswehr aus Zittau ihre Sühne ge funden hat. Die bürgerliche Preffe nimmt dieie Tatsache zum Anlaß, von Räteterror und dergleichen zu schwägen. Die fäch fische Regierung aber hatte nichts eiligeres zu tun, als über Zittau und Löbau den Ausnahmezustand zu verhängen. Der ganze Vorgang zeigt, daß von gewiffer Seite aus der Boden für bie Durchführung bes unerhörten Ausnahmegeseges der Entwaffnung vorbereitet werden soll.
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Sonnabend vormittag wurde in Genf der Kongreß der zweiten Internationale durch ihren Generalsekretär Camille Suys. mans eröffnet. Zum Präsidenten wurde der englische Delegierte Thom Shaw, zum Bizepräsident der holländische Delegierte Bliegen gewählt. Sham befürwortete die Notwendigkeit einer Hilfsaktion für die in elender Lage sich befindlichen Länder Europas und ers tlärte mit bezug anf Rußland , aus dem er erft vor kurzem als Mitglied der englischen Delegation zurückgekehrt fet, daß in dem Gebiet der Sowjetrepublik die Bevölkerung taum die Hälfte der ihr normalerweise zulommenden Ernährung erhalte. Die Juter nationale müsse den Gedanken anfgeben, ein einheitliches, für alle gültiges Arbeitsprogramm in allen Ländern durchzuführen. Jedes Wolf müffe feine vollkommene Freiheit behalten in der Verwirklichung des sozialen Bieles. Die russische Methode weise er entschieden zurück, aber die zweite Jnternationale dürfe fidy nichtais& einb Sowjetrußlands betrachten An der veränderten Haltung der Westmachte gegenüber Sowjetruslab fomme der Babour Party ein großes Berdtenft au. Nach seiner Ueberzeugung fei der polnische Vorftos infolge von Abmachungen zwifchen Polen und dem utrainischen Diktator Betljura erfolgt. pie Schulbfrage dürfe nicht mehr zum Gegenstand eines 8vistes auf einem sozialistischen Kongreß werden. Der Sozialismus tönne seiner Bewirklichung nur auf dem Wege der Denotratie und nicht auf dem Wege der Diktatur antgegengeführt roerden.
Die vom Kongreß eingelegten Kommissionen begannen Sonnabend nachmittag ihre Arbeiten. Die erste Kommission fchlug bem Kongreß oor, eine Kommission zu bestellen mit dem Auftrage, Berhandlungen mit den Gruppen, die der zweiten Internationale nicht angehen, einzuleiten, um mit diesen zusammen eine einheitliche sta cte Internationale zu errichten auf der Grundlage der traditionelen und demokratischen Grundsäge des Sozialismus. Die zweite Kommiffion prüfte die Frage der Schuld am Kriege. Sie belloß nach Anhörung der Delegierten ber am Krieg be teiligt gemejenen Länder, eine Unterfommission mit der Ausarbei
tung einer Refolution zu beauftragen. Diese Kommission ift ge Frankreich , La Fontaine- Belgien , Sill- England, Braun- Deuts fammengesetzt aus Van Col- Holland als Präsident und Rozier land und Engberg- Schweden .
Cine britte Kommission, welche die Sozialisterung und bas polis tische Snftem bes Sozialismus zu prüfen hatte, befchloß, zwet Unterfommissionen dafür zu ernennen. In bezug auf die Soziall fierung verlangte die Kommission ihre allmähliche Durchführung und in bezug auf das politische System des Sozialismus empfiehlt Sie die Anwendung der demokratischen Grundsätze bei den Industries Gestaltung der Betriebe. betrieben, d. h., Gewährung eines Einflusses der Arbeiter auf die
Die vierte Kommission, welche sich mit der Prüfung der Man bate zu befassen hatte und an welcher tein deutscher Delegierter teilnahm, beschloß, die Frage der Zulassung der in Genf anwesenden französischen Delegierten dem Stongreß selbst zur Entscheidung vorzulegen, da von verschiedenen Seiten die Eigenschaften der franzöfifchen Delegierten als eigentliche Sozialisten in Zweifel gezogen wurden.
Die Kommission für den Völkerbund schlug eins stimmig eine Entschließung vor, in der festgestellt wird, daß durch den Frieden von Versailles , besonders durch den Art. 18 des Friedensvertrages und durch die ihm folgenden Friedens schlüsse, der Zustand in der ganzen Welt weit unsicherer geworden fei, als jemals vor dem Kriege. Der Militarismus habe überall eine Verstärkung erfahren. Die Sozialisten der zweiten Internationale feien aber für die weiteste Verbreitung der Idee des Bölferbundes. Sie treten ein für eine Neuorganisation der Völferbundssagungen und für die Zulassung aller demokratisch organi fierten Völker. Nur durch eine solche Erweiterung und durch eine verständige internationale Berteilung der Rohstoffe und Transportmittel, habe der Bölterbund 3wed und Aussicht auf Erfolg. Der Bölferbund mile fich eine internationale Polizeimacht halten und alle Völler müßten ihre Land- und Sceftreitträfte entwaffnen. Dann würde der Völkerbund den Frieden von Versailles verbessern und umgestalten können. Die Billigung der Abmachungen von Spaa burch die französische Kammer sei ein Erfolg Millerands auf ber steuerscheuen Rechten. Die franzöfifche Kammer habe anscheinend Furcht vor einer Schwentung Englands in der Kohlenfrage gehabt, falls Frankreich die Abmagungen von Spaa nicht anerkannt hätte.
Deutscher Reichstag
( Schluß von Geite 3.)
legten Monaten waten tatastrophal. Die umlaufenbert Shayanweisungen sind auf 119 Milliarden emporgeschnellt, dazu tommen noch 11 Mitarben weitere Zahlungsverpflichtungen und 16 Milliarben aus Anlaß des Steuergeleges, ferner 92 Milliarden webenber Schulb, so daß wir eine Gesamtschulb von 238 Milliarden haben. Dazu izeten noch 39 milliarden anläglich ber Eilenbahnübernahme. Es ist unbegreiflich, wenn man in Frant zeich noch von weiteren Forberungen spricht. Die Erledigung des Krebitabkommens mit Solland war ein Stein zum Wiederaufbau Deutschlands in Europa , es gereicht allen Beteiligten zur Ehre. Hoffentlich fommen wir in Genf über Diftatunterhandlungen hinaus, daß wir uns ehrlich an den Tisch sezen, und für den Wiebers aufbau Deutschlands und Europas arbeiten.( Beifall.)
Die Munitionsschiebungen für Polen . Beim Haushalt des Reichsministeriums des Auswärtigen fordert eine Entschließung der Koalitionsparteien die Auflösung ber Reichszentrale für Seimatdienst.
Mit dem Wunsch des Abgeordneten v. Bezener( D. Bp.), auf eine übersichtliche Voltsausgabe des Bersailler Friedensvertrages, ertiärt sich die Regierung einverstanden.
Abg. Breitscheid ( U. Soz.): An den Heren Außenminister möchte ich die Frage richten, ob der Einbrud besteht, baß auf Seiten der Entente, entgegen unserer Neutralitätserklärung, Waffen und Munitionstransporte nach Belen gelangen zu laffen, wie die Bressenachrichten über das Anhalten von solchen Transporten es möglich erscheinen läßt. So ist geitern in Erfurt ein Transport mit einer Kompagnie franzöfifcher Soldaten festgestellt worden und englische Bewachung bei plombierten Wagen Es wäre wichtig, wenn die Bertreter der Arbeiterschaft darüber authentischen Aufschluß erhalten fönnten, meldhen Charakter diese Transporte haben. Demnächst soll in London eine Konferens swischen den Ententeftaaten und Sowjet- Rußland stattfind.n, m ben Frieden Europas sicherzustellen und das Ostproblem zu lösen. Mit Erstaunen ftelle ich mit meinen Freunden fest, baß wir nit eingelaben sind, obwohl auch mir der Meinung find, baß eine friedliche Lösung des Oftproblems ohne Deutschland nicht geleistet werben fann.( Sehr richtig!) Die beutschen Arbeiter erklären, daß fie unter feinen Umständen fich als Figuren auf bem Shade brett der Entente behandeln und hin und herschieben lassen.( Beifall.) Wenn man uns in London nicht haben will, warum trcter wir da nicht in
birekte Verhandlungen mit Sowjet- Rußland? Die Möglichkeit zu solchen direkten Verhandlungen ist technisch und juristisch festgestellt und wir haben ben bringenden Munsch. daß die deutsche Regierung, mit oder ohne Einladung, fohal wie möglich mit Rußland zufammen vezhanbelt, denn eine Berständigung mit Rukland ift der größte und wichtigste Schritt zum Wiebers aufbau Deutschlands und Europas. ( Lebhafter Beifall links.) Auf feinen Fall darf es, wie es der Plan des englischen Ministers Churchills ist, bahin kommen, daß Deutschland na Busammenbruch der polnischer Barriere Schuhwall gegen den Bol schewismus werden soll. Bisher ist der Böllerbund nichts weiter als eine Organisation zur Ausbeutung wirtschaftlich schwacher Bölfer.( Beifall.) Ich würde mich freuen, von Seiten der Regierung eine deutliche Absage an eine solche 3umutung zu hören, das Deutschland unter teinen Umständen daran denti, der Genbarm des europäischen Imperialismus gegen Rußland zu sein. ( Lebhafter Beifall)
bent
Minister des Auswärtigen Simons: Auf die Gefahr hin, für ein eingeschriebenes Mitglied der unabhängigen Bartei gehalten zu werden, erkläre ich, daß ich vom Anfang, bis zum Ende vollkommen mit ben Ausführungen des Herrn Dr. Breitscheib einverstanden bin.( Beifall.) Zah bin den Transport-Saltung angebeihen lassen, unendlich bankbar.( Beifall.) Dis arbeitern für die Silfe, die sie der Regierung in ihrer neutralen Transportarbeiter fönnen überzeugt Jein, daß das Auswärtige Amt jeden Versuch, die ehrliche deutsche Neutralität zu verlegen, mit aller Energie zurüdweist.( Beifall.) Ich bitte fie aber, die nötige Besonnenheit zu bewahren, benn wir haben noch gewisse Berpflichtungen, z. B. gegenüber der Tschechoslowatei auf Durchfuhr ihrer zurüctehrenden Gefangenen und gegenüber der Entente auf Ersag und Ergänzung ihrer Truppen im Abstimmungsgebiet. Dabei betone ich, daß die tschechoslowakischen Gefangenen nur ohne Waffen befördert werden, und daß für die Ententetruppen in den Abstimmungsgebieten nur Austausch oder Ersatz in Betracht tommt.( Beifall.) 3ch unterstreiche vollkommen die Ausführungen, daß ein Otfrieden nur mit Deutschland geschlossen werden tann. Wir werden uns immer bereit erklären, an der Londoner Konferenz teilzunehmen, es widerspricht aber meinem Gefühl für Tatt und Würde, daß wir uns dort aufbrängen.( Beifall.) Bisher haben wir noch von feiner Seite, auch nicht von Rußland , eine Einladung erhalten. Wie wir BettIand anerkannt haben und unsere Beziehungen immer weiter ausbauen wollen, fo werben wir es auch mit Georgien tun, wie ich heute abend mit den Abgesandten bereits besprochen habe.( Beifall.)( 3uruf Breitscheids: Und Sowjet- Rußland?) Mit Sowjet- Rugland tönnen wir nur dann Verträge schließen, wenn es uns Gewähr gibt, daß es all das, was es mit uns ausmacht, auch der Entente gegenüber aufrecht erhält.( Beifall.) Es ist, das betone ich ausdriftlich, ganz ausgeschlossen, daß wir uns als Landsknechte für militärische Unternehmungen des Bölterbundes oder der Entente gebrauchen lassen.( Lebhafter Beifall.)
Damit ist die zweite Lesung des Not- Etats erledigt. Dienstag 10 Uhr: Anfragen, Entwaffnungsgefes, britte Lesung bes Not- Haushaltes, Interpellation, fleine Borlagen.- Schinz gegen 10 Uhr