giere follen auf die Zahl der Mannschaften in Anrechnung gebracht werden, aber die vollen Gebührnisse ihres Dienstgrades beziehen. Das Hunderttausend- Mann- Heer wird also in der Praxis mit ziemlicher Sicherheit etwa 40 000 Front Unteroffiziere enthalten. Rechnen ipir die Ober- Musifmeister und dergleichen hinzu, dann ist jeber zweite Mann in der Reichswehr ein Unteroffizier

Welche großzügigen Gedanken lassen sich daran knüpfen! Wo sollen für alle diese Unteroffiziere die Kulis herkommen? Wie sollen die Burschen für die Offiziere, die Ordonnanzen für die Kasinos gestellt werden? Man wird da wohl wieder auf das Zivildienstpflicht Gesetz zurüdgreifen müssen. Das wäre übrigens ein großartiger Plan, um doch noch das 200 000 Mann- Heer zu erhalten. Jeder Unteroffi­zier bekommt vom Staate einen Buger gestellt, die Generäle und Stabsoffiziere erhalten je zwei Burschen, die übrigen Offiziere je einen, in die Schreibstuben schickt man Zivil­Silfskräfte( die für die Küchen übrigens schon vorgesehen find), und wir haben dann ein Heer, das aus Offizieren, Unteroffizieren, Schreibern, Burschen und Ordonnanzen be­steht!

Sollten die hier angestellten Betrachtungen feine prak tische Gestalt erhalten, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß bei 40 000 Front- Unteroffizieren auf jeden Unteroffizier e in Mann zur Ausbildung entfällt. Wir wollen auch den Wert des Unteroffiziers nicht verringern, aber so viel fann do wohl festgestellt werden, daß die Kraft des Unteroffiziers durch die Ausbildung eines einzelnen Mannes 12 lange Jahre hindurch nicht voll auszunügen ist. Dem gemeinen Mann 12 lange Jahre langsamen Schritt machen zu lassen, wäre wohl ein bißchen zu viel verlangt. Aber vielleicht geht es doch! Der langsame Schritt ist ja an sich schon eine 3irtusleistung. Weshalb soll man da die Uebung nicht noch mehr vervollständigen und weiter treiben? Der ,, neuzeitige Betrieb der Leibesübungen im Heere" läßt es gar nicht so für unratsam erscheinen, die Reichswehr als Vor­fchule für allerlei Kunstfertigkeiten zu betrachten. Die Vor­übungen zum Schießen auf Dachschüzen fönnten soweit ent­widelt werden, daß aus den Mannschaften nachher Kunst­schützen im 3Zirkus oder Barietee werden. Auch das Er­fchießen von Gefangenen ,, auf der Flucht" ließe sich noch sehr vervollkommnen. Es wäre dies ein schöner und angenehmer Beitvertreib und die besonders scharfsinnigen Schüzen tönnten außerdem noch als Beobachter für lästige Persönlich feiten Verwendung finden. Das Spigelwesen wird in Deutschland   ja doch nicht so bald sein Ende finden.

Der heute abend abwesende Ledebour wird deshalb nicht weniger von uns geehrt werden. Wir wollten, indem wir unseren Bro­test gegen den neuen Mißbrauch der Regierungsmacht bis zu diesem Tage aufsparten, die Gelegenheit ergreifen, um die Ehrung, die wir in dieser Stunde dem Gedächtnis Jaurès   vorbringen wollten, mit der Ehrung derjenigen unserer deutschen   Genossen verbinden, die für die gemeinsame Sache dahingegangen sind, oder für sie ge­litten haben, den Opfern, deren ruhmvoller Vertreter, Ledebour, fern von uns bleibt."

Ein Gnadengehalt

( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".)

Karlsruhe  , 6. Auguft.

Der badische Landtag bewilligte dem zurüdgetreter rechts­sozialistischen Staatspräsidenten Geiß ein Ruhegehalt von iährlich 20 000 M. Diese Bestimmung steht den allgemeinen Besoldungsvorschriften enigegen. Die Besoldungsvorschriften bil­ligen für zurüdgetretene oder abberufene Minister, welche her nicht im Statsdienst gewesen sind, nur den Fortbezug des Gehaltes für die Dauer von sechs Monaten zu.

Es wirft ein eigenartiges Licht auf den Charakter des Serrn Geiß, daß die babische Bourgeoisie sich bereit zeigt, dem Manne entgegen den gesetzlichen Bestimmungen ein solches Gnadengehalt auszusehen. Ist das der Dank für die treue Wahrung von Ruhe und Ordnung und Ehrfurcht vor dem an­geftammten Besit, deren sich Herr Geiß während seiner Amis­fätigteit befleißigt hat? Roch seltsamer aber ist es, daß ein Sozialist eine solche Pfründe bezicht. Ter Fall zeigt erneut, wie notwendig es ist, daß die rechtssozialistischen Ar­beiter sich ihre Führer genau ansehen.

Kein Lohnabzug mehr

( Eigener Drahtbericht der Freiheis".) Ludwigshafen  , 6. Auguft.

Die Direktion der Anilin- und Sodawerte in Ludwigshafen   hat ihren Arbeitern folgende Erflärung abgegeben:

Ab Zahltag 32( 13. August) wird bis auf weiteres der Steuer­abzug nicht mehr erfolgen. Dis bisher abgezogenen Steuerbeträge werden, wenn irgendmöglich, am 3ahltag, 32 an Henderung erfahren, so daß vielleicht später entsprechende Zah­die Belegschaft zurüdvergütet. Sollte das jekine Steuergesch eine lungen verlangt werden, ist die Direktion bereit, erneut mit dem Betriebsrat in Verhandlungen einzutreten.

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Die Waffenfunde in Jüterbog  Flugzeuge auf brandenburgischen Gütern

In Jüterbog   sind dieser Tage größere Waffenmengen gefunden worden, die für die 3 wede der Reaktion bereitgehalten wurden. Eine Saussuchung auf der Geschäfststelle der Arbeitss gemeinschaft des brandenburgischen Landbundes ergab, daß die ganze Mart Brandenburg   nach den Plänen bes berüchtigten Hauptmanns Escherich bewaffnet und militärisch organisiert werden soll. Aus den aufgefundenen Listen ging hervor, daß faft jämtliche Offiziere, die aus der Sicherheitspolizei wegen Unzuver= stellt haben und von ihm bereits als Organisatoren der branden burgischen Bewaffnungsaktion bestimmt waren. Zu dieser Mel­bung tönnen wir noch folgendes nachtragen:

Sollten die vielen Unteroffiziere bei der Ausbildung in diesen Künsten Langeweile bekommen, dann wäre es ratsam, fie schnellstens unter die Haube zu bringen. Sie fönnten dann Kinder warten, Einfäufe für den Haushalt besorgen, Strümpfe stopfen und sich im Saus und Hof nüglich beschäf tigen. Die Sache hat aber einen Saten. Die Unkosten ber Reichswehr würden ins Ungemessene wachsen und der Milliarden- Etat würde eine Höhe erreichen, die selbst einem Milliardär, der in dem Umgang mit Zahlen bewandert ist, bas Grufeln beibringen fönnte. Aber was tut man schließtäjigkeit entlassen worden waren, sich Escherich zur Verfügung ge lich nicht alles für die Reichswehr, wenn sie auf Ruhe und Ordnung hält und darüber wacht, daß die Ministersessel nicht über Nacht einmal alle umgeworfen werden. Was tut man nicht alles für die Wehrmacht, wenn sie nur dafür sorgt, baß bas fapitalistische Syftem erhalten wird, welches uns immer tiefer in das wirtschaftliche Elend hineinschleudert, bis der Bankrott vollkommen ist.

Aktion der englischen Arbeiterpartei Gut Bettus bei de mRittergutsbesiker v. Loco w zwei Flug­

London, 6. Auguft.

Der Sekretär ber englischen Arbeiterpartet, Arthur Sender fon, hat an alle Ortsgruppen in England ein Telegramm ge fandt, in dem es heißt: Wegen der sehr drohenden Möglichkeit einer Ausbreitung des polnisch- russischen Krieges ersuche ich alle Ortsgruppen auf das Dringendite, Kunbgebungen zu organis Fieren, um gegen eine Intervention sowie gegen das Aussenden von Soldaten und Munition für Boler zu protestieren und folgende Forderungen aufzustellen: Friedensverhandlungen, fofortige Auf hebung der Blodabe und Wieberherstellung der Handelsbe­ziehungen. Refolutionen in diesem Sinne find an den Bremier. miniker und die Breffe zu senden.

Praktische Solidarität

( Eigener Drahtbericht der Freiheit".)

Karlsruhe  , 6. August. Auf dem Rangierbahnhof in Karlsruhe   befinden sich eine nroße Anzahl Eisenbahnwagen mit Seeresgut und Munition, die durch Karlsruhe   nach Polen   beförbert merben Jollen. Das Personal hat sich gemeigert, dieses Kriegsmaterial nach Polen   befördern. Weiter find eine große Anzahl Güterwagen für Polen   verstaut, bie nach Ungarn   befördert werden sollen. Das Personal ver­weigert ebenfalls die Beförderung. Bei der Beratung teilte die Eisenbahndirektion mit, daß von der Reichsregierung mitneteilt wurde, es müssen unter ihrer Zustimmung über 400 Waggons in die Tschechoslowakei   befördert werden. Es enthalten:

170 Waggons, Feit Flugzeuge 200 Uniformen 100

Die legteren zwei Sendungen sind ebenfalls Seeresgut. Es wird befürchtet, daß dieses Material ebenfalls für Bolen direkt oder indirett verwendet werden soll. Der Betriebsrat erklärte, ha bas Personal auch diese Beförderung ablehnen würde.

Die Paßverweigerung

In ihrer Jaurès- Gedentnummer bringt die Sumanitee" folgende Notiz:

" Seute abend sollte sich das Mitglied der Deutschen   Unaba

Der Plazverwaltung der Reichstreuhandgesellschaft in Jüterbog  , bie aus dem Reichsverwertungsamt hervorgegangen ist, sind etwa 500 Flugzeuge der verschiedensten Typen anvertraut worden, die nach dem Friedensvertrag zur Verfügung der Ententetommif­fionen stehen müssen. Von diesen Flugzeugen werden jest nacht's fortgelegt Flugzeuge abgeholt und in der Umgebung auf ben einzelnen Gütern untergebracht. So sind auf dem zeuge und eine größere Anzahl von Waffen, u. a. 50 Stielhandgranaten, verstedt worden. In Seinersdorf steht ebenfalls ein Flugzeug, die dortige Einwohnerwehr ist nicht auf: gelöst, auch haben deren Mitglieder noch sämtliche Waffen. Auf dem Gut Waldau stehen ebenfalls zwei Halberstädter Flug­Typ C4 und 5. In Fröden stehen drei Halberstädter Flugzeuge C5. Im Alten Lager find 10 Mercedes  - Flugzeug­Motore, davon zwei 8zylindrische und acht 6zylindrische, unter­gebracht worden. Dort ist ebenfalls eine Foggermaschine D5 un tergebracht. In Gräfendorf   steht auf dem Gut des Guts befizers Salomon eine Foggermaschine D5, die angeblich einem Leutnant Zatob gehören soll. Auf demselben Gut sind auch zwei Schwere Maschinengewehre mit 1080 Schuß und eine größere Anzahl von Karabinern untergebracht.

Die Jüterboger   Gewerkschaften verlangten von dem Landrats­amt einen Gendarm, in dessen Beisein eine Nachprüfung vor genommen werden sollte. Der Gutsinspektor Bergmann und ein auf dem Gut wohnender Leutnant Lehmann verweigerten erst jede Austunft. Lehmann drohte sogar, bie Kommission verhaften zu laffen. Später gaben fie jedoch zu, daß ein Flugzeug untergebracht ist und zeigten es auch. Ueber die Waffen verweigerten fie aber jede Auskunft, trosdem der Genbarm eine Bescheinigung des Landratsamtes vorzeigte, wonad ez berechtigt sei, die Waffen zu beschlagnahmen. Leutnant Lehmann erklärte, das Landratsamt Jei bafür nicht zuständig, sondern ein Herr Rittmeister Roleme, der Führer der dortigen Einwohnerwehr. Kolewe, der in feinem Zivilberuf Kreisfetretär im Landratsamt ist, erflärte später, er fönne machen was er wolle und nab zu, daß bie Waffen an die Einwohnerewhr verteilt worden sind.

Diese Tatsachen geben wir bekannt, damit bem Reichs­tommissar zur Beschlagnahme von Waffen die Arbeit er. leichtert wird.

Die Waffenfchiebung in der Baffauer Straße Das Kommando der Sicherheitspolizei meldet amtlich:

Die Ermittlungen über den Waffenfang in ber passauer Straße find seitens der Sicherheitspolizei abgeschloffen worden. Es hat sich bisher kein Anhalt dafür ergeben, bak Hauptwachtmeister Sommertorn ein Verschieben der Waffen nach Bolen beabsichtigt hatte. Die in die Angelegenheit vermidelten Zivilpersonen, In­genieur ce tag und Kaufmann Robee, find inamischen feft­genommen worden, nach Sopf wird noch gefahndet. Das Kommando der Sicherheitspolizei hat die ganze Angelegenheit nunmehr an die Staatsanwaltschaft beim Landgericht 2 abgegeben.

hängigen Sozialistischen Bartet, Reichstagsabgeordneter Lebe: Sieg des völkischen Gedankens

bour, unter uns befinden, da er die Aufforderung der" artei angenommen hat, im Namen ber deutschen   Sozialisten zu lommen und an der Gedächtnisfeier des 6. Jahrestages bes Zobes pon Jaurès teilzunehmen. Aber die französische   Re gierung hat Ledebour   den Eintritt in unser Land untersagt. Dieses Verbot trifft weniger Ledebour und unsere deutschen   Genossen, als uns selbst, uns französische Sozialisten. Tatsächlich sind seit ber Unterzeichnung des Friedensvertrages bereits viele Deut. fche nach Frankreich   gekommen. Einige haben in Paris  gewohnt, um hier Fragen internationaler Art zu behandeln. Die französische   Regierung hat der Reise, die kürzlich italienische fatholische Parlamentarier burch Europa unternahmen, um eine umfassende katholische Internationale aufrichten, teine Opposition entgegengesetzt. Die französische   Regierung hält fich vielmehr für verpflichtet, irbem sie so ben Kavitalismus und ben Kleritalismus unterstunt, fie unter allen Umständen, im Ge­gegenfag zu uns, zu begünstigen. Eo empfängt sie bie römischen Ratholiten, die treuesten Freunde, die ber ehemalige Kaiser je gehabt hat, so schließt sie Ledebour aus, der während des Krieges um den Preis seiner Freiheit der entschlossenste eind Wilhelms II.

Die deutsche Reaktion jubelt über den Abbruch des Bontotts gegen Ungarn  . Die Deutsche Zeitung" schreibt:

Das erste Unternehmen der jüdischen, roten Internationale auf dem Gebiete der europäischen   Politit hat bas verdiente Schicksal erlitten. Weil das ungarische Bolt sich eine Verfassung und Geleze gegeben hat, die den Juben und ihren getreuen Knechten nicht paßten, sollte bas ganze Bolt ausgehungert und feiner notwendigsten Bedürfnisse beraubt werden. Die unmensch liche Blodade gegen Frauen und Kinder, die England im Kriege gegen Deutschland   anwandte, allen Geseken des Rechts und der Menschlichkeit zum Sohn, die wurden hier mitten im Frieden gegen ein Bolt verhängt, das feinem Nachbarn etwas zuleide getan hatte. Ungarn   hat sich als ber stättere Zeil erwiesen, und der völkische Gedante hat einen glänzenden Siog er rungen. Vivant Jequentes!"

Der Jubel ist verfrüht. Die deutsche Reaktion wird noch er: leben, was diesem unter sehr schwierigen Bedingungen vorgenom menen ersten Versuch einer internationalen Ation des Proletas tiats folgt. Eine Distussion darüber, ob der Gedanke internatio nafer Aftionen lebensfähig ist, werden wir mit dem Organ ber deutschen   Horthyaner nicht führen. Dankbar find wir aber dafür, daß das Blatt uns und der Welt endlich eine authentische Inter  |

pretation des vielbeufigen Begriffes, volfischer Gebante" gibt. Böl fischer Gebante- das ist Solidarität mit den ungaris schen Mörderbanden. Darüber kann nach der Auslastung des Blattes fein 3weifel mehr sein. Dann aber geschieht es recht, wenn die zivilisierte Welt die ganze maglose Berachtung, die sie für die Sorthy und Genossen empfindet, auf die Anhänger des völlijchen Gedantens bei uns überträgt. Mitgegangen, mitgehangen.

Die Arbeitslosenfrage im Parlament

Aus der Rebe des Genossen Malzahn Am Donnerstag trat der deutsche Reichstag   nach Durchpeitschung der dritten Lesung des Entwaffnungsgefeges in die Besprechung der Anträge unserer Partei in der Arbeitslosenfrage ein. Die Redner der bürgerlichen Parteien, sowie auch der Reichs­arbeitsminister Brauns zeigten, daß sie für die Not und das Elend der Erwerbslojen tein Verständnis haben. Die Ber treter der fapitalistischen Gesellschaftsordnung verstiegen sich in zwischenrufen zur Berhöhnung der Erwerbslosen. Der Vertreter der Deutschen Boltspartei, Dr. Moldenhauer, ging sogar so weit, daß er sich den rohen Scherz eines Wigblattes zu eigen machte, der einen jungen Mann zu einem Mädchen sagen läßt: Wir Tolenunterkügung". Damit wollte dieser Redner der Aufbau" fönnen heiraten, benn ich bin arbeitslos und beziche Erwerbss paztei lagen, daß für die Erwerbslosen in einer Weise gesorgt ist, die ihnen ein lippiges Leben gestattet.

Genoffe Malzahn, der zu diefem Puntte als Vertreter der Unabhängigen Fratiion sprach, ging mit den Rebnern der bürger­lichen Parteien scharf ins Gericht. Es war ihm ein leichtes, den Nachweis zu erbringen, daß durch die immer größer werdende Rot der Erwerbslosen weile Kreise des Boltes dem Untergang geweiht sind und daß der Bantzottpolitif der tapitalisti­schen Gesellschaft jährlich tausende von Proletarierkindern zum Opfer fallen.

Genosse Malzahn zeigte an Hand mehrerer Geschäfts. berigte einzelnez ftiengesellschaften, daß diese Gesellschaften gar nicht daran denten, zur Hebung der Volkswirts schaft und zur Linderung der allgemeinen Not Bedarfswirts aft zu treiben, sondern baß fie nach wie vor nur ihr Profits interesse im Auge haben. Er stelite weiter fest, daß die Kriegs­und Revolutionsgewinnler in bez gewissenloiesten Weise deutsche Güter ins Ausland verschoben haben und die dafür eingeheimsten Geminne, insgesamt ca. 50 Milliarden Mart, auf ben ausländischen Banten deponiert haben. Er gab der Wieder gutmachungstommission, bie bemnächst in Genf   tagen wird, den Rat, diese 50 Milliarden Mart als erste Rate für die Wiedergutmachung zu nehmen.

Genosse Malzahn ging dann auf die fürchterliche Woh nungsnot, von der besonders die werftätige Bevölkerung bes troffen wird, ein. Mein in Grehberlin werden 60 000 Wohnungen benötigt. Die Bürgerliche Gesellschaft   ruft fortgesetzt: nur Arbeit fann uns retten! Der deutsche Baumarkt liegt völlig darnieber, tausende und abertausende von Bauarbeitern find arbeitslos. Das alles nur, weil vom privatfapitalistischen Standpunkt das Bauen von Wohnhäusern nicht möglich ist. Hier zeigt sich die tapitalistische Unfähigkeit in der trasfesten Form. Dasselbe irifft auf die Metall­industrie zu. An Hand von Beispielen zeigte Genolle Malzahn, daß z. B. die Firma Stod, Motorpilug M.-G., durch die hohen Preistreibereien den Absch ihrer Fabritate uns möglich machte. Nur bem energischen Eingreifen des Betriebs rates war es zu verdanken, daß die Firma zu einer Preissenfung peranlaßt wurde. Dadurch war die- liteit ber meiterfabri tation gegeben. Ganz besonders start sei auch die Arbeitslosigkeit in der Wertehrs- und Autoindustrie, da durch die bes stehenden Verordnungen des Reichswirtschaftsamts bezüglich der Einfuhr und Verteilung der Brennstoffe Unebenheiten geschaffen worden sind. Wir fordern deshalb die Beröffentlichung und Revision der bestehenden Verträge, die unter Hinzus ziehung der Betriebsrate der genannten Industrien vorzus nehmen sind.

In und um Berlin   find namhafte Betriebe, wie die Deutse Waffen und Munitionsfabrit, Moabit  , und die Staatsbetriebe in Spandau  , seit Jahresfrist ft i II­aelegt, trobem fin in der Lage wären, tausende von Arbeitern mit der Herstellung von Lokomotiven, Motoren, landwir.jhajichen Maschinen usw. zu beschäftigen. Wenn nun gesagt wird, daß Loko­motiven feinen Abjah haben, so weise er darauf hin, daß Rußland  vor drei Wochen an Schweden   und Norwegen   tausend Lokomotiven in Auftrag gegeben hat.

Die Stillegung der Spandauer   Werte ist eine Folge der Un­fähigkeit der Betriebsleitung, andererseits besteht aber auch das Interesse, die Reichsbetriebe zugunsten der privattapitalistischen Brobution au sabotieren. In diesem Zusammenhange machte Ge­nosse Malzahn auf die Entlassungen aufmerksam, bie bie Oberpoftbirettion in Berlin   vorzunehmen beabsichtigt. Die in Berlin   beschäftigten 70 000 Postaushilfskräfte, die während bes Krieges und nach dem Kriege unter den schwierigsten Verhält­niffen ihre Pflicht und Schuldigkeit getan haben, sollen jetzt ent Iassen werden, um zuverlässigen" Personen Blas zu machen. Die fapitalistische Gesellschaft und die Regierunastreise hätten vor dem Kriege in dem Beamten der Reichs- und Staatsbetriebe immer thre Stärfften Stügen gesehen und sie seien jetzt einigermaßen ent­täuscht, daß ein freier 3ug unter diesen Beamten herrscht. Jetzt will man wieder durch das Anstellungsverhältnis und durch Ges [ innungsschnüffelei eine Staatsbureaukratie im Sinne der fapitalistischen Gesellschaft scheifen. Genosse Malzahn verlangte, dah die Reichsbetriebe in Arbeiterfragen sich mustergültig betätigen. Das sei besonders in der Entlohnungsfrage bei der Bost nicht der Fall. Es werden jetzt noch für verheiratete männliche Personen Tagegelder von 27,45 M., heruntergehend bei Ledigen bis zu 15,70 m. bezahlt.

Am Schluß seiner Ausführungen betonte Genote Malzahn, daß die bürgerlichen Parteien zu Propagandazweden immer die For berung herausgeschrieen hätten, man folle bie deutschen  Kriegsgefangenen herausgeben. Jetzt sind die Gefangenen herausgegeben worden, um in ber deutschen   fapitalistisen Bant tottwirtschaft verhungern und untergehen zu können. Die heimkehrenden Krieger, die in den meisten Fällen nicht gleich arbeitsfähig find, und auch teine Arbeit finden fönnen, erhalten eine einmalige staatliche Unterstützung von 100 bis börftens 300 Mart. Hier zeigt es sich, daß die Männer, die von der bürger­lichen Gesellschaft when des Arieges als Selon leiert worden find, jezt, nachdem sie Leben, Gesundheit und Familie aufs Spiel gelegt haben, von dieser Gesellschaft mit schnöden Bettelpfennigen abnespeilt und dem Elend überliefert merben.

Die Bankrotiwirtschaft ber fapitalistischen Gesellschaft muß aus allen diesen Gründen durch die geschlossene einmütige Kraft und Macht des Proletariats beseitigt werden, um die sozialisti= The Wirtschaft einzuführen. Aufgabe der Betriebsräte wird es sein, den tapitalistischen Betrieb und die Produktion zu überwachen, um an Stelle ber tapitalistischen Stofitwirtschaft die fozialistische Bedarfswirtschaft einzuführen. Nur so tonne unsere Boltswirtschaft, könne das deutsche   Bolt der Gesundung entgegen geführt werden.

Beilegung des Landarbeiterstreits in Braunschweig  . Zur Beis legung des Landarbeiterstreits findet heute mittag unter dem Vorsitz des Demobilmachungskommissars eine Sigung statt, in ber je drei Vertreter der Arbeitnehmer- und Arbeitgeber- Organisas fionen teilnehmen. Da beide Organisationen erklärt haben, daß fie fich dem Spruch dieser Kommi fion beugen werden, fann damit der Streit als beendet angesehen werden.

Pommern   hat wieder Licht. Der Streit auf der Ueberland zentrale Stralsund   ist beigelegt. Das Wert arbeitet seit gestern Abend wieder.

Wiedereinjehung des Oberbürgermeisters von Allenein. Bea fanntlich in der Oberbürgermeister Zülch aus Allenstein   vor einigen Monaten pom Amte suspendiert worden. Wie bie Allensteiner Zeitung" berichtet, hat die interallitezte Kommil fion jest bie Suspension aufgehoben.