Busage der französischen Unterstügung gegen Italien eingefangen werden soll.
Gelingt den Machthabern in Paris das Spiel, so ist mit der größten Wahrscheinlichkeit darauf zu rechnen, daß Ungarn das Schifal Polens teilen wird, und fast fönnte man den Wunsch hegen, daß Horthy die ihm zugewiesene Rolle des Soldknechtes des westlichen Kapitalismus durchführte. Aber Rußland Rußland würde seinen voraussichtlichen Sieg nur mit weiteren großen Blutopfern und mit einer weiteren Vertagung seines inneren Aufbaues erfaufen fönnen und deshalb hoffen wir auf ein Scheitern der nichtswürdigen und verbrecherischen Pläne, die in Paris ausgehedt werden. Keinen Augenblid indessen darf die Gespanntheit der internationalen Situation aus den Augen gelassen werden. Jeder Tag fann neue Verwidelungen bringen, und wir müssen uns darüber flar sein, wie stark die Gestaltung unserer inneren Verhältnisse von den außenpolitischen Ereignissen abhängig ist. Der Krieg im Osten ist eine Phase in der Entwidelung der europäischen Revolution. Er geht uns nicht nur deshalb an, weil wir mit unseren Sympathien auf der Seite des russischen Sozialismus stehen, oder weil wir uns gegen die Verletzung unserer Neutralität wehren müssen, sondern er berührt uns unmittelbar, weil sein Verlauf und seine Entscheidung für die Gestaltung der deutschen Zukunft von größter Bedeutung ist. Nur unter diesem Gesichtswinkel, der ganz selbstverständlich ein anderer ist, als der, der die deutsche Regiezung zur Erflärung ihrer Neutralität und zu dem Bersuch bestimmt hat, Beziehungen mit Rußland anzufnüpfen, haben wir die Dinge zu betrachten.
gegenwärtig ausreichend beschäftint.
warnen, baß man an diese beutsch- russische Verständigung politische| nicht unerwünscht zu stören. Die französische Diplomatie ist also Hoffnungen inüpft, die entweder geeignet sind, uns in den Berdacht zu bringen, als ob wir auch nur im geringsten die Absicht hätten, uns den Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages mit russischer Hilfe zu entziehen, oder auf eine grundlegende Aenderung der deutschen Staats- und Wirtschaftsverfassung hinzielen."
Frage: Sehen Sie Schwierigfetten bei der russischen Regie: rung oder bei der Entente voraus?"
Antwort:„ Ich bin über die Verhältnisse in Mostau, sowie in Paris , London und Rom nicht genau genug orientiert, um mich nach diesen Richtungen in Bermutungen zu ergehen. Ich darf aber der Hoffnung. Ausdruck geben, daß auch dort das gemeinsame Interesse nicht vertannt wird."
Frage: Salten Sie eine dirette deutsch russische Grenze für notwendig, oder glauben Sie an die Möglichkeit eines ersprießlichen deutsch - russischen Zusammenarbeitens bel Fortexistenz und unter Vermittlung der Randstaaten?" Antwort: Ich verweise darauf, daß meine Aeußerungen im Reichstag über Deutschlands Verhältnis zu Polen und über den deutsch lettländischen Vertrag ergeben haben, wie to die Bedeutung der sogenannten Ranbftaaten für die fünftigen Be ziehungen Deutschlands zu Rußland einschäge. Jch wiederhole, als Brüde eines frieblichen Austausches mit Rußland find fle auch, abgesehen von ihrem eigenen Verkehr mit Deutschlano, von hohem Wert, nur ein Barrierengebilde würde bei uns das Bebürfnis nach einer Grenge mit Rußland übermächtig mache n. lebrigens wird das legte Wort in dieser Frage erst in unmittelbarer Verhandlung mit Rußland zu sprechen
jein.
russischen Beziehungen
Gine Unterrebung mit dem Minister Simons Der Berliner Vertreter der„ Leipziger Volkszei. tung" hatte eine längere Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen, Dr. Simons, über die bevorstehende Wiederherstellung der deutsch - russischen diplomatischen Beziehungen. Wir entnehmen der Unterredung folgendes:
Frage: Sind Sie bereit, die diplomatisen Bezie hungen zur Gowietregierung jojort wieber herzustellen, sobald die durch die Ermordung des Grajen o. Mach verlegien Rechte der Erterritorialität eines deutschen Gesaten durch die ruffische Regierung wieder hergestellt sind?"
Antwort: ch bin sur sofortigen Wiederher stellung der diplomatischen Beziehungen mit der russischen Soms jetregierung bereit, sobald man uns Genugtuung für die Ermordung des bei der Cowjetregierung aftrebierten Gesandten, des Grafen von Mirbach, gegeben hat. Wir müssen diese Genug. tuung forbern, da der Anspruch auf die Exterritorialität eines Gesandten nicht abhängig ist von der jeweiligen Staatsform, jon bern ein internatignales Recht barstellt, auf beffen Wahrung das Bolf als folges Wert legen muß. Deshalb müssen wir diese For berung erheben, obwohl der Graf Mirbach der Gesandte nicht ber gegenwärtigen republitanischen, sondern der alten taiserlichen Regierung war. Ich bin aber gewillt, vollauf der politischen Neuorientierung in beiden Ländern Rechnung zu tragen, inbent ich es der russischen Regierung überlasse, über bie Form der Genug tuung Borschläge zu machen und erwarte deshalb ein der Schwere des Falles angemessenes Angebot.
Sage: Sind Sie bereit, nach Wiederherstellung der diplo malischen Beziehungen auch die Aufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen nach Kräften zu fördern und die, Priau vatinitiative in dieser Richtung durch amtliche Unterstügung zu begünstigen?"
Antwort:„ Ich bin auch in dieser Richtung bereit, jeber privaten Initiative, sowohl von deutscher wie von russischer Seite amiliche Unterstügung angedeihen zu lassen und auch offisiell die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Beziehungen zu fördern. Wir haben bereits unfern gusen Willen in dieser Beziehung be wiesen, indem wir ben Vertretern bes Sowjettegierung, die zu Wirtschaftsverhandlungen hierher entfandt werden Fürstenberg und Brattmann Brodowski, bie Cinreifeerlaubnis nach Deutschland gewährt haben. Die Form, in der die russische Staatswirtschaft mit der deutschen Privatwittschaft in dauernden Berkehr gebracht werden tann, bleibt weiterer Erwägung vorbehalten."
follten,
Frage:„ Glauben Sie an die Möglichkeit eines 3usammen arbeitens mit Rußland beim wirtschaftlichen Wiederaufbau Europos ?"
Antwort: Ich bin der festen Ueberzeugung, daß zu einer wirtschaftlichen Gesundung Europas auch die deutsch - russische Zusammenarbeit erforderlich ist. Es braucht dabei Rußland die deutsche industrielle Mitarbeit ebenso sehr wie wir die russischen Rohstoffe und Lebensmittel. Andere europäische Staaten sind in ähnlicher Lage, so daß ganz Europa auf die Erfolge diejes 3ufammenarbeitens für eine wirtschaftliche Wiederherstellung angewiesev ift."
Frage: Whe Schwierigkeiten stehen nach Ihrer Ansicht in Deutschland der Verwirklichung dieser Bläne noch entgegen?" Antwort:„ Soweit ich es im Augenblid übersehen kann, bestehen weder im Kabinett noch bei irgendeiner. Partei Bedenken gegen bie Wieberherstellung der deutsch - ruffischen Beziehungen. m Gegenteil, fämtliche Parteien haben in legter Zeit diesen Gebanten als äußerst sympathisch und für die deutsche Zukunft dringend notwendig begrligt. Dagegen halte ich es für meine Pflicht, davor zu
Was ein richtiger Kolonialwarenhändler ist, so hat derselbe heute feine eigene Bressestelle. Wie viele solcher Dinger wir in Deutschland haben, entzieht sich zum Glück der Statistit, aber auf jeben zweiten Mann wird wohl eine tommen. Woher tommt sie? Unb mas tun fte alle?
Als der Lubendorffiche Laben im Jahre 1914 fühlte, daß es ohne einen gelegentlichen Saisonausverkauf nicht abgehen würde, schuf er sich das Kriegspresseamt, einen Ausschant, der ausdrüdlich dazu da war, in die Bresse diejenigen ligenhaften Rachrichten einzujchmuggeln, die nötig waren, um dem Bolte das gewisse Quantum Kriegsbesoffenheit einzutrichtern. Es gelang. Das Kriegspresse amt machte Schule, und jedesmal, wenn ein preußisches Reffort Magenbeschwerden betam, gliederte es fich eine Presseabteilung an, die den Zeitungen mitzuteilen hatte, daß das Befinden des Patienten ausgezeichnet sei.
Diese Pressestellen haben sich nach dem Kriege farntdelhaft vermehrt, und eine Armee Don friegs- und lebensuntauglichen Schrei bern, von Brillenmenschen, Don Regiftratoren, Schmöden und Bureaubeamten, ergo fich stellenlos über Deutschland , hatte teine Arbeit und machte sich welche.
Das Wesen der Presse wird durch diese torrumpierenden Bresses stellen völlig umgefrempelt. Der Reporter und der Journalist, die von Berufs wegen die Augen aufzumachen hätten, um das Leben so abzuschildern wie es ist, und dazu ihre Bemerkungen zu machen, telephonieren heute bie zuständige Breffeftelle an und be fig und fertig tommen von ihr also von intereffierter Sette einen Ealat vorgefekt, der den Leser so unterrichtet, wie es bie Macht, die hinter der Pressestelle steht, haben will. Also falsch unterrichtet.
Wenn man unsere allzusielen Organisationen jedweden Gebiets. betrachtet, so muß man glauben, daß das gesamte Leben nur noch ber Zeitung wegen ba ift. Jebes Theater, jebes Amt und jedes Bataillon uniformierter Nichtstuer hat eine Preffeftelle. Die
Zu den Neußerungen des Ministers Simons baben wir folgendes zu bemerken: Es berührt eigentümlich, daß bei der Frage der Wiederaufnahme der diploma ischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Sowjetrußland, deren eminente immer die Frage ber ,, Genugtuung" für die Ermordung Mirbachs in den Vordergrund gerückt wird. In den zwei Jahren, die feit dem Attentat gegen Mirbach verstrichen find, hätte die deutsche Regierung, wenn sie gewollt hätte, die AngeTegenheit schon längst erledigen fönnen, zumal der gute Wille, Tegenheit schon längst erledigen fönnen, zumal der gute Wille, Deutschland ,, Genugtuung" zu geben, bei der Misstauer Regierung jederzeit vorhanden war. Statt dessen wurde unter einem nichtigen Vorwand am 6. November 1918 die Aus= weisung der russischen Botschaft aus Berlin Partei nicht rüdgängig gemacht worden ist. vorgenommen, die troß des fortgesetten Drängens unserer
Auch die Ausweisung der russischen Botschaft war ein Bruch der Erterritorialität, für den die Sowjetregierung feine Ges nugtuung" erlangt hat. Wäre es deshalb nicht awedmäßiger und für die Interessen Deutschlands zuträglicher, wenn man die Genugtuungsfrage überhaupt in den Hinters grund schieben und endlich die Wiederaufnahme der Be= ziehungen zu Rußland von einem weniger bureaukratischen Standpunkt behandeln würde!
Die ungarisch - französische Militärkonvention
Ein neuer Borstoß der internationalen Reaktion Laut Mitteilung des Wiener Vertreters des B. T." ist zwischen Ungarn und Frankreich endgültig eine Militärtonvention abgeschlossen worden, die ihre Spike gegen Sowjetrußland richtet. Frankreich ist nach diesem Vertrag verpflichtet, die 140 000 Mann, die Ungarn aufstellen wird, auszurüften und einige der bringlichSten Forderungen Ungarns vor der Botschafterfonferenz zu ver treten. 3m einzelnen handelt es sich um folgende Buntte: 1. Unqur Jou Denisweltu garn wieder zugesprochen erhalten. 2. Jm Gebiet von Bfallofös. Kaschau - Land und Breßburg- Land sollen Ges bietsänderungen vorgenommen werden, so daß Ungarn die ganze nördliche Donaalinie wieder zugesprochen wird. 3. An der rumänis schen Grenze sollen Grenzberichtigungen vorgenommen werden, so daß Ungarn wieder in den Besitz der Eisenbahntnotenpuntie an der Linie Arad- Nagywarad gelangt. 4. Frankreich verpflichtet sich, für ble Rüdenbedung Ungarns Gorge zu tragen, falls in Deutsch österreich ein bolichemistischer Umsturz stattfindet. In diesem Fall jollen ungarische Truppen das Recht haben, Wien zu besehen.
Die Englander haben sich diesen Verhandlungen zwischen Sorthy und der Bubapefter franzöfifchen Militärmission negenilber neutral verhalten, obwohl die Budapester Militärmission Engs lands von diesen Abmachungen nicht entsüdt gewesen ist. Die Italiener haben gegen berattige Bereinbarungen von allen Anfang an sehr energisch protestiert, und der Standpunkt Frankreichs , daß die Zustimmung der Botschaftertonferenz zu diesen Abmachungen nicht unbedingt erforderlich sei, da der Friede mit Ungarn noch nicht ratifiziert sei, ist gewiß leht bestreitbar. Irgend
aus:
Es ist außerordentlich interessant, wie der Wiener Bevoll mätigte der Sowjetregierung Dr. Bronsti ich zu dieser neuesten Aktion Frankreichs geäußert hat. Dr. Bronsti führte Es ist durchaus möglich, daß Frankreich , nachdem es Jubenitih, Koltshat, Denitin, Peilfura und Bolen in den Schmelz fiegel des Ostens hineingeworfen hat, nun auch noch Rumänien und Ungarn in den gleichen Kessel befördert. Das beweist nur, daß Bolen militärisch und damit wohl auch politisch für Frankreich erledigt ist. Frankreich gleicht da einem ver zweifelnden Hasardeur. Um die in Rußland verlorenen Milliarden zu retten, opfert es immer neue Milliarden, aber es ist nicht wahrs scheinlich, daß Frankreich mit den Milliarden, die es jetzt auf die ungarische Karte jegt, das Werlorene hereinbringen fann. Da wir Polen erledigen fonnten, haben wir einigen Grund, anzunehmen, daß wir auch mit Ersay Bolen" fertig werden können. Allerdings fann man nicht leugnen, daß die Aufnahme des Krieges durch Ungarn und Rumänien die Wiedereinstellung Ruß lands in das Wirtschaftsleben der Welt abermals Derzögert. Aber die politischen und sozialen Rüdwirtungen dieses Krieges werden schließlich nicht wir zu bedauern haben. So wie die Dinge in Bolen durch den Zusammenbruch so weit ge= diehen sind, daß dies Land zur proletarischen Revolution reif ges worden ist, so schafft auch im südöstlichen Europa die Politik Frants reichs eine Lage, die in allem jener gleicht, die in Rußland vor dem Novemberumsturz bestand. Obwohl die Länder des füda öftlichen Europa sonst historisch und politisch für einen Umschwung noch nicht teif gewesen wäten.
Roh bedeutsamer werden die Folgen der französischen Politik im Westen sein. Frankreich will durch seine militärischen Unternehmungen lesten Endes eigentlich immer nur das funstvolle Ges baube des Versailer Friedens schüßen. In Wahrheit hat es mit dem polnischen Feldzug den ersten tiefreichenden Stoß gegen das Gefängnis von Versailles geführt, genau so, wie die erste Folge der Abmachungen zwischen Frankreich und der uns garischen Militärpartei die Erschütterung der Friedens [@ fülle von St. Germain und von Neuilly ſein muß. Frankreich ist auf dem besten Weg, den Pfeiler, den es als Stüge des Friedens von Versailles im mittleren Europa zu errichten glaubte, völlig zu zerstören. Diese Schwächung Frankreics fann nicht ohne Wirkung auf Frankreich selbst, auf seine Stellung in der elipolitik und auf sein Berhältnis zu England bleiben. Es ist vielleicht zu weitgehend, jetzt schon von einem Tod des Vers fattler Felebens zu sprechen, wie das die Prawda" in einem Artitel tut, beit ich gerade heute in einem telegraphischen Auszug erhalten habe. Aber das erste Grieb ist aus der Sette des Versailler Friebens jedenfalls herausgebrochen. Ges lingt es Deutschland , den Rest seiner wirtschaftlichen Kräfte qu fammenzuhalten, ist es imitende, feine Neutralität zu bewahren und zu verhindern, de es in den Herenteffel hineingezogen wird, unter dem Frankreich jest mit Jafchem Gifer des Feuer schürt, dann wird es auch noch den endgültigen Zusammenbruch des Feie bens von Versailles erleben."
Die Reichspost" meldet aus Wiener Neustadt . daß die Polizei einen großangelegten Wassenbiebstahl in der Möllersdorfer Munitionsfabrit entdedt habe. 3wei im munitionswert beschäftigte Arbeiter hätten an einen ungarischen Major für die ungurijche Nationalarmee Waffen und Munition verkauft.
Die Blätter melben aus Gras: Bei der Ueberführung eines Waffenlagers in Hartberg wurden von 1500 Gewehren, die nach Wien zu verladen waren, 500 Gewehre geshten. Angeblich sollen sie unter der Bevölkerung der Nachbargemeinden verteilt worden Jein
Der Moskauer Kongreß
ta nis
DU. Stoffholm, 6. Auguft.
Bei der vorgeftrigen Beratung des Kongreffes der Dritten Internationale fam es zu einer lebhaften Erörterung über die Berechtigung bes Parlamentarismus. Der italienische Delegierte Boebiga war der Hauptsprecher gegen bas parlas mentarische Enftem und wurde barin unterftigt von einigen amezifanijden und englichen Delegierten, die die Ansicht aussprachen, baß das Proletariat sem Parlamentarismus nichts mehr zu erwarten habe. Für den Parlamentarismus prach Bucharin , unterstügt von Lenin und dem englischen Delegierten Murphy. Der Kongreh fehle hierauf eine Entschließung, wonach die Wichtigs feit des Parlamentarismus unbestreitbar sei, allerdings unter ber Vorauslegung, daß opportunistische Bestrebungen unterbunden
würbeit.
einen lichtbaren Erfolg haben die italienischen Proteste jedoch bis Transportverweigerung von Munition
her nicht gehabt.
Die Militärfonvention mit Ungarn bildet die Grundlage weite rer Pittionen, bie Frankreich im mittleren und fübäftlichen Europa vorbereitet. In Bufarest, Belgrad und Sofia werben gleichzeitig Berhandlungen geführt. In Belgrad hat eine wichtige Sujammenfunft wijchen dem Kronprinzen Regenten, dem französischen Gesandten und dem Bevollmächtigten der russischen Gegenrevolutio nare, Strandmann, bei Wesniijch stattgefunden. Jugoslawien soll in der Hauptsache Ungarn die fehlenden Kanonen zum Feldzug gegen Rußland borgen. Bulgarien endlich soll ich mindestens verpflichten, die„ Ruhe" auf dem Baltan in den nächsten Wochen
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Pressestelle wird entweder von einem Journalisten ober einem ansonsten arbeitslosen Offizier tommandiert. Sie besteht aus je zwei Schreibmaschinen, acht Tippfräuleins, zwei Journalisten, einem Registrator und sie gründet sich auf die Wnt vor der Presse. Die Pressestelle hat zweierlei Aufgaben: einmal macht fie den Zeitungen und damit der zu täuschenben weifentlichkeit die Notwendigkeit der Dienststelle flat, der sie angegliedert ist. Sie wird also dauernd von der eminen Arbeit der Dienststelle, von ihrem Bienenfleiß und ihrer großen fulturellen Bedeniung im öffentlichen deutschen Leben zu schreiben haben. Die Bresse : stelle hat zweitens die Aufgabe, etwaige Fehlarije der DienstStelle alo ungefähr die Hälfte ihrer Tätigkeit Dot der Deffentlichkeit zu beschönigen, zu bemänteln oder abzuleugne::. Beides tut die Pressestelle. Beides brudt die Zeitung. Der Lands: fnecht verachtete früher den Schreiber als etwas minderwertiges. Heute tann er ohne ihn garnicht bestehen. Das Erste, was die Mörberliga des späteren Hochperräters Lüttwig im Hotel Eden tat, wat, daß fie eine Pressestelle errichtete, die ja dann auch prompt funttionierte. Sie war es, die den Mord an Liebfneon und Rosa Luxemburg ber Offentlichteit zunächst als einen fieinen Betriebsunfall darstellte. Die Bressestellen der deutschen Militärorganisationen verfolgen ja sonst in erster Reihe den 3wed, für die Vergrößerung ihrer Dienststellen anläßlich des Etats Stimmung zu machen. Gie geben die üblichen lächerlich aufuftetten Tätigteitsberichte, die jeder vom Kommis het kennt, sie malen in den didsten Farben die Gefahren an die Wand, die ohne die Eri stenz ihrer Dienststellen heraufziehen würden( Antibolichewismus) -fie bestätigen vor allem die Zahl der etatsmäßigen und damit pensionsberechtigten Stellen.
fleiner.
Der Machttreis der wirtschaftlichen Bressestellen ist n' Sie haben in erster Linie die Aufgabe, bas Publicum über den Stand des Marktes zugunsten der Produzenten zu en und bie Ursache der wirtschaftlichen Notlage auf die andern abzuwälzeft. Es entstehen dann manchmal die bekannten Kleinfriege der Produzenten, aus denen der unbefangene Betrachter häufig das Bild gewinnt, daß am Ende der Konsument an der Teuerung schuld fel. Die wirtschaftliche Prejjeftelle arbeitet entweder für die ganz
Das Organ ber fozialdemokratischen Arbeiterpartei„ Set Bolt" meldet, daß die beutsche Bejagung bes gegenwärtig im Notters Damer Salen llegenden, nad Danzig bestimmten Dampiers " Go" fich geweigert hat, aufzuladen, bevor 500 groje Stiften, in denen füle Polen bestimmtes Kriegsmates tial jein foll, fortgebracht werden feien. Der Kapitän versprach, nach Deutschland zu telegraphieren, und wenn es sich bestätigen sollte, daß es sich um Waffen nnd lunition für Polen handelt, bie Kien wieder auslaben zu laffen.
großen Verbände oder und dann ist ihr Wizten deutlicher ertennbar für fleinere Organisationen.
Die Breffestellen find deshalb so unendlich gefährlich, weil thre Muslaffungen die Quelle natürlich nicht erkennen lassen. Die völlig einseitigen Darlegungen der Interessenten worben ja gerade zu dem 3med in die Presse lanziert, damit es den Anschein hat, als hätten sie eben in der Zeitung gestanden"; wie tausend andere Dinge so in der Zeitung" stehen. Und weil ja für die meisten Menschen die Zeitung außer den Filmtiteln das Einzige it was ste Tefen, so tann man die Wirkung dieser verlogenen und zurechtgemachten Nachrichten garnicht genug überschägen.
Der Interessent hat ganz recht. Er wehrt sich eben seiner Saut, will Offizier bleiben oder Kohlen tener verfaufen und benutt bazu jedes Mittelaad die Bresse . Aber die anständige Presse sollte es sich nicht länger gefallen lassen.
Sier wächst eine Gefahr herauf, die so groß ist, daß sie das Wesen der unabhängigen Berichterstattung überhaupt zunichte machen fann. Ich halte es für eine Ehrenpflicht der deutschen Journalistenwelt, darauf zu bringen, daß Auslaffungen von Bresseftellen als solche gekennzeichnet werden. Es ist garnichts dagegen einzuwenden, wenn eine Zeitung eine Miteilung aus dem Reichswehrminifterium bringt, aber dann möge fie dazu sehen, daß diese Mitteilung von Interessenten stammt. Tut fie es nicht, so haben wir ja aus dem Fall der Pinterton- Gesellschaft gesehen, was dabei heraustommt, wenn strupellose Schmierer im Golde irgendwelcher Stellen die Bresse mit Lügennachrichten überschwemmen. Für viel zu Viele ist die Zeitung immer noch der Sort obiettiver Nachrichten. Ele ifts heute weniger denn je. Was aber nicht, wie bei der Bartelzeitung. aus der Ueberzeugung herausfließt, muß mit der Serfunftsbereidnung abg stempelt fein.
Dann verlieren sich die Pressestellen ganz von selbst, denn ihr ganges Interesse und ihre ganze Kunst geht dahin: zu täuschen. Gie wollen ja gerade, daß ihre Auslaffungen nit getennzeichnet werden, damit man nicht weis, daß fie der öffentlichen Meinung Don interessierter Seite eingeflüsters find.
Die deutsche Breise, die auf Sauberteit hält, sollte sich die Presses ftellen abjominien.