Das Proletariat hat zum ersten Male mit dem Boykott über Ungarn diese internationale Waffe angewendet. Es wäre weit verfehlt, aus dem Ausbleiben des vollen Erfolges den Schluß zu ziehen, daß diese Waffe unbrauchbar sei. Wie«in Streik, der an der ungenügenden Organisiertheit der Arbeiterschaft scheitert, nichts gegen die Waffe des Streiks aussagt, so ist die Lehre dieses ersten internationalen Boy- kotts vielmehr die, daß der Ecbrauch dieser Waffe noch sehr v e r v o l l k o m m n e t werden muß..Eine der Voraus- setzungen ist die größere Stärke des internationalen Gefühls, eine straffere Zusammenfassung der den Wirtschaftskrieg führenden Kräfte und eine bessere Vorbereitung, wie diesmal möglich war. Aber die verhältnismäßig kurze Dauer, denn ein Boykott muß, um alle seine Wirkungen entfalten zu können, monatelang dauern, hat auch gezeigt, daß diese Waffe sogar in dieser unvollkommenen Art und gegen ein Land angewendet, welches in dem Weltverkehr noch sehr wenig verflochten ist, denn Ungarn kam eigentlich aus dem Zustande der Blockade feit 1915 gar nicht hinaus, sine fürchterliche Waffe ist. Eben weil er eine der schärf- sten Waffen in der Hand des Weltproletariats fein kann, wenn fein Gebrauch ausgebaut und vorbereitet ist, muß und kann man freimütig über diesen erston Versuch sprechen um die nötigen Lehren daraus zu ziehen, wie er künftig mit einem durchschlagenderen Erfolge angewendet werden soll. Die deutsche Schuld am Mißerfolg Herr Lindow und der Verbindungsmann Wir gaben die Wiener Meldung der„Roten Fahne" wieder, worin gesagt wurde, die geringe und schlappe Beteiligung der deut- fche« Gewerkschaften trage die Schuld daran, daß der Boykott gegen llngani nicht zu einem durchgreifenden Erfolge führte. Wir forderten Erklärungen vom A. D. E. V., damit dieser Wtoerc Vorwurf nicht auf der deutschen Arbeiterschaft sitzen bleibe. Jetzt meldet sich im„Vorwärts" Karl Lindow vom Transport- arbeiterverband zum Wort, um Dinge oorzutragen. die als eine Bestätigung der erhobenen Anklag« wirken müßten, wenn für L - die Auslassung Lindows nicht der mildernde Umstand völliger Unzulänglichkeit gelten mußte. Herr Lindow ist vom Ab- bruch der Bewegung überrascht worden. Die Amsterdamer Internationale habe den Boykott schlecht organisiert. Räch der Veröffentlichung des Aufrufes habe man nichts mehr aus Amsterdam vernommen. Dann habe man in Deutschland — gewartet. Das heißt doch, dag man nichts getan hat. Lindow deutet an, daß man nicht gewußt habe, was man tu» solle, weil man von Amsterdam keine Parolen bekommen habe. Auch über die Wirkung des Boykotts habe man kein Wort gehört. Da man in Deutschland zu gut zentralistisch diszipliniert sei, konnte man der Streikleitung in Amsterdam nicht vorgreifen. Also konnte man keine selbständige Entschlüsse fassen. Zu allem übrigen Unglück sei auch noch der„internationale Verbindungsmann" des Deutschen Transportarbeiter-Berbandes in Genua gewesen. Und ohne ihn ging es nicht. In solchen Plaudereien gefällt sich Herr Lindow . Der Mann scheint sich der Bedeutung der ganzen Angelegenheit nicht be- wüßt zu sein. Die Arbeiterschaft Europas wartet auf Antwort auf die erhobene Anklage und der Mann trägt einen Schwatz vor, der eine Verhöhnung des gesamten Proletariats darstellt. Die Geständnisse des Herrn Lindow bedeuten, daß man im Deutschen Transportarbeiter-Perband den Aufruf von Amsterdam und die Aufforderung des A. D. G. B. zur Beteiligung der Deutschen tsiüin Boykott gehört hat, um dann die ganze Geschichte auf locsich beruhen zu lassen. Das ist das Unerhörte, was wir von Bureaukraten mit unbeweglichem Sitzfleisch bisher vernom- haben. Die Arbeiterschaft Europas über- nie» nimmt einen Kampf gegen die schli mjn st c Reaktion, die sc dagewesen ist, und der Deutsche Transporiarbeiter-Verband tut so, als ginge ihn die ganze Sache nichts an. Weil der Verbindungs- mann nicht da war und weil Herr Lindow und die Seinen nichts ohne strenge Anweisung der Streikleitung tun wollten! Da soll doch.....! Aber wir wollen nicht heftig werden. Wir wollen hoffen, daß wir Herrn Lindow nicht ernst zu nelfyien brauchen. Nachdem er aber selber das Belastungsmaterial gegen feine Orga- nisation, die bei dem Boykott mit im Vordertrejfen hätten stehen nriijsen, ungemein vermehrt hat, fordern wir nrit noch stärkerem Nachdruck eine sorgfältige Untersuchung des Falles durch den Gewerkfchaftsbund und«ine befriedigende Aufklärung über die Angelegenheit. Die Gewerkschaften in Horthy - Ungarn Die Berliner Verwaltung des Deutschen Metallarbeiterver- bandes veröffentlicht in der letzten Nummer ihrer. Wochenbetlage «inen Auszug aus einem Bericht des zweiten Sekretärs der Un- garischen Eewerkschaftskommission, Genossen K i r a l y. Genosse Kiraly gibt in dem ersten Teil seines Berichtes einen Ueberblick über die Entwicklung der ungarischen Gewerkschaften während des Krieges und der Revolutionsepochc. Ende 1017 be- trug die Zahl der gewerkschaftlich organifierren Arbeiter 100 000, sie veräppelte sich im Laufe des folgenden Jahres, erreichte während der Karolyi-Regierung eine halbe Million und schwoll drei Monate nach der Errichtung der Rätediktatur, Ende Juli 1S10, auf fünfviertel Millionen an. Roch dem Sturz der Rätedirtatur loste die konterrevolutionäre Regierung fast sämtliche Gewerkschaften. Angestellten- und Beamtenverbände auf. Im Ol- tober 1919 erschien eine Regierungsverordnung, die sämtliche nach dem 31. Oktober 1918 gegründeten Bereine und Ge- «erkschaften verbot und ihre Per mögen beschlagnahmte. Diesem Sturme der Gegenrevolution konnten nur die alten kämpf- erprobten Arbeitergewerkschaften standhalten. Di« weißgardistischen Offiziere machten«s sich zur Aufgab«, diese Gewertfchafien ebenfalls zu zerstören. Terrorifti,che Offiziere warben ch r i st l i ch- s o z i a l e A g e n t e n. die den Boden der freien Gewerkschaften unterm, meren sollten. Nachdem der Versuch, eine dem Horthyungarn genehme Gewerkschaftsbewegung zu schaffen, mißlungen war. wurden mit den Mitteln der brutalen Gewalt die Gewerkschaften zerfrort. Alle Funk- tionärc der Gewerkschaften. L-rdandssekretäre sowie bekannte Vertrauensleute wurden zu Hunderten totgeschlagen, ge- prügelt, eingesperrt oder inte r n i e r t. Nach einer Statistik der ungarischen Gewerlschaftszcntrale sitzen etwa 7 0 P r o- zentderEewerkschaftsfnnktionarc hinter Schloß und Riegel oder sind dem weißen-uerror auf andere Weise zum Opfer gefalle«. In der Provinz wurden fast alle Ortsgruppen und Zahlstellen aufgelöst, ihr Vermögen beschlag- «ahmt, die Bibliotheken verbrannt und die Lokale entweder demo- * llert oder zu irgendwelchen klerikalen Zwecken verwandt. Da«ine der ersten Handlungen der Konterevolution, die Ab- schaffung der Arbeitslosenunterstützung, das große Heer der ArebUslostn dein Elend preisgab, mußten die Eework- schcste» durch außerordentliche Unterstützungen helfend eingreife«. Das hatte zur Folge, daß die Eeldbestände aller Organisationen aufgebraucht wurden. Die Lage der«rbkiterschast ist geradezu trostlos geworden, wenn man bedenkt, daß in den einzelnen In- duftrien bis zu 50 Prozent Arbeitslose vorhanden find. Am Schlüsse seines Berichtes wendet sich Genosse Kiraly mit einem ergreifenden Hilferuf an das Proletariat der ganzen Welt und fordert für die schrecklich leidenden ungarischen Proletarier die geistige und materielle Hilfe der internationalen Arbeiterklasse. Im Anschluß an seinen Bericht gibt Genosse Kiraly die Schil- derungen eines Genossen wieder, dem es gelang, aus der ungari- schen Folterkammer zu entrinnen. Der Genosse zeigt an Hand von Einzelfällen, mit welch furchtbaren Martern die Opfer der ungarischen Heuler gepeinigt und zu Tode gequält werden. Viele dieser Opfer verfallen dem Wahnsinn. Mit allen möglichen Marterwerkzeugen, wie sie schrecklicher und grausamer im Zeitalter der Inquisition nicht angewandt wurden, arbeitet das„christliche" Banditentum, um jede sozialistische Regung spur- los auszurotten. Dos Ungarn, wie es heute ist. ist der Ideal- staat der deutschen Reaktion geworden. Die Arbeiterklasse kann daraus ersehen, welches Los ihr blühen würde, wenn diese Gesell- schaft bei uns ans Ruder käme und als Alleinherrscher die Ge- schicke des Volkes bestimmen könnte. Glückliche Putschisten Im sächsischen Vogtland hat letzter Woche der frühere Reich»- wehrostizier Be r g e r, der jetzt im Dienste einer Spitzclzentrale steht, einen sogenannten kommunistischen Putsch inszenieren wol- len. Er hatte sich einige gedankenlose Arbeiter gedungen, sie mit Waffen versehen und wollte sie gen Chemnitz führen. Flug- blatter mit gefälschtem Inhalt, Aufrufe zur Proklamicrung des „roten" Terrors, Organisationspläne für die Bildung einer„roten' Armee hatte er in großen Massen anfertigen lassen. Seine m i l i- tärischen Auftraggeber erlebten aber einen bösen Rein- fall. Sie gedachten schon im Stillen mit Kanonen und Maschinengewehren eine praktische Schießübung auf wehrlose Arbeiter veranstalten zu können, sie wollten das Vaterland wieder einmal vor dem„Umsturz" retten, den sie selber zu provozieren gedachten — Da wurde der Schwindel entdeckt, Berger in Haft gesetzt und Herr S e e ck t kam nicht in die Lage, billige Lorbeeren zu ernten. Aber gemach! Die schätzenswerte Kraft des Putschfabrikanten Berger durste seinen schwarzweißroten Auftraggebern nicht ver- loren gehen. Wir haben in Deutschland eine sogenannte Justiz, die für Gerechtigkeit sorgt. Und so geschah es denn, daß das Ge- richt in Klingenthal , allwo der Leutnant Berger in Haft saß, kurzerhand seine Freilassung anordnete, ohne die sächsische Regie- rung, die die Haft angeordnet hatte, zu befragen. Die Regierung, sichtlich betroffen, ob der Sabotage ihrer Richter, droht eine „strenge Untersuchung" an. Dabei wird natürlich nichts heraus- kommen. Wohl aber wird Borger seine Tätigkeit von neuem auf- nehmen. Er kann sich, sollte er wirklich verfolgt werden, eines falschen Namens bedienen, da ja die Reichswehr allen Spitzeln und Provokateuren, auch wenn sie, wie in Magdeburg , Zuhälter oder unter Polizeiaufsicht stehende Berussver- brecher sind, die notwendigen Ausweise besorgt. Glückliche Putschisten! Der Internattonale Gewerkschafts- Kongreß HR. Haag, 11. August. Der Sekretär des Internationalen Gewerkschaftsverbandes teilt in„ H e t Volk" nähere Einzelheiten über den Kongreß mit, der in der letzten Hälfte des November in Prüssel stattfinden soll. Mit Rücksicht auf die Wahlen in Amerika wird der Kongreß nicht am 8., sondern am 23. November zusammentreten. Auf der Tagesordnung steht an erster Stelle die Verteilung der Roh- stoffe für die Industrie. Die langsame Arbeit des Völkerbundes in bezug auf den Wiederaufbau Europa » wäre besonder» durch eine bessere Verteilung der Steinkohle zu fördern. Außerdem ist eine bessere Regelung des Transportwe'sens zu Wasser und zu Lande notwendig. Daher wird der Kongreß die S o z i a- lifierung der Erzeugungsmittel und der Welt- transportunternehmungen verlangen. Drittens wird der Kongreß sich mit der Valu tafrage beschäftigen, weil der niedrig« Stand der Wechselkurse einer der Hauptfaktoren der Arbeitslosigkeit ist. An vierter Stelle wird die Verfolgung der Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern be- handelt werden. In Griechenland . Spanien und teilweise auch in Italien und sogar/ in Frankreich wird die Arbeiterbewegung von neuem unterdrückt, weil die befitzende Klasse es be- dauert, den Arbeitern seinerzeit, während des Krieges Zugestand- Nisse gemacht zu haben. Der internationale Gewerkschafts- kongreß wird sich daher mit einigen internationalen Bureaus verständigen, um Mittel zur Bekämpfung der Reaktion ausfindig zu machen. Zur Förderung der Sozialifierung der Be- triebe im allgemeinen wird der Kongreß ein Programm aufstellen, das für die sofortige Durchführung in Betracht kommen kann. Frankreich im Saargebiet , Frankfurt a. M., 11. August. Der Frankfurter Zeitung zufolge hat sich im Saar gebiet die Lage dura) vre drakonischen Maßnahmen der Regierungskom- mission noch verfaiarft. Nachdem auch die Bergleute den Streik beschlossen haben, erwartet man nunmehr den Beginn des G e- neralstreiks. Die Besatzungstruppen werden an- dauernd verstärkt._ Die Haussuchungen bei verdächtigen Personen werden fortgeie-zt Die„Eaarbrücker Zeitung", die ..Saarbrücker Landeszertung. d,e„Volksstimme", die„Volklinger biachrichten" und andere Zeitungen wurden für vier Wochen ver- «-I. ff.. ♦mirVlÄ*»•<rvi-< 1 iUiOiUu-Cl av�-'u«-»»j muiv, üic„-O«.» lt chrichten" und andere Zeitungen wurden für vier Wochen v e e- t e n. Fast alle Redakteure wurden verhaftet. Die� Beaöl- kerung hosfl, daß der Völkerbund die jetzig« Negierungsksmm>Ision durch eine wirklich neutrale erse-ien werde, da die jetzige Kom- Mission nur französische Annex, onspolitik treibe. PPR. Saarbrücken, 1«. August. Die französische Besatzungsbehörde hat den streikenden Beam- ten anbefohlen. Dienst zu tun. Alle Beamten, die sich weigern. sollen verhaftet und vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Viele sind flüchtig. Die Arbeiter der Post-, Telegraphie und Eisenbahn haben sich mit den übrigen Beamten solidarisch er- klärt und sind in den Streik eingetreten. Durch das französische Militär werden weitere Verhaftungen vorgenommen. Es sollen verschiedentlich Mißhandlungen der Verhafteten vorgekommen sein. Kavallerie und Jnfauterie vor! SNaiitz, 11. August. lieber den Streik im Saargebiet wird direkt aus Saar- brücken belichtet: Bisher ist die Stadt vollständig ruhig gewesen. Französische BesatzuugStruppen durchziehen in großen Tau kS und Panzorautos in großen Trnpps init Kavallerie, Infanterie und Maschinengewehren die Stadt. Die Eisenbahner sind requiriert wordeu. Diejenigen, die nicht zum Dienst«rschienon. wurden in ihrer Wohnung aufgesucht, es wurden sehr wenige vorgefunden. Immer» hin ist eS den französischen Behörden gelungen, einige Kohlen- zöge zusammenzustellen: auch die internationalen Erpreßzüge fahren. Der Post-, Telegraphen- und Telephon« dienst ruht immer noch vollständig. Di» Bergwerksbeamlea, die Sonntag dem Sireik steig, trrtco wäre», kehrte» Montag an ihre Arbeitsstätten zurück. Im Laufe der Sonntags wurden verschieden« Verhaftungen in Verbindung mit dem angeblichen Komplott vorgenommen. Im Saargebiet erscheint nur noch die sozialdcmo« kralische Volksstimmc. * Das von Foch regierte Frankreich kopiert im Saargebiet sehe schlecht und mit starker Uebemeibung die deutschen Herrschaftsmethoden in Elsaß-Lothringen . Wenn die Herren Frankreichs glauben sollten, das Saargebiet in der fünfzehnjährigen Be- satzungsperiodc abstimmungsreif zu machen, so dürfte ihnen einst dortselbft die gleich« wohlverdiente Enttäuschung blühen, die das wilhelminische Säbeldeutschland in Lothringen immer wieder erlebt hat. Dr. Wirth über die Finanzlage HR. Paris, 11. August. „I o u r n a 1" bringt eine Unterredung mit Finanzministcr Dr. W i r t h, der sich ausführlich über die wirtschaftliche Lage Deutsch- lands und die Haltung der deutschen Arbeiterschaft inbezug auf die bevorstehende Genfer Konferenz äußerte. Er sazte, die deutsche Regierung habe klare Beweise dafür gegeben, daß sie wünsche, den Friedensvertrag auszuführen und Zahlungen für die Wiedergutmachung im Bereiche der Möglichkeit zu leisten. Er wies gleichzeitig auf das bedeutende Defizit der deutschen Landwir? schaft und in der brachliegenden Industrie hin, die heute ihrer beiden Grundpfeiler der Kohle und des Eisens, beraubt sei. Dir Versaillcr Vertrag verpflichte Deutschland finanziell zur Zahlung vonllOMilliardenEoldmartabl. Mai 1921. Die deut schen Vertreter würden in Genf nachweisen, daß diese Summe be- reit? durch den Wert der Gruben des Saargebiets, der ausgc- lieferten Schiffe, des Eisenbahnmaterials und der Kohlenlieferun- gen erreicht sei.' Auf die Frage, welches Angebot die deutschen Vertreter in Genf machen würden, erklärte Minister Dr. Wirth, wenn die Lage sich nicht bedeutend geändert haben werde, könne deutscherscitZ k�in ehrliches Anerbieten vorgelegt werden. Die Durch- führung des Friedensvertrages in der gegenwärtigen Form hotte zur Folg«, daß auf jeden Kopf der Bevölkerung 1000 Eoldmark oder nach dem heutigen Stand der Wechselkurs« 10 000 M. entfielen. so daß beispielsweise eine vierköpfige Familie in Deutsch - land bei einem sechsprozentigen Zinsfuß mit Einschluß der Steuer jährlich 4400 M. Zinsen zur Amortisierung zahlen müßte. DieDurchführungdesVortrageswürdedenBank- rottDeutfchlands bedeuten, ebenso aber auch den Sturz Frankreichs herbeiführen. Deutschland wolle wiedergutmachen, aber um ihm dies zu ermöglichen, dürfe es nicht zum Ruin geführt werden. Internationale Solidarität Der..Populaire", das linksfozialistischc französische Parteiorgan, veröffentlicht in seiner Sonntagsnummer folgenden Aufruf der französischen sozialistischen Partei: Die Ständige Verwaltungsrommission der Partei hat sich in ihrer letzten Sitzung mit den Ereignissen beschäftigt, die sich in Oft«Europa abspielen und mit der Ausdehnung die eventuell der Krieg, den die polnisch« Regierung aus Befehl de» britisch« französischen Imperialismus führt, annehmen kann. Di« VerwaltungskommiMon hat beschlossen, sich mit der Zentrale der Gewerkschaften in Verbindung zu setzen, um mit ihr eine sofor«» tige und kräftige Aktion gegen das Plünderung»» 1 unternehmen, das gegen die russisch « Revolution gerichtet ist.- »nd das auf« neue ganz Europa in Brand setzen kann, zu unter« nehmen. Außerdem hat die Berwaltungskommisfion die Veröffentlichung eines Manifestes beschlossen, da» unverzüglich in der „Humanite" erscheinen wird. In der Voraussetzung, daß die de» adsichtigt« Aktion beginnt, werden die Sektionen und Federationen aufgesordert. schon jetzt jede Agitation zu organisieren, damit die öffentliche Meinung auf dir verbrecherischen Pläne unserer Re» gierenden und die Folgen, die daraus entstehen können, hin« gewiesen wird. KeinenMannl K ein e n S ros ch en l Keine Kugel für da» reaktionäre und kapitalistische Polen ! Es lebe die russische Revolution! Es lebe die Arbeit er-Znternationale! Die Aktion der englische» Arbeiter London , 10. Augnst.(Reuter). Der Aktionsausschuß der Arbeiter, der von Lloyd George ? Rede nicht befriedigt ist, hat beschlossen, für Freitag ein« national« Kon« serenz der Gewerkschaften einzuberufen, um über die von der orga- nisierten Arbeiterschaft zur Bekämpfung eines GegenkriegcS mit Sowjet-Rußland zu befolgende Politik, die nötigenfalls auch die Proklamlerung deS Generalstreiks umfassen wird, zu beraten. Die Friedensbemühungen der Londoner Delegierten A m st e r d a m. 11. August. „Times" meldet,-daß zwei Mitglieder der russischen Handels« delegation eilig nach Moskau abgereift feien, um im Namen von Kamenew und Krassin bei der russischen Regierung darauf zu dringen, daß die englischen Bedingungen in Sachen der polnische» Frage angenommen werden. Sie begeben sich an Bord eines Zer« störers zunächst nach Kopenhagen . Frankreichs Friedenssabotage Paris , 1l. August.(Havas.) Die französische Regierung hat den französischen HaudelsattachS in London angewiesen, weder Beziehungen noch Be« sprechuugen mit Kamenew und Krassi», den Ver» treter» der Sowjetregierung, zu haben. Der Sündenbock lEigene Drahtmeldung der„F r e i h e f t".) Paris . 11. August. Der Rat der nationalen Verteidigung in Warschau erläßt eine» großen Aufruf an alle, in dem er alle Schuld an dem bisherigen Nichtzustandelommen des Waffenstillstandes der russischen Regie- rung beimißt und in langen Ausführungen die polnische Politik verteidigt. Der Ausruf berichtet weiter von dem gewaltigen Zustrom der Freiwilligen zur Verteidigung des Heimat- lichen Bodens. Handelsbeziehungen mit Kanada lEigener Drahtbericht der„Freiheit") Paris , 11. August. Au» New York wird mitgeteilt, daß der Vertreter Sowjet-Ruß-' lands, Mertens, einen Vertrag mit einem Vertreter ein» kanadischen Firma über die Lieferung von landwirtschaftlichen Maschinen u»ch Eisenbahnmatcrial abgeschlossen hat. Der Vertrag VUrde von itx kguadisch-n Regierung brWizt, �
Ausgabe
3 (12.8.1920) 326
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