dachtigen Minister auf den Aussterbeetat setzte, ist ein be-redtes Symbol für die Regierungsgelüste des Zentrums.Wenn es diese bisher ewas gezügelt und sie wenigstens nichtso eklatant nach außen hat in Erscheinung treten lassen, sonur aus Furcht vor der Arbeiterschaft. Als Prellbock gegenderen Anstürme erschienen ihm sozialdemokratische Ministerbisher zuverlässiger. Jetzt halten die Zentrumsmänner aberdie„Ordnung" für soweit gefestigt, daß sie auch nach außenerscheinen können, was sie im Stillen längst waren: die Be-stimmenden.Diese Auffassung ist übrigens auch von dem MinisterDietrich klar ausgesprochen worden., denn er erklärte zumRegierungswechsel wörtlich:„Der Staat ist jetzt soweit gefestigt, daß er die Umbildung der Re-gierung ertragen kann." Ob diese Aeußerung denbadischen Rechtssozialisten endlich Anlaß zum Nachdenkengibt? Jedenfalls scheint es uns nicht zufällig zu fein, daßeben in diesen Wochen der Theoretiker der badischen Rechts-sozialisten, Rechtsanwalt D i e tz, die Forderung nachvölligem Austritt aus der Regierung aufstellte und dieDemokratie als Schwindel bezeichnete.Nicht ohne Interesse ist auch, daß Mitglieder des badischenBezirksvorstandes der Sozialdemokratischen Partei Einspruchgegen das ihrem Genossen Geiß bewilligte Ruhegehalt er-hoben haben. Diese Huld der badischen Bourgeoisie ehtemsozialdemokratischen Staatsminister gegenüber sckeint ihnendenn doch etwas Unbehagen bereitet zu haben. Um so sonderbarer berührt es daher, daß die rechtssozialistische Landtags-fraktion dem Ruhegehalt bei der Beratung zugestimmt undHerr Geiß selbst keine Verzichtserklärung für notwendig ge-halten hat. Er scheint demnach der Pfründe keinen neben-sächlichen Wert beigemessen zu haben.Obstruktion in BraunschweigUn» wird geschrieben:Au» den nichtigsten Gründen haben die Vertreter der bürger»lichen Parteien im Finanzausschuß des Braunschweiger Landtageses abgelehnt, sich weiter an der Etatberatung zu beteiligen, nach-dem von den 47 Kapiteln des Etats bereits 41 erledigt waren.Sie verlangten Vorlegung eines neuen Haushaltsvoranschlages,obwohl der Landtag aus Rücksicht auf den Zeitverlust und dieKosten eines Neudrucks, seinerzeit einmütig beschlossen hatte, denim Frühjahr aufgestellten und in einigen Punkten natürlich über-holten Entwurf eme» Haushaltsplans dem Finanzausschuß alsGrundlaae seiner Beratungen zu uberweisen. Das Vorgehen derbürgerlichen Minderheit wird verständlicher, wenn man erfährt.daß ihr Führer schon bei der Kabinettsbildung nach Aufgabe derObstruktion im Landtag seinerzeit angekündigt hatte,„man werdeder sozialistischen Regierung das Leben so sauer wie mög-l i ch machen." Wie planmäßig diese negative Tätigkeit derBürgerlichen vor sich geht, erhellt aus der Tatsache, daß sie gleich-zeitig die ihnen befreundete Presse im Reich mit Artikeln überdie angebliche Finanzmißwirtschaft in Braunschweig überschwemm-ten, um nun auf diese Weile die Vraunschwe,ger Regierungin Mißkredit zu bringen, was ihnen kürzlich mit den S ch w t n-delmeldungen über Rote Armeen trotz aller Anstren-gung nicht gelungen war. Der Staat Braunschweig habe, so wirdgelogen, dank der Unfähigkeit der sozialistischen Regierung einDefizit von SM Millionen Mark erhalten. In Wahrheit ist dieserFehlbetrag, ähnlich wie in den andern Gliedstaaten, eine Wir-kung der Besoldungsreform, die dem Freistaat 32 Millionen Mark Mehrkosten auferlegt. Ohne sie würde der Braun-jchweigische Etat mit einem Ueberschuß von rund 12 Mil-lionen Mark abschließen. Man nimmt an, daß die'Regierung."M-ter der nach wie vor die Mehrheit der Bevölkerung steht, sichdurch den neuen Obstruktions- und Sabotageversuch so wenig be-irren lassen wird, wie durch die früheren.Ein InsttzskandalVor etwa drei Wochen wurde in Lankwitz Fridolin Leutn erverhaftet und in das Gerichtsgefängnis in Eroß-Lichterfelde trans-portiert. Die Verhaftung erfolgte auf Ersuchen der Staatsanwalt-shaft in Dortmund. In Dortmund harte nach dem Kapp-Putfchdie Arbeiterschaft die Herrschaft über die Stadt ergriffen und dieLebensmittelversorgung organisiert. Da die Verhältnisse voll-kommen wirr und ungeklärt waren, hatten die Genossen in Dort-mund auch die Finanzverwaltuna der Stadt übernommen.L e u t n e r war von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, daß er indie Finanzkommisston«ingetreten sei. Tatsächlich ist diese Be-ZeitbilderNicht mehr um Amerongen— um Haus D o o r n in Hollandkreist jetzt des deutschen Spießers dümmste Sehnsucht. Dort lebtjetzt Wilhelm, der Ausreißer, einen guten Tag. als Schloßherr miteinem Hofmarschallamt. Adjutanten und Gefolge, und genießt hin-ter Taxushecken das Leben in seiner goldenen Fülle. Ihm ist dasBlutbad, das er mit seiner Generalität angerichtet hat. besser be-kommen als„seinem" Volke, das ihm durch seine rechtssozml-�uhorientierte Regierung heute noch Millionen über Millionen zu-wendet und sich nicht einmal an seine sogenannten Familienschatzeund Broßgrundbefitzerherrlichkeiten heranwagt, es sei denn mit Rie-sensummen und allerhöchsten Preisen. Wir haben es ja dazu l Ueberden Plunder und die Fetzen des verarmten Volkes wird die Mo«den schau gespreitet. Der Grunewald glich einem Wald vonAffen, als alleSchmocks konstatierten, daß es bei einemRennen nochniemals eleganter und luxuriöser zugegangen sei. Und regierungs-offiziös wird im Berliner Kunstgewerbemuseeum gepredigt, wie„wir" un»„schick" und„richtig" kleiden sollen. Wo doch die breitenMassen kaum noch das Nötigste haben, um ihre Blöße zu decken.Gebt lieber Hemden, Strümpfe, Stiefel für das Volk, dem sie inFetzen herunterfallen, als daß ihr Kleidung aus Affenfell für dieDamen und— es ist erreicht!— Tanzsakkos aus Homespun fürdie Herren schneidert und mit Aechtung den Sünder bedroht, dermit braunen schuhen gegen den betipptoppten schwarzeu Anzug�Für die Modenwoche der oberen Fünftausend werden unter in-dustriellem Propagandaschild Millionen verausgabt. Aber fürhöhere geistige und künstlerische Zwecke ist ebenso wenig Geld da,wie für die himmelschreiende Not der Armen. M a x Reinhard,noch immer die stärkste Potenz im Berliner Theaterleben» willDeutschland den Rücken kehren und sich auf sein Salzburger Besitztum(in dessen Nähe er das Spiel von„Jedermann" zur Auf-fllhrung im Freien vor dem Dom bringen wird j zurückziehen, ansWiener Vurgtheater oder auch nach Amerika gehen, weil nebenanderen Verärgerungen die L u st b a r k e i t e st e u e r für das Ber-liner Theatergeschäft auch ihm unerträglich scheint. Aus dem auchuns vorgelegten amtlich beglaubtigten Zahlenmaterial ergibt sich,dah in der Zeit vom 1. März 1920 bis Ende Juli bei dem Ve-triebe des Deutschen Theaters, der Kammerspiele und des GroßenSchauspielhaufes fich ein V e r l u st von 163 3L7 Mark ergeben hat.Dieses ungünstige Resultat wird von der geschästsführenden Direktion in der Hauptsache auf die B i l l e t st e u e r zurückgeführt. Esscheint, dah sich aber eine Verständigung zwischen der Stadtoerwal-tung, dem Kämmerer und den Berliner Theaterdirektoren an-bahnen läßt durch Erleichterungen, die auch Max Reinhard viel-leicht zum Bleiben veranlassen werden.Immer noch besser als den wenigen ernsten Bühnen scheintes den Kabaretts, den Dielen usw. zu gehen. Besonders floriert«och immer der sogenannt« Echönheitstanz der dreiviertelschuldigung zu Anrecht erhoben, da Leutner, wie durch einwand-freie Zeugen nachgewiesen werden kann, niemals eine Stelle inder Finanzkommission beUeidet hat. Nachdem der Kapp-Putslygescheitert war und die Arbeiter den Magistrat wieder in seineRechte eingesetzt hatten, wandte sich Leutner nach Lankwitz, w o e rsichordnungsmäßig beiderPolizei als aus Dort-mund zugezogen anmeldete. Eines Tages erschienenKriminalbeamte bei ihm, ohne daß sie ihn antrafen. Sie bestelltenLeutner, daß er aus das Polizeirevier kommen solle. Nichts-ahnend, weil er sich bewußt war, an keiner strafbaren Handlungmitgewirkt zu haben, ging Leutner hin und wurde hierverhaftet. Leutner fällt, selbst wenn er irgendwie in Dort-mund zur Zeit der Arbeiterherrschaft eine Stelle eingenommenhätte, zweifellos unter die A m n c st i e, da nach der Amnestie jeg-ttche Hochverratshandlungen gegen das Reich straflos sind. Trotzder Bemühungen seines Verteidigers konme bisher ein« Frei-lassung nicht erreicht werden.Was sagt der Justizminister zu diesem offenbaren Justiz-skandal? Untersuchungsgefangcne, die unter die Amnestie fallen,und die nach der Amnestie nicht sofort freigelassen werden, werdenwiderrechtlich ihrer Freiheit beraubt. Wir erwarten, daßderZustizministersofortdieFreilassungverfügtund die schuldigen Beamten zur Rechenschaftzieht. Wir werden auf die Sache noch zurückkommen.Ein wertvoller KronzeugeAus Dresden wird uns geschrieben:Kürzlich teilt« unsere Dresdener Parteizeitung mit, daß der ausdem Neuringprozeß unrühmlich bekannte Müsch von der DresdenerStaatsanwaltschaft mit 3000 M. belohnt worden ist. Es waren10 000 M. ausgesetzt für diejenigen, die zur Ermittlung der MörderNeurings beigetragen hatten. Müsch, der ssch als Provokateur inder schlimmsten Weise gebürdete und zu gleicher Zeit Materialim Interesse der Regierung sammelte, wurde im Neuringprozeßderart entlarvt, daß er nicht vereidigt werden konnte und ihn dieStaatsanwaltschaft fallen lassen mußte. Man sollte meinen, daßin den Kreisen der Behörden noch so viel Sauberkeit vorhan-den wäre, diesen Menschen für seine verwerfliche Tätigkeit nichtauch extra noch zu belohnen. Aber wir kennen ja die Tätigkeitunserer rechtssozialistischen Regierung.Unser Dresdener Mitarbeiter ist nunmehr in der Lage, einigerecht krasse Einzelheiten über diese„Regierungsstlltze" zu veröffentlichen.Der Staatsanwaltschaft sind, bevor fle dem Müsch, der übrigensschon einmal wegen Geisteskrankheit in einer Anstalt unter-gebracht war und gegenwärtig noch unter Bormundschaftsteht, die Belohnung von 5000 M. zuerkannte, Protokolle zu-gestellt worden, aus denen sie ersehen konnte, daß ihre Verbindungsich auf einen ganz gemeingefährlichen Menschen bezieht. In diesenProtokollen wurde von vier namentlich aufgeführten Zeugen fest-gestellt, daß Müsch am 23. April 1313 in einem Dresdener Nestau-rant aufwiegelnde Reden gehalten und Drohungen gegendie Minister ausgestoßen hat. Wenn er nicht bald seinenPosten wieder dekäme, so würde er eines Tages die MinisterSchwarz und Nitzsche niederschießen. Am Tage nach dem Mordehat er vor dem Blockhaus wilde, gegen die Regierung gerichteteReden gehalten und die Leute aufgefordert, das Ministerium zustürmen und den Bauhauptmann S o r g e r und andere Herrenherauszuholen, um sie auch iadieElbezuftürzen, dasteesverdient hätten.Ferner bekunden die beiden ehemaligen ReglerungsbeauftragtenBusch und H a n s ch, Müsch hätte wohl teilweise für sie guteDienste geleistet, indem er Ermittlungen und Recherchen anstellte,doch sei ihm absolut nicht zu trauen. Man könne annehmen, daßer im Fall neuer Unruhen zu. anderen Parteien überschwenkenwürde und deshalb fei für alle Fälle seine sofortige Ver-Haftung erforderlich. Gin anderer Zeuge bekundet, daß Müscham Tag« des Mordes mit vor dem Blockhaus gewesen ist unddort die Schießerei geleitet hat.Auffallend ist, daß Müsch sich verschiedentlich geäußert hat, daßdie Staatsanwaltschaft ihm persönlich ihren Dank für die geleistetenDienste ausgesprochen habe. Nun, er hat ja dann auchden Löwen-anteil der Belohnung erhalten, trotzdem alle diese Mitteilungender Staatsanwaltschaft zur Kenntnis gebracht worden waren.Es tut stch uns hier ein Sumpf auf, der so recht charakteristischist für die Arbeitsweise von Regierung und Staatsanwaltschaftdes unter„foztaldeinolratischem" Regime stehenden FreistaatesSachsen.Ludendorff in Bayern. Wie unser Augsburger Parteiorgan„Der Volkswille" aus zuverlässiger Quelle erfahren hift, hat Ge-ncral Ludendokff in dem Fürst Fuggerschen Schloß Wellenburg bei Augsburg Wohnung genommen.Entkleideten. Auch das Ist eine Modesache. Die erotischen Reizesind hierbei sehr gering oder direkt negativ. Sittlicher Schadenwird dabei gewiß nicht angerichtet. Aber die Aesthetik kommtdabei meist eben so kurz weg wie die Badehöschen der Tänzerinnen.Was Olga Desmond und dann das Ballet Eelly de R h e y d t s be-gönnen, wird nun überall fortgefetzt. Eine Schwester Telly deRpehots tanzt mit dem körperlich sehr ausdrucksvollen Türken KikiKiami Bey in den Kammertanzspiclen in der Bülowstratze. Wasledoch die übrigen Damen an„Tanz" und„lebender Plastik"bieten, schreit nach Tanzstunde und Panoptikum. Aber das Ge-schaff b.uht trotz der gepfefferten Preise, die für solche im Grundedurchaus kaltblütigen Veranstaltungen genommen werden. Es isteine gesegnete Zeit.'Andrang zur VolksbühneEine zugleich erfreuliche und zugleich bedauerliche Mitteffungkommt vom Eeneralsekretariat der Volksbühne E. V.(Vereinigte Freie und Reue freie Volksbühne). Die Annahme neuerMitgliederanmeldungen mutzte, eben erst eröffnet, bereits nachanderthalb Tagen wieder eingestellt werden. Wohl war es demVerein gelungen, durch Beschränkung der den Mitgliedern zustehen-den Vorstellungen in zahlreichen Abteilungen von 11 auf 10 sowiedurch umfassende Hinzupachtung von Vorstellungen in fremdenTheatern die Möglichkeit zu schaffen, fast 20 000 Mitglieder mehraufzunehmen als bisher, wozu dann noch die Ausfüllung vonLücken in der bisherigen Mitgliedschaft von 110 000 Personen kam.Aber der Andrang von Aufnahmeheischenden war so groß— dieKunsthungrigen standen zum Teil bereits mehere Stunden«orOeffnung der Geschäftsstelle an und zeitweise bildeten stch gera�SGuMenschenschlangen hinter dem Theater am Blllowplatz, wozu nochdie von den Ordnern des Vereins aus den Betrieben eingereichtenListen kamen—, daß im Handumdrehen alle Möglichkeiten zurUnterbringung neuer Mitglieder erschöpft waren. Tausende undAbertausend« müssen nun wieder darauf verzichten, im kommendenSpieljahr der Vorteile der Volksbühnenorganisation teilhaftig zuwerden, d. h. als Mitglieder einer sich selbst verwaltenden großenKunstgemeinde die Möglichkeit zu einem regelmäßigen Besuch guterTheatervorstellungen zu billigen Einheitspreisen(4 M. bezw. 2,50Mark) zu erhalten: sie müssen auf später vertröstet werden.Der Verein Volksbühne macht alle Anstrengungen, um imnächsten Jahr seinen Mitgliederkreis ganzerheblicherwei-tern zu können. Zu diesem Zwecke hat er bekanntlich die ehe-malige Krolloper für 25 Jahre gepachtet und bereitet ihrenUmbau zu einer zweiten großen Voltsbühne vor, in der die künst-lerifchen Kräfte derbeiden Etaatstheater unter Jeßner und Schil-lings abwechselnd Schauspiel- und Opernvorstellungen zu veran-stalten verpflichtet wurden. Leider verzögert sich die Durchführungdes Umbaues noch durch das Ausbleiben der Magistratsentschei-dung über die«achgejuchfe Gewährung eines größeren Z)a r-.Irreführende PressemacheDie verschiedenen gelben Eewerkschaftsbünde, der«»zweideutige Haltung zur Frage des aktiven Schutzes der Neutrali»tat durch die Arbeiter und Angestellten wir mehrfach kennzeichne»mußten, irritieren die Oeffentlichkeit fortlaufend durch weitereKundgebungen. Sie finden anscheinend die Gelegenheit günstig»um aus ihrer Bedeutungslosigkeit herauszutreten und von gchreden zu machen. Jetzt verbreiten sie durch W. T. B. eine langeMahnung zur„Besonnenheit", deren Tendenz den früheren Aeuße-rungen der Gelben entspricht. Der Zweck ist offensichtlich die Ab»schwächung der Aktion der Arbeiterklasse, die von dem gemein»samen Aufruf der Parteien und freien Gewerkschaft«»ihren Anstoß erhielt.Die Kundgebungen der Gelben werden natürlich von der Mehr«zahl der bürgerlichen Blätter abgedruckt und mit wohlwollende»Bemerkungen versehen. Das Wohlwollen wird um so inniger, i«tiefer die Blätter im Lager der dicksten Reaktion stehen. Die Per-öffentlichung aber erfolgt zumeist in einer Aufmachung, die denEindruck erweckt, als handle es fich um Kundgebungen allerGewerkschaften. So überschreibt die„Bosfische Zeitung" de»neuesten Wisch der Gelben mit:„Eine Mahnung der Gewer k-s ch a f t e n". Dadurch mutz— oder soll— die Bevölkerung irritiertwerden. Darum müssen wir gegen diese Methode protestieren, so-weit sie in böswilliger Absicht angewandt wird. Wenn die bürger--lichen Zeitungsschreiber inoes zwischen den bedeutungslosen gelbe»Verbänden und„den Gewerkschaften" nicht zu unterscheiden ver-mögen, so sollen sie die Finger davon lassen und ihren Raum:sparen.Amnestie für KappistenDie Regierung hat beschlossen, obwohl ihr das Amneftiegesetzkeinerlei Handhabe dazu gibt, alle schwebenden Disziplinar-verfahren auf Grund des Kapp-Putsches beschleunigt zu Endeführen zu lassen, neue Verfahren nicht mehr einzn»leiten und die bestehenden Untersuchungsausschüsse sofort z»suspendieren.Das bedeutet abermals eine Stellungnahme für die verkappte»Kappisten, die deutlich zeigt, daß sie keinerlei Strafen für ihr«Verbrechen zu erwarten haben. Diese Tatsache war bisher zwarschon durch die Justizpraxis bewiesen, wird aber durch de»neuen Beschluß des Kabinetts ausdrücklich sanktioniert. Was abernoch schlimmer ist: jede Möglichkeit der Prüfung des Verhaltensvon Beamten und Offizieren während der Kapptage ist jetzt ab-geschnitten. Alle die zweifelhaften Elemente, die damals mehroder weniger versteckt sich fchwarz-weiß-rot gebährdeten, bleibe»jetzt unangefochten auf ihren zum Teil wichtigen Posten, Ver-waffung und Reichswehr können weiter gegen die Republik undihre Einrichtungen intrigieren. Hat doch das Kadinett ihnen jetztgesagt, daß es ihnen wohlgesinnt feilDer Beschluß der Reichsregierung bedeutet eine offene Brüs«kierung des Reichstags. Denn in den Verhandlunge»über die Amnestie war ausdrücklich festgestellt worden, daß sie sichnicht auf die disziplinarischen Untersuchungen bezöge. Deshalbwerden unsere Genossen im Reichstag nicht verfehlen, den merk-würdigen Beschluß der Regierung der notwendigen Beleuchtungund Kritik zu unterziehen.»Demonstrationen in MemelUrplötzlich tauchen Meldungen von einem Genera sstteik WMemel auf. Die Meldungen klingen so dumm und dreist gelogen.daß wir sie deshalb nicht veröffentlicht haben. Es heißt da, eshandle sich um eine„kommunistische Aktion der Betriebsrate', beider die Arbeiter„aus den Betrieben herausgeholt werden und„die Gewerkschaften ausgeschaltet" seien. Die bürgerliche Pressebringt die Meldung natürlich in fettester Aufmachung. Die Rechts-presse nimmt sie zum Anlaß, um eine neue Spartakushen«daran zu knüpfen. Und das in dem Augenblick, wo die Vorgängein Magdeburg aller Welt zeigen, was solche Mache wert ist.Ernsthafter dagegen klingt eine andere Meldung aus Memel,nach ver am Mittwoch abend Zusammen st öße zwischenDemonstranten und der Polizei pattgesunden HademNach einer von der K. P. D. einberufenen Verjammlung wollte sichein Zug nach der Wohnung de» Gouverneurs begeben, um gegendie Ausweisung einiger Arbeiterführer zu demonstrieren.Die Polizei versuchte die Demonstration zu verhindern, wobei eszu Schlägereien kam. Auch die„aus der Menge" gefallenen Schussespielen in der Meldung eine Rolle, ohne dag zu erkennen wäre,wo die Schuld an dem Zusammenstoß, bei dem mehrere Polizistenund Demonstranten verletzt sein sollen, zu suchen ist....Das ganze ist, wie gesagt, höchst vieldeutig und unklar, so daßweitere Meldungen abgewartet werden müssen.lehens der Stadt Berlin als Beihilfe zu den sehr starkgestiegenen Umbaukosten. Von den Mitgliedern des Vereins findallein in den beiden letzten Monaten erheblich mehr als 2 Millionen Mark für den Umbau aufgebracht und auf Teilschuldverschrei«'bungen des Vereins Volksbühne eingezahlt worden(solche Teil-schuldverschreibungen über 20. 50. 100, 200, 500 und 1000 Mark, mit5 Prozent verzinslich und binnen 25 Jahren rückzahlbar, sind auchweiterhin erhältlich in der Geschäftsstelle des Vereins, Linicnftraße227). Das zusammen mit dem gewaltigen Andrang zur Mitglied-schaff müßte den städtischen Körperschaften Beweis genug sein, welchdringendes Verlangen in den breitesten Schichten derBerliner Bevölkerung nach einer Erweiterung der Volksbühnen-organisation besteht, und sollte sie veranlassen, das Gesuch desVereins um die Gewährung des benötigten Darlehens nicht nurmit größter Beschleunigung, sondern auch im günstigen Sinne zuerledigen.Die KunstkritikKleines Theater. Sommerdirektion. Auf dem Zettelstand: Zum erstenmal:„Die K u n st k r i t i k", ein L u st s p i e l indrei Aufzügen von KurtPätzold. Was darin ganz abseits vomirreführenden Titel, ohne Satire und durchaus konventionell zumhunderttausendsten Male vorging, haben mit Hofgunst, Serenissi-mus und Kommerzienrats Töchterlcin ältere Schwankfirmen vielsolidtr und flotter gebaut. Hier aber schien ein nachgeborenerHans Naivus am Werke. Der Sommerdirektor, der so etwas auf-führt, muß auf die Langmut, die Dummheit und Unzurechnungs»fähigkeit des geliebten Publikums spekulieren. Anders kann mansich so etwas nicht erklären. Und richtig: Die Trotteln klatschten.Mit Kunst und Kritik hat ja diese knabenhafte, für Backfische be-rechnete Abendunterhaltung nichts zu tun. Bon den Erwachsenensollte die Lustbarkeitssteuer nur der zahlen, der n i ch t hin-geht. Die anderen sind gestraft genug. Nicht nur durch das Stück,sondern auch durch die Darstellung. Sommerlich. Hochsommerlich,Auf den Aequator zu klettern.Seine FerienEr, Herbert Brede, Lehrling in einer der A. E. E.-Fabrlken,sehnte sich hinaus. Mit aller Kraft seines 17 jährigen Herzenssehnte er sich irgendwohin, wo nicht die Luft mit Oel- und Eisendteilchen die Lungen verklebte, wo nicht das Geratter der Ma-schinen das Gehör betäubte, wo nicht des Lehrlings Menschen-wurde sich jedem verärgerten Gesellen und jedem versoffene»Meister sklavenartig beugen mußte.Und endlich kam die Freudenbotschaft: Urlaub! Eine ganz«Woche war ihm gewährt worden. Was war Freude gegen das»was er fühlte. Er, der sich jahrelang nach Licht und Sonne sehnte.durfte hinaus...» Eine Woche, 1, 2, 3, 4, S, 6, 7 Tage...*j108 Stunden,|