Kreis Siegen  , hat die Aktienmehrheit der oberschleftschen Bismarckhütte erworben. Beide Unternehmungen ge- hören zu den größten ihrer Art in ihren Bezirken. Die Bis- marckhütte hatte sich schon früher die westfälischen Stahlwerke m Bochum   angegliedert, die im Siegerland   zwei Hochöfen und eine Elsenerzgrube besitzt. Nach dem Siegerlande greifen auch noch andere Erotzindustrielle hinüber. So hat sich in Wetzlar   ein neues Eemeinschaftswerk gebildet, die Buderus-Röchling-A.-E. mit 30 Millionen Mark Kapital, das aus den Buderusschen Eisenwerken in Wetzlar   und dem Stahlwerk Röchling   in Dorsten  (Westfalen  ) besteht. «w>5« ct"i0er Zeit ist in Hamburg   die deutsche  Amstea A.-E. als Zweigunternehmen einer Berliner   Zentralgesell- schaft gleichen Namens gegründet worden. Diese Gesellschaft soll, wie der Handelspresse aus Aufsichtsratskreisen mitgeteilt worden ist, die amerikanische   Stahleinfuhr nach Deutschland  fordern und in mindestens gleichem Matze die deutsche   Aus- fuhr, besonders von technischen Erzeugniffen, nach Amerika  und anderen Erdteilen unterstützen. DieAmstea" ist die europäische Vertretung dreier amerikanischer Kon- zerne, nämlich der American Steel Export-Company, der Automotive Products Corporation und der Eaft European Trading Company. Diese drei Konzerne sollen 65 der be- deutendsten amerikanischen   Stahlwerke, Automobilfabriken. Landwirtschafts- und andere Maschinenfabriken hinter sich haben. Nach Europa   sollen Halb- und Fertigfabrikate ein- geführt und Rohstoffe für den Veredelungsverkehr geliefert werden, für die Ausfuhr aus Deutschland   sollen die Erzeug- nisse in Betracht kommen, die hier besser oder billiger zu be- schaffen sind. Die Beziehungen derAmstea" zu den ameri- kanischen Gesellschaften sollen sie befähigen, unter Ausnutzung der seit langem bestehenden Geschäfts-, Transport- und Finanzorganisationen der amerikanischen   Trusts den Export geeigneter deutscher   Jndustrieerzeugnisse nach Nord- und Süd- amerika   sowie nach Japan   und China   zu fördern. Die ameri- kanischen Gruppen befassen sich heute schon mit der Verwer- tung wichtiger deutscher   Schutzrechte in den Vereinigten Staaten  . DieAmstea" hat Zweigniederlassungen in Danzig  , Dresden  . Essen. München  . Düsseldorf   und Dortmund  . Das Nordseegebiet mit Ausnahme der Elbe   ist der von den größten Bremer Reedereien und Banken gegründeten Handelsgesell- schaftMerkator"in Bremen   übertragen worden. Die Ham- burgerAmstea" soll außer dem Hamburger und Elbegebiet noch Hannover  . Schleswig-Holltein undDänisch-Zütland. ferner beide Mecklenburg   und voraussichtlich über See die Canari- schen Inseln und Madeira   bearbeiten. Es sollen bereits sehr bedeutende Abschlüsse für die Ein- und für die Ausfuhr zu- stände gekommen sein. Wenn alle diese Ankündigungen ver- wirklicht werden, so haben wir es mit einem Industrie- und Handelstrust zu tun. dessen Ausdehnung alle bisherigen Un- ternehmungen auf diesem Gebiet übertrifft. So sehen wir, wie hinter dem scheinbaren Durcheinander in der kapitalistischen   Welt das eine Streben immer stärker hervortritt, die Produktion zusammenzufassen, den Produk- tionsprozetz unter Ucberwindung der durch den Krieg ge- schaffenen Schwierigkeiten immer mehr zu erweitern, die Kon- zentration des Kapitals immer schneller durchzuführen. Die kapitalistischen   Mächte glauben, daß das alles nur zu ihrem eigenen Besten geschieht i wir aber wissen, datz der Kapitalis- mus sich mit seiner gegenwärtigen fieberhaften Tätigkeit das eigene Grab schaufelt. Ze mehr die Konzentration des Kapitals fortschreitet, je eifriger das Kapital dabei ist, die Produktionsmethoden zu vervoMommnen und zu ver­einfachen, je intensiver der kapitalistische Produktionsprozeß "Mrd, umfoschnellerschreitetdiesozialeRevo- lutionfort.umso eher kommt der Zeitpunkt, an dem das Proletariat mit der Eroberung der politischen Macht zugleich die Umgestaltung der anarchistischen kapitalistischen   Prvduk- tionsweise in eine planmäßige sozialistische Be- dar fs Wirtschaft vornehmen kann. Von der Energie und Tatkraft der arbeitenden Massen, von ihrer organisato- rischen Geschlossenheit und geistigen Reife wird es abhängen, daß dieser Zeitpunkt so schnell wie möglich eintritt. Nicht fatalistisches Vertrauen auf dieselbsttätige" geschichtliche Evolution, sondern Erkenntnis dieser Entwicklung und bewußte Willensanspannung zur Beschleunigung dieser Entwicklung das sind die Parolen, die das revo- lutionäre Proletariat gegenüber dem tollen Durcheinander der kapitalistischen   Welt einzuhalten hat. Protest der franzöfischen Sozialisten DieH u m a n i t e" findet keine Worte für die Tat der fran- zöfischen Regierung. Sie schreibt: In Paris   gibt es Menschen, die einen Frieden zwischen Polen   und Rußland   verhindern wollen, um Polen   zum Widerstand aufzureizen und es zu Grabe zu ge- leiten, weil sie das sozialistische Proletariat hassen. Sie haben dazu einen Krieg nötig. Die Anerkennung des Abenteurers. Wrangel bedeutet, daß Frankreich  , das in den vergangenen zwei Jahren auf allen russischen   Schlachtfeldern geschlagen wurde und soeben auf der Konferenz von Hythe soviel Unheil erfuhr, nach einer Revanche sucht.Petit Parisien" meldet, daß die englische Regierung sich darüber beNage, die sranzösische Regierung habe ihr die Anerkennung Wrangels   nicht angekündigt. Es könne sich hier jedoch nur um ein« unwichtige Verzögerung handeln, denn die französische   Botschaft in London   sei telegraphisch von dem Auf- trag verständigt worden, dir Nachricht dem Sovereign Office mit- zuteilen. Ein Funkspruch an die deutsche   Negierung SN. Haag, 12. August. Moskau   entsendet folgenden Funkspruch: Sehr dringend Berlin  . Dr. Simons, Auswärtiges Amt  . Es ist uns sehr dringend, zu erfahren, ob die polnischen Truppen, die sich ini Abstimmunge- gebiet zusammenziehen, interniert und entwaffnet werden. Wir bitten dringend die deutsche   Regierung um sofortige Rückäuße- rung. Moskau  , Volkskommissar des Auswärtigen Die Forderungen der schwedischen Linkssozialisten Stockholm  . 11. August. LautPolitiken  " nahm gestern eine große Versammlung schwe- discher Iungsozialisten in Stockholm   eine Resolution an, in welcher die schwedische Regierung aufgefordert wird, für den Fall eines Konfliktes zwischen der Entente und Sowjetrußland eine bestimmte und unbedingte Neutralitätserklärung abzugeben, außerdem wird sofortige Anknüpfung von Handels- beziehungen und diplomatischer Verbindung mit Sowjetrußland verlangt. Die Haltung Italiens  DA. Basel. 11. August. Wie dieBasler Nachrichten" aus zuverlässigster Quelle er- fahrön, hat Italien   in Paris   und London   in deutlichster Weise erklärt, daß es sich an keinen Maßnahmen gegen Ruß- land beteiligen werde. Noch darüber hinaus hat die ita- lienische Regierung die Kabinette von London   und Paris   wissen lassen, daß sie keine Truppentransporte durch Italien   gestatten werde, Die Harmlosen Reichswehrbrigade 4 und Staatskommissar Weißmann Das Reichswehrministerium versucht in verzweifelter Ab- wehr die unangenehme Magdeburger   Spitzelgeschichte von sich abzuschütteln. Es ist gar zu peinlich, daß gleichzeitig mit der Aufdeckung dieses ungeheuren Schwindelinstituts die Beteiligung der Reichswehrbrigade 4 ein- wandfrei durch die Ermittelungen des Oberpräsidiums nach- gewiesen ist. Da man nicht leugnen kann, sucht man nach Mitschuldigen. Das Reichswehrministerium scheut sich des- halb nicht, sich damit zu entschuldigen, daß ja auch der Ober- Präsident die Spitzelberichte des Herrn Ziesenitz benutzt habe. Aber darum handelt es sich gar nicht, sondern darum, daß nachgewiesen ist, datz die Reichswehrbrigade 4einebefon- dere Spitzelabteilung mit Kundschaftern und einer ausgebildeten Organisation unterhält. Zu diesen Fest- stellungen schweigt das Reichswehrministerium bezeichnender- weise, obwohl der Reichswehrminister mehrmals. öffentliche Erklärungen abgegeben hat, daß die Nachrichtenstellen im Reichswehrministerium und bei dem Reichswehrkommando, die sich lediglich mit Spitzelarbeit beschäftigten, endlich-er- schwinden sollen, obwohl im Etat des Reichswehrministeriums keinerlei Mittel mehr für diese Institutionen ausgeworfen sind, so haben es die Herren Offiziere doch glänzend ver- standen, diese Schwindelfabriken weiter in Betrieb zu halten. Der Truppenbefehlshaber hatte die Pflicht, gewisse Nach- richten einzuziehen, um sich über die politischen Vorgänge zu orientieren, so begründet man neuerdings das Weilerwirken der Nachrichtenstellen. Wir find begierig, was der Reichs- wehrminister im Reichstag zur Rechtfertigung dieser geradezu unerhörten Prellerei des Parlaments sagen wird. Der Truppenbefehlshaber beauftragt einen Offizier seines Stabes mit dieser Nachrichtenbeschaffung, und dieser arbeitet dann lustig mit Kundschaftern und Spitzeln drauflos, wie es das Magdeburger   Beispiel zeigt. Wir wissen sehr wohl, daß die Kenntnisse des Herrn Geßler im Reichswehrministerium nicht weiter reichen als die vier Wände seines Arbeitsraumes, aber wenn er nicht nach aller- höchstem Vorbilde bereits fertig ausgeschnittene Zeitungen in die Hand bekommt, so müßte er doch ab und zu einmal stutzig werden über die Frechheit, mit der seine geheimen und nicht geheimen Nachrichtenstellen die Oeffentlichkeit zu be- lügen suchen. Eine nicht minder seltsame Rolle in dieser Spitzelaffäre spielt der Herr Staatskommissar Weitzmann. Es ist wirklich ein tragisches Schicksal, daß er bei allen Dingen. die über sein Ressort in die Oeffentlichkeit dringen, in höchst zweideutigem Lichte erscheint. DiePosfische Zeitung" mel- dete gestern nach Informationen, die offenbar aus dem Ober- Präsidium in Magdeburg   stammten, daß Herr Weitzmann es abgelehnt habe, die Berliner   Zentrale der Spitzelorgani- sation, die unter der Leitung des Herrn Becker steht, aus- zuheben, ja, daß er auch abgelehnt habe, einem Kriminal- kommissar aus Magdeburg   die Untersuchung dieser An- gelegenheit in Berlin   in die Hand zu geben. Die Erklärung des Herrn Staatskommissars, daß der Oberpräsident das Material zu früh in die Oeffentlichkeit gebracht habe, so daß nach der Veröffentlichung eine Untersuchung in Berlin   zweck- los gewesen sei, ist eine höck>ft seltsame Ausrede. Bisher war es gerade in jenen Dienstzweigen, die dem Staats- kommissar unterstehen, Gesetz, eine Angelegenheit, die reaktiv- näre Umtriebe vermuten ließ, immer erst dann energisch zu untersuchen, wenn das gesamte Material veröffentlicht war. Da ohne Zweifel der Staatskommissar von der Aushebung der Magdeburger   Spitzelzentrale eher Kenntnis gehabt hat als die Oeffentlichkeit, da ihm, wie wir wissen, die Verbin- dung der Magdeburger   Organisation mit der Berliner   be- kannt war, so hatte er Zeit genug, um auch die Berliner   Zen- trale auszuheben. Herr Weißmann wird deshalb der Oeffent- lichkeit noch eine glaubwürdigere Erklärung für sein seltsames Verhalten geben müssen, wenn er nicht will, daß man an- nimmt, er habe ein Interesse an der Nichtausdeckung der Ber  - liner Spitzelorganisation gehabt. Eine neue Schwind elmeldnng Kaum ist die eine Pestbeule in Magdeburg   aufgestochen, so be- ginnt sich bereits wieder an einer anderen Stelle eine Spitzelkloake zu öffnen. Gestern wußte derBayrische Kurier" in München  zu melden, daß die Unabhängige Sozialistische Partei und die Kom- munistische Partei in München   mit der Bildung einesGewerk- schaftsringes" beschäftigt seien. Die Hauptaufgabe dieser neuen Organisation ist die Einteilung der organisierten Arbeiter nach Waffengattungen. Diese Organisation bilde den Grundstock einer Arbeiter-Armee, die für Mitte August bereitgestellt werden solle, um der aus Rußland   erwarteten Armee ehemaliger Kriegs- gefangener in der Stärke von 20«W Mann in Deutschland   die Wege zu ebnen. Der Borbereitung eines neuen Umsturzes solle auch die Errichtung von politischen Bezirkskommissionen dienen, die die Bewohner ihres Bezirkes nach ihrer politischen Gesinnung und Betätigung zu überwachen hätten und denen die Verwaltung von Lebensmittellagern obläge. Es wäre unnütze Zeitverschwendung, wenn man dieser Schwindel- Meldung auch nur ein Wort widmen wollte! Es ist aber un- erhört, datz die bürgerliche Presse, an der Spitze dieses Mal der Bayrische Kurier", der als Lügenblatt schon entlarvt worden ist. immer aufs neue sich der Verbreitung derartiger Nachrichten schul- dig macht! DieOrgesch"«nd die Spitzelzentrale DieOrgesch" läßt erklären, daß sie in keinerlei Verbindung mit der Magdeburger   Spitzelzentrale gestanden habe; nur eine untere Stelle" sei mit Nachrichten über die radikale Bewegung von rechts und links" bedient worden. Zu dieser Ableugnung wird von amtlicher Seite in Magdeburg  erklärt: Vor etwa drei Wochen hat in Magdeburg eineSitzungder Orgesch" stattgefunden, an der als Vertreter der Altmann- Nachrichtenstelle Rechtsanwalt Schaper aus Magdeburg  teilgenommen hat. DieOrgesch" hatte die Sitzung zu dem Zweck einberufen, um in Magdeburg   Fühlung mit Kreisen zu gewinnen, die es ihr ermöglichen sollten, auch im Bezirk Magdeburg eine Nachrichtenstelle für ihre Zwecke einzurichten. Rechtsanwalt Schaper, dem es als geistiger Leiter der Spitzel- zentrale Altmann daran lag. den von ihm zu schaffenden Nachrichtenapparat nicht aus der Hand zu geben, wußte die Orgesch" dahin zu bestimmen, sich der Nachrichtenstelle Altmann für ihre Zwecke zu bedienen. Von diesem Zeitpunkt ab hat nicht nur dieOrgesch" Spitzelnachrichten von Altmann und Genossen erhalten, sondern auch ihre eigenen Vereinsnachrich- t e n laufend an die Spitzelzentrale zu Händen des� Leh­rers Ziesenitz gesandt.- Die Vereinsnachrichten derOrgesch" sind stets von dem Leiter der Berliner   Filiale, einem gewissen Becker, Karlsbad   10, an die Magdeburger   Spitzelzentrale geschickt worden. Auch der bereits in derVojsischen Zeitung" er- wähnte Brief des Lehrers Ziesenitz, der nicht abgegangen ist, aber aufgefunden Wurde, ist allerdings nicht von Ziesenitz entworfen, sondern nur unterschrieben, beweist aber aufs deutlichste den in» neren Zusammenhang zwischenOrgesch" und der Magdeburger   Spitzelzentrale. Den P. P. N. wird geschrieben: Zu der Mitteilung einiger Ber» liner Blätter, daß auch Oberpräsident Hörsing in Mag- deburg die Nachrichten des Lehrers Ziesenitz ebenso wie die Reichs- wehrbrigade 4 entgegengenommen und benutzt habe, ist zu er- klären, daß Oberpräsident Hörsing eine Anzahl von Nachrichten des Ziesenitz unaufgefordert erhalten hat. Er hat sie entgegen- genommen, da er von vornherein davon überzeugt war, daß es sich um erlogene Mitterlungen handelte, und da es nur J möglich ist, derartige Nachrichtenkanäle zu verstopfen, wenn man ihnen auch bis in alle ihre Verästelungen nachgeht. Das Vor- gehen Hörsings in den letzten Tagen zeigt denn auch, wie er von vornherein die Ziesenitzschen Meldungen bewertet hat. Die Lage im Saargebiet Mainz  , 12. August.  (Havasmeldung.) Ueber die Lage im Saargebiet wird direkt aus Saarbrücken   ge- meldet: Bis gestern hat sich in d-er Streiklage im großen und ganzen nichts geändert. Die Führer der Arbeitergewerk- schaften suchen Verhandlungen zwischen der Regierungs» kommission und der Hauptstreikleitung herbeizuführen. Der Kom« mandierende General veröffentlicht einen Anschlag, nach dem in Anbetracht der tadellosen Haltung der Bevölkerung des Saar- gebiets der Paßzwang aufgehoben und der Straßen- verkehr bis nachts 12 Uhr freigegeben wird. Die Zeitungen könne» unter Vorzensur erscheinen. Ludwigshafen  , 12. August. DiePfälzische Post" berichtet über den Beamten streik im Saargebiet, daß zwischen der Hauptstreikleitung und der Regie- rungskommission in Saarbrücken   mündliche Verhandlun- gen stattgefunden haben. Der Präsident der Saarregierung Raoult gestand den Beamten das politische Koalitionsrecht zu, je- doch dürfen keine alldeutschen Verbindungen in Frage kommen. Generalsekretär Maurice gestattete den Unterbeamten, Mitgliedec der bisherigen Organisationen zu bleiben unter der Bedingung. daß keine politischen Ziele verfolgt werden. Ueber weitere Zu- sagen wird noch verhandelt. Die Hauptstreikleitung erließ eine Kundgebung, in der versichert wird, daß die Bewegung keine politische Tendenz verfolge, sondern ein rein sachlicher Kampf um die politische und persönliche Freiheit und die Recht'. der Beamten sei. Bis jetzt ist eine Aussicht auf baldige Beilegung der Differenzen nicht vorhanden. Das Exekutwkomitee der Kommu- nistischen Internationale (Eigene Drahtmeldung derFreiheit".) Kopenhagen  , 12. August. Die erste Sitzung des neugewählten Exekutivkomitees der dritten Internationale fand am 7. August statt. Zu Mitgliedern wurden gewählt: Für Deutschland   Levy, Frankreich Rosmer. England Queich  . Amerika   John Rid.Italien Eerrati. Oesterreich Stein» hard, Skandinavien   Friis, Bulgarien Schablin, Jugoslawien   Mil- kitsch, Ungarn   Rudnjansky, näherer Osten Sultan Zade, fernerer Osten Pak. Finnland Panner. Holland Weynkop. Die russische kommunistische Partei hat laut Kongreßbeschluß 5 Mann dele­giert, und zwar Sinowjew  , Bucharin  , Radek, Tomak(?) und Ko» becki. Die Kandidaten sind Lenin  , Trotzky, Bersin, Stalin  , j Pawlowitsch und Tschitscherin  . Außerdem gehören dem Exekutiv  -; komitee noch mehrere stimmberechtigte Vertreter der verschiede-- nen Parteigruppen an. Die Vorsitzenden sind Sinowjew  , Bucha  -: rin, E. Meyer, Rudnjanski und Kobecki. An Stelle des an die Front verreisenden Radek wurde zum Sekretär des Exekutiv  - komitees Kobecki gewählt. Das kriegsbereite Ungarn  DA. Wien, 11. August. Nach den Budapester   Blättern herrscht in der ungarischen Haupt- standt allgemein eine Kriegsstimmung, ähnlich der im Jahre 1314. Die Straßen durchziehen fortwährend Truppen. Anhänger des Erwachenden Ungarns" und Studenten, patriotische Lieder sin- gend und Hochrufe auf den Krieg ausbringend. Der Einfall im Karpathorußland steht unmittelbar bevor, alle Vorbereitungen find bereits getroffen. Die militärischen Hauptkräfte find in Nydregyhaza und Szolnok   konzentriert. Panzerzüge sind aus Oedenburg   an die Grenze gebracht worden. Einzelne an der öfter- reichischen Grenze stehende Erenzschutzwachen haben Befehl erhal- ten, sich für den Abmarsch nach Karpathorußland bereit zu halten. In offiziellen Kreisen gibt man ganz offen zu, daß der Einmarsch in Karpathorußland der Auftakt eines Krieges sei, dessen Zweck die Rückeroberung der verlorenen Gebiete sei. Ein Landarbeitertaris in Sachsen  . Die Verhandlungen, oie zwi- schen den Organisationen der landwirtschaftlichen Unternehmer und Arbeiter über den Abschluß eines Tarifvertrages für den Regie- gierungsbezirk Dresden   stattgefunden haben, führten zu einer end- gültigen Einigung der Parteien. Der Tarifvertrag gilt rückwirkend vom 1. d. M. ab und läuft bis zum Gahresschluß. Verhaftung italienischer Soldaten in Allenftein. Wie die Dena" erfährt, sind die drei italienischen Soldaten, die einen, Wachtmeister der Sicherheitspolizei angriffen und tödlich verletzten. in Haft genommen worden: sie werden nach der Mitteilung der italienischen Delegation in Allenftein mit der vollen Strenge des Gesetzes bestraft werden. Explosionsungliick in Dortmund  . Im Neuen Martinwerk des Stahlwerks Hoesch in Dortmund   explodierte eine noch gefüllte Granate, die sich unter den dem Stahlwerk zum Einschmelzen über- gebenen angeblich geleerten Granaten aus alten Hceresbestandeir befand. Die Zahl der Verunglückten beläuft sich aus 11 Personen. Bei drei von ihnen besteht Lebensgefahr. Zahlreiche Ruhrerkranlungen bei Karlsruhe  . In der Gemeinde Malsch   bei Karlsruhe   sind innerhalb weniger Tage 12 0 0 Per- sonen an der Ruhr erkrankt. Die Zahl der Toten»st erheblich. Einbrecher in einem Schloß. Nach einer amtlichen Meldung haben Einbrecher dem historischen Schloß Hohenzieritz be» Ne u st r c l i tz, in dem d»e Königin Luise   gestorben ist. einen Be- such abgestattet. Das Schloß ist seit dem Tode der Königin nickst mehr bewohnt und in demselben Zustande belassen worden. Die Einbrecher haben 12 Tassen und ein Schreibzeug geraubt. Ein- und Ausfuhren Großbritannien   im Juli. Nach Angabe des Handelsamtcs hat die Einfuhr in England im Juli 122 Mil- lionen Pfund Sterling betragen, während die Ausfuhr sich auf 137 Millionen bezifferte. Es sind dies 10 und 72 Millionen Pfund mehr als im Juli des vorigen Jahres. Auch beim Papst wird gestreikt. LautCorriere della Sera  " sind die Angestellten des Vatikans zwecks Besserung ihrer wirtschaftlichen Lage in den S t r e i k getreten. Die Angestellte» der vatikanischen Gärten haben beschlopen, bis zur Bewilligung ihrer Forderungen nur einen Teil der Arbeiten zu verrichten. Die Räumung Balonas. DerSecolo" erfährt, daß die Räu« mung Valonas durch die italienischen Truppen rasch vor sich gehe. Im Hafen von Brindisi   find verschiedene Dampfer mit Truppen an- gekommen. Die Truppen beginnen mit dem Aufräumen der De- pots. Das Kriegsmaterial, das sich in Palona befindet, soll ver« kaust werden. Die wenigen italienischen Soldaten sollen am 17. August die Stadt oerlassen.