Ein Brief des Rappgenerals

Die Kreuzzeitung" veröffentlicht einen ihr zugegangenen Brief bes Generals Freiherrn von Lüttwig, in dem er sich mit feiner Rolle während des Kapp- Putsches beschäftigt. Lüttwig schreibt, daß Kapp und er mit seinen Freunden im März zur Tat geschritten seien, weil die Wahl zum Reichstag verfassungswidrig hinausgeschoben worden sei und die Regierung die Gefahr des Bolschewismus verfennend, im Begriff stand, die ihr gegen ihn zur Verfügung stehenden Machtmittel zu schwächen. Nur eine baldige Alenderung des Kurses hätte uns" retten tönnen. Die Rappisten hätten sich entschlossen zu handeln, solange die Truppe noch nicht geschwächt war. Von nationaler" Seite sei die Tat der Rappisten nachher abfällig besprochen und daran anschließend be hauptet worden, daß ohne den Putsch die Wahlen viel besser aus­gefallen wären. Dazu sagt nun Lüttwig:

Es ist zwar manches vorgebracht worden, das diese Behauptung tüzt. Andererseits fann aber taum geleugnet werden, daß das Unternehmen in weiten Kreisen Beifall gefunden hat. Das Bürgertum ist aus seiner verhängnisvollen Lethargie aufgerüttelt worden. In den ersten Tagen herrschte weit verbreitete Begeiste rung. Sollte diese Regung nicht gerade förderlich für die Rechts­parteien gewesen sein und günstig auf die Wahlen eingewirkt haben?

Sicher ist, daß infolge der Tat am 13. März die Wahl ein halbes, vielleicht dreiviertel bis ein Jahr früher stattgefunden hat, als Regierung und Nationalversammlung es beabsichtigten. Sie hatte einen nicht unwesentlich anders zusammengesetzten Reichs­tag und den Sturz der Regierung zur Folge gehabt. Daß daraus nicht noch weitere Vorteile gezogen wurden, ist nicht unsere Schuld. Wahrscheinlich, ja wohl ebenfalls sicher ist ferner, daß das Rapp- Unternehmen die radikalen Elemente früher zum Los fchlagen gebracht hat, als sie eigentlich wollten. Das Geschwür wurde aufgestochen, bevor es reif war, zu einer Zeit, wo die Radi­falen noch nicht fertig waren, die Truppe aber noch auf ihrer Höhe stand.

Die Armee hätte bis zum 10. April auf 200 000, bis zum 10. Juli auf 100 000 Mann herabgesetzt sein müssen. Die Befehle dazu waren gegeben. Alle Einwendungen dagegen unter Hinweis auf die Gefahren des Bolschewismus von außen und innen wurden chroff zurückgewiesen. Durch unser Sandeln wurde die Bermin berung der Armee verzögert. Noch heute stehen 200 000 Mann unter den Waffen. Welch ein Segen das angesichts der bolsche­wistischen Erfolge gegen die Randstaaten bedeutet, wird wohl jedermann einleuchten.

Ob diese 200 000 Mann als Kern gegen einen schweren bolsche­mistischen Ansturm ausreichen werden, ist freilich eine andere Frage."

Lüttwit erzählt weiter, daß am 17. März zwischen den Kap­pisten und den Vertretern der bürgerlichen Parteien Vereinbarun gen getroffen worden seien, wobei sich Minister Schiffer im Nebenzimmer aufgehalten habe. Die Kappisten hätten die Be dingungen erfüllt, von der anderen Sette set dies nicht restlos ge schehen. Die Bertreter der bürgerlichen Parteien wollten sich für eine Amnestierung aller politischen Verbrechen von rechts und lints seit dem 8. 11. 1918 einsetzen. Erst jetzt aber solle an sie herangetreten werden. Lüttwig habe sich nach dem 17. März noch etwa 8 Tage um und in Berlin aufgehalten. An maßgeben ber Stelle sei sein Aufenthalt bekannt gewesen. Erst Ende April set er ins Ausland gegangen, weil er sich einer langen Untersuchungshaft nicht aussehen wollte. Dem Reichs­gericht habe er bekannt geben lassen, daß er zur Untersuchung ers scheinen werde, wenn die Gewähr gegeben sei, daß die Gerichts verhandlung bald im Anschluß daran stattfinden wird.

Dieser Brief des Kappistengeneral ist nichts weiter als eine Berhöhnung der Regierung und dessen, was man in der deutschen Republit unter Rechtspflege versteht. Wochenlang war der Auf­enthalt von Lüttwih den Behörden bekannt, ohne daß man es für nötig gefunden hätte, ihn dingfest zu machen. Man ließ ihn fret herumlaufen und gab ihm schließlich Gelegenheit, ins Aus land zu verduften. Bemerkenswert ist noch, daß die Vertreter der bürgerlichen Parteien den General versichert haben, daß sie sich für eine politische Amnestie bis zurüd zum 8. November 1918 ein setzen wollten. Wahrscheinlich haben sie dabei nur an die Am­nestierung der Kappisten und der anderen Gegenrevolutionäre ge­dacht. Als die Vertreter der Arbeiter die Amnestieforderung auf­stellten, fuchten sich dieselben bürgerlichen Parteien hinter Aus flüchten zu versteden; denn inzwischen hatten sich die gegenrevo­lutionären Elemente bereits in Sicherheit gebracht und wegen der Amnestierung der Arbeiter wollte sich das Bürgertum nicht in Unkosten stürzen.

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ein einziges fie sind reich. Gibt ihnen dies ein Recht auf alle Güter der Erde?"

Abermals hielt er inne, durch die Totenstille, die seinen Worten folgte, erklang ein leidenschaftliches Aufschluchzen.

Ein Lächeln des Triumphes tam auf Reillys Gesicht, er fuhr fort, wie einer, den der Geist treibt:

,, Wenn ihr euch doch dieser Dinge erinnern wolltet, nicht bloß hier, auf dem Meeting, sondern täglich, tündlich, jedesmal, wenn ihr die anderen im Automobil vorüberfahren seht, jedesmal, wenn ihr euere Kinder betrachtet, dann würdet ihr lernen, an die Tage zu denken, die nach euch tommen werden; die Angst, euere Kinder müßten leben wie ihr lebt, leiden wie ihr leidet, würde euch zum Wahnsinn treiben. Doch wäre es ein heiliger Wahnsinn, der Wahnsinn, der einzig und allein die Welt zu retten vermag. Unser Losungswort lautet: entzündet die Fadel der Revolution, möge sie alles Ungerechte und Unreine in ihrem Feuer verzehren. Ich aber sage euch: entzündet die geheiligte

Die Behauptung, daß der Kapp- Putsch ,, die radtfalen Elemente" vorzeitig zum Losschlagen veranlaßt habe, ist natürlich ein blanker Schwindel. Richtig ist nur, daß die Kappisten von ihrem Streich eine weitere Hinauszögerung der Abrüstung und der Verminde­rung des Heeres erwartet hatten und in dieser Erwartung haben fie fich auch nicht getäuscht. Der Brief des Kappgenerals beweist aufs neue, wie notwendig die vollkommene Beseitigung des Mili­

tarismus in Deutschland , dieses Horts der Realtion, ist.

Eine Hundstagskomödie

Um der Reichswehr den Schein einer demokratischen Ein­richtung zu geben, wurde vor einigen Wochen die Bildung einer sogenannten Wehrlammer angeordnet, in der die Soldaten ihre wirtschaftlichen Wünsche vortragen sollen. Außerdem soll die Wehrtammer dazu dienen, Gesetzesvorlagen, die sich auf die Wehrmacht beziehen, zu besprechen und etwaige Abänderungs vorschläge geltend zu machen.

Die Wehrkammer ist von der reaktionären Presse auf das leb hafteste begrüßt worden. Sie wurde sogar als eine prattische An­wendung des Rätesystems bezeichnet und gewissermaßen als Vorbild für andere Berufszweige hingestellt. Wir haben damals gleich betont, daß die Wehrkammer weiter nichts ist als ein Aus­hängeschild, das dazu dienen soll, die reaktionären Umtriebe in der Reichswehr zu verschleiern und zu bemänteln. Die Genera­lität will rücksichtslos den legten Mann in einen monarchistis schen Vortämpfer umwandeln. Ste braucht dazu eine Rüdendedung, die Wehrtammer soll ihr diese Stütze sein. Der reaktionäre Grundzug dieses Gebildes geht schon aus der Tat­sache hervor, daß die Offiziere, die nur 25 Prozent der Heeresstärke bilden( was nebenbei bemerkt noch vielzuviel ist), die absolute Majorität in der Wehrkammer haben, also bei allen wichtigen Fragen die Mannschaften überstimmen können.

Inzwischen haben auch die Wahlen zur Wehrkammer statt­gefunden, d. h.: was man beim Militär so Wahlen nennt. Die Mannschaftsvertreter wurden nämlich nicht gewählt, sondern von den Offizieren bestimmt. Die Truppe mußte ja sagen. Am 9. und 10. August fand in Berlin die erste Tagung der Wehr­fammer statt. Die Deffentlichkeit war ausgeschlossen, niemand sollte wissen, was vorgegangen ist. Dem Borwärts" ist es aber doch gelungen, sich einen Bericht zu verschaffen. Wir erfahren daraus, daß Berhandlungen überhaupt nicht stattgefunden haben. Die Mannschaften waren lediglich gezwungen, die langweiligen Borträge einiger Offiziere geduldig über sich ergehen zu lassen. Schließlich wurde den Mannschaftsvertretern gestattet, einen Ber­treter der Unteroffiziere in den Untersuchungsausschuß des Reichs­wehrministeriums zu wählen. Erfolg: der Reichswehrminifter wünschte den Betreffenden nicht. Es wurde ein anderer gewählt - der Reichswehrminister st i m mte wieder nicht zu, sondern behielt sich seine Entscheidung vor".

Die Herren Offiziere, die seit Wochen einen zähen Kampf gegen die verhaßten Farben schwarz- rot- gold, gegen die neue Rotarde und den Reichsadler führen, überrumpelten dann plöglich die Versammlung mit dem Antrag, den neuen Reichsadler wieder abzuschaffen. Er wurde ganz allgemein als ge rupfter Vogel"," Kudud und Krähe" bezeichnet. Die Ueber rumpelung flappte; die Wehrtammer stimmte für Abschaffung. Ein weiterer Antrag der Offiziere wollte statt des Adlers nunmehr die schwarz- weiß tote Rofarde wieder eingeführt wiffen. Diesmal zeigten die Vertreter einige Festigkeit, sie stimmten mit 27 gegen 25 Stimmen für die schwarz rot goldene Kotarbe, auch drei Offiziere stimmten mit den Mannschaftsvertretern.

Ueber die Abschaffung der Militärgerichtsbarkeit wurde von den Offiziersvertretern geschimpft und gehöhnt. Recht interessant ist es, daß der Wehrtammer Schreiber nicht angehören dürfen. Diese tennen nämlich die Schliche und Kniffe des Dienstweges mindestens ebensogut wie die Herren Offiziere. Sie hätten als Vertreter in der Wehrkammer den Mannschaften mancherlei Auf schlüsse geben fönnen. Das befürchten die hohen Herren, die Schreiber wurden deshalb vor die Tür gesetzt.

Wir gehen wohl faum fehl, wenn wir die Vermutung aus­sprechen, daß in den nächsten Tagen die Oeffentlichkeit mit Nach richten der militärischen Pressestellen bombardiert wird. Man wird dann den einmütigen Willen wien Offizier und Mann", Don dem gemeinsamen tameradschaftlichen Geist, der sich in der Tagung gezeigt habe, faseln. Man wird alle reaktionären Wünsche der Offiziere als bindende Beschlüsse der Wehrtammer hinzustellen versuchen, um gesteigerte Macht, vergrößerten Einfluß zu gewinnen. Vor allen derartigen gedrechselten Berichten sei deshalb die anti­militaristische Deffentlichkeit nachdrücklichst gewarnt. Die erfte Tagung der Mehrtammer war eine Sundstagstomödie Wer auf diesen Zauber hereinfällt, dem ist nicht zu helfen.

Der polnische Heeresbericht

TU. Warschau, 13. Auguft.

An der Nordfront haben unsere Abteilungen Mlawa und Pul tust geräumt. Das 203. Freiwilligenregiment hat bei einem Ausfall bei Ciechanow 4 Maschinengewehre und 100 Gefangene eingebracht. Auf der Linie Wyszkow- Tluszez- Kaluszyn- Orle chow schwache Kämpfe mit dem Feinde. Unsere Infanterie und Kavallerieabteilungen verdrängten an der Sübfront den Feind aus Rabzienkow- Lopatyn nach Stanislawczyt und Toperow. An der Strypa find weitere Kämpfe im Gange. Die utrainischen Truppen haben in der Gegend von Buczacz 5 Maschinengewehre, ein Regimentsbureau und eine ansehnliche Anzahl Gefangene ein­gebracht.

Fadel in eueren eigenen Herzen, werdet selbst zu einer lebenden Hundert Wagen Kriegskonterbande

Fackel, die hell in der Dunkelheit leuchtet, den Weg weist nach einer besseren Welt, einer Welt der Gerechtigkeit und des Bruder­tums. Geht hinaus in alle Welt und verkündet das neue Evan­gelium. Fragt nicht erst, ob der Mensch, zu dem ihr sprecht, weiß oder schwarz, ob er ein Amerikaner oder aus den europäischen Slums entflohen ist. Lehrt ihn die Wahrheit, dann wird es bald teine Gelben mehr geben, um unsere Streits zu brechen und die Macht wird unser sein. Träumt nicht von der Weltrevolution, Genossen, als von etwas Fernem, Lebt fie!"

( Aus dem englischen Manuskript übertragen von Hermynia Zur Mühlen .)

Proletarisches Theater. Bon einem Zentralbureau für Neue Bühnentunst soll ein proletarisches Theater eröffnet werden. Dieses Unternehmen hat nichts mit dem Proletarischen Theater der revo­lutionären Arbeiter Groß- Berlins zu tun, das von Arbeitern und ihren Organisationen verwaltet und geleitet wird. Es mußte während der Kapptage seine Vorstellungen in der Philharmonie unterbrechen. Es wird im Oktober wiederum beginnen und zu­nächst Stücke aus Sowjetrußland und Ungarn spielen.

Die Brolettultzentrale in Mostau hat Delegierte nach Westeuropa geschicht, die das Interesse, für den Brolettult auch bei uns weden sollen. In diesem Sinne soll in Berlin ein Kursus über die Fragen der proletarischen Kultur begonnen wer­ben, der den Zweck hat, Genossen für die Proletfultarbeit vorzu­bereiten. Eine vorbereitende Besprechung für diesen Kursus findet statt am Sonnabend, den 14. August, Gipsstr. 23, 3immer 5, Uhr.

Deutsches Theater. Am Dienstag ist die Neuein­Studierung der Schidjalogroteste Der Floh im Panzer­baus" von Robert Forster- Larrinaga.

Neutralitätsbruch durch die Regierung?

Die Dena meldet aus Karlsruhe :

Anfangs dieser Woche tamen auf dem Karlsruher Bahnhof 100 23 a gen mit teils diretter, teils indiretter Kriegstonter bande an, mit der Weisung, diese Wagen an die bayerische Grenze nach Passau und Fürth im Wald zu befördern, von wo sie dann durch einen französischen Spediteur welterbefördert werden sollten. Zur Täuschung des Bahnpersonals trugen die Wagen die Aufschrift Paris- Butarest", aber die badischen Eisen­bahner ließen sich durch diese Aufschrift nicht täuschen, sondern verlangten fategorisch die Untersuchung der Wagen, die dann ergab, daß der Wagen direttes Kriegsmaterial, wie Rats tuschen und Minen, enthielten, während die übrigen Wagen Leder­waren, Automobile, Werkzeuge, Militäreffekten, Büchsenfleisch, tondensierte Milch usw. enthielten. Die Generaldirektion der Badi­ schen Eisenbahnen gab Weisung, daß nur die drei Wagen, welche direttes Kriegsmaterial enthielten, zurückbehalten werden sollen. Der Betriebsrat der badischen Eisenbahnerschaft lehnte aber jeglichen Weitertransport ab, weil sämtliche in den Wagen befindlichen Waren direkt oder indirekt Kriegsmaterial feten, und wenn die Regierung diese Wagen nicht zurückbehalten wolle, so werde dies die Arbeiterschaft tun, da ja außerdem noch die Gefahr bestehe, daß die Waren nach Ungarn verschleppt werden könnten. Bei den Verhandlungen zwischen der General direktion und dem Betriebsrat der Eisenbahnerschaft teilte der Vertreter der ersteren mit, daß die Reichsregierung ein Telegramm gefandt habe, worin mitgeteilt wurde, daß die Res gierung die Durdfuhrerlaubnis für 200 Wagen gonge, 170 Wagen Fett und 100 Wagen Uniformen erteilt have. Der Durch

transport werbe in ben nächsten Tagen aber den Rangierbahnhof Karlsruhe nach der Tschechoslowakei erfolgen.

Der Betriebsrat und die Bertreter der freien Gewerkschaften ers flärten, daß sie mit oder ohne Erlaubnis der Reichsregierung den durchtransport jeden Kriegsmaterials verweigern werden, solange der Krieg zwischen Rußland und Bolen andauert.

Die Haltung der badischen Eisenbahner verdient den Dant und die Anerkennung des gesamten deutschen Volfes. Diefer Fall zeigt, wie notwendig es ist, daß die Arbeiter und Angestellten der Eisenbahnen in jedem Augenblick zum Ein­greifen bereit sind und sich durch nichts in ihren Handlungen im Interesse der Neutralität beirren lassen. Am aller wenigsten durch das von den Gelben verkündete und von der Regierung unterstrichene blöde Geschwätz von den ihnen nicht zustehenden Funktionen, die sie sich damit anmaßen. Das völlig unverständliche Berhalten der Regie­rungsstellen in diefem Falle, über das wir noch eine Aufklärung dringend erwarten, zeigt, daß es Behörden gibt, die entweder nicht den Willen oder nicht die Macht haben, die Neutralität in wirtsamer Weise zu wahren. Darum haben die Arbeiterorganisationen Sie Pflicht sowie das Recht, bei jeder ähnlichen Gelegenheit genau so zu handeln, wie im vorliegenden Falle.

Waffen und Munition für Polen

HN. Rotterdam, 13. Auguft.

Die Führer des Zentralbundes der Transportarbeiter fanden gestern mittag in einem Dock der Firma Müller& Co. 100 Riften mit Waffen, die für Balen bestimmt waren. Die Riften famen aus Hamburg . Im Frachtbrief war der Inhalt als Spielzeug an gegeben.

Amerika und Polen

London , 13. Auguft.

Reuter meldet aus Washington : Jn diplomatischen Kreisen nimmt man im allgemeinen an, daß die Rote des Staatsa departements über die russisch - polnische Frage ein dreifaches Ziel verfolgt: 1. will ste der polnischen Regierung und dem polnischen Bolte eine moralische Stüge geben, 2. will sie an die Bevölkerung Rußlands appellieren, das Bol schemisten joch abzuwerfen und eine verfassungsmäßige Regie rung einzusetzen, und 3. will sie auf andere Länder in dem Sinne einwirten, daß sie davon Abstand nehmen, die Bolsches wisten anzuertennen. Man erwartet in Regierungstreifen, daß die Alliierten sich zu dieser Note äußern werden.

Das Schuldbekenntnis des Herrn Lindow

Die Antwort, die uns Herr Lindow im Vorwärts" auf unfere Notiz gegen seinen Artikel über den Boytott gegen Ungarn gibt, entspricht durchaus unseren Erwartungen. Wir haben sie Sehr mäßig eingestellt und find nicht enttäuscht worden. Die Ant wort des Herrn Lindow übertrifft an Lächerlichteit fast noch seinen ursprünglichen Artikel. Dennoch müssen wir mit einigen Worten auf die Neußerungen des Mannes eingehen.

Er rühmt sich, der Wahrheit die Ehre gegeben" und die Mit. schuld der deutschen Arbeiter nicht verschwiegen zu haben. Das ist eine Berdrehung des Tatbestandes, denn nach den ersten Geständnissen Lindows handelt es sich gar nicht mehr um eine Schuld der deutschen Arbeiter, sondern nur noch um eine Schuld der eingesessenen unbeweglichen Bureaukratie im Trans portarbeiter- Berbande, die es versäumt hat, ihre Führeraufs gaben zu erfüllen.

"

வார்பி

Ferner bemertt Herr Lindow, aus unserem Erstaunen darüber, daß er vom Abbruch des Bontotts überrascht worden, sei zu folgern, daß wir teine Weberraschung erlebt haben, sondern über Die Wirksamkeit des Bontotts unterrichtet gewefen feien. Indem wir unser Wissen für uns behalten haben, hätten wir eine wirt­fich bewußte Schuld" am ungenügenden Erfolg des Boykotts( Herr Lindow nennt das allerdings die Niederlage des internationalen Proletariats") auf uns geladen. Solche Bemühungen, den Kera der Frage zu verschieben, müssen wir entgegentreten. Nicht auf uns tommt es an, sondern auf die Sandlungen der für den Bontott entscheidenden Arbeiterorganisatio nen. Ob wir überrascht waren oder nicht, ist völlig gleichgültig. Die Leitung des Deutschen Transportarbeiter- Verbandes aber durfte nicht überrascht sein. Sie hatte die Pflicht, engste Berbindung mit Amsterdam und Wien zu halten, um ständig unterrichtet unb attionsfähig zu sein. Diese Pflicht hat sie in sträflichster Weise versäumt.

In seiner grenzenlosen Verlegenheit wird Herr Lindow nefst reich", zitiert Zarathustra und redet von wochenlangen Tots Schweigen" des Bontotts durch die Freiheit". Weil dieser Vor­wurf von Herrn Lindow tommt, beunruhigt er uns nicht. Das Urteil darüber glauben wir getroft unseren Lesern überlassen zu fönnen. Von einem Manne vom Schlage Lindows erwarten wir nicht, daß er sozialistische Arbeiterblätter zu lesen und über ihren Inhalt unterrichtet au sein pflegt.

Neue Verhaftungen in Ungarn . Wie aus Breßburg gemeldet wird wurden am Mittwoch abend einige Führer der sozial Als demokratischen Partei in Komorn verhaftet. Grund der Verhaftung wird angegeben daß die Polizei erfahren habe, die Parteileitung veranstalte geheime Bersammlun gen, in welchen Beratungen über die Berwirklichung des Rätes fystems gepflogen werden.

Betriebsräte

Gewerkschaftskommission und Afa

Bom Geschäftsführer des Ortskartells der Afa geht uns folgender Bericht zu:

Am Donnerstag fand im Lotal Jugendfäle", Rofenthaler Straße 36, eine Lombinierte Sigung der Gruppenräte der fa und der 3entrale in den Betten att. Nach eingehen der Aussprache wurde einstimmig folgende Entschließung ange­

nommen:

Die Bersammlung beschließt: Die 3ufammenfassung aller Angestellten- und Arbeiterräte in einefret gewertschaftliche Zentrale ist sofort vorzu­

nehmen.

Zu diesem Zwede ist eine fechsgftebrige Kommission zu wählen, die alle Vorarbeiten schleunigst gemeinsam mit den bisherigen Leitungen der Afa und der Zentrale in den Zelten vorn nehmen hat."

Gewählt wurden ans ben Reihen der Angestelltenräte: Wilhelm Bernard und Stegmund Sußmann( Metallindustrie), Julius Jacus bowitz( Handel). Aus den Reihen der Arbeiterräte: Reinhalb Serrmann( Buchdruder), Otto Büd( Metallarbetter), Otto Scamera meier( lat. E..

Nach erfolgten Zusammenschluß löst sich die Zentrale in den Belten sofort auf.

Die Legitimationstarten der Afa und der Bentrofe in den Belten behalten vorläufig ihre Gültigkeit. Die Angestellten und Arbeiterräte werben aufgefordert, dem Aufruf bor Folge zu leiken. Die Ausgabe der Legitimationstasten Münzstraße zur Erfassung der Betriebstäteni die auf dem Boben des A. G. B. und der Aja Stehenden eige in den naten Lagen. 3. Herrmann, Bernard.