Noch ein Reichswehrspitzel
Bon zuständiger Stelle in Magdeburg wird der„ Dena" mitgeteilt:
In Salle a. Saale ist gestern bei einem Leutnant Eger eine Saussuchung vorgenommen worden, da er verdächtig war an der Spigelzentrale in Magdeburg beteiligt zu sein. Leutnant Eger, der bei der Reichswehr attiv ist, wurde in der Kaserne night angetroffen und auf Rüdfrage des Kriminalfommissars bei seinem Vorgesezten, Major Edart, erklärte derselbe, Eger nimt zu lennen. Trotzdem war es möglich, den Leutnant Eger ausfindig zu machen, und als man ihm mitteilte, daß Major Edart ihn nicht fenne, war er sehr entrüstet und erklärte, ihm noch am vorhers gehenden Abend 52 Schriftstilde persönlich zur Unterschrift vors gelegt zu haben. Ju dent Kafino verstedt wurde eine Kiste mit wertvollem Material vorgefunden, aus dem nicht allein hervorgeht, daß Eger mit der Spizelzentrale in Magdeburg in Verbindung gestanden hat, sondern daß er auch mit der Organi lation Orgesch und dem Landbund rege Verbindungen ge pflogen hat. Nach seinen eigenen Aussagen ist er mit dem Rechtsanwalt Schaper und dem Lehrer 3ieseniz bei dem Oberleutnant Jansen in Berlin gewesen, was von den Beteiligten bisher bestritten wurde. Außerdem geht aus dem Material hervor, daß zuerst beabsichtigt war, wie in Schlesien , einen„ mittelbentschen Trenbund" zu schaffen, den man aber infolge der entgegenstehenden ministeriellen Verordnungen nicht zur Ausführung brachte. Infolgedessen schloß man sich der Organisation Orgesch an. Weiterhin wurde festgestellt, daß bereits fertige Aufmarschpläne ausgearbeitet waren und daß ein großer Teil der Halleschen Studentenverbin bungen in diese Kompagnien eingereiht worden waren. Infolge dessen ist Eger in Schuhhaft genommen worden, ebenso in Magde burg der Lehrer Ziefenis.
Zu dieser Meldung lönnen wir noch mitteilen, daß der vers haftete Eger Gerichtsoffizier bei der Reichswehrbrigade in Halle ist. Den mit der Saussuchung betrauten Beamten wurde das Betreten der Kaserne untersagt. Die Freunde Egers schafften unters deffen aus der Kajerne eine wertvolle Riste mit Aftenmaterial beis feite. Das Betreten der Kajerne wurde ihnen dabei natürlich nicht verboten.
Der Zuhälter Altmann aus Magdeburg hat, um die Senja tionen der rechtsstehenden Bresse etwas bunter zu gestalten, auch ein Fahndungsbureau" der U. S. P. D. , Berlin , erfunden. Die Fahndungsberichte dichtete er im Auftrage seiner Geldgeber aus der Phantasie. Sier ein Muster seiner zuverlässigen" Tätigkeit: Notiz auf dem Fahndungsblatt Nr. 64 des Fahndungsbureaus Berlin der U. S. P.
Nr. 411 542
Beweismaterial gegen
Thomas, Berrat der K. P. 3. und U. S. B. Köhler, Berrat ber Syndikalistischen Partei. Lorenz, Berrat am Bunb der In tellektuellen. Rach Peifung des Beweismaterials hat der Bund Der Intellektuellen beschlossen, Lorenz, welcher sich dauernd als Rebuer beteiligt, burch einen Beauftragten des Bundes anschäb lich zu machen. Der Bund bittet um Unterstügung."
Um der Reichswehr, der Orgesch und dem reaktionären Bürgertum guten Agitationsstoff zu liefern, erdichtete Altmann noch weitere Geheimorganisationen": Die Schwarze Hand ( Hu, hu!), die Antimilitaristische Vereinigung, den Bund der Intellektuellen 1. a. m. Eine besondere Spezialität war es, jüdische Persön lichkeiten des Bolschewismus zu verdächtigen. Die Freie Turner schaft wurde in eine Kampforganisation der U. 6. P. D. umgelogen. Ebenso der Arbeiter- Samariterbund und der Republikanische Führerbund.
Die Haussuchung in Salle hat bes ferneren ergeben, daß der größte Teil der Studentenschaft und die Einwohnerwehr der Drgesch angeschlossen sind. Bei den in Magdeburg vorgenomme nen Saussuchungen, fand man weitere militärische Ausweise, die von dem Garnisonältesten, Generalmajor Ribbentrop , dem felben, ber auch die Ausweise für den Gefreiten Friedrich, Altmann und Ziesenig ausgestellt hat, unterzeichnet find, u. a. bei den Kaufleuten Geldte, bei dem Kaufmann Kraus, dem Rechtsanwalt Bünger, dem Rechtsanwalt Schaper und dem Oberleutnant a. D. Frommer. Berschiedene Ausweise tragen auch die Unterschrift eines v. Blomberg . Auch ein Rittmeister v. Platen ist in die Affäre verwickelt.
Amtlich wird mitgeteilt: Auf Grund der Berordnung des Reichs präsidenten vom 11. April 1920 hat der Oberpräsident und Regierungstommiffar Sörsing folgendes angeordnet:
Die Organisation Escherich( Orgesch) wird für die Proping Sachsen verboten. Wer dieser Bereinigung angehört, für fie wirkt oder sonst mit ihr oder ihren Mitgliedern zum Zwed ihrer Unterstützung in Berbindung tritt, wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren, Haft oder Geldstrafe bis zu 15 000 Mart bestraft, Soweit nicht nach der Verordnung des Reichspräsidenten vom 30. Mai 1920 wegen Zusammenschlusses zu einem Berbande mili tärischer oder polizeilicher Art oder wegen Nichterfüllung der von der Regierung angeordneten Auflösung der Einwohnerwehren 3uchthausstrafe verwirkt ist. Ale Behörden werden angewiesen, Berfonen, von denen bekannt wird, daß sie Mitglieder ber Orgesch oder für diefe in irgendeiner Weise tätig, find, sofort Die Berliner Orgesch, die ebenfalls mit Spigeln und politischen Verbrechern zusammenarbeitet, ist in ihrer Tätigkeit
geführten Sausfuchung, die der Landrat persönlich mit zwei Gen barmen ausführte, machte der bereits genannte Rittmeister Raben folgende Angaben: Er lei ehemaliger Freiforpsführer und gehöre jegt noch zur Armee waloff- Bermont und stehe im Berhältnis zum Reichswehrregiment 16. Er habe in ber Jüterboger Gegend eine Organisation von 4 bis 5000 mann geschaffen, die gut mit Waffen versehen seien und gegen Butsche (??) verwandt werden sollen. In Ostpreußen , Bommern , sowie über ganz Brandenburg sei die Sache ebenfalls gut organisiert. Der Landrat nahm darauf die Beteiligten in Schuzhaft, um fie aber bald darauf nach telephonischer Rüdsprache beim Regierungspräsidenten wieder frei zu laffen. Man erflärt jetzt die Sache bamit, daß es sich um Ortswehrorganisationen handele. Unser Gewährsmann teilt uns dazu noch mit, es stehe felt, daß in der Umgebung von Jüterbog die Gutsbefizer von den Waffenlagern in Jüterbog mit Waffen versehen werden.
Ein anderer, ähnlicher Fall ist durch die Machfamkeit unserer Genossen im Kreise Templin aufgedekt worden. In der Nacht zum Dienstag follte ein asta auto des Wirtschaftsverbands bes Kreises Templin Waffen und Munition an die reaktionären Landwirte des Kreises zur Verteilung bringen. Ein Autodefekt verhinderte die Weiterfahrt, deshalb wurden die Waffen im Walbe von Templin untergebracht. Eine Durchsuchung des La gers ergab, daß bei dem einen Transport zwei leichte und zwei
were Maschinengewehre, 93 Gewehre, 6 Gewehrpistolen, eine Kike Handgranaten und 50 Riften Munition mit 75 000 Shuk verschoben werben sollten. Auch in diesem Kreise ist es bekannt, bak burch den Wirtschaftsverband fast täglich Waffenverschiebun daß durch den Wirtschaftsverband faft täglich Waffenverschiebungen vorgenommen werden.
Die Einwohnerschaft der Kreise erwartet bringend, daß diesem Spiel ein Ende gemacht wird und die beteiligten Kreise ihrer Bestrafung zugeführt werden. Die Waffen entstammen dem Artilleriedepot Rastatt , ein Beweis, daß die Militäz= behörde hinter den Schiebungen stedt.
Die Schuldschieber
Die Rechtssozialisten und das Entwaffnungsgefeß Der„ Borwärts" nimmt in einem Leitartikel der geftzigen Morgenausgabe noch einmal Stellung zum Entwaffnungsgesetz. Er berührt damit eine für die rechtssozialistische Partet höchst pein liche Angelegenheit. Beinlich in zwiefacher Hinsicht: Denn einmal wurde die Bewaffnung des deutschen Bürgertums durchgeführt von rechtssozialistischen Ministern. Diese zeigten sich da. mit als bewußte Gabateure des Friedensvertrages, und zwar sa botierten sie ihn gerabe in jenen Buntten, wo ernicht zum Schaden, sondern zum Gegen des deutschen Boltes erfüllt werden fonnte. Sie verwandelten das neue Deutschland in eine große Kaserne, in der Monarchisten mit Minenwerfern und Handgranaten die Gesetze dittierten. Nun soll Deutjayiand auf Befehl der Entente entwaffnet werden. Dazu hätten die geltenden Gefeße ausgereicht. Das weitere wäre durch ein Verbot an die Reis wehr, die heute noch Waffen verschiebt, erzielt worden. Statt dessen erfanu die Regierung das Entwaffnungsgelegt, deffen Tendenzen dahin gehen, das Bürgertum bei der Waffenfuche zu schonen, die Proletarier aber, bei denen ein paar Kinderpistolen gefunden werden sollten, ins 3uchthaus zu bringen. Diesem Geleg stimmten die Rechtssozialisten zu. Das ist ihr zweites großes Vergehen. Inzwischen scheint den Rechtssozialisten aber ein Seifensteder aufgegangen zu sein, daß sie mit der Zustimmung zum Entwaffnungsgefes einen großen Fehler begangen haben. Auf Sie wird die Verantwortung mit zurückfallen, wenn bei der Durch führung des Gefeges dem Proletariat neue Fesseln angelegt suchen, und dieser ist werden. Kein Wunder, wenn sie jest nach einem Gündenbod suchen, und dieser ist natürlich die U. S. P. D. !
Der„ Vorwärts" versucht in seinem Leitartikel die schwächliche Saltung der Rechtssozialisten zu rechtfertigen. Er polemifiert gegen die objektive Darstellung, die der Berliner Bertreter der Su manite" feinem Blatte gegeben hat. Um sich aus der Schlinge zu ziehen, häuft der Vorwärts" eine Reihe von längst widerlegten Unwahrheiten aneinander, er behauptet vor allem, unfere Retays tagsfrattion habe dem Gesek gegenüber zuerst eine sehr verständige Saltung“ eingenommen, ihr Bertreter, Genosse Rosen feld, habe in den Ausschußfizungen sogar für Verbesserun gen getämpft unb erft ber Demonstrations rum me I", ingeniert von der K. B. D. , habe unsere Abegordneten zum Umfall gebracht.
Demgegenüber stellen wir feft: Die U. S. P. D- Fraktion war von Anfang an gegen das Gesez. Das hat sie nicht gehindert, im Ausschuß für Verbesserungen einzutreten, ein Verhalten, das burchaus den Gepflogenheiten entsprach, die bei der Fraktion der alten noch geeinten Sozialdemokratie gang und gäbe waren. Wenn ich der Vorwärts" schließlich auf die Rote Fahne" ftüßen möchte, um seine haltlose und innerlich unwahre Argumentation zu rechtfertigen, so wiederholt er damit nur eine längst widerlegte Agitationslüge der A. B. D. Die U. S. P. D. hat sich nicht gesträubt, Protestversammlungen gegen das Gesez zu peranstalten. Sie behielt sich nur das Recht vor, die Bersammlung nicht über stürzt einzuberufen, wie es die R. B. D. erzwingen wollte. Das Ergebnis war eine glänzende ma chipolle Kund= gebung im Lustgarten, eine Kundgebung, von einem solchen gewaltigen Umfang, wie Ste die Rechtssozialisten nie zuftande bringen werden. Wenn ber„ Vorwärts" in seiner bekannten Wahrheitsliebe daraus ein absolutes& iasto" macht, so richteten sich damit seine Methoden von selbst. Es fällt ihm und seiner Partei, in der sich bereits die Opposition regt, schwer, das Ausnahmegeseh gegen bas Proletariat zu rechtfertigen. Mit unwahrheiten bie Tat
fache seiner Mitschuld aus der Welt zu schaffen, wird ihm nicht gelingen.
tungen, fobaß die dorthin entsandten Sicherheitspolizeibeamten bie Schußwaffe gebrauchen mußten. Soweit feftaeftellt ist, wurde ein Arbeiter bei diesem Zusammenstoße getötet, drei Ara belter schwer verlegt.
DA. Wien, 13. Auguft. In hiesigen diplomatischen Kreisen verlautet, daß Jugoslawien , bie Thechoslowakei und Rumänien gemeinsam an Ungarn eine furzfristige Note gerichtet haben, seine Truppenzahl auf 30 000 Mann herabzusehen, wie es im Friedensvertrag vorgesehen sei. Die Note soll in freundschaftlichem Tone, aber doch sehr ernst ges halten sein und den Schritt mit der Notwendigkeit der Abrüstung Begründen. Man bringt die Reise des Staatsfanglers Dr. Renner mit dieser Note in Berbindung.
Gegen den Neutralitätsbruch
Aus Gelsenkirchen wird uns berichtet:
Auf Veranlassung der Bezirksleitung der U. S. 8. D. fanden in Gelsenkirchen , Leithe, Wattenscheid und Wanne vier große öffentliche Boltsversammlungen statt, die alle überfüllt waren. Die Versammlungen nahmen Stellung zu dem Kriege Bolens gegen Rußland und forderten von der Regierung ftritte Einhaltung ber erklärten Rentralität. Die Bersammelten waren fich bewußt, daß auch jede Neutralitätsperlegung durch die Entente in Deutschland verhindert werden müßte. Folgende Resolution wurde in allen Bersammlungen ein ftimmig angenommen: Die von der U. 6. B. D. einberufenen öffentlichen Boltsversammlungen fordern non der Regierung strifte Einhaltung der erklärten Neutralität in dem Kriege Bolens gegen Rußland . Die Versammlungen erflären, jede Unterffügung Bolens durch die Entente, soweit Deutschland davon berührt wird, mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Die Bersammlungsteilnehmer werden, soweit dies in threr Macht steht, transport, soweit diese für bie Unterstügung Bolens bestimmt find, alles baran legen, jeben Truppen, Munitions- und Lebensmittel zu verhindern. Die Bersammlung spricht den russischen Freiheitsfämpfern ihre wärmste Sympathie aus."
Auch unsere Genossen in Salzuflen ( Freistaat Lippe) ners anstalteten eine öffentliche Boltsversammlung, die auch von Ans gehörigen anderer Parteien besucht war. Nach Anhören eines Bortrages des Genossen Stoffelb über ble politische Lage wurde folgende Resolution einstimmig angenommen:
Die am 10. August 1920 in Salzuflen tagende öffentliche Boltsversammlung Ipricht allen Parteien, die dem Entwaffnungsgefes zugestimmt haben, ihre mis billigung aus. Die Bersammlung stelli fest, daß dieses Gesez geschaffen worden ist zur Knebelung des Proletariats, zur Unterstügung der Be trebungen der reaktionären Barteien.
Die Versammlung erwartet von der Regierung und bem Reichss tag, daß dieses Gefeß aufgehoben wird. Wenn bie Regierung die verftedten Waffenlager der Konterrevolution ermitteln und habhaft werden will, reichen die bestehenden Geseze volltändig aus.
Die Versammlung verlangt von der Regierung mit allem Nach brud, daß fie den Durchzug des Militärs der Entente durch Deutschland verhindert und es nicht bei einem papiernen Protest beläßt.
Verkehrsverbesserungen
Das Reichspoftministerium tellt mit, daß die Verhandlungen über eine funtentelegraphische Berbindung mit Amerita eingeleitet sind. Durch die Aufnahme der funkentelegraphischen Verbindung mit Amerifa wird der deutsche Funtendienst eine bedeutsame Vervollkommnung erfahren.
Die dirette a belverbindung nach Königsberg , die notwendig geworden ist, um von den Polen unabhängig zu fein, zwar vor furzem eröffnet worden, fie bebarf für ihre volle betriebnahme aber noch des Einbaues eines Verstärkers, der int den nächsten Tagen aufgestellt werden soll.
Einen echten Beweis für die frupelloligteit ber deutschen Kapitalisten stellt die Tatsache dar, daß die beutsche Erfindung, bie es ermöglicht, mehrere Telephone gespräche auf einem Draht zu führen, nicht etwa zuerst in Deutschland , sondern in der Schweiz in größerem Umfange verwertet werden wird. Die Schweiz tann eben zur Zeit besser zahlen.
Die produktive Erwerbslosenfürsorge Ausschußtagung im Reichswirtschaftsrat Unter dem Vorfth des Abgeordneten Um breit trat Freitag ber wirtschaftspolitische und der sozialpolitische Ausschuß des vor läufigen Reichswirtschaftsrates zu einer Sigung zusammen. Auf Der Tagesordnung stand die zweite Lesung des Berichts des Unter ausschußes über den Antrag Wissell, betreffend probuftive Ere werbslosenfürsorge. Bor Eintritt in die Tagesordnung fand ein Antrag umar( München ) einstimmig Annahme, wonach fliz Bauten, bie von gemeinnügigen Gesellschaften und Genollen halten in Angriff genommen worden sind, der Reichszuschus weiter gewährt wird. In der Begründung wies der Antragsteller auf die große Bedeutung der Fertigstellung dieser etwa 30 000 Bauten für die Bekämpfung der Wohnungsnot hin.
In der Erörterung wandte sich Abg. Hecht( Berlin ) gegen die in der legten Gigung aufgestellte Behauptung, daß das Berhältnis in der Steigerung der Löhne und des Rohmaterials wie 1: 9 stehe. Diefe Auffaffung, die zu ganz falschen Schlüssen führen fönne, milfe befämpft werden. Für die Bemessung der Leinsteigerung dürften nicht nur der Arbeitslohn des einzelnen Gegen standes in Betracht gezogen werden, sondern es feien alle Untoften des gesamten Betriebes und des gesamten Industriezweiges zu berüidfichtigen. Abg. Grünfelb( Berlin ) bezeichnete ben in bem Bericht des Unterausschusses bem Sandel gemachten Borwurf der Der Gewinnt, ungerechtfertigten Berteuerung als unberechtigt. den der Handel erziele, fei feinesfalls in bar vorhanden, sondern
bisher noch nicht gestört worden. Wir verlangen die Die Bewegung gegen den Steuerabzugtede in den neuen sehr teuer eingekauften Waren.
Auflösung der Orgesch durcheinensofortigen Erlaß für das ganze Reich.
Die Bewaffnung der Konterrevolution Wir haben wiederholt Mitteilungen über Waffenverschiebungen Sowie über vorhandene Waffenlager der Oeffentlichkeit unter breitet, besonders, damit der neue Reichskommissar für Beschlag nahme von Waffen ein leichteres Arbeiten hat. Wir wissen nicht, ob die Behörde von diesem Material Gebrauch machen wird, wollen aber trotzdem nicht versäumen, die Waffenschiebungen der Realtion weiter aufzudecken.
Für heute beschränten wir uns auf folgendes: Das amtliche Filterbog- Ludenwalder Kreisblatt bringt in seiner Nr. 190 pom 9. August ein„ Eingesandt", welches mit zwei Ramen gezeichnet ift. Es ist daraus zu ersehen, daß bei einem Ranfmann Lenser, Jüterbog 2, Reichenaustraße 14 261 Gewehre, 69 Karabiner, eine Rite Sandgranaten, eine Rikte Leuchtmunition, zwei Leuchtpisto Ten, sowie ein Shapirograph beschlagnahmt und dem zuständigen Landratsamt zugeführt worden find. Rittmeister Raben, wurde mit fünf feiner Romplizen in Schutzhaft genommen. Bald darauf aber wieder auf freien Fuß gescht. Dazu erfahren wir noch folgendes: Der Einwohnerschaft war es aufgefallen, daß auf dem Grundstüd des streng deutinatio nalen Kaufmanns Lenser fortgesetzt große Mengen Waffen am Tage, sowie auch nachts, burch schwerbelabene Wagen der Reichswehr angefahren wurden, die dann später von Bauernund Gutsfuhrwerten abgeholt wurden. Ein Serr in 3ivil, ber ben Transport überwachte, erflärte einmal unbequemen Zus chauern gegenüber, es werben feine Siebungen vorgenommen, sondern man wolle die Waffen nur vor bez Entente in Gigerheit bringen. Bei der oben an
Die Lelegraphen- Union meldet: E3 find Anzeichen dafür vor. ruhe unter der Arbeiterschaft auch auf die Arbeiter der Gisenindustrie bes Ruhrreviers überzuschlagen broot. Die Bennzubigung geht von bem 10% igen Steuerabzug aus, gegen deffen Gtabehaltung bie Arbeiter mit allen Mitteln zur Wehr sehen. Sie verlangen von ben Unternehmern die Einstellung diefer Maßnahme und die Rück zahlung der eingehaltenen Beträge. Da die Unternehmer fich an bie gefeßlichen Bestimmungen balten müssen, föunen fie biefer For berung natürlich nicht, nachkommen. Um fte su swingen, beabsich tigen bie Arbefter nunmehr zu Demonstrationen überzugeben. Die Lage hat sich so zugefpist, daß in manchen Betrieben die Ar beiter bereits teilweise zu offenen Drohungen übergehen, und einige Werke gefchloffen werden mußten. Dieser Bewegung gegenüber be finden fich die Unternehmer natürlich in einer sehr schwierigen Lage. Um Weiterungen zu vermeiden, wird seitens der Unternehmer bes hiefigen Bezirks erwogen, bie Durchführung des 10% igen Steuer abzuges von Garantien für die Sicherheit der Betriebe und das Leben der Betriebsleiter abhängig zu machen.
Zusammenstöße mit Streikenden
Königsberg i Pr., 18. Auguft. Wolffsbüro meldet: Gestern aberb und heute vormittag ist es an verf iedenen Stellen der Stadt zu Anfammlungen und Aus. schreitungen Ausständiger gekommen; namentlich) wurben Gespannen die Sielen durchschnitten, Fuhrwerte umgestürzt und so der Verkehr gestört. Die Sicherheitspolizei mußte wiederholt von der Waffe Gebrauch machen. Bon den Aushänbigen, die heute frab in ge fchloffenen Gruppen bie Straßen burchgogen, begab fich ein Drupp sur Stönigsberger alamible, bier tam sau zen sichre
Bei der Aussprache über Abschnitt 5 des Berichts„ Maschinens und Metallverarbeitung" tam es zu einer Auseinanderlegung zwischen den Abg. Wissell und Reinath. Reinath hatte in der Tetten Sigung davon gesprochen, daß eine Verteuerung der Wazen auch durch die vielen Streils hervorgerufen werbe und darauf hingewiesen, daß&. B. in der Berliner Metallindustrie im letzten Jahre 162 Tage gestreift worden sei. Diefe legiere Behauptung hatte ihm den Vorwurf Wissells eingebracht, er habe sich eine Unobjettivheit zuschulden femmen lassen. Gegen diesen Vorwurf verwahrte fi Reinath, indem er barauf hinwies, daß er bie beanstandete Sahl einer Statistit der Berliner Handelstammer entnommen habe. Wifell wies auf Grund bei der Handels tammer eingezogener Erfundigungen nach, daß die angezogene Statistit falsch ist, da die einzelnen Streifiage einfach schematisch zufammengezählt worden seten, ohne zu prüfen, ob in der Tat so viel Arbeitszeit burd) bie Ausstände verloren gegangen sei. Bei der weiteren Beratung tam es zu einer lebhaften Auseinanderlegung über einen Antrag Dr. Röfides, wonach die Beschlüsse bes austouffes zur Kenntnisses genommen und dem Plenum des Reichswirtschaftsrates zur Beschlußfassung übergeben werden sollen. Die Arbeitnehmervertreter verlangten, bak ber Ausschuß zu einem Abschluß seiner Beratungen tommen solle. Wissell meinte, daß einige Leute Angst vor der eigenen Courage belommen hätten. Dr. Röfide zog hließlich seinen Antrag wieder zurüd. Darauf wurden die Beratungen unterbrochen, um den verschiedenen Gruppen Gelegenheit zu geben, Abänderungsvor Ichläge zu den Anträgen des Unterausschusses zu machen. Rach 2½ findiger Baufe wurde die Sigung wieder eröffnet. Der Vor figende teilt mit, daß die Gruppe der Unternehmer eine Reihe von Anträgen gestellt und zur Kenntnis der Arbeitnehmergruppe gebracht habe, daß in der kurzen Zeit aber eine Berständigung barüber noch nicht erzielt werben fonnte. Es wird beshalb um 8 Uhr beschlofen, bie Glung abermals Bis 614 Uhr abends 34 vertagen.
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