Nmnkiks btr unaSHZagkgen PfCctalen Scgrklßte U? q u l t h und immens der Arbeiterpartei Tlynes die Ertläruugeir Bonar iiaai. Dann nahm Lloyd Ke-rgr das Wort� In erster LKle besprach «r die Kritil. die ständig an dem DöllerSand geübt werde utto sagte, der Völkerbund könne nicht in Tätigkeit treten, wenn nicht wV.t Einigkeit herrsche. Es sei ganz deutlich erklärlich, das, nicht alle Alliierten derselben Meinung sein könnten, was die russische und polnische Frage angehe. Es wäre natürlich bester gewesen, die ganze Frage im Völkerbund anstatt im Obersten Kriegsrat zu besprechen. Nustland habe sich aber geweigert, eine Abordnung des Völkerbundes zu empfangen, und die russisch« Regierung Hab« «rklärt, da'g si« unter keinen Umständen eine Zntervention seitens des Völkerbundes dulde« könne. Im weiteren Verlauf seiner Rede sagte Lloyd George , dah er und seine Kollegen ernstlich ver- suchten, den Friede» zu sichern, er hoffe, bald in der Lage zu sein, dem Unterhau» nähere Einzelheiten mitzuteilen. Das Unter- Haus, sowie das ganze Land könnten davon überzeugt fein, daß die Haltung der Regiening Polen gegenüber ständig die gleiche gewesen sei. Die Regierung sei kein Haar. breit von der Politik abgewichen, die sie fortwährend in dieser Frage oerfolgt habe. Auf eine Anfrage erklärte Lloyd George noch, daß die englischen Gefangenen in Baku am 5. August in Fteihcü gefetzt wurden und jetzt in einem Privathause außerhalb der Stadt wohnen. Ans eine andere Frage erklart« er, es wäre General W r a n g e l vollständig deutlich gemacht, daß, sali» er irgendeinen neuen Angriff gegen die Lolschcwiste« unternehme, er da» aus seine eigene Verantwortung tnn müste. Seitdem habe Wrangel neue Kriegsoperationen angcsaugcn, für die die Ver- antwortang nur aus ihm laste. Nicht minder wichtig wie die Erklärungen Bonar Law » und Lloyd Georges sind die Aeutzerungen, die der Auhen- minister Lord Curzon über den russisch-polnischen Krieg im Oberhause machte. Er sagte: Wir haben nicht genug Truppen oder«eld zur Verfügung, um uns in einen derartigen Krieg zu mischen. Die öffentliche Meinung in England und in den anderen Ländern verlange, sobald es möglich sei, einen gerechten und ehrenvolle» Frieden zu sichern. Diesen Rat hat man der polnischen Regierung gegeben, und heut» morgen tras«och eine Depesche vom italteni» schen Bundesgenossen ein, in der Italien erklärt, daß es mit diesem� Rat vollständig einverstanden sei. Aus allen diesen offiziellen Kundgebungen geht mit aller Deutlichkeit hervor, daß die englische Regierung unter dem Druck der inneren und äußeren Verhältnisse, die einerseits ihre Bewegungsfreiheit hemmen(Opposition der Arbeiter- schaft und finanzielle Krise) und andererseits den Abschluß des Friedens als dringend notwendig erscheinen lasten(Er- fchütterung der englischen Stellung im Orient und Not- wendiakeit des Warenverkehrs mit Rußland ), an einer Politik festhält, die im Gegensatz zu der Politik Frankreich » auf eine militärische Unterstützung Polen » verzichtet und einen Ausgleich im Osten schaffen will. Wir sind uns natürlich keinen Augenblick darüber im Unklaren, daß diese Haltung nicht der Sympathie für Sowjetrußland oder gar für das Proletariat entspringt. Wie die Dinge aber einmal liegen, ist diese Haltung Englands eine politische Tatsache, die für die Lösung der Ostkrise entscheidend ins Gewicht fällt. Die russischen Delegierten in London stellen denn auch, wie aus den Kundgebungen Kamenew » hervorgeht, ihre Politik auf diese Tatsache ein, und sie tun gut daran, denn nichts wäre verhängnisvoller, als wenn sie jetzt England wieder in die Arme der f r a n z L s i s ch e n M i l r t a r i st e n trnben würden. Durch diese kluge Politik fördern sie auch den Zusammenhalt der englischen Arbeiterklaste, die gestützt auf die loyalen Erklärungen der russischen Eowjetregierung über diellnabhängigkeitPolensund auf ihre auf- richtigen Friedensbestrebungen, die Front gegen die englischen Kriegstrerber halten und eine aktive Kriegspolitik Englands verhindern. Der weitere Gang der europäischen Politik hängt in starkem Maße davon ab, ob diese Phalanx fest bleibt oder ob Lloyd George durch den Gang der polnisch-russischen Ver- Handlungen die Möglichkeit erlangt, den einmütigen Wider- stand der Arbeitermastrn gegen die Kriegspolitik abzu- schwächen oder zu breche«. Lloyd George und die Arbeiter London , 17. August. Einer ausführlicheren Reutermeldung zufolge sagte Lloyd Ee- orge in seiner Unterhausrede mit Bezug auf die von der Arbeiter- konferenz am Freitag unternommene Aktion, es sei e i n g e f ä h r- lichcs Unternehmen, zu erklären, daß ein Sowjet auf die britische Verfassung aufgepfropft werden müßte, und daß die Verfassung«inen Aktionsausschuß einschließen sollte. der nur einen Teil der Volksgemeinschaft oertret«. Das fei eine der furchtbarsten Herausforderungen, die jemals an die Demokratie gerichtet wurden. Jede Regierung müsse ohne Zögern den Handschuh aufnehmen. Niemals fei«ine außerhalb der Verfassung stehend« Maßnahme weniger berechtigt gewesen. Die Arbeiterpartei habe genau die Politik der Regierung gekannt. Lloyd George erklärte zum Schluß, ein in der Verfassung nicht vorgesehenes Vorgehen sei unter allen Umständen verkehrt und gefährlich. Wenn es sich aber nicht einmal um eine Frage handele, bei der das Land in Gefahr schweb«, so sei es ein gar nicht zu rechtfertigendes Vor- gehen. Es verfolge lediglich den Zweck, bei dem Lande den Tin- druck zu erwecken, daß es ohne diese Drohung Krieg gegeben haben würde. Die Putschfabrik der Rechtsparteien Reichswehr und Orgesch leugnen Dem Spttzelsumpf in Magdeburg entsteigen täglich neue Gift- blasen. Anderthalb Jahre haben die Pinkertons zusammen mit der Reichswehr das Blaue vom Himmel heruntergelogcn. Ein ganze» Heer von Existenzen fristet« sein Dasein durch dt« Fabri- kation von unwahren Nachrichten. Die bürgerliche Presse bestritt au« dem Sumpf ihren politischen Ngitationsfonds. Die Reichs­wehr ließ sich mit Hilfe der Spitzel den Nachweis ihrer Daseins- berechtigung erbringen. Jetzt ist das Idyll empfindsam gestört worden. Run sollen dt« Risse dt« dem gut funklionterenden Ap- parat beigebracht worden find, schnellsten» überklebt werden. Der Apparat soll weiterspielen, solange, bis da» Ziel: Die Beseitigung der Republik , die Errichtung der Militärdiktatur, erreicht ist. Da- her die verzweifelten Anstrengungen von allen Seiten, die Un- schuldsbeteuerungen, die Vertuschungsmanöver. Am meisten sträubt sich naturgemäß die Reichswehr gegen die volle Aufdeckung de» Epitzelskandal». Die Magdeburger Bri­ gade , wagt allen Tatsachen zuwider m behaupten, sie habe kein« Nachrichtenstelle mit eigenen Agenten unterhalten, die Offizier« der Brigade hätten in keinerlei Beziehungen zu Altmann ge- standen. Die Brigade habe lediglich von Altmann Material bezo- gen und diese» dann in einem Nachrichtenblatt für den eigenen Be- sehlsbereich zusammengestellt und verwendet. Zugleich wird Herr Hörsing aus da» Heftigste angegriffen. Es wird unter Hinweis auf ein erhaltene» Schreiben des Oberprästdcnten mit genauer Angabe des Aktenzeichens gesagt, daß Herr Hörsing den geistigen Leiter der Putschfabrik. Herrn Schaper am 4. Juni 1820 der Bri­gade als Vertrauensmann de» Regierungskom- mifsars bezeichnet habe. Ferner behauptet die Reichs- wehrbrigad« in ihrer Erklärung, sie habe am 15. Mai 1820 von Hörsing«in Schreiben erhalten, daß«ach Berichte« der Rachrich» tenstell, Schaper-Altmann ein Putsch gegen Magdeburg geplant sei. Hörsing habe deshalb die Brigade um die erforderlichen Maßnahmen ersucht. Am 20. Mai 1820 sei mit dem gleichen Ersuchen ein Schreiben H ö r s i n g s über eine» von Schaper mit- geteilten linksradikalen Putschplan eingelaufen, auch hier werden die Aktenzeichen genannt.' Die Reichswehrbrigade stellt in der Erklärung ganz entschieden in Abrede, daß die beide« Reichs- soldaten Friedrich und Mertens keine Agenten der Brigade ge- wesen seien, sondern auf e i g e n« F a u st mit Altmann gearbeitet hätten. Hierzu stellt nun Hörsing fest: 5tach den eigenen Angaben der Reichswehrsoldaten Friedrich und Mertens vom Nachrichtenzug de« Reichswehrfchützenregi- ments 8 in Magdeburg , hatte die Brigade bis zu dem Zeitpunkt, wo sie für die Aktion gegen Hätz»ingesetzt wurde, ein« eigene Nachrichtenstelle unter der Bezeichnung:Pressestelle." Diese Pressestelle " unterhielt einen eigenen Kundschafter- d i« n st. Kundschafter waren auch die beiden Retchswehrsoldaten Friedrich und Mertens. Nach der Rückkehr aus Plauen wurde dies«Pressestelle " aufgelöst, und der Kundschafterdienst aus Be- fehl offiziell«ingestellt. Znr gleichen Zeit erhielte« jedoch die bisherigen Kundschafter Befehl von dem Leutnant v. Formann» ihre Kundschaftertätigkeit weiter wie bisher auszuüben, die Be- richte aber nicht ihm, sondern Altmann zu übersenden. For- mann hat nach Aussage der Genannten weiter persönlich Auf- träge gegeben. Friedrich und Mertens sollten sich nur in drin- gende« Fällen beim Rachrichteniug sehen lassen. Die Eenanntcir sind denn auch nur zum Löhnungsempfang erschienen. Ein« andere soldatisch« Tätigkeit als den Kundschafterdienst habe« st« nicht bei der Reichswehr ausgeübt. Wichtig ist allerdings, dctz °uch oersucht wurde, diese Kundschafterdienste bei der Reichswehr zu verleugnen. Der mit den Nachforschungen betraute Ossi- zier der Sicherheitspolizei, der sich deshalb in der Kaserne des- Reichswehrregiments Nr. 8 aufhielt, erhielt dort vom Leutnant Bongez den Bescheid, ein Friedrich sei hier unbekannt und Kundschafter gebe es bei der Brigade überhaupt nicht. Die I gleiche Antwort erteilte in Gegenwart von Hauptmann Nagel ein Vizefeldwebel. Nur ein Kompagniefeldwebel des Nachrichten-| dienstes, Kümmer, bei dem sie Löhnung empfingen, beging die Ungeschicklichkeit, geheimnisvoll zu erklären: Jawohl, sowohl, Friedrich wie Merten« sind Angehörige des Nachrichtenzuges und I kommen nur zum Löhnungsempfang. Nachdem am.! 10. August Nachfrage nach Friedrich und Mertens gehalten wurde,.| wurden diese am 11. nach Neuhaldensleben auf Befehl beurlaubte j Dem Feldwebel war dieser Befehl vom Leutnant E r u b e er- i teilt worden. Die Urlaubsscheine tragen das Datum vom 3. August, sind aber »ach Angabe von Friedrich und Mertens erst am 11. August! geschrieben und unterschrieben. Auch die Ausweise s für die Erlangung einer Militärfahrkarte nach Neuhaldensleben j zwecks Urlaub, der auf den 11. August lautete, beweisen, daß hier «iu« össentliche Urkunde seitens de» Schützenregiment» 8 gefälscht wurde. Auf dem Urlaubsschein des Schützcnregiments stand so- gar überschrieben der IS. August, denn nachträglich war die 3 über- I schrieben worden. Ueber den Grund gefragt, hat Mertens folgen- J des ausgesagt: Wegen der Veröffentlichung meines und Friedrichs J Namen bekamen wir beide vom 11. bis 27. August Urlaub. Damit' es nicht so aussehen sollte, als wenn man uns von Magdeburg [ verschoben hätte, wurde der 11. August iu den S. verwandelt. Als am 11. August durch die Presse unsere Namen in Verbindung mit; Mtmann genannt wurden, sagte der Oberleutnant Grube im Beisein de» Leutnants H e b e r l«, wir sollten sofort aus Magde- i bürg verschwinden, Soweit die Erklärnng des Herrn Hvrfing. Es bleibt somit für jeden Tinstchtigen die Tatsache bestehen, daß die Reichswehr Nach- richtonfteNen unterhält und sich auch der Hilfe privater Spitzel bedient. Das gilt nicht nur für Magdeburg , sondern für da». ganze Reich. Wir wünschen nun noch von Herrn Hörsing einige. Auskunft darüber, inwieweit er sich durch die Magdeburger Putsch-; fabrik vor der Enthüllungsafsäre unterrichten ließ. Daß er die» getan hat, steht außer Frage, Die Oeffentlichkeit hat ein Recht! darauf, jetzt endlich die volle Wahrheit zu etfahren. Seit Jahren führen wir gegen die behördlich organisierten Spitzelburcau» den erbittertsten Kampf und sind darum oft- mal» nicht nur von der bürgerlichen, sondern auch von der rechts- i sozialistischen Presse angegriffen worden. Daß wir mit unseren i Behauptungen unrecht hatten, konnte uns bis jetzt noch nicht nach- gewiesen werden. Dagegen ist nunmehr von amtlicher Seite des' Nachweis geführt daß unsere Behörden das Locksvitzelwesen be-, günstigten und förderten. Wir verlangen, daß jetzt endlich reiner Tisch gemacht wird. Wie aus Magdeburg gemeldet wird, bat der G'sschästsführt� des L a n d b u n d c s, einer Unterorganisation der Orgescb, Hekr* Beck, an den Reichspräsidenten ein Schreiben gerichtet, in dein erfichgegendasVoraehenHörsings wendet. In diesem Schreiben hcißt es u. a., daß in der Provinz Sachsen und Anhalt dieOrgesch" 20« MO Mitglieder zähle. Von diesen hätten sich viele näch Bayern geflüchtet, weil sie befürchten, ein- gesperrt zu werden. Wie dieOrgesch" und ihre Land- und sonstigen.Münde ar» beiten, geht aus einem Befehl des Landbundes Halle hervor. Bei einer Hansfuchung des Geschäftsführers Deck wurde ein Geheimbefehl beschlagnahmt, in dem, lange nachdem der Erlaß zur Auflösung der Einwohnerwehr und der Zeitfrer- willigen ergangen war, vi« weitere Rufrechterhaltnng dieser Or« ganisatis« angeordnet wnrd«, damit st« in gegebenem Falle zum Kamps eingesetzt«erde« können. Einem Leutnant Oejer sollt« die Leitung dieser neuen Formation übertragen werden. Laut beigefügtem Verteilungsschlüssel wurde dieser Befehl an alle mag- Leben und Wandern Da« Reise» zu Fuß. Von Jean Jacques Rousseau. tS«bor «n 1712 t«««ek.»eftorteii 177» n, voll». 8t (Emil) Ich kenne nur eine Art. angenehmer z« reisen als zu Pferde: Zu Fuß gehen. Man bestimmt stch selber die Zeit, wo man auf- bricht, man bleibt nach Belieben stehe», man macht stch so viel und so wenig Bewegung, al» man will. Man beobachtet die ganze Gegend, man wendet stch zu. Rechten und zur Linken: man untersucht, was einem gefällt: man macht an schönen Ausfichts- punkten Halt. Bemerke ich einen Fluß, ich geh« ihn entlang:«in dichtes Gehölz, ich trete in seinen Schatten: ein« Höhl«, ich be- sichtige st«: einen Steinbruch, ich untersuch« die Mineralien. lleberall, wo es mir gefällt, bleib« ich: in dem Augenblicke, wo ich mich langweile, gehe ich weit«. Weder von den Pferden, noch von einem Postillio« häng« ich ab. Ich brauche keine fertigen Wege, keine bequemen Straßen zu wandeln, sonder« ich komme überall durch, wo ein Mensch durchkommen kann, und sehe alles. was ein Mensch sehen kann: und da ich nur von mir selbst ab- häng«, genieße ich alle Freiheit�die ein Mensch genieße« kann. Zu Fuß reisen, heißt reisen, wi« Plato und Pythagora-.') Ich begreif« schwer, wie ei« Philosoph sich entschließen kann, anders zu reisen, und stch der Untersuchung der Reichtümer entreißen mag, welche er mit Füßen tritt«ad welche dt« Erde seinen Blicken spendet. Wer mächte nicht, wofern er Our«in wenig den Acker- bau liebt, die Erzeugnisse kennen, die dem Klima der betreffenden Gegenden entsprechen, sowie die Art, sie zu gewinnen I Wer kann stch entschließen, sofern er«in wenig Interesse für die Naturkunde hat. über«in Gelände z» gehen, oßnee» zu untersuchen, über einen Felsen, ohne ein Stückchen abzuschlagen, über Berge, ohne zu botanisieren, über Kiesel, ohne nach Versteinerungen zu suchen? Eure Stubengelehrten studiere« die Natur daheim: st« besitzen Sammlungen, sie kenneu Name«, haben aber kein« Idee von der Natur. Mein« Kabinettsammlung ist reich«!, al» die eine« Könige, denn die ganze Erde ist mein Kabinett. Jedes Din « ist hier an seinem Platze: der Konservator»), der dafü, sorgt, hat alle» iu schönster Ordnung ausgestellt. Daubeuton'j hätte es nicht besser gemacht. Welch vielfältiges vergnügen gewinnt man»icht durch diese angenehme Art des Reisen»! Ganz abgesehen von der Gesund- heit, die sich festigt, von der guten Laune, in die man lammt. ») Griechische Philosophen. »f Name, den man den Leitern von Museen und Smm-lunge« gibt. ») Französischer Naturforscher, Mitarbeiter Luffon». Di«, welch« gemächlich in bequemen Wagen«eisen, habe ich stet» träumerisch, traurig, brummig und leidend gefunden, die Wanderer dagegen stets munter, leicht und mit allem zufrieden. Wi« lacht das Herz, wenn man stch dem Nachtquartier nähert! Wie lecker dünkt uns ein frugales Mahl! Wie gut schläft man in einem schlechten Bett«! Wenn man nur einen Ort erreichen will, so kann man mit der Post hineile«: will man dagegen reisen, so muß man zu Fuß gehen. Di« Schweiz . Je näher ich der Schweiz kam. desto bewegter fühlte ich mich. Der Augenblick, wo ich von den Höhen de» Iura de« Genfer See erblickte, war ein Augenblick de, Begeisterung und de« Entzsicken«. Der Anblick dieses Landes, des geliebten Landes, wo Ström« von Freud « mein Her, beglückt hatten: die weiche Luft der Heimat, die mir köstlicher dünkt«, als alle Düfte des Orients: dies« reiche und fruchtbare Gegend, diese einzige Landschaft, die schönst«, die f««in mensch- liche» Auge erblickt«: die reizenden Stätten, denen ich nichts gleich gefunden hatte auf meinen weiten Wanderungen durch die Welt: der Anblick eines glücklichen und freien Volte»: die Milde der Jahreszeit, das heitere Klima, tausend köstlich« Erinnerungen, welche alle holden Gefühle weckten, die ich genossen hatte: das alles versetzte«ich in ein unbeschreibliches Entzücken und ließ mich gleichzeitig den Genuß meine» ganzen Leben«»och einmal durchkosten. Natur. E» gibt ein köstliche» Buch, das vor allen Augen offen liegt: es ist das Buch der Natur. Die Alltäglichkeit der kleinen Pflichten erfordert, wenn man st« gut erfüllt, nicht weniger Kraft, als die heroischen Handlungen. Ist der Körper schwach, so befiehlt er; ist er stark, so ge- horcht er. Di« Menschen sind schlecht, aber der Mensch ist von Natur gut. (In einer Auswahlsammlung Roussean» übersetzt von G. Wer- neck«. Selbstverlag. Ratzungen in Westfalen .) Aus einem Badeort Eindrücke«ine» Arbeiters. Bad Ems !" Ich kam kürzlich dorthin, nicht als Badegast: fonder« nur, um«inen meiner wenigen Ferientage, die ich im unweit entfernt gelegenen Elternhaus«»erbringe, zu benutzen, das Leben und Treiben hier anzusohen. Gm»! Welche Perl« der Ratur am unteren Lauf« der Lahn . knapp drei Stunden Fußweg vor ihrer Mündung in den Rhein bei Lahnstein . Zu beiden Seiten Mose » ruhigen Flüßchen« gelegen, inmitten hoher, prächtig bewaldeter Berge, mit feinen berühmten warmen Quellen, seinem gesunden Klima, ist Ems schon seit langem der Anziehungspunkt der internationalen reichen Bour- geoisie, die hier die Sommermonate verbringt. Hotel an Hotel» Villa an Villa reiht sich hier aneinander, nur unterbrochen durch Geschäfte, die zugeschnitten sind auf die Bedürfnisse der Badegäste. Drohnen der menschlichen Gesellschaft sind es zumeist, die stch in den Badeorten monatelang herumtreiben und vorgeben, sicher- holen" zu müssen. Als ob sie der Erholung bedürften, sie, die Arbeit nie getan. Wirklich kranke, leidend aussehende Menschen sieht man in Ems sehr selten; kräftige Gestalten beiderlei Ge- schlechtg, denen die Gesundheit aus den Augen strahlt, sind es, die hier die Zeit totschlagen, den Mehrwert der Arbeit verzehren, diewetl man sich überall die Köpfe zerbricht, wie wir aus dem heutigen wirtschaftlichen Glend herauskommen können. Ich stell« Betrachtungen darüber an, wieviel kranke Proletarier hier durch die Einflüsse der Ratur, durch den Gebrauch der gesund- heitspendenden warmen Quellen ihr« durch die kapitalistische Pro- fitwirtschast zermürbte Arbeitskraft wieder erlangen könnten und so wieder froh schaffende Mitglieder der Menschheit würden, neu gestählt für die harten Ledensnotwendigkeiten, die Arbeit, ohne die nun einmal die Welt undenkbar ist. Doch ihnen, die es ver- dienten sich zu erholen, versagt die heutige Wirtschaftsordnung das, worauf jeder Mensch«in Anrecht haben sollte. Vor mir fitzt ein Herr, dem Aussehen nach ein Industrieller, ver- tieft in den Kursbericht seines Lcibblatte», derRheinisch-West- fälischen". Vor meinem Auge steigen Tausende von Fabrikarbei- kern auf. die ihm wohl tagaus, tagein frönen für kargen Lohn. Und wenn auch feit der Revolution letzter« zum Teil einige Tage Ferien erhalten, so gestattet es doch nicht die Rückflcht auf die Fa- milie, daß sie diese Tage außerhalb, vielleicht auch einmal in einer Sommerfrische, verbringen, sondern auch diese wenigen freien Tage muß der Arbeiter in seinen vier Minden verleben, da der Lohn ja kaum zum Lebensnotwendigen reicht. Nur sein Arbeitgeber. seinBrotherr", sitzt hier und um ihn herum seine Familie. Nichts bei der Frau, nichts bei den lustig daher springenden Kindern läßt «kennen, daß wir in einer so fürchterlich armen Zeit leben. Ein- gehüllt sind sie in die teuersten Gewänder der modernsten Mode und in ihren Gesichtern spiegelt sich die Lebensfreude wieder. Und wiederum steigt' vor mir das Elendsdlld der Großstadt auf. Die müden Augen abgearbeiteter Frauen, so glanzlos in den magere» Gesichtern liegend, kaum daß ste genügend gekleidet sind, um die Blöße ihrer Körper zu bedecken, die hohlwangigen Kinder, viel- fach in alte Lumpen gehüllt, die selten einen freien Luftzug atmen können, da st« eingepfercht in elende Wohnungen sind, deren Spiel- platz selten die freie Natur, fondern engt schmutzige Gassen sind. Reich« BürgeriLchter faulenzen hier noch mehr als zuhause, die- weil Taufende von Prsletariertöchtern in angestrengter Arbeit, sei e» in Fabrik, Laden, Kontor oder als Dienstmädchen, ein freudloses Dasein führe«. Ich stelle Vei�ieMe an: Ein Tag Badeaufenthalt