bruch des Krieges bei den Arbeiterschaften sämtlicher Länder die Hülle des Internationalismus fiel, daß hüben wie drüben ein Nationalismus fich zeigte, wie er frasser und gehässiger auch bei der Bourgeoisie faum seine Orgien gefeiert hat.

Aber sind denn nicht, so dürfte man wohl in den Kreisen des Proletariats mit Recht fragen, gerade hier die Be­dingungen und die Vorarbeiten vorhanden, um die neue Welt der internationalen Verständigung neu zu schaffen? Gewiß, sie sind vorhanden, nur haben Gedankenlosigkeit und Verkennung der wahren Ziele des Proletariats die Wege verschüttet und die Pfade ungangbar gemacht. Und nun muß erst eine neue Zeit fommen und in die neuen Menschen einen neuen Geist hineingießen.

Bon einer goldenen Internationale weiß ja ein jeder. Einem jeden ist bekannt, wie bei aller sonstigen Gegen­fäglichkeit das Geld, der Handel, die Industrie, die allen gemeinsame Sucht nach Bereicherung Brüden zu schlagen weiß von einem Land zum andern. Die Sucht, die Geister zu beherrschen und zu fnechten, hat die Internationa= lität der Kirche geschaffen, und sie wird bald wieder am Werte sein, um neue Fäden zu knüpfen, wo für eine Weile der Krieg die alten zerrissen hat. Die alten Dynastien, die Aristokratien und Diplomatien aller Länder, sie waren schon längst trotz gelegentlicher Reibungen derart untereinander international versippt, daß man mit Recht hier von einer ein­zigen großen Interessengemeinschaft sprechen durfte.

Was hier möglich und erreichbar, sollte das nicht auch möglich und erreichbar sein beim Proletariat a Iler Länder, das doch wahrlich andere und berechtigtere Interessen zu ver­treten hat gewiß, es ist zu erreichen und es wird erreicht werden. Aber eine Fülle von Arbeit ist nötig, um auf der Basis des schon Borhandenen das Neue aufzubauen.

Die Kampfpläne der Orgesch

Fertig zum Putsch!

Die Entlarvung der Magdeburger   Butschfabrik zieht immer weitere Kreise. Es steht heute fest, daß Deutschland   unmittel Stille, aber mit zähem Fleiß und vortrefflichem Organisations bar vor der Gefahr eines neuen Rechtsputsches steht. In aller talent, haben die Männer des 13. März eine neue, das ganze Reich umfassende Organisation aufgebaut, die jeden Augenblick zum Losschlagen bereit ist. Monatelang haben wir auf die Ge­fahr hingewiesen und immer wieder neue Einzelheiten über die daß Zeitfreiwilige, Einwohnerwehren und Landschutz nicht daran Bewaffnung der Realtion veröffentlicht. Wir haben festgestellt, denken, ihre Waffen abzugeben, daß sie lebiglich ihren Na­men gewechselt haben und unter einer neuen Firma ihre alten ftellte ich taub und blind. Sie gewährte den Verschwörern freiesten politischen Pläne zu verwirklichen streben. Die Regierung Spielraum, unternahm nichts, um die Waffenschiebungen der Reichswehr für die Reaktion zu unterbinden. In allen Regie: rungsstellen, selbst in den Ministerien, fihen Männer an hervor ragender Stelle, die die Bewaffnung des Bürgertums mit allen Mitteln fördern. So mußte es dahin fommen, daß die Organisation Escherich, der Orgesch, heute das ganze Land mit einem dichten Netz geheimer Organisationen überzogen hat. Fünf Minuten vor Zwölf wurde durch einen Zufall ein Sipfel­chen des weitverbreiteten Reges gelüftet. Die Magdeburger  Spizelaffäre zeigte uns, mit welchen gewagten Mitteln die Rechtsparteien arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Die Gefahr ist, vor allem wenn wir sie im Zusammenhang mit den außen politischen Vorgängen betrachten, ernster denn je. Die Regierung aber schweigt noch immer und statt mit starkem Griff putsches zu zerschmettern, versucht sie mit lendenlahmen Erklärun die Geheimorganisation zur Durchführung eines neuen Rechts: gen die Deffentlichkeit zu beruhigen.

Ueber allem, was die Völker scheidet und trennt, über allem, was als besondere und berechtigte Eigenart ihm vor­behalten und zugesprochen werden mag, über allem natio nalen und sonstigem Wesen steht ein unvergleichlich Höheres, ein ewig Wahres und Unzerstörbares, das das Proletariat eint und einen muß. Das ist die Erkenntnis, daß es für die große Masse einen einzigen gemeinsamen Feind gibt, der aller Berschiedenheiten im einzelnen ungeachtet, in allen Ländern in gleicher Weise und von demselben Willen beseelt, die Masse Inechtet. Und weil es nur diesen einen Feind gibt, gibt es auch, und darf es nur geben, eine einzige gemeinsame Abwehr und Gegenwehr, ein einziges gemeinsames Ziel und Hochziel, ein einziges gemeinsames Massenbewußtsein, das die Pro­letarier aller Länder vereinigt und ihnen den Sieg ver schaffen soll. Das ist's, worauf es antommt, was immer und immer wieder in den Vordergrund gestellt werden muß, was über alles Trennende und Sondernde hinweg als getätigteit ufw. auch Unterstügungen für im Kampf Berlegte" vor. meinsames Gefühl und als gemeinsamer Wille die Massen zusammenschweißen muß.

Nicht oft genug und nicht scharf genug tann es den Ar­beiterhirnen eingehämmert werden, fich mehr als bisher mit Auslandspolitik zu beschäftigen. Allerdings: Auslandspolitik in proletarischem Sinne.

Die bisherige Auslandspolitik war immer nur die Politit der Kapitalisten. Auslandspolitik der Proletarier? Ihr muß stets das Interesse der Gesamtheit vor Augen schweben! Das eigene Interesse darf nur gefördert werden, solange es im Rahmen der Allgemeinheit möglich ist. Jmmer das Ganze vor Augen haben. Das Ziel: die Weltrevolution.

Die Massen diesseits und jenseits der Grenzen hängen noch immer in den alten Banden des Vorurteils. Viel zu wenig oder eigentlich gar nichts wissen sie von einander. Und sind doch im Grunde genommen überall dieselben Menschen, über­all unter dem gleichen Drud und Bann stehend. Wie der Drud international ist, so soll und muß es auch der Gegen brud sein. Sinweg mit dem gemeinen Glauben: Uns geht nur das Wohl und Wehe eines einzigen Landesteils, eines einzigen Menschheitspartikels etwas an, was fümmern uns die andern, mag jeder für sich sorgen! Nicht mehr darf die Auslandspolitif das Monopol einiger weniger sein. Das Ausland muß sondiert und studiert werden. In Zukunft darf es teinen Rongreß, feinen Parteitag mehr geben, wo nicht ein wesentlicher Teil der Arbeit der Erschließung des Auslandes, der Mehrung des Wissens vom Ausland gewidmet ist. Treten die einzelnen wie die Massen einander näher, so lernen fie sich besser fennen, und als Resultat wird sich herausstellen, daß die Abstände und Ungleichheiten gar nicht so groß und unüberwindlich find, wie man's unter dem Einflusse alter Borurteile früher geglaubt hat. Ein glüdverheißender An­fang ist ja gemacht worden.

Aufruf an das Proletariat!

Bon Anatole France  .

Der große sozialistische Dichter Frankreichs  , ber mit Romain Rolland   und Senri Barbusse bie Stimme der Bernunft zugunsten bes Weltfriedens schon oft erhob, veröffentlicht an der Spine ber Bariser uma nite", vom 14. August 1920, folgenden Appell en das französische   Proletariat:

Wenn man das Los Frankreichs   während des Krieges und in der Gegenwart betrachtet, ist man start' vor Staunen. Unlängst vereinigten sich auf seinen Ruf bis ans Ende der Welt" hundert Völker gegen Deutschland  , tamen über Berg und Meere herbei, es zu zerstören. Und was haben wir nun mit unseren Verbündeten getan? Was ist aus unseren Freundschaften geworden? Es bleibt uns teine einzige davon. Wir haben sie alle abgestoßen durch un­feren Sochmut, durch unseren finsteren Argwohn, und durch unsere friegerische Wut, von der man überrascht ist, daß sie einen so langen und grausamen Krieg überleben fonnte. Erst war es Amerita, das unseren Spott lahmlegte, als es uns eine politische Lehre bradite, die der unsrigen entgegengesezt ist, und von der die Ber­träge nichts enthalten. Dann haben wir uns aufs schwerste mit unserer lateinischen Schwester veruneinigt, dann haben wir uns die neuen Staaten des Ostens entfremdet. Dann haben wir uns verärgert durch die finanziellen Verlegenheiten und durch die Schwierigkeiten bei der Anwendung eines schlecht gemachten Ver­trages, bann sind wir mit England in größeren 3wiespalt ge­raten, als die Deffentlichkeit weiß. Ich will hier nicht über die Saltung unserer Verbündeten urteilen und halte mich fern da von, fie zu billigen. Ich stelle nur fest, daß die Politik der Kapita listen, der Militärs und der Diplomaten, die unsere Sache führten, weber geschidt ned glüdlich war.

Unsere Lage ar schwierig. Jekt hat sie die Anerkennung Wrangels geradezu furchtbar gemacht. Wir stehen nachgerade allein da. Denn was besteht nach diesem diplomatismen Meister­stüd" von dem französisch- englischen Bündnis? Wir sind

allein.

Francois Cruch hatte die Gefahr in den aus London   an die Sumanite" gerichteten Briefen bereits vor einigen Wochen ange fündigt. Seine Voraussicht, hat sich als nur zu richtig erwiesen. Das Unglück, das er prophezeite, ist heute da. Zu welchen neuen Gefahren, zu welchem unbekannten unhell wird uns der Weg noch) führen, auf den ein rüdschrittliches Parlament und seine realtio näre Leitung uns gebracht haben. Führt man uns einem Kriege mit Sowjetrußland entgegen? Am allerschlimmsten aber ist es, daß der Friede in Frankreich   nicht wie in England von einem

Folgende Tatsachen werden den Ernst der Situation näher be­Leutnant Eger in Salle gefunden wurden, befanden sich Auf­leuchten: Unter den beschlagnahmten Papieren, die bei dem zeichnungen, aus denen hervorging, daß der mitteldeutsche Treu bund, der die Zeitfreiwilligen und die Einwohnerwehren um faßt, mit den militärischen Stellen ein feftes Abkommen geschlossen hatte. Sobald es zum Losschlagen tommt, sollen die Mittel aus einem militärischen Fonds angenommen werden. Ein Voranschlag Organisation behandelt wird sieht neben Ausgaben für Werbe­über die Ausgaben, in dem u. a. die Frage der Löhnung und der

Aus einem weiteren Beleg geht hervor, auf wie viel Mannschaften Iman ungefähr bei der Zusammenfassung sämtlicher Verbände der Orgesch" rechnen tönnte. Unter anderem wird beispielsweise an­gegeben, daß Escherich, Landesschüßenforps, Zeitfreiwillige und Einwohnerwehren mit dem Militär, auf das man rechnen könnte, ungefähr 500 000 Mann ausmachen würden. Man bedente: 500 000 Mann allein für die Proving Sachsen! Ein weiteres Schriftstück gibt Auskunft über die Bestrebungen im Regierungsbezirt Merse burg, und in diesem wird mitgeteilt, daß die Werbungen und Bestrebungen der Orgesch dort lebhaften Anklang gefunden haben. Bon einer Sigung, die in Merseburg   stattfand, wird in einem Schreiben mitgeteilt, daß in Halle der Mitteldeutsche Treubund" gegründet wurde und daß die früheren Einwohnerwehren und Zeitfreiwilligenverbände, ebenso wie der Landbund gewonnen find. Besonders interessant ist weiter, wie das Berl. Tgbl." meldet, ein von dem Major Edhardt, dem Vorgesetzten des Leutnants Eger, eigenhändig unterzeichnetes Schriftstüd vom 5. Mai, das an das 1. Bataillon des Infanterieregiments Nr. 31 in Torgau  gerichtet ist. In diesem Schriftstüd werden Angaben über die Wiederaufstellung der Zeitfreiwilligenverbände und ihren Anschluß an die Reichswehr gemacht, zu einer Zeit also, wo durch Verords nung des Regierungskommissars die Zeitfreiwilligenverbände auf gelöst wurden und die Wiederaufstellung sowie jede liftenmäßige Borbereitung unter Strafe gestellt war. Aus derselben Zeit stammt ein Schreiben des Landbundes der Provinz Sachsen   an den Leutnant Eger, in welchem er zu einer Sigung am 11. Mai, nach­mittags 6 Uhr, im Landbundbureau, eingeladen und als Zwed der Besprechung ,, ble Organisation eines Landschutzes" angegeben wird. In dem beschlagnahmten Material befinden sich ferner einige Exemplare eines von dem Schriftleiter Dr. v. Steg­mann und einem Herrn Stein Berlin herausgegebenen Korres [ pondenzblattes, das den Titel Korrespondenz Aufbau" trägt. Mit diesen Exemplaren wurde die Bresse beliefert, und sie gingen

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Proletariat verteidigt wird, das sich in den Staatsbeschlüssen Geltung zu verschaffen weiß. Dort übt die Arbeiterpartei aftiven Einfluß auf die Regierung aus. Und dennoch dürfen wir nur auf das Proletariat zählen, um den bedrohten Frieden zu fichern, den Frieden, den die Kapitalisten und Militärs bedrohen, und den die Bourgeoisie aus Unwissenheit und Trägheit verrät. Ich las gestern den Aufruf der C. G. T.( Gewerkschaftsbund), der entschlossen scheint, die gewerkschaftliche Internationale zu mobilisieren. Wenn man an die foeben gefaßten Beschlüsse der französischen, englischen und deutschen   Bergarbeiter in Genf   denkt, wenn man sich ferner an die entschlossene Saltung der englischen Arbeiter erinnert, faßt man aufs neue Hoffnung und sagt sich vertrauensvoll, daß die Vereinigung der Arbeiter der Welt den Frieden bringen wird.

Das Proletariat hält in diesem Augenblid das Seil Frankreichs  , das Heil Europas  , das Heil der Welt in seinen Händen. Der Aufruf der Sowjets an die franzöfi schen Arbeiter führt uns die drohende Gefahr vor Augen. Die Lage ist furchtbar. Daher rufe ich mit tiefster Erregung, mit einer Stimme, die vom Alter geschwächt, aber von der lebhaften Sorge um das öffentliche Wohl verstärkt ist, Euch laut zu: Franzosen, rettet ben Weltfrieden!"

Kunstbericht

Bon zwei wichtigen Ausstellungen des Rheinlandes möchte ich furz berichten der Ausstellung Deutscher   Expressio nismus in Darmstadt   und der Gedächtnisausstellung August Made in Wiesbaden  .

Die Darmstädter   Ausstellung steht unter fünstlerischer Leitung der Darmstädter   Gezelfion, beren Präsidentenwürde das Haupt Kasimir Edschmids ziert. Serr Präsident Kasimir Edschmid  hat für den Katalog ein Vorwort geschrieben, aus dessen auf­geregten Versicherungen man wohl entnehmen soll, daß die Auss stellung sich gegen den Mode- Expressionismus und gegen das Mit­läufertum wendet, um das Schöpferische defto flarer herauszu­stellen. Der Effett der Ausstellung ist aber gerade ein bedent­liches Boranstellen des Mode- Expressionismus. Ein bestimmter Plan fehlt der Ausstellung. Man hat offenbar die wichtigsten Kunsthändler gebeten, aus ihren Beständen zu leihen. Die Kunst­händler schieten natürlich, was fie eben auf Lager hatten, und was zu zeigen ihnen am näglichsten schien. Der Katalog bringt bie Neuerung, daß hinter dem Namen des Künstlers immer die Firma steht, die ihn hergeschidt hat. Joh tann nicht finden, daß es sehr schön wirkt. Wahrscheinlich dauert es nicht mehr lange, bis daß die Firma voransteht und die ihr gehörenden Künstler

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auch den Spielzentralen Deutschlands   zu. Die Geschäfts stelle befand sich anfangs in Berlin  , Am Karlsbad 10. bei E. Becker.

Auch im Regierungsbezirk Erfurt   wird die Bewaffnung fieber haft betrieben. Ein Ingenieur, namens Went, hat dort die Einwohnerwehren neu aufgestellt, mit Waffen beliefert und sie in eine Gelbstschutzorganisation". nach dem Muster der Orgesch ums gebildet. Jm Kreise Langensalza   erklärt der Landrat, mit der Angelegenheit nichts zu tun zu haben. Die Reichswehr hins gegen hat sich von der Sicherheitswehr Polizeifraftwagen ges liehen" und mit diesen des nachts Waffen und Munition in bie Dörfer verschoben. An einzelnen Orten werden regelmäßige Schießübungen veranstaltet. Ein. Organisationsleiter in Kirch Hainingen erklärte: Die Front der Arbeiter schließt sich immer dichter, einen Schuh durch Militär haben wir nicht zu erwarten, es muß deshalb eine Neueinteilung vorgenommen wer den. Darüber brauche sich aber feiner zu beunruhigen, denn es würden zwei bis drei Wochen vergehen, ehe es fosginge." Es wurde dann sofort ein Stoßtrupp von 25 Mann gebildet, dem am Montag, den 16. August, Revolver und Handgranate geliefert werden sollten. Auch ein schweres Maschi. nengewehr soll der Stoßtrupp erhalten.

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In dem Kreise Liebenwerda und Elsterwerda   besteht seit Monaten eine Geheimorganisation, deren Chef der frühere Leiter der Sicherheitswehr in Sachsen  , Graf von der Schule burg, ist. Die Waffen für diese Organisation stammen vom Freikorps Aulod, das im Lager Zeithain   untergebracht war. Was hier mitgeteilt wird, bezieht sich lediglich auf die Provin Gaalen, es hat aber Gültigkeit für das ganze Reich, denn in allen Provinzen, vor allem in Pommern  , Brandenburg, Ostpreußen   und Schlesien   wird nach den gleichen Richtlinien gearbeitet. Die Orgas nisation steht überall der Vollendung nahe. Nur der Tatsache. daß ihr die Behörden freiesten Epielraum gewähren, ist es zuzus schreiben, daß sie einen so großen Umfang annehmen konnte.

Die Rache

Gestern vormitta, furz nach 9 Uhr, wurde auf den Regierungsrat Dr. Hänschel vom Oberpräsi ium Magdeburg auf dem Dom plate ein Revolverfchuß abgegeben. Hängschel befand sich auf bem Wege zum Oberpräsidium. Der Schuß schlug ungefähr 15 Meter von Dr. Hing'chel entfernt ein, ohne ihn jedoch zu ver letzen. Nach den bisherigen Feststellungen ist der Schuß aus einem Fenster des ersten Stod wertes des in der Nähe liegenben Garnisonlasaretts abgegeben worden. Der Kriminalpolizei, die fofort die Untersuchung aufnahm, gelang es, be Pistole, womit der Schuß abgegeben wurde, im Lazarett zu beschlags nahmen, doch lonnte der Befizer bisher nicht festgestellt werden. Dr. Hänßschel hat die Untersuchung der Magdeburger   Spigelaffäre geleitet. Er hat sich deshalb bei den Offizieren der Reichswehr sehr verhaßt gemacht.

Die vorstehenden Tatsachen sagen genug. Das Phantom ber ,, roten" Armee ist in nichts zerschellt. Bestehen bleibt die große Organisation der Orgesch, deren Armee auf mindestens 2 Millionen Mann veranschlagt werden kann. Hier ist auch der Beweis er bracht, wo die vielen Waffen lagern, die dem Friedensvertrag zuwider nicht abgeliefert oder vernichtet worden sind. Das Entwaffnungsgesetz der Regierung war eine unerhörte Schiebung. Sie wußte genau, in wessen Händen sich die versteckten Waffen befinden. Die ihr unterstellten Behörden haben die Waffen höchst eigenhändig verschoben, und die Schiebungen werden sogar jetzt noch fortgesetzt. Die Regierung schweigt zu alledem. Wen nicht sofort ein flares, unzweideutiges Berbot der Reichsregierung erfolgt, dann bleibt die Tatsache bestehen, daß die Orgesch dem Friedensvertrag und dem Entwaffnungsgesetz zuwider von der Regierung geduldet wird. Dann ist aber auch der Ausnahmes caratter des Entwaffnungsgeleges flar erwiesen. Es ist ein lassengeses der Bourgeoisie gegen bas Proletariat, bestimmt, die Arbeiterklasse wehrlos zu machen und die Reaktion in den Sattel zu setzen.

Handelsvertragsverhandlungen mit Deutsch  - Desterreich. Nach der Ma chener Augsburger Abe dieitung" find Bertreter der österreichischen   Regierung mit rtretern der R. ichsregierung Preußens, Bayerns  , und Sachsens   in München   zufammengetroffen, um zu prüfen, inwieweit bie zwifchen Defterretch- Ungarn und Deutschland  früher abgeschlossenen Handelsve.träge unter den jezigen Ver hältnissen noch anwendbar find.

geschloffen unter ihr aufmarschieren. Einen Uebergang dazu bildet bie räumlich abgeschlossene Abteilung Der Sturm". Die Künstler erfahren taum noch, wohin die Firma ihre Arbeiten schickt und wohin nicht und erst recht nicht, welche Arbeiten sie schidt. Auf die Auswahl der gezeigten Bilder verlieren sie jeden Einfluß. Eie wird Ware Artikel weiter nichts. Es ist wirklich sonderbar, welche Rechtlosigteiten sich Künstler gefallen lassen. Wie foll Expreffionismus repräsentiert? So fann nur ein Zusammenfluß nun derart eine Ausstellung zusammentommen, die den deutschen  dessen geschehen, was die Händler zur Zeit am liebsten verkaufen möchten, also beffen, was gerade Mode ist, also dessen, was fern gehalten werden sollte.

Zur Mode gehören heute auch Paul Klee  , der reiner und feiner war, ehe er florierte, und George Groß  , der ja viel mehr prädestiniert dafür ist, Mode zu sein, als seine badaistische Maste vermuten laffen möchte.

Deutscher   Expressionismus und wo find Janthur, Studenberg, Partitel, Boddien, Mag Krause, Oito Freundlich, Henning, Fren tag, Saußmann, Arthur Segall, Feininger  , Jtten, Degner, Schmidts Rottluff? Von einigen sind Erjah- Graphiten da, aber damit ist es nicht getan. Bei einigen Künstlern sind die Arbeiten äußerst lieblos ausgewählt, so bei Arnold Topp   und Oskar Fischer. Daß mit einigen Arbeiten Picasso  , Chagall  , Koschinsty repräsentiert werden, ist anzuerkennen aber in einer Ausstellung des deuts fchen Expressionismus find Jwan Gris, Marie Laurencin  , Rees van Dongen, Niels von Dardell und Raoul Dufy   entbehrlich. Die Darmstädter Sezession selbst schneidet schlecht ab. Gerade ihre Mitglieder neigen zu einem Mode- Expressionismus, der nicht erfreulich ist, erfreulich ist, so Gunichmann, Ewald, Seusler, Hoetger, Rebel und selbst Ebers. Besonders bedauerlich ist es, daß dieser Ex preffionismus à la mode auch schon in das Darmstädter Museum Gingang gefunden hat. Dieses Museum enthält ganz feltene Werfe alter deuficher Kunft: den föstlichen Ortenberger Altar, einen ent züdenden Stefan Lochner  , einen schönen Hausbuchmeister und wert volle Arbeiten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Das 19. Jahr hundert ist ein böser Fortgang. Noch bedauerlicher ist, daß wirklich wertvolle Proben neuer Kunst fast ganz fehlen, am bedauerlichsten aber, daß die Pfeudomodernität eines Nebel hier mit einem großen Triphychon Einzug halten durfte. Wie schön wäre es doch, ein Museum in Deutschland   zu finden, in welchem das Schöpferische und nur dieses durch die Jahrhunderte führte. Viel leicht wird das Museum in Karlsruhe   unter der neuen Leitung Dr. Stords diese Arbeit leisten? Der Anfang verspricht sehr Schönes.

In Wiesbaben zeint der Nassauische Kunstverein eine Ga bächtnisausstellung für August Made, die vordem in Franks furt gezeigt wurde eine Ausstellung, über die ich mich kurz fallen tann in der Erwartung, daß die Sammlung auch in Berlin  gezeigt werden wird. Es ist das unbedingt notwendig. Denn