Masatrierungen. Wie fönnte man bort auch von Sühne Sprechen, wo alle schuldig sind, denen Macht und Möglichkeit bes Strafens gegeben, schuldig, vom fleinsten Kerfermeister bis zum durchlauchtigsten Henfermeister. Jeder Tag bringt neue. furchtbare Kunde von den magyarischen Mordbuben, bie jetzt scheinbar zu entscheidenden Taten ausholen. Bor einigen Tagen ist der Bogrombefchluß bekannt geworden, laut dessen im ganzen Lande einheitlich gegen Juden und Arbeiter in der rücksichtslosesten Weise vorgegangen werden soll. Am 28. v. M. ist in Buda pest bereits eine fleine Kostprobe verabreicht worden. Es ist selbst nach dem entsetzlichen Kriegsgreuel der großen Beit", mit denen die Völker aus ,, Gottes Gnaden" so reichlich bedacht waren, einem gesunden Gehirn unfaßbar, wie Mensch gegen Mensch so infam, so grausam wüten tann, nicht zu sprechen, wie Söhne desselben Voltes gegen die andern han dein.

-

Um ihre Herrschaft zu befräftigen, wollen fie zur Unter­ftützung der Polen   eine Armee gegen die Russen führen; es sollen wohl die unzuverlässigen" Elemente auch durch frembe Kugeln vernichtet werden. Den magyarischen Machts habern scheint es ein wenig vor ihrer eigenen Macht bange zu sein zuviel Macht in dem fleinen Lande- deshalb wahrscheinlich auch die Kriegsgelüfte für Polen   und gegen Desterreich. Durch den am 30. Juli erfolg en Ueberfall ungarischer Truppen auf Desterreich soll die magyarische Macht und die weiße Idee gegen Westen vordringen. És haben leider jene Recht behalten, die den weißen Terror fommen sahen, die bei den degenerierten, faulen, ungebilde ten, infamen magnarischen Gentry   feine Einsicht und Beson­nenheit voraussehen fonnten. Der weiße Terror hat der fogenannten europäischen   Demokratie einen schlechten Dienst erwiesen.

Das Maß ist voll! Die ungarische Reaktion wütet in dem Schändlichsten Parorismus einer franken Klasse, um ihre Borherrschaft über Millionen arbeitender Menschen. Sie will nicht erfennen, daß ihre Zeit um ist. Sie lebt in dem Wahn, es fonnte doch so weiter gehen. Das Erwachen der Magyaren wird furchtbar sein!

In tiefster Trauer gedenken wir heute der zahlreichen Cpfer der Sorthy- Husaren, in angsterfüllter Besorgnis um alle, deren Leben und Gesundheit der Willkür der über­mächtigen magyarischen Soldatesfa und ihrer Regierung preisgegeben ist.

Orgesch will leben!

Eindeutige Drohungen

Die Orgeschleute führen einen verzweifelten Kampf um das Fortbestehen ihrer Organisation. Sie gaben bisher an, daß sie auf dem Boden der Verfassung stünden und bereit wären, bie Regierung gegen jeden Angriff von rechts oder links zu tüzen. Nachdem nunmehr die preußische Regierung erklärt hat, daß sie die Hilfe der Orgeschleute nicht braucht, müßten sich die Herrschaften, wenn fie verfassungstreu wären, bem Gebot fügen, ihre Waffen abgeben und nachhause gehen. Das aber fällt ihnen nicht ein. Sie leisten den Anordnungen der Regierung offenen Widerstand und drohen ganz eindeu tig mit der Anwendung von Gewalt.

Die Orgeschleute sind eingefleischte Reaktionäre, die ganz genau wiffen, was sie wollen. Ihre Berufung auf die Ber fassung ist eine unwürdige Heuchelei. Sie spekulieren dabei auf die Dummheit der Regierung. Sie wollen fie ebenso glänzend hereinlegen wie es die vormalige Einwohner. wehr getan hat, die vor dem 13. März täglich dreimal ver­sicherte, auf dem Boden der Verfassung zu stehen, in gleicher Weise gegen rechts und links zu fämpfen, um dann, als es ernsthaft galt. die Treue zur Republik nicht nur im Munde zu führen, sondern sie durch Handlungen zu beträftigen, mit fliegenden Fahnen ins Lager der Res bellen überzugehen. Wenn die Orgeschleute von Verfassung reden, so muß man sie immer an die Worte des Hamburger Obersten v. Ledebur erinnern, der sich ver­pflichtete, alle Eide, die er der Republik   zwischen 7 und 8 Uhr geleistet hat, zwischen 8 und 9 Uhr zu brechen. Oberst Lede bur ist Orgesch.

Sommerabend

Von Erich K. Schmidt.

Es hatte geregnet, wollenbruchwild, man dachte an Sintfluten, man glaubte, zu ersaufen. Gegen Abend hörte es auf, Gold­reflege irrten über die Dächer, der Asphalt floß gleich schwarzen, flachen Bächen. Die Wege im Part lagen aufgeweicht, es war wunderbar, auf ihnen entlang zu tapfen. O, immer glatte Groß­Stadtstraßen! 3ft man von der Mutter Erde nicht wie durch einen harten Fluch getrennt? Jmmer stoßen die Sohlen polternd auf eine Schicht gnadenloser Steine. Erschütterungen wälzen sich durch

bas Gehirn, die wir faum noch spüren. Aber sie lassen die lebendige Masse zwischen den Schädelwänden allmählich zu Stein erstarren. Sie machen uns zu Automaten, 3wedwesen, die teinen Reiz mehr verspüren als jene Netvenbeize einer verquälten Kul­tur, die auf Schritt und Tritt, des Nachts und am Tage, wollüftig gegen unsere Stirnen sticht.

Aber hier im Part, da der Regensturz die Spuren der Men schen getilgt hat, schreitet man froh dahin wie über neue Erde, der Fuß wühlt sich ein in elastische Bodenschichten, und die immer blanten Stiefel werden einmal, Dant dem Himmel, mit grauen Arabesten garniert. Mitten im Herzen des tragisch versteinten Säusermeers segelt man erlöst durch eine grüne idyllische Insel, höhenauf und höhenab, ein Einsamer der plötzlich die Maste vers loren hat und mit übermütig gezadten Kinderschritten über flim­mernde Bfügen balanziert. Man denkt an Jugendtage, da der Fuß rüdsichtslos in aufgeweichte Dorfwege patschte, an Sommer­wochen, die man, der Großstadt entflohen, auf ferner Fischerinsel verbrachte, und der Duft erfrischten Laubes weht einem wie eine grüne Gnade um die Schläfe. Der Fall der niederrutschenden Tropfen, die die Blätter vibrierend von ihren Rüden schütteln, wird Musit, die das Ohr mit ewigem Urton streichelt, und der Atem blühenden Gesträuchs gaufelt bunte Visionen vor die er­löfte Seele. Das zarte Wispern der Natur läßt den Armen seine Armut vergessen, und sein Geist wird vogelleicht wie das treuzmets hüpfende Lied, das mit füßer Jnbrunst durch alle Zweige schwirrt.

Im neuen Teil des Barts aber, ben ein Asphaltband kalt­glizernd zerschneidet, hört die Musit tief fallender Tropfen plöglich auf, die hohen Bäume fehlen, nur Sträucher wuchern üppig an allen Wegen, Rosensträucher mit dunkelgrünen Blättern und einem violetten Echimmer darüber, flantiert von jungen, findlichen Bir­fenstämmen.

Der grüne begrenzte Dom wird zu unendlichem Himmelsgewölbe, in fernem Kreise stehen die Häuser, niedrig und schwarz, ohnmächtig unter plastisch geballten Wollenmassen. Man sieht, mit frommem Gefühl, das Himmelsrund wie eine von gigantischer Kraft durch­pulste Kuppel über sich. Da stehen duntie Berge mit schneeigen Scheiteln, gelbliche Seen demütig an ihre Füße gegossen, blaugraue

Der eindeutige, b. h. gegen die Verfassung und für die[ Wiederherstellung der Monarchie gerichtete Charakter der Orgesch wird zu allem Ueberfluß durch die Vorgänge in Ost­ preußen   einwandfrei festgestellt. Dort sollten auf Anord­nung des Oberpräsidenten sämtliche bestehenden Selbstschutz­verbände aufgelöst und eine neue Organisation gebildet werden, die alle Kreise der Bevölkerung umfassen sollte. Die gesamte Presse der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei hat jedoch die Beteiligung an der Bildung dieser Ortswehren abgelehnt mit der Be­gründung, daß die bestehenden Ortswehren, die sich an die gründung, daß die bestehenden Ortswehren, die sich an die Escherich- Organisationen anlehnen, den besten Schutz für Ostpreußen   bildeten. Hier haben wir die Ver­fassungstreue" nach berühmtem Muster. Die Reaktionäre wollen nur Ortswehren, die sich aus den Reihen ihrer An­hänger zusammensehen. Sie wollen eine gegenrevo= lutionäre Butsorganisation und lehnen des= halb die Aufnahme von Arbeitern und Angestellten ab, weil sie befürchten, daß ihnen von diesen Leuten in die Karten gegudt werden könnte.

Die Regierung weiß nunmehr, was auf dem Spiele steht. Die Gefahr ist dank ihrer bisherigen Nachlässigkeit größer als mancher glauben möchte. In der Kreuzzeitung  " wird das Verbot der Orgesch durch die preußische Regierung zum Anlaß genommen, die Auflösung des preußischen Land­tags zu fordern. Auch wir verlangen Neuwahlen, freis lich aus ganz anderen Gründen, wie die ,, Kreuzzeitung  ", die mit ihrer Parole die Tattik aufnimmt, die am 13. März Ehrhardt und Genossen einschlugen, als die Marinebri= gaden aufgelöst werden sollten. Die Marinebrigaden waren die stärkste Hoffnung der Reaktion. Ihre bevor stehende Auflösung brachte den von langer Hand vorbereiteten Putsch zum Ausbruch. Es besteht die Möglichkeit, daß die anbefohlene Auflösung der Orgesch zu ähnlichen Ereignissen führen kann. Denn mit dem Zerfall der Orgesch würde wie­der ein Traum der Reaktion zerrinnen, viel müherolle Ar­beit, millionenfache Ausgaben wären umsonst gewesen.

Die Gewerkschaftsinternationale Zunächst keine internationale Aktion

HN. Paris, 19. August. Johaug hat nachstehendes Manifest für die Zusammenkunft Des Egetativausschusses des internationalen Gewertsaftsverbandes bekommen: Im Falle eines Konfliktes wird eine Berständigung über eine internationale Attion unter den Arbeitern ins Leben gerufen werden. Den Ar­beitern jeden Landes steht es aber frei, ihren Einfluß auf ihre Regierung auszuüben. Der Verband ist der Meinung, daß man fich in innere Angelegenheiten anderer Bötter nicht einmlicher soll. Diese Auffassung gelte auch für die Aktion Polens   in Rußland  , und umgekehrt die Rußlands   in Polen  .

Nach einer anderen Meldung will Jouhaug nach Amsterdam  fahren, um mit dem Exekutivausschuß über eine allgemeine Aktion zu beraten. Uns erscheint die Haltung der Amsterdamer, sofern sie nach der furzen telegraphischen Wiedergabe des Manifests be

Das Pariser   Blatt scheint nicht zu wissen, daß sich nach Bes endigung des Weltkrieges die Situation in Europa   wesentlich geändert hat. Wenn während des Krieges die Imperialisten aller Länder fich mit Munition aus neutralen Staaten ver sehen haben, so fordern heute die Arbeiter, daß dies nicht mehr geschieht. Gerade weil Polen   die Munition der Entente staaten dringend braucht zur Verwirklichung seiner impe rialistischen Ziele, gerade deshalb muß die Arbeiterschaft streng darüber wachen, daß diese Munition nicht geliefert wird. Danzig   ist ein richtiger Durchgangsplatz für die pol nischen Munitionstransporte. Die Danziger Arbeiterschaft hat sich bisher geweigert, die Transporte durchzulassen. Sie ist gewillt, den schärfsten Widerstand zu organisieren, wenn die Transporte nicht eingestellt werden. Deshalb hat wohl auch der Oberkommissar Tower das Anlegen von Muni tionsschiffen verboten. Er befürchtet die schwersten Konflikte mit der Arbeiterschaft und will verhindern, daß es zu ge waltsamen Gegenmaßnahmen tommt, die unbe dingt ergriffen werden würden, wenn die Entente Danzigs  Neutralität mit Füßen treten würde.

Zum Schutz der Neutralität bereit

Eine am 17. August 1920 tagende Bertravensmännerfitzung der Rollfutscher und Speditionsarbeiter aus den Betrieben Berlins   beschäftigte sich u. a. eingehend mit dem Aufruf der Internationalen Transportarbeiter- Föderation. Dem Aufruf wurde die größte Sympathie entgegengebracht und nachstehende Resolution einstimmig angenommen:

Die Rollfutscher und Speditionsarbeiter Berlins begrüßes den Aufruf zur Wahrung der internationalen Solidarität. Sit versprechen, alles daranzusetzen, die Schritte, welche das inter nationale Kapital unternimmt, um das Flegreiche Vorgehen des russischen Proletariats im Blut zu erstiden, zunichte zu machen. Sie werden die größte Aufmerksamkeit anwenden und alle Sendungen, welche als Kriegsmaterial fenntlich sind, unter allen Umständen von der Beförderung ausschließen.

Sie bitten die Kollegen im Reich, sich ihrem Vorgehen sofort anzuschließen und auch ihrerseits alles zu verhindern, um Trans porte   von Kriegsmaterial nach dem Often unmöglich zu machen. Sämtliche Arbeiterblätter werden um Abdrud gebeten.

Auch die Schweizer   Arbeiter wachen

3ürid, 18. Auguft.

Die Delegierten- Versammlung der Personalunion des eidge nössischen Personals in Zürich   hat eine Resolution angenommen, in der es heißt: Das eidgenössische Personal in Zürich   erachtet es als eine dringende Aufgabe, internationale Solidari tät zu üben und alle Waffen und Kriegsmaterial transporte durch die Schweiz   zu verhindern. Es fordert daher die Organisationen des schweizerischen Eisenbahnerverbandes und des Gewerijahajtsbundes auf, jojort von den obersten Bundes behörden Garantien zu verlangen, daß teine Kriegsmaterialtrans porte durch die Schweiz   durchgelassen werden. Die Personalunion fordert deshalb die sofortige Einfeßung von Personaltommiffionen bie an der Grenze alle internationalen Transporte zu überwachen und zu untersuchen haben. Sollten diese Garantien verweigert werden, so wird der schweizerische Eisenbahnerverband aufgefordert, Abwehrmaßnahmen einzuleiten.

TU. Bremen, 19. Auguft.

urteilt werden darf, etwas seltsam. Wir würden eine recht Kriegsmaterialsendungen in Bremen   angehalten zeitige internationale Attion zur Verhütung eines Ronflittes durchaus nicht für überflüssig holten und wir fin den nicht, daß fie einer Einmischung in innere Berhältnisse eines Landes gleichtume, 3ft der Konjlitt erft entstanden, dann tann es leicht zu spät sein.

Die Macht der Arbeiter

SN. London, 19. August.

Das Journal des Debats  " schreibt: Falls Sir Reginald Tower   wirklich verboten hat, daß tein einziges Schiff mit Muni­tion für Bolen im Danziger Hafen einlaufen darf, hat der eng lische Hohe Kommissar eine Initiative ergriffen, für die man feine Erklärung finden tann. Während des Krieges war die Ansicht der Alliierten die, daß man sich in neutralen Ländern mit Munition versehen fonnte, ohne die Neutralität hierdurch zu verlegen und jetzt wollen wir Balen hindern, Munition, die es braucht, tommen zu lassen. Eine solche Haltung würde völlig unzulässig sein.

Schieferfelder stoßen bedrohlich gegeneinander, schüchternes Blau blidt wie mit Beilchenaugen aus Felsenrissen. Im Westen jedoch, unter schwarzen, breiten Woltenschroffen hängt odergelbes Ge­leucht, das mählich sich rötet, breit auseinanderschwillt und den Horizont hinter Säusern und Bäumen, mit goldenen Pinselstrichen überquert.

3 steige steinerne Stufen empor und stehe auf der Asphalt­Straße, die Menschen eilig überwandern, im Westen vor miz glimmt Brand zu wildem Feuerrot empor, meine Füße sind wie verwurzelt. Nun lodert der Rand der schwarzen Wolfenschroffen wie ein Bor­hang im Theater auf, und mit larminroten Bränden erscheint das abendmüde Tagesgestirn, zwischen Wolfen und blattgrüne Wipfel gebettet, bereit, die Welt noch einmal zu versöhnen.

Aber niemand sieht den töstlichen Glanz, den das Sonnenauge auf abgehetzte Stirnen schickt, damit die Gedanken dahinter sich tlären, niemand wendet den Blid zur Seite, fie alle sehen dumpf vor sich hin. Es mögen wohl fundert Menschen, wie Kugeln, von unsichtbarer Hand geworfen, die glatte Asphaltbahn durchrollen, feiner hört die Stimme des ewigen Friedens, die aus dem pur­purnen Sonnenmund pofaunt.

Neue Bücher

Die Not im Buchdruckgewerbe hält die Verleger nicht ab, quch im Sommer neue Bücher erscheinen zu lassen. Auch die Zahl der Auflagen steigt trotz der erhöhten Herstellungs- und Verkaufs preise. Wir greifen einiges heraus. Jns alte Aegypten   führt uns ein Roman des holländischen Dichters Louis Couperus  , der von Else Otten   übersetzt, bei Ernst Rowohlt  , Berlin  , jüngst erschienen ist( geb. 10, geb. 15 M.). Er erzählt von der Liebe und schildert Land und Leute in malerisch antilisierendem Stil, ohne fulturhistorisch oder soziologisch in die Tiefe zu steigen. Es fehlt nicht an farbigem Bilderreiz und schwälendem Gefühl, aber man vermißt die Glut und den Rhythmus etwa der Flaubertschen Salambo". Man wird eher an das Literaturmuseum der grie­chisch- römischen Romane der Dahn   und Ebers erinnert. Näher und heißer berühren uns die Dichtungen aus dem revolutio nären Ungarn  . Der große Retter" heißt eine Samm­lung von Gfizzen des Rebatteurs der sozialdemokratischen Volks stimme" in Budapest  , Bela Reveß, der auch unseren Lesern fein Unbekannter ist. In diesen Erzählungen des leidenden und tämpfenden Proletariats, das jetzt von den weißgardisti­schen Horthybanden aufs Tollste brutalisiert wird, atmet die zarte und stumme, aber auch die gequälte und empörte Seele, die nach Menschlichkeit schmachtet. Der Ueberseger Stefan 3. Klein, zeigt seine einfühlende Sprachkunst nicht nur in diesem Bändchen, das Joeben im Berlag von Kurt Wolff  - München   erschienen ist,( geh. 6, geb. 10 M.), sondern in erhöhtem Maße auch in dem von Rowohlt herausgegebenen Roman Bela Reves Ringende Dörfer",

Nachdem erft vorgestern auf dem hiesigen Güterbahnhof sechs Waggons mit neuen Flugzeugmontagefeilen be laden angehalten worden find, wurde im Laufe des gestrigen Tages von den Eisenbahnern und Arbeitern eine Anzahl weiterer Bahm transporte angehalten, die Kriegsmaterial enthalten.

Schließung der Schiffswerft Blohm u. Voh. Die Schiffswerft Blohm u. Boß teilt mit, daß die Werft infolge der Ausichreitungen, die am gestrigen Mittwoch von der Arbeiterschaft gegen die leilen den Persönlichkeiten begangen worden sind, bis auf weiteres geschlossen bleibt.

Στου

Reugründungen von Reedereigesellschaften in Amerita. der ungünstigen Lage auf dem Frachtenmartt sind in den Ver einigten Staaten im Monat Juni 33 neue Reedereigesellschaften mit einem Gesamitapital von 86 Millionen Dollar gegründet worden.

( geh. 10, geb. 15 M.). Hier ist mit starter poetischer Kraft das heißblütige Leben und dumpfe Sehnen ungarischer Arbeiterfrauen zusammengeballt, deren Männer in amerikanischen   Bergwerken schuften. Mit fühnerer Erotik ein ungarisches Seitenstüd zum Weiberdorf" der Clara Viebig   in der Eifel  . Ein schwüles Mysterium der Brunst, manchmal sprachlich ausartend und doch stilistisch gebändigt. Dagegen verblassen Die zoten Tage", ein Roman von A. H. 3eiz( im Verlag Erich Reiß  , Berlin  ), der eines deutschen   Jünglings Schwärmen und Werden darzustellen sucht. Es ist alles mehr literarisch als revolutionär angehaucht und an dem Problem: Führer und Masse, redet es intellektuell vorbei, weil hier die Szenen feinsinnig erdacht und lyrisch emp funden, aber nicht aus dem Volke organisch von innen heraus unb von unten herauf erlebt find. Am russischen Beispiel können es unsere Autoren am besten sehen, aber es läßt sich nicht lernen. Ganz ins Literarische und Spirituelle verliert sich der bislang doch wohl sozialistisch orientierte Kurt Erich Meurer   in sei nem Roman Der große Trost"( Verlag Hoffmann u. Campe Berlin  - Hamburg  ,( geh. 9, geb. 12,50 M.). Mit nur bisweilen leis antlingenden sozialen Tönen zelebriert sich der Autor hier selbst den dichterischen Trost eines tiefinnerlich geschauten Wechsel spiels von Leben, Tod und Liebe, mit mystischen Emblement, geisterhaften Gestalten und Oscar Wildes artistischen Freuden. Es hat wenig mit dem Strom der Gegenwart zu tun. Weit schlimmer aber sind die Konjunktur- Propheten. Aus dem Kaffeesat det Reichswehr weissagen sie fröhlich den Untergang Frant reichs". Unter diesem Titel erschien in einer ebenso schauer lichen Umschlagszeichnung soeben, bei Hoffmann u. Campe, geh. 12, geb. 16 M.), ein Roman, der einen durchaus unehrlichen Cha tafter an der Stirn trägt. Schon der angenommene Berfassers name Francois Romain, will einen französischen   Autor vor täuschen. Widerwärtig wirft es, wenn nach allerhand folportage haften, trassen Schilderungen die deutschnationalistische Gesinnung fich zum Schluß in ein sozialistisch- weltbrüderliches Mäntelchen hüllt. Borher wird der Untergang Frankreichs   an innerer Fäul nis" geschildert und fünfzehn Jahre nach Versailles   die Wieders geburt Deutschlands   durch einen Rachefeldzug, an dem Greise und Lahme, Reiche und Arme, Sozialisten, Rommunist et und Nationale, Arbeiter und Studenten, alle ge meinsam und in gleicher Begeisterung teilnehmen, mit verheims lichten Waffen an den Rhein   eilen, dem Feinde entgegen", wäh rend die Gloden läuten und Priester mit hoherhobenen Kruzifigen den Kreuzzüglern voraneilen. Diese ganze bom bastisch aufgedonnerte Darstellung und Tendenz ist nicht nur un finn, sondern ein gefährlicher Unfug, der durch die ab, olute 3gno ranz des Verfassers über sozialistische, tapitalistische und inter nationale Zusammenhänge feineswegs gemildert wird. Man muß diesen Aposteln" die Maste vom Gesicht reißen, gleichviel, ob sie literarisch oder politisch das Volt beglücken" wollen

Erich Baron