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Daimler- Motoren­

Gesellschaft

Die von der Daimler- Motoren- Gesellschaft   in Stuttgart  - Unter­ türkheim   angekündigten Betriebseinschränkungen haben den 3en= tralverband der Angestellten veranlaßt, eine Sonder­ausgabe seiner Beitschrift herauszugeben, in der sich Paul ange mit den Riesenprofiten dieser Gesellschaft beschäftigt. Es heißt da nach einer Schilderung der Vorgänge, die Anfang 1918 das preußische Kriegsministerium veranlaßten, eine Prüfungs­fommission zweds Untersuchung des Geschäftsgebarens der D. M. G. einzusehen:

Das Preußische Kriegsministerium beauftragte das Vorstands­mitglied der Zentral- Einkaufsgesellschaft m. b. H. Otto Meyer, eine Nachprufung der Bücher und Bilanzen der D. M. 6. hinsichtlich der Preis- und Gewinnbildung und ihrer auf Preiserhöhung_ge­richteten Bestrebungen vorzunehmen, was dieser auch gemeinsam mit den beeidigten Bücherrevisoren Berthold Radke, Berlin­Schöneberg, und Casar Löhde, Curhaven, sowie einer Anzahl Silfsträfte getan hat.

Das Ergebnis dieser Prüfung, die soviel Arbeit gemacht hat, daß sie einschließlich der Drudlegung sicher Miuionen toftet, liegt jezt in einem dicken Buche vor, das den Namen Bericht der Prüfungstommission des Preußischen Kriegsministeriums   in Sachen Der Daimler- Motoren- Gesellschaft  " trägt und in der Reichsdruderei gedruckt ist.

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Als die Prüfungskommission thre Arbeit begann, stieß sie auf drei merkwürdige Tatsachen: Erstens stellte sie fest, daß der Staatsanwalt, der gegen den Kommerzienrat Berge eine Untersuchung eingeleitet hatte, durch seine Sachverständigen nicht nur mit lüdenhaftem, sondern auch mit irreführendem Material versehen worden war, wobei z. B. die ungeheuren Vermögens­bestände der D. M. 6. als verausgabte Untoften figurierten. Zweitens wünschte das D. M. G.- Mitglied Dr. Sekler, die Prü­fungstommission möge mit Rüdsicht auf die außerordentlich tnappen Betriebsmittel, die auf ungenügende Verkaufserlöse zu­rückzuführen seien und taum noch ausreichten, die Arbeitslöhne zu zahlen, eine Prüfung des Geschäftsjahres 1917 vornehmen". Die Prüfungstommission war sich indessen flar darüber, daß eine Vor­wegnahme des Geschäftsjahres 1917 außer Zusammenhang mit den Vorjahren notwendigerweise zu Fehlschlüssen hätte führen müssen und sie in ihren Ermittlungen und Folgerungen in unverantwort licher Weise festgelegt haben würde; sie hat es deshalb ablehnen müssen, diesem Wunsche Rechnung zu tragen. Drittens hat die Prüfungstommission festgestellt, daß der Aufsichtsrat der D. M. G. am 28. Juni 1918 beschlossen hatte, ausgerechnet den erst fürzlich mit der militärischen Aufsicht beauftragten Hauptmann Groß als stellvertretendes Borstandsmitglied für die Betriebsführung in Aussicht zu nehmen!

Die Prüfungstommission hatte sich einen bestimmten Arbeitsplan zurechtgelegt, doch zeigte eine erste gemeinsame Inaugenschein nahme der für die Beurteilung der Erfassung des Lohn- und Ma­terialverbrauches und der Kaltulation der in Frage tommenden Einrichtungen, die sich auf die Magazinverwaltung, die Werk­stättenbureaus, die Betriebsbureaus und das Kaltulationsbureau erstreďte, daß infolge unzulänglichteit dieser Einrich tungen die Durchführbarkeit dieses Programms in wesentlichen Bunften überhaupt nicht in Frage tam. Eine Fabritbuch. haltung, deren Vorhandensein bei einem Unternehmen vom Range der D. M. G. als selbstverständlich vorausgesezt werden müßte, fehlte überhaupt". Es war also etwas nicht vorhan ben, was zur Aufhellung der Gewinnergebnisse hätte beitragen fönnen, dagegen jagt die Prüfungstommission, daß dem höchst wichtigen Arbeitsgebiete der Kaltulation innerhalb der Verwaltung der D. M. 6. ein umfangreicher Apparat zur Verfügung gestellt ist, ausgestattet mit zahlreichem Berjonal und modernen Hilfsmitteln, sowohl an Bordruden und Karteien als auch an Bureaumaschinen. s wäre also falsch zu sagen, daß die für diesen 3wed aufgewandten Mittel unzureichend sind, oder, wie von anderer Seite vermutet wurde, der Kaltulationsapparat sich des Ernstes seiner Aufgaben nicht bewußt wäre. Falsch wäre es auch, wollte man, wie es die Verwaltung zur Entfräftung der gegen fie gerichteten Vorwürfe gelegentlich tat, behaupten, daß das, was die Kalfulationsabtei lung leistet, Anspruch auf Zuverlässigkeit nicht erheben tann." Die D. M. G. hat die von ihr tatsächlich erzielten Gewinne in den Büchern verstedt und verschwinden lassen, um als angeblich notleidender Betrieb von der Heeresverwaltung immer höhere Preise für die gelieferten Waren( Flug- und Schiffs­motoren, Automobile) zu erhalten. Es fann nicht behauptet wer ben, daß die Preise bis Ende 1917 durch übertriebene Lohnansprüche der Arbeiterschaft unauskömmlich geworden sind, denn

bei 68,6 Millionen M. Umjaz 1915 wurden 6,9= 10 Proz

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104,4

20

39

99

99

99

1916 1917

99

8

8,4 13,9 10

135,9 produktiver Lohnaufwand in den Kommissionsabrechnungsfarten der Fabrik Untertürkheim   erfaßt, so daß trotz individuell höheren Lobnaufwandes das prozentuale Berhältnis des Lohnaufwandes zum Umfaz ein stetiges blieb." Kommerzienrat Berge hat angeb lich den Militärbehörden gegenüber geäußert, die D. M. G. habe Material unter Umgehung der Höchstpreisverordnungen in solchen Mengen beschaffen müssen, daß dadurch eine Verteuerung der Her­Stellungstoften erfolgt sei. Die Prüfungstommission stellt fest, daß dies nicht der Fall war, die D. M. G. vielmehr an den von ihr ge­lagerten Holzvorräten nach Millionen zählende Konjunkturgewinne gemacht hat.

Die Gewinn- und Verlustrechnungen der D. M. G. für die Jahre 1911-1917 weisen aus bei einem Attienkapital von 8 000 000 m. einen Reingewinn von 10 Proz. Dividende

1911

1912

1913

1914

1915

1916

1917

Don 1914-1917

2 293 036,- t.,

4 604 471,20

2 862 442,36

12

3 214 168,41

14

" 9

16

99

99

39

30

99

33

6 620 603,92

8 085 444,33

5 932 037,47 25 242 556,92 Mt.

4253

bazu beigetragen hat, die Teuerung auf allen Gebieten herauf zubeschwören, unter der das deutsche Bolt seit Jahren ächzt." Für die D. M. G. ergab sich als Gewinn( ohne jene

1914

1915 1916 1917

6 900 000+ 7 500 000 m.)

nachdem zuvor folgende Arbeitslöhne gezahlt worden waren 6 505 517,72 t.

10 424 226,59 Mt.

O

22 165 556,50 30 047 236,02. 33 210 313,05 95 847 332,16 Mt.

10 362 489,09

99

90

13 154 149,06

99

99

23 068 156,23

99

99

53 090 312 10 mt.

hohen Löhne der nach Tau enden zählenden Angestellten und So blieb also die Gesamtsumme der angeblich so Arbeiter noch weit, weit hinter dem zurüd, was die paar Daimlertapitalisten als Profit einsadten. Die Prüfungsfommission verurteilt es zwar, daß die Verwaltung der D. M. G. durch falsche Angaben bei den Militärbehörden immer höhere Preise herauszuschlagen suchte. Aber zu der Tatsache, daß die D. M. G. aus der Notlage des Reiches" so ungeheure Gewinne 30g, sagt sie wörtlich: Darin bildet die D. M. G. aber nicht eine große Menge der für Rüstungszwede herangezogenen Unternehmen, einzelne Erscheinung, sondern nur ein typisches Beispiel für eine und es wäre nach Ansicht der Prüfungskommission ein Unrecht, wenn diese eine Gesellschaft anders behandelt und beurteilt wers den würde, wie jene große Zahl der im Kriege besonders begün stigten Geschäftstreise und Einzelpersonen."

Die Tschechoslowakei   und Sowjet­rußland

Triest, 10. August.( Rofta.) ,, JI Lavoratore della Sera" von Triest   veröffentlicht eine Un­terredung mit dem tschechischen Ministerpräsidenten Tusar, der sich augenblicklich in Porto Rosa( Istrien) aushält, in deren Ver lauf er Aeußerungen von größter Bedeutung über die Außenpoli tik der tschechischen Republik machte. Ueber die Beziehung zu Sowjetrußland sagte er, daß die Tschechoslowakei   eben im Bes griffe sei, mit ihm in direkte Beziehungen zu treten. Die Tschecho­ Slowakei   würde sich nicht in die politische innere Angelegenheit mischen, wenn die Arbeiterschaft dieser Ration infolge der durch die Siege der Bolschewifi geschaffenen Situation eine Sowjets regierung proflamieren sollte. Es sei nicht nur die Regierung, sondern wie die Rüdberufung der durch die unglückselige Kra­marsch- Politit zu Werkzeugen der Konterrevolution gewordenen tschechischen Legionen aus Sibirien   gezeigt hat auch die große Mehrheit der ganzen Nation entschieden gegen jedes Abenteuer mit, und gegen jede Hilfe für die Konterrevolution. Unser Bolt wird niemals gegen das russische   Proletariat marschieren, nies mals, in feinem Fall, und in teiner Weise. Bon Lenin erklärte er, er halte ihn nicht nur für einen Mann von weitem Gesichtskreis und großer Willenskraft, sondern auch für einen Politiker allererster Ordnung, welcher der Wirklichkeit ins Angesicht blice, sich niemals in Abenteuer einlaisen würde und sehr gut wisse, was er tönne und was er machen müsse, um die Sowjetregierung zu befestigen. Außerdem habe er die Ueberzeugung, daß es zwischen Polen   und Rußland  sehr bald zu einem Frieden tommen würde.

Hierzu wird aus Stocholm am 12. August den Rosta, Wien  , gedrahtet: An die russische Mission in Prag   ist das Er. gebnis der Verhandlungen, welche zwischen den Sow­jet- Regierungsvertretern und dem Vertreter der Tschechoslowati schen Republit geführt wurden, abgegangen. Es heißt darin, daß beide Seiten sich verpflichten, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Transportmitteln, sämtliche in ihrer Macht sich befind­Wunsch äußern sollten, sich im Lande ihrer Internierung auf­lichen Kriegsgefangenen heimzubefördern, soweit diese nicht den halten zu wollen. Mit Einwilligung des esthnischen Staates, wird die Stadt Narwa   vorübergehend als Durchgangslager für den Kriegsgefangenenaustausch bestimmt. Beide Teile tragen die Kosten des Transportes für die Heimbeförderung ihrer Kriegs­gefangenen bis zu diesem Lager. Zur Beschleunigung der Heim­beförderung erhielten die Unterhandelnden das Recht zur Ent­sendung einer Kommission von 6 Delegierten in die Hauptstädte der unterhandelnden Staaten, welche das Recht der Exterritoria­lität und des freien unbehinderten Berkehrs mit ihrer Regierung, sowohl durch Kuriere, als auch mittels offener und chiffrierter Funkentelegraphie haber

Eine Kundgebung Tschitscherins

Mostan, 18. August.

In einer Kundgebung Tschitscherins heißt es: Die Pläne der Entente, auf Sowjetrugland einen Ueberfall zu organisieren, find zusammengebrochen. Die englischen Arbeiter haben beschlossen, nicht nur den Krieg zu verhindern, sondern por nichts zurückzuschrecken, um die Aufhebung der Blodade und die Aner­tennung ber Sowjetregierung zu erreichen. Die bayerischen Eisenbahner haben beschlossen, teine Ausrüstung für Polen  durchzulassen. Die Tschechoslowatei, Südstawien, Oesterreich und sogar merita haben die$ 11fe für Bolen abgelehnt, Italien   hat sich in bezug auf die russisch  - polnische Frage von Frankreich   und England losgelöst. Rumänien   be absichtigt nicht, gegen uns Krieg zu führen. Trotzdem tonzentriert die Entente Truppen für Polen   auf den nach Galizien   führenden Bahnstrecken. Deswegen, Genossen, seid nach wie vor auf der Sut!"

Weiter wird der Behauptung entgegengetreten, daß die Rote Armee selbständig" arbeite. Das rasche Vordringen der Roten Armee erfolge nach genau festgelegtem Plan.

Die frühere bürgerliche Stadtverwaltung in Minst peröffent­licht auf Grund unzähliger Berichte der Geschädigten eine Dent­schrift über die Grausamteiten und Vergewaltigun gen seitens der polnischen Truppen.

Beim Rückzug der Polen   von Kowel   wurde der Bahnhof zer stört, Maschinen, Wertstätten und Lokomotiven fortgeführt. Bei

Im Jahre 1917 verausgabte, die D. M. G. an ihre Aktionäre für 24 Millionen Mari Gratisattien, so daß das Aktien­tapital nunmehr 32 Millionen Mart betrug, das aber von den Attionären nicht eingezahlt, sondern ihnen im Betrage von 24 Millionen Mart geschentt wurde. Nach den eingehenden Untersuchungen der Prüfungstommission Eisenbahnbrüde ist gesprengt. Die Bolen ließen eine Menge bren

waren die Gewinne um 70 604 775,24 M. höher als die Firma fie angegeben hatte! Dazu treten als fernere Mehrgewinne unterum­ständen, d. h. wenn sie für die gedachten Zwede nicht in Anspruch genommen werden, die im Kontoforrent zugunsten der Inspektion der Fliegertruppen zurückgestellten rund 6 900 000 m. und die gleichfalls im Kontoforrent erfolgte Rüdstellung zur Dedung jämt ficher Risiten aus Lieferungen an das neutrale und feindliche Aus­land in Höhe von 7 500 000 m.; das sind zusammen fast 96 100 000 Mart Mehr gewinn, als die D. M. G. selbst angegeben hatte. In Wirklichkeit ist auch diese Summe noch höher, es war aber infolge mangelnder ausreichender verwaltungstechnischer Einrichtungen nicht möglich, noch tiefer in die Materie einzubringen". Die vor handenen Werkzeugmaschinen sind von der Prüfungskommission 3. B. nur mit 7 300 000 Mt. eingesetzt, von dem Sachverständigen, Regierungsbaumeister Dr. Rudolf Herzfeld aber mit 14 000 000 Mart bewertet worden. Lassen wir das letztere außer Betracht, so ergeben

die von der Firma veröffentlichten.. 25 242 556,92 Mt. und die von der Prüfungstommission er­rechneten Tatsächlicher Gewinn

Dazu unter Umständen jene

70 604 775,24 Mt.

95 847 332,16 Mt.

20

6 900 000,- +7 500 000,- 110 247 332,16 m. Die Prüfungskommission zieht aus ihren gesamten Feststellun gen den Schluß, daß in dem be prochenen, mindestens 81 bzw. 96 Millionen Mark Mehr gewinne jene Wirtschaftspolitik ihren Ausdrud findet, die im Zusammenhang mit den organischen Fehlern der auftragerteilenden Stellen zu einem wesentlichen Teile

nender Kohlen zurüd, die jedoch gelöscht wurden. Die umliegenden Dörfer sind größtenteils zerstört. Tausende von Flüchtlingen ziehen umher.

In Baranowitschi   haben die Arbeiter mit dem Komitee der russischen tommunistischen Partei beschlossen, eine Reihe tom munistischer Arbeitstage zum Wiederaufbau des durch die Polen   zerstörten Gebietes zu veranstalten.

Das hartnäckige Pole..

Amsterdam  , 19. Auguft.

Der polnische Mitarbeiter von Evening Standard" erfährt aus guter Quelle, daß die polnischen Delegierten sich weigern der Bestimmung betreffend Entwaffnung des polnischen Heeres zuzustimmen, wenn die Russen nicht ebenfalls zur Ent. waffnung übergehen. Ferner sollen die Polen   nicht bereit sein, Erleichterungen für den Verkehr zwischen Rußland  und Deutschland   durch polnisches Gebiet zuzugestehen.

Kamenews Note

HN. London. 19. Auguft. Daily Chronicle" fagt in einem Kommentar über Kamenews Note, bezüglich General Wrangels: Kamenew   soll denten was er will über die anglofranzösische Politit, aber wenn er und seine Regierung ihr Land und ihre Nachbarn aus den gegenwärtigen Schwierigteiten erlösen wollen, haben die Alliierten genügend Mittel hierzu, die mehr ausrichten als eine Hezze zwischen London  und Paris  . Sie wissen, daß London   bereit ist, ihnen zu

Beffen, wenn sie mit guten Absichten tommen, um einen Fries den innerhalb der angegebenen Grenzen zu erreichen, und wenn sie wirklich zu einem Ergebnis gelangen wollen, dann werden sie vernünftiger handeln, wenn sie nicht so ängstlich an ihren Methoden festhalten.

Die Friedensgarantien

Amsterdam  , 19. August. 1 Telegraaf" meldet aus London  , daß der Borsigende der russ fischen Delegation in Minst in seiner Eröffnungsrede erilärte, daß die Bolschewijten von den polnischen Grundbesitzern Bürg Ichaften verlangen müßten, die sie von den polnischen Arbeis tern und Bauern nicht gefordert haben würden.

Was ist eine Gewerkschaft?

Der Pommersche Landbund hat sich, wie wir mehrfach berichtet haben, eine sogenannte Arbeitnehmergruppe, das heißt, eine vom Großagrariertum ausgehaltene Seloten garde, zu gelegt. Die schlusse von Larifen für die Landarbeiter in Pommern   find zum Teil daran gescheitert, daß der Landbund diese Arbeitnehmergruppe" als gleichberechtigten Tariffontrahen ten neben dem Landarbeiterverband in das Tarifverhältnis ein schmuggeln wollte. Der Deutsche   Landarbeiterverband mußte es Selbstverständlich ablehnen ,, bie gelbe Schutztruppe der Grunde besiger als gleichwertig anzuerkennen.

Ein Vertreter der sogenannten nationalen Arbeiterorganisation, der Abgeordnete Geißler, hat nun eine Anfrage an die Regierung gerichtet, warum die Arbeitnehmergruppe des pommerschen Landbundes nicht als Gewerkschaft anerkannt wird. Darauf hat das Reichsarbeitsministerium folgende, vom Minister Dr. Brauns gezeichnete Antwort erteilt:

,, Das Reichsarbeitsministerium hat der Arbeitnehmergruppe des Bommerschen Landbundes nicht den Charakter einer Gea wertschaft" aberfannt. Es hatte vielmehr nur die Frage zu prüfen, ob die Arbeitnehmergruppe als eine Vereinigung von Arbeitnehmern im Sinne des§ 1 der Verordnung vom 23. Des zember 1918 anzusehen sei. Als Bereinigung dieser Art fönnen nach dem Gesetz nur Verbände mit forporativer Selbständigkeit und Beschränkung der Mitgliedschaft auf die Arbeitgeber- oder auf die Arbeitnehmerseite anerkannt werden. Die Arbeitnehmer. gruppe ist aber nach§ 1 ihrer Sagung ein Glied des übergeord neten Landbundes, entbehrt mithin der Selbständigkeit. Die Sagungen enthalten auch teine Bestimmungen über die Pflege der Arbeitnehmer- Berufsinteressen, wie sie sonst in derartigen Sagungen üblich sind. Den in§ 9 geregelten geldlichen Leistun gen der Arbeitnehmergruppe an die Mitglieder stehen schließ­lich unverhältnismäßig niedrige Beiträge der letzteren gegen über. Die Arbeitnehmergruppe des Pommerschen Landbundes fann daher als tarifvertragsfähige Arbeitnehmervereinigung im Sinne der genannten Verordnung nicht angesehen werden. Das Reichsarbeitsministerium hat aber stets eine beratende Mitwirkung der Gruppe beim Abschluß von Tarifverträgen in den Bezirken, in denen sie mit größeren Mitgliederzahlen vers treten ist, empfohlen."

Nach dieser Antwort brauchen also die Gelben nur ihr inniges organisatorisches Berhältnis mit dem Pommerschen  Landbund aufzugeben und eine Scheinselbständigkeit zu erwerben, um die Anerkennung als Gewerkschaft durch den Herrn Minister zu finden. Wir sind erstaunt, daß der Landarbeiter", Organ des Deutschen Landarbeiterverbandes, dazu erklärt, daß sich diese Auffassung des Ministers mit seiner eigenen Auffassung deckt. Wir sind davon überzeugt, daß die Mehrzahl der organisierten Landarbeiter sich durch dieses wohlwollende Ur teil eines Arbeitsministers nicht dazu bewegen lassen werden, eine Gemeinschaft mit den Gelben einzugehen, mögen ſie sich nun mehr oder minder offen als solche bekennen.

Die Waffenschiebungen

nölg

Wie uns mitgeteilt wird, werden in der Deutschen   Waffen- und Munitionsfabrik in Wittenau   große Mengen von Waffen, bes fonders Parabellumpistolen, hergestellt. Es ist jetzt in der Fabrit eine besondere Abteilung eingerichtet worden, bie die bereits während des Krieges angefangenen Waffenteile weiterbearbeiten und fertigstellen soll. Die D. W. F. stellt fort­gefett Fachleute ein, so daß der Anschein erwent wird, als wenn die Waffenfabrikation in vollem Umfang wieder aufgenom men werden soll.

Es tann fein Zweifel darüber bestehen, daß diese Herstellung von Waffen mit Wissen und sicher sogar im Auftrage der Be hörden vorgenommen werden. Wir fragen nun: Weiß die Regie­rung nicht, daß nach dem Friedensvertrag jede Herstellung von Waffen und Munition verboten ist? Erfennt die Regierung nicht die ungeheure Gefahr in der sie das deutsche Volt mit der fort­gefehten Durchbrechung der im Friedensvertrag übernommenen Berpflichtungen bringt? Oder werden die Waffen mit Erlaubnis der Entente angefertigt, um gegen Rußland   verwandt zu werden?

Die Deffentlichkeit hat ein Recht darauf, auf diese Fragen von der Regierung eine Antwort zu bekommen. Die Arbeiterschaft wird gut tun, nicht nur die Waffen- und Munitionstransporte zu verhindern, sondern auch die Herstellung von Waffen und Munition zu verweigern.

Riefenbrand in Triest  . Seit Tagen wütet in einem Schuppen ein Brand, ohne daß es bisher gelungen wäre, das Feuer zu löschen. Die Baumwolle, die durch langes Lagern gelitten hatte, hat fich selbst entzündet. Zur Räumung des riesigen Schuppens werde ein Zeitraum von einem Monat und Hunderte von Arbeitskräften notwendig sein. Man versucht, durch Versentung der brennenden Ballen den Feuerherd zu beschränken. Da aber dadurch Millio­nenwerte verloren gehen, hat das tschechische Konsulat gegen die Art der Bekämpfung des Brandes protestiert, da die Baumwolle für die Tschechoslowakei eingelagert ist. Der verursachte Schaden beträgt schon jeßt viele Millionen Lire.

FREI WELT

Nr. 31