von dem
unerschütterlichen Prinzip der was geht im Lockstedter Lager rum in aller Deffentlichkeit hat darlegen können, ohne daß die
vor?
Aus Lockstedt wird uns geschrieben:
fches Handeln gegen Aufstandsgelüfte gewisser Kreise zu erwarten, Allgemach hat man es ja verlernt, von der Regierung ein energi es brenne ihr denn das Dach über dem Kopfe. Unglaublich und durch nichts mehr zu übertreffen ist aber die freche Offenheit, mit welcher im Lodstedter Lager unter den Augen der Regierung ein Maske ist die landwirtschaftliche Siebelang". neues militärisches Unternehmen vorbereitet wird. Die schützende
nationalen Selbstbestimmung, auf Grund dessen sie ,, unbedingt und ohne Einschrän= fung die Unabhängigkeit und Souveränität der polnischen Republit anerkannt habe und anerkenne"( Erklärung des Rats der Bolfskommissare vom 28. Januar 1920). And selbst als die polnischen 3mperialisten den Krieg vom 3aune brachen und in die Ukraine einmarschierten, erklärte das Allrussische 3entral exekutivkomitee in feinem Manifest vom 7. Mai an die polnischen Arbeiter, Bauern und Soldaten, daß die Rote Armee nicht daran denke, das polnische Volt zu verfflanen oder ihm gewaltsam den Kommunismus aufzuzwingen". Die Sowjetregierung werde vielmehr, nach der Zertrümmerung Recht zugestehen, sein Leben nach eigenem Ermessen einzu- ländische Regiment nach langem Verhandeln mit der Rerichten. Die Erklärungen der russischen Delegierten in Lon don und das Programm der russischen Friedensdelegation in Minst sind auch nach den großen Siegen über die polnische Heeresmacht und nach der Belegung eines großen Teiles polnischen Territoriums den einmal proklamierten Zielen der russischen Friedenspolitik treu geblieben.
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Wir unterstreichen diese Tatsache nicht nur, weil sie bei den Minsker Verhandlungen und im weiteren Verlauf der Oftfrise eine entscheidende Rolle spielen wird, sondern auch weil sie für die deutsche Bolitif von eminenter Bedeutung ist. Die gesamte bürgerliche Presse Deutschlands betreibt seit einiger Zeit eine systematische Hege gegen Polen , die darauf ausgeht, die chauvinistische Stimmung gegen Polen zu fchüren und auf irgendeine Weise die gewaltsame Rüd gabe der ehemals deutschen Provinzen zu erzwingen. Diese Handlungen widersprechen nicht nur dem flaren Geist des Selbstbestimmungsrechts der Bölfer, das nicht auf dem Wene militärischer Abenteuer oder putschistischer Unternehmungen, sondern auf dem Wege der freien Abstimmung zum Ausdrud kommen muß. fie sind auch töricht und ver brecherisch, denn ihr Ergebnis ist nur die Aufpeitschung der nationalen Erbitterung auf der Gegenseite und die Her aufbeschwörung neuer internationaler Berwicklungen für das Deutsche Reich.
Gerade in Anbetracht der aus diesen Treibereien entitan denen Gefahren halten wir es für notwendig, mit aller Klar= heit auszusprechen, daß das deutsche Proletariat mit den nationalistischen Attionen in den Abstimmungsgebieten nichts gemein hat und nicht daran denkt, die Heße des deutschen Bürgertums gegen die Unabhängigkeit und Souveränität Bolens auch nur im entferntesten mitzumachen. Für uns ist die Unabhängigkeit und Souveränität des polnischen Bolies unantastbar. Wir betragten die Bereinigung ber non Bolen bewohnten ehemals preußischen Provinzen mit der polnischen Republik als die Wiedergutmachung eines geschichtlichen Unrechts, und wir möchten nur wünschen, daß die polnische Politit gegenüber den nationalen Minderheiten Bolens nicht in den Fußtapfen der preußischen Bolenpolitik wandele. In allen strittigen Gebieten jedoch, wo die Abstimmung noch immer nicht vollzogen ist und ebenso dort, 100, wie im polnischen Korridor", das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung den machtpolitischen Bestrebungen des Imperialismus zum Opfer gebracht worden ist, müßte dieses elementare Recht schleunigst zur Geltung kommen. Erst dann würden die Brandherde gelöscht werden fönnen, die sich gas überall im Often aufgetan haben und die die gesamte euro päische Politit vor gefährliche Erschütterungen stellen.
Desterreichisch- rumänischer Handelsvertrag. 3wischen Desterreich und Rumänien ist ein Handelsablommen vorläufig auf ein Jahr abgeschlossen worden. In Erläuterung des Abkommens betonte ein Regierungsvertreter gegenüber Pressevertretern das Enige genfommen ber rumänischen Regierung und verwies darauf, daß wegen des Abschlusses eines ähn= lichen Uebereinkommens mit Serbien die Berhandlungen noch schweben.
Die Herren Beranlasser
,, Adjutant!"
Herr Hauptmann?"
,, Rotieren Sie den Fall!"
..Zu Befehl, Serr Hauptmann, ich werde das Nötige verlassen."
Beim deutschen Militär gab und gibt es eine Menge Lente meist in Offiziersstellen, die davon leben, daß sie Befehle weitergeben. Sie find Durchgangsstellen für die Uebermittlung von Willenserklärungen nach unten hin. Sie veranlassen das Nötige.
Der Regimentstommandeur hat die Stirn gerunzelt, und es hat sich zwischen ihm und seinem Adjutanten ungefähr so eine Unterhaltung abgespielt, wie sie da oben aufgeschrieben ist. Der bjutant ist mit rotem Kopf zu dem zuständigen Bataillonstommandeur gelaufen und hat dem den Willen des Gewaltigen verkündet. Der Bataillonstommandeur langt langt sich seinen Adjutanten, Unterhaltung wie oben, Krach beim Kompagnie führer, Adjutant des Kompagnieführers, siehe oben, Spettafel mit dem Feldwebel, und die Sache endete meist damit, daß irgend ein brummeliger Gefreiter und zwei Mann das in Ordnung brachten, was den Alten" so erregt hatte. Leßten Endes hatte der Alte befohlen, und die drei Leute hatten gehorcht. Die Zwischenstellen hatten das nötige veranlaßt.
Dieses Deutschland von 1920 ist überschwemmt mit den Angehörigen der heimgekehrten Armee. Die wildesten Bropagandafämpfe stellungsloser Offiziere haben zwar die Zahl der militärischen Abwidlungsstellen, wo die uniformierten Nichtstuer die Steuergelder aus den Lohnabzügen der Arbeiter schneller verzehren, als ein Mensch arbeiten fann die wilde und verzweifelte Notwehr der zu entlassenden Offiziere aller Kaliber hat diese und jene Sicherheitswehr, diesen und jenen Ortsschutz geschaffen und Stellen und abermals Stellen: aber es ist doch unverkennbar, dass die glorreiche kaiserliche Armee einen großen Teil ihres Menjchenmaterials in das Zivilleben hat abgeben müssen.
Armes Zivil! Nun haben wir die Herren Beranlasser im eigenen Lager. Es ist ausgeschlossen, daß der deutsche Militärbcamteninpus( denn diese fampfbewährten Ottupations- und Etappenoffiziere hatten ja vielmehr Mehnlichkeit mit Beamten als mit Eoldaten), es ist ausgeschlossen, sage ich, daß dieses bunte Volt sich von heute auf morgen umstellt. Sie geben zusammen mit den ebenfalls verbildeten Formaljuristen eine besondere deutsche Klasse ab, eine Klasse, die nicht arbeitet, die von keinerlei Sachtenntnis getrübt ist, die nicht selbständig und produktiv schafftjondern die veranlaßt.
Wir sind nun heute glücklich so weit, daß ungefähr ein Zehntel der männlichen werttätigen Bevölkerung aufschreibt, was die übrigen neun Behntel tun. In feinem Lande werden so viele Listen geführt wie hier, in feinem Lande ist der Apparat des Lebens so vermidelt, in feinem Lande außer vielleicht der rückenmarksjowindsüchtigen Donaumonarchie wird soviel registriert, ver waltet und veranlaßt. Es ist das nicht allein das Resultat eines
aufgelöst wurde, ging das diesem Verbande angehörende 3. Kur Als am 30. Mai die 2. Marine Brigade Ehrhardt
gierung ins Lodstedter Lager, um durch Ansiedelung der bisherigen Soldaten die weiten, 18 000 Morgen großen Debländereien der deutschen Volkswirtschaft zurückzugewinnen. Ohne uns über das Siedlungswesen grundfäßlich su äußern, muß doch mit allem Nachdrud gefordert werden, daß die Gelder des Steuerzahlers feine mißbräuchliche Verwendung finden. Und solches geschieht, wenn die Leiter der sogenannten„ Ansiedlung" in aller Deffentlichkeit er: flären können: unsere Ausgabe ist es, den Staat, der unseren Forderungen geneigt ist, zu fügen, oder, wenn er nicht besteht, einen solchen Staat zu bilden! Kapp- Butsch 2. Auflage! Die te in" liegt in Händen des Hauptmann Riemiz, Graf von Leitung des„ Soldaten Siedlungs- Verbandes Hol Schwerin, Freiherr von Schleinis usw.
Ist der Regierung die Verbandstagung des Soldaten Siedlungs- Berbandes am 1. August 1920 jo ganz unbekannt geblieben? In aller Oeffentlichkeit hätte sie dort erfahren tönnen, daß ihre„ Siedler" teine Landwirte sind, sondern politilierende Soldaten, welche die Einsiedelung als notwendiges Uebel bis zum nächsten frisch- fröhlichem Losschlagen betrachten. In einem Vortrage des Hauptmann Riewiß über Politik und Siedlung" führte er aus, indem er die Folgen der bolſchewistischen Erfolge auf Deutschland ausmalte: man müsse jetzt alle Zügel auftraffen, vor allem den Draufgängermut der Mannschaften noch zurüdhalten, um feine Kräftezersplitterung und keine Gefährbung des Einzelnen eintreten zu lassen. Eine Hauptaufgabe sei es ihm gewesen, von Grund auf eine Klärung und Scheidung der Geister herbeizuführen. Dies sei gelungen, indem man Sozialdemo fraten und Demokraten restlos aus dem Berbande hrausgeschmissen habe! Die so geschaffene reine Bahn solle durá feine fremde Einmischung in das Siedlungswert" gestört werden, denn niemand tenne die eigene Biyahe", fie sei auch niemandem anzuerlernen. Aus diesem Grunde tönnte man auch Hauptmann Schmu de ( von der Regierung mit der Organisation des gesamten Sieblungs lassen, obschon dieser sich bereits etwas geireten" fühle.(!) Er wesens betraut) teinen Einfluß auf den Gang der Dinge gewinnen - Riewig- fehe folgende politische Entwidlung in Deutsch land voraus: Der Boljchewismus tommt und wird ungehindert und schnell in Dit und Mitteldeutschland Fuß fassen. Dieser Tatfache werde ebenso rajch der Abfall ganz Süddeutschsache werde ebenso rasch der Abfall ganz Süddeutsch lands, der Westlande und wahrscheinlich auch Schleswig- Hol steins folgen. Mit diesem Zeitpunkte sei der Tag des attiven Eingreifens gelommen. Erste Aufgabe sei es dann, Schleswig- Holstein zu schüzen und die Truppe zu einem Mittelpunkt des Gegenstokes zu machen, und dann nach Erreichung dieses Zieles die militärische Operation über Schleswig- Holstein hinaus ins Reich getragen werden fönnen, um dem Lande eine Regierung zu geben, die sie( die„ Grafen- Stebler") wünschten, und die ihren Wünschen und Forderungen geneigt wäre.- Oder mit den ergänzenden Worten des Grafen Schwerin: wir werden diejenigen sein, welche diese kommende Regierung in den Sattel heben werben!"
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werde
Das sind die Führer eines friedlichen" Unternehmens, für welches aus Staatsmitteln, also aus Geldern des Steuerzahlers, Millionen und Millionen ausgeworfen werden! Unfummen von Geld in einer Zeit, wo die Regierung aus dem finanziellen Kazenjammer ewig nicht herauskommt! Unglaublich ist es aber, daß Hauptmann Rie wig auf der im Juli stattgehabten
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Denfprozesses, der etwa ein solches dauernd von der Obrigkeit überwachtes Leben für notwendig hielte es ist das einfach die Folge dessen, daß ein großer Teil ber tampferprobten Militärund Baragraphenmänner teine andere Arbeit zu leisten imstande ift: als eben zu veranlassen.
Der Jurist hat für alles, was es auf der Welt gibt, den Rahmen seiner abstrakten Vorstellungen. Der Militärbeamte( der sich Offizier nennen läßt) glaubt gleichfalls, alles mit der straffen preußischen Organisation erfassen zu fönnen. Beide trennt nom praktischen Leben eine Glaswand. Sie arbeiten nicht. Sie veranlaffen.
Lustig und beschämend zugleich ist die gänzliche Hilflosigkeit dieser Brüder, wenn sie ins Ausland fommen. Das Ausland besonders der Angelsachse und der Amerikaner ist gewöhnt, ausschließlich und nur auf den positiven Enderfolg zu sehen und tümmert sich um das Zwischenstadium der Verwaltung und ber Veranlassung einen Teufel. Das begreifen unsere Beranlasser nun gar nicht. Das Reichsamt für den Wiederaufbau hat aber doch...! Der Präsident des Rüdwanderungsamts ist doch darüber benachrichtigt, daß. benachrichtigt, daß...! Beim Beauftragten für die Berteilung der Rohlen schweben doch aber Erwägungen...! Und derweilen geht die Zeit weiter, und das Ausland lacht sie aus, und unsere Beranlasser stehen da: begossen, verwundert, patriotisch bis aufs Semde und ohne jedes Verständnis für die Feinde", die in ihrer maßlosen Ungebildetheit den preußischen Instanzenzug nicht kennen. Die Herren Beranlasser tosten uns Milliarden. Sie fosten uns das einerseits durch die Dinge, die sie alle nicht tun, durch ihre Versäumnisse, ihre Zeitverluste, ihre Tintenirödeleien. Sie foften es uns andererseits durch ihre Gehälter, denn die meisten dieser Geheimräte, Assessoren, Verwaltungsmenschen, ehemaligen, Offiziere werden, wenn auch nicht fürstlich, so doch im Vergleich zu ihrer ganz unfruchtbaren Arbeiter lächerlich überbezahlt. Sie sind im Grunde überflüssig.
Bei der Reichswehr ist das augenblickliche Verhältnis der Zahl der Unteroffiziere zu der Zahl der Mannschaften mie Eins zu Drei, das heißt, auf je drei Leute tommt immer ein Unteroffizier, und auf ungefähr fünfundzwanzig Mann, einschließlich der Unteroffiziere, ein Offizier. In den Berwaltungsstellen ist das noch viel schlimmer. Die Zahl der Geheimräte, die einen einzigen Fortbildungsschuldirektor beaufsichtigen, verwalten, regieren, registrieren und das Nätige mit ihm veranlassen, gibt leiber feine indiskrete Hand der Oeffentlichkeit preis. Es wäre gut, zu wissen, wie viele es sind, die da dem produktiven Arbeiter lähmend in die Hand fallen. Wenige finds nicht.
Dann geh einmal durch die bürgerlichen Familien: in jeder, aber fast ausnahmslos in jeder, sikt ein alter und ein junger Herr, die morgens in geblähter Wichtigkeit mit der dicken Ledermappe „ aufs Amt" gehen. Ich habe mich früher immer gewundert, wenn ich hörte, dieser oder jener miz bekannte Assessor beschäftige sich plöglich mit Schulangelegenheiten oder arbeite bei der Steuer oder untersuche die Wiedergutmachungsansprüche von beschädigten Kriegsreedern. Ja, verstehen sie denn das? Jo weiß sehr wohl, daß sich ein anschlägiger Kopf überall einarbeiten kann, aber diese preußischen Gehirne und dann die Fizigkeit des Ressortwechsels? Jch Tor! Heute weiß ich, daß in allen diefen Stellen, mag es sich
Regierung Kenntnis bekommen zu haben scheint! Oder ist den nicht so?
Wir verlangen mit allem Nachbeud Klarheit und Aufklärung! 23ir fordern die unbedingte jofortige Entfernung der Leitung jenes„ Siedlungs"-Verbandes. Die Regierung, die jene gräflichen Herren dem deutschen Bolfe in den Sattel heben wollen, ist uns noch in satthamster Erinnerung. Wir danken bestens!
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Verbrecherschutz durch die Justiz
Die Brandenburger Zeitung" gibt in ihrer Freitagnummer det Inhalt eines Schreibens bekannt, das dem Blatt vom Oberreichs anwalt zugegangen ist. Das Schreiben lautet: Der Oberreichsanwalt.
3. 544 20/4.
Auf die Anzeige vom 20. April 1920 teile ich mit, daß ich das Verfahren gegen 1. Oberleutnant von Biere ch, Reiterregi ment Nr. 4, 2. Rittmeister Freihern von Mirbach. Reiter regiment Nr. 4, 3. Oberleutnant von Arnim, Reiterregiment Nr. 4. 4. Leutnant Bölterling, Reiterregiment Nr. 4, 5. Leutnant von Passow, Reiteregiment Nr. 4, 6. Gefreiten Blunt auf Grund des Gesetzes über die Gewährung von Straffreiheit, vom 1. August 1920, eingestellt habe.
Die„ Brandenburger Zeitung" hatte gegen diese Burschen Straf anzeige gestellt, weil sie während des Kapp- Butsches an den Attio nen der Kappisten hervorragenden Anteil hatten. Sie gehörten dem Detachement Potsdam an, dos am 15. März in Brandenburg einrüdie, obwohl in Brandenburg die Ordnung nicht gestört war. Gleich nach dem Einrüden hausten sie in der Stadt mie die Be balen. Unter Führung des Oberleutnants Viereds wurde u. die Druckerei von Meyerheim gestürmt und mit Handgranaten und anderen Instrumenten völlig zerstört. Bei der ganzen Attion tamen sechs Menschen, darunter eine Frau mit zwei Kindern, mms Leben.
Diese Berbrecher, die sich nicht nur des Hochverrats, sondern auch des Mordes, der Plünderung und der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben, sollen also unter das Amnestie gesetz fallen und völlig straffrei ausgehen. Der Fall steht aller dings nicht vereinzelt da. Auch in Rottbus wurde auf Geheiß des kommandierenden Garnisonältesten Major Buchrucher die Druderei unseres Parteiblattes Freier Bolts mille" völlig zerstört. Auch diese Burschen waren nachts in die unbemachte Druderei eingebrogen, um ihr Zerstörungswer zu verrichten. Das Reichswehrministerium aber hatte für dieses vandalistische Vorgehen nur eine Entschuldigung:„ Das Borgehen der Mannschaften wäre scharf, aber berechtigt." Mit einer folchen Begründung fann in Zukunft jeder Raub mord entschul bigt werden.
Die ansteckende Krankheit
Noch eine Räterepublik
Auch in Cöthen ist unter verdächtigen Begleitumständen, die auf die Beteiligung von 2odspigeln fließen läßt, im An schluß an einen Butsch die Räterepublit ausgerufen worden. Darauf hat der Staatsrat für Anhalt am Sonnabend mittag det Ausnahmezustand über Stadt und Kreis Cöthen erilärt. Als die Butschisten hörten, daß ihre Annahme, auch in Hale Leipzig und Magdeburg sei die Rätediftatur erklärt worden, fall lei, erklärte der Urheber des Butsches, Oberlehrer Dr. Bers ein früherer Oberleutnant der Reserve, den Vollzugsrat als aufgelöst. Damit hat auch die Räterepublik" in Cother ihr Ende gefunden.
Reichswehr von Dessau und Sicherheitspolizei von Salle ware natürlich bereits unierwegs.
Eisenbahnerbetriebsratswahlen in Oberschlesien . Der Abschluß der Betriebsratswahlen im Bezirk der Eisenbahndirektion Katto with hat ergeben, daß insgesamt 19 000 Eisenbahner von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht haben. Von diesen 19 000 Stimmen find im ganzen nur rund 3000 polnische Stimmen abgegeben wor
ben.
Berbot des Simpliziffimus im Rheinland . Der Simplizili mus" ist von der interalliierten Kommission erneut für das besetzte Gebiet verboten worden.
um Müllabfuhr, Bordellaufsicht oder den Gemeindekirchenrat handeln,„ verwaltet" wird. Verfügungen gehen durch, die man bestempeln muß, Unterschriften werden gemacht, Verordnungen er Taffen, um die sich meist fein Mensch fümmert- furz: es wird veranlaßt. Und weil Generationen deutscher Brillenmenschen nicht fähig find, anders zu leben als so, und eine andere Arbeit zu leisten, als diese unfruchtbare da, deshalb haben wir ein Heer und eine Serde von Veranlassern, die mich immer an ein unvergeßliches Bild aus dem Kriege erinnern:
Auf einem Hofe in Kurland stand eine Lokomobile, die sägte Solz. Und mit diesem Holz wurde sie geheizt. Das find unsere Herren Veranlasjer.
Bergeistigung der Reichswehr
Ihr wollt wissen, weshalb wir eine Reichswehr" haben? Das weiß ich selbst nicht. Die Entente wünscht es. Unsere Offiziere und Regierenden möchten noch etwas Anderes als die„ Reichs wehr" haben. Jedenfalls ist sie da. Und nun laufen 100 000 Mann auf deine Kosten im Lande herum, damit du Ruhe hälft. 100 000 Mann werden zum Lohn für zwölfjährigen Verzicht auf Arbeit gefleidet, beherbergt, verpflegt und bezahlt. 100 000 Mann sorgen nie für den kommenden Tag, fäen nicht und ernten nicht, aber du ernährst sie doch. Arbeitslosigkeit ist für sie eben so viel Ruhm wie fie für dich eine Schande ist. Man muß sich abfinden. Du mußt nicht denken, daß diese Leute nicht denken. Diese Leute schlafen, essen, trinten, lieben nicht nur Sie werden aum ausgebildet" ,, ausgebildet" du weißt aus den schauderhaftesten Zeiten dei nes Daseins, daß ein Monat genügte, um dich für den„ Heldens tob" im pernbogen reis zu machen. Aber vielleicht warst du doch flüger. Diese Leute werden gewiß 12 Jahre lang( so steht es geschrieben) um eine Kanone herumlaufen, die 365 Teile der M.- 6. herunterschnarren und sich bei Fluchtversuchen betätigen.
Zwischendurch markieren sie das eherne Fundament des Reiches. Wenn eine Stadt durch Volfsabftimmung wieder zu Deutschland urüdfehrt, zieht ein preußischer Minister ein und bringt eine Seftion Plakattieber mit, die tausend und abertausend Verfü gungen der Reichsregierung antleben, aber hinter dem Minister marschiert gleich ein Bataillon Reichswehr, die Versammelten fingen das Preußenliedman ist zu Hause.
Anderswo wird organisiert. Seit 6 Jahren ist Deutschland vom Organisationsfieber besessen. Zuerst organisierte das Reich. Jetzt organisiert jedermann der eine in 3uder, der andere in Politif. Die Reichswehr organisiert Nachrichtenbureaus, man muß seine Kriegserfahrungen verwerten. Dieser Leute hat sich ein unwiderstehlicher Hang zur geistigen Tätigkeit bemächtigt, sie verwandeln sich in Detektivs, Spitzel, Aufpasser. Wenn man den Bericht über die Verhältnisse in einer Magdeburger Reichswehrbrigade liest, staunt man über die Gewandtheit der Offiziere, welche plöglich intelligenter als ihre Feldwebel geworden zu sein scheinen. Vielleicht wird man eines Tages die Reichswehr in ein Detektivforps umformieren. Aber vielleicht erlebt man auch noch andere Neuformationen. Wer kennt die Geheimnisse der Brigaden und Divisionen? Kurt Kersten .