Der russisch - polnische Krieg

Eine Rede Trotzkis

D. Kopenhagen, 21. Auguft. Ein Moskauer Funthpruh gibt eine Rebe Trottis wieder, die dieser in Minst soeben vor den Sowjets gehalten hat und in der er trotz der gegenwärtigen Mißerfolge unverkennbare 3a­versicht zur Shan trägt: Unsere Teuppen mußten vor War ichau mit ihrem Vormarsch einhalten. Dadurch wird aber der Gang der Ereignisse in feiner Weise geändert. Die polnische Front besteht gegenwärtig aus zwei Teilen, nämlich aus einem mülitärischen und einem diplomatischen, und besigt Zwei Mittelpunkte, in Warshan und in Minst. Die Ber handlungen in Minst sind von auferordentlicher Wichtigkeit, da Fe ih unter dem Einfluß einer großen Arbeiter bewegung abspielen. Großbritannien mache gegen märtig eine Reise durch, wie es feine gleiche in der Welt­geschichte gäbe, da sich die Arbeiterschaft in den Gang der Ber­handlungen einzumischen wußte. Was die Frage des Generals Wrangel anlangt, so habe Rußland einstweilen den Vormario zulassen müssen. Aber bald werde er einen Stoß erhalten, der jeine Weiterbewegung unmöglich mache. Ueber das Schidjal und bie Zukunft der russischen Republik entscheide man nicht in der Krim , sondern an der polnischen Front."

Der Strohmann

HN. Paris, 21. August. Aus Mastau wird drahtlos gemeldet: Die Niederlage der Polen hat die französische Regierung bewogen, ihren Strohmann in Südrußland, den General Wrangel, gegen die Sowjetregie tung aufzuheben. Deshalb ist die Front des Generals Wrangel für uns von großer Bedeutung. Wir müssen mit unserem Re­jerneheer die Truppen Wrangels vernichten, ohne im geringsten die Truppen an der polnischen Front zu schwächen.

Wie die Jsmeftija" meldet, dringen 15 000 ukrainische Aufständische von Jetaterinoslaw nach Often vor und neranlassen die bolichemistischen Truppen zum Rückzug. Alle boliche= wistischen Blätter betonen die große Gefahr, die die Sowjetzegie rung laufen würde, wenn Wrangel sich mit diesen Aufständischen vereinigen fönnte.

Die Stimmung in Warschau

HN. Rotterdam, 21. August. Der Sonderberichterstatter des Nieuwe Rotterdamsche Courani" in Warschau berichtet: Im Augenblid sei die allgemeine Aut fassung die, daß Warschau nicht mehr in Gefahr schwebe. No wo Minst ist von den Bolen wiedererobert worden. Unter den zahl­zeichen Gefangenen befindet sich auch ein Kommissar der Sowjetregierung. Die wütenden Polen haben ihm die Sände gebunden und ihn mishandelt.

Obgleich feine Berichte aus Minit vorliegen, ist man in Warschau davon überzeugt, daß die militärischen Operationen auf die Berhandlungen eine Wirkung ausüben werden. Man fragt fich nur, ob die Bolichewiti den Lauf der Berhandlungen nicht noch zu verzögern trachten werden in der Hoffnung, daß sich das Kriegs­glid zu ihren Gunsten wenden könnte, sobald sie ihre Artilleric, die noch nicht völlig vorhanden ist, an die Front gezogen haben. Infolge der Siege steht die gegenwärtige polnische Regierung Biljudski- Witos- Daszynski wieder fester da. Durch die Befestigung der gegenwärtigen Regierung ist die Aktion des Konservativen Dmowsky, der von Posen aus versuchen wollte, die Regierung zu stürzen, sehr geschwächt. Im Gegensatz zu der gegenwärtigen Bolitit der polnischen Regierung, die eine unab­hängige Utraine als Bufferstaat zwischen Sowjetrußland und des demokratischen Polen will, strebt Dmowsky eine gemein­jame Grenze zwischen Bolen und Rußland an. Beide Staaten sollen ann die Ukraine und Weißrußland untereinander verteilen, ohne das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu beachten, das die gegen wärtige Regierung vertritt.

Schutz der Neutralität

Beschlüsse der Spigenorganisationen Bertreter der Spikentörperschaften der politischen Par­feien, des Allgemeinen Deutschen Gewertschafts: bundes und der Gewerkschaften des Transport wesens traten gestern zu einer Besprechung zusammen, um der Afiion der Arbeiterklasse zur Aufrechterhaltung der Neutralität größere Einheitlichkeit zu geben durch die Einjesung einer allge­mein verantwortlichen Führung. Auf der Konferenz maren auch Vertreter der K. P. D. anwesend. Vor Eintritt in die Tagesordnung tamen die Vertreter des Allgemeinen Deutschen Ge­ werkschaftsbundes auf die Angriffe zu sprechen, die unmittel­bar nach Veröffentlichung des gemeinsamen Aufrufs aller Bar teien und des Gewerkschaftsbundes zur Durchführung der Aftion von der K. P. D. gegen die übrigen beteiligten Organisationen und Persönlichkeiten gerichtet wurden. Der Bund erklärte, daß es ihm unmöglich sei, mit einer Gruppe zusammenzuarbeiten, die mährend einer gemeinsam geführten Bewegung gegen die übrigen beteiligten Gruppen den Borwurf des Berrats erhebt. Eine Stärung der Attion und eine Schwächung ihrer Wirkung müsse die Folge sein. Vertreter der G. B. D. schlossen sich den Ausführungen

bes Bertreters des Bundes an. Aber auch die Bertreter der Eisenbahnarbeiterräte des Reiches sowie des Groß­Berliner Wirtschaftsgebietes verurteilten auf das allerschärfte das Vorgehen der K. B. D. Die Gewerkschaftsvertreter machten ein weiteres Zusammengehen mit der K. P. D. ab= hängig von der Abgabe einer Erflütung per Bet Beier ber§. 3. D., Die geeignet wäre, die Garantie für eine Berhinderung ähnlicher Vorfälle in der 3ufunft zu geben. Die bgabe einer präzisen Erklärung durch die Vertreter der K. P. D.

unterblieb aber.

Die Vertreter unserer Partei mußten sich in der Ber­urieilung des Verhaltens der Kommunisten den übrigen Beteilig ten anschließen, denn es geht in der Tat nicht an, daß die Kom­ munistische Partei den Vorteil der gemeinsamen Attion aller politischen und gewerkschaftlichen Organisationen des Proletariats für sich in Anspruch nimmt und zugleich aus Gründen der partei­politischen Propaganda die anderen beteiligten Organisationen mit Schmähungen verfolgt. arbeiten mit der K. P. D. wollten unsere Vertreter Ein weiteres Zusammen= inbes nicht ablehnen. Sie brachten zum Ausdrud, es sei anzunehmen, daß die Aussprache nicht ohne Eindruck auf das zu fünftige Verhalten der Kommunistischen Partei geblieben fein werde und das ähnliche hähliche Vorgänge in der Zukunft wohl daß unterbleiben würden, auch ohne daß eine bindende Erklärung der anwesenden Kommunisten abgegeben werde.

Unsere Parteigenossen blieben mit dieser Auffassung in der Min derheit. In der Abstimmung erhielt die Auffassung der Gewerk­schaften die Mehrheit, worauf die Bertreter der Kommunisten die Sigung verließen.

Die nachfolgenden Beratungen ergaben als Resultat folgende Beschlüsse:

Es wird beschlossen, eine Kontrolliommission für das Reich einzulegen, bestehend aus folgenden Berfonen: Bertreter der U. S. P. D. : Rosenfeld ,

der S. 3. D.: Franz Krüger ,

des Allgem. Deutschen Gewerkschaftsbundes: Knoll,

Die antisemitische Bewegung, die bei Beginn des Krieges sehr start war, ist sichtbar vermindert.

Russischer Heeresbericht

SN. Mostau, 21. Auguft. Generalstabsbericht vom 20. August: In der Nähe von Plonft dauert der Kampf weiter. Südöstlich von Ciechanow haben wir den Feind zurüdgeworfen und stehen 15 Kilometer vor Cie chanow. Unsere Truppen haben Luta und Radzymin ge räumt. Der Kampf um W1o wawa und Brala dauert fort. In der Gegend von Cholm und Bartschew fonnten wir weitere Fortschritte erzielen. In der Gegend von Butsatsch nimmt der Kampf für uns einen günstigen Verlauf.

Soldau befekt

Rönigsberg i. Pr., 21. Auguft. Soldau ist heute früh durch Polen bescht worden. Ihre Patrouillen haben bereits 311omo erreicht. Der Rückzug der nördlichen Teile des russischen Nordflügels über Mlawa it in Ordnung erfolgt, jedoch scheinen noch stärkere Kavallerieabteilun gen nördlich von Ciechanow im Rüdmarsch zu sein. Nördlich von Ciechanom und westlich von Pultust nur geringe Forts fahritte des polnischen Offensivßokes. Die über nichtow vore gehende polnische erste Armee fämpfte füdmestlich von Ortrow. Das polnische Zentrum erreichte auf der ganzen Linie den Bug. Deftlich von Cholm und bei Hrubieczow verstärkten sich die bolschewistischen Angriffe. Hart östlich und nördlich von Lem berg wird gekämpft.

Die Kampflage vor Thorn

DA. Bromberg, 21. Auguft. Das polnische Festungskommando Thorn gibt folgenden Be richt über die Kampflage vor Thorn aus: Lubitsch, das vor­übergehend in der Hand der Bolschemisten war, ist von der Thorner Besagung wiedergenommen worden. Infolge der erfolgreichen Kampfhandlungen der Thorner Befagung in Richtung nach dem Often ist der östliche Teil des Thorner Kreises von den Russen nicht mehr bedroht. Die Flüchtlinge fönnen schon zurückkehren. Augenblidlich find alle Anstrengungen darauf gerichtet, den noch in der Umgegend von Schönsee befindlichen Gegner vollständig aus Bommerellen zu vertreiben. Au Romale wo wurde den Bolichemisten von der Thorner Bejagung wieder entrissen. Drei Deutsche sind bei dieser Gelegenheit erschossen worden, da sie den russischen Truppen Signale gegeben und Telephonleitungen durchschnitten hatten.

Bei Lemberg

Paris , 21. Auguft. Chicago Tribune" schreibt über die Luge auf dem polnischen Kriegsschauplatz: Es bestehe noch eine Drohung für die Polen . In Oft galizien gehe das Kavallerietorps Bubjennpann ohne Sin bernisse vor, denn die Polen hätten alle ihre Truppen aus dem Bezirt von Lemberg meggenommen. Dieses Korps hobe nur franzöfifche Flieger not fich, infolgedessen bestehe eine Im fassungsgefahr für den rechten Flügel durch die bolschewitische Kavallerie.

Der Mitarbeiter des Paris Midi" fragt: Wo ist die Rote Armee? Man könne doch nicht glauben, daß einige Freiwillige, die von französischen Truppen geführt würden, genügt haben, um diese Armee niederzufämpfen. Bevor man von der endgültigen Niederlage der Roten Armee spreche, müsse man wissen, wo sie fich befinde. Man habe allen Anlaß, zu glauben, daß die Bolen bis jegt nur vorgehobenen Elementen begegnet feien, namentlich Kavallerie, die in aller Eile auf Warschau vorgedrun gen fei. Das Gros der roten Armee müsse zurückgeblieben sein, vielleicht im Bezirke von Brest Litowst.

der Reichseisenbahner- Betriebstäte: Kliebor, des Eisenbahnerverbandes: Brunner, bes Transportarbeiterverbandes: Fromm. Für die einzelnen Orte sollen in derselben Zusammen­fegung ebenfalls solche Kommissionen eingefekt werden. Diese Reichskontrollkommission foll

1. die aluten Fälle wie am Stettiner Bahnhof Ber Iin, in Stettin und Lübeck behandeln,

2. gültige Legitimationen für die einzelnen Kommissionen erwielen,

3. allgemeine Richtlinien für fünftige Fälle festlegen. Die Plenarjigung nimmt am Dienstag ernent Stellung. In dieser Sigung wird auch die Berliner Kommission fish Yon ftituieren. Die eingefegte Reichskontrollkommission nimit ihre Arbeiten sofort auf.

Die Reichskontrollfommission hat ihre Arbeit noch gestern aufgenommen, Richtlinien für die Arbeiten der öriligen Kommissionen entworfen und sie ist dann sofort mit der Rei s regierung in Verbindung getreten. Am Montag joll bie Reiskontrollfommission mit den Bertretern der beteiligten Reichs und preußischen Ministerien beraten, um Klarheit über den Chas rafter ber auf dem Stettiner Bahnhof und in bed an gehaltenen Waffentransporte herbeizuführen.

Wir erwarten, daß die Reichsbehörden ber von den gewerkschaftlichen und politischen Arbeiters

organisationen eingelegten Kommission bas gebührende Verständnis entgegenbringen.

Die Waffenschieber

Auch die Einwohnerwehr macht mit

Auf dem Schlesischen Bahnhof sind die Eisenbahnarbeiter wieder großen Waffenschiebungen auf die Spur gekommen. Es wurden vier Gestelle angehalten, die angeblich Blech waren enthalten sollten. Der tatsächliche Inhalt waren Stahlheime. Ab­sender der Gestelle: Die Reichszentrale der Einwohnerwehr. Empfänger: Kreisrat König's bed, Landratsamt Preußisch Holland . Weiter wurden angehalten acht Kisten und vier Gestelle, die als Feuerlöschgerät deklariert waren, aber Funfergerät enthielten. Die Gegenstände waren für Stenschen bestimmt. Absender: Berliner Frachtkontor, Empfänger: Internationale Ver­fehrsanſtalt. Zwei weitere Kiften, als Handwerkzeug deklariert,

enthielten Antennen.

An diesen Schiebungen fann die Arbeiterschaft wieder erkennen. wie notwendig es ist, den Verkehr genau zu übermachen. Daß es sich bei den Sendungen zum mindesten um Schiebungen für die Konterrevolution handelt, geht zur Genüge aus der falschen Deklaratio'n hervor.

Der Tamschick- Transport

Bis zur Stunde ist über die Weiterführung des für die Sipo Königsberg bestimmten Transportes noch keine Bezein: barung zwischen dem Ministerium des Innern und den Eisen­bahnbetriebsräten getroffen worden. Das Ministerium hat den Eisenbahnern Ronzessionen bahingehend gemacht, daß außer den Ausrüftungsstüden nur leichte Munition befördert wird und daß die Geschütze, Minen und Sandgranaten hier zurückbleiben

follen. Inzwischen erheben jedoch die Eisenbahner den Einwand, daß die von ihnen festgestellte Menge von Infanteriemunition, die fich bei dem Transport befindet, erheblich größer ist, als es ursprünglich den Anschein hatte. Die Verhandlungen gehen des halb meiter.

In den Verhandlungen zwischen den Regierungsstellen und den Betriebsräten der Eisenbahn ist auch insofern eine neue Lage ein­getreten, als gestern weitere Transporte in Groß- Berlin angehal­ten werden mußten. Auf dem Bahnhof West end haben die dor­tigen Eisenbahner 15 Waggons unfertiger Munition festgehalten, da Abfender und Empfänger vorläufig nicht festgestellt find.

Neue Schiebungen für Bolen?

In seiner Morgenausgabe vom 21. August bringt der Berliner Lofalanzeiger" folgende Meldung:

,, Wie uns in später Stunde mitgeteilt wird, soll es einem Be amten der Erfassungsstelle beim Reichsschas minifterium gelungen fein, große Schiebungen von Seeresmaterial aufzudeden. So soll in Mitteldeutsch land versucht worden sein, für viele Millionen Mark Flug­zeuge nach Polen zu verschieben. Ferner soll es gelungen sein, in einer mitteldeutschen Garnisonstadt die Bezschiebung von Seeresgut im Betrage mehrerer Millionen zu unterbinden. Is Organisator dieser Schiebungen soll ein Angehöriger einer ausländischen Adelsfamilie in die Angelegenheit vermidelt sein, der unter verschiedenen Namen in Berlin auftritt.

Auch uns find Nachrichten hierüber zugegangen. Die Angaben flingen bestimmt genug, um einer gründlichen Prüfung der Angelegenheit und einer eindeutigen Unterrichtung der Deffentlichkeit durch die Regierung als Veranlassung zu bienen. Die Regierung fönnte damit den Beweis liefern, daß es ihr ernst ist mit der Neutralität. Schweigt sie, so darf sie sich nicht wundern, wenn das Gegenteil daraus gefolgert wird.

Gelbe Anmaßungen

Durch W. Z. B. läßt der Nationalverband Deutscher Gewerkschaften"( Deutscher Arbeiterbund, Deutscher Bors arbeiterbund, Bund nationaler technischer Angestellten, Deutscher Bädergefellenbund, Deutscher Konditoren- Gehilfenverband, Reichs­landarbeiterbund) eine Kundgebung verbreiten, in der er ganz handlung nicht nur von mißliebigen Arbeitern, sondern auch von entschieden gegen die neuerdings zur Gewohnheit gewordene Miz Wertsleitern bei Arbeitsstreitigkeiten protestiert.

daß sie in den Berruf einer von verbrecherischen Trieben geleiteten Es liegt nicht im Interesse der Arbeiterbewegung, heißt es da, Summe roher, erpresserischer Fänfte gerät. Die deutsche Arbeiter volkswirtschaftliche Bahnen geführt worden. Sie darf nun nicht bewegung ist zu ihrem Unglüd auf falsche politische und falsche auch noch auf moralisch verabscheuungswerte Wege geraten.

Die anständig dentende Arbeiterschaft wird sodann aufgefordert, im Interesse ber Ehre und des guten Ramens der deutschen Ar­beiterbewegung und im Intereffe einer ungestörten Produktion und der Gesundung unserer Wirtschafts- und Preisverhältnisse bei Arbeitsstreitigkeiten den ordnungsgemäßen Shlich­tungsweg und erforderlichen Falls den Weg des Appells an die öffentliche Meinung zu beschreiten, aber gegen die zu Gewalttaten aufreizenden verbrecherischen Elemente entschieden vorzugehen und zu helfen, Berbrecher an der Gesundheit und dem Leben mißliebiger Arbeiter und Werksleiter ihrer verdienten Bestrafung zuzuführen. Diese Gesellschaft also, beren bloße Eristens eine unmoralische Erscheinung ist, wagt es, die deutsche Arbeiterschaft Moral zu lehren. Sie, die Ehre und guten Namen der Arbeiterbewegung durch ihren Verrat am Klasseninteresse dauernd befleckt, besitzt die Dreiftigkeit, sich als Hüter von Ehre und gutem Namen der Ar­beiterbewegung aufzuspielen. Dieser Misch ist eine neue Be schmutzung der Arbeiterschaft. Die Arbeiterbewegung wird der Oeffentlichkeit in allgemeinen beweislosen Behauptungen denunziert als Summe toher, erpresserischer Fäuste". Die gelbe Sorde soll den Mund nicht zu weit aufreißen. Wir haben noch nicht vergessen, daß es bei allen größeren und hartnädigen Kämpfen stets die Gelben waren, die mit dem gelade nen Revolver in der Sand den ordnungsmäßigen Schlich tungsweg gegangen und zum Berbrecher an der Gesundheit und am Leben miẞlicbiger Arbeiter" geworden sind.

Agrarische Steuergrundsätze

Die B. P. N. melden aus Ludwigshafen : Die fünfte Voll­figung des Iandwirtschaftlichen Kreisausschusses bez faiz, der auch der Landwirtschaftsminister Bugelhofer beiwohnte, faßte einstimmig eine Entschließung, wonach der Kreiss ausschuß schärften Widerspruch erhebt, gegen die ungereite Art und Weise, die die Rentämter bei der Berechnung des Ertragswertes einzelner Liegenschaften für das Reichs= notopfer vorsehen. Antragsweise wurde ferner beschlossen: 1. An die Landwirte zu appellieren, daß sie den zehnprozen= tigen Steuerabzug vom Lohnabzug rüdsichtslos durchfüh­ren. 2. Das bayerische Landwirtschaftsministerium zu ersuchen, daß furzem direkt von den Arbeitgebern erhoben werden. Das betr. Gesetz dahin abgeändert wird, daß die Steuerbeträge in

Im Falle Reichsnotopfer also beklagt sich das Agrariertum gegen die ungerechte Berechnung", das heißt gegen eine ihnen. trotz aller unzulänglichkeit diefer Steuerform, unbequeme Besteue rung des Besizes. Im Falle des Steuerabzuges vom Lohn dagegen find fie energisch dafür, daß diese Maßregel rüd­fichtslos durchgeführt werde.

Verschon' mein Haus, zünd' andere an! Sie finden es empörend, wenn ihre eigene Steuerbrüdebezgerei burch ,, ungeremie Berechnung gestört wird. Die Arbeiter aber mögen zahlen. Be­reitwillight stehen sie als Arbeitgeber" zur Verfügung, die Steuers beträge der Arbeiter direkt an die Behörde zu zahlen.

Die Gerüchte über die Befegung Frankfurts

Wie vom Oberbürgermeisteramt der Stadt Frankfurt mitgeteilt wird, liegen positive Beweise für die Absicht der Franzosen , Frankfurt zu besetzen, bis zur Stunde nicht vor. Aller­bings find in unmittelbarer Nähe des Frankfurter Stadtgebietes ftarle Truppenverschiebungen und tonzentrationen feststellbar. Mehr fann im Augenblic Sonnabend mittag- über die fran zöfifchen Absichten nicht ermittelt werden.

Die Horthybanden stehlen weiter

Erregung in Wien

Mehrere Blätter melden aus Wiener Neustadt , daß gestern abend bei der Leithabrüde ein von einem ungarischen Flieger­affizier gelenftes mit schweren Riften beladenes Bastautomo Das Automobil bil von der Gendarmerie angehalten wurde. wurde nach Wiener Neustadt gebracht und der Polizei übergeben. In den Risten soll ich Flieger und Artilleriemate rial befinden. Die Erregung der Bevölkerung ist durch diesen Fall im Zusammenhang mit dem Vorfall in Brellenkirchen noch ge­steigert. Der Arbeiterzeitung" zufolge fand abends eine große Versammlung in Wiener- Neustadt statt, in der dia Bewaffnung der Arbeiterschaft gefordert wurde. Die Garnison hat verschärften Dienst.

Giolitti und Lloyd George

Rom, 21. August.

Die Zusammenkunft zwischen Giolitti und Lloyd George in Luzern wird erst morgen stattfinden. Die Besprechungen werden am Montag fortgelegt werden. Am Dienstag abend wird Giolitti wieder in Rom sein, um einem Ministerzat noch am glei chen Abend das Ergebnis diefer Luzerner Besprechungen vorzus Tegen.