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Kommunismus und Welt
revolution
Thesen des Moskaner Kongresses
Der zweite Kongreß der 3. Internationale in Moskau nahm einstimmig Thesen über die Aufgaben des Kommunismus in der Weltrevolution an. Einleitend heißt es darin, daß das Proletariat aller Länder mit bedeutender Arbeiterbewegung por entscheidenden Kämpfen stände, in der Epoche der er bittertften Bürgerkriege um die Eroberung der politi= ichen Macht. Es bedürfe dazu einer straffen Organisation, die, wenn sie schon während der Pariser Kommune 1871 vorhanden gewesen wäre, viele Irrtümer und Schwächen im damaligen Aufstande vermieden hätte. Dann heißt es, die Kommunistische Partei lei ein Teil der Arbeiterklasse und zwar der fortgeschrittenste, revolutionärste und habe keinerlei von den Interessen der gesamten Arbeiterklasse abweichende Interessen.
Die Begriffe Partei“ und„ Klasse" müßten scharf unterschieden werden. Zweifellos feien die unter dem Einfluß reaktionärer Gewerkschaften und Parteien( liberale und christliche Gewerkschaften Englands, Deutschlands usw., Scheidemann , Gom pers und Konsorten) stehenden Proletarier Teile der Arbeiterklasse, wie überhaupt unter gewissen historischen Verhältnissen ihre Durchlegung mit reaktionären Schichten möglich sei. Der Kommunismus habe die Aufgabe, sie zu sich emporzuziehen, nicht zu ihnen herabausteigen, wie das im Kriege geschehen sei, an dessen Beginn die Sozialverräter aller Länder sich für ihre Unterstützung der Bourgeoisie stets konsequent auf den entsprechenden Willen der Arbeitertlasse berufen hätten. In allen solchen Fällen sei es Aufgabe der proletarischen Partei, der Stimmung der Mehrheit der Arbeiter entgegenzutreten und nur die historischen Interessen des Proletariats zu vertreten. Wenn die russischen Menschewiti( die sogen. Detonomisten) zu Beginn des 20. Jahrhunderts den offenen politischen Kampf gegen den Zarismus verwarfen, weil die Arbeiterlasse noch nicht zum Verständnis des politischen Kampfes gelangt fei und die„ rechten" Deutschen Unabhängigen fich für ihre Halbheiten" auf den Willen der Massen beriefen: so hätten beide nicht verstanden, daß die Partei den Massen den Weg zu zeigen und voranzugehen hätte..
Die Thesen weisen dann scharf die Idee zurück, daß der Zusammenbruch der alten sozialdemokratischen" Parteien der 2. Internationale den Zusammenbruch des proletarischen Parteiwesens überhaupt bedeuten könnte und sagen, die Epoche diretten Kampfes um die Diktatur des Proletariats habe als neue Partei des Proietariats die fommunistische geboren. Aufs entschiedenste müsse die Ansicht zurückgewiesen werden, die proletarische Revolution könne sich ohne politische Partei vollziehen. Vielmehr könne das Proletariat sie ohne die Führung einer organisierten und erprobten Partei mit streng ausgeprägtem Ziel und Programm nicht durchführen. Der Klassenkampf brauche zugleich die zentrale Zusammenfassung und die gemeinsame Leitung der verschiedenartigen Formen der Biebsräte, Bildungsarbeit, Wahlen und dergl. Nur die politische Deshalb bedeute die Agitation der revolutionären Syndikalisten, Unionisten und K. A. P. D. fachlich eine Unterstützung der Bours geoisie und gegenrevolutionären Sozialdemokraten und gegenüber den Postulaten des Marrismus einen Schritt rückwärts. 3um Siege über die Bourgeoisie verhelfe nicht allein der nur der bewaffnete Aufstand, zu dessen Führung abermals die politische Partei unumgänglich notwendig sei. Nur fie auch fönne die Rolle der entschlossenen revolutionären Minderheit" spielen, von der die Syndikalisten usw. sprächen. Die kommunistische Partei sei dazu berufen und habe sich zur Revolutionie rung des Proletariats aller erdenklichen Mittel zu bedienen, auch nichtkommunistischer Art, ja, selbst solcher, die ausgesprochen reattionärer Natur seien( gelbe Berbände, christliche Verbände).
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Ueber die klassische Dreiteilung der Arbeiterbewegung in Partei, Gewerkschaften und Genossenschaften sagen die lution ersetzt worden sei burch die Teilung in Bartel, Sowjet und Produktionsverbände( Gewerkschaften), unter Führung der tommunistischen Partei als organisierter Bortrupp" des Prole tariats. Die Führerrolle der kommunistischen Partei sei auch durch die Entstehung der Sowjets als ,, historische Grundform der Dikta tur des Proletariats" feineswegs überholt. Die anfängliche Geg nerschaft der Sowjets in Rußland , Deutschland und anderen ber Agenten der Bourgeoisie sei vorüber. Die kommunistische Bargegen die Partei und ihre Unterstützung der Politik tet bürfe sich niemals irgend welchen Richtungen in den Sowjets für die jetzt auch Unabhängige und Rechtssozialisten ein Lippenbekenntnis" ablegten anpassen, sondern stets darauf hinarbeiten, ihre Führung in die Hand zu bekommen, damit die Sowjetidee nicht verdreht werden könnte.
Ländern
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3u Profeffor Richets fiebzigsten Geburtstag wird der Friedensbund der Kriegsteilnehmer am Donnerstag 8 Uhr eine Feier veranstalten in der Aula des Augusta- Gymnasiums, Cauerstraße 36, Charlottenburg . Es sprechen: Dr. phil. Berger
über das Leben und die philosophisch- literarisch- naturwissenschaft
lichen Werke des berühmten französischen Kulturhistorikers( der auch den Nobelpreis erhielt). ferner Pfarrer Bleier über Richet als Borkämpfer des Pazifismus. Außerdem werden Richets Dichtungen in der Bergerschen Umdichtung vorgetragen.
Hamation, vor.
Cine neue Sturmbühne Zukunft", die mit der von Herwarth Walden gegründeten nichts zu tun hat; stellte sich jüngst im Meisterjaal mit einer Programmerklärung, Tanz, Muft und De Man beabsichtigt ein revolutionäres profetarisches Theater" für Arbeiter, hat dafür auch Theater zu Mittagsvorstellungen bereits gewonnen, im übrigen aber außer bem guten Willen noch nichts beweisen tönnen. Bon Arbeitern war nichts zu hören und zu sehen. An sogenannten„ revolutionären Jugendexperimenten haben wir nachgerade genug Dilet
tantisches erlebt.
daß er mit dem hier von Dr. Adolf Behne in seinem Darmstädter Der„ Sturm" maler Otto Rebel legt Wert auf die Feststellung, Kunstbericht tritisierten Maler Rebel nicht identisch und künst
lerisch nicht verwandt ist.
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dem Bericht noch mitgeteilt, daß die Ausstellungsleitung des Sturm" mit ihren Künstlern feine bindenden Verträge hinsicht lich der Ausstellungen usw. abzuschließen pflegt.
Bon beteiligter Seite wird uns zu
Die Uraufführung des Films„ Sumurum" nach der bekann ten Pantomime von Ernst Lubitsch bearbeitet und mit Paul Wegener und Jenny Hasselquist in den Hauptrollen, findet mit der Musik von Viktor Solländer am 1. September im UfaPalaft am 300 ftatt.
ein Gastspiel mit seinem gesamten Tiermaterial und Artisten Im Zirkus Busch wird der bekannte Zirkus Stosch- Sarrajani personal absolvieren. In dieser Zeit wird der Zirkus Busch bei Sarrajani in Dresden zu Gaste sein und eine„ Saison der zirsen fischen Festspiele" veranstalten.
Gorkis Erinnerungen an Tolstoi , die soeben in RußlanderSchienen sind, veröffentlicht der Neue Merkur( Verlag Mün chen, Theresienstraße 12) in seinem Augustheft( 4,50 M.). Gorki gibt von Tolstoi bemerkenswerte intime Züge aus dem Verkehr mit ihm wieder, die das Bild des großen russischen Dichterapostels außerordentlich ergänzen und bereichern.
Das Kampfliederbuch der Freien sozialistischen Jugend " ist mit Noten in neuer Auflage erschienen. Es enthält u. a. auch russische revolutionäre Lieber und fostet 2.25 M. für Organifationen Preisermäßigungen vom Verlag Junge Garde, Berlin , Stralauer Straße 12,
Auch nach der Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat bleibt die tommunistische Partei nur ein Teil der Arbeitertlasse, aber derjenige, der den Sieg organisiere: seit zwei Jahrzehnten wie in Rußland und seit Jahren wie in Deutschland immer gegen die Bourgeoisie und diejenigen Sozialisten" tämpfe, die die Träger der bürgerlichen Beeinflussung des Proletariats seien. Nur ihre Geschlossenheit fönne die Schwierigkeiten überwinden, die sich der Arbeiterklasse am Tage nach dem Siege in den Weg stellten. Erst mit der völligen Vernichtung der Klasse tönne sich die kommunistische Partei vollständig in der Arbeiterklasse auflösen, dann, wenn der Kommunismus fein Kampfobjekt mehr sei und die Arbeiterklasse tommunistisch.
Am Schlusse der insgesamt 19 Thesen wird gesagt, daß die internationale Organisation des Proletariats nur dann start sein tann, wenn in allen Ländern, wo Kommunisten fämpfen, sich die in den Thesen ausgesprochenen Grundsätze befestigen. Mit jeder Gewerkschaft, jeder nicht parteimäßigen" Arbeiterorganisation, die ehrlich einen revolutionären Kampf gegen die Bourgeoisie führen, werde die kommunistische Internationale zusammenarbeiten. Dabei aber werde sie die Proletarier der ganzen Welt auf die Notwendigfeit einer straffen zentralisierten fommunistischen Bartei als Haupt- und Grundwaffe zur Befreiung der Arbeiterklasse hinweisen und zugleich auf die Notwendigkeit, daß in jedem Lande nur eine einzige einheitliche kommunistische Partei bestehen könne.
Rüstung der Reaktion
( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".) Leipzig , 24. August.
Am Sonnabend, den 14. August, wurden mehrere junge Arbeiter auf dem Bahnhof Saalfeld von dem Unteroffizier Koch , der der Reichswehr angehört, gefragt, ob sie sich nicht nach dem Baltitum anwerben lassen wollten. Sie würden 500 Mark Eintrittsgeld und für jeden Tag bis zum Abtransport 43 Mark erhalten. Wohin der Transport gehen sollte, sagte er nicht. Das Werbe= bureau, für das der Unteroffizier tätig ist, befindet sich in Saalfeld , im Hotel zum weißen Schwan. Der Leiter ist ein Offizier. Ein Werbeinferat desselben Inhalts erschien Ende Juli im Saalfelder Volksblatt" und im Kreisblatt".
Die Werbungen werden jedenfalls nicht für das Baltitum bestimmt sein, es wird sich wahrscheinlich um die Aufstellung von reattionären Organisationen auf ostelbischen Gütern handeln. Ein Fall, daß Angewerbene mit der Angabe, sie seien fürs Ausland bestimmt, in solcher Weise verschleppt worden sind, wurde ja kürzlich gemeldet.
Was aber sagt der Reichswehrminister zu solcher Betätigung eines Reichswehrunteroffiziers und was tut die Polizei gegen das Werbebureau im Hotel zum weißen Schwan zu Saalfeld ?
Gewerkschaftskommission und Betriebsräte
Gegen Herstellung und Transport von Kriegss
material
Die Plenarversammlung der Berliner Gewerkschaftskommission beschäftigte sich am Montag abend erneut mit der Betriebs rätefrage. Der Setretär Vollmerhaus gab einen aus führlichen Bericht über die Entwicklung dieser Frage, die durch die Entscheidung der Betriebsräte der Afa und der S. P. D. zu neuen Berwicklungen geführt habe. Zu dieser veränderten Situation hätten bereits der größte Teil der Berliner Gewerks schaften in ihren maßgebenden Körperschaften Stellung genommen; ein Teil der Gewerkschaften sei zu der Auffassung gekommen, daß zu der veränderten Situation erneut eine Entscheidung der Plenarversammlung der Berliner Gewerkschaftskommission herbei geführt werden müsse. Vollmerhaus betonte, daß sich der Streit hauptsächlich darum drehe, daß die Vertreter der Münz straße auf dem Standpunkt stehen, daß alle Bes triebsräte von der Zentrale erfaßt werden müßten, während die Afa- Betriebsräte ertlären, daß sie an feiner Körperschaft beteiligt sein tönnen, in welcher auch Gelbe, Deutschnationale und Sonstige Harmonieverbände mitwirken. Die Berliner Gewert schaftskommission müßte nunmehr einen vermittelnden Standpunkt einnehmen, um der Afa in der provisorischen freigewerkschaftlichen Betriebsrätezentrale den Eintritt zu erleichtern. Das jei nicht nur notwendig, um die Einheitsfront der Hand- und Kopfarbeiter herzustellen, sondern auch um in der provisorischen Zentrale ein Zusammenarbeiten auf der Grundlage der von der Gewerkschafts fommission aufgestellten Richtlinien möglich zu machen. Durch das Fernbleiben der Afa- und S. P. D.- Vertreter sei die Zu sammensetzung der provisorischen Zentrale eine derartige, daß die Gewerkschaftsvertreter feinen entscheidenden Einflus hätten. Um nun zu einer Verständigung zu kommen, müßten beide Parteien ein gewisses Entgegenkommen zeigen. Ganz be sonders müßten die Vertreter der Münzstraße darauf verzichten, alle Betriebsräte erfassen zu wollen.
Wenn dann die provisorische Zentrale auf der geplanten Grund Tage zustandegekommen ist, dann müsse es aber auch aufhören, daß die Münzstraße weiter ihre Betriebsräte marten veraus gabt. Am Schluß seiner Ausführungen ersucht Vollmerhaus die Versammlung, unter Aufrechterhaltung des am 22. Juli gefaßten Beschlusses, den Ausschuß zu beauftragen, erneut Verhandlungen mit der Afa über den Anschluß an die provisorische Zentrale zu führen. Er unterbreitete der Gewerta schaftstommission eine in diefem Sinne gehaltene Resolution.
Die Arbeitsverhältnisse im Die Arbeitsverhältnisse im Reichstag Mehrheitsbeschluß nicht befolge, so sei dies bedauerlich, nicht nur
Bom Arbeiterrat für Lohnempfänger beim Reichstag wird uns zu diesem Thema noch geschrieben:
Die in der Freiheit", Nr. 334 und 338 veröffentlichte Notiz gibt dem Arbeiterrat der Reichstagsverwaltung Veranlassung zur Klärung und Erläuterung.
Bei den Barlamenten, Reichstag und Abgeordnetenhaus, verhandelt der Arbeiterrat nicht nur mit dem Direktor, sondern ist abhängig von den weiteren Verhandlungen des Direktors mit dem Präsidenten. Dieser jedoch ist wiederum abhängig von dem Haushaltvorstand, welcher entsprechend der Stärte der Parteien zusammengesezt ist. Der Haushaltvorstand besteht aus 12 Mitgliedern des Reichstags unter Borsiz des Präsidenten. Die sozia listischen Mitglieder sind in der Minderheit. Der Arbeiterrat überreichte seine Anliegen, welche besonders auf die dauernde Beschäftigung aller Lohnempfänger, einheitliche dreißigtägige Bezahlung sowie Verbesserung der bestehenden Gnadenpensionsverhältnisse hinzielten, in ausführlichen Begründungen allen Mitgliedern des Borstandes.
Leider wird bei den Verhandlungen, gleichviel ob Beamten -, Angestellten- oder Arbeiterfragen behandelt werden, die betref= fende Vertreterschaft der Arbeitnehmer nicht hinzugezogen. In einem einzigen Falle war es dem Arbeiterrat gestattet, dieser Kommission ihre Anliegen mündlich eingehend begründen zu dür fen, nicht aber bei den Verhandlungen selbst teilzunehmen. Die Arbeitnehmer find nunmehr auf den Direktor angewiesen, welcher einschließlich eines Rechnungsrats bei den Verhandlungen zugegen ist, von dem die einzelnen Fragen den Borstandsmitglieder nach seinem Ermessen schmackhaft gemacht werden.
Die unterschiedliche Behandlung der dreißigtägigen Bezahlung ergibt sich aus dem mit dem Verbande der Gemeinde- und Staatsarbeiter eingegangenen Tarifvertrage, in welchem aus drücklich bei Zustandekommen desselben die behördlichen Vertreter sich gegen eine dreißigtägige Bezahlung verwahrten, und nur denjenigen einen Anspruch darauf zustanden, die eine solche Bezahlung bereits beziehen. Auch den alten Lohnempfängern war die dreißigtägige Bezahlung genommen, wurde aber unter Berufung auf den Tarifvertrag notgedrungen wieder gewährt. Ale nach dem 1. Januar 1919 eingestellten Lohnempfänger sind ausbrüdlich nur für vorübergehende Beschäftigung angenommen, ob wohl ein dauernd beschäftigtes, eingearbeitetes Personal eine Notwendigkeit im Dienste des Parlaments ist. Die für uns bedeutsamen Fragen fonnten im Voraus eine erfreuliche Lösung nicht erwarten, fehlten doch in dieser Sizung u. a. auch die Mitglieder linksstehender Parteien.
Ein alldeutscher Arzt
Bor Tagen ging durch die Presse eine Notiz, daß der Münchener Universitätsprofessor Medizinalrat Max von Gruber habe gelegentlich des internationalen Silfwertes für Deutschlands tuber tuloje Kinder geäußert;„ Ich halte es für unabwendbar, daß in der einen oder anderen Weise 10 bis 15 Millionen Menschen aussterben". Heute tommt uns ein Aufruf zu Gesicht, der unter der Parole: Tuber fulöse, fordert ein deutsches Davos!" dafür Stim mung zu machen versucht, in den bayrischen Alpen einen Kurort zu schaffen, der die gleichen Vorzüge des schweizerischen Davos bietet. Neben allerlei anderen, meist hochfeudalen Unterzeichnern ist auch Prof. Dr. Mar von Gruber zufinden.
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Allem Anschein nach ist die Tuberkulose für die besigenden Klassen Deutschlands eine gefährliche Seuche, denn wie könnte sonst der gemütvolle Gruber seinen Namen dazu hergeben.
Ein schwächliches Dementi
Das preußische Landwirtschaftsministerium versendet eine lange Erklärung, die die vom Berliner Tageblatt" und auch von uns teter Lager als den Tatsachen nicht entsprechend bezeich gebrachten Mitteilungen über die militärischen Umtriebe im Locknet. Dabei wird in der Erklärung an den mitgeteilten Tatsachen Organisation des Siedlungsbetriebs erzählt. hartnädig vorbeigegangen und des langen und breiten über die Dem Landwirtschaftsministerium dürfte es doch nicht entgangen sein, auf welche Puntte in unseren und des Berliner Tageblatts" Mitteilungen mit allem Nachdruck hingewiesen wurde. Die aufreizenden Aeußerungen des Hauptmanns Kiewitt sind dem Landwirtschaftsministerium zwar nicht bekannt, das hindert das Ministerium aber nicht, die gemachten Mitteilungen summarisch als nicht den Tatsachen entsprechend zu bezeichnen. Das Ministerium erklärt, daß selbstverständlich sofort eine Untersuchung der Angelegenheit eingeleitet worden ist und daß erneut Nachforschungen nach etwa versteckt gehaltenen Waffen angeordnet worden sind. Das Ministerium möge dafür Sorge tragen, daß diese Untersuchungen mit der nötigen Umsicht und Energie vorgenommen werden und sich seine Schlüße bis nach deren Ergebnis vorbehalten. halten jedenfalls an unseren Mitteilungen fest, ehe nicht der strengste Beweis ihrer Unrichtigkeit erbracht ist.
Wir
An den Bericht knüpfte sich eine lebhafte Debatte, in der die einzelnen Organisationsvertreter ihre grundutliche Stellung zum Ausdruck brachten. Ueberwiegend war die Ansicht vertreten, daß an der grundsäglichen Entscheidung, die die Plenarversammlung der Gewerkschaftstommission am 22. Juli ge faßt hat, nichts geändert werden darf. Wenn die Afa diesen weil diese Haltung gegen die gewerkschaftliche Disziplin verstoße, sondern auch die Einheitsfront der Hand- und Kopfarbeiter zerstöre. Demgegenüber legte ein Vertreter des Zentralverbandes der Angestellten nochmals eingehend den Standpunkt der Afa- Betriebsräte dar. Wenn die Vertreter der Münzstraße darauf vers zichten würden, auch die deutschnationalen und gelben Betriebs räte zu erfassen, dann sei die Afa bereit, in die provisorische Zentrale einzutreten.
Nach mehrstündiger Debatte wurde ein Antrag angenommen, der den Ausschuß der Berliner Gewerkschaftskommission beauftragt, auf der Grundlage des am 22. Juli 1920 gefaßten Beschlusses erneut Einigungsverhandlungen mit der Aja- 3en trale zu führen.
Dieser Antrag, zu dessen Gunsten Vollmerhaus seine Resolution zurückzog, wurde mit großer Mehrheit angenommen.
Ein Vertreter der Steinarbeiter gab hierauf eine furze Uebersicht über den Stand des Streits seiner Berufskollegen. Die Gewerkschaftskommission brachte zum Ausdruck, daß sie dieser Bewegung ihre volle Sympathie entgegenbringe. Im Anschluß daran beschäftigte sich die Bersammlung mit der Frage der Her= von Kriegs= des Transports stellung und material. Dazu wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der gesagt wird, daß die Organisationen dahin wirfen sollen, daß die Herstellung und der Transport von Kriegsmaterial unter allen Umständen zu verhindern fei.
Das Krupp- Grusonwerk und Escherich. Von der Friedr. Krupp A. G.- Grusonmerk in Magdeburg geht aus eine Berichtigung zu worin behauptet wird, daß das Wert teine Geldunterstützungen an die Spigelzentrale bezahlt habe. Ebenso sei unrichtig, daß Serr Dr. Lo vom Krupp- Grusonmert mit Altmann und Ziesenih in Berbindung geftanden hätten. Herr Dr. Lotz sei Direktionsassistent der Firma und nicht Direktor.
Einberufung des Reichstages. Präsident 2 oebe wird ben Reichstag zum 18. Oftober einberufen.
Berschärfte Kontrolle in bejegten Gebiet. Infolge der Butsch versuche der letzten Tage ist die Kontrolle bei den Uebergängen in das besetzte Gebiet außerordentlich verschärft worden. Jede Person wird förperlich untersucht, und zwar hauptsächlich nach Waffen und fommunistischen Zeitungen und Flugblättern. Gestern wurden auf der Rheinbrücke bei Düsseldorf acht Personen von dem belgischen Bosten verhaftet, weil sie Waffen bei sich trugen. Waffenscheine, die von den deutschen Behörden ausgestellt sind, werden von belgischen Posten nicht mehr anerkannt.
Beendigung des Hamburger Berkehrsstreits. Nachdem am Mon tag die zwischen dem Vorstand der Hochbahn und der streifenden Verkehrsangestellten abgehaltenen Bersammlungen zur vollen Einigung geführt haben, ist der Verkehrsausstand beendet. Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am Mittwoch.
Gegen den Steuerabzug. Auf der Zeche Westfalen " brach ein Streit aus zum Protest gegen den Steuerabzug und die Lebensmittelteuerung. Die befürchteten Ausschreitungen sind ausgeblieben. Die Arbeiter wählten einen Betriebsrat, der an die Beamten der Zeche ein Ultimatum richtete, ihn bis Montag vormittag anzuerkennen. Die Beamten lehnten es ab, den neuen Rat anzuerkennen.
Nückkehr der Palästina- Deutschen. Der neue Oberkommissar von Palästina Sir Herbert Samuel hat die Erlaubnis zur Rückkehr der Deutschen erteilt. Alle aus Palästina ausgewiesenen deutschen Rolonisten mit Ausnahme derjenigen, die sich Striegs- oder politische Bergehen haben zu Schulden kommen laffen, dürfen nunmehr nach dam heiligen Lande zurück.
Sigung des Vätterbundes. Das Staatsdepartement gibt befannt, daß der Präsident einen Aufruf zur ersten 3usammen funft des Völlerbundes erlassen wird. Um ein geschlossenės Auftreten zu ermöglichen, soll eine nicht öffentliche Sigung in Genf vorangehen.
Das Schicksal der deutschen Südseekolonien. Die australische Regierung hat eine Gesetzesvorlage eingebracht über die Annahme des Mandats über die ehemaligen deutschen Besitzungen im Stillen Ozean . Die Vorlage steht für diese Gebiete die Bezeichnung ,, Neu Guinea
" vor.
Kongreß der französischen Staatseisenbahner. Bei dem Kongreß der Eisenbahner der französischen Staatseisenbahnen, die gewertschaftlich organisiert sind, slegte die gemäßigte Richtung über bie extreme. Damit ist die Stellung des Gewerkschaftssekretärs Bidegaray, der vor dem letzten Streit seiner Stellung enthoben wurde, wiederum gefeftigt.
Ein widerspruchsveller Beschluß. Die sozialistische Bartei von merita hat sich durch eine Urabstimmung unter ges wissen Borbehalten für die dritte Internationale ausgesprochen. Durch eine weitere Abstimmung sprach sich die Partei jedoch gegen die Dittatur des Proletariats, wie sie in Rußland ausgeübt werde, aus,