SECLEPESS

rg

ett

get

tet,

ebe

en

erg

94"

ell

sty ety

L.

28.

Let

rg

11.

And

Einzelpreis 30 Pfg. 3. Jahrgang Mittwoch, den 25. August 1920

Die Freiheit erscheint morgens und nachmittags, Sonntags und Montags nur einmal. Der Bezugspreis beträgt bei freter Zustellung ins Haus für Groß- Berlin 10,-. im voraus zahlbar, von der Spedition felbft abgeholt 8,50 M. Für Bost bezug nehmen fämtliche Bostanstalten Bestellungen entgegen. Unter Streifband bezogen für Deutschle nd und Defterreich 16,60 m., für das übrige Ausland 21,50 9. uzüglich Baluta- Aufschlag, per Brief für Deutschland und Desterreich 30,-. Redaktion, Expedition und Verlag: Berlin 2, Breite Straße 8-9.

Nummer 348

Morgen- Ausgabe

Die achtgespaltene Nonpareillezelle oder deren Raum kostet 5,- M. einschließlich Teuerungszuschlag, Kleine Anzeigen; Das fettgebruckte Wort 2, M., jebes weitere Wort 1,50 M., einschließlich Teuerungszufchlag. Laufende Anzeigen laut Tarif Familien Anzeigen und Stellen- Gesuche 3,20. netto pro Beile. Stellen Gesuche in Wort- Anzeigen: bas fettgedruckte Wort 1,50 9., jedes weitere Wort 1,-. Sernsprecher: Bentrum 2030, 2645, 4516 4603, 4635, 4648, 4021.

Freiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Russische Friedensbereitschaft

Neue Friedensbedingungen

London , 24. August.

Der Korrespondent des Daily Chronicle" in Warschau meldet, daß die russischen Delegierten in Minst mit Rücksicht auf die Erfolge der Polen gemäßigtere Friedensbedingungen stellen,

und

Gegen die Neutralität Danzigs Luzern, 23. August.( Reuter.) Amtliches Communique. Lloyd George Giolitti haben der französischen Regierung eine ge= meinsame Aktion der Alliierten vorgeschlagen, bie den 3wed hat, Polen die vollen aus dem Vertrage von Bersailles sich ergebenden Rechte betreffend den freien Ge­brauch und die unbeschränkte Benutzung des Hafens von Danzig und seiner Verbindungslinien zu sichern.

Polnische Siegesmeldungen

Königsberg , 24. Auguft( Lagerbericht). Der polnische Nordflügel brängt ben zurückgehenden Resten der vierten bolsjewistischen Armee scharf in der Richtung auf Kolno wistischen 15. Armee gestern Lomsha erreicht und befindet sich Gegend von Brest - Listomst und Cholm vergebliche Gegenangriffe im Vormarsch vor Bialystok in nördlicher Richtung. In der

Der Bolichewiften.

Auch in Galizien haben die polnischen Truppen ben Bor­marsch aufgenommen und ben Bug nördlich und östlich von Leme berg überschritten. Der Uebertritt bolichemistischer Truppen über die deutsche Grenze hält an.

Kopenhagen , 24. Auguft.

Rach einem Telegramm aus Warschau meldet der polnische

Seeresbericht:

Nordfront: Unser erstes Seer hat endgültig die feindlichen Divisionen vernichtet, die den Rückzug der Bolschewisten dedten. leht und die legten Rüdzugslinien für die panitartig flüchtenden feindlichen Truppen abgeschnitten. Dadurch wurde das Gros ber vierten Sowjetarmee und das ganze dritte russische Kavallerie forps eingeschlossen. Die ungeheure Beute an Gefangenen und Material, bie von Stunde zu Stunde wächst, tann noch nicht ge= pählt

lo entscheidend, daß 3. B. allein unsere 18. Infanterie- Division am 21. August über 5000 Gefangene machte und 16 Geſchüße, 135 Ma­chinengewehre und eine Menge Train erbeutete. Gleichzeitig gehen unsere Truppen von Bommern längs der deutschen Grenze yor. Sie haben Soldau besetzt und dadurch die Bolschewisten von Norden her abgesperrt.

Sentralfront: Unter der persönlichen Führung des Ober­befehlshabers Bilfubsti jesten unjere Deere, den Vormarsch gegen Norden fort. Die Linie 3 am brow- Mazowind it überschritten, ebenso der Narew - Fluß südlich von Bialystok Nordwestlich von Wysokolitemst stieß unsere vierte Reiterbrigade auf

lagen von Gefangenen dazu bestimmt waren, Warschau zu bom barbieren. Sie erbeutete fämtliche 22 schweren Geschütze und 100 fangenen Befehl des Befehlshabers der 21. bolichewistischen Divi fion geht hervor, daß die Bolschewisten ihren Train in Brand Steden und die Pferde dazu benußen, die Flucht der Infanterie au beschleunigen.

Südfront: Die allgemeine Unsicherheit Ursache Git großen Riederlage, fie macht herheit het bolichemischen Gildfront geltend, einbliche Abteilungen, die bisher in der ungen von Lemberg operierten, befinden fich in vollem Rudaug uns berben von unseren Truppen scharf verfolgt. Wir nähern uns der Buglinie. Der Feind hat sich ebenfalls von Stry zurütd­

gezogen.

DA. London, 24. Auguft.

Daily Telegraph " melbet aus Gülbrußland, daß die bolichemisti­schen Truppen auf der Linie Berdianst- Alexandrowsk gegen den General Wrangel vorgehen. Es ist ihnen gelungen, diejenigen Truppen des Generals Wrangel, welche den Dnjepr überschritten

haben, zum Rückzug zu zwingen.

DA. Mostau, 24. Auguft.

der Bevölkerung sind eingesetzt, um die Massen der Uebergetrete­nen zu entwaffnen, zu internieren und zu bewachen, als Internie­rungslager dient bis zum Abtransport das Lager Arys.

Besondere Zwischenfälle haben sich bis jetzt nicht ereignet. Die 3ahl der übergetretenen Bolschewisten hat sich weiter erhöht, so daß bis jetzt im ganzen etwa 24000 die Grenze überschritten haben,

Französische Genugtuung

Paris , 24. Auguft.

Die englische Botschaft hat dem Minister des Aeußern den amt­lichen Text der Mitteilung über die Zusammenkunft Lloyd Georges und Giolittis in Luzern bekannt gegeben. Dar­aufhin übergab der Minister des Aeußern der englischen Botschaft folgende Note: Die französische Regierung dankt der englischen und der italienischen Regierung für die gemachte Mitteilung. Sie freut sich feststellen zu können, daß in den gepflogenen Unterhand­Jungen nichts enthalten ist, was nicht übereinstimme mit den Prinzipien, die fie stets befolgt habe.

Bern , 24. Auguft.

Wie die Schweizerische Depeschenagentur erfährt, wurde das gestern in Luzern ausgegebene Communique auch noch Mostau gefunft.

An die deutsche Arbeiterschaft

Am 7. Auguft haben die Arbeiterorganisationen die deutsche Arbeiterschaft aufgerufen, zur Sicherung trenger Neu­tralität und zur Bekämpfung ber Routerrevo= Intion alle Waffen- und Munitionstransporte zu fontrollieren. Diese Kontrolle mus nach wie vor aufs Strengste Durchgeführt werden, umjomehr, als jest sogar aus Deutschland über Holland

Waffen und Munition nach Polen

zu transportieren versucht wird. Die Organisationen haben die unterzeichnete Kommission zur Erledigung der sich hieraus era gebenden Fragen eingefeßt.

Die von uns mit der Regierung über die Kontrolle der Transs porte geführten Verhandlungen haben ergeben, daß volle Eins

mütigkeit in dem Willen besteht, alle neutralitätswidri­gen und für ungefegliche 3wede( Orgesch, Einwoh nerwehren usw.) bestimmten Transporte zu ver hindern.

Auf Grund der vom Entwaffnungskommiffar zu erlassenden Be timmungen, werden die Arbeiterorganisationen fchleunight Kontrollinstanzen schaffen, die die Gewähr für den Trans port nur zuläßiger Sendungen bieten sollen.

Bis zu dieser Regelung Find alle verdächtigen Transporte anzuhalten.

Eine Ausnahme bilden nur alle auf Grund des Friebens­pertrages erfolgenden Transporte der Chtente, die nachweis lich für die Besagungstruppen bestimmt und als solche tenntlich gemacht sind.

Können Zweifel an der Zulässigkeit des Transports durch die am Drte zuständigen Behörden nicht behoben werben, so hat bie örtliche Kontrollfommission den Beschwerdefall der unterzeichneten Reichskommission zu Sänden des Genoßen Graßmann,

Allgemeiner deutscher Gewerkschaftsbund, Berlin , Engeläufer 15, zu melden, die für schleunigste Erledigung des Falles Sorge zu tragen hat. Für den Allgemeinen beutschen Gewerkschaftsbund: Grahmann.

Für die S. B. D.: Krüger.

Für die U. S. B. D.: Rosenfeld . Für den Deutschen Eisenbahnarbeiterverband: Brunner. Für den Deutschen Transportarbeiterverhand: Benber. Für den Hauptbetriebsrat der Eisenbahn: Klibor.

Verblendung

Die europäische Krise ist in ein neues Stadium eingetreten. Die Beschlüsse, die Lloyd George und Giolitti in Luzern angenommen haben, bedeuten eine glatte Kapitu­lation Englands und Italiens vor der Politit Milles rands und Fochs, die gegenüber den mäßigenden Bestre­bungen der englischen Diplomatie an der militärischen Unter­stügung Bolens gegen Rußland festgehalten und alle Frie­bensbestrebungen sabotiert haben. Nun verleiht ihnen der militärische Erfolg der polnischen Armee gegen die zurüd­weichende rote Armee das Aureol des Siegers, und schon beeilen sich Lloyd George und Giolitti, ihnen ihre Reverenz zu erweisen und die militärische Aktion General Wey­gands, des französischen Führers der polnischen Armee, durch eine ultimative Note an Moskau zu unterstützen.

Wir wiesen schon gestern darauf hin, daß die Begründung dieses Schrittes Lloyd Georges und Giolittis an den Haaren herbeigezogen sei, denn in den russischen Friedensbedingun= gen, wie fie vom Leiter der Friedensdelegation, Dani­fchewsti, als Grundlage für die Verhandlungen for­muliert worden sind, ist nichts enthalten, was den jeht gegen die Sowjetregierung erhobenen Vorwurf der Wortbrüchig­feit und Hinterhältigkeit begründen fönnte. Und es widers spricht den Tatsachen, wenn nun behauptet wird, die russi­fchen Forderungen bedeutet ein Attentat auf die nationale Unabhängigkeit Polens . Diese Entdedung ist erst gemacht worden, nach dem die polnischen Truppen die Sowjet­armeen von Warschau abgedrängt und vorläufig in die De fensive versetzt haben. Bisher mußte selbst die englische und französische Presse anerkennen, daß die Erklärungen Kame news, die im wesentlichsten Teil mit dem Programm der Friedensdelegation in Minst übereinstimmen, für die Polen recht günstig seien, und auch Lloyd George fah sich noch vor furzem veranlaßt, im Gegensatz zu Millerand, den Bolen die Annahme des russischen Friedensvorschlages zu empfehlen. Nun ist mit einem Schlage alles anders geworden, und an die Stelle realpolitischer Erwägungen, die auf den Abschluß. des Friedens hindrängten, sind jetzt moralische Salbadereien getreten, deren Aufgabe es ist, die plögliche Schwenkung der englischen Politif zu verhüllen und eine gemeinsame diplo­matische und militärische Rückenstärkung Polens vorzuberei­ten. Diese Haltung Lloyd Georges ist umso verwerflicher, als fie in fraffem Widerspruch steht mit seinen Beteuerungen, er strebe lediglich die Herstellung eines gerechten Friedens im Often an. Wie die Dinge sich jetzt gestaltet haben, liegt das Friedenshindernis nicht bei Rußland , sondern bei Polen . Während die Ruffen nach wie vor an ihren wiederholt proklamierten Grundsägen der Unabhängigkeit und Souveränität Polens festhalten und bereit sind, über die Modalitäten der militärischen Sicherung ihrer Grenzen zu verhandeln, proklamieren die Polen bereits ihre alten Er­oberungsziele und geben sich, von ihren Erfolgen berauscht, ihrem alten Größenwahn hin. Die Aktion Lloyd Georges und Giolittis bedeutet deshalb keine Förderung bes Friedens, sie ist vielmehr geeignet, die uferlosen mili­tärischen Pläne der Polen und ihrer franzöfifchen Berater zu unterstützen, und dies um so mehr, als gleichzeitig von Lloyd George und Giolitti eine gemeinsame Aktion der Ver­bündeten vorgeschlagen wird, um Polen die unbe­schränkte Benugung des Danziger Safens und seiner Berbindungslinien zu sichern.

Unter den Ursachen, die die plötzliche Schwenkung der eng lischen Politit hervorgerufen haben, verdient neben dem Be­streben, die in den letzten Wochen eingetretene englisch- fran zösische Spannung aus der Welt zu schaffen, auch die Entwid­lung der Operationen in Südrußland besondere Erwähnung. Mag den neuesten Meldungen hat hier General Wrangel Nach nach Westen zu den Dnjestr und nach Osten zu den Don überschritten und die Eisenbahnverbindung Rußlands mit bem westlichen Kaukasus unterbunden. Gelingt es ihm, die Wolga zu erreichen, und die große direkte Verbindung von Moskau nach dem Raukasus und Versien in die Hand zu be tommen, so schneidet er Sowjetrußland von den Naphtaquel­len in Batu ab und unterbindet ben direkten Verkehr zwi­schen Sowjetrußland und den vorderastatischen Ländern.

Die Ueberwachung der Transporte Diese Tatsache würde nicht nur eine außerordentliche wirt­

Die" Jsweftia" zum polnischen Vormarsch Die Jswestia" schreibt: Der Vormarsch auf Warschan wurde Am gestrigen Dienstag fand nochmals eine& onferenz von Mitgliedern des Gewerkschaftsbundes der U. S. P. D. , S. P. D., von uns vorläufig aufgegeben. Die Linie Lotow- Rabzimin murde geräumt, die nördliche Linie wird gehalten. Gleichreitia gehen die des Deutschen Eisenbahnerverbanbes, des Transportarbeiterverban Minster Verhandlungen nur sehr langsam weiter. Dies alles be des und der Eisenbahnerbetriebsräte im Reichstag statt, in der Ge­weist, daß wir unsere Kräfte und unsere Aufmerksamkeit night noffe Rosenfeld über die jetzigen Verhandlungen mit ber Re­gierung referierte. Im Anschluß daran gab der Polizeipräsident neuerdings zu genügend gefamme It haben und daß wir unsere Tatkraftübbering aus Königsberg Erklärung ab, daß über Deffen nos anstrengen müſſen, um den polnischen Abel zu schlagen. Waffentransport nach Rouberg bie Grung armiert worden Königsberg unrichtig

Deſſen Vormarsch muß zum Stillstand gebracht werden, sonst gehen die Errungenschaften unserer Kämpfe zugrunde. Wir müssen jo gleich daran arbeiten, denn unsere politische Lage zum Imperialis­mus der Entente hängt davon ab, Wir werden deshalb unsere Kräfte nicht schonen und neue Erfolge erringen. Noch wich­tiger ist die füd russische Front, ba durch den Vormarsch Wrangels unsere wirtschaftliche Lage, wenn auch nur zeitweilig. verschlechtert werden könnte."

Der Schutz der Oftgrenze Amtlich wird mitgeteilt: Alle Maßnahmen zum Schuke der Grenze find getroffen. Die oftpreußliche Reichswehr, bie Sicher heitspolizei, aufgebotener Selbstschus und freiwillige Helfer aus

fei. Er selbst benötige weber der Geschuhe noch ber Sandgranaten, vielmehr bebürfe er uur ber Ge­mehrmunition und ber Ausrüstungsgegenstände. Lübbering gab weiter bte interessante Grtlärung ab, daß er sofort mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Regefch in Königsberg vorgehen und die Entwaffnung schon jetzt mit allen Mitteln durchlesen werde. Die Konferenz beschloß, fofort einen Auf­ruf an alle Eisenbahner zu erlaffen, in der zur Bildung von ört­lichen Neberwachungsausschüffen aufgefordert wird. Den Aufruf bringen wir an anderer Stelle zum brud. Auch der Reichsansschuß( Bentralinstans) foll feine Tätigkeit auf nehmen, um zwischen der Regierung und den Ortsausschiffen die Verhandlungen führen zu können.

schaftliche und politische Schädigung Sowjetrußland bedeu­ten, fie würde auch gleichzeitig England Don einem Teil seiner orientalischen Sorgen befreien, ein Umstand, der zweifellos die jchige Saltung Llod Georges mit beeinflußt hat, dessen vermittelnde Saltung in den legten Wochen zu einem nicht geringen Teil durch die aktive Orient politit der Sowjetregierung hervorgerufen war.

So zeigt die plötzliche Aenderung in der Haltung der euro­ päischen Regierungen das typische Bild jener Chamäleons politit, die ihre Farbe je nach der strategischen Lage ändert und ihre Grundsäße" dem erstbesten siegreichen General opfert. Wie maßpoll und vernünftig war man auf einmal in London geworden, als die polnischen Armeen geschlagen und die roten Armeen in stürmischem Bordringen waren. Und wie prinzipienfeft" ist man plöblich geworden, nachdem General Mengand und General Wrangel als neue Sterne am Simmel der Ententepolitit aufgeleuchtet find.

Diese Politit der Bergötterung des Militarismus ift night nur typisch fitr die kapitalistischen Regierungen überhaupt,