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Nr. 350
Gewerkschaftliches
Einigung zwischen Hand- und Kopfarbeitern im Speditionsgewerbe
Die am Montag, den 23. August 1920 in Bökers Festsälen Weberstraße 1, tagende gemeinsame Funktionärversammlung der 200 Funktionären besucht war, beschäftigte sich eingehend mit der Zusammenarbeit zwischen Hand- und Kopfarbeitern. Nachdem bie Vorgänge, welche zur Auflösung des Aktionsausiouſſes seitens der Bollversammlung der Rolltutscher und Bodenarbeiter geführt haben, eingehend besprochen worden waren, wurde gegen brei Stimmen folgende Entschließung gefaßt:
Die von den Kopf- und Handarbeitern der Speditionsbranche in Berlin besuchte Funktionärversammlung beschließt, den Attionsausschuß weiter bestehen zu lassen. Es bleibt den Funktionären des Transportarbeiter- Verbandes überlassen ihrer Vollversammlung die Gründe über die parlamentarisch unmögliche Auflösung des Aktionsausschusses flarzulegen. Die Funktionäre erbliden in einer gemeinsamen Arbeit die einzige Möglichkeit, unsere proletarischen Wünsche und wirtschaftlichen Rechte wahrzunehmen und beschließen in verstärkter Ueberzeugung das Fortbestehen des seiner Zeit gegründeten Aktionsausschusses."
Durch diesen Beschluß ist die Kampffront der Arbeitnehmer gegenüber dem Kapitalismus unwesentlich verstärkt worden und wird die gemeinsame Arbeit beider Gruppen von Arbeitnehmern zeigen, daß dieser Zusammenschluß einen Fortschritt auf dem Wege der Einigung des Proletariats bedeutet.
Krise in der Gesundheitsindustrie Nachdem die Verhandlungen des Arbeitgeberverbandes im Rohrlegergewerbe, ber Bentralheizungsindustrie und der Innung der Gas- und Wasserfachmänner in Berlin mit den Arbeitern Ichon eine geraume Zeit nicht vorwärts gehen, muß fonstatiert werden, daß nun auch die Angestellten die Leidtragenden des rüdständigen Verhaltens der Arbeitgeber werden sollen. Der alte Tarifvertrag mit diesen Angestellten ist am 30. Juni abgelaufen. Da hinauszögerten, versuchten die Angestellten vergeblich, im Wege des gütlichen Ausgleiches ein Zugeständnis der Arbeitgeber zu erreichen. Die beantragte Erhöhung um 130 Prozent auf die im alten an fich schon unzulänglichen Tarif gewährten Gehälter ist rundweg abgelehnt worden. Ein Zugeständnis von sirka 70 Progent, welches für Monat Juli gewährt werden sollte, mußten von Seiten der Angestellten angesichts der wirtschaftlichen Verhältnisse und der bisher gezahlten Hungerlöhne als vollständig ungenügend bezeichnet werden.
Cine heute vor dem Schlichtungsausschuß Groß- Berlin angesezte Verhandlung verfiel aus formellen Gründen der Bertagung. Aber bas Schönste ist, daß die Arbeitgeber durch ihren Herrn Direktor Dietrich am Schluß der Verhandlungen auf das Drängen der Arbeitnehmer auf schnelle Anberaumung eines neuen Termins erflären ließen, daß diese Eile gar feinen Zwed ein günstiges Urteil fällen würde, so würden sie es doch nicht anerkennen.
Das ist eine flare Kampfansage der Unternehmer, aus welcher bie Angestellten hoffentlich ihre Schlüsse ziehen werden. Wenn das Bublifum, welches im glücklichen Besitz einer Zentralheizung seiner Wohnungen ist, in diesem Winter durch eine evtl. Lahmlegung ber Betriebe noch länger wie gewöhnlich auf eine warme Wohnung warten muß, so weiß es jezt, bei wem es sich zu bedanken hat. Dieser Grund fann natürlich allein nicht stichhaltig sein, um die Angestellten zu veranlassen, mit aller Energie gegen diese Auffassung des Arbeitsfriedens" vorzugehen. Am Mittwoch nächster Woche findet eine allgemeine Versammlung sämtlicher Angestellten der Industrie statt, um hierzu Stellung zu nehmen. Inzwischen wird es Aufgabe der Organisationen sein, eine enge FühTungnahme mit der Arbeiterschaft herzustellen, um ein gemeinschaftliches Vorgehen zu ermöglichen.
Achtung, Buchbinderverband!
Die vierteljährliche Generalversammlung findet am 21. September statt. Anträge der Mitglieder zu derselben sind bis zum 6. September bei der Verwaltung, Engelufer 15, einzureichen. Nähere Bekanntmachungen über Ort und Tageszeit erfolgen Die Ortsverwaltung.
Später.
Generalversammlung der Brauereiarbeiter. In der am Diens tag fortgesezten Generalversammlung wurden, nachdem der Be richt über die Kassengebarung zur Kenntnis genommen war, eine große Reihe von Anträgen beraten, die sich hauptsächlich mit der Arbeitslosenfrage befassen. Einige dieser Anträge wurden ange= nommen. Da fie jedoch den etwa zehn Gewerkschaften unterbreitet
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Die schwere Stunde
Roman
DOR
Victor Panin
Ich wähle einen Passanten aus, der breite Schultern hat und einen noch verhältnismäßig wenig abgetragenen Mantel trägt, und verfolge ihn von weitem. Ja beschleunige bald meinen Schritt, um ihn einzuholen, um mich in eine Reihe mit ihm zu stellen, bald fühle ich eine Schwäche in den Beinen, bleibe zurüd, und dann wird die Entfernung zwischen uns wieder größer. Ich bereite mir sogar im Sinne die Worte vor, die ich ihm sagen werde:
Um Christi Willen, geben Sie mir etwas, mein Herr, mein Junge stirbt, Wowotschka stirbt!".
ich
Ich mache die letzte Anstrengung, um mich zu nähern, glaube nur einen Schritt von ihm entfernt zu sein,... als ich fühle, daß es mir vor den Augen dunkeit, daß mir der Atem stockt, daß ich nach Luft ringen muß, daß ich eritide, und um nicht hinzufallen, setze ich mich auf einen Vorsprung des Trottoirs.
"
Und plöglich nach langen Tagen der Qual stürzen aus meinen Augen ganze Ströme von Tränen, trunken schwankt mein ganzer Körper hin und her, und meiner zusammengepreßten Kehle entfahren abgerissene, unartikulierte Laute. Ji... der Aermste, wie hat es ihn mitgenommen. höre ich die greisenhafte Stimme eines alten Frauchens, das sich über mich gebeugt hat. Es hat sich um mich eine Menschenmenge versammelt, es wird gesprochen, gestritten, aber niemand hat den Mut und die Kraft, zu mir zu treten, mich zu trösten.
Die Tränen verschleiern meine Augen und frieren, indem fie niederfallen, auf meinen Schnurrbart und auf meinen Bart. Ich sehe, wie die Menge vor mir zu hüpfen scheint, bald sich entfernend, bald sich nähernd....
" Ist sie es?" denke ich, und blide, wie erwachend, unverwandt in eine Richtung, ja, sie ist es, Mascha, meine gewesene Frau!"
Sie steht ein wenig abseits, preßt mit beiden Sänden die Schläfen, und in ihren Augen sehe ich Tränen. In diesem Augenblide ist mir alles gleichgültig, ich vergesse unser frü
Beilage zur„ Freiheit"
werden müssen, die im Brauereigewerbe mitbeteiligt sind, fönnen die Beschlüsse nicht als endgültig betrachtet werden. Die Schwerfälligkeit dieser fombinierten Arbeit schreit nach dem Industrieverband. Wann endlich wird man lernen, das Interesse einzelner Gewerkschaften unter das Interesse der Gesamtbewegung zu stellen? Die Firma Hermann Meyer u. Co., Weine und Spirituosen, zahlt den 500 Filialleiterinnen bei ihren sechs Tochtergesellschaften Gehälter, die vollkommen ungenügend find. Im Frühjahr wurde mit dieser Firma und anderen gleichartigen wiederholt wegen Aufbesserung verhandelt und im Juli endlich eine Vereinbarung getroffen. Die Bertriebsgesellschaften weigern sich aber nach wie vor, ihren Filialleiterinnen neben 3 Prozent Provision, 140 bzw. 165 Mt. Monatslohn zu zahlen. Dieses Verhalten zeugt von dem sozialen Empfinden dieser Gesellschaften und verdient, niedriger gehängt zu werden.
Geschoß- Fabrit Spandau . Sonntag vormittag von 9 bis 12 Uhr Auskunft über Auszahlung im Lotal Berlin , Triftstraße 45.
Groß- Berlin
An unsere Leser!
Gegenüber den von gegnerischer Seite ausgestreuten Gerüchten, daß der Abonnementspreis der Freiheit" ab September auf 12,50 Mt. erhöht würde, stellen wir fest, daß das Abonnement auch im September 10 Mt. beträgt. Berlagsgenossenschaft„ Freiheit".
Arbeiter- Bildungsschule USPD . Verbands- Bildungskommission Berlin- Brandenburg.
Am Sonnabend, den 28. August, abends 6 Uhr, findet im Bechsteinsaal, in der Linkstraße, eine Konferenz statt. Tagesordnung: Vortrag des Genossen Kestenberg über„ Die tünst lerischen Aufgaben der Bildungskommissionen". 2. AusSprache.
Die Konferenz wird eingeleitet durch eine Goethefeier unter Mitwirkung von Frau Tilla Durieux und Frau Jda Hart zur Nieden. Sämtliche Mitglieder aller Bildungskommissionen find eingeladen. Wir bitten recht pünktlich zu erscheinen, da nach Beginn der Goethefeier die Türen geschlossen werden.
Die Folgen der Fleischfreigabe
Der andauernde schwere Mangel an Frischfleisch, der geradezu einer Katastrophe zutreibt, hat den Magistrat veranlaßt, sich mit einer dringenden Vorstellung an den Reichsernährungsminister und den Reichskanzler zu wenden, in der es heißt:
,, Da auch der diesmalige Vichmartt fast gänzlich unbeschickt ist, muß die Frischfleischbelieferung in dieser Woche ausfallen. Ent gegen dem Beschluß der Reichstagstommission, dessen Vorausegungen bisher nicht entfernt erfüllt sind, wird tatsächlich die Fleisch bewirtschaftung durch Obstruktion aufge hoben. Wir müssen dringlichst zur Erwägung stellen, ob geduldet werden darf, daß der Beschluß derart durchkreuzt wird.
Wenn die Viehhandelsverbände jetzt mit der Lieferung zurüdhalten, so geben sie deutlich zu erkennen, daß sie bei Freigabe des Handels auf start erhöhte Preise rechnen. Es drohen uns also Fleischmangel und wesentlich erhöhte Preise auf fast allen Nahrungsmittelgebieten, mithin statt des allseitig erstrebten Abbaues der Preise eine weitere große Teuerung."
Die Zwangsbewirtschaftung von Fleisch ist noch nicht völlig aufgehoben und schon machen fich die Folgen bemerkbar. Ist erst die völlige Freigabe da, dann werden die Gegner der Zwangswirtschaft, die es leider auch noch unter den Berbrauchern gibt, noch ihr blaues Wunder erleben.
Auf welche Art das Fleisch verteuert wird, zeigt uns übrigens auch eine Zuschrift, die dem„ Vorwärts" zugegangen ist. Es heißt darin:
Die 31 Kommissionäre des Zentralviehhofes besoldeten ihre Angestellten in wenig ausreichender Weise. Um ihnen ein höheres Gehalt gewähren zu können, setzten sie es durch, statt der bisher bewilligten, dann 1, dann 1½ Prozent Provision vom Umjaz im Viehauftrieb, vom 1. März d. J. ab 2 Prozent Provision für ihre Mühewaltung, die eigentlich aus nichts bestand, vom Magistrat bewilligt zu erhalten, so daß nun in der Zeit vom 1. März 1920 bis 31. Juli 1920 bei einem Gesamtauftrieb von zirka 20 237 Rindern, 24 928 Schweinen, 20 810 Kälbern, 9200 Sammeln im Gesamtbetrage von zirka 94 921 000 m. ihnen eine Provision von 2955 000. zufloß, das macht für die Firma monatlich zirka 23 500 M. aus. Hiervon besoldeten die Herren ihre Angestellten, bezahlten ihre Bureaumiete und andere kleine Ausgaben, welches insgesamt mit 5000 M. zu veranschlagen ist. Es blieb ihnen demnach ein Reingewinn von 18 500 M. im Monat, d. h. in 5 Monaten 92 500 m., ein sehr schönes Einkommen auf Kosten der Konsumenten, ohne daß die Herren Kommissionäre irgendein Risito haben. Die Arbeit, die sie dafür durch ihre An
heres, zielloses Leben, ich vergesse unsere Streitigkeiten, alles bies liegt mir jetzt durchaus fern. Ich habe jetzt nur ein blutendes Herz, ein ganz armes, unglüdliches Menschenherz. Ohne daß ich aufhöre zu weinen, strede ich ihr beide Hände entgegen und sage von Schluchzen unterbrochen:
,, Mascha, Wowa stirbt ja..." und füge noch hinzu, ,, unser Wowa stirbt!"
Sie stürzt von ihrem Plaze weg, stößt die Umherstehenden zur Seite, fniet neben mir auf das Trottoir nieder und fragt, mich mit der Hand fest an der Schulter packend, mit stoden dem Atem:
Was?...
Jch fann aber nichts mehr sagen, die Tränen fließen noch reichlicher, das Schluchzen schnürt mir die Kehle zusammen, und die Brust droht fast von der erbrüdenden Last zu bersten. Ich reiße mich los und wie ein Betrunkener, wie ein vom Schicksal Gebrochener, schleppe ich mich, schwankend, unsicheren Schrittes weiter; ich vergesse sogar meine alte, zu Boden gefallene Müze aufzuheben. Meine grauen, vom starken Frostwind zerzausten Haare müssen mir wohl das Aussehen eines Wahnsinnigen geben. Die Vorübergehenden bleiben stehen, betrachten mich, sagen zuweilen irgend etwas, aber was geht es mich an? Was können die Menschen mir geben... Es ist das schonungslose, das blinde Schicksal, das mich in den Wirbel gezogen und zerschlagen hat.
Den 12. Dezember.
Gestern abend bin ich spät heimgekehrt. Gerade vor unserer Eingangstür sah ich noch von ferne eine Frau auf dem Trottoirrand fizzen. Als ich nähertrat, konnte ich die Worte eines leise gesungenen Kneipliedes vernehmen:
„ Schlief ein Mädel und erwachte, Küste süß ihren Herzliebsten... Ei, ihr Beeren
Beim letzten Berse freischte sie plötzlich laut und betrunken auf. Ich zudte zusammen, war es der Schrei in der frostigen nächtlichen Stille, oder erschrat ich so, weil die Stimme mir so befannt vortam, aber ich hielt einen Augenblick still, im Borgefühl, in der Erwartung von etwas Schredlichem.
Droben trat der Mond aus den Wolfen, die das Simmelsgewölbe mit Fezzen besäte, und beleuchtete hell die ganze Straße, einige Stellen mit dem tiefen Schatten der Häuser
bedeckend.
Donnerstag, 26. August 1920
gestellten leisten, ist Silfe bei der Verteilung und Rechnunglegung über das verteilte Bieh. In früheren Zeiten war der Verdienst noch ein größerer, hier mußten die Herren jedoch mit Verlusten von seiten der Schlächter oder Viehhändler rechnen, trotzdem ist dieser ehrenwerte Stand stets auf seine Rechnung gekommen. Er wird es auch wieder, wenn die Kurzsichtigkeit unserer Behörden den freien Handel in der Fleischversorgung auf absehbare Zeit wieder zuläßt. Der Magistrat Groß- Berlin berechnete sich für seine Verwaltung mit seinen großen Kosten und Spesen nur 1 Prozent Provision vom Umsatz und kommt dabei noch zurecht. Welche Veranlassung, liegt demnach vor, einigen Herren, die das Glück haben, zufällig auf dem Zentralviehhof privilegierte Kommissio näre zu sein, ein derartig hohes Eintommen zu sichern. Hier liegt doch zum mindesten ein starker Regiefehler vor."
Wir stimmen dem Vorwärts" zu, wenn er schreibt:„ Es wäre wirklich an der Zeit, daß in dieses ganze Getriebe unbarmherzig und unparteiisch hineingeleuchtet wird; allerdings handelt es sich hier, nach fapitalistischem Maßchabe gemessen, um nichts Außers ordentliches und um nichts Besonderes. Aber der Berliner Mas gistrat wäre schließlich in der Lage, ja, er hätte sogar die Pflicht, hier eine gründliche Aufräumearbeit in die Wege zu leiten, denn es geht heute wirklich nicht an, daß in einer dem Voltsganzen dienenden Einrichtung der kapitalistische Profit so ungemessen wucherische Blüten treibt."
Leider stecken die Viehtommissionäre mit den Landwirten infolge ihrer langjährigen Geschäftsverbindungen zu sehr unter einer Dece, so daß es erst recht bei der Freigabe des Fleischhandels schwer sein wird, diese Parasiten talt zu stellen.
Erhöhung des Milchpreises? Wie berichtet wird, schweben augenblicklich Verhandlungen über eine erhebliche Milchpreiserhöhung. In einer Besprechung der Reichsstelle für Speisefette, die mit Vertretern der nordwestdeutschen Regierungen am 19. August in Hamburg stattfand, und auf der neben einer ganzen Reihe von landwirtschaftlichen Vertretern nur ein Vertreter der Ver braucherschaft zum Worte tam, wurde von den Landwirten ein Milchpreis von 2 M. pro Liter, ab Stall, gefordert. Die Reichsstelle gestand 1,25 M. pro Liter, ab Stall, zu. Auch diese Preisfestsetzung würde eine weitere Erhöhung der Milchpreise beim Kleinhändler bedingen. Hinzu kommt die von uns bereits gemel dete Herabminderung des Milchpreiszuschusses von 80 auf 90 Pf. die der Berliner Magistrat den Schwangeren und Kindern bis zum 2. Lebensjahre gewährt. Da heute schon viele finderreiche Familien nicht mehr imstande sind, die ihnen auf Karten zu stehende Milaration zu faufen, würde die Milchpreissteigerung eine weitere Schädigung der Volksgesundheit, insbesondere der ohnehin schon vielfach unterernährten heranwachsenden Jugend zur Folge haben, in deren Interesse vor der geplanten Maßnahme bringend gewarnt werden muß.
Rückkehr ber Kinder aus Dänemart. Die Kinder aus Dänemark tommen am 27. August, abends um 10 Uhr, Stettiner Bahnhof an. Der Bädermeister Karl Michel, Koloniestraße 38, ist wegen un zuverlässiger Betriebsführung von der Mehlzuteilung ausge schlossen worden.
Jugendweihe. Schöneberg - Friedenau . Anmeldungen zur Jugendweihe müssen bis spätestens Freitag, den 27. August, für Schöneberg in der Freiheit"-Spedition, Göthenstraße 7, für Fries benan beim Genossen Schneidratus, Maßmannstraße 7, erfolgen. Die Jugendweihe findet am 19. September, vormittags 10 Uhr, im Großen Schauspielhaus, Berlin , statt. Vorbereitungsunterricht Sonntags vormittag von 10 bis 11% Uhr, im Jugendheim StegTig. Die Bildungskommission. Achtung ehemalige W. A. b. K. Gemäß Verfügung sind mit dem Tage der Zahlung der Treuprämie sämtliche anderen geldDer Interessen- Ausschuß. lichen Forderungen erloschen.
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Aus den Organisationen Prehlommission. Freitag, 6 Uhr, in der Freiheit", Sigung. Agitationstommissionen sämtlicher Distritte. Freitag, Uhr, in den Prachi fälen alt- Berlin, Blumenstr. 10, Vollversammlung jämtlicher Kommissionsmits glieber. Beitungstommiffion der Spedition Goege. Sonnabend, 7% Uhr, bei Crone, Meger Str. 2, wichtige Sisung.
1. Diftritt. 1. und 2. Abteilung. Extrazablabend, am Freitag, 7 Uhr, Arbeiter bildungsschule, Schidlerstraße 5( Parteibureau).
2. Diftritt. Freitag, 7% Uhr, Gewerkschafts- und Rätetommission, im Konfes tenzzimmer, Ballasstraße 15. Diese Sigungen finden jeden 3. Freitag im Monat statt.
3. Diftritt. Seute abend, 7 Uhr, in der Aula, Bergmannstr. 28-29, Eltern beiräte, Erfagieute und Eltern. Referat der Genossin Lehrerin Elise Bed: „ Sozialistische Einheitsschule."
4. Diftritt. Freitag, 7 Uhr, Sigung der Abteilungsobleute der Räte und Ge wertschaftskommission bei Keßner, Görliger Str. 46.
5. Diftritt. Elternbeiräte, auch die der S. P. D.- Fraktion, Freitag, 7 Uhr, Sigung bei Schweikart, Alte Jakobstr. 24. Der wichtigen Tagesordnung wegen, Erscheinen unbedingt erforderlich.
6. Diftritt. 3. Abteilung. Freitag, 7 Uhr, Schulaula, Langesit. 76, wichtige Abteilungsversammlung. Bezirksführer 6 Uhr.
11. Diftritt. Politische Kommission. Freitag, 7 Uhr, Versammlung, bei Meier, Aderstr. 123.
11. Diftrift. 3u der am Freitag in den Brachtsälen Alt- Berlin, Blumenstr. 10, stattfindenden Vollversammlung der Agitationstommission holen bie Obleute ber Abteilungen für sämtliche Mitglieder Ausweise beim Genossen Storff, Elisabeth tirchstr. 18, am Donnerstag abend ab.
Jch trat noch näher heran, auf dem Pfosten saß Njuffia barhäuptig, mit aufgelöstem Haar. Der Kragen der Bluse war zerrissen, und der ganze Hals, sowie ein Teil der Brust waren unter dem weit geöffneten Mantel zu sehen. Indem sie die linke Hand in der Tasche hielt, fuchtelte sie mit der rechten in der Luft umher, als fämpfte sie gegen jemand, während ihr Kopf hin und her wackelte und zuweilen kraft los auf die Brust niedersant. Mit dem Eigensinn einer Be trunkenen wiederholte sie immerwährend dieselben zynischen Worte des Liedes, dann stritt sie wieder, schimpfte, drohte.
Beim Anblick dieses Bildes war ich so tief erschüttert, daß ich nicht wußte, was ich anfangen sollte, und da ich eine große Schwäche in den Füßen und starten Lärm im Kopfe fühlte, in letzter Zeit bin ich sehr schwach geworden, ich tann mich faum beherrschen, so sant ich dort, wo ich stand in den Schnee, mich mit dem Rüden an den steinernen Vor sprung der Pfortennische lehnend.
Mitjka, du Aas," brummte Njussia betrunken, mit der sonst werde Bunge lallend ,,, sage... hörst du wohl? ich dir deine verfluchten Augen ausfragen... Wohin soll ich jest gehen? Ha! Du Nichtswürdiger.... mein
...
Bauch ist ja voll... Oder?... eh..du..schwarzes Ge wissen du.. Verstehe doch,.. Mensch ich kann ihm ja nicht vor die Augen treten, begreifft du... ich fürchte seine Augen Es sind ja die Augen Christi, bei Gott, glaube es, du räubiger Gottloser du! Wenn er mich ansieht, so trauert meine Seele von diesem Blicke! Väterchen, Liebster, blicke mich nicht so verstehst du.. tann an..... Ich kann es nicht nicht..
Und das Gesicht mit beiden Händen verdeckend, bricht fie in Ströme trunkener Tränen aus und wiederholt unaufhör lich eigensinnig:
,, Sieh nicht... ich will nicht!..."
Mit jedem neuen Eindrud im Leben muß man vertraut werden, es genügt vielleicht eine Minute, ein Hunderstel der Sefunde dazu, und doch muß ihn die Seele vollkommen er fassen, man muß versuchen, diesen Eindruck zu erleben, um ihn richtig zu verstehen. Hier eröffnete sich vor mir eine neue Welt, eine so nahe und doch wieder so unerhört unbegreif liche. Wäre ich in diesem Augenblide steinern gewesen, so hätte ich vielleicht mehr verstanden.
( Fortsetzung folgt.)