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3. Jahrgang

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Freitag, den 27. August 1920

Nummer 352

Morgen- Ausgabe

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greiheit

Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands  

Der Druck auf Danzig  

Die bedrohte Neutralität

( Eigener Drahtbericht der Freiheit".)

Danzig  , 26. August.

In der heutigen Gigung des Staatsrates, welcher die augen­blidliche Regierung des zukünftigen Staates Danzig   darstellt, er­schien der Verwalter des Völkerbundes für Danzig  , Oberkommissar Tower, um in schroffer Form gegen die Bevölkerung Danzigs  Stellung zu nehmen.

Die Ereignisse der letzten Wochen in Danzig  , so führte der Ober­fommissar aus, verstoßen gegen die Bestimmungen des Friedens vertrages  . Die Stadt Danzig   sei noch fein Freistaat und habe Deshalb kein Recht, über Neutralität zu sprechen, wie das von der verfassunggebenden Versammlung in dem Beschluß der Neutra­litätserklärung geschehen sei Ob Danzig   Freistaat werden würde, sei noch sehr fraglich. Der Friedensvertrag gebe den Bolen besondere Rechte betreffs des freien Gebrauchs des Hafens usw. Die Weigerung der Hafenarbeiter sowie die Verhinderung der Beförderung von Munition, Passagieren und polnischen Rüdwan­berern nach Polen  , widerspreche ebenfalls den Bestimmungen des Friedensvertrages. Die Massendemonstration am 29. Juli zeige auch, daß Danzig   nicht imstande sei, Ruhe und Ordnung zu halten. Wenn die Benölferung nicht einlente, müßten mehr ausländische Schiffe und Truppen nach Dan­Big tommen. Die Stadt Danzig   müßte dann nicht nur die

Die militärische Lage

Moskau  , 25, August. Russischer Heeresbericht: In den Abschnitten Brests Litowst und Wlodawa   find örtliche Rämpfe mit wechselndem Erfolge im Gange,

Abschnitt Lemberg  : südöstlich der Stadt wird unsere Aktion er­folgreich fortgesetzt. Der Feind leistet Widerstand und geht zum

Gegenangriff über.

Im Abschnitt Halitsch haben unsere Truppen ben Fluß Grilaja Sipa erreicht und kämpfen um den Uebergang.

In der Krim   und im Abschnitt Cherson   auf dem rechten Ufer bes Dnjepr   werben bie für uns erfolgreichen Rämpfe fortgesetzt.

Kopenhagen  , 26. August

In einem Telegramm aus Warschau   heißt es: In den legten Lagen haben sich in dem fumpfreichen Narew  - Tal bet Oftrolenta Zagen haben fich in dem sumpfreichen Narew  - Eal bet Oftrolenta und Lomscha   schwere Rämpfe entwickelt, wo die Bolschewisten fich um jeden Preis einen Weg nach Bialystok   bahnen sollten. Es gab ziemlich schwere Berlufte auf beiden Seiten. Augenscheinlich versucht der Feind fich in der Gegend von Offowiez zu halten und gleichzeitig den Polen   den Weg nach Litauen   zu versperren.

munistische Internationale

Die USPD  . und die Kom

Von Artur Crispien

I.

Durch meine Reise nach Mostau bin ich in der Ueber­zeugung nur bestärkt worden, daß Deutschland   und Sowjetrußland unbedingt zu freundschaft­lichen Beziehungen und zu innigen wirte schaftlichen Verbindungen fommen müssen. Das erfordert das Lebensinteresse Deutschlands   sowohl als Sowjetrußlands. Ich behalte mir vor, auf diese Frage noch ganz besonders einzugehen.

Auch darüber besteht für mich nach wie vor fein Zweifel, baß es eine dervornehmsten und dringend sten Pflichten der deutschen   Arbeiterflasse ist, Sowjetrußland in seinem bewunde rungswürdigen und heldenmütigen Kampf gegen die internationale Ronterrevolu tion mit allen zu Gebote stehenden MitteIn Beistand zu leisten. Auf diesem Gebiet könnte unendlich mehr geschehen, wenn sich die deutsche Arbeiterklasse nicht durch eine verhängnisvolle Zersplitterung um einen nur zu großen Teil ihrer Macht brächte. Hier müssen wir zunächst mit aller unserer Kraft und Energie einsetzen, um das deutsche klassenbewußte Proletariat zu einer festen gefchloffe­nen Front gegen den deutschen   Kapitalismus und für inter nationale Massenaktionen zur Fortführung der proletaria schen Weltrevolution zusammenzuballen. Auch auf biefe

hohen Kosten für die Besagung, sondern auch die Requifitionen für Betriebsräte, Arbeiter und Angestellte! Frage werde ich im Laufe der Parteibiskussion, die jetzt im Gebäude usw. tragen. Er hoffe, daß die Hafenarbeiter ihren Fch­der einsehen und die Arbeit wieder aufnehmen werden.

Im Namen des Staatsrates antwortete der Vorsitzende dessel­ben, Oberbürgermeister Sahm, welcher in der Neutralitätser flärung der verfassunggebenden Versammlung teine Ueberschrei­tung der Kompetenz erblide. Sie bringe lediglich den Willen ber überwiegenden Mehrheit der Danziger Bes völkerung zum Ausdrud, vom Kriege verschont zu bleiben. In dem Verhalten der Safenarbeiter erblide der Staatsrat ebenfalls feine Verlegung der Neutralität. Nirgends in der Welt tönne man einen Arbeiter zwingen, eine Arbeit zu verrichten, deren Ausführung er ablehne. Gewaltatte seien in Ausführung eines Beschiuses von Arbeiterorganisationen nicht begangen wor ben. Betreffs der Frage der Transportverhinderung, soweit es sich um Kriegsmaterial, waffenfähige Männer, Lokomotiven usw. handele, liege eine Erklärung über die von der Bevölkerung Dan­ zig   gewünschte Neutralität nicht rot. Aus allen diesen Gründen förne der Staatsrat der Ansicht des Oberkommissars Tower, daß bic Maßnahmen der Danziger Bevölkerung den Bestimmungen des Friedensvertrages widersprechen, nicht zustimmen.

Der Krieg im Osten

Die von den Gewerkschaftsvorständen eingesetzte Betriebsräte­zentrale hat einen Kongreß der freigewerthaftlich organisierten Betriebsratsmitglieder einberufen. Der Kongres foll am 5. und 6. Oftober in Berlin   stattfinden.

Die Wahl erfolgt nicht in den Bollversammlungen oder in ben Bersammlungen der Industriegruppen. Diese scheinbar über nommene Gruppeneinteilung der Betriebsräte ist von den Ge werkschaftsinftanzen schon bei der ersten praktischen Anwendung wieder fallen gelassen worden.

Man wird vielmehr in den einzelnen Gewerkschaften, ohne eine engere Fühlung unter den Betriebsräten eintreten zu lassen, die Wahl durchführen.

Gegenüber diesen Machenschaften ber Instanzen rufen wir bie Arbeiter und Angestellten, bie Mitglieder der freien Gewerk schaften zu erhöhter Wachsamkeit auf. Sie müssen von ihren Be triebsräten Auskunft forbern über die Wahlvorbereitungen, müssen sich unbedingten Einfluß auf die Aufstellung der Kandis baten sichern, fie müssen die Kandidaten auf flare Forderungen und Parolen verpflichten und mit Nachdrud auf den Ausgang der Wahl einwirken.

Bor einem polnischen Waffenstillstandsvorschlage? nicht versäumen, bei dieser Wahlbewegung in den Gewerkschaften

HN. Paris, 26. August.

Der Matin" meldet aus Warschau  : Die russische Delegation in Minst erwartet noch immer neue Informationen und hat in der letzten Zusammenkunft die alten Be­bingungen angeboten, welche aufgestellt wurden, als die Bol­schewiti sich noch der Einnahme Warschaus   sicher fühlten. Die polnische Regierung werde nun, wie weiter berichtet wird, die Initiative ergreifen und bei den Verhandlungen einen Waffen­stillstandsvorschlag machen, der mehr mit der wirklichen Lage über­einstimme.

Von anderer Seite wird demgegenüber die Nachricht ver­breitet, daß die Verhandlungen in Minst bereits abgebrochen seien. Die polnische Delegation habe die russischen Friedens­bedingungen als unannehmbar abgelehnt und jede weitere Verhandlung aufgegeben. Die Delegation sei nach Warschau   zurückgereift.

Die russischen Delegierten noch nicht abgereist Londou, 25. August.

Reuter erfährt: Ramenew und Krassin   haben bisher nicht um Zustellung der Bäste ersucht. doch wird ein berartiger Entschluß der russischen Vertreter nicht für unwahrscheinlich gehalten. Die Zeitungen heben aus der Note Tschitschering an Ramenew einige Punkte hervor, wie die Worte Tschitscherins, daß die Forderung Bolens, die russischen Truppen sollten sämtliche Stellungen räumen, den Abbruch der Friedensverhandlungen bes deuten würde. Polen   lehne außerdem die vom Obersten Rate feft­gesezte Grenze rundwea ab und wolle auch das von der Sowjet­regierung verlangte Selbstbestimmungsrecht für Litauen  , die Ukraine  und Galizien   nicht anerkennen.

Königsberg  , 25. August. Lagebericht. Der polnische Vormarsch ist anscheinend in ber Linie Proftken- Offoviez- Bialyftot zum Stillstand gekommen. Abgedrängte bolschewiftische Abteilungen lagen bis 8 Uhr vor mittags nordwestlich Kolno   noch im Kampf mit ben Polen  . An der Zentrumsfront ist die Lage unverändert. D filth von Lemberg  Totale Erfolge her Bolen, die weiter füblich zur Befehung der Dujefttlinie führten. Bolscheristische Reiteret erreichte im Rücken ber Bolen westlich Lemberg   den Ort Stri, wo sie den Gerbahne verfehr störte.

Die Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratie dürfen für unsere Parteianschauungen eifrig werbend und aufflärend tätig zu sein. Sie müssen in jeder Situation unsere flaren Grund­fäße des proletarischen Befreiungstampfes ben verwaschenen Jbeen der Rechtssozialisten und Arbeitsgemeinschaftler entgegens feßen. Sowohl für die Wahlbewegung, als auch für die Verhand lungen des Kongresses haben unsere Genossen ganz konkrete Be dingungen aufzurichten, um die ein energischer Kampf zu führen ist.

Die als Anhänger der U. S. P. D. zum Kongreß der Betriebss täte gewählten Delegierten stehen gemäß dem Aftionsprogramm der Partei auf dem Boden des revolutionären Klassentampfes. Sie müssen sich verpflichten einzutreten:

1. für die revolutionären Betriebsräte als ein Organ des pros letarischen Klaffentampfes mit dem Ziel der Umwandlung der fapitalistischen in die sozialistische Produktionsmeije;

2. gegen jebe Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschaften mit Un­ternehmerverbänden;

3. für die uneingeschränkte Kontrolle der Produktion durch die Betriebsräte;

4. für die Selbständigkeit der Betriebsräte- Organisationen unter Verständigung mit den Gewerkschaften über ein einz heitliches Zusammenwirken;

5. für die Umgestaltung der Gewerkschaften zu revolutionären Industrieverbänden.

Diese sowohl in der Rätebewegung, als auch in ber gewerk schaftlichen Oppofition bisher vertretenen Barolen werden in den fommenden Wochen wieder von nachhaltig aufrüttelnder Wirkung fein, wenn unsere Genossen eifrige Distufionen über die Wahl zum Betriebsrätefongres herbeiführen und in diesen Auseinander­fegungen dann getragen vom Geiste des revolutionären Sozialis. mus, geschlossen auftreten und handeln.

Auf ans Werk! Erobert euch den entscheidenden Einfluß auch in den Kreisen der gewerkschaftlichen Betriebsräte. Wählt nur Delegierte, die sich auf den Boden unserer Forderungen stellen.

3entratto mitee usb Beirat der Unabhängigen 3entrattomitee usb Beirat ber Unabhängigen Sozialbemstratie.

Gange ist, noch eingehen. Heute liegt es mir daran, zunächst einmal meine Meinung über die Stellung unserer Partei zur Kommunistischen Internationale zu sagen.

Wie ist die Lage nach dem 2. Kongreß der Kommunisti schen Internationale und nach unseren Verhandlungen mif ben Kommunisten in Mostau? Die Lage ist nicht so, daß jetzt unsere Partei nur den Anschluß an die Kommunistische Internationale   zu beschließen braucht, um sofort Aufnahme zu finden. Ganz im Gegenteil. Der 2. Kongreß der Kom munistischen Internationale hat nicht den geringsten Zweifel darüber gelassen, daß jetzt ein Antrag unserer Par tei auf Anschluß glatt abgelehnt werden würde. Das Erefutivkomitee der Kommunistischen Inter  nationale bekam lediglich den Auftrag vom Kongreß, weitere Verhandlungen mit uns zu führen, um zu prüfen, ob unsere Partei schon reif und würdig genug für den Anschluß sei. Und das Exekutivkomitee erklärte in der letzten und entscheidenden Sizung mit uns durchaus eindeutig daß unsere Partei nicht den Anfordeungen genüge, die für ihre Aufnahme in die Kommunistische Internationale   als Borbedingungen in Betracht fämen. Wir müßten erst die von der Kommunistischen Internationale auch an unsere Partei gerichteten Forderungen erfüllen. Dann fönnten wir einen Antrag um Aufnahme unserer Par tei in die Kommunistische Internationale   einreichen, worauf erneut geprüft würde, ob wir nunmehr reif und würdig genug seien der Kommunistischen Inter  nationale anzugehören. Die Forderungen der Kommunisten sind jedoch derart, daß sie nur zu erfüllen sind, wenn unsere Partei Selbstmordverübt.

Es ist nicht nur interessant, es ist auch lehrreich, festzu Stellen, wie diese Forderungen zustande tamen und wie fie obendrein plötzlich in zwölfter Stunde zu unser aller Ueber­raschung bis aufs Aeußerste verschärft wurden.

Zunächst hatte es den Anschein, als würden die Berhand lungen mit uns einen für unsern Anschluß an die Kommu­ nistische Internationale   günstigen Verlauf nehmen. Die erste Sigung, die wir mit dem Erekutivkomitee hatten, endete damit, daß wir erneut zur Teilnahme am Kongreß geladen wurden und daß man uns sogar das Recht der beratenden Stimme zusprach. Wir haben dann auch den Kongreßver handlungen beigewohnt und hatten so eine vorzügliche Ge fegenheit, einen tiefen Einblid in das Wesen der Kommu nistischen Internationale zu gewinnen. Wir hielten es für geboten, uns nur an der Debatte über die Bedingungen zur Aufnahme in die Kommunistische Internationale   zu bea teiligten, um nicht neuen Konfliktsstoff zu schaffen, durch den unsere Verhandlungen nur komplizierter geworden wären. Wir beteiligten uns auch an den Beratungen der Kommission über die Bedingungen zur Aufnahme. Dabei fanden wir Entgegenkommen und Beachtung mancher unserer Wünsche. Bei der Aussprache über einen Antrag des Genossen Lenin  der verlangte, daß Parteien, wie die U. S. P. D.   vor ihren Eintritt in die Kommunistische Internationale   dafür forgen müssen, daß mindestens zwei Drittel der Mit­glieber ihres Zentralkomitees und aller wichtigsten 3entrat institutionen aus Genossen bestehen, die sich noch vor der 2. Kongreß der Kommunistischen Internationale unzweiden­tig für den Eintritt in die Kommunistische Internationale  öffentlich ausgesprochen haben, wiesen wir einmütig und entschieden als unmöglich für unsere Bartet zuzü d. Das blieb nicht ohne Einbrud auf die Mitglieder der Rommission. Wenn auch in ber fommission Benins   Antrag mit 5 gegen 3 Stimmen, bei 2 Enthaftungen angenommen much, le teille het Porfinns stres