Nr. 352

Rüftet zum internationalen

Jugendtag!

Am Sonntag, den 5. September findet der Internationale Jugendtag statt. Die sozialistische Jugend aller Lander wird in diesem Tage einmütig den gemeinsamen Willen befunden, am Aufbau einer neuen Welt mitzuhelfen. Das Bekenntnis der nationalen Grenzpfähle hinaus zu erneuern. Für uns Jungen ist dies eine Frage des Geins oder Nichtjeins. Wir wollen nicht mehr länger unt ber kapitalistischen 3wangstnechtschaft leben Internationale Solidarität betunden wir am 5. September der arbeitenden Jugend der ganzen Welt. Nur ein Gedanke und eine Seele soll uns an diesem Tage beherrschen. Wir fühlen uns als ein Teil einer großen, mächtigen Gemeinschaft. Und nur im gemeinsamen Ringen und Kämpfen wird das Neue, Große, die ozialistische Gesellschaftsordnung erstehen. Wir Burschen und labels wollen am internationalen Jugendtag nicht zurüchstehen hinter anderen Organisationen. Wir wollen beweisen, daß wir international fühlen und denken, und wenn es not tut, auch ge­willt sind, international zu handeln. Deshalb wollen wir am Jugendtag nicht ausschließlich sipelen und luftig sein. Nein. unferen Kampftag begehen wir würdiger. Große Demonstra­tionsversammlungen und Demonstrationszüge sollen stattfinden. Kampfziel des Jungproletariats abringen. Wenn wir an diesem Tage auch spielen sollten, so wird es nur geschehen, um zu zeigen, baß

Mir

An unserem internationalen Kampftag wollten wir alle klein­lichen Rücksichten und sich aus den entwicklungsgeschichtlichen Ver­hältnissen unseres Landes ergebenden organisatorischen Verschie­benheiten zurüdstellen. Das große gemeinsame Ziel schien es uns mert. Die Zentrale der Sozialistischen Proletarierjugend trat beshalb in Berhandlungen mit der Zentrale der Freien Sozia­nationalen Jugendtag gemeinsam zu begehen. Wir forderten als Bedingung nur, daß bei allen Demonstrationsversammlungen Redner von beiden Organisationen sprechen sollten. Die gesamten übrigen Vorbereitungen sollten von einer paritätisch zusammen­gesetzten Kommission durchgeführt werden. Wir glaubten unsere Organisation start genug zu diesem Vorschlag und stellten alle organisatorischen Rücksichten in den Hintergrund. Die gemeinsame Sache galt uns mehr.

Wir irrten, wenn wir das gleiche von der Freien Sozialistischen Jugend annahmen. Dort steht die Organisation höher als die Sache. Die gemeinsame Durchführung des Internationalen Jugendtages scheitert in Deutschland an dem hartnädigen Stand­punkt der Zentrale der Freien Sozialistischen Jugend, teinen

Rebner der Sozialistischen Proletarierjugend zuzulassen. Darauf

einzugehen, das würde eine Verleugnung und Nichtanerkennung unserer Organisation bedeuten. Wir lehnen die Berantwortung bafür ab, daß in Deutschland der Internationale Jugendtag zer­Splittert und in seiner demonstrativen Wirkung beeinträchtigt wird. Das Exekutivkomitee der Jugendinternationale- dem wir, ohne unsere Schuld, noch nicht angehören- Beschluß. Der Freien Sozialistischen Jugend stehen Rücksichten uns traurige Schauspiel erleben, daß sich auf dem Jugendtag die belben revolutionären deutschen Jugendorganisation rivalisierend Freie Sozialistische Jugend . gegenüberstehen, die ganze Schwere der Verantwortung trifft die

Beilage zur Freiheit"

Freitag, 27. August 1920

Um den neuen Magistrat

Die Stellungnahme der Stadtverordneten Eine außerordentliche Sigung der Stadtverordnetenversammlung der Stadtgemeinde Berlin nahm gestern die Berichte der beiden eingesetzten Ausschüsse entgegen. Der Ausschuß für die Wahlprüfung hat, wie wir bereits mitgeteilt haben, bie von den Wahlvorständen für ungültig erklärten 4081 Stimmen für gültig erklärt. Er hat die Gesamtzahl der abgegebenen Stimmen auf 1649 322 und den Wahlquotienten auf 7333 festgestellt. Die Folge dieses Beschlusses ist, daß aus dem Kreiswahlvorschlage 9 der Sozialdemokratischen Bartei ein Mandat zu streichen und ein Mandat dem Stadtwahlvorschlag derselben Partei zuzusetzen ist. Bei dem Stadtwahlvorschlage der Unabhängigen Partei tommt ein Mandat in Fortfall, dafür bei dem Stadtwahlvorschlage der Deutschen Volkspartei ein solches in Zugang. Ferner hat der Aus­schuß die auf den Stadtwahllisten gewählten Stadtverordneten nach ihrem Wohnsiz den betreffenden Bezirksversammlungen mit einigen Ausnahmen zugewiesen. Die Versammlung stimmte den Anträgen zu.

Eine umfangreiche Debatte entwickelte sich über den Bericht des Ausschusses der Vorbereitung der Wahl der Magistratsmitglieder. Dieser Ausschuß schlug vor, den Magistrat aus 30 Mitgliedern zusammenzusetzen, die sämtlich be= foldet sein sollen. Die Fachbezernate sollen bestehen neben einem erften und zweiten Bürgermeister und einem Kämmerer, aus einem Syndifus, vier fachtechnischen Bauräten, einem Medizinalrat, einem Schulrat. Gegen diese Vorschläge des Ausschusses liefen die bürgerlichen Parteien Sturm. Ihre Redner, die Stadtverord­neten Merten( Demokrat), Smneider( Deutsche Bolts­partei), Neumann( Deutschnational), Langerich( Zentrums­ partei ) und Röther( Wirtschaftliche Bereinigung) betonten zu­nächst, daß es gesetzlich unzulässig sei, den Magistrat nur aus be­foldeten Mitgliedern zusammenzusehen. Das Gesez spreche von der Verteilung der unbesoldeten Size durch die Stadtverordneten­versammlung. Auch die Entstehungsgeschichte des Gesetzes weise auf die Wahl von unbesoldeten Mitgliedern hin. Aber abgesehen davon, sei das ehrenamtliche Element eine Notwendigkeit in der städtischen Verwaltung. Heute tönnten auch Arbeiter diese Stel­lungen ausüben. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Bürger­schaft seien die Gemeinden erst zur Blüte gelangt. Demgegenüber betonte der Stadtverordnete Freund( Unabhängiger Sozial­demokrat), daß diese Einwände nicht zuträfen. Die Entstehung des Gesetzes wie das Gesetz selbst, gäben der Stadtverordnetenver­sammlung die Möglichkeit, nur besoldete Mitglieder in den Magi­strat zu wählen, wenn das für notwendig gehalten würde. Bei der Entwidelung der Gemeinden liege diese Notwendigkeit aber vor. Müssen die Magistratsmitglieder sich voll betätigen, so müssen sie dafür auch Besoldung beziehen.

Der Redner der Rechtssozialisten( Stadtv. Wermuth) unter­strich die Ausführungen Freunds mit träftigen Worten und sagte den bürgerlichen Parteien, daß sie schuld daran seien, wenn in Groß­Berlin eine sozialdemokratische Mehrheit auf den Trümmern aufbauen müsse, die sie geschaffen, und dadurch die Kultur­fragen nicht so berücksichtigen fönne, wie das sonst notwendig wäre. Die weiteren Auseinandersetzungen bezogen sich auf Vermeh­rung der Fachdezernate, Gehaltsfestsegung und Ausschreibung der Stellen. Bei der Abstimmung wurden die Anträge des Aus= schusses, den Magistrat aus 30 befolbeten Mit­gliedern bestehen zu lassen, gegen die Stimment der Bürgerlichen angenommen. Abgelehnt wurden die Anträge der Deutschnationalen, die Fachbezernate um einen Forst­rat und ein landwirtschaftliches Magistratsmitglied zu vermehren. Ebenso fielen die Anträge, drei bezw. zwei Schulräte zu bestim­men. Abgelehnt wurde auch ein Antrag auf Ausschreibung. 3ur Gehaltsfrage lagen Anträge der Unabhängigen Frattion vor, das Gehalt des Bürgermeisters von 30 000 M. an fangen zu lassen mit einem Teuerungszuschlag von 25 Prozent, ferner das Anfangsgehalt der Stadträte außer den Fachstadträten Prozent. Bei der Abstimmung stimmten die bürgerlichen Mit­

Wir rufen alle unsere Genossinnen und Genossen auf, under­züglich die Borarbeiten zur Durchführung des Jugendtages zu treffen. Wenn sich nicht in jedem Orte eine Demonstrations­veranstaltung treffen läßt, empfiehlt sich ihre Abhaltung freis­weise. Es sind sofort Kommiffionen zu bilden, die die Durch führung vorbereiten. Die Zentrale hat zur Unterstützung der Agitation die vorliegende Sondernummer der Proletarierjugend postkarten heraus. Dieses Material muß schon vor dem Jugendtag auf 20 000 M. festzusehen mit einem Teuerungszuschlag von 25 vertrieben werden. Aber auch zum Jugendtag selbst ist der Ver­trieb recht lebhaft zu organisieren. Die lehte Woche vor dem Jugendtag ist eine Agitationswoche und muß zu ganz intensiver Arbeit benutzt werden. Flugblätter und Nummern der Proletarier­Jugend sind bei der Zentrale noch zu haben. Die internationale Sondernummer ist in erhöhter Auflage hergestellt worden und loftet 1 Mart. Auch die Kampffondsmarten gilt es lebhaft zu

vertreiben.

die Arbeit.

Run, Jugendgenoffinnen und-genossen, geht unverzüglich an Laßt euch die Mühe nicht verdrießen. Wenn uns auch die Jugendinternationale abgelehnt hat, so wollen wir doch burch die Tat unsere internationale Gesinnung beweisen.

Nicht überrevolutionäres Kraftmeiertum geziemt fich für uns. Wir wollen es an Draufgängertum gewiß nicht fehlen lassen, aber wir müssen auch die Grenzen unserer jugendlichen Kraft fennen.

buj

Die schwere Stunde

Roman

von

Victor Banin

Sa- ha- ha!- lache ich plötzlich laut und hysterisch auf, und ich machte mir die Illusion, meine Tochter zu kennen! Ja gewiß, es dünfte mich, ich, großer Schriftsteller", Renner des Menschenherzens", wie man mich nennt, ich hätte jeden verborgensten Winkel der Seele meines Kindes studiert.

-

-

Sa- ha- ha! lächerlich vor, ich lache über meine Blindheit, über meinen eitlen, leeren Eigendünkel, ich lache über das Leben und die Menschen, die meine billige Nichtswürdigkeit zu einem Genie

und wieder lache ich, und es kommt mir so

ausrufen fonnten.

Es geht jemand vorbei, und der eingefrorene Schnee Inistert laut unter den schweren Schritten. Als der Vorüber­gehende uns bemerft, bleibt er stehen, lauscht Njussias trun­fenem Geschwät und sagt halb böse, halb widerwillig:

" Ji... haben die sich angesoffen, Teufel!..." und wahr­scheinlich meinen grauen Bart bemerkend, murmelt er im Vorübergehen noch weiter:

Ein Greis, und doch läßt er sich noch mit Mädels ein," und dann höre ich, wie seine Scheltworte und seine Schritte in der Ferne verstummen.

Dieser Lärm erwedt mich aber wie aus einem schweren, Schredlichen Traume, mein Körper ist ganz erschöpft. Ich erhebe mich, falſe Njuffia von hinten unter beide Arme unt sage mit dumpfer Stimme:

Njussia, tomme mein Mädel!"

"

Es ist so unerwartet, daß sie laut aufschreit, zusammen­Budt, und trunken beginnt, sich zu wehren. Ach, du Luder, wieder schon?.. Aber ich will nicht Niederträchtig ein niederträchtiger Kerl bist du, hörst wohl?. Lieber werde ich auf die Straße gehen, als mich Dir zum Schimpfe hinzugeben." Ich sage: jussia, mein Mädel, so tomme doch zu mir!" und um Sie zum Bewußtsein zu bringen, berühre ich ihre Stirn mit bebender Hand. Aber dies versetzt sie scheinbar in völlige But. Aus aller Macht holt sie mit der rechten Hand aus und schlägt mich mit der Faust ins Gesicht. Ich fühle einen

Nur dann sind wir zu erfolgreichen Taten imstande. Der Inter­nationale Jugendtag fei uns gleichzeitig ein Tag des Erkennens, wieviel wir noch zu leisten und aufzuklären haben. Dann gehen wir unseren Weg siegreich: Unser die Welt trogallebem. Zentrale der Sozialistischen Proletarier- Jugend Deutschlands .

Anmerkung der Redaktion: Die in dem vorstehenden Aufruf erwähnte Nichtverständigung zwischen Freier Sozialistischer Jugend und Sozialistischer Proletarier- Jugend trifft auf Groß­Berlin nicht zu; hier ist es unter den beiderseitigen Vorständen zu einer Verständigung gekommen, so daß der Internationale Jugendtag in Groß- Berlin von der Freien Sozialistischen Jugend und der Sozialistischen Proletarier- Jugend gemeinsam begangen

starken Schmerz in der Nasengegend und schließe einen Augenblid, wie erblindet, die Augen. Sie versucht sich aus meinen Händen zu befreien, und sich wieder auf den Pfosten niederzusehen. Ich fühle, wie eine warme Flüssigkeit aus meiner Rase längs dem Schnurrbart herabfließt und mir in den Mund tropft; ich fühle auch den ekligen Geruch flebrigen Blutes.

In der Dunkelheit tastend, suche ich nach der Hausglode, und als nach einigen Minuten der Gute Mensch erscheint, führen wir beide, fast mit Kraftaufwand, Niussia hinauf in die Zimmer.

Olja fleidet sie aus, legt sie ins Bett, und indem ich ihr helfe, merte ich erst jest, daß Njussta schwanger ist. Ueber das Borgefallene tief betrübt, sagt Olja, die Augen schuldbewußt fentend, als entschuldigte sie sich selbst sowohl, als Njussia: Es ist ja schon der siebente Monat, sie hat es mir ja schon längst erzählt, merfst du es denn erst eben? Sie qualt sich so, die Wermste, man müßte wahrlich Mitleid mit ihr haben."

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Den 3. Januar.

Es läutet in der Stube des Hausknechtes, und wir wissen selbst nicht, weshalb wir alle, die in dem eingeräucherten, halbdunklen Zimmer versammelt sind, zusammenzucken. Seit dem Augenblick, da Wowa das Bewußtsein verloren hat, sind wir gewöhnt, im Zimmer die größte Stille zu bewahren, un­willkürlich, ohne uns verabredet zu haben, sprechen wir alle im Flüstertone, bewegen uns auf den Zehenfpizen. Wenn jemand aus Versehen Lärm verursacht, so sehen wir uns alle unwillkürlich nach ihm um. Und weshalb auferlegt die Gegenwart des Todes den Menschen eine so andächtige Stille,

Sollte es Furcht sein?-

Der Gute Mensch geht hinaus und lehrt lange nicht zurüd, so daß ich dente, es habe ihn einer der anderen Einwohner zu irgend einer Arbeit gerufen. Mein Erstaunen ist beson­ders groß, als er plötzlich eilig in die Stube tritt, mich von Wowas Bett, an dem ich ewig size, zu sich ruft, mir geheim­nisvolle Zeichen macht, und dicht an mein Ohr geneigt flüstert, als sollte es die anwesende Olja nicht hören. Du, guter Mensch... reden will man mit dir... ah?... hörst du?... dort an der Pforte... Aber du mußt nicht allzu... fo.. Sind denn nicht alle fündig?... ein Weib ist es ja ist es ja... und eine Mutter.. fann man denn das Herz fortschneiden?... Geh nur, geh.."- stößt er mich, der ich

glieder für die Anträge unsere Frattion, worauf diese zur Ans nahme gelangten. Diese Abstimmung war aber feine ernsthafte, Sie sollte nur den 3wed haben, die bisher getroffene Verständigung mit den Rechtssozialisten zu zerschlagen. Denn die Rechtssozialisten waren für die Anträge nicht zu haben. Nach Annahme dieser Anträge beantragten die bürgerlichen Parteien selber die Vor­nahme einer zweiten Lesung, die aber der vorgerüdten Stunde wegen nicht mehr erfolgen konnte. In einer in Kürze einzube rufenden zweiten Versammlung muß deshalb die Gehaltsfrage endgültig entschieden werden.

Die Stellungnahme der Parteifunktionäre Am Mittwoch fand in den Prachtsälen Alt- Berlin in der Blus menstraße, eine Verbandsgeneralversammlung der U. S. P. D. Groß- Berlin statt, an der sich jedoch nur die Delegierten betei­ligten, die zum Kommunal- Wahlbezirk Groß- Berlin gehören. Zum ersten Punkt der Tagesordnung, die Wahlen zum neuen Berliner Magistrat, gab Genosse Dr. Wey! einen Bericht. Er betonte, daß nach dem Ergebnis der Wahlen zum Stadtparlament, bei denen wir von 225 Sigen 86 erhalten haben, es sich notwendig macht, daß wir die uns zustehenden Stellen im neuen Berliner Magistrat besetzen. Er schilderte dann in ausführlicher Weise den Berlauf der Verhandlungen, die unsere Frattionsvertreter mit den Vertretern der S. P. D. geführt haben. Nach den getroffenen Vereinbarungen stehen unserer Partei 12 bis 13 Dezernate im neuen Magistrat zu. Nach ausführlicher Darlegung der Verhält nisse empfahl Genosse Weyl diese uns zustehenden Magistratsfize zu besetzen, damit unsere Vertreter auch innerhalb des Magistrats für die werktätige Bevölkerung Groß- Berlins nutbringende Arbeit leisten können.

In der sehr lebhaften Diskussion stellten sich viele Redner auf den Standpunkt, daß unsere Partei gemeinsam mit den Rechts­Sozialisten einen rein sozialistischen Magistrat bilden müsse. Wenn die Rechtssozialisten dies ablehnen, dann solle die Deffentlichkeit darüber unterrichtet werden. Die bürgerlichen Parteien hätten sich nicht gescheut, solange sie die Mehrheit im Stadtparlament hatten, den Magistrat allein zu besezen. Alle Redner sprachen sich für eine Beteiligung unserer Partei bei der Besetzung der Magistratsposten aus. So wurde ein Antrag Stahlberg, der die Nichtbetei­ligung verlangte, da ein Zusammengehen mit den Bürgerlichen gegen unser Parteiprogramm verstoße, gegen drei Stimmen a b gelehnt. Gleichfalls wurde ein Antrag gegen wenige Stimmen abgelehnt, daß wir sofort den Posten des Oberbürgermeisters be= setzen. Damit ist unsere Stadtverordnetenfraktion verpflichtet wor den, für die Kandidatur des Oberbürgermeisters Wermuth einzutreten. Der Vorschlag des Genossen Went, daß wir uns an der Bildung des Magistrats nach den mit den Rechts­sozialisten getroffenen Vereinbarungen beteiligen sollen, wurde gegen wenige Stimmen angenommen. Angenommen wurde auch ein Antrag, daß die Stadträte dieselben Bedingungen zu erfüllen haben wie die Stadtverordneten.

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Die Generalversammlung nahm den Antrag der Stadtver= ordnetenfraftion, daß das Jahresgehalt der Stadträte auf 20 000 M. Blus 25 Prozent Teuerungszulage festzusetzen sei, an. Sollten die bürgerlichen Parteien mit den Rechtssozialisten ein höheres Gehalt beschließen, so find unsere Genossen verpflichtet, das Mehrgehalt an die Barteitasse abzuführen. Das gleiche trifft für die Fachstadträte, sowie die Genossen, die in der Verwaltung tätig sind, zu. Für den zweiten Bürgermeister soll die Fraktion ein Jahresgehalt von 30 000 m. Plus 25 Prozent Teuerungs­zuschlag beantragen.

Die von der Stadtverordnetenfraftion vorgeschlagenen Stadt ratstandidaten wurden einer Abstimmung unterzogen.

Bon 476 abgegebenen giltigen Stimmen erhielten: Säbel 429, Schüning 424, Leid 421, Frau Dr. Wey! 411, Emonts 411, Radtke 397, Singe 396, Eichhorn 341, Rante 296, Brühl 282, Stolt 275, Peters 270, Weise 267, Schwarzlose 266, Frau Berndt 219, Pfeifer 217, Unger 86, Wongrovich 40, Löwenstein 19, Scholz 1.

wird. Dies wird auf die Beteiligung einen guten Einfluß aus

üben.

Aus dem Inhalt des Sonderheftes Internationale Proletarier jugend"( Seft 14 der Proletarier- Jugend") heben wir hervor: Die tommende Internationale( Martin Brauer), Vom Kosmo politismus zur Internationale( Gg. Engelbert Graf), Vom ton tinentalen Denten( Paul Böttcher ), Internationale Probleme der sozialistischen Jugendbewegung( Sans Sadmad), Klassenbewußt jein und Arbeiterjugend( Paul Ristau), Was lehrt uns die Ge schichte der Internationale?( Otto Jenssen ).

Dieses Heft tann bezogen werden durch die Buchhandlungen, durch die Organisationen der Sozialistischen Proletarier- Jugend Deutschland . Preis 1 Mart.

gar nichts verstehe, plötzlich auf den Sof,- ,, höre nur auf bein Gewissen, guter Mensch, alle sind wir Menschen, alle.. ruft er mir noch nach, indem er die Türe hinter mir zuschließt.

An der inneren Seite der Pforte sehe ich meine Frau stehen; ungeschickt versteckt sie die Hände in den Muff. Ge­fenften Sauptes blickt sie mich an. Sie ist noch wie früher, bid und locker, aber ich weiß nicht, ob es mir nur so scheint, ober es wirklich der Fall ist, der schamlos- zynische Aus­druck ist von ihrem Gesichte verschwunden. Sie sieht einem geprügelten, schuldbewußten fühlenden Hunde ähnlich.

Es regt sich ihr gegenüber nicht die geringste Bosheit in meiner Seele, im Gegenteil, ich fühle Mitleid mit ihr. Auch sie muß fein freudiges Leben haben, denke ich mir.

Jch trete zu ihr und mache eine Anstrengung, damit meine Stimme möglichst natürlich flinge, ich sage, ihr die Hand entgegenstredend:

Guten Tag, Mascha, weshalb stehst du denn hier?" Sie fährt auf, zudt zusammen. " Ich? Ich dachte, Sie." vor innerer Erregung bricht ihre Stimme plötzlich ab, an ihren Wangen beginnen einzelne Tränen herunter zu fließen, und nur mit Mühe stammelt sie weiter, ich dachte... dachte, du würdest mich zu Wowa nicht zulassen..."

Erstaunt öffne ich die Hände:

Aber was fällt dir ein, Gott mit dir!" und sie in die Stube führend, denke ich mir: Wie fann dem Menschen auch ein so unsinniger Gedanke fommen, man müßte ja ein Tier sein, um einer Wutter zu verbieten, ihren franten Sohn zu sehen."

Jm halbdunklen 3immer kann sie das Krantenlager nicht sofort sehen, ich false ste an der Hand und führe sie an Wowas Bett, der ganz rot, ausgestreckt daliegt, unruhig mit den Händchen herumfuchtelnd, in fortwährenden, ununterbroches nen Fieberphantasien.

Als meine Frau sich an das Halbdunkel gewöhnt hat, bengk fie sich über Wowotschta, erfaßt sein Sändchen, tüßt es und ruft mit bebender, leiser Stimme:

"

Wowa!" aber das Kind phantasiert immer weiter, ohne etwas zu verstehen. In der Stube tritt Stille ein, die von Zeit zu Zeit von Wowas Aufschreien und dem leisen unters drückten Husten des Guten Menschen unterbrochen wird. Das zwischen feufzt jemand kaum hörbar... ist es der Tod oder Olja, die sich in eine entfernte, dunkle Ede verkrochen hat?

( Fortsetzung folgt.)