Die Aufstandsbewegung WIB. meldet: Die Aufstandsbewegung hat nunmehr auch die Kreise Groß- Strehlitz und Oppeln ergriffen, in denen verschiedene Orte, darunter Malapane, von Aufständischen besetzt worden sind. Die Familie des Grafen Strachwiz ist aus Groß- Stein geflüchtet. Bei Himmelwig im Kreise Groß- Strehliz tam es zu einer langen Schießerei zwischen Sicherheitspolizei und Aufständischen. Letztere bestehen, wie sich aus Gefangenenaussagen ergibt, aus lauter jungen Burschen im Alter von 18 bis 20 Jahren. Unter der beschlagnahmten Munition wurden einwandfrei Dum- Dum- Geschosse festgestellt. Der Parole auf Streitabbruch haben die polnischen Arbeiter nicht Folge geleistet. Deutsche Arbeitswillige werden an der Arbeit gehindert. Die Umbildung der Sicherheitspolizei zur Abstimmungspolizei und der Abtransport der nichtoberschlesischen Beamten ist im Gange. Die neue Polizei, die gegen die alte vermindert wird, tommt unter direkten französischen Befehl. Ueber die Art ihrer Bewaffnung verlautet noch nichts.
Aus dem oberschlesischen Abstimmungsgebiete erhält WIB. folgende Mitteilung: Nach achttägigem Berbot erscheint heute wieDer„ Der Wanderer" in Gleiwiz. Alle Bemühungen bei den Bejagungsbehörden um eine zeitliche Herabsetzung der Sperre waren vergebens. Von deutschen Zeitungen sind bis auf weiteres berboten: Die Morgenzeitung", das Tageblatt" und die Rattowiger Zeitung" in Kattowig, sowie Sie Ostdeutsche Morgenpost" in Beuthen für den Kreis Kattowik, fo daß bis jetzt fünf deutsche Zeitungen verboten sind. Demgegenüber erscheint die polnische Bresse unbehindert weiter und legt sich im Kampf gegen das Deutschtum teinerlei 3wang auf. Im Aufstandsgebiete werden die deutschen Blätter eigen mächtig beschlagnahmt. Man geht anscheinend daran, die deutsche Presse, die sich den gegenwärtigen Machthabern in Oberschlesien nicht gefügig zeigt, mundtot zu machen und sie zu erdrosseln, um o jebe Aufklärung über die Vorgänge in Oberschlesien im Reich und in Oberschlesien selbst unmöglich zu machen.
Allenstein nach der Abstimmung
( Von unserem Sonderberichterstatter.)
Bezeichnend für die Tiefe der Reattion in der Bours geoisie ist ein fleines Erlebnis, das ich auf der Königsberger Post hatte, als ich ein Telegramm an die Freiheit" aufgab. Bebor die Beamtin das Telegramm annahm, ging fie damit zu irgendeinem Vorgesetzten, um sich nach der Zulässigkeit des Inhalts zu erfundigen. Wenn man nach Allenstein tommt, ist ebenfalls der erste Eindrud ein erschreckend reaktionärer, überall fieht man schwarzweiß- rote Flaggen, und das reichlich vorhandene Militär ift ganz im alten Stil mit den taiserlichen Abzeichen uniformiert. Die Abstimmungspropaganda hat in vielfach berechtigter Abwehr gegen die Bolen fast immer zur Entfachung der natio nalistischen Leidenschaften geführt, und die revolu. tionäre Arbeiterschaft, die hier gar nicht schwach ist, tritt in diesem Fall nicht so sehr in Erscheinung, da sie mehr durch Nichtteilnahme und Schweigen ihre Abneigung gegen jeben Chauvinismus zum Ausdrud bringt. Trotzdem tam es bei ber Rückkehr des beim Proletariat sehr unbeliebten Oberbürger meisters zu einem geringfügigen Zusammenstoß, als die Arbeiterschaft einem Fadelzug der Bourgeoisie mit einer Demonstration be
gegnete.
Allmählich werden jetzt die Vorteile, die als Silfsmittel zur Abstimmung von der Regierung gegeben waren, wieder abgebaut. So waren sämtliche Rechts- und Staatssteuern außer Kraft gesetzt, und auch das Brot tostet heute noch zu 3 Pfund 2,70 Mart. Jezt it zum Ende der angenehmen Zeit als erstes der Steuerabzug eingeführt worden.
Infolge der Kämpfe an der Grenze it die Stimmung in ber Bevölkerung naturgemäß sehr erregt. Die Arbeiterschaft begleitet hier in der Nähe der entscheidenden Ereignisse die Kämpfe ber roten Armee mit ihren heißesten Wünschen, aber auch die Bour geoisie hat die Zeiten der antibolschewistischen Liga anscheinend völlig vergessen. Allerdings ist man in legter Belt mit seinen Sympathien wieder von den Russen abgerüdt, seitdem die Polen Erfolge gehabt haben. Die Bourgeoisie hat einen eingewurzelten Respekt vor jeder Macht, und noch wenn sie Brügel bekommt, beugt Rie sich vor dem Starten.
Freilich fühlt man sich hier doch zu sehr durch die Polen bedroht, als daß das Aufhören der russischen Sympathien gleich zu polnischen
allzu oft von den heutigen akademischen Nachfahren der klassischen deutschen Bhilosophien an Universitäten und anderen ünftigen Bildungsstätten schaubernd erleben. Was hatte dagegen der geistige Riese Hegel noch in den Grenzen seiner Erkenntnis für einen gewaltigen Wuchs! Wie alle Menschen, so find auch die Philosophen der Ausdrud ihrer Zeit. Wer, was seine Zeit will, ausspricht, ihr sagt und vollbringt, ist nach Hegels eigenen Worten ertennung seiner marristisch gewandelten Dentmethode mit seinen stodstaatspolitischen und im Gegensatz zu Kant grundsäglich antipazifistischen Jdeen heute in der Praxis nicht mehr sein, die andere Führung verlangt. Und weil nach seiner eigenen ausgesprochenen Ueberzeugung immer ein einzelnes Volk der Träger der jeweiligen Entwicklungsstufe des Ganzen ist denn das Leben des einzelnen Staates mündet nach Hegel ein in die Gesamtbewegung der Weltgeschichte darum wollen wir nach Osten bliden!
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Um Einstein
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E. B.
Die auf ihre Urheber zurückfallende schimpfliche Art, in der ber Kampf gegen Professor Einstein und seine Relativitätstheorie geführt wird, hat wissenschaftlich nichts auszurichten vermocht, aber den persönlichen Erfolg gehabt, Professor Einstein das Wirken in Berlin noch mehr als bisher zu verleiden. Dem ,, B. T." zufolge soll er die Absicht haben, Berlin den Rücken zu fehren, und als Gelehrter von Weltruf außer Landes zu gehen, was menschlich begreiflich ist, aber im Berlin ist als Stätte des Geistes bereits so tief gesunken, daß Interesse der deutschen Wissenschaft aufs tiefste zu bedauern wäre. reaktionäre und alldeutsche Klüngeleien einem aufrechten Forscher das Leben hier unerträglich machen. Dennoch wollen wir hoffen, daß Professor Einstein , der über alle niedrigen Anwürfe erhaben lit, nicht seinen gehäffigen Gegner das Feld überläßt, die in ihm auch den in jeder Beziehung fortschrittlichen und freiheitlich gefinnten modernen Geist treffen wollen.
In einem Artikel des„ B. T." antwortet Einstein heute der
Antirelativitätstheoretischen G. m. b. 5.", obwohl er sich des einer Antwort aus seiner Feder unwürdig seien, denn sie hätten gar nichts sachliches, sondern nur plumpe Grobheiten, niedrige Anschuldigungen und direkte Unrichtigkeiten vorgebracht. Er habe guten Grund, zu glauben, daß andere Motive als das Streben nach Wahrheit, diesem Unternehmen zugrunde liegen. Auf seine Anregung hin werde in Nauheim auf der Naturforscherversammlung eine Diskussion über die Relativitätstheorie veranstaltet, wo jeder, der sich vor ein wissenschaftliches Forum wagen dürfte, feine Einwände vorbringen könnte.
fonderbaren Eindrud machen würde, daß die Relativitätstheorie, wird. Aber man wundert sich schon über gar nichts mehr, und
führen könnte. Die Abneigung gegen Polen ist allgemein, und man hegt lebhafte Befürchtungen, daß sie Ueberfälle auf deutsches Gebiet unternehmen tönnten, sowohl aus dem Uebermut der sich start fühlenden Sieger heraus, als auch besonders aus Mangel an Nahrungsmitteln, da das polnische Grenzgebiet durch den sechsjährigen Krieg völlig ruiniert ist.
, 26. August.
Nach einer Radiomeldung hat die italienische Regierung auf die Note des amerikanischen Staatssekretärs Colby geantwortet, daß die Beziehungen zur Sowjetregierung wieder aufgenommen werden müßten, weil diese augenblicklich die stärkste Macht in Rußland darstellten.
Diese Meldung steht in einem gewissen Gegensatz zu der gemeinsamen Note Giolittis und Lloyd Georges an die russische Sowjetregierung, in der sich auch die italienische Regierung sehr scharf gegen die Sowjetregierung wandte. Anscheinend
wurden die 14. und 15. Sowfetarmee umringt. Der von allen Seiten bedrängte Feind zieht sich nun zusammen und versucht die Umflammerung zu durchbrechen. Wir machten von neuem 3000 Ge fangene, darunter einen Divisionstommandeur, und nahmen über 20 Geschütze, 22 Maschinengewehre, sowie wertvolles Kriegsmaterial. Unsere erste Legionärdivision, die am Morgen des 23. Auguft Bialystof erreicht hatte, mußte noch zwanzig Stunden in den Straßen der Stadt mit der 55. Sowjetdivision fämpfen, die soeben aus Grodno eingetroffen war. Im Kampfe um Bialystot machte die erste Division über tausend Gefangene, sowie eine enorme Kriegsbeute. Die Kojaten gehen massenweise zu uns über. Bei Brest - Lito wst herrscht Ruhe. Weiter nach Süden, den Bug aufwärts, finden lokale für uns günstige Kämpfe statt. An der Südfront haben wir südöstlich von Lemberg bei Swirz eine bolichemistische Brigade vernichtet und das bolschewistische Infanterieregiment Nr. 535 gefangen genommen. Am Sereth haben wir einen bolschewistischen PropagandaEisenbahnzug mit Literatur in tschechischer und ungarischer Sprache und mit Instruktionen für die lokalen Sowjets in Ungarn und der Tschechoslowakei abgefangen.
schen dem Druck Englands und dem Druck der italienischen Boltsmassen, die für die Anerkennung Sowjetrußlands, zu lavieren.
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Avanti über Luzern
Avanti" veröffentlicht einen in sehr scharfem Tone gehaltenen Artikel, der sich mit der Konferenz in Luzern befaßt. Das offizielle Communique sei ein neues Dokument für bie Unverschämtheit und Heuchelei der imperialistischen Bours geoisie undz eige von neuem den tiefen Haß dieser Macht gegen Sowjetruhland.„ Avanti" verlangt die sofortige Einberufung des Parlaments und droht mit dem Ge neralstreit, wenn die absolute Neutralität der italienischen Regierung in dem russisch - polnischen Konflikt nicht strikt durchgeführt werde.
Kongreß
Dritter Tag.
Bor Eintritt in die Tagesordnung stellt Mertheim- Frant reich die Anfrage, welcher Art die Verhandlungen und der Inhalt der Pressepolemiten gewesen sei, die zwischen Sansen- Kopen hagen und den Russen stattgefunden haben. Darüber sei im Be richt nichts gejagt, die Delegierten seien aber verpflichtet, auch hierüber in ihrem Lande restlos Aufschluß zu geben.
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Der sozialistische Pravo Lidu" meldet, daß in Prag eine Generals Leouties bestehe, die durch eine Abteilung für Konterspionage unter dem Kommando eines russischen Oberst erweitert worden sei. Sie stehe auch mit der russischen Gendarmerie in Verbindung. Die Kanzlei interessiert sich für „ das Heerwesen". Kuriere Wrangels reisen in Prag ein und aus. Um die Wachsamkeit der Sozialisten, zu täuschen, geben sich Offiziere als Studenten aus.
Kanzlei bes Generals Wrangel unter der Leitung bes
Hoffentlich belehrt das die tschechoslowakische Arbeiterschaft barüber, daß fie im Bontott gegen Polen und seinen Selfer Wrangel die Parole des Internationalen Gewerkschaftsbundes sorgfältiger zu beachten und energischer zu befolgen hat, als beim Bontott gegen Ungarn .
Der Krieg im Osten Die russische Meldung
Mostau, 26. Auguft.
In den Abschnitten 2omsha und Bialystof führen unsere Abteilungen Nachhutgefechte. Jm Abschnitt Brest Litowst belegten wir eine Reihe Ortschaften nördlich Brest - Litowst.
Im Abschnitt Cholm örtliche Kämpfe.
Abschnitt Lemberg : Nachträglichen Meldungen zufolge brach unsere Kavallerie in den Rüden des Gegners durch, erreichte die Stadt Stryj und vernichtete dort zehn Truppentransporte, sowie 18 Lokomotiven des Gegners.
Abschnitt Krim : In der Gegend von Cherson drängen unsere Truppen nach den in den letzten Tagen für uns erfolgreichen Kämpfen den Gegner in südlicher und südöstlicher Richtung zurück. Im Abschnitt Ŏrechow dauern die hartnädigen Kämpfe mit wachsender Anspannung fort.
An der Nordfront ist das bolschewistische Komitee in Soldau an unsere Truppen ausgeliefert und vor ein Kriegsgericht gestellt worden. Der Rest der vierten Sowjetarmee hat sich nach heftigen Rämpfen einen Weg durch Chorzele in der Richtung auf Kolno gebahnt, das von unserer vierten Division gehalten wird. Die polnische Nordarmee verfolgt den Feind andauernd und hat Osloviec eingenommen. An der Zentralfront haben unsere Truppen Kolno , Stavista und Knyszyn eingenommen. Dabei
Einstein selbst trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er erflärt, daß man anders zu ihm stünde, wäre er Deutschnationaler mit oder ohne atentreuz statt Jude von freiheitlicher internatio naler Gesinnung.
Einige hervorragende Phyfiter gez. Nernst, Laue, Rubens veröfentlichen folgende Kundgebung für Albert Einstein :
In der Dienstag- Bersammlung in der Philharmonie, auf der Einsteins Relativitätsprinzip beleuchtet werden sollte, sind nicht nur gegen seine Theorie, sondern zum tiefsten Be bauern der Unterzeichneten Einwände gehässiger Art auch gegen seine wissenschaftliche Persönlichkeit erhoben worden. Es tann nicht unsere Aufgabe sein, uns an dieser Stelle über die beispiellos tiefe Gedantenarbeit näher zu äußern, die Einstein zu seiner Relativitätstheorie geführt hat; überraschende Erfolge sind bereits erzielt, die weitere Prüfung muß natürlich Sache der fünftigen Forschung bleiben. Dagegen möchten wir, was in dieser Versammlung mit feinem Wort berührt wurde, betonen, daß, auch abgesehen von Einsteins relativistischen Forschungen, seine sonstigen Arbeiten ihm einen unver= gänglichen Plag in der Geschichte unserer Wissen= fchaft sichern; dementsprechend tann sein Einfluß auf das wissenschaftliche Leben nicht nur Berlins , sondern ganz Deutsch lands faum überschätzt werden. Wer die Freude hat, Einstein näher zu stehen, weiß, daß er von niemand in der Achtung fremden geistigen Eigentums, in persönlicher Bescheidenheit und Abneigung gegen Reflame übertroffen wird. Es scheint uns eine Forderung der Gerechtigkeit, ungesäumt dieser unserer Ueberzeugung Ausbruck zu geben."
Hansen Kopenhagen berichtet darauf, daß er im Juni ein Telegramm Schiopnitoffs erhalten habe, worin er Schlicke den Vorwurf der Sabotage des Kongresses machte. 14 Tage darauf sei er in Kopenhagen angekommen und habe die sofortige Einberufung des Kongresses verlangt, worauf sich Hansen nicht einließ. Gleichzeitig famen Vertreter der italienischen Organisation, die glaubten, daß der Kongreß am 15. Juni stattfände, riefen darauf sofort Vertreter aus Stocholm und Kristiania und es fand eine Vorbesprechung statt, die zwei Tage dauerte und wobei unter formellem Einverständnis Schlopnitoffs als Datum des Kongresses der 20. Auguft angenommen wurde. Im übrigen sei nichts Interessantes vorgekommen. Ueber die Tagung wurden zwei Protokolle abgefaßt. Im übrigen habe Schlopnitoff vor dem Geschäftsausschuß des dänischen Metallarbeiterverbandes und der Landesorganisation einen Vortrag gehalten, worin er ihnen auseinandergesetzt habe, daß es teinen Sozialismus ohne Kanonen gäbe. Für einen solchen Sozialismus mit Maschinengewehren aber sei in Standinavien kein Verständnis.
Darauf fragt Merrheim, ob ein Protokoll dieser Rede Schlopnitoffs vorliege resp. ob sie veröffentlicht worden set; in diesem Falle bitte er um Vorlage. Seine Fragestellung set des halb erfolgt, weil man der Internationale den Vorwurf machen tönnte, die russischen Genossen ausgeschlossen zu haben; wenn sie hier wären, würde er unbedingt für ihre Zulassung plädieren.
Hansen Kopenhagen erwidert ihm, daß ein Bericht über die Rede nicht veröffentlicht worden sei, die Notizen des Uebersetzers jedoch noch vorliegen und dieser bereit sei, sie auszuarbeiten.
M
Stein Desterreich fragt an, ob das Internationale Sekretariat eine Sammlung der verschiedenen Geseze vorge nommen und fie den angeschlossenen Organisationen zugestellt habe, die während des Krieges in den verschiedenen Ländern er lassen wurden, um die Arbeiterklasse in den Dienst der Kriegführung zu stellen.
Ihm wird von Schlide erwidert, daß diese Sammlung nicht vollständig hätte vorgenommen werden können, weil Speziell durch die Blockade teine Möglichkeit zu ihrer Beschaffung bestanden habe. Gleichzeitig bittet Schlice das Sekretariat zur Vermittlung in den Meinungsverschiedenheiten zu beauftragen, die zwischen den beiden tschechoslowakischen Organisationen über deren Zulassung bestehen.
Auf Antrag Merrheims wird der Bericht zur Kenntnis ge nommen und zur Tagesordnung übergegangen.
Am Nachmittag beginnt die Behandlung des 3. Punttes der Tagesordnung:
" Unsere internationalen Beziehungen". Hierzu führt Schlide aus, daß durch den Kriegsausbruch die Beschlüsse des letzten Kongresses noch nicht hätten erledigt werden tönnen. Seine, dem heutigen Kongreß gemachten Vorschläge seien nur die Ausführung dessen, was auf dem Berliner Kongreß be= schlossen worden sei. Nach seiner Auffassung müsse an dem föderativen Charakter der Metallarbeiter- Internationale festgehalten werden, sie dürfe teine 3entralisation werden. Es sei streng zu vermeiden, in Tattit und Aufbau der Organisationen einzugreifen. Das Sekretariat habe nur Ratschläge zu erteilen und sich jeder Beeinflussung zu enthalten.
Im Gegensatz zu der gestern in der Diskussion von Dißmann geäußerten Auffassung sei er der Meinung, daß man keine bindenden Vorschriften von zentraler Stelle aus erlassen könne, sondern nur Beratungen über bestimmte Materien pflegen. Man müsse sich jedoch davor hüten, die Zentrale des J. M. B. zu einem politischen Aktionsausschuß zu machen. Das Arbeitsgebiet des Bundes sei, sich mit Spezial. aufgaben des Berufes zu beschäftigen.(!) Ferner müsse der Bund seine Aufgabe in der Beteiligung und Unters stügung des Internationalen Arbeitsamts in Genf , einer Organis sation des Völkerbundes über die Probleme des Arbeiterschutzes und soziale Fragen erblicken.( Man muß sich wahrlich angesichts solcher Ausführungen fragen, ob der Redner teine Ahnung hat von den gewaltigen Umwälzungen der letzten Jahre. Red.) Ihm gegenüber wurde von Stein Wien, betont, daß es sehr begrüßenswert sei, auf dem Kongreß einigen jüngeren Delegierten zu begegnen, die den Geist der neuen 3eit verträten. Der von Schlice umrissene Aufgabenkreis sei eine viel zu schwere Basis und es wäre unverständlich, wenn die Metallarbeiter- Internatio nale sich nicht voll und ganz in den Dienst des gesamten Emanzi pationstampfes des internationalen Proletariats stellen würde. Angesichts des soeben erlassenen Aufrufes der Moskauer Internationale zur Sprengung der Amsterdamer Gewertschaftsinter nationale müsse man aber auch die Demarfationslinie gegen über diesen kommunistischen Anschauungen ziehen.
Kummer Deutschland übt Kritik an der geringen Tätigkeit, die vom Sekretariat entfaltet worden sei. Die im Krieg entstandene Verwirrung habe ihre Ursache im gegenseitigen Mißtrauen der verschiedenen Länder zueinander. Das Sekretariat müsse nunmehr zu einem lebendigen Glied gemacht werden und einen regeren Austausch der Gedanken und Bestrebungen vornehmen. Bisher habe das Sekretariat teine Ideen gehabt, sondern nur mechanisch die ihm übermittelten Berichte überseht und weitergeleitet. Er unterstützt den Antrag der Belgier auf Anstellung eines befoldeten internationalen Sekretärs und eines Vollzugsausschusses, der regelmäßig zusammenzutreten habe. Den Antrag der Belgier , Engländer und Franzosen auf Verlegung Internationalen Gefretariats nach einem neutralen Land, fönne er begreifen, da Deutschland seine moralische Autorität eingebüßt habe. Er bezweifelt indessen, ob im neutralen Ausland die geeignete Persönlichkeit gefunden werden fönne, und bittet, die Erledigung der Frage der Verlegung des Sizes des Sekretariats bis zum nächsten Kongreß hinauszuschieben.
des
Ein Brief Maxim Gorfis. Die„ Daily News" geben einen von Maxim Gorki an den bekannten englischen Schriftsteller H. G. Wells gerichteten Brief wieder, in dem Gorki u. a. ausführt: „ Wir leben in Zeiten, da selbst die perverseste und bösartigste Phantasie teine Lügen und Berleumdungen erfinnen tann, die schredlicher und entwürdigender wären, als die gegenwärtige Wahrheit. Eine von diesen empörenden Wahrhetten ist die Treibjagd auf Rußland , ein Land, das seine ganze schöpferische Kraft an ein soziales Experiment von der größten Bedeutung und Wichtigkeit für die Menschheit setzt. Man sollte uns Russen unserer eigenen Weisheit oder unserer eigenen Torheit überlassen. In jedem Falle hätten wir dann dem übrigen Europa ein lehrreiches Schauspiel geboten. Jedoch Europa , vers treten durch England und Frankreich , ist bestrebt, uns abzuständigen können. würgen. Ich glaube nicht, daß Europa Glüd damit haben wird, aber es ist sehr wohl möglich, daß seine Rußland- Politik die Russen Asien in die Arme treibt. Sehen Sie nicht in dieser möglichen Bereinigung mit asiatischen Völkern eine fürchterliche Bedrohung der europäischen Kultur? Was mich betrifft, so bedrückt mich diese Frage wie ein Alpdrud."
Auf Antrag Slides wird die Diskussion unterbrochen, ba mit die Landsmannschaften und der Zentralausschuß über die Frage der Verlegung des Internationalen Sekretariats sich vers
Drudfehlerberichtigung. In unserer Notiz Die Köthener Spigelmache" in der gestrigen Abendausgabe heißt es zum Schluß: Die Feststellungen unseres Leipziger Parteiorgans zeigen auch " Es muß hier, wie schon aus Sem borniertesten Bolschewisten dem Sinn hervorgeht, heißen:„ dem borniertesten Bolschewiften. haller". Dies dem Druckfehlerteufel zur Kenntnisnahme.