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Die nahmebedingungen. Was tut es, wenn Laufende im| harten Klassentampf grau gewordene, narbenbededte und erfahrene Kämpfer, die sich selbst unter Einsetzung ihres Lebens in allen Situationen als unbedingt zuverlässige und ver trauenswürdige, als tapfere und selbstlose Genossen bewährt haben, plöglich infamiert und aus der Gemeinschaft ihrer Kampfgenossen gewiesen werden. Der 3orn faßt jeden ehrlichen Mann, wenn er hören muß, daß solche Genossen von anderen, die ihre Schüler sind oder sein sollten und die erst noch Gelegenheit bekommen sollen, zu beweisen, daß sie Klassenfämpfer aus echtem Saret und Korn sind, nicht mehr Wert haben als Ballast, den man über Bord werfen muß. Und warum? Sind jene Genossen über Nacht Judasse geworden? O nein, sie sind nur nicht der Meinung, daß es darauf ankommt das Maul aufzus reißen, das Zungen- R zu beherrschen und an die Unfehl barkeit Moskaus zu glauben, wenn man würdig sein will der Kommunistischen Gemeinschaft anzugehören. Ob ein be währter Genosse gerade wegen seiner Erfahrungen für bestimmte Posten in der Bewegung geeignet und bei dem großen Verbrauch und Mangel an Kräften bitter notwendig ist, das hat nichts zu sagen. Es braucht nur irgend ein Streber von heute aufzutauchen und radikale Phrasen von sich zu geben, um berufen und auserwählt zu sein.
Und das nennt die kommunistische Welt: straffe zentrale Organisation! Ich bin durchaus für eine straffe zentrale Organisation auf nationalem wie auf internationalem Gebiet; darunter verstehe ich aber ganz etwas anderes als die despotische Herrschaft einer obersten ,, Bonzenschicht" über eine Masse geistiger Eunuchen.
Wie die Zentralisation der Kommunisten praktisch wirkt, bafür ein charakteristisches Beispiel. In der offziellen Schrift die Kommunistische Internationale bis zu ihrem zweiten, Rongreß fanden wir auf den Seiten 314 bis 317 einen Brief: An alle Orts- und Landesorganisationen der Unabhängigen Sozialistischen Partei Deutschlands, an alle Arbeiter, die Mitglieder der U. S. P. D. sind. Dieser Brief wurde geschrieben, nach dem die Moskauer Erefutive bereits ein Schreiben unseres Zentralfomitees in ihren Händen hatte, in dem wir unsere Reise nach Moskau anfündigten und als wir bereits auf dem Wege nach Mostau waren! Trotzdem behaup fet die Moskauer Erekutive in ihrem Brief, daß die rechten Führer des Zentralfomitees" unserer Partei den Beschluß des Leipziger Parteitages sabotierten und nicht in Moskau zu fehen seien. Was heißen soll, daß die„ ,, rechten Führer" nicht mit Moskau verhandeln wollen. Die kommunistische Erefutive forderte die Parteimitglieder der U. S. P. D. auf, so= fort auf eigene Faust Delegierte nach Mos= tau zu schiden! Ich habe diese Art des Bestrebens, Barteien in anderen Ländern zu zerrütten, in der Sigung der Erefutive als hinterhältig verurteilt und betont, daß Berhandlungen ehrliches Wollen und loyales Berhalten auf beiden Seiten voraussehen. Genosse Radek gab trotzdem den mit unwahrheiten gespidten Brief der Erefutive nicht preis, er verteidigte ihn und ich erhielt auch nicht den Eindrud, als dächte die Exekutive daran, in Zukunft eine solche verwerfliche Taktik gegen die U. S. P. D. aufzugeben. Im Gegenteil, die Exekutive hält sich sogar für berechtigt, wenn sie es für nötig hält, eine eigene 3entrale von Moskau aus in Deutschland einzulegen.
Rann ein ernster Mensch glauben, daß wir mit solchen Methoden zu einer revolutionären Internationale der Tat zu kommen vermögen? Kann uns wirklich jemand, der nicht den Glauben an den Sozialismus, an seine Partei und an sich felbft verloren hat, zumuten, jener berühmten fommunistishan Taktik alles zu opfern, die die Kommunistische Partei Deutschlands demoralisiert, desorganisiert, in Trümmer und Setten zerschlagen und zur politischen Ohnmacht und EinflußTofigkeit verdammt hat?
Parteigenossen! Laßt es endlich genug sein, der Kinderfrankheiten des Radikalismus!
Ich ging nach Moskau mit dem redlichen Willen, durch durch Berhandlungen einen Zusammenschluß der 3. Internationale mit unserer Partei herbeizuführen und durch das Bestreben die sozialrevolutionären Parteien anderer Länder ebenfalls für den Zusammenschluß zu gewinnen, damit eine altionsfähige Internationale geschaffen wird. Ich mußte aber erleben, daß die Kommunisten nicht für den internationalen Zusammenschluß der sozialrevolutionären Parteien aller Länder wirkte, sondern daß sie nur eine tommu= nistische Partei für alle Länder gelten lassen wollen, unter der unumschränkten Gewalt der Mos= fauer Exekutive.
Berschärfter Generalstreik in Stuttgart
( Eigener Drahtbericht der Freiheit".) Stuttgart , 26. August. In der Vollversammlung der Betriebsräte Betriebsräte wurde heute nach eingehender Beratung folgende Resolution angenommen:
Die am 27. 8. tagende Bollversammlung der Betriebsräte Stutt garts einschließlich der vereinigten Gewerkschaften und der diesen angeschlossenen Organisationen sowie der politischen Parteien beschließen zur Abwehr gegen die von der Regierung im Berein mit den Unternehmern getroffenen geseh- und verfassungswidrigen Maßnahmen:„ Schließung und militärische Bewachung der Bes triebe, der Werte Daimler, Hosch und Maschinenfabrik Ehlingen" den verschärften Generalstreit mit dem Ziel: 1. jofortige Zurückziehung der Wachen,
2. fofortige Wiedereröffnung der Betriebe für jämtliche Arbeitnehmer,
3. Bezahlung der ausgefallenen Zeit,
4. Berhandlungen mit der Regierung wegen des Steuerab
Zuges,
Zu dieser scharfen Maßnahme ist die Arbeiterschaft gezwungen worden durch die herausfordernde Saltung der württembergischen Regierung. Es spricht für weit gehende Disziplin und Mäßigung bei der Arbeiterschaft, wenn sie zu Berhandlungen mit der Regierung wegen des Steuerabzuges bereit ist.
Die Berliner Boltszeitung" schnaubt flammende Entrüstung, weil wir die Arbeiterschaft gegen die brutalen Maßregeln der Regierung in Schuh genommen haben. Sie wirft uns Einseitigteit vor. Terroratte" fönne man nicht in Schuh nehmen, das sei intorrekt, und wenn man an die Folgen denke, dann sei es fogar verantwortungslos.
Wir müssen daran festhalten, daß ein Regierungssystem, das nie den Mut gehabt hat, gegen vermögende Steuerbrüdeberger vorzugehen, das Recht verwirkt hat, die Arbeiterschaft in so brutaler Weise im Bunde mit denselben vermögenden Steuerbrüdebergern zur Besteuerung heranzuziehen. Cine solche Sandlungsweise ist in Wahrheit verantwor fungslos, verantwortungslos gegenüber der wichtigsten Gesellschaftsschicht, deren bereitwillige Arbeitsfreudig leit man sonst mit füßen Worten herauszufordern pflegt. Die Ber
antwortungslosigkeit aber erreicht ihren Gipfel, wenn derartige, wärtigen ungesetzlichen Zustand billigen und daß Sie zur Ver
Maßnahmen in einer Zeit geschehen, wo das Unternehmertum barauf brennt, Betriebe schließen zu können, und wo andere Regierungsstellen ihre liebe Not haben, das anmaßende ProfitBetriebe zu bewegen. Die Regierung sollte im Gegenteil der Argeiertum mit Geld und guten Worten zur Aufrechterhaltung der beiterschaft dankbar dafür sein, daß sie es versucht, durch entsprechende Lohnerhöhungen die Besteuerung zum Teil auf die Profite und auf die Profithamster abzuwälzen und damit durch Einsegung ihrer Macht wenigstens einen Teil dessen zu erreichen, was den vor jedem Stirnrunzeln der Besitzenden sich duckenden Regierungen bisher nicht möglich war.
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Wir wünschen daher den Stuttgarter Arbeitern aufrichtig einen vollen Erfolg und wir erwar außerste Der württembergischen Regierung Eingehen auf die von der Arbeiterschaft ange= Mäßigung und verständnisvollstes botenen Verhandlungen.
Die Böbelerzeffe
Die Ausschreitungen in Breslau ( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".) Die geftrige Rundgebung auf dem Schloßplay, die zu ber Erstürmung des franzöfifchen- polnischen Konsulats und zu den Böbelausschreitungen auf den Straßen führte, war von der Deutschnationalen Bollspartei, von der Deuts ichen Volkspartei, den Demokraten und dem 3ens trum einberufen worden. Die Verantwortung für die Ausschreitungen fällt also auf diese Parteien zurück, die durch Aufpeitschung der nationalistischen Instinkte die be dauerlichen Vorfälle heraufbeschworen haben. Bon der S. P. D. ist nun nach Fühlungnahme mit der U. S. P. für heute 5% Uhr eine große Kundgebung der Arbeiterschaft angefekt worden, an der auch unsere Genossen teilnehmen werden. Bon geg nerischer Seite wird bereits fieberhaft daran gearbeitet, dieje Rundgebung zu stören, und zwar werden namentlich Arbeitsloje und Flüchtlinge aus Oberschlesien von den nationalistischen Hegern gegen uns auf die Beine gebracht.
Wie raffiniert von den Nationalisten gearbeitet wird, ergibt fich daraus, daß sie ihrer Aftion ein nationalbolshe= wistisches Mäntelchen umhängen, um einzelne Kreise der Arbeiterschaft für sich zu gewinnen. So wird von notorischen beiterschaft ausgegeben und zugleich erklärt, die Arbeiter müßten, Spigeln und Provokateuren die Parole der Bewaffnung der Arwenn sie Waffen erhielten, nach Oberschlesien ziehen, um von dort die Polen zu vertreiben. Die R. P. D. hat sich bisher gegenüber diesen Parolen ablehnend verhalten. Es ist aber festgestellt, daß viele fommunistische Elemente, betört von den scheinbar revolutionären Rebensarten der nationalistischen Provokatenre, ihnen ins Garn gegangen find, und mit den ausgegebenen Paralen sympathis fieren. Von unserer Seite wird nichts unverfucht gelassen, um die Arbeiterschaft von törichten Streichen zurückzuhalten und das verbrecherische Treiben der nationalistischen Lodspigel lahmzulegen.
Der Offizier als Lockspigel
Heute früh erschien im Parteibureau der U. S. P. in Breslau ein Offizier, um sich zu erkundigen, ob die U. S. P. mit Soms jeteußland in Berbindung stehe. Das wurde von un feren Genoffen verneint, worauf der Offizier bemerkte, daß in Ditpreußen 20 000 Rotgardijten übergetreten seien, die doch zu einer Roten Armee in Deutschland benutzt werden sollten. Darauf fragte ihm mitgeteilt wurde. Er verließ darauf unser Parteibureau, un der Offizier, wo sich das Bureau der Kommunisten befinde, was sere Genossen folgten ihm aber nach und stellten fest, daß er nach dem Ring ging und dort in der Graveuranstalt von Kaiser einen Stempel mit dem Aufbrud:" Rote Armee Deutsch . lands" bestellte. Gleichzeitig kaufte er sich ein Hakenkreuz. Er entschwand darauf unseren Parteigenossen aus dem Gesichtss freis.
Die Regierung entschuldigt sich
Beuthen , 27. Auguft.( Amtlich.) Der Stellvertreter des Reichsministers des Auswärtigen, Ge sandter v. Rosenberg , hat sich heute zum französischen Botschafter und zum polnischen Geschäftsträger begeben und ihnen das Bebauern der deutschen Regierung über die gestrigen Borfälle in Breslau ausgesprochen.
Vor der Verständigung
Beuthen , 27. Auguft. W. T. B. berichtet: Bon dem Hauptausschuß der vereinigten deutschen Parteien und Gewerkschaften und des Plebiszitkommiffariats für Deutschland ist heute nacht Korfants folgende Verständigungsnote überreicht worden:
Als Ergebnis der zwischen Ihnen und Herrn Rechtsanwalt Wollny einerseits und den Herren Pfarrer Uligla und Sanitätsrat Dr. Bloch andererseits am 23. August gepflogenen Besprechung find folgende vier Puntte als Borschlag von polni fcher Seite festgestellt worden: 1. Entfernung der Sicherheitspolizei und Erjah berselben bis zur möglichst baldigen Aufstellung einer Abstimmungspolizei durch eine bewaffnete Einwohnerwehr ( Silfspolizei), die sich zur Hälfte aus Polen und zur Hälfte aus Deutschen zusammenfeßt. 2. Ausweisung derjenigen, die nach dem 1. August nach Oberschlesien zugezogen sind. Ueber Ausnahmen, die durch berufliche, geschäftliche oder sonstige billige Interessen ber Betreffenden gerechtfertigt sind, entscheidet eine paritätische aus Deutschen und Polen zusammengesetzte Kommission unter dem Bor: Fiz eines Vertreters der Interalliierten Kommission. 3. Die Weiges rung, die Waffen niederzulegen oder abzugeben, soll mit den schärften Grafen, mindestens mit einjähriger Zuchthausstrafe und mit Verlust des Abstimmungsrechtes geahndet werden. 4. Von den politischen Parteien und Gewerkschaften auf polnischer und deutscher Seite soll ein gemeinsamer Aufruf an die Bevölkerung zur Rück Tehr und zum Frieden erlassen werden.
Diese vier Punkte finden unsere Zustimmung. Zu Punkt 2 wollen wir nicht entscheiden, inwieweit er zu§ 3 Abjazz 6 des Artikels 88 des Friedensvertrages in Gegenjag steht. Es liegt im Sinne Ihrer Borschläge, wenn wir im Interesse bes Friedens in Oberschlesien und der Sicher= stellung dauernder ungestörter Fortführung bes Wirtschaftslebensnoch folgende Punkte hinzufügen: 5. Jeglicher Terror gegen Andersdenkende hat zu unterbleiben, insbesondere ist jede Einwirkung durch Gewalttätigkeit oder Drohungen in Arbeitsbetrieben oder Privatleben, jeder Zwang wegen Zugehörigkeit zu einer politischen oder wirtschaftlichen Organisation untersagt.
Zur Ueberwachung der Durchführung dieser Bereinbarungen ist für das Abstimmungsgebiet eine paritätische Rom = mission aus Deutschen und Polen unter Vorsitz eines Vertreters der interalliierten Regierungs- und Plebiszitkommission einzulegen. Als ersten Aft des ernstlichen Willens beider Teile zur Durchführung der getroffenen Bereinbarungen halten wir die sofortige Veröffentlichung des unter Puntt 4 vorgesehenen Aufrufs an die Bevölkerung für notwendig. Wir find zu der sofortigen Veröffentlichung dieses Aufrufs bereit und er warten von Ihnen das gleidhje. Sie haben unseren Vertretern versichert, daß ein Aufruf Ihrerseits den Frieden in Oberschlesien binnen 48 Stunden wiederherstellen würde. Sollten Sie daher zögern, so müßten wir daraus entnehmen, daß Sie den gegen
wirklichung Ihrer Zusagen nicht gewillt oder nicht in der Lag Find.
Beginn der Verhandlungen
Beuthen , 27. Auguft. Die Verhandlungen über die vom Hauptausschuß der deutscher Parteien und Gewerkschaften Korfanty überreichte Note haber heute mittag begonnen.
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Erfreulicherweise scheint es jetzt in Oberschlefier endlich zu einer Verständigung zwischen Deutschen uni Bolen zu kommen. Die polnischen Organisationen haben ihre Forderungen gestellt und die deutschen bürgerliche Parteien haben ihnen zugestimmt, zugleich freilich nod einen neuen Punkt hinzugefügt, an dem hoffentlich die Eini gung nicht scheitern wird. Die Polen fordern ihre Anhänge in einem Aufruf zur Aufnahme der Arbeit und zu Abgabe der Waffen auf. Es muß abgewartet wer den, ob sie damit mehr Erfolg haben werden als bisher Gestern wurden Verhandlungen zwischen den beiden Pau teien geführt.
Die Ausschreitungen des nationalistisch- antisemitischen Pöbels in Breslau haben bereits die eine Folge gehabt daß die deutsche Regierung bei den Franzosen und bei den Bolen um Entschuldigung bitten mußte. Die reaf tionäre Presse sucht jetzt die Schuld an den Breslauer Ey eignissen von sich abzuwälzen. Insbesondere spricht die ,, Deutsche Tageszeitung" mit scheinheiliger Miene ihr Be bauern über die vorgekommenen Ausschreitungen aus. Id Wirklichkeit ist das nationalistische Preßgesindel, die tuellen Urhebern dieser Böbelexzesse zu rechnen. Bei ,, Deutsche Tageszeitung" an der Spize, zu den intelle!! diesen Elementen kann das deutsche Volt sich dafür bedanken wenn sich noch andere Weiterungen aus den nationalistischen Ausschreitungen in Breslau ergeben. Die reaftionäre Pres fann sonst nicht genug von der nationalen Würde" Deutsch lands reben; immer wieder aber sorgt sie durch die Auf peitschung der nationalistischen Leidenschaften, durch die Verhegung einer urteilslosen Masse zu nationalistischen und antisemitischen Exzessen, daß das deutsche Ansehen stets aufs neue geschädigt wird.
Für Sonntag nachmittag 3 Uhr haben die bürgerlichen Parteien in Gemeinschaft mit den Rechtssozialisten eine Protestversammlung der Oberschlesier nach dem Lustgarten in Berlin einberufen. Zuerst war behauptet worden, daß auch die Unabhängige Sozialdemo tratie einen Redner stellen wolle. Das ist nicht det Fall.
Wir warnen die Arbeiter auf das dringendste davor, fid bei dieser Gelegenheit von nationalistischen Elementen miß brauchen zu lassen. Der Berliner Polizeipräsident hat er flärt, daß er einen Demonstrationszug zum Bran denburger Tor nicht dulden könne, da das eine Verlegung des befriedeten Reichstagsbannkreises bedeuten würde. Es sei zugleich Vorsorge getroffen worden, daß die aus ländischen Missionen vor 3wischenfällen, wie sie sich am 26. August in Breslau abgespielt haben, wittsam ge schützt werden. Die Arbeiterschaft darf es nicht bei diesen polizeilichen Maßnahmen bewenden lassen; es muß alles ge tan werden, damit nicht Berlin zu einem neuen Schaupla nationalistisch- antisemitischer Exzesse wird!
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( Eigener Drahtbericht der Freiheit".) Justerburg, 28. August.
Ohne Zwischenfälle habe ich bei Czynochen die Grenze über schritten. Der Weg nach Augustowo scheint nicht mehr frei. Rote Truppen versuchten durch Litauen nach Grodno zu marschieren, wurden aber von der litauischen Grenzwache zurückgewiesen. Ernkhafte Grenzverlegung scheint die russische Armee nicht zu beabsichtigen, vielmehr die litauische Neutralität zu achten. Dagegen erwartet man von den Bolen hier feine Rüdicht. Die polnischen Friedensbedingungen, die ru fiches Gebiet mit Wilna fordern, erweden große Befürchtung Das litauihe Militär macht in fauberer Uniform, guter Aus rüftung und ruhigem freundlichem Wesen einen überaus guten Eindrud. Die intellektuellen Kreise dieses Volkes erstehen aus der breiten Basis der mittleren Schichten, nicht wie bei Poleu aus dem Großgrundbgth.
Ueber die Kriegslage schwirren an der deutschen Grenze wie hier in Suwaiti die unglaublichsten Gerüchte. Alle Grenzmeldungen find mit großer Borficht aufzunehmen. Sicher ist nur, daß der russische Rüdmarsch über Augustowo fortschreitet. Der Stab ber 4. Armee, wie bie revolutionären Komitees haben Augustowo geräumt. 3m Rüden bez russischen Trup pen erheben sich die polnischen Bauern, die den Uebertritt russischer Truppen auf deutsches Gebiet verhinders wollen. Die jüdische Bevölkerung flieht heimatlos vor den Polen im Lande umher. lieberall berichtet man von entjeglichen Greueltaten, die die Polen beim Rückzug an den Juden begangen haben sollen. Die Zahl der Hingeschlachteten soll nach tausenden zählen. Einwandfreies Material fonnte ich jedoch bisher nicht erhalten. In Suwalti sind Gerüchte vom Ende der polnischen Offensive verbreitet. Die roten Trups pen sollen 2omsha bereits wieder bejezt haben.
Der polnische Heeresbericht
Pojen, 27. Auguft. Operationsbericht des polnischen Generalstabes vom 26. Auguft. Nordfront. In den Abschnitten der 1. und 5. Armee ist bie Lage unverändert. Während der Säuberung des Gebietes westlich der Linie MI awa- 3iechanow wurden wieder 2000 Bolschewisten gefangen.
Zentrumsfront. Im Abschnitt der Stadt Leman bes finden sich noch einige Tausend Bolschewisten aller Waffengattun gen, welche unter unserem Druce, sich hartnäckig verteidigend, zur deutschen Grenze zurüdweichen. Es wurde festgestellt, daß in einem Abschnitt unfere Abteilungen von zwei Batterien und Maschinengewehren der Bolschemisten beschossen wurden, die sich auf deuts chem Boden befanden.(?!) Auf der Chaussee RolnoMysoynce stieß unser 57. Infanterieregiment mit starken feind lichen Abteilungen zusammen und erbeutete nach erbittertem Kampfe sechs Geschüße, zehn Maschinengewehre, Fahnen und die Kanzlei der 10. bolichemistischen Kavalleriedivision. Abteilungen der 3. Legionär- Division überraschten durch einen Ausfall aus Kobrin den Feind, welcher verschiedene Einheiten tonzentrierte, zersprengten ihn, machten 1100 Gefangene, darunter den ganzen Stab der 57. Sowjetdivision und erbeuteten vier Geschüße und zwölf Maschinengewehre.
Gestern haben unsere Truppen Grajewo befekt. Südfront Deftlich Lemberg, im Abschnitt Zadoworze find hertuädige Rämpfe in Gange