Kommunistische Partei und aber ben Sieg organikezte: Jeit zwei Jahrenzehnten, wie perkrieges fofl fie in ihren Reihen militärische Disiplin walter
proletarische Revolution
( Schluß.)
Die russischen Menschewifi haben nach der Niederlage der Repolution 1905 einige Jahre lang die dee des sogenannten Arbeiterfongresses gepredigt, der die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse ersetzen sollte; die„ Gelben Labouristen" jeglicher Art in England und in Amerika predigen den Arbeitern die Schaffung Bon formlosen Arbeiterverbänden oder verschwommenen, nur parlamentarischen Vereinigungen, an Stelle der politischen Partei, und setzen gleichzeitig eine durchaus bürgerliche Politik in die Tat um. Die revolutionären Syndikalisten und Industrialisten wollen gegen die Diktatur der Bourgeoisie kämpfen, wissen aber nicht wie.
in Rußland , seit einer von Jahren, in Deutschland , führt die kommunistische Partei ihren Kampf nicht nur gegen die Bourgeoisie, sondern auch ggen diejenigen Sozialisten", welche die Träger der bürgerlichen Beeinflussung des Proletariats sind; sie nahm in ihre Reihen die standhaftesten, weitsichtigsten und forts geschrittensten Kämpfer der Arbeiterklasse auf. Nur auf Vorhandensein einer derartigen, geschlossenen Organisation der Elite der Arbeiterklasse ist es möglich, alle diejenigen Schwierigkeiten zu überwinden, die sich der Arbeiterdiktatur am Tage nach dem Siege in Weg stellen.
In der Organisierung einer neuen proletarischen roten Armee, in der tatsächlichen Bernichtung des bürgerlichen Staatsapparates und in dessen Ersetzung durch Keime cines neuen proletarischen Staatsapparates, im Kampf gegen zünftige Tendenzen einzelner Arbeitergruppen, im Kampf gegen den Lotal- und Bezirks- ,, Patriotismus", in der Anbahnung von Wegen auf dem Gebiet der Schafauf allen diesen Gebieten gehört das entscheidende Wort der kommunistischen Partei; ihre Mitglieder müssen durch das eigene Beispiel die Mehrheit der Arbeiterklasse anfeuern und führen.
Sie merken nicht, daß die Arbeiterklasse ohne selb- fung einer neuen Arbeitsdisziplin, ständige politische Partei ein Rumpf ohne Kopf ist.
Der revolutionäre Syndikalismus und Industrialismus bedeuten einen Schritt vorwärts nur im Vergleich mit der alten, bumpfen, gegenrevolutionären Jdeologie der 2. Internationale. Im Vergleich aber mit dem revolutionären Marrismus, d. h. mit dem Kommunismus, bedeuten Syndikalismus und Industria lismus einen Schritt rückwärts. Die Erklärungen der„ linten" A. A. P. D. auf ihrem Gründungsparteitag im April, daß fie eine Bartei gründe, aber feine Bartei im überlieferten Sinne", be beutet eine geistige Kapitulation vor denjenigen Anschauungen des Syndikalismus und Industrialismus, die reaktionär sind.
Allein durch den Generalstreif, durch die Tattit der gekreuzten Sände, kann die Arbeiterklasse nicht den Sieg über die Bourgeoisie Davontragen. Das Proletariat muß zum bewaffneten Aufstand greifen. Wer das verstanden hat, wird auch begreifen müssen, daß dazu eine organisierte politische Partei not tut und formlose Arbeiterunionen nicht genügen.
Die revolutionären Syndikalisten sprechen oft von der großen Rolle einer entschlossenen revolutionären Minderheit. Nun, eine wirklich entschlossene Minderheit der Arbeiterklasse, eine Minderheit, die kommunistisch ist, die handeln will, die ein Programm hat, die den Kampf der Massen organisieren will, ist eben die tommunistische Partei.
6. Die wichtigste Aufgabe einer wirklich kommunistischen Partei besteht darin, immer in engster Fühlung mit den breitesten Schichten der Proletarier zu bleiben. Um das zu erreichen, können und sollen die Kommunisten auch in solchen Vereinigungen wirken, umfassen. 3. B.: Kriegsbeschädigten- Organisationen in verschie benen Ländern, Comitee der„ Hands of Russia" in England, proletarische Mietervereine usw. Besonders wichtig ist das russische Beispiel der sogen. parteilojen" Arbeiter und BauernRonferenzen. Solche Konferenzen werden fast in jeder Stadt, in jebem Arbeiterviertel und auch auf dem Lande organisiert. Bei Den Wahlen zu diesen Konferenzen beteiligen sich die breitesten Massen auch der zurüdgebliebenen Arbeiter. Auf die Tagesord nung werden die atutesten Fragen gestellt: Ernährungsfrage, Wohnungsfrage, militärische Fragen, Schulfrage, politische Aufgaben des Tages usw. Die Kommunisten beeinflussen diese parteilojen" Konferenzen auf das eifrigste, und mit größtem Erfolg für die Partei.
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Die Kommunisten halten für ihre wichtigste Aufgabe die snitematische organisatorisch- erzieherische Arbeit innerhalb dieser weiten Arbeiterorganisationen, aber um eben diese Arbeit er folgreich zu gestalten, um die Gegner des revolutionären Proletariats daran zu hindern, daß sie sich dieser weiten Arbeiterorgani Arbeiter stets ihre eigene selbständige, geschlossene tommunistische bei jeder Wendung der Ereignisse und bei allen Formen der Be= wegung die allgemeinen Interessen des Kommunismus wahrzunehmen. 7. Die Komunisten meiden feineswegs nicht parteigemäße Maffenorganisationen der Arbeiter, sie scheuen sich unter Umständen felbft dann nicht, wenn sie einen ausgeprägt reaktionären Cha ratter tragen,( gelbe Berbände, christliche Verbände usw.) in ihnen teilzunehmen und sie auszunuzen. Die fommunistische Bartei führt innerhalb dieser Organisation beständig ihre Arbeit und überzeugt die Arbeiter unermüdlich, daß die Jdee der Parteilofigkeit als Prinzip von der Bourgeoisie und ihren Handlangern zielbewußt unter den Arbeitern gefördert wird, um die Proleta rier vom organisierten Kampf für den Sozialismus abzulenten. 8. Die alte„ klassische" Einteilung der Arbeiterbewegung in drei Formen Partei, Gewerkschaften und Genossenaften ist offenbar überholt. Die proletarische Revolution in Rußland hat die Grundform der proletarischen Dittatur die Sowjets -geschaffen. Die Neueintreilung, der wir überall entgegengehen, ist: 1. Partei, 2. Sowjet, 3. Produktionsverband ( Gewerkschaften). Aber auch die Arbeiterräte, wie auch die revo lutionierten Produktionsverbände müssen beständig und systema chen Partei geleitet werden. Der organisierte Bortrupp der Arbeitertlasse die kommunistische Partei die in gleichem Maße die in gleichem Maße die Kämpfe der gesamten Arbeiterklasse auf wirtschaftlichem wie politischem Gebiet, wie auch auf dem Gebiet des Bildungswesens leiten muß, fie muß den lebendigen Geist bilden, sowohl in den
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ren Formen der proletarischen Organisation.
Die Entstehung der Sowjets als historische Grundform der Diktatur des Proletariats schmälert feineswegs die führende Benn von den„ linten" Kommunisten Deutschlands ( hehe ihren Aufruf an das deutsche Proletariat vom 14. April 1920, gezeichnet auch die Partei sich immer mehr dem Rätegedanken anpaßt, und proletarischen Charakter annimmt"( R. A. 3. 54), so ist das ein verworrener Ausdrud der Idee, als müsse sich die kommunistische Bartei in den Räten auflösen, als tönnten die Räte die Kommu nistische Partei ersehen. Diese Idee ist grundfalsch und reaktionär. In der Geschichte der russischen Revolution sahen wir einen ganzen Abschnitt, als die Sowjets gegen die proletarische Partei marschierten und die Politik der Agenten der Bourgeoffie unterstützten. Dasselbe war auch in Deutschland zu beobachten. Das Gleiche ist auch in andern Ländern möglich.
Damit die Sowjets ihren geschichtlichen Aufgaben gerecht zu werden vermögen, ist im Gegenteil das Bestehen einer derart frätigen tommunistischen Partei insofern notwendig, daß sie sich nicht einfach den Sowjets anpaßte", sondern daß sie in der Lage wäre, diese selbst zu veranlassen, der„ Anpassung" an die Bourte vermittels der kommunistischen Frattionen der Sowjets im tande wäre, die Sowjets ins Schlepptau der kommunistischen Partei zu nehmen.
Wer der kommunistischen Partei den Vorschlag macht, sich den Sowjets anzupassen", wer in einer solchen Anpassung die Stärfung des proletarischen Charakters" der Partei sieht, der erweist Der begreift weber die Bedeutung der Partei, noch die der Sowjets. Die„ Sowjetidee" wird um so eher fiegen, je stärter Die von uns in einem jeden Lande geschaffenen Partei sein wird. Gür die Sowjetibee" legen jest auch viele„ Unabhängige" und logar Rechtsozialisten ein Zippenbekenntnis ab. Diesen Elementen u verwehren, die Sowjetidee zu verdrehen, werden wir nur bann können, wenn wir eine starte fommunistische Partei haben werden, die imstande ist in der Politik der Sowjets ausschlaggebend zu sein, die Sowjets hinter sich zu führen.
9. Die Arbeiterklasse benötigt die fommunistische Partei nicht nur bis zur Eroberung der Macht, nicht nur während der Erobetung der Macht, sondern auch nach dem Uebergang der Macht in Die Sände der Arbeiterklasse. Die Geschichte der seit bald drei Jahren an der Macht stehenden tommunistischen Partei Ruß Tands zeigt, daß die Bedeutung der kommunistijchen Partei nach Eroberung der Macht durch die Arbeiterklasse sich nicht verringert, sondern im Gegenteil außerordentlich zugenommen hat.
10. Am Tage der Eroberung der Macht durch das Proletariat bleibt seine Partei dennoch nach wie vor nur ein Teil der Ar
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11. Die Notwendigkeit einer politischen Partei des Proletariats Wege zu diesem endgültigen Siege des Kommunismus ist es mög fällt erst mit der völligen Vernichtung der Klassen weg. Auf dem lich, daß die historische Bedeutung der drei Grundformen der proletarischen Organisation der Gegenwart( Partei, Sowjets, Produktionsverbände), sich verändern wird und daß sich allmählich der einheitliche Typus der Arbeiterorganisation heraustristallifiert. Die fommunistische Partei wird sich aber erst dann vollstänbig in der Arbeiterklasse auflösen, wenn der Kommunismus aufhören wird, ein Kampfobjekt zu sein und die gesamte Arbeiterklasse fommunistisch geworden ist.
12. Der zweite Kongreß der Kommunistischen Internationale wird nicht nur die geschichtlichen Aufgaben der tommunistischen Partei überhaupt bestätigen, sondern dem internationalen Prole tariat, wenn auch in allgemeinen Umrissen, sagen müssen, was für eine fommunistische Partei wir benötigen.
13. Die Kommunistische Internationale ist der Ansicht, daß besonders in der Zeit der Diktatur des Proletariats bie fommunis stische Partei auf der Grundlage eines eisernen proletarischen Zentralismus aufgebaut werden muß. Um mit Erfolg die Arbeiterklasse in dem ausgebrochenen langwierigen und harten Bürgerkriege zu führen, muß die kommunistische Partei in ihren eigenen Reihen eine eiserne, militärische Ordnung schaffen. Die Er fahrungen der kommunistischen Partei, die im Verlauf von Jahren haben gezeigt, daß ohne die ftrengite Disziplin, ohne einen vollens beten Zentralismus und ohne volles, fameradschaftliches Vertrauen aller Parteiorganisationen zu dem leitenden Parteizentrum der Sieg der Arbeiter unmöglich ist.
14. Die tommunistische Partei muß auf der Grundlage des demofratischen Zentralismus aufgebaut werden. Das Hauptprinzip des demokratischen Zentralismus bildet die Wählbarkeit der oberen Parteizelle durch die untersten, die unbedingte und unerläßliche Berbindlichkeit aller Vorschriften der übergeordneten Instanz für die untergeordnete und das Vorhandensein eines tarten Parteis zentrums, deffen Autorität allgemein anerkannt ist für alle führenden Parteigenossen in der Zeit von einem Parteitag bis zum andern.
15. Eine Reihe fommunistischer Parteien Europas und Amerikas ist infolge des von der Bourgeoisie gegen die Kommunisten verhängten Belagerungszustandes gezwungen, eine illegale Existenz zu führen. Man muß dessen eingedent sein, daß man bei einer Serartigen Lage der Dinge mitunter gezwungen ist, von der stritten Durchführung des Prinzips der Wahlbarkeit abzusehen und den leitenden Parteieinrichtungen das Recht der Kooptierung( Vervollständigung) zu überlassen, wie das seinerzeit in Rußland der Fall gewesen ist. Unter dem Belagerungszustande vermag die kommunistische Partei sich nicht bei jeder ernsten Frage des demokramunistische Partei sich nicht bei jeder ernsten Frage des demofra tischen Referendums zu bedienen( Antrag eines Teils der ame ritanischen Kommunisten), sie ist vielmehr gezwungen, ihtem leitenden Zentrum das Recht einzuräumen, im nötigen Augenblick wichtige Beschlüsse für alle Parteimitglieder zu fassen.
16. Die Propagierung einer weiten Autonomie" für bie einzel nen lokalen Parteiorganisationen schwächt gegenwärtig nur die Reihen der fomunistischen Partei, untergrabt ihre Aktionsfähigkeit und begünstigt die fleinbürgerlichen, anarchistischen, auflösenden Tendenzen.
17. In den Ländern, wo noch die Bourgeoisie oder die gegenrevolutionäre Sozialdemokratie an der Macht ist, müssen die kom munistischen Parteien es lernen, die legale Tätigkeit planmäßig mit der illegalen zu kombinieren. Dabei muß sich die legale Arbeit stets unter der tatsächlichen Kontrolle der illegalen Partei befinden. Die kommunistischen Barlamentsfraktionen, sowohl in den zentralen( Reichs-) wie in den lokalen( Landes- bezw. GemeindeStaatsinstitutionen) müssen voll und ganz der Kontrolle der Ge famtpartei unterstellt werden, ganz abgesehen davon, ob die Gesamtpartei im gegebenen Augenblic legal oder illegal ist. Diejenigen Abgeordneten, die fich in irgend einer Form der Partei unterzuordnen weigern, müssen aus den Reihen der Kommunisten ausgestoßen werden. Die legale Preise( Zeitungen, Berlag) muß unbedingt der Gesamtpartei und ihrem Zentralfomitee unterstellt werden.
18. Die Grundlage der gesamten Organisationstätigkeit der kommunistischen Partei muß überall die Schaffung einer tommus nistischen Zelle sein, mag auch die Anzahl von Proletariern und Halbproletariern mitunter noch so gering sein. In jedem Sowjet, in jeder Gewerkschaft, in jedem Konsumverein, in jedem Betrieb, jedem Einwohnerausschuß( Mieterrat), überall, wo sich auch nur drei Mann finden, die für Kommunismus eintreten, muß sofort eine tommunistische Zelle gegründet werden. Nur die Geschlossenheit der Kommunisten ist es, die dem Vortrupp der Arbeiterflasse die Möglichkeit gibt, die gesamte Arbeiterklasse hinter sich zu führen. Alle tommunistischen Parteizellen, die in den parteilosen Organisationen tätig sind, sind der Gesamtparteiorganisation unbedingt untergeordnet, ganz abgesehen davon, ob die Partei in dem betreffenden Moment legal oder illegal arbeitet. Die tommunistischen Zellen aller Art müssen einander untergeordnet sein auf der Grundlage der strengsten Rangordnung nach einem mögauf der Grundlage der strengsten Rangordnung nach einem möglichst genauen System.
19. Die fommunistische Partei entsteht fast überall als städtische Partei, als Partei von Industriearbeitern, die hauptsächlich in den Städten wohnen. Zweds eines möglichst leichten und schnellen Sieges der Arbeiterklasse ist es notwendig, daß die fommunistische Bartei nicht nur die Partei der Städte, sondern auch die der Dörfer werden soll. Die kommunistische Partei muß ihre Propaganda und ihre organisatorische Tätigkeit unter den Bandarbeitern und den Klein- und Mittelbanern entfalten. Die Kommunistische Partei muß mit besonderer Sorgfalt auf die Organisierung von fommunistischen Zellen auf dem flachen Lande hinarbeiten.
Die internationale Organisation des Proletariats fann nur in dem Fall start sein, wenn in allen Ländern, wo Kommunisten leben und fämpfen, fich die oben formulierten Anschauungen über bie und den Klein- und Mittelbauern entfalten. Die tommunistische Internationale ladet zu ihrem Kongreß eine jebe Gewerks schaft ein, die die Prinzipien der Dritten Internationale an erfennt und bereit ist mit der gelben Internationale zu brechen. Die Kommunistische Internationale wird eine internationale Sets tion der roten Gewerfschaften organisieren, die auf dem Boden des Kommunismus stehen. Die Kommunistische Internationale wird sich nicht weigern mit jeder nicht parteimäßigen Arbeiterorgani sation zusammenzuarbeiten, wenn diese einen ernsten revolutio nären Kampf gegen die Bourgeoisie führen will. Dabei wird aber die Kommunistische Internationale die Proletarier der ganzen Welt auf folgendes hinweisen:
1. Die Kommunistische Partei ist die Haupt- und Grundwaffe zur Befreiung der Arbeiterklasse In einem jeden Lande müssen wir jest night Gruppen oder Strömungen haben, sondern eine tommunistische Partei.
2. In einem jepen Lande soll nur eine einzige einheitliche kome munistische Partei bestehen.
3. Die Kommunistische Partei soll auf dem Brinzip der streng
sten Sentralisierung aufgebaut sein und in der Epoche des Bür
soll
4. Ueberall, wo es auch nur ein Dugend von Broletariern oder Halbproletariern gibt, muß die Kommunistische Partei eine orgas nisierte Zelle haben.
5. In einer jeben nicht parteimäßigen Institution muß eine tommunistische Barteizelle bestehen, die der Gesamtpartet strengstens unterstellt ist.
6. Das Programm und die revolutionäre Taktif des Kommunis mus fest und beharrlich beschüzend, muß die Kommunistise Partei stets auf das engste mit ben breiten Arbeiterorganisationen verbunden sein und bas Settierertum in demselben Maze meiden wie die Prinzipienlosigkeit.
Stimmen der Parteipresse
„ Boltsblatt" in Halle
Die Bertretung der U. S. P. D. ist vom Rongreß der Kommu nistischen Internationale in Mostau zurüdgefehrt und hat die Bedingungen mitgebracht und befanntgegeben, die die 3. Jnternationale für den Anschluß aufgeftelt hat. Wir unterbreiten sie hiermit den Genoffen und empfehlen ein sorgfältiges Studium Der erste Eindrud wird wohl bei jedem sein: ungeheuerlich! Das ist ja eine bis ins Kleinste gehende Dittatur! In der Tat: es ist wenn man fich ans Formale flammert.
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Aber nachdem wir das festgestellt, müssen wir auch in Ruhe überlegen, um was es sich bei dieser großen Frage eigentlich han delt. Hier stoßen zwei Prinzipe zusammen, die in der weltgeschichtlichen Entwidlung abwechselnd die entscheidende Rolle spielen: Diftatur und Demokratie. Im tiefsten Grunde find die beiden ja nie ganz rein verwirklicht, aber eins oder das andere bestimmte System herrscht jedesmal in einer Geschichtsepoche, in einem Staat, in einer Partei vor. Nun sind wir in der deutschen Sozialdemokratie auf das System der Demokratie eingeschworen wie schon unser Name fagt. Und es war vielfach zur Parteitradition geworden, daß wir auch mit und durch die Demokratie den Sozialismus verwirtlichen wollten und-fönnten. Die Entwid lung der letzten paar Jahre hat aber das Fragezeichen hinter Demokratie" ständig verstärkt. Freilich hat man auch immer an " Diftatur des Proletariats" gedacht, aber so ganz dahinten, so mehr theoretisch, so ganz in der Ferne liegend. Demokratie lag piel näher; sie wurde zur Waffe, mit der wir die Diftatur ber tapitalistischen Gesellschaft berannten. Run zeigt sich, daß die Waffe untauglich ist. Der Kapitalismus arbeitet mit jeder Art von Demokratie, auch der vollendetsten". Er erfreut sich gerade in den Ländern des besten Wohlseins und der brutalsten Diktatur, die die herrlichsten, mustergültigsten demokratischen Einrichtungen haben. Beispiele liegen nahe.
Wir müssen flar unterscheiden lernen. Demokratie wollen wir, all unser leidenschaftliches Kämpfen hat fein anderes Ziel, als allen Menschen gleichberechtigte Anteilnahme an allen Gütern des Lebens und ber Kultur zu sichern. Der Zwed unseres Kampfes ist reinste, ebelste Demokratie. Sie tann sich aber nur auf gleicher Besigberechtigung aufbauen, auf den Sozialismus, richtiger dem Kommunismus. Aber der Kommu nismus fann nie verwirklicht werden ohne Dittatur des Prole tariats. Das Proletariat ist die einzige Klasse, die beim Koma munismus gewinnt, alle andern Schichten, die an der Herrschaft der Kapitalistentlaffe beteiligt find, haben zu verlieren. Deshalb tann nur die Arbeitertiasse ben Kommunismus bittieren.
Wie wird sie tauglich zu dieser gigantischen Aufgabe? Das ist allein die Frage, bie jetzt zu lösen ist. Und da muß der Blid nicht in die Gefilde der Theorie schweifen, sondern sich die Praxis ansehen. Die russische Arbeitertlaste hat den Kampf aufgenommen und durchgeführt. In Rußland ist die Diktatur bes Proletariats verwirklicht.
Mit welchem Instrument? Mit einer auf ,, vollendeter Demokratie" aufgebauten Parteiorganisation? Rein. Die russische Kommunistische Partei ist so organisiert und arbeitet so, wie wir in den Aufnahmebedingungen lesen. Nun mag der einzelne Genosse bis ins Mark erschauern oder eine Gänsehaut friegen ob Der Zumutung, uns eine ähnliche Dittatur innerhalb der Partei zulegen zu müssen, ehe wir in Moskau Aufnahme finden Das ganze bleibt doch eine sehr nüchtern zu überlegende Sache. Entrüstung über die Aufnahmebedingungen lehnen wir jebenfalls ab. Wir müssen sehr ruhig die Vorfragen beantworten, ob wir die Dittatur des Proletariats wirtlich wollen und dann entscheiden, wie wir es tönnen! Da wird es sich auch nicht um fleinliche Vorschriften" handeln, auch nicht um An nahme eines uns in Einzelheiten fremdartigen Systems, nein, das ist alles Beiwert. Es tommt auf den Geist an, den Kampfess geist, mit dem wir unsere Organisation erfüllen und mit dem wir unsere Pragis betreiben. Wenn dieser Geist und dieses Wollen dem stahlharten Willen des russischen Proletariats ähn lich wird, so werden wir auch die Organisationsform finden, die diesen Geist tragen fann. Daß fie bis in alle Einzel heiten dem„ Schema" der Aufnahmebedingungen entsprechen müsse, wird niemand fordern. Gegen solche Albernheiten werden sich sicherlich die russischen Geroffen verwahren.
Die ganze Frage darf überhaupt nicht vom bureaukratisch- fleinen Gesichtspunkt der Organisationseinrichtung" oder des Organis sationsumbaues" betrachtet werden. Die Partei ist nur das Instrument, das sich der Kampfawed baute und das in ständiger Fortentwidlung begriffen bleiben muß. Wenn wir stagnieren, werden wir uns mit Tüfteleien über die Demokratie in der Partei" die Zeit vertreiben. Wenn wir aber marschieren, dann werden wir die strafffte Disziplin in den Reihen halten. Jezt werben wir nur, aber wir handeln noch nicht. Wenn die Arbeiterklasse zur Verwirklichung der Diktatur, zur Machtüsernahme durch die Räteorganisation schreitet, so ist die Organi sationsform sofort eine andere.
Ans der Partei
Bezirkstag Magdeburg- Anhalt
Am Sonnabend und Sonntag tagie in Magdeburg der Bezirks tag der U. G. P. für Magdeburg - Anhalt . Es waren über 120 Delegierte anwesend. Die Mitgliederzahl ist im legten Jahre von 16 424 auf 26 476, alfo um 10 052 gestiegen. Da der Bezirk zum großen Teil rein ländliche Bezirte umfaßt und eine erhebliche Anzahl rechtssozialistischer Blätter besteht, bedeutet diese 3u Boltszeitung", bie am 1. April 1919 mit 5000 Refern gegründet nahme einen schönen Erfolg. Die Parteizeitung, Magdeburger wurde und sich unter den schwierigsten Verhältnissen zu einem beachtenswerten Parteiorgan entwidelt hat, zählt jest annähernd 20 000 Lefer. Die Rämpferin" ist obligatorisch eingeführt. Neben dem Bezirkssekretariat bestehen vier Kreissekretariate, von denen zwei halbamtlich verwaltet werben. Das Kassenwesen zeigt in folge der hohen Wahlfosten ein weniger erfreuliches Bild. Die Zahl der unabhängigen sozialistischen Stimmen betrug bei den Wahlen zur Rationalversammlung reichlich 26 000, bei der Reichstagswahl über 158 000. Damals fendete der Bezirk teinen Abgeordneten, diesmal mit Hilfe von Reststimmen 3 ins Parlament. Der normale Beitrag betrug bisher 25 Bf. pro Woche, wofür die Genoffinnen die Kämpferin" erhielten. Zur Dedung der Wahl fosten wurde seit Mai von den männlichen Mitgliedern der dop pelte Beitrag erhoben. Der Bezirtstag beschloß nun, unter Fortfall aller Extrabeiträge, von den Genossen wöchentlich 40 Pf., von den Genosfinnen 25 f. zu erheben. Ein Antrag fordert den 3entralvorstand auf, mit bem nächsten Parteitag einen Frauentag zu verbinden. Zur Agitation unter den Frauen soll eine Genoffin ausgebildet werden. Nach Annahme verschiedener Anträge zur intensiveren Agitations- und Organisationsarbeit referierte Genosse Koenen, vom Zentralfomitee, über die gegenwärtige Lage und behandelte dabei auf Wunsch des Bezirkstages die in der Partei aktuellen Fragen der Räteorganisation und der Internationale. Nach langer Aussprache wurde bei etwa 25 Stimmenenthaltungen folgender Antrag angenommen
Der Bezirtstag erklärt, daß die Betriebsräte nicht nur ges wertschaftliche Aufgaben haben. Sie müssen auch tätigen Anteil nehmen an den politischen Aufgaben. Das fann nur geschehen, wenn fie fich neben den Gewerkschaften zusammenschließen zu Bollversammlungen, am aur ieweiligen Situation Stellung s
nehmen