Die Gewerkschaftsbewegung, die Betriebsräte und die!!!. Internationale
I.
1. Die von der Arbeiterklasse in der Periode der friedlichen Entwidlung des Kapitalismus geschaffenen Gewerkschaften waren Organisationen der Arbeitshände zum Kampf um die Erhöhung des Preises der Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt und für die Berbesserung der Bedingungen Ihrer Berwendung. Die repolutionären Marristen waren bestrebt., sie durch ihren Einfluß mit der politischen Partei des Proletariats der Sozialdemokratie aum gemeinsamen Kampf für den Sozialismus in Verbindung zu bringen. Aus denselben Gründen, denen zufolge die internationale Sozialdemokratie sich mit geringen Ausnahmen nicht als Werkzeug des revolutionären Kampfes des Proletariats zum Sturz des Kapitalismus, sondern als eine Organisation, bie bas Broletariat im Interesse der Bourgeoisie von der Revolution zurildhält, erwies, erwiesen sich die Gewerkschaften während des Krieges in den meisten Fällen als Teil des Kriegsapparats ber Bourgeoisie und halfen ihm, aus der Arbeiterfasse möglichst viel Schweiß auszupressen zur desto energischeren Kriegsführung für die Interessen des kapitalistischen Gewinns. Die Gewerkschaften, die hauptsächlich qualifizierte, von den Unterneh mern am besten bezahlte Arbeiter umfaßten, die durch ihre gewerkschaftliche Engherzigkeit behränkt, durch den von den Massen losgelösten bureaukratischen Apparat gebunden, durch ihre opportunistischen Führer irregeleitet wurden, haben nicht nur die Sache der sozialen Revolution, sondern sogar die Sache des Kampfes für die Verbesserung Der Lebensbedingungen der von ihnen organisierten Arbeiter gezzaten. Sie sind vom Standpunkt des gewerkschaftlichen Kampjes mit dem Unternehmer ausgegangen und haben ihn durch ein Programm der friedlichen Abmachung mit den Kapitalisten um feden Breis ersetzt. Eine solche Bolitit haben nicht nur die liberalen Verbände in England und Amerika , nicht nur die angeblich sozialistischen" freien Gewerkschaften in Deutschland und
bie Kommunisten an die Spitze der Gewerkschaftsbewegung treten| und sie zu einem Organ des revolutionären Kampfes für den Kommunismus zu machen. Nur auf diese Weise werden fie die Bersplitterung der Gewerkschaften beheben, und sie durch Indus trieverbände ersehen. Die von den Massen losgelöste Bureautratie beseitigen und sie durch einen Apparat von Betriebsvers tretern erfegen tönnen, wobei den Zentralen nur die allernotwendigsten Funktionen vorbehalten bleiben.
der Ge
5. Indem sie Ziel und Wesen der Gewerkschaftsorganisation höher stellen als ihre Form, bürfen die Kommunisten in het bes werkschaftsbewegung nicht von einer Spaltung der Gewerkschafts= organisationen zurückschrecken, wenn der Berzicht auf die Spaltung gleichbedeutend sein würde mit dem Berzicht auf die revolutionäre Arbeit in den Gewertschaften und mit dem Berzicht auf den Bersuch, aus ihnen ein Werkzeug des revolutionären Kampfes zu machen; mit dem Verzicht auf die Organisation der am meisten ausgebeuteten Teile des Proletariats. Aber selbst wenn sich eine solche Spaltung als notwendig erweisen sollte, darf sie nur dann burchgeführt werden, wenn es den Kommunisten gelingt, durch unausgesetzten Kampf gegen die opportunistischen Führer und ihre Tattit, durch lebhafteste Teilnahme am wirtschaftlichen Kampf die breiten Arbeitermassen davon zu überzeugen, daß die Spaltung nicht wegen derihn en noch unverständlichen fernen Revolutions ziele, sondern wegen der tonkreten nächsten Interessen der Arbeiterklassen an der Entwidlung ihres Wirtschaftstampfes vorgenomemn wird. Die Kommunisten müssen im Fall der Rotwendigkeit einer Spaltung ununterbrochen, aufmertjam flarstellen, ob die Spaltung nicht zu ihrer Isolierung von der Arbeitermasse führen wird.
6. Wo die Spaltung zwischen der opportunistischen und der revolutionären Gewerkschaftsbewegung schon früher erfolgt ist, wo, wie in Amerika , neben den opportunistischen Gewerkschaften Verbände mit revolutionären Tendenzen, wenn auch nicht fommunistische, bestehen, dort sind die Kommunisten verpflichtet, diese revolutionären Gewerkschaften zu unterstügen, ihnen zu helfen, sich von syndikalistischen Vorurteilen frei zu machen, sich auf den Boden des Kommunismus zu stellen, welcher allein als verläß
teuer erfauft worden. Der offiziöse Bericht nennt die ganze Sache eher dumm und tindisch als schreden erregend". Richtsdestoweniger wird die ganze reaktionäre Bresse auf sie stürzen, um sie zur Bekämpfung der Ar beiterbewegung auszuschlachten. Die nötige Handhabe dazu geben ihr noch die Behörden, die gegen die verhafteten Arbeiter mit den härtesten Strasbestimmungen vorgehen wollen.
Das Unerhörtefte an diesem Fall ist die Mitteilung, daß die Verhafteten unter Berufung auf die Verordnung des Reichspräsidenten dem zuständigen Richter bei dem außerordentlichen Gericht des Reichs wehrgruppenkommandos I zur weiteren Entscheidung vorgeführt worden seien. Wir haben seiner Zeit, als diese Verordnung veröffetlicht wurde, festgestellt, daß sie eine trasse Vergewaltigung der bestehenden Rechtszustände bedeute. Wir haben damals vorausgesagt, daß diese Verordnung in ihrer ganzen tollen Willtür nicht gegen die Baltikumer und die Rapprebellen angewendet werden, sondern daß man zuers die Arbeiter damit treffen würde. Jetzt habent wir die Bestätigung dieser Voraussage. Kein einziger von ben Gegenrevolutionären ist von dem Ausnahmegesetz bes troffen worden, die Ozgesch fann ungehindert ihre Rüstun gen fortseyen, die märkischen Junter fönnen ohne Furcht vor Strafe ihren Selbstschuh aufrechterhalten. Nur gegen Arbeiter soll jezt die Guillotine biefer 3uchthausverordnung aufgerichtet werden. Wir erheben schärften Protest gegen diesen neuen Akt der Willtür. Wir verlangen, daß die ver hafteten Arbeiter bem ordentlichen Gericht zugeführt werden, und daß dieses Ausnahme 3uchthausgesez unverzüglich außer Kraft gesegt wird!
beiterreich, sondern auch die ſyndikalistischen Verbände in Frank- licher Kompa in best men der Gemertighaften oder außerhalb xeroder falsche Weg
2. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges, die volle Desorgani fierung der Weltwirtschaft, die wahnsinnige Teuerung, die aus gedehnteste Anwendung der Frauen- und Jugendarbeit, die Verchlechterung der Wohnungsverhältnisse bies alles treibt die breitesten Massen des Proletariats auf den Weg des Kampfes gegen den Kapitalismus. Dieser Kampf ist seiner Ausdehnung und dem Charakter nach, den er mit jebem Tage immer mehr annimmt, ein revolutionärer Kampf, der bie Grundlagen der tapita listischen Ordnung objektiv zerstört. Die heute von dieser oder lener Arbeiterkategorie durch wirtschaftlichen Kampf erzielte Ers höhung des Arbeitslohnes ist morgen schon durch die Teuerung überholt. Die Teuerung muß steigen, well die kapitalistische Klaffe der siegreichen Länder, während sie durch ihre Ausbeutungspolitik Mittel- und Osteuropa zerstört, nicht nur imftande ist, die Beltwirtschaft zu organisieren, sondern sie unermüdlich desorganifiert. Um in ihrem wirtschaftlichen Kampf Erfolg zu haben, ergießen sich die breitesten Arbeitermassen, die bisher außerhalb der Gewerkschaften geftanden haben, in mächtigem Strome in ihre Reihen. In allen tapitalistischen Ländern ist ein riesiges Unwachsen der Gewertihaften zu verzeichnen, bie jest Seils des Proletariats, sondern seiner Hauptmassen find. Indem fie in die Gewerkschaften hineinströmen, fuchen diese Massen sie zu ihrer Kampfwaffe zu machen. Die fich verschärfenden Klassen gegensätze nötigen die Gewerkschaften zur Leitung der Streits, bie in breiter Welle durch die ganze kapitalistische Welt fluten
tausches ständig unterbrechen. Indem sie parallel der wachsenden Teuerung und ihrer eigenen Erschöpfung ihre Forderungen er tapitalistise Ralfulation- biese elementare Boransjekung für hen, vernichten die Arbeitermassen die Grundlage für jegliche jegliche geordnete Wirtschaft. Die Gemerschaften, die während Des Krieges zu Organen für Beeinflussung der Arbeitermassen im Interesse der Bourgeoisie geworden waren, werden jest somit zu Organen der Zerstörung des Kapitalismus .
3. Diese Aenderung des Charafters der Gewerkschaften wird von der alten Gewerkschaftsbureautratie und durch die alten Drganisationsformen der Gewerkschaften auf jebe Weise behindert. Die alte Gewerkschaftsbureaukratie sucht vielerorts die Gewert chaften als Organisationen der Arbeiteraristokratie aufrechtzuerhalten, he hält die Vorschriften aufrecht, die ben schlechtentlohnten Arbeitermassen den Zutritt zu den Gewerkschaftsorganisationen unmöglich machen. Die alte Gewerkschaftbureantratie versucht auch leht noch den Streiftampf der Arbeiter, der mit jedem Tage immer mehr den Charakter eines revolutionären Ringens der Bourgeoisie mit dem Proletariat annimmt, durch eine Politit der Uebereintunft mit den Kapitalisten, eine Bolitit der langfristigen Verträge zu ersetzen, die schon einfach in Anbetracht der ununterbrochenen wahnsinnigen Preissprünge jeden Sinn verloren haben. Sie ucht den Arbeitern bie Bolitit der Arbeitergemein chaften der Joint Industrie Conseils aufzubrängen und mit Hilfe des tapitalistischen Staates die Führung der Streits geſetlich zu erschweren. In den angespannten Augenbliden bes Kampfes fät diese Bourgeoisie Zwietracht in die kämpfenden Massen der Arbeiter, hindert sie, den Zusammenschluß des Kampfes verschiedener Arbeiterfategorien zu einem allgemeinen Klaffentampfe. Bei diesen Bersuchen wird sie von der alten Organis eines Industriezweiges in gesonderte Berufsgruppen trennt, obgleich der Prozeß der tapitalistischen Ausbeutung fie zusammenchließt. Sie stigt lich auf die Macht der Ueberlieferung der Jdeologie der alten Arbeiteraristokratie, obgleich diese beständig ge schwächt wird durch den Prozeß der Aufhebung der Privilegien einzelner Gruppen des Proletariats infolge des allgemeinen Ber falls des Kapitalismus, ber Nivelierung der Lage ber Arbeiterlaffen, der Berallgemeinerung ihrer Not und Unsicherheit".
Auf diese Weise teilt die Gewerkschaftsbureaukratie den mäch tigen Strom der Arbeiterbewegung in schwache Rinnsale, vertauscht die allgemeinen revolutionären Ziele der Bewegung durch reformistische Teilforderungen und bremst im allgemeinen die usgestaltung des Kampfes des Proletariats au einem Revolutionsfampfe für die Bernichtung des Kapitalismus.
in die Gewerkschaften, in Anbetracht des objektiven revolutionären In Anbetracht des Einströmens gewaltiger Arbeitermassen Charatters des wirtschaftlichen Kampfes, den diese Maſſen im Gegensatz zur Gewertschaftsbureaukratie führen, müssen die Kom munisten in allen Ländern in die Gewerkschaften eintreten, um aus ihnen bewußte Kampforgane zum Sturze des Kapitalismus und für den Kommunismus zu machen. Sie müssen die Initiative zur Bildung der Gewerkschaften ergreifen, wo diese nicht eristieren. Jedes freiwillige Fernbleiben von der Gewerkschaftsbewegung, jeder fünstliche Berfuch der Schaffung von besonderen Gewert schaften, ohne dazu entweder durch außergewöhnliche Bergewaltigungsatte seitens der Gewerkschaftsbureauwerkschaften durch die opportunistischen Zentralen) oder durch ihre engherzige aristokratische Politit, die großen Massen der wenig qualifizierten Arbeiter den Eintritt in die Organisationen verperrt, genötigt zu werden, stellt eine riesige Gefahr für die kommu nistische Bewegung dar. Er droht die vorgeschrittensten, die klassen bemußtesten Arbeiter von den Massen an die opportunistischen Halbheit der Arbeitermassen, ihre geistige Unentschlossenheit, ihre Zugänglichkeit für die Argumente der opportunistischen Führer fann nur im Prozeß des sich verschärfenden Kampfes überwunden werden, nach Maßgabe dessen, wie die breitesten Schichten des Proletariats burch ihre Erfahrung, durch ihre Siege und Niederlagen begreifen lernen, daß auf der Grundlage des tapitalistischen Wirtschaftswerben Lönnen , nach Maßgabe dessen, wie die vorgeschrittenen fommunistischen Arbeiter es lernen werden, im Wirtschaftstampf Nicht
merijchaften zu werden. Nur auf diese Weise wird es möglich ein, aus den Gewerkschaften ihre opportuniti en Führer zu entfernen, nur auf diese Weise tönnen
fann. Wo im Rahmen
ihrer in den Betrieben Organisationen bilden, wie Shop- Stewards, Betriebsräte, die sich zum Zwed setzen, den Kampf gegen die tonterrevolutionären Tendenzen der Gewerkschaftsbureaukratie, die Unterstützung der spontanen direkten Aktionen des Proletariats, bort haben Sie kommunisten selbstverständlich mit voller Energie bort haben die Kommunisten selbstverständlich mit voller Energie diese Organisationen zu unterstügen. Aber die Unterstügung der revolutionären Gewerkschaften darf nicht den Austritt ber Rommunisten aus den opportunistischen Gewerkschaften bedeuten, die fich im Zustande der Gärung befinden und auf den Boden des Klaffentampfes übergehen. Im Gegenteil, indem sie die Evolution ber Klassengewerkschaften, die sich auf dem Wege zum Revolutions tampf befinden, werden die Kommunisten die Rolle eines Elements Spielen tönnen, das die gewerkschaftlich organisierten Arbeiter geistig und organisatorisch zum gemeinsamen Kampf für die Bernichtung des Kapitalismus vereinigt.
7. Der wirtschaftliche Kampf des Proletariats verwandelt sich in ber Epoche des 3erfalls des Rapitalismus in einer politischen viel schneller als dies im Zeitalter der frieblichen Entwicklung bes Kapitals geschehen konnte. Jeder große wirtschaftliche Zufammentos tann die Arbeiter unmittelbar vor die Frage der allen Phasen des Wirtschaftskampfes die Arbeiter darauf hinzuweisen, daß dieser Kampf nur dann erfolgreich sein kann, wenn bie Arbeiterklasse in offenem Ringen die Klasse des Kapitalisten besiegt und auf dem Wege der Dittatur das Wert des fozialisti schen Aufbaus in Angriff nimmt. Hiervon ausgehend, müfen bie Kommunisten bestrebt sein, nach Möglichkeit eine volle Einheit zwischen den Gewerkschaften und der kommunistischen Partei her Bartei, als Vortrupp der Arbeiterrevolution, unterzuordnen. Zu austellen, die Gewerkschaften der tatsächlichen Leitung durch die diesem 3wed müssen die Kommunisten überall in den Gewerfschaften und Betriebswerfen fommunistische Fraktionen bilden, schaften und Betriebswerfen fommunistische Fraktionen bilden, mit deren Hilfe fich der Gewerkschaftsbewegung bemächtigen und Fie Teiten.
( Schluß folgt.)
Ein neuer Akt der Willkür!
Die Schießerei von Weißenfee
Durch die B. B... werden Einzelheiten aus den polizeilichen Ermittelungen über die Schießerei von Weißensee, bie den Tod des Wachtmeisters Smebomsti von der Sicherheitspolizei zur Folge gehabt hat, mitgeteilt. Danach sei Mitte August der Kampforganisation( K. D.) der Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands ( R. A. P. D.) des Bezirks Weißensee von einem provisorischen Vorstandsmitglied des republikanischen Führerbundes mitgeteilt worden, daß sich an einer bestimmten Stelle des Weißenseer Laubengeländes ein Waffendepot früherer Einwohnerwehrmitglieder befinden solle. Daraufhin habe die K. D. beschlossen, das vermeintliche Waffenlager in der Nacht zum 20. Auguft auszuheben. Die Sicherheitspolizei habe von dem Unternehmen remtzeitig Kenntnis erhalten und zur Beobachtung einige Streifen in das Gelände entsandt. Der Wachtmeister Schwedowsti sei aus dem Hinterhalt erschossen worden. Als unmittelbarer Täter fämen in Betracht der Expedient Friz Falt, der Sattler Josef Wrba und der Arbeiter Ernst General aus Weißensee, die festgenommen seien. Auf den flüchtigen Führer der bewaffneten Gruppe, Karl 3iegler, werbe noch gefahrbet. Es wird weiter mitgeteilt, daß es dem Berliner Polizeiprästbium gelungen sei, einwandfreie Beweise für das Bestehen einer militärischen Organisation bei der K. A. P. D. zu er halten. Die R. O. führe den Dednamen kommunistische rbeiter- Sportvereinigung". Ihr militärischer Letter sei ein gewisser Kunze aus Spandau , der von der Polizei noch gesucht werde. In Groß- Berlin jete fich die A. D. aus„ Abteilungen" zusammen, die im Anschluß an die Bezirke der K. A. P. D. in Kompagnien" gegliedert feien und in 3üge und Gruppen zerfielen. Neben den Kompagnien beständen Sonderformationen: Stoßtrupps, Maschinengewehrabteilungen, Pioniers , Ferna sprecher und Lebensmitteltolonnen. Die verschiedenen Abteilungen der K. D. halten militärische Uehungsmärsche, sowie Erer zier und Schießübungen ab, bei denen rein militärisch und nach bem Exerzierreglement des ehemaligen preußischen Seeres verfahren werde. Die K. D. verfüge über eine nicht sehr große Zahl von Militärwaffen mit scharfer Munition, wie überhaupt die ganze Organisation cher bumm und findisch, als schredenerregend zu wirken geeignet sei. Ettiche Waffen feien immerhin der Bolizei in die Hände gefallen. Mehrere leitende Mitglieder und Sonstige Angehörige ber R. O. feien festgenommen worden. Sie haben sich nach der befannten Verordnung des Reichspräsidenten vom 30. Mai 1920, welche den Zusammenschluß zu Verbänden militärischer Art und die Teilnahme an solchen Berbänden mit Zuchthaus bedroht, strafbar gemacht und find bem zuständigen Richter bei dem außerordentlichen Gericht des Reichswehr- Grup pen- Kommandos 1 zur weiteren Entscheidung vorgeführt. 3wischen der offiziellen Leitung des Republitanischen Führerkundes und der K. O., so hören wir schließlich noch, bestehe feine Ber bindung, wohl aber hätten frühere Mitglieder des früheren proviforischen Borstandes der Ortsgruppe Berlin des R. F. B. mit der K. O. Beziehungen unterhalten.
Trok diefer eingehenden Darlegungen besteht noch immer der begründete Verdacht, daß diese ganze militärische Spies lerei ein Gemisch von Spigeltätigteit und Einfältigkeit ist. Dieser Verdacht wird noch bestärkt burch den Umstand, daß die Sicherheitspolizei recht geitig Mitteilung non dem Weißenseer Unfug er halten hat. Offenbar ist diese Aftion von einem Lodspikel ins Wert gesetzt worden; der Erfolg, ben bie beteiligten Be hörden mit der Aufdedung des findischen Spieles erzielt haben, ist mit dem Tode eines Beamten freilich sehr
Die Kommunistische Partei Deutschlands fordert in ber Roten Fahne" die Arbeiter auf, politische Arbeiterräte zu wählen, um die Blodade Polens ficher zu stellen und die Aftionen zur Durchsegung der anderen Forderungen" aufzu nehmen. Die Blodade Polens ist, wie febermann weiß, von den sozialistischen Parteien und Gewerkschaften, einschließlich der Kommunisten, bereits beschlossene Sache. Auch die nöti gen Kontrollorgane zur Sicherstellung der Blodade Polens find eingesetzt und arbeiten. Ihrer Tradition getreu, fonnten die Kommunisten nicht lange Solidarität mit den anderen Arbeiterorganisationen halten, fie fielen ab und begannen ihr übliches Gezeter über Verrat usw. Jm Bewußtsein ihrer eigenen Ohnmacht und Unfähigkeit irgend eine ernste politische Aktion durchzuführen, was doch zu den unum ftrittenen Aufgaben einer politischen Partei gehört, und durch ihr notorisches politisches Querulantentum für jedes solidarische Zusammenarbeiten mit Arbeitsbrüdern und Klassengenossen unfähig gemacht, möchten sich die Kommu nisten nun durch Schaffung politischer Arbeiterräte aus ihrer unhaltbaren Situation befreien. Dabei kommt es ihnen gar nicht darauf an, daß sie sich mit ihrer Aufforderung, pofitische Arbeiterräte zu wählen, auch gegen die Beschlüsse des, 2. Kongresses ber kommunistischen Internationale auflehnen. Der Vorsitzende des Erefutiv komitees, Genosse Sino wjem, begründete auf dem Kongreß Leitfäße über die Frage: Wann und unter welchen BeBingungen dürfen Arbeiterräte geschaffen werden? Nach den Ausführungen Sinowjews und nach den Beschlüssen des 2. Kongresses der Kommunistischen Internationale find Arbeiterräte ohne politische Macht unmöglich. Sie vere wandeln sich ohne profetarische Revolution unabwendbar in eine Parodie auf Arbeiterräte. Wirkliche Massenräte erscheinen als historisch gegebene Form der Diftatur des Proletariats. Arbeiterräte bedeuten die Diftatur des Proletariats, find Organe des proletarischen Staates. Darum fann und muß die Idee der Arbeiterräte in dent jezigen Stadium der Revolution propagiert werden. Aber die unmittelbare Organisierung von Arbeiterräten ist, ohne im Besig der politischen Macht zu fein, unmöglich. Das Eintreten für ausgeflügelte, Hünstliche Rätesysteme, ohne Zusammenhang mit dem realen Verlauf der Revolution ist Schulmeisterei, die die Arbeiter von den Tagesaufgaben des wirklichen Kampfes um die Macht ablen ft. Ginomjem bezeichnete eine solche Betätigung als objektiv tonterrevolutionär.
Jm ähnlichen Sinne haben wir uns, ganz im Eintlang mit unferem Programm, wiederholt geäußert. Vielleicht Studieren die Leitungen der Kommunistischen Partei und der Roten Fahne" nun endlich mal die für sie maßgebenden Leitsätze. Dann brauchen sie nur noch zu befolgen, daß sie für die Beschlüsse ihrer eigenen Kongresse nicht nur Lippens bekenntnisse abzugeben haben, daß sie auch danach handeln müssen.
Eine Jrreführung
Aus Dortmund wird uns geschrieben: Mit der größten Beichtfertige feit wird immer wieder versucht, die Schuld an unangenehmen Vorfällen den verhaßten Unabhängigen in die Schuhe zu schieben. Sind irgendwo Lebensmittelfrawalle vorgekommen, ist von Putschen die Rebe, die fich in nächster Beit ereignen sollen, immer follen die Unab hängigen daran schuld fein. So lefen wir in Nummer 888 des Berliner Tageblatt" eine Notiz aus Dortmund : Gegen der Steuerabzug". Der Gewährsmann schreibt seinem Blatte u. a.
Die Unabhängigen haben auf dem Gifen und Hütten werken Sösch und bei der Dortmunder Unton von Deutsch - Burent burg sowie bei Klönne den Beschluß durch gefest, morgen in Proteststreit gegen den Steuerabzug zu treten. Die Gewertschaften find gegen den Streit, den sie als Verbrechen am Staate erklären." Wenn das B.." lauter solche, Berichterstatter" hat, wie diesen Mann in Dortmund , so wird man sich in Zukunft beim Lesen des Blattes vorfehen müffen. Im Intereffe der Wahrheit fel hiermit festgestellt, daß bie Unabhängige Sozialdemokratische Partet Dort munds in leiner Weise mit diesem Streit etwas zu tun hat. Richtig ist, daß alle Arbeiter der Union " streiken und zwar aus folgenden Gründen: 1. wegen des 10% tigen Steuerabzugs, 2. wegen der Wieder einstellung ber an den Märzunruhen beteiligten Arbeiter und 8. wegen eines 100% tigen Buschlags zur Sonntagsarbeit. Bei Sösch streift nur ein fleiner Bruchteil ber Arbeiter und bei Klönne reift überhaupt tein menfch.
Das Berliner Tageblatt" follte bafür sorgen, daß seine Bericht erstatter nicht nach dem System ber Magdeburger Spigelsentrale
arbeiten!
Erhöhung der Lohnpfändungsgrenze
Die Berteuerung aller Lebensbedürfniffe hat eine wesentliche Gr weiterung der für den Arbeits- und Dienstlohn bestehenden Pfän dungsbeschränkungen dringend notwendig gemacht. Durch eine Ver ordnung, die der Reichstag kurz vor seinem Auseinandergehen vers abschiebet hat, ist eine Verdoppelung bar bisher bestandenen Pfäus bungsgrenzen eingetreten, fo baß, falls ber Schuldner seinen Ehes Batten, Berwandten oder einem unehelichen Kinde Unterhalt zu ges währen hat, ein Betrag bis zu 5000 f. von der Biandung fre bleibt, in anderen Fällen der Betrag von 4000 Mr. Auch die Ge famtgrenze ift von 4500 m. besi. 8000 wt. auf 9000 bezw. 6000 erhöht worden. Dieses Gefes tritt i. Oftober in Sraft