einem Vertrag mit uns. Man hat uns versprochen, unsbis zur deutschen Grenze zu ernähren. Wir warten aberschon 14 Tage vergebens auf deii Rücktransport. Die russische Regierung ist unfähig. Wir können es nicht verant-warten, unsere Familien nachkommen zu lassen. Wir wollenzurück nach Deutschland."-In einer zweiten Rede sagte Fähnrich noch, weitereTransporte nach Ruhland muhten verhindert werden, ihreFamilien mühten in die größte Rot geraten, wenn sie unter-wegs fein sollten. Die Pässe seien ihnen abgenommen war-den, stewußten nicht, wo sie seien. Der Verdienst reiche nichtaus. Was feien 11—12 000 Rubel monatlich, wo ein PfundVutter allem 3500 Rubel koste und alle übrigen Lebens-mittel, auch Kartoffeln, ähnlich teuer feien. Sie feien vonallem abgeschnitten, nicht einmal Briefe könnten sie nachDeutschland senden. Von Gumhrich, dem Vertreter der Aus-wandererinteressengemeinschaft, sei behauptet worden, Ra-dek habe den Auftrag zu dem Transport gegeben.Gden Mitgliedern unserer Delegation nahm ich dannzunächst das Wort und erklärte, daß wir bereits, als wir sieau? dem Dampfer getroffen, die Befürchtung gehabt hätten,sse schweren Enttäuschungen entgegengehen würden.hatten sie auf unsere Partei und auf den russischen Vertreterin Berlm gehört, so wären ihnen die Enttäuschungen er-stmrt geblieben. Aber es sei ja in der„Rätezeitung" sogare>ne Resolution veröffentlicht worden, in der Kopps Ab-Berufung aus Berlin gefordert worden sei, weil er sich gegendie Auswanderung nach Ruhland ausgesprochen hatte. Ra-dck habe mir in Moskau gesagt, dah er gleichfalls stets vorder Auswanderung gewarnt habe und er habe auch seht nochschwere Bedenken. Ehe deutsche Arbeiter am Aufbau derrussischen Industrie mitarbeiten könnten, mühten verschiedeneVorbedingungen geschaffen werden. Wie die russischen Arbeiterzu leben, sei für den deutschen Arbeiter ohne jeden Ueber-gang, auch normalerweise, unmöglich, besonders aber jetzt.Die dreijährige Blockade Deutschlands gegen Ruhland. danndie Ententsblockade, der Krieg und die Konterrevolutionhatten Ruhland in einen Zustand der Rot verletzt, der vondeutschen Arbeitern gar nicht ertragen werden könne, trotz-dem sie im Kriege und nachher auch gebungert hätten. DieLandwirtschaft sei rückständig, läge darnieder, das Transportwesen ebenso. Dazu der fortgesetzte Kampf gegen dieKonterrevolutlon und die Entente. Da muhte man auch inDeutschland wissen, wre schwer das russische Volk um seinenackte Existenz ringen müsse. Aber wenn wir das in Deutsch-land gesagt, habe man es uns nicht glauben wollen, auchnicht, dah grosse Teile der russischen Bauernschaft beimWiederaufbau versagt haben, dah sie geistig nicht fähig find.als selbsttätiger Faktor aufzutreten. So sei es dazu gekommen. dah in Ruhland eine vollständige Diktatur bestehe.Wer beim Wiederaufbau Ruhlands unter der Sowjetherrschaft mithelfen wolle, müsse sich in manches Ungewohnteschicken und sich mit Vielem abfinden, das ihm wider denStrich gehe.» Von heute auf morgen sei eine Aenderungder jetzigen schweren Lebensbedingungen in Ruhland nichtmöglich. Für deutsche Arbeiter seien die Existenzmöglichkeiten kaum eher gegeben, als nicht zwischen Ruhland undDeutschland die wirtschaftlichen Beziehungen wieder auf-genommen und Vorkehrungen getroffen feien, dah den deut-schon Arbeitern der Uebergang durch Nachlieferung von deut-scheu Nahrungsmitteln und Bedarfsartikeln wenigstens füreinige Monate erleichtert werde. Wir seien gern bereit, inMoskau für Erleichterungen bezüglich der Erniibrung usw.einzutreten und für diejenigen, die zurückwollen, die Heim-reise zu befürworten. Wer von ihnen die ersten schlimmenEindrücke niederkämpfen könne und über eine starke Körper-konstitution verfüge, möge versuchen, zu bleiben. Wenn ichvor 4 Wochen in einer Versammlung in Deutschland ihnendasselbe gesagt haben würde, dann hätten sie mich wohlkaum ausreden lassen. Jetzt hätten sie es am eigenen Leibeerfahren, wie recht wir mit unseren Warnungen vor einerAuswanderung nach Ruhland unter den jetzigen Umständenhätten. Wir würden aber selbstverständlich für ste tun,was wir könnten und auch in Deutschland ernst über dieSache reden.Stach mir sprach Genosse D ä u m i a, der erklärte, dah ermeinen Ausführungen zustimme. Die Jnteressengemein-fchaft habe Illusionen geweckt, die nicht erfüllt werdenkönnten. Man dürfe nicht vergessen, dah die Russen noch vorKurzem Leibeigene,„zweibeinige Tiere", gewesen und dahdie Zarenwirtschaft, der Weltkrieg und der Bürgerkrieg trost-lose Zustände geschaffen hätten. Er verstehe die Klagen überdie schlechte Ernährung usw. sehr wohl. Ein Deutscher könnedas Brot, das etwa aussehe, wie unser Torf, kaum essen,aber man müsse versuchen, sich in das Unvermeidliche zuschicken. Es dürfe nicht vergessen werden, dah es gelte, P,o-merarbeU zu leisten für die Revolution und dag wir aneinem weltgeschichtlichen Wendepunkt ständen. Viele An-wesenden hätten sicher 4 Jahre Schützengrabenclend für denKapitalismus ertragen, da mühten sie auch Leiden für dieRevolution ertragen...Genosse C r i s p i e n verwies ebenfalls auf die Schwierig-keiten, unter denen Sowjetruhland kämpft und die furchtbaren Leiden, die die Uebergangszeit zum Sozialismus demProletariat überall auferlegt. Wer körperlich und geistigstark und fähig dazu sei. müsse versuchen, auszuharren. Dierussischen Arbeiter bekämen ja selbst das noch nicht, wasihnen, den deutschen Arbeitern, jetzt gegeben werde, sie littennoch grösseren Mangel.(Zuruf:„Die bringen Lebensmittel-au« den Dörfern mit".) Crispien versprach ebenfalls, inMoskau für die deutschen Arbeiter einzutreten.Der russische Genosse Makaroff. einer der Letter derFabrik, hielt dann in russischer Sprache eme Rede, die bruchstückweise sofort übersetzt wurde. Sie zeigte, dah dem Rednerdie Eeistesöerfassung der deutschen Arbeiter völlig ftemdwar und rief grosse Aufregung und Erbltterung hervor. Ersuchte die Unzufriedenheit der deutschen Arbeiter als un-begründet hinzustellen, bezeichnete die letzigcn Verhaltnissein Ruhland als besser gegenüber denen unter dem Zarismusund sagte weiter:„Roch lebt der russilHe Arbeiter unterfurchtbaren Verhältnissen. Wenn Sie Vesser leben und eineAusnahmestellung haben wollen, gibt os grosse Unzufrieden-heit u,tter den Russen. Denken Sic nicht nur an ihre eigenenInteressen.(Entrüstungsrufe.) Schauen Sie sich um. es gibtauch Gutes bei uns. Wir führen auf zwei Fronten Krieg.gegen Polen und gegen Wrangel im Süden, einen Kampfauf Leben und Tod. Unsere Besten schicken wir an die�Front.Unsere besten Industriearbeiter find dort. ist schongeschlagen. Wenn wir gesiegt haben, wird sich auch hieralles ändern. In dieser schweren Zeit stellt kein Reoolutio-när Forderungen. Rur Konterrevolutionäre und Bürger-liche(Starke Erregung) und die die Revolution nicht ver-stehen wollen, oder können, wollen jetzt Vorrechte. Siesollten uns helfen und Sie sitzen hier und arbeiten nicht.(Zuruf:„Nicht in der Fabrik, aber arbeiten wollen wir")Die besten Genossen sind an der Front, hier arbeiten jetztmeist Landarbeiter. Sie arbeiten 12 Stunden und mancher--bricht ohnmächtig an der Bank zusammen.(Zurufe:„Siemüssen!"„Sie werden mit dem Gewehr dazu gezwungen."„Sie werden sonst eingesperrt.") Das ist nicht wahr.(Zu-rufe:„Doch!") Gewalt wird nur gegen diejenigen angewen-det, die nicht arbeiten wollen. Ohne Arbeit kein Brot. Ichwundere mich, dah Sie nicht arbeiten wollen, dah Sie derRevolution nicht helfen wollen.(Zurufe:„Wir sind dochKonterrevolutionäre!" Was wollen Sie? Wollen Sie nochjeder einen Führer?(Der Uebersetzer sagte abschwächend„Führer" statt„Kindermädchen", wie der Redner gesagthatte.) Schütteln Sie endlich die bürgerlichen Vorurteileab, arbeiten Sie mit uns Russen."(„Heim wollen wir.")� Run versuchte Genosse S t o e ck e r noch beschwich-ttgend einzugreifen. Er suchte die Stimmung der deutschenArbeiter zu erklären aus den ersten Enttäuschungen, derfürchterlichen Hitze(in Moskau hatten wir an einem Tage45 Grad Reaumür in der Sonne!) und ihrer geistigen Jso-lierung. Diese Psychose sei ein anormaler Zustand undwerde wieder vergehen.(„Dann sind wir verhungert!")Wenn sie sehen würden, was in Ruhland geleistet wird,würden sie sagen:„Donnerwetter, wir müssen durchhalten."Es sprachen dann noch von den deutschen Arbeitern Oft-bahr-Hamburg:(„Wir haben nur den o i n e n Wunsch:nach Hause!") B a ii m g a r t c n- B e r l i n:(Kriegs-beschädigter, tuberkulös, kann Strapazen nicht ertragen, willheim.)"Fleischcr-Verlin:(„Wir find nicht umzu-stimmen, wir wollen heim.") Von unserer Dclegatwn nochE r i s p i e n und ich: wir sagten ihnen nochmals zu, für sie zutun, was in unseren Kräften stehe und verabschiedeten unsdann mtt einem„Auf Wiedersehen in Deutschland".*In der nächsten Sitzung des Exekutivkomitees der 3. Inter-nationale, der letzten, an der wir teilnahmen, brachte ichdie Sache zur Sprache. S i n o w j e w, der Vorsitzende desExekutivkomitees, ebenso SR a d et und B u ch a r i n, stimmten in der Beurteilung der Angelegenheit völlig mit unsüberein und versprachen, dafür zu sorgen, dah den Arbeiten-den Erleichterungen verschafft und den übrigen die Heimreiseermöglicht werde. Auf dem Heimwege vom Kreml zum Hotelsprachen uns dann mehrere der deutschen Ardeiter nachtsum 12 llhr auf der Straße an. Es waren ihrer sieben vonKolomna als blinde Passagiere auf der Eisenbahn nachMiliz verboten worden. Am nächsten Morgen ging ich mitGenossen Etoecker und einem der Arbeiter, GenossenScholz-Berlin, zum rusfischen ArbeiLsminister Schmidt,um Remedur zu fordern. Der Minister selber war aus-wärts, sein Vertreter, ein Arbeiter Serebrjakoff, sprach nurrussisch. Für ihn führt« ein deutschsprechender jüngerer Ee-nosse, Danilcwitsch. das Wort, der bereits vorher bei dendeutschen Arbeitern in Kolomna gewesen und ste dort„Konterrevolutionäre" und„Weihgardisten" tituliert hatte.Er zeigte auch in der Aussprache mit uns so wenig Ver-ständnis für die ganze Situation, dah er den NassischenAusspruch tat:„Wir können chinesische Kulis und deutscheArbeiter nicht verschieden behandeln." Ich hielt es unterdiesen Umständen für angezeigt, nochmals das Exekutiv-komitee auszusuchen, konnte aber Sinowjew im Kreml erstabends antreffen. Dort versicherten er sowohl wie Rabe!und Bucharin mir im Beisein des Genossen Scholz nochmals,alles tun zu wollen, den deutschen Arbeitern schleunigst zuWie die Dinge sich weiter entwickelt haben, entzieht sichunserer Kenntnis. In Petersburg hörte ich, dah einer dersieben Arbeiter, die nach Moskau gekommen waren, alsblinder Passagier in Petersburg gelandet sei und geäußerthabe, wenn man in Kolomna nicht bald für Abtransportsorgen werde, würden die Leute alle versuchen, auf diesemWege zurückzukommen. Hoffentlich sorgen die russischen Ee-nossen, gemäss ihren Versprechungen dafür, dah der geordneteRücktransport erfolgt, ehe der russische Herbst mit seinen un-unterbrochenen Regengüssen oder gar der Winter mtt seinenSchneemassen und seiner barbarischen Kälte einsetzt.OstpreutzischerNationalbolfchewismus(Bon unserem Eonderberichterstatter.)Es klingt unglaublich und man stellt e» immer wieder köpf-schüttelnd fest:.die ostpreussischen Weihgardisten schwärmen fürdie Bolschewiti. Die tteuesten Aichänger des Heimatdienst« undder antibolschewistischen Liga, die Baltitumer, die Kappisten—sind heute für die ruMchen Proletarier, deren deutsche Brüder siehundertmal niedeigeschmettert haben. Sie sind es nicht etwa ver-einzelt, sie sind es alle: die Reichswehr, die Sicherheitswehr, diearmen, unaufgeklärten ostpreuhischen Landjungens, die verhetztdurch ihre Ofsiziere, von Dummheit zu Dummheit, von Per-brechen zu Verbrechen taumeln.Die Bourgeoisie in den Städten ist in einer perversen Kriechereiimmer für die gerade Erfolgreichen. Sie war für die Bolsche-wisten, solange die Russen vorrückten, und sie ist mit bewuw-derungswiirbiger Ordnung wieder in die antibolschewistische Fronteingeschwenkt, da die Polen Erfolge haben. Die ostpreuhischenBlättchen, die ich hier allein zu Gesicht bekomme und von denenich mit Sicherheit annehmen kann, dah ste immer noch ab-schreiben, malen nach kurzer Unterbrechung mtt den kaum einge-trockneten Farben die berühmten Gefahren des Bolschewismus,und die rote Armee ist nach zwei Wochen Bewunderung wiederdas zerlumpte Gespenst mtt der propagandistischen Ansteckung--gefcchr. Man schreit stärker als je noch Soldaten. Einwohnerwehr.Selbstschutz— wer kennt die Nantcn.Aber man schimpft nicht nur auf die Volschewiki, man schimpftwomöglich noch lauter auf die Polen. Denn trotz der erneutenängstlichen Wut gegen Sowjet-Ztuhland ist die Bourgeoisie nichtpolenfreundlich, sondern die polnischen Erfolge sind lediglich dieUrsache der Abwendung von den Russen. Es herrscht sogar eineförmlich tollhäuslerische Erbitterung gegen Polen, die mtt alle»Mitteln entfesselter nationalistischer Instinkte gespeist wird.Diese Erbitterung ist der Grund, warum die Meihgardistenund andere geistig Minderwertige bolschewikifreundlich gewordensind. Diese Leute, die vom Kriege leben, wittern Gelegenheitzur Betätigung, die eine angenehme Abwechselung in dem ständi-gen Vergnügen, auf Arbeiter zu schichen, bieten könnte. Sicherhaben die Polen im Abstimmungsgebiet sich eine Anzahl unoer-fchämtcr Uebergriffe zuschulden kommen lassen, und in dem nachdem Abzug der Russen wieder besetzten, ehemals deutschen Land,sollen, ich kann es nicht prüfen, alle Greuel des losgelassenenMilitarismus Hausen: sicher ist der Bersailler Friede ein brennendes Unrecht und durch die Schaffung des Korridors besondersfür Oftpreuhen fühlbar. Aber der Antrieb unserer frischgebackenenNationalbosschewiften ist im Grunde doch nichts als«ine jämmer-liche Freude am Blutgsschäft.Die Naivität, mit der diese Männer Politik treiben, ist dabeiwahrhaft erschütternd. Ich habe mit einer ganzen Anzahl Offi-Jim und Soldgten gesprochen, eyrd immer' fand ich feyr unklareVerirrtheit, die die Metzeleien unter dem Proleiariai in äktzfürchterliche Beleuchtung rückt. Ilste ganze politische Ausfassungist eine Rangfrage, bei der gehorcht wird, ohne zu fragen. Irgendein höherer Offizier, der sich vcranlaht fühlt, eine gelesene Dumm«heit in die Tat umzusetzen, kommandiert— und es entsteht ti»Kapp-Putsch oder ein anderes Attentat auf das deutsche Kroleetariet.Genau so ist es mit dem Nationalbolschewismus. Keine derPersonen, mit denen ich mich unterhielt, war in der Lage, mireine Ansicht über die Folgen einer neuen kriegerischen Aktion S«sogen. Die Offiziere versuchten ein bihchen Intelligenz vorzu«täuschen, indem sie den jetzigen Zeitpunkt noch verfrüht hielten.Im übrigen schimpft man auf Polen und glaubt auf den gleichenHast auch in den Kreisen der Arbeiterschaft spekulieren zu können.Beispielsweise erklärte mir ein Reichswehrsoldat im selben Atem»zuge, man müsse Wilhelm zurückholen und mit den Vol-schewiki zusammengehen: der Mann sieht nicht so vereinzeltda. wie man vernünftigerweise annehmen sollte, und da diegestrigen Phrasen von„Ruhe und Ordnung" noch nicht vergessensind, kann man die tollsten Auffassungen über die ZukunftDeurschlands hören.Die Arbeiterschaft ist sich über die Ungeheuerlichkeit eines Zu»sammeiigehcns mit ihren geschworenen Feinden völlig im klaren.So oft ich Gelegenheit hatte, mit Genossen zu sprechen, lehnen si«einmütig diese neueste Form des Wahnsilms ab, und es ist vor-läufig so gut wie ausgeschlossen, doss es zu einem Bündniszwischen Wolf und Lamm kommt. Aber es gibt doch auch unterden Proletariern ein paar Wirrköpfe, die der Haft gegen Polenzu Benrrungcn treibt. So fand ich unter einem Trupp übergetretener Rotgardisten einen deutschen Arbeiter, der hinüber-gegangen war, um gegen Polen zu kämpfen— nur darum, wieer mir«klärte, alles übrige fei im Augenblick Nebensache— unddessen kriegerische Lauibahn noch, bevor sie begonnen hatte, nunzu Ende war. Das find, wie gesagt. Ausnahmezufälle, aber es istnotwendig, de« Kopf nicht in den Sand des Opportunismus zustecken und rechtzeitig die Arbeiterschaft vor Dummheiten SUwarnen, die ihr Verderben sein würden.Wie die Neutralität beachtet wirdDie Kontrollkommission für Waffen-, Munitions- undTruppentransporte Verlin-Brandenburg teilt uns mit:Wie uns mehrere Postämter mttteilen, wird jetzt verschiedcnt-lich versucht, Waffen und Munition in grösseren Mengen zutransportieren. So wurden von der Wafsenfabrik Suhl inThüringen über Berlin nach verschiedenen Orten, unter anderemauch nach Ostpreussen, Gewehre und Munition verschickt.Trotz Einspruch des Betriebsrotes ließ der aufsichthabende Beamtediese Sachen an die Empfänger passieren. Wie man aber sonstmich oerfährt, möge man aus einem Bericht von Erkner er-sehen, der uns zeigt, in welcher Weise von den einzelnen Beamtendie Ding« betrochtet werden.. Es sind in Erkner Granathülsen verladen worden, dreiWaggons roh, sind abgerollt, ein Waggon halbfertig, Nr. 83 740.Breslau, steht noch dort. Auf Beraulayung des dortigen Znspek-tors Seidel und auf Befehl der Reichsverwcrtungsstelle sindder dortstehende und die unterwegs durch Telegramm festgehaltenen Waggons wieder freigegeben worden. Absender ist die. irma Schmidt, Ma!chinensabrik Erkner, Königstrahe 32,Empfänger Firma„Forum" in Bogutschütz bei Kattowitz.Bogutschütz soll schon polnischesGebiet sein. Die Granathülsen sind zwar roh. können aber leicht durchs Verarbeitungkriegsoerwendungsfähig gemacht werden. Bezeichnend ist. dahdas Reichsverwertungsamt die Dellarierung.Schrottund Einschmelzungsaut" anerkennt und ausserdem den Ab-tiansport dringend befürwortet im Interesse der nationalenmehr nur ein Scheinmanöver, um die Kriegskonterbandezu verschleiern.In Parallele hiermit ist eine Nachricht zu stelle«, die folgender-Massen lautet: Im Brandenburger Ilmschlagehafenlagern 1000 Tonnen als Eranaiichroit bezeichnete Granathülsen.Eigentümerin ist die Firma Hirsch& Co.. Berlia. SchöuebergerUfer 33, Fernsprecher Kurfürst 1039. Das Material ist angeblichaus Spanoauer Werkstätten auf dem Wasserwege herbefördert undsoll auf dem Bahnwege nach der Tschecho- Slowakei. Eisen-werk Rothan, Neudeck. Station Annaial-Rothan. zum Ein-schmelzen verschickt werden. Die hiesige Arbeiter ichast ist gewillt.den Weitertransport zu verhindern, weil sie der Meinung ist. daßder angegebene Zweck unwahr ist und die Granathülsen wieder zuKriegsmaterial verwendbar gemacht werden können. Ausfuhr-bewilliguna R. K. 12127 ist nach Frachtbriefvermerk erteilt.wahrscheinlich vom Reichskommissar für Schrottwirtschaft inDüsseldorf.Man ersieht daraus, in welcher Weise und mit welchen Mit-teln versucht wird, alles zu umgehen, um die Neutralität zudurchbrechen. Ilmsomehr hat- die Arbeiterschaft alle Veranlassung.diese Art der Verschicbungen von Waffen und sonstigem Materialzu verhindern.Orgesch staatlich sanktioniertAus Königsberg wird uns geschrieben:Wie der Oberpräsident Dr. Siehr bekannt gibt, ist nunmehrzwischen ihm und den Rechtsparteien in der Frage des Selbst-schütze?„eine völlige Einigung erzielt." Deutschnationale.Bolkspartei und Zentrum haben darauf wieder je zwei Vertreter inden Provinzialwehrausschuh gesandt, nachdem sie dieselben einmalbereits zurL-kgezogen hatten. Mit dieser Einigung ist also dieillegale konterrevolutionäre Truppe der Agra«rier gesetzmähig geworden und wird nunmehr mit Staatsmittelnausgebaut.Der Provrnzialausschutz besieht au« zehn Personen. Je zw«stellen noch Demokraten und SPD. Bemerkenswert ist, daß auchdie SPD. weiter mitmacht, obwohl ihre Generalversammlung alsVoraussetzung für eine Beteiligung paritätische Zusammensetzung aller Ausschüsse und Ausschluss der Orgeickvom behördlichen Selbstschutz verlangt hatte. Die Rechtsparteienhoffen, dass der Provinzialwehrmisschuss eine„gute Waffe gegenOstpreußens innere und äußere Feinde" sein wird.Statt Entwaffnung, wozu die Reichsregierung sich in Spaa hatverpflichten müsten, also st ärkste Bewaffnun g d es Zu nker-undBörgertums.SchwatzEine Lokakkorrespondenz weih z« melden, dah am Sonntag eineSitzung der„Preßkommisfion der Partei" stattgefunden habe, inder beschlossen wurde, daß über die Moskauer Internationale bisauf wettere- nicht öffentlich diskutiert werden solle. Dan« wirdmitgeteilt, dah in kürzester Frist eine nichtöffentliche Konferenzstattfinden werde, in der über die Moskauer Besprechungen Be-richt erstattet würde.Es lohnte sich nicht, auf diese Meldung, die von verschiedenen'Blättern wiedergegeben wird, einzugehen, wenn nicht der.Bor-wärts" sich gleichfalls mit ihtfer Wiedergabe blamierte und seinenLesern erzählle. dah es sehr wahrscheinlich sei, daß die Diskussionunterdrückt werde. Und da», obwohl jede Nummer der„Frei-heit" den Beweis des Gegenteils liefert. In Wirklichkeit hat dieKorrespondenz aus den Veröffentlichungen der„Freiheit" diebeiden Tatsachen entnommen, dass eine Prehkommissionssitzungund eine Reichskonferenz stattfindet. Natürlich hat die Ber-"' er PrehkoMmtsjjto»— eine..Presskvmmission der Par-,--- t jst} htr