Teuerung

Von Dr. R. Kuczynski, Direktor des Statistischen Amtes Berlin- Schöneberg.

Wenn man die gegenwärtige Teuerung messen will, so fann man zwei Wege einschlagen: Entweder man stellt fest, was man vor dem Kriege getauft hat, wieviel das damals gekostet hat und wieviel das heute fosten würde, oder man stellt fest, was inan heute tauft, wieviel das heute fostet und wieviel das vor dem Kriege gekostet hätte. Beide Wege führen zu interessanten Aus­bliden, aber feiner führt zum Ziele. Denn wenn man berechnet, was der Vortriegsverbrauch heute fosten würde, so erscheint die Teuerung zu groß, da viele Dinge, die man früher in Mengen faufte, weil sie besonders billig waren, heute besonders tener find. Berechnet man aber, was der heutige Verbrauch vor dem Dinge, die man heste in Mengen fauft, weil sie verhältnismäßig Ariege gekostet hätte, so erscheint die Teuerung zu flein, da viele billig sind, vor dem Kriege verhältnismäßig feuer waren. Trog­dem empfiehlt es sich, beide Wege zu geben, denn sie führen zu den Grenzen, innerhalb deren die Wahrheit liegt. Aus diesem Gedankengang heraus habe ich im zweiten Juliheft des Ge treuen Edart" berechnet: 1. Was haben sechs Schöneberger Ar beiterfamilien im April- Mai 1913 verzehrt?; was haben sie das mals für diese Nahrungsmengen ausgegeben, und was hätte das im April- Mai 1920 gefoſtet? 2. Wieviel loftete das Eristenz­Mai 1920?; was hätten diefelben Nahrungsmengen im April­minimum der Ernährung von sechs solchen Familien im April­

Mai 1913 gefoftet?

1. Die Unterlagen für die Berechnung des Verbrauchs im April­Mai 1913 Iteferten bie Daushaltungsbücher, die von 58 Schöne berger Familien für das städtische statistische Amt geführt wur den. Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung wurden sechs Arbeiterehepaare mit insgesamt elf Kindern ausgewählt. Ihr Gesamtverbrauch für Ernährung betrug im April- Mai 1913 1298 Mart. Es ist unmöglich, an dieser Stelle die umfangreiche Ta belle, die die Ausgaben im einzelnen nachweist, abzudruden. Sie seigt minderbemittelten Bevölkerung Groß- Berlins vor sieben Jahren war. Daß eine solche Ernährung einen starten Einfluß auf die geistige und gemütliche Verfassung der Bevölkerung ausüben mußte, liegt auf der Hand. Dies mögen vor allem diejenigen be­herzigen, die immer noch nicht begreifen tönnen, wiejo eigentlich die Mentalität" der großstädtischen Arbeiterschaft jetzt eine andere ist wie vor dem Kriege.

Prozent der Groß- Berliner Bevölkerung fich so mannigfaltig er­nähren tönnten. Denn ein Teil der früher in großen Mengen Derschwunden. Will man also berechnen, was die Borkriegsernäh rung der in diese Untersuchung einbezogenen fechs Familien heute fosten würde, so muß man notgedrungen gewisse Zusammens fassungen vornehmen. Denn es würde schließlich doch auf eine Zahlenspielerei hinauslaufen, wenn man berechnen wollte, wie prizieren würde, bei einem Gesamtverbrauch von 169,8 Kilo­gramm Fleisch nun ausgerechnet soundsoviel Kilogramm Ham­melfleisch, Schinten usw. zu essen. Man wird vielmehr so vor­gehen müssen, daß man sagt: die 23 in die Untersuchung einbe­zogenen Personen verzehrien im April- mai 1913 169,8 Kilogramm Alter stehende Personen Anspruch auf 46,8 Kilogramm rationier leil für 362,75 M. Jm April Mai 1920 hatten 25 in gleichem tes Fleisch an einem Preis von 1038 M. Wenn sie sich die übrigen 123 Kilogramm im Schleichhandel fauften, so hatten fie dafür, falls fie zur Hälfte Rindfleisch für 32 M. Das Kilogramm und ur Sälfte Schweinefleisch für 40 M. das Kilogramm nahmen,

4427 M. aufzuwenden. Ihr Fleischverbrauch unter Zugrunde legung der im April Mai 1918 verbrauchten Mengen foftete also 1038 Mart+4427 M.

5465 M. In ähnlicher Weise bin ich

für die anderen Rahrungsmittel verfahren, habe also z. B. alle Sülsenfrüchte zusammengefaßt, ebenso alle Mehle, alle Nähr­mittel uso. Dann ergibt sich eine Steigerung der Gesamtausgabe für Ernährung von 1293 M. im April Mai 1913 auf 20 975 M. im April Mai 1920. Auf den Kopf und den Tag bedeutet das eine Steigerung von 92 fg. auf 14,95 m. Eine Familie also, die sich, zwar nicht so mannigfaltig und nicht so schmackhaft, aber doch ähnlich ernähren wollte wie vor fieben Jahren, müßte bafiz im April- Mai 1920 den 16fachen Betrag ausgeben.

2. Um die umgekehrte Berechnung aufzumachen, d. h. um feft­zustellen, was der heutige Verbrauch vor dem Kriege gekostet hätte, habe ich zunächst ermittelt, welche Rationen an 6 Familien Berlin- Schöneberg verteilt wurden, was diese Rationen tatsächlich tofteten, und was fie im April- Mai 1913 gefoftet hätten. Da zeigt sich, daß die gleichen Mengen, die jetzt 4951 9. fofteten, vor 7 Jahren 406 M. erfordert hätten. Die Ration, die jest auf den Kopf und den Tag 3,53 M. Loftete, hätte sich vor dem Kriege auf entfernt aus, um den Mindestbedarf eines erwachsenen Menschen decken. Der Nährwert der den 23 Personen für die zwei Mo­nate zustehenden Rationen betrug nämlich 2 337 000 Kalorien. Nach den Berechnungen von 3ung brauchen nun 23 Personen der obigen Altersgliederung in zwei Monaten 3 294 000 Kalorien. jonen im April- Mai 1913 verbrauchten Mengen einen Nährwert Don 3 450 000 Kalorien hatten, also um cewa 5 Prozent über den phyfiologischen Bedarf hinausgingen. Im April- Mai 1920 mußten mithin die 23 Personen, um ihr Existenzminium zu decken, au ben Rationen noch Nahrungsmittel im Nährwert von 3 294 000 957 000 Kalorien hinzukaufen. Diese fonnten sie

2 337 000:

fich billigst für 2878 M. gegenüber 201 M. vor fieben Jahren be Schaffen. Im ganzen mußten also die sechs Familien im April­Mai 1920 mindestens 7829 m. für ihre Ernährung ausgeben. Die gleichen Mengen hätten im April Mai 1913 nur 607 M. gefoftet. Auf den Kopf und den Tag bedeutet das eine Steigerung von 43 Pfennig auf 5,58 M. Eine Familie also, die sich vor sieben Jahren

würde damals ein Dreizehntel soviel ausgegeben haben wie jest. Ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Berechnungsmethoden 1920 rund 15mal so teuer war wie vor sieben Jahren. jeigt mithin, daß die Ernährung in Groß- Berlin im April- Mai

Folgenschwere Rechtsbeugung 23 Jahre Feftung für junge Revolutionäre Nachdem das Amnestiegejek rechtsträftig geworden ist, sind be Jonders von den preußischen Behörden eine große Anzahl Ber­fahren eingestellt worden, die fich gegen Angehörige der Rapp­Verschwörerbande richteten. In diesem Zusammenhange möchten wir die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung auf einen Vors fall richien, der schon etwas länger zurüdliegt:

W. Bod, K. Jörn, Fr. Tetens und Fr. Weiland von dem Geschworenengericht in Wilhelmshaven au insgesamt 23 Jahren Feftungshaft verurteilt, weil fie Flugblätter bruden ließen, in denen fie bie Arbeiter und Soldaten Wilhelms havens aufforderten, ihre in den erften Revolutionstagen er Tungene Macht zu schüßen und zu festigen. Die Staatsanwall­Schaft hatte Antlage megen Hochverrats erhoben. tonnte bei den Berhandlungen nicht erbracht werden, so daß die Geschworenen nach längerer Beratung das Gericht aufforderten, ihnen andere Fragen vorzulegen, da sie mit der Frage auf Hoch bertat nichts anzufangen wüßten. Das Gericht formulierte darauf­Din 300 Fragen, die der Vorsitzende in mehrstündigen Rechts: belehrungen den Geschworenen nahe zu bringen suchte.

eine Bestrafung erfolgen müfe, daß die Geschworenen aber be denten mögen, daß die Angeklagten ja doch in allerfürzester Zeit begnadigt würden. Die Geschworenen, durchweg oldenburgische erst recht nichts anzufangen und bejahten dann doch die Schul frage auf Hochperrat. Das Gericht verurteilte darauf die An geflagten su insgesamt 28 Jahren Festungshaft.

Neue russische Offensive

Die Umgruppierung vollzogen

Mostau, 30. Augu.( Durch Funkspruch.) Eine Rundgebung der Regierung besagt: Die rußische Armee hat in neuen Stellungen die Umgruppierung vollzogen und die Offensive wieder aufgenommen. Sie hat be reits einige Ortschaften in der Nähe von Bialystok und Brest Bitowst erreicht.

In Galizien haben die russisch - ukrainischen Armeen ebenfalls neue Erfolge gegen die Polen erzielt.

Die polnischen Erzählungen über ungeheure Verluste der rufft fhen Armeen gehören in das Reich der Fabel. Es gab schwierige Augenblide mährend des Rüdzuges der ruffischer Abteilungen, die in schwieriger Lage ihren Weg fanden und fich in nenen Stellun gen umgruppierten. Den polnischen Märchen, wonach die ganze rafische Armee geriprengt worden sei, darf man feinen Glauben schenken. Es leistet den Bolen selbst einen schlechten Dienst, wenn fie fich jetzt am Borabend einer neuen Offenfiobewegung ruffischer jeits als Sieger hinstellen.

Von der russisch - polnischen Front

Königsberg i. Pr., 30. Auguft. Bagebericht. Bon der oftpreußischen Südgrenze ist nichts Nenes zu melden. Uebertritte find nicht mehr erfolgt. Die Ums gruppierung der polnischen Kräfte hält an. Sie Frontlinie Grajews- Dowiec- Bialystok- Brest- Litowst ist nur mit Bors truppen in ber Richtung Gradue- Woltowyst und nach Kobrin zu überschritten worden. Es besteht nur geringe Fühlung mit dem Feinde Südöstlich von Cholm finden örtliche Kampfhandlungen statt. Nördlich der galtzijden Grenze schreitet bie Offensive der Armeen Subjennys in Richtung auf Samostje vor. Budjenny hat den Hugva- Fluß(?) übers Schritten, Im Abschnitt Lemberg finden wechselnde Kämpfe statt.

Sinblick darauf, daß wir am 27. August an Sie den Borschlag ge richtet haben, die Verhandlungen nach Estland zu verlegen, und daß wir sofort bei der eftländischen Regierung die hierzu erforder lichen Schritte getan haben, ist zu befürchten, daß ein von Ihrer Seite gemachter abweichender Vorschlag zu neuen Verzögerungen führt. Die Konflikte, welche die polnische Abordnung in Minst heraufbeschworen hat, wo die von dem Kriegszustande unzertrenn lichen Schwierigkeiten ihr den Vorwand zu allerlei Verzögerungen boten, und dem Umstand selbst, daß Sie in Ihrer Depesche noch einmal diese Konflikte heraufbeschwören, läßt uns die Fortsetzung dieser verzögernden Machenschaften befürchten, zumal Sie jetzt auf schon erledigte Vorfälle nochmals zurüdgreifen.

Gleichzeitig mit Ihrem Telegramm, das uns nach Riga einlädt, erhielten wir ein anderes som Borfizenden des Ministerrates, Serrn Witos , der uns bittet, die technischen Schwierigkeiten der Berständigung zwischen Warschau und Minst zu beheben, da Iektere Stadt von ihm als Ort zu ben weiteren Verhandlungen ins Auge gefaßt sei.

Diese Verschiedenheit der Ansichten, die deutlich das Fehlen einer einheitlichen Entschließung der polnischen Regierung beweist, ist ein Grund mehr, bei der Einladung zu bleiben, welche wir vor zwei Tagen ergehen ließen."

Abtransport der übergetretenen Russen aus Ostpreußen

( Eigener Drahtbericht der Freiheit.) Königsberg , 30. Auguft.

Die Reichsregierung schafft die internierten Russen auf dem Seemege nach dem Innern des Reiches. Den Reaktionären bauert dieser Abtransport zu lange. Der Bund verfassungs­treuer" Ostpreußen ( Kappanhänger) hat darum telegraphisch vom Reichswehrministerium Abtransport mit der Bahn verlangt, ,, auch auf die Gefahr, daß der Bersonenverkehr zeitweise gänzlich gesperrt wird." Begründet wird die Forderung mit der Lüge, daß Provinz herumschwärmen und sich in die deutsche Bevölkerung hin­einschieben, überallhin Trokkys und Lenins Jrrlehren ver­breitend."

Die ruffisch- polnischen Verhandlungen tausende und Abertausende dieſer unwillkommenen Gäſte in her

Moskau , 30. August.( Durch Funkspruch.)

An den polnischen Minister des Auswärtigen ist ein Funkspruch gerichtet worden, in dem heißt:

Ihr Vorschlag, den Verhandlungsort von Minst nach Riga zu verlegen, ist heute mit etwas Verspätung hier eingetroffen. Im

In Wilhelmshaven war die Entrüftung über dieses Urteil sejr groß. Die Rechtssozialisten reichten unmittelbar darauf an den Reichspräsidenten eine Petition ein, die über 5000 Unter­schriften trug, in der die Begnabigung der Berurteilten gefordert wurde. Diese Petition blieb unbeantwortet. Das gleiche Schicksal hatten mehrere Gesuche der Gefangenen um Be urlaubung. So reichte der inhaftierte Genosse Lehrer Karl Jörn fürzlich ein Urlaubsgesuch ein, da sein Gesundheitszustand infolge ber Einwirkung der nunmehr länger als 1% Jahre währenden Inhaftierung fich derart verschlimmert hatte( er leibet an Lungen­tuberkulose und Herzmuskellähmung), daß dirette Lebensgefahr besteht. Trotzdem der Gefängnisarzt dieses Gesuch zweimal drin­gend befürwortete, da nach Auffassung des Arztes bei einer weiteren Verbleiben Jörns in der Festungshaft eine dauernde Schädigung seiner Gesundheit und ein Zustand der Unheilbarkeit feines Leidens eintreten müsse, wurde das Gesuch mit der Be­gründung abgelehnt, daß eine nahe(!!) Lebensgefahr nicht zu beforgen tehe".

Wir haben es hier mit einer traffen Bergewaltigung des Rechts zu tun, die vier jungen Revolutionären, die das Beste der Republit wollten, nicht nur viele Jahre ihrer Freiheit rauben, sondern sie auch förperlich und seelisch zugrunde richten muß. Wir appellieren an das gesunde Rechtsemnfinden der öffentlichen Meinung und erwarten, daß die zuständige Justizbehörde gezwungen wird, die Wiederaufnahme des Verfahrens einzuleiten, um vier jungen Menschen das Leben zu erhalten und das gebeugte Recht wieder aufzurichten.

Also doch!

Wir haben an dieser Stelle schon verschiedene Male Gelegett­heit gehabt, über die Treibereien reaktionärer Offiziere im Lod stedter Lager zu berichten. Gleich her reaktionären Bresse stellte sich auch das preußische Landwirtschaftsministerium schügend vor die Herren ,, Siedler", ohne indes die behauptete Tatsache zu widerlegen. Nun bringt das Berliner Tageblatt" zum Beweise des Vorhandenseins der Waffen im Lodstedter Lager erneut fol­gende Tatsachen zum Abdruck:

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Beim Abtransport des 3. Kurländischen Regimenis, Bataillon Kiewit, aus dem Munsterlager nach Holstein wurden nur die von der Marincbrigade empfangenen Waffen abgegeben. Die aus Kurland mitgebrachten und die Beutewaffen wurden auf die Fahrzeuge geladen ber Abtransport follte vormittags um 8 Uhr 30 Minuten statt finden und schon in der Nacht, in der Zeit zwischen 2 und 4 Uhr, aus dem Lager nach dem Bahnhof gefahren. Es geschah dies auf verschiedenen Wegen, die Fahrzeuge immer einzeln und unter Bededung von zwei unbewaffneten Leuten, die aber Handgranaten bei sich führten. Es haben mitgenommen: Maschinengewehrkompagnie Stieglis: etwa 12 Maschinen­Matthes: 8 Maschinen­

gewehre,

Maschinengewehrkompagnie

gemehre,

Pioniertompagnie Auft: etwa 60 Karabiner, 2 Maschinen­gewehre und Flammenwerfer.

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Im Gegensatz hierzu waren diesen Berfassungstreuen" natür lich seinerzeit die Soldaten der gegenrevolutionären baltischen Landeswehr angenehme Gäste, als sie Ostpreußen in Ge­meinschaft mit den baltischen Baronen überfluteten.

worden sein. Jedenfalls aber ist die Beichtfertigteit zu be dauern, mit der so über Dinge entschieden wird, die für Leben oder Untergang der Partei von entscheidender Bedeutung sind. Kreisgeneralversammlung Torgau- Liebenwerdv

Am Sonntag, den 29. August, tagte die Kreisgeneralversamm­lung der USPD . für Torgau - Liebenwerda. Der Kreis hat eine glänzende Entwidelung genommen. Ueber 5000 zahlende Mit­glieder sind jetzt in dieser ländlichen Gegend unferer Partei anges schlossen. 222 Gemeindevertreter, Stadtverordnete, Stadträte usm. arbeiten für fie. Bei den Reichstagswahlen wurden für die USPD . nicht weniger als 22 223 Stimmen abgegeben, für die Sozial­patrioten nur noch gegen 6000 Stimmen. Die Errichtung eines Parteisekretariats ist bereits seit den Wahlen durchgeführt, und Genosse Nauman( Mühlberg), der langjährige Borjizende bes Kreises, wurde zum Barteisekretär gemählt. Die Versammlung nahm zu den schwebenden Parteifragen Stellung und beschloß mit allen gegen zwei Stimmen folgende Resolution:

Die Kreisgeneralversammlung der USPD . für die Kreise Torgau und Liebenwerda erklärt, daß sie den Anschluß der USPD . an die Kommunistische Internationale für dringend not­wendig hält. Die Aufnahmebedingungen des Moskauer Kon­gresses erscheinen der Generalversammlung durchaus erfüllbar zu fein. Die Generalversammlung steht auf dem Standpunkt, daß diese klare Entscheidung, der sich dac Bezirks und der Reichs­parteitag hoffentlich anschließen werben, dem deutschen Profes tariat den Weg zur Erreichung feines revolutionären Zieles er­leichtern wird.

Parteitag der Proving Hannover

Am 21. und 22. Auguft tagte in Sannover der Parteitag der Provinz Hannover . Der Verlauf legte Zeugnis dafür ab, daß allenthalben rührig gearbeitet wird und unsere Arbeit auch Früchte zeigt, die fich sehen lassen fönnen.

Nach dem Bericht des Provinzialvorstandes haben 477 öffent liche Versammlungen und 42 Versammlungen, die sich mit wiſſen­fchaftlichen Fragen beschäftigten, stattgefunden. An verschiedenen Orten find Referentenschulen eingerichtet worden.

Die Wahlen haben große Anforderungen an die Kasse gestellt, die trotzdem fich verhältnismäßig günstig gestaltet hat. In der Diskussion wurde gewünscht, daß vor allem der Referentenfrage größeres Augenmert zugewendet werde.

Am Sonntag, den 22. Auguft, war Genoffin 3ies von ber Zentrale erschienen. Ihre Begrüßungsrede, bie an die internatio­nale Solidarität des deutschen Proletariats apellierte, fand die begeisterte Zustimmung des Parteitages.

Einen breiten Raum der Berhandlungen nahm die Debatte über die Parteipreffe in Anspruch. Hier ist es vor allem notwendig. daß die technischen Mängel beseitigt werden. Ohne Debatte wurde einstimmig gegen die Ernennung Nostes zum Oberpräsidenten protestiert. Ein Antrag, der die Parteigenoffen verpflichtet, mög lichst einen Geschäftsanteil von 20 Mt. für unser Parteiblatt zu erwerben, fand Annahme. Weiter wurde beschlossen, eine Rote Woche zu veranstalten. Genoffe Karsten- Peine referierte über Organisationsfragen. Seine Ausführungen verdichteten sich in bem Antrage, der den Monatsbeitrag für männliche Mitglieder auf 1,50 Mt. festlegt, für weibliche bleibt er auf der alten Höhe von 1 Mt. Die Einnahmen sind bis zu 10 Prozent an die Diftritte abzuführen. Genoffe Blettner Sannover legte in einem Bortrage unsere grundsägliche Stellung zu ber politischen und wirtschaftlichen Situation bar. Redner trat für Selbständigkeit ber Betriebsräte ein, die notwendig sei zur Durchführung der Dit­tatur des Proletariats. Angenommen wurde ein Antrag, der beim Reichsparteitag den Zusammenschluß aller revolutionären Ar­beiterpartelen befürwortet. Nach Annahme von verschiedenen An­Verhandlungen geschlossen.

Diese Waffen wurden in den Quartieren diefer Rompagnien, Später Arbeitsgemeinschaften, unter den Fußboden der Mann schaftsbarafen oder in den Offiziersquartieren verftet. Eine Durchsuchung beim Abtransport aus dem Munsterlager, die vom General Behrendt angeordnet war, wurde durch passiven Widerstand der Baltikumer und die Nachlässigkeit des Offiziers und der 13 Mann, die hierzu bestimmt waren( vormittags 11% Uhr auf dem Bahnhof Munsterlager), verhindert. Nun kann sich die Rechtspresse zu diesen Feststellungen äußernträgen, bie für die Kleinarbeit von großem Wert sind, wurden die und das Landwirtschaftsministerium seine Untersuchungen ein leiten. Natürlich ist auch Herr Hauptmann Kiewit dabei, ber

alſo nicht nur mit dem Munde nationalistische aufreizende Reine Arbeiterkontrolle in der Schweiz

Rebensarten führt und die Regierung mit Liebenswürdigkeiten trattiert, sondern auch als vorsorglicher Mann für Waffen gesorgt hat. Vielleicht hören wir beim nächsten reaktionären Butsch etwas vom Lodftebter Lager.

Aus der Partei

Gautag der USP. Pfalz

Am 22. Auguft, also noch bevor irgend etwas Genaues über die Bedingungen unseres Eintrittes in bie 3. Internationale bekannt war, beschloß eine Konferenz der U. S. B. der bayerischen Rheinpfalz:

Der heute, am 22. Auguft 1920, in Neustadt g. b. S. vet­Sammelfe Gautag ber 1. S. P., Gau Pfalz, nahm Kenntnis von dem Kongrez der 3. Internationale in Mostau. Er stellt fi voll und ganz auf den Boden der dort gefaßten Beschlüſſe und Leitsäge. Er vertritt die Anficht, daß ber Anschluß an die 8. Internationale fofort zu nollziehen fet. Inzwischen wirb man in der Pfalz wohl etwas ernüchtert

Bern , 30. Auguft.

Das Eisenbahndepartement hat im Einverständnis mit dem Bundesrat bas Begehren des fameizerischen Eisenbahnerverbandes auf Einsegung von Berfonaliommissionen für die Ueberwachung der internationalen Transporte abgelehnt In Uebereinstimmung mit feiner bisher befolgten Taftit läßt der Bundesrat Durchtransport von Waffen und Munition nicht zu. Die dadurch notwendige Untersuchung des Inhalts der Züge ist vom Bundesrat angeordnet worden. Sie hat ausschließlich durch das dazu bestimmte Personal der Zoll- und Bahnverwaltung zu er= folgen. Irgendwelche weiteren besonderen Maßnahmen könne ber Bundesrat nicht zugestehen.

Reine Sedanfeier. Der Kultusminister hat folgende Verfügung erlaffen: Jebe Schulfeier am Sebantage hat zu unterbleiben. Am 1. wie am 2. September ist regelmäßiger Unterricht durchzuführen. -Eine Selbstverständlichkeit. Aber es ist sehr fraglich, ob fi bie nationalistischen Schulleiter und Lehrperfoner en den Grlag bes Sultusministeriums fehren,