Betriebsorganisation und freie Gewerkschaften Funktionärversammlung der Berliner Gewerks schaftskommission

Die emfige Tätigkeit der Propagandisten für die Betriebs­organisationen, die auf eine verhängnisvolle weitere 3ersplitte rung der deutschen Gewerkschaftsbewegung hinausläuft, läßt es angebracht erscheinen daß sich die Arbeiterschaft mehr als bisher mit der Frage beschäftigt, wie dieser Gefahr begegnet werden fann. Die Berliner Gewerkschaftskommission hatte zu diesem 3wed eine Bersammlung sämtlicher& inftionäre der freien Gewerkschaften einberufen, die am Mittwoch in der Neuen Welt" stattfand und einen guten Besuch aufwies. Als Referenten waren die Genoffen& ris Emibt und 3ista bestimmt; für ben legteren, der verhindert war, trat aber Genosse Richard Müller ein.

Wir wollen von vornherein bemerken, daß wir von dem Referat des Genossen Schmidt, der als erster Redner sprach, nicht recht befriedigt waren. tratie, deren Politit ein Hauptpropagandemittel für die Be­Seine Verteidigung der Gewerkschaftsbureau­triebsorganisationen ist, und der Hinweis darauf, daß die Massen mehr

getlärte Führer lönnen sich nicht mit dem entschuldigen, was un­aufgeklärte Massen getan haben. Im übrigen sehen wir doch heute noch, daß fich einzelne Gewerkschaftsführer mit allen Mitteln( viel­fach sogar recht schlechten) gegen den Willen der vorwärtsdrängen den Massen wenden und sich dabei auf die rückschrittlichen Ele­mente, die ihnen eine Mehrheit bilden, ftügen. Insofern fönnen Was er sonst ausführte, traf mehr den Kernpunkt der Sache. daß in den freien Gewerkschaften der Beamtenapparat den Haupt­teil der Mitgliederbeiträge auffrejse. Das Schimpfen auf das Bonzentum" jei lächerlich, denn wenn die B.-O. erst einmai lo start sein würden wie die freien Gewerkschaften, dann würden He auch Bonzen" bekommen, die nicht anders sind als die jetzigen. Mit Recht wies Schmidt darauf hin, daß die von den B.-Q. pro­pagierte Dezentralisation der Gewerkschaften jede Aktionsfähig­feit berselben lähmen würde. Bis jetzt hätte die B.-D. auch nur Erfolge erzielt in Betrieben, die von der Arbeiterschaft unter­halten werden oder in fommunalen Betrieben, nirgends aber in privattapitalistischen Betrieben. Es jei ein Standal, daß z. B. in der Berliner Konsumgenossenschaft, in der Berliner Allge­meinen Ortstrantenfasse und beiden Groß- Berliner Magistraten die Arbeiter und Angestellen den Haupttrupp der B.-D. bilden. Diese Leute fühlen sich in ihrer Stellung sicher und drücken vor den höheren Mitgliederbeiträgen in en freien Gemettichaften. Die B.-D., deren An­anger mit der K. A. B. D. fast überall identisch find, seien wie biele, ihrer ganzen Struttur nach nur zu geeignet, einem Spikel tum Tür und Tor zu öffnen. Redner bewies an einigen Bei­pielen diese Behauptung, indem er darauf hinwies, daß die berüchtigte Deutsche Wirtschaftshilfe in der Oranienburger Straße in Arbeiter und Angestelltenfreisen Bersonen suche, bive hr für ein Nachrichtenblatt, das vou reattionären Unternehmen und Behörden ausgehalten wird, gegen Entgelt Nachrichten aus ben Betrieben bringen sollen. In einigen Füllen ist es gelungen, Mitglieder der B.-D. als Mitarbeiter des Nachrichtenblattes festzustellen. Die Berichte waren aber von Anfang bis zu Ende ertogen

Ehmidt tam zu der Schlußfolgerung, daß die Bewegung der B.-D. durchaus ernst zu nehmen sei, denu te bedeute eine 3er­fplitterung der Gewerkschaftsbewegung. Diese habe aber feine Beranlassung, in der gegenwärtigen Zeit etwas zuzulassen, was die Kräfte bes Broletariats zu vermindern imstande sei. Die Ge perlichaftsfunktionäre müßten daher ihr Teil dazu beitragen, daß bie B.-D. überall auf das schärfte betämpft werden.

Genosse Rihard Waller, ber das zweite Referat hielt, perwahrte fi, angeregt durch einen 3wischenruf aus der Ver­lammlung, gegen den im Borwärts" echoenen Vorwurf, Müller habe während seiner Tätigkeit als Redefteur an der Metal arbeiterzeitung doppeltes Gehalt bezogen, nämlich als Redat­teur und Mitglied der Betriebsrätezentrale. Der Artifel im Borwärts jei von Anfang bis zu Ende erlogen.

Bur Sache führte der Redner dann folgendes aus: Es fönne jekt weniger barum handeln, die Betriebsräte- Organisationen in Grund und Boden zu reden, sondern es müsie unterjuht wer­ben, aus meichen Ursachen sie entstanden sind, warum fie ge­pille agitatorikbe Erfolge erzielen und wie sie zu bekämpfen ind, Die B.-D. find nur ein Teil der vielen Absplitterungen von Den freien Gewertschaften.

Müller ging nun in Inappen Umrifien auf die Gewertschafts­bemegung in Deutschland ein und erwähnte dabei die verschieden artigen gewertschaftlichen Richtungen, die vor dem Kriege be­Ranben. Während des Krieges und später habe eine gewisse An­näherung zwischen einzelnen dieser Richtungen stattgefunden, die fich in den beitsgemeinschaften zusammenzanden. Die Mit­sliederzahl der freien Gewerkschaften wuchs nach der Revolution gewaltig, aber auch die früheren syndicalistischen Verbände wurden stärter. Die Revolution brachte uns neue Methoden des Klaffentampfes und zeigte uns, das mit den früheren Methoden Der freien Gewertschaften nicht mehr auszukommen ist. Neben der zein syndikalistischen Bewegung hat sich nun eine für Deutschland neue Bewegung gebildet, die Arbeiterunion. die weder fondis talistisch noch sozialistisch ist, sondern aus beiden Richtungen das herausnimmt, was fie aur Propagierung ihrer Ideen gebraucht. Zu dieser Bewegung gehören die Betriebsorganisationen. Der Binnenschifferverband und der Freie Angestelltenperband gehören nas Minters Auffassung nicht zu dieser Gattung, jondern diese Berbände hätten sich nur aus zufriedenheit von ihren Stamm organisationen abgesplittert und, tönnten leicht wieder der freien Gewertschaftsbewegung zugeführt werden. Auch auf die Berg­arbeiterunion treffe dies zu, die nur wegen der Gewaltpolitik des alten Bergarbeiterverbandes ginen so großen Umfang angenom men habe.

Redner schildert dann den Werdegang der B.-D. in Berlin . Ursprünglich sei fie von der K. B. D. als Grundlage für ihre Organisation benust worden. Auf dem Heidelberger Bartettag Der R. P. D. wurde jedoch gegen die Stimmen der Berliner und Pamburger Delegierten gegen die B.-D. Steffung genommen, wo­Durch es zur Spaltung und zur Gründung der K. A. P.D. tam. Es sei wahr, der sowohl in der K... D. wie in der B.-D. ich ein großes Spikeltum breit mache und die Korruption an Der Tagesordnung fei.

In dem Programm der B.-O. finde man eine unerhörte Vet handelung des Rätegebantens, und leider fallen piele Arbeiter darauf hinein. Auch Lenin habe sich in seinen Schriften sehr scharf gegen die B.-D. ausgesprochen.

Was die Betämpfung der B.-O. betrifft, ist Genosse Müller ber Meinung, daß in dieser Beziehung viel perfäumt worden ist, indem nicht genügend für Aufklärung gesorgt wurde. Eine Ge waltpolitit lehnt Rebner aber ab, sondern es müsse versucht werden, die Mitglieder per B.-O. burch Aufklärung wieder zu den reten Gewerlichaften herüberzuziehen. Vor allen Dingen müffe In den freien Gewerkschaften alles beleitigt werden, was den B.-D. als Propagandamitter bienen könne; bezu gehöre auch, daß mit Legien und Kon forten aufgeräumt wegzbe. Wenn in den freien Gewertschaften mede weiter der Gedante norherrschend bleibe, daß man mit Silfe der

Arbeitsgemeinschaften, dem Kapitalismus wieder auf die Beine belfen müsse, um dann in den Sozialismus hinüberzugleiten, bann tönne man von dieser Seite teine revolutionären Kampf­methoden erwarten und liefere damit den Anhängern der B.-D. gitationsstoff. Deshalb müsse auch die Frage: Mostou ober miterbam enticeden werden, und zwar nicht von den In Stanzen, sondern gon den Mitgliedery.( Lebhafter Beifall.)

In der hierauf folgenden Distuifion, an der fich Saase, Reause, Brendel und Sahs beteiligten, wurden von den eftigenannten brei Radnern im allgemeinen Müllers Ansichten gutgeheißen, mehrend der legie Rebner sich mehr au Schmidts Auffassung betgante.

In furzen Schlußworten bekräftigten die beiden Referenten nochmals ihre Ausführungen und dann gelangte nachstehende Resolution einstimmig zur Annahme:

,, Die am 1. September 1920 in der Neuen Welt" versams melten Funktionäre aller Freien Gewerkschaften verurteilen auf das schärfte die Gründung und Propaganda der Betriebs­organisationen. Sie erbliden darin eine gegen das Kafen­interesse aller Arbeitnehmer gerichtete Sandlung, die geeignet ist, die Geschlossenheit und Kampffeaft der Arbeiterziose zu Schwächen.

Die auf den Boden der freien Gewerkschaften te zenden Ar­beitnehmer müffen die Betriebsorganisationen ablehnen, weil sie in ihrer Wirkung reaktionär find, inder fie von der Führung des Klassenkampfes gegen das Gefamt- Unter­nehmertum ablentt. Die Anhänger der B. betreiben da­durch bewußt oder unbewußt die Geschäfte der Unternehmer. Die Funktionäre der freien Gewerkschaften befunden aufs neue, daß sie an der Geschlossenheit der Gewerkschaftsbewegung nicht rütteln lassen und daß sie jede 3erplitterung und Quer treibereien mit den schärfsten Mitteln befämpfen werden. Wer sich für die Betriebsorganisation betöfigt, stellt sich damit außerhalb der freien Gewerkschaften."

Der Vorsitzende, Genosse Sa bath, wies dann nochmals auf die vom Genossen Schmidt in seinen Referat erwähnte Tat­sache hin, daß in der Konsumgensenschaft und in der Orts­trantentasse der Stadt Berlin die B.-D. herriche. Die freien Ge­werkschaften, die diese Institutionen mit geschaffen haben, werden es sich überlegen müssen, ob sie sich diesen Zustand noch lange

gefallen lassen wollen.

Der Kampf zwischen Friedrich und Horthy

TU. Budapest , 2. September. Ministerpräsident Graf Teleti wird in den nächsten Tagen ant seinen Bosten zurückkehren, da sich sein Gesundheitszustand be deutend gebessert hat. Sinter den Kulissen geht der Kampf zwischen Friedrich und seinen Anhängern einerseits und dem Reichsverweser Sorthy andererseits weiter. Friedrichs An­hänger arbeiten mit allen Mitteln, um so dem Kabinett Schwierigkeiten zu bereiten, wie auch bem Reichsverweser Sorthy durch das Aufwerfen der Thronfrage zu schädigen. Die Anhängerschaft der Friedrichspartei wird aber immer geringer. Die Anhänger Friedrichs glaubten, die Throufrage als Zanfapfel in die Nationalversammlung hineinicager su tönnen. Indes tann man jetzt feststellen, daß es nicht gelungen ist, diese Frage zur Diskussion zu stellen. Bielmehr ist die Königsfrage jest wieder in den Hintergrund gedrängt worden.

Die Wrangelvertretung in Berlin

Zu der Meldung, daß der Rebellenführer General Wrangel in Berlin eine Bertretung unterhält, wird uns von der Freien Vereinigung zum Studium des deutschen Kom­munismus geschrieben:

nusland schwer schädigenden Treiben der Wrangel- Agentur er Wir sind in der Lage, zu dem das Verhältnis Deutschlands zu gänzende Mitteilungen machen zu können. Die Wrangel- Agentur Besteht seit Juni d. 3. in Berlin , ohne daß die.Behörden einges

Der Württembergische Generalstreiketten wären. Der Leiter der Agentur ist ein gewiſſer Eiben­Der Württembergische Generalstreik

Uns wird geschrieben;

Die Rote Fahne " som 1. September bezeichnet die Meldung der Freiheit vom 31. August über den Generalstreit in Württem­ berg als tendenzies und fächerlich und fährt dann fort: Die Rote Fahne" hat die offenfundige Feststellung gemacht, daß das Borgehen der wittembergischen Regierung, die Aussperrung der Stuttgarter Melarbeiter, ein Schlag gegen die in deren Be trieben vorgerommene Wahl von Arbeiterräten, und der Kampf um den schon monatelang verweigerten Steuerabzug nur ein Bor­wand wary Sierzu muß festgestellt werden: Bei der Firma Daimler ftand schon seit Wochen die Absicht, die 2000 Arbeiter zu entla Zen. Der Kampf um den verweigerten Steuerabaug war lediglich der Vorwand für die Entlassung revolutionärer Arbeiter aus der Betriebe. Der Generalstreit ist also im besten Sinne ein Solidaritätsstreit der württembergischen Arbeiter. Deshalb ton zenzierte sich von vornherein der Kampf auf die Wiederein­stung der ausgesperrten Arbeiter. Die Stuttgarter Arebiter­haft war fich von Anfang an bewußt, daß der Kampf um den Steuerabzug nicht eine schwäbische Landesangelegenheit ist. Sie war sich darüber klar, daß der Kampf gegen den Steuerabzug nur geführt werden kann auf der ganzen Linie. Wie einseitig die Regierung ihre Steueregetutive als Aumalt der besitzenden Klasse anwendet, geht daraus hervor, daß die Firma Daimler der Stadt Stuttgart seit Jahren 1 Millionen Gemeindesteuer schuldet. Die Firma erklärt, fein Gelt zu haben. Der Proletarier jedoch soll das Geld aufbringen. Troy der teuren Lebenshaltung, tros der nicht ausreichenden Löhne Wenn die Arbeiter nicht zahlen tönnen, dann werben sie auf die Straße geworfen.

Der Generalstreit hat das gesamte Bürgertum mobilisiert. Re­gierung und Unternehmer gehen Arm in Arm. De die bürgerliche Lügenpresse nicht erscheinen tann, hat die Regierung die Druderei der Württembergischen Zeitung" beschlagnahmt und läßt ein Ein itsblatt" herstellen zur Bekämpfung des Generalstreits. Die Saltung der industriellen Arbeiterschaft ist ohne Tadel. Sinter dem Streit stehen alle politischen Parteien und Gewerkschafts­tartell für Württemberg und Hohenzollern .

Mißglückte Aktion gegen die Arbeiterschaft

und

Im November 1919 verbreitete fich in Einbed( Sannover) die Nachricht, daß in dem benachbarten Rotenburger Shloß ein Waffenlager lei, das die Reaktionäre angelegt hätten. Wenige Tage vorher hatten die Arbeiter dort bereits eine bewaffnete Organisation der Frontsoldaten Stahl­ helm entweffnet. Die Arbeiter glaubten auch jest wieder, ein Waffenlager der Reaktion beschlagnahmen au tönnen, fie be­waffneten id mit den Gewehren des Stahlheim, sogen aum Rotenburger Schloß und durchluchten es, fanden allerdings nights. Jest, nach Jahr, wollte man den beteiligten Arbeitern an den Kragen gehen. Gegen acht Mitglieder der U. 6. 8. gegen fünf Mitglieder der S. B. D. purde Antiage erhoben wegen andfriedensbruch, Bildung bewaffneter Saufen, Anmaßung eines öffentligen Amts. Šie standen Dienstag vor der Straffammer Göttingen, und alles war zur Berurteilung der Arbeiter bereit. Da erhob sich der Berteidiger, Genosse Rosenfeld - Berlin , und beantragte zur allgemeinen Verwunderung der Richter die Einstellung des Verfahrens auf Grund der Amnestie. Rach längeren Ausführungen des Verteidigers und langer Beratung des Ge richts befchloß das Gericht, das erfahren einzustellen. Runmehr beantragte Genolle Rosenfeld, auch noch die Kosten der Verteidigung und die den Angeklagten ent standenen ersäumnistoßen auf die Staatsfaile zu übernehmen. Der Berteidiger bob hervor, daß das Ge richt die Amnestie hätte tennen und längst von selbst das Bers fahren auf Grund der Amnestie hätte einstellen müssen; dann wäre der Termin hinfällig geworden. Das Gezicht beschloß Die Webernahme der erwähnten ten auf die Staatstaffe, lehnte allerdings eine Schuld für das Statt finden des Termins ab und wälzte sie auf die Staats­anwaltschaft.

Dieser Bericht zeigt, wie wenig die Behörden geneigt sind, pon selbst, ohne gestoßen zu werden, die Amnestie anzuwenden. Es wäre Sache des Justizministers, für eine stritte Durchführung des Amnestiegefeges Sorge zu tragen.

Die Klassenjuftiz in Halle

Freilaffung des Genoffen Ferchlandt Neben dem Kilian Prozeß hat seinerzeit der Prozeß gegen den Vorsitzenden des revolutionären Solbatenrates in Salle, ben Leutnant Ferchlandt, piel Aufsehen erregt. Serchlaubt, der unferer Bartet angehört und schon vor der Einnahme Salles durch die Nostes fruppen burd einen heimtüdischen Ueberfall verhaftet und burch bie Senbboten der Garde Kavallerie Schüßen- Division mit Striden gefeffelt nach Berlin perfchleppt wurde, erfreute sich bes befouderen Baffes ber Nostereation. Sein Prozeß war bas würdige Gegenstück zum Kilian- Prozeß Er erhielt 5 Jahre Gefängnis wegen aller möglichen und unmöglichen Zaten, die thm von der Blaffenjuftis sur Laft gelegt wurden. Der Auflagevertreter batte die Höchftstrafe von 15 Jahren beantragt, Genoffe Herchlaubt batte Berufung eingelegt. Jeht ist aber das Verfahren eingestellt und Genoffe Ferchlandt auf Grund der Amnestie aus ber Saft entlassen worden, us der er 20 Monate geschmachtet hat. Neue Berhaftungen

Wrangel. Er trat mit reichen Geldmitteln auf und betrieb eine intensive Agitation für Auswanderung von Deutschen nach der Krim , die auch heute noch fortgejekt wird. Die Formen der Agitation tommen einer Anwerbung für die Wrangel- Armee gleich. Mit Barliebe berufen sich die Beauftragten des Werbers auf die Anerkennung Wrangels durch die französische Regierung. die ein Freibrief auf die Truppenwerbung für Wrangel in Deutsch lend sein soll. Für die allgemeine Bewertung des Wrangel- Uns ternehmens ist interessant zu wissen, daß der erwährte Eibens horst- Bowlit deutsche Akademiker suchte, die auf Grund deutscher Arbeiten über die Wirtschaftsverhältnisse der Krim eine Siedlungs Werbeschrift ausacheiten sollten. Leuien, die sich im Bureau des gangel- Agenten, Hedemannstraße 22, einfanden, wurde erklärt, daß man nur auf Männer reflettiere, die zur Berteidiguna der unabhängigen Krim " entschlossen seien. Auch Finanzkreise wurden für die Befiedelung der Krim au intereffieren gesucht. Der in­zwischen gestorbene Baron Falz- Fein soll 75 000 Desjätinen Land zur Verfügung gestellt haben. 3m Sinblid auf reiche Holzichätze wurde die Verlags- und Bapierindustrie animiert.

Die Regierung scheint dieser Wrangel- Agentur gegenüber dasselbe Spiel treiben zu wollen, das wir während des Bals tifum- Abenteuers erlebt haben. Sie muß schon längst Kenntnis von den Anwerbungen der russischen Reaktionäre für die Krim haben. Sie hat bisher nichts dagegen unters nommen und auch jetzt noch fieht sie anscheinend stillschweigend zu, wie das Unwesen fortgesetzt wird. Wir verlangen, daß bie Regierung dieses russische Verschwörernest in Berlin sofort aufhebt und dafür sorgt, daß die Anwerbungen für die gegenrevolutionäre Armee des Generals Wrangel unterbunden merden!

Der Auswanderungsschwindel Von dem Herausgeber der Rätezeitung" Dr. Alfons Gold Smidt erhalten wir folgende Buschrift:

Bevor eine Erklärung der Interessengemeinschaft der Auss wandererorganisationen nach Gowjet- Rußland zu dem Artic Wilhelm Dittmanns in Nr. 358 der Freiheit" pom 31. August erfolgt, erlaube ich mir als Herausgeber ber Rätezeitung" Folgendes zu bemerken: Wie durch eine große Anzahl von Beispielen bestätigt werden fann, find die Mitglieder der Zuter­ellengemeinschaft immer wieder auf die in Sowjet- Rußland noch notwendigerweise herrschenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten hingewiesen worden. Besonders auch in Artiteln von Gumprich, Dem Borsitzenden des Bollzugsrats der Interessengemeinschaft und mir, die nach unserer Rüdteht aus Mostau veröffentlicht wurden CRätezeitung" r. 22 und 25). In diesen Artikeln hieß es und Sonig fließen. Gie tommen in ein Land der schweren Rot. unter anderen: Sie fommen nicht in ein Land, in dem Milch Sie müllen fich opferbereit machen und müssen manches hinnehmen, was vielleicht unbequemer ist als in Deutschland . Ferner: Es fann nicht scharf genug betont werden, daß diejenigen, die nach Rußland auswandern wollen, fich ganz flor darüber sein müffen, daß fie gar deine besonderen Bergünstigungen zu erwarten haben; daß fie vielmehr in ein Land tommen, in dem ihrer harte, schwere und sielbewußte Arbeit harrt. Es dürfte ferner nicht ganz leicht sein, sich den fremden Sitten und Gebräuchen anaupaffen. Aus all dem geht hervor, daß die Auswanderer­pioniere manche Entbehrungen auf sich nehmen müssen."

Wenn der erste Transport teilweise verlagt haben sollte, jo liegt das meines Wissens an besonderen Umständen, über die wohl noch berichtet werden wird.

Unter Anerkennung der ungeheuren und grandiosen organi torischen Arbeit, die Sowjet- Rußland trok den schwierigsten Bet­hältnissen geleistet hat, hat bonach die Interessengemeinschaft feineswegs perfäumt, die Dinge so barsustellen, wie fie find. Gie ist teine Werbezentrale, lie hat nichts Agentenhaftes au fich, fie it eine freie proletarische Organisation, die es sich zur Aufgabe macht, Sowjet Rußland und damit auch dem deutschen Broletariat zu helfen."

an

3u den Aeußerungen Dr. Goldschmidts ist su fagen, daß in den letzten Nummern der Rätezeitung" in einigen Artikeln allerdings eine größere Burüdhaltung gegenüber der Frage der Auswanderung nach Rußland geübt wird. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, daß die Rätezeitung", bie sich als Organ ber Interessengemeinschaft der Auswandererorganisationen nach Sowjetrußland bezeichnet, jeit Monaten eine fuftematische Propaganda für die Auswanderung nach Sowietruslane betrieb und nichts unterließ, um die russischen Verhält nisse in günstigstem Lichte darzustellen. Jebe Kritit der in breitesten Maßstabe betriebenen Ausmanderungspropa ganda wurde gerade in der Rütezeitung" auf das scharffte ben fämpft und als Ausfluß von Opportunismus, Seigheit usw. be zeichnet. Als wir schon im vorigen Jahr gegen den Auswande rungsschwindel auftraten, zogen wir uns die heftigste Ungrade der Rätezeitung" au, die in wüster Weise über uns herfiel Gegenüber unsern Warnungen erklärte bie Rätezeitung noch in Nr. 45 des vorigen Jahrgangs an leitender Stelle, dah Ar­beiter sämtlicher Berufe unter günftigen Bedingungen Unter­funft und Verdienst in verschiedenen Gouvernements fänden. Uns dagegen wurde vorgeworfen, daß wir aus egoistischen Partei­gründen bie deutsche Arbeiterschaft blind halten wollten. Nun jedoch, wo die Ergebnisse dieler leichtfertigen Propaganda tiar gutage getreten find, und wo felbft Baul Levy in der Roten sahne ich genötigt fiebt, die Interessengemeinschaft deutscher Auswanderer als leichtfertigen Unfug zu bezeichnen und öffentlich por ihr zu warnen, will Serr Dr. Goldschmidt glauben machen, daß die Interessengemeinschaft teineswegs versäumt babe, bie Dinge so darzustellen, wie sie finb". Dieie Behauptung ist ein ebenjo trasfer Schwindel, wie die ganze Propaganda, die die Rätezeitung leit Monaten für die Auswanderung nach Rußland betreibt,

Die Sallische Klaffenjuftig ruht und rastet nimmer, So it dieser Tage in Halle der gesamte Boritaub ber R.. P. ver baftet worden unter der Beschuldigung, er habe sich an Waffens Die Unruhen in Jeland. In Ballaghaberen wurden fünf Bolts fchiebungen beteiligt. Offenbar handelt es sich hier um Vorgänge, giften von 60 Bewaffneten, berfallen, Gin Bolisit wurde ges Die mit dem Röthener Butsch in Berbindung stehen. Da man bei Da man bei tötet, zwei andere verwundet. Die in Limerid befindlichen ber R. A. B. nicht weiß, wer von ihren Junttionaren ein Lodipinel Sinnfeiner, die die Nahrungsaufnahme perweiger ift und wer nicht, so lann man auf den Prozeß gegen die Borten, muzben, als fie das Bewußtsein verloren, in Freiheit Handsmitglieber be.. B. in Galle geipanut fein.