lehnen müssen. Ich sehe", so schließt Däumig, in dem Anschluß| Arbeiterschaft müssen wir jetzt ringen. Die Bannstiche Moskaus eine Förderung der Revolution. Die Massen mögen entscheiden." ( Starker Beifall.)
Genosse Crispien
Es handelt sich nicht um den Kampf zwischen rechts und links, sondern um einen Kampf zwischen marxistisch Geschulten auf der einen und kommunistischen, syndikalistischen, anarchistischen Revolutionsromantikern auf der anderen Seite. In einem historischen Rückblick weist Crispien nach, wie gleiche Kämpfe schon in der Vergangenheit geführt worden sind. Damals hätten Marr und Engels einen scharfen Kampf geführt. Die revolutionsromantischen Tendenzen seien damals auch bald völlig erloschen, während die marristische Arbeiterbewegung ständig gewachsen ist.
Die dritte Internationale verlangt ein blindes Anerkennen von Thesen, die wir ablehnen müssen. Man verlangt von uns die Annahme eines Agrarprogrammes, das in Rußland notwendig geworden ist, wenn sich die Bolschewisten an der Macht halten wollten. Ein solcher Opportunismus ist ganz unmarristisch und muß schon deswegen von uns abgelehnt werden. Mit den Mitteln, welche heute in Rußland angewendet werden, fann feine Produktion in Gang gebracht werden. Wir haben die Pflicht, die Massen nicht nur auf den Kampf, sondern auf den Frieden nach der Revolution vorzubereiten.
Wir haben furchtbare Worte von Gewalt hier gehört. Aber die Vertreter der brutalen Gewalt haben auch bessere Zeiten gehabt. Das gilt besonders von Wilhelm Herzog , dem ,, neuen Messias der Wassertante". Crispien bringt dafür Beweise aus Nummern der Republik ", in denen Eisner und Jaurès gefeiert werden, die heute auch als Sozialpazifisten dastehen. Ich war niedergeschmettert von meinen Erfahrungen in Rußland . Niedergeschmettert hat mich die rohe, brutale Art der Durchführung des Kommunismus. Genosse Crispien bringt eine Fülle Material für seine Ansicht.
Däumig, Stoecker, Geyer und andere tapitulieren glatt vor den Kommunisten. Aber ich stelle auch fest, daß keiner den Mut aufgebracht hat, klar und eindeutig zu sagen, wann und wie und was getan werden muß zur Durchführung dieser Bedingungen. Das bezeichne ich mit Recht als Ünehrlichkeit. Man will den Arbeitern eine Binde vor die Augen legen und Sie nach Moskau führen.
Wir sind beauftragt, von Moskau aus, diese Bedingungen in aller Kürze durchzuführen, in Sad und Asche Buße zu tun. Bevor wir nicht restlos diese Bedingungen erfüllt haben, dürfen wir teinen Antrag um Aufnahme der Partei stellen. Wenn wir dann alle Prüfungen bestehen, kann uns die Gnade erblühen, in Mostau aufgenommen zu werden. Ich kann nicht verstehen, wie man ein überzeugter Anhänger der U. S. P. D. sein tann und doch die Partei spalten will, damit sie in Moskau aufgenommen wird.
Crispien
Wie liegen die Dinge in Frankreich ? schildert nochmals, wie die verschärften Bedingungen in Mostau zustandegekommen sind. Als auch der Ausschluß Longuets beschlossen wurde, haben wir, Dittmann und ich, Frossard davon verständigt. Frossard wehrte ab und hielt das für ganz unmög lich. Jedenfalls nahm er an, daß der Kongreß diese Bestimmungen nicht annehmen werde. Es wurde eben dort die alte fommunistische Politik getrieben, die Unehrlichkeit und Unaufrichtigkeit, mit der wir immer uns herumzuschlagen hatten. So ist die Kommunistenpolitit, so ist die„ Rote Fahne", die nichts weiter als ein Revolverblatt ist. Wir haben ja soviel Kommunisten in unserer Partei, hineingeschiedt von den Kommunisten im Auftrage der Russen, um die Stellung der Führer zu untergraben.
Durch die Taktit sollen die Grundsätze erst lebendig werden. In diesem Sinne sind Grundsäge und Tattit taum voneinander zu trennen. Deshalb ist es unehrlich, zu sagen, daß keine Kommunisten in den Redaktionen sigen sollen; zum Teil sigen sie ja drin. Wir müssen aber beachten, was in den Bedingungen drin steht! Nicht nur die Sozialpazifisten, sondern auch die ** Zentrumsleute müssen hinaus und an ihre Stelle überzeugte sdukommunisten" gesetzt werden. Das bedeutet, daß beispielsweise '60 Mitglieder unserer Fraktion aus der Partei entfernt werden müssen. Wer etwas anders sagt, handelt unehrlich. Die Reinigung und der Bruch muß fürzestens und ultimativ" durchgeführt werden. Diese ganze Zerstörerarbeit wird sich furchtbar rächen am deutschen Proletariat. Zerschlagen Sie alles, was Sie aufgebaut haben, aber verlangen Sie nicht, daß ein radikaler Sozialist das mitmachen soll. Auch aus den Gemeinde- und Kreis: vertretungen muß ausgefiebt werden. Was gibt das für ein Scherbengericht, was gibt das für eine Arbeit. Denn es soll ja nicht einmal, sondern öfter gereinigt werden. Crispien zitiert eine Aeußerung Liebknechts über Organisationsfragen, nach der Karl Liebknecht jetzt auch als Sozialpazifist gelten müsse.
Warten wir den Frieden in Rußland ab und sehen wir, wie dann die Agrarfrage gelöst wird. Sie wird nicht gelöst werden fönnen mit den Mitteln, die man uns jegt aufzwingen will. Die Agrarpolitik der Russen wirkt direkt ton= terrevolutionär. Man könnte vielleicht sogar den Namen ändern, aber wir sollen ihn unter der Bedingung ändern, weil die sozialdemokratischen Parteien Verrat an der Arbeiterbewegung geübt haben. Mich selbst als Verräter der Arbeiterbewegung zu stempeln, habe ich nicht die geringste Luft.
Die Annahme der Bedingungen bedeutet aber vor allem die völlige Aufgabe des Rätesystems. Die Kommunisten in Rußland waren in dieser Beziehung nicht so radikal wie die deutschen U. S. P.- Vertreter. In Rußland bestehen praktisch die Arbeiterräte nicht mehr. Wer diese Bedingungen erfüllt, der lehnt das Programm unserer Partei ab. In unserem Programm steht die Forderung des Rätesystems als das Instrument des sozialistischen Aufbaues. Die Moskauer verlangen die Dittatur von oben herunter. So ähnlich steht es auch mit den politischen Räten. Wie tann man uns zumuten, diese opportunistischen Bedingungen anzunehmen. Sollen wir das öffentliche Wahlrecht einführen wie bei den russischen Wahlen?
Ich stelle fest, es ist un ehrlich, hier zu sagen, man soll betennen, ob man für oder gegen Sowjetrußland ist. Ich lehne es ab, das zu bekennen. Es ist eine Berleumdung zu sagen, wir jeien gegen die kommunistische Internationale. Sie ist noch teine Internationale, sie wird es jetzt auch nicht werden durch die Schuld der kommunistischen Päbste. Nicht gegen die dritte Internationale, sondern gegen diese Bedingungen, die uns in unserer marristischen Ueberzeugung vergewaltigen. Radet sagte offen in den Verhandlungen: Man muß den deutschen Arbeitern sagen, daß die Bedingungen deshalb so schwer sind, weil Dittmann und Crispien sich hier so benommen haben."( Lebhaftes Hört! Hört!) Das sagte er, weil ich wegen der fortwährenden Angriffe auch mal erregt auf den Tisch schlug. Crispien kommt nochmals auf die Verantwortung für das Antwortschreiben zurück und erhebt nochmals die Angriffe gegen Stoeder.
Crispien geht scharf mit der Politit ins Gericht, die auf Konflitte mit der Entente hindrängt. Wie man der deutschen Arbeiterklasse zumuten tann, eine solche triegerische Politik zu treiben, ist mir unverständlich. Wenn die Frage steht, ob am 1., 3., 5. oder 13. September die politische Macht errungen wird und ob sie behauptet werden kann, so sage ich, man muß sich darum bemühen, aber möglich ist es bis zum 13. September nicht. Die Arbeiterklasse zerfleischt sich an innerem Bruderkrieg. Wie wollen wir uns behaupten gegen die Bourgeoisie, gegen die Bauern, gegen die Militärs und gegen einen nicht fleinen Teil der Arbeiterschaft. Darauf die Antwort zu geben, das steht der
er
Fahne" zu. Die kommunistische Politit erzeugt die Butsche, erzeugt die Niederlagen, wie jetzt in Stuttgart . Sind wir solche Knechte, daß wir nicht mehr sagen sollen, diese Aktion ist verfehlt, sie ist nicht revolutionär, sie ist gegenrevolutionär. Wenn wir heute Rußland nicht besser helfen können, so liegt das an der deutschen kommunistischen Partei. Deren Politit muß zum Berhängnis Deutschlande und der Weltrevolution führen. Es ist eine verrüdte Idee, die Internationale mit lauter Kriegs= erklärungen zu beginnen. Ueberall werde das revolutionäre Broletariat jest zerrissen... Wir fragen nicht, ob wir die Mehrheit bekommen oder nicht. Wir lassen unser Urteil nur von unserer Einsicht bestimmen.( Beifall.) Um die Seele der
machen uns nicht tot. Jch werde ringen nach dem Grundsay: Richt Diftatoren, nicht Militaristen fönnen die Arbeiterschaft befreien, die Befreiung der Arbeiterschaft tann nur das Wert der Arbeiter: Klasse selbst sein.( Starter Beifall.)
Es folgen persönliche Bemerkungen.
Gen. Ledebour: Däumig habe eine unrichtige Wiedergabe seiner gestrigen Aeußerungen zum Angriff benußt. Er habe Däumig nur moralische Feigheit zum Vorwurf gemacht. Sierbei fommt Ledebour nochmals auf die Januarvorgänge sowie auf die Begleitumstände der Gründung der Kommu nistischen Partei zu sprechen und meint, daß Däumig ihm teinerlei Vorwurf machen könne und jedenfalls fein Recht habe, sich auf einen früheren, auf mangelhafter Orientierung fußenden Bericht der Freiheit" zu berufen.
Es folgen weitere persönliche Bemerkungen vom Genossen Ba 1- lod, der Angriffe von Eichhorn, Stoeder und Däumig zurüdweist, und dem Genossen Adolf Soffmann gegen Crispien.
Genosse Stoeder verwahrt sich gegen Dittmann, daß er im Anfang des Krieges patriotische Berichte geschrieben habe. Er betennt, daß er von den ersten Augusttagen an zu den Verurtei= Tern der Kriegspolitif gehört habe und in Köln die Parteiopposition von Anfang an mitgemacht habe.
Genosse Hertz stellt fest, daß die Berichterstattung über die Reichskonferenz vom Pressebureau organisiert wurde und die Redattion der Freiheit" dafür nicht verantwortlich ist. Der Bericht ist das eigne Wert der Berichterstatter, die Redaktion hat darauf keinen Einfluß.
Genosse Dittmann hält seine Behauptungen gegen Stoeder aufrecht, da dieser nicht bestritten habe, die entscheidende Stelle geschrieben zu haben.-
Genosse Scholz- Erfurt gibt zur Darstellung der verhehenden Agitation der Kommunisten folgende Erklärung ab:
Die Rote Fahne", das Organ des Spartacusbundes, veröffentlicht heute im Spizenartitel eine Resolution, die von Versammlungen der Eisenbahner Erfurts beschlossen wurde.
Diese Resolution ist in der gröbsten Weise ge= fälscht, um Stimmung gegen die U. S. P. D ., besonders aber gegen die Beteiligung unserer Partei an der Reichs- TransportKontrollkommission zu machen. Der Say:
Das Verhalten der deutschen Regierung, unterstützt durch die aus Mitgliedern der S. P. D., U. S. P. D . und des Gewerkschaftsbundes zusammengesette Reichs- Transport- Kontrolltommission, steht in scharfem Widerspruch zu der Aufforderung des Internationalen Gewerkschaftsbundes und dient dazu, dem Ententeimperialismus Hilfedienste gegen Sowjetrußland zu
leisten",
وو
befindet sich nicht in der angenommenen Resolution, sondern ist von der Roten Fahne" in demagogischer Absicht hinzugefügt worden. Auch die Referenten und Diskussionsredner haben sich nicht in diesem Sinne geäußert. Alle Schlußfolgerungen, die die Redaktion der„ Roten Fahne" gerade aus diesem hinzugelogenen Satz zieht, find deshalb hinfällig. W. Scholz, Erfurt.
Genossin Zieg wendet sich ebenfalls gegen die Schreibweise der ,, Roten Fahne" und erläutert nochmals das Zustandekommen der Kontrollkommission, die auf Vorschlag der Kommunisten gebildet worden sei.
Genosse Stoeder sagt gegenüber Dittmann, daß er die Verantwortung für die damals veröffentlichten Artikel ablehnen muß, da Meerfeld ihm die Artikel abgeändert habe.
Genosse Rauch stellt nochmals fest, daß die Berichterstattung durch das Pressebureau durchaus objektiv erfolge, dieselbe Erflärung gibt Genosse Prager von der Freiheit"-Redaktion.
Genossin Zieg sagt in einigen Schlußworten, daß es nötig ist, daß alles Material, alle Berichte ins Land hinausgehen, damit die Genossen unterrichtet werden und die Grundlagen der Dis tuffton gegeben sind. Sie wendet sich auch gegen die Beschlüsse einzelner Bezirke, die schon gefaßt wurden, ehe die Delegation noch zurüd und die Bedingungen bekannt waren. Ge nossin 3ie appelliert an alle Konferenzteilnehmer, hinauszugehen und weiteste Aufklärung zu verbreiten. Darauf wird die Tagung geschlossen.
Sut vertauscht. Von einem Delegierten, der wohl Donnerstagabend bereits abgereist sein dürfte, wurde auf der Reichsfonferenz ein dunkelgrauer Haarfilzhut, gezeichnet F. S., vertauscht. Der betreffende Genosse wird gebeten, seine Adresse dem Zentralfomitee mitzuteilen.
Stimmen der Parteipreffe
„ Düsseldorfer Bolkszeitung".
Die Notwendigkeit des internationalen Zusammenschlusses des Proletariats ist im Leipziger Aftionsprogramm der U. S. B. zum Ausdruck gebracht, fast mit denselben Worten, wie das schon im alten Erfurter Programm geschehen war. Doch war die U. S. P. in Leipzig sich völlig einig darin, daß dieser Zusammenschluß nicht wieder auf der Grundlage der bis zum Weltkriege bestandenen fogen. Zweiten Internationale geschehen könne. Für die Wieder: aufrichtung dieses mit dem Ausbruch des Weltkrieges zusammengebrochenen Gebildes erhob sich in Leipzig nicht eine einzige Stimme. Wohl wurde angeregt, mit den Resten der Zweiten Internationale noch einmal zusammenzukommen, um diese Ge legenheit zu einer Verständigung mit revolutionär- sozialistischen Gruppen nicht vorübergehen zu lassen. Diese Anregung war aber nur ein tattischer, teineswegs prinzipieller Vorschlag und fonnte deshalb auf den Widerspruch der Mehrheit des Leipziger Partei tages hin ohne weiteres zurückgenommen werden.
Diese Moskauer Aufnahmebedingungen stellen in ihrer Gesamts heit eine Organisationsform dar, die die Klassenbewußte Arbeiterbewegung in Deutschland und anderen westlichen Ländern längst überwunden hatte. Man muß in der Geschichte der deut schen sozialistischen Arbeiterbewegung schon auf dem Lassalleschen Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein zurüdgehen, wenn man ähnliche Formen mit der diftatorischen Gewalt der leitenden Spize und untergeordneten Stellung der Mitgliedschaften einer Organisation erkennen will. Diese Organisationsform bildete mit den Hauptstreitgegenstand zwischen Lassalleanern und Eisenachern der siebziger Jahre, fie mußte verschwinden mit der politischen Erkenntnis der breiten Arbeitermassen und dem damit verbundenen immer größer werdenden Zustrom der Proletarier zum Sozialismus. zum Sozialismus. Die politische Organisation des klassenbewußten Proletariats, die Sozialdemokratie, mußte auch in ihrem Aufbau den Charakter der Massenpartei zum Ausdrud bringen, in der die Mitgliedschaften das Bestimmungsrecht ausüben und die Leitungen nur die Beauftragten der Mitgliedschaften sind.. Wie weit die Unterwerfung der Mitgliedschaften unter das Eretutivkomitee gedacht ist, zeigen die Bestimmungen über die " Reinigung" der Mitgliederlisten, die von Zeit zu Zeit vorgenommen werden sollen. Jedes Mitglied der Partei, das nicht völlig sich der höheren Weisheit des Exekutivkomitees unterwirft, muß hinausbefördert werden. Man weiß nicht, worüber man mehr den Kopf schütteln soll, über die Naivität, mit der diese Zumutungen an die sozialistischen Parteien verschiedener Länder von den Moskauer Kommunisten gemacht werden, oder über den Geist der fanatischen Unduldsamkeit, mit der von diesem Grefutiv: tomitee alle Sozialisten verfolgt werden, die nicht völlig und in allen Punkten mit ihm übereinstimmen. Das ist derselbe Geist der Unduldsamkeit, der den katholischen Priester be seelt, der seinen Schäfchen jede Lektüre verbietet, die nicht den firchlichen Segen hat; der beim fanatischen Freidenter zum Ausbrud tommt, wenn er über anderer Leute Kirchenbesuch oder Er füllung firchlicher Zeremonien sich ereifert; der den Parteivorstand der alten Sozialdemokratischen Partei in der Kriegszeit erfüllte, als er alle ihm nicht passenden Redakteure aus der Parteipresse hinauswarf und die Mitglieder der Partei, die anderer Meinung maren als er, als außerhalb der Partei fich stellend bezeichnete. Dieser Geist der Unduldsamkeit ist der Geist des Geftentums, aber nicht der einer großen politischen Partet. Und besonders nicht
des Sozialismus unserer Tage, der nach der Revolution zu eineti Boltsbewegung geworden ist.
Nun sagen zwar die Moskauer: In der heutigen Zeit des wirk lichen brutalen Klassenkampfes zwischen Proletariat und Bours geoisie gilt es, die Organisationsform auf die Kampfnotwendig feiten zuzuschneiden. Diese erfordern ein einheitliches Handeln des Weltproletariats und demgemäß eine geschlossen, straffe Disziplin. Das ist richtig, jedoch läßt sich diese Einheitlichkeit des Handelns des Weltproletariats nicht durch militärische Disziplin aufgeklärter, sozialistisch überzeugter Arbeiter und Ans Disziplin erzwingen, sondern nur durch die proletarische, freiwillige gestellter erreichen. Wir bezweifeln durchaus nicht, daß es auch in Deutschland Männer gibt, die die Moskauer Disziplin, die fi bei Militaristen in der Forderung des Kadavergehorsams äußert, für ideal halten, wie wir nicht zweifeln, daß es auch in Deutsch land Männer gibt, die gerne Lenin und Trozky spielen möchten. Man vergesse aber nicht, daß zum Lenin- und Trozky- Spielen zwei Fattoren gehören: die Diktatoren und die Massen, die sich bie Diftatoren gefallen lassen. Diese beiden Faktoren mögen in Ländern mit unentwideltem Proletariat möglich sein, aber nicht in den alten Zentren sozialistischen Klassenkampfes der westlichen tapitalistischen Länder. Hier muß jeder solche Versuch zur weis teren Spaltung der Arbeiterklasse führen, wie wir es ja leider durch die Erfahrung bestätigt sehen. Das erste Erfordernis eines erfolgreichen Kampfes gegen die imperialistische Bourgeoisie ist aber die Zusammenschweißung der Arbeiterklasse, denn der Sozias lismus tann nur verwirklicht werden als Massenbewegung klassens bewußter Proletarier.
Die Aufnahmebedingungen der Dritten Internationale find also für die deutsche U. S. P. undistutierbar. Darum aber wollen wir durchaus nicht verkennen, daß in den Moskauer Kundgebungen wertvolle Hinweise für den politischen Kampf des Proletariats enthalten sind, die wir in einem späteren Artikel würdigen werden.
A. W... Aus den Bedingungen könnte man die Ueberzeugung gewinnen, daß hinter ihnen eine Organisation und Leute stehen, die über alle Widersprüche der geschichtlichen Entwidlung er haben sind. Wie mit dem Weihrauch der Unfehlbarkeit wirken diese Bedingungen auf uns. Sier zeigen sich uns die russischen Kommunisten, das Rüdgrat der dritten Internationale, in leuch tender Reinheit, die das höhere Wesen der proletarischen Inters nationale wie einen heiligen Gral hütet vor allen fompromiß lüfternen Opportunisten, und die dafür sorgen, daß nur zuver lässige Kommunisten, die gegen jede Augenblidspolitit gefeit sind, auf alle verantwortungsvollen Posten der U. S. P. D. tommen.
Jst der Opportunismus eine prinzipielle Frage? Ist es nicht so, wie Serrati sagt, daß man es den einzelnen Ländern über lassen müsse, darüber zu entscheiden, wann man sich von den so genannten Opportunisten trennen müsse?
Wer ist für die Frage des Opportunismus die höhere Instanz der revolutionäre Gesamtprozeß oder ein diftatorisches Konzil in Mostau?
Ist es nicht ein Attentat auf unsere marristische Methode, zu glauben, man fönne die revolutionäre Entwicklung durch wunderschöne Defrete forcieren, gewaltsam beschleunigen?
Die Bedingungen sind teine Argumente des revolutionären Marxismus, fondern solche der Roten Armee und der Diktatur der russischen Kommunisten, wie sie unter den besonderen russischen Bedingungen geworden sind
Das ist kein Vorwurf gegen die russischen Kommunisten, wohl aber gegen ihr Bestreben, die Internationale zu einem höheren" Wesen zu erheben.
Wenn in Rußland selbst zwei Richtungen miteinander ringen, tann man dann von der U.S.P. verlangen, daß sie die Bedingun gen der 3. Internationale als ein unfehlbares Dogma hinnimmt und aufhört, die Partei des deutschen Proletariats zu sein? Sollen wir nicht das Doppelgesicht der russischen Bolschewitt sehen, ihren linken Flügel und ihre staatsmännischen Rechte? Sollen wir die Lehren Lenins in den Wind schlagen, der in feiner Broschüre Der Radikalismus, die Kinderkrankheit des Kommunismus" schreibt, daß es ein großer Fehler wäre, die inter nationale Bedeutung der russischen Revolution auf mehr als ,, einige" Grundzüge auszudehnen?
Während die Bedingungen die Entfernung aller erfahrenen Opportunisten aus der U.S.P. verlangen, schreibt Lenin in der obengenannten Broschüre:„ Und keinerlei Gezeter gegen die Füh rer, feinerlei eidliche Versprechungen, die Massen von dem Eins fluß dieser Führer reinzuhalten, tönnen uns von der Notwendigkeit befreien, die Vertreter dieses bürgerlich- intellektuellen Milieus für diese journalistische Arbeit zu benutzen, fönnen uns von der bürgerlich- demokratischen„ Besizer"-Atmosphäre und der Ums gebung befreien, in der diese Arbeit beim Kapitalismus durch geführt wird. 3wei und ein halbes Jahr nach dem Sturz der Bourgeoisie sehen wir diese Atmosphäre, diese Umgebung der massenhaften bürgerlich- demokratischen Besigerbeziehungen( der Bauern und Handwerker).
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Das schreibt tein sozialpazifistischer Opportunist, sondern ein ganz zuverlässiger" Kommunist.
Darnach beurteile man nun die Bedingungen der dritten Inters nationale.
Wir haben vor allen Jllufionen gewarnt. Wir haben gesagt, daß die Frage der Internationale nur durch die revolutionäre Ents widlung in Deutschland und Westeuropa entschieden werden könne. Die neue proletarische Internationale tann nur geschaffen werden durch die Revolutionierung der Massen in Deutschland und in Westeuropa, keine Beschlüsse von Parteitagen und keine unvers fälscht revolutionären Bedingungen können hier helfen
Es handelt sich feineswegs darum, was einzelne Proletarier oder selbst das gesamte Proletariat sich einstweilen vorstellen, sondern es handelt sich darum, was das deutsche Proletariat in Deutschland sofort zu tun gezwungen sein wird. Keine Interfind, tönnen hier helfen. nationale und keine Rote Armee, die tein billiger Regenschirm
Wir verteidigen nicht die U.S.B. als Partei, sondern die Eigen geseglichkeit der deutschen Revolution. Wir würden das ebenso vom Standpunkt der K.P.D. aus tun. Wir tun es vom Standpunkt des revolutionären deutschen Profetariats.
Wir brauchen eine praktische Solidarität mit Rußland und des britten Internationale, und wir müssen sie zu erreichen suchen ohne daß unsere deutsche Selbstbestimmung, die Selbstbestimmung der deutschen Arbeiterklasse, durch diktatorische Bedingungen und Konzilien gemordet wird.
„ Erfurter Tribüne".
Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei befindet sich in einer schweren Krise, deren Ueberwindung nach Art und Form den Prüfstein dafür abgeben wird, ob jie befähigt und qualifiziert genug ist, die Mission zu erfüllen, die ihr als größte fozialrevolutionäre Partei Deutschlands und der ganzen Welt zufällt. Die Krise ist hervorgerufen durch die vom zweiten Kongreß der britten Internationale aufgestellten Anschlußbedingun gen. Sagen wir es gleich im voraus: die Beschlüsse, die uns die U. S. P. D .- Delegation vom Moskauer Kongreß mitgebracht hat, sind eine bittere Enttäuschung der Hoffnungen, die wir und unsere Genossen bei den wärmsten Sympathien für Sowjetrußs land hegen zu dürfen glaubten. Wir gestehen es ehrlich zu: uns hat jeder einzelne Satz aufs tiefste erschüttert, denn was uns aus den Anschlußbedingungen entgegentrift, ist etwas völlig Neues und heißt uns einen vollkommenen Bruch mit dem zu vollziehen, was an geschichtlich gewordener sozialistischer Organisationsauffassung und-betätigung bisher in uns gelebt hat. Diese Empfindungen dürfen aber lange noch keine Veranlassung sein, rein gefühlsmäßig und impulsiv ein Unannehmbar! zu bonnern, wie das beispielsweise die Leipziger Volkszeitung" tat. Wir sagen das mit demselben Rechte, wie die Genossen um Hilferding und Crispien vor dem Leipziger Parteitag davor warnten, sich bei der Entscheidung über den Austritt aus der zweiten und dem Anschluß an die dritte Internationale rein gefühlsmäßig von den Sympathien und solidarischen Empfindun gen für das heldenmütige russische Proletariat leiten zu lassen. Wie damals, so heißt es auch heute falt und ruhig zu prüfen und den Verstand entscheiden zu lassen. Dabei aber wird si