Bauen jetzt verknüpft sind. Denn die Franzosen bescheiden schließende Kraft hat die Kammer selbstverständlich nicht, da sie ja Aus der preußischen Landes­

fich feineswegs etwa mit Nothäusern, sondern verlangen massive, schöne Steingebäude. Ebenfalls hausen sie ohne alle Rücksicht auf die Kohlenvorräte und die Bedürfnisse der Bevölkerung mit Gas, Wasser und Elektrizität, so daß die Bewohner unter den schwersten Einschränkungen zu leiden haben. Wie weit die Rigorosität geht, zeigt folgendes Bei­spiel: In der Pfalz herrscht die Maul- und Klauenseuche be­sonders bösartig. Viel Vieh ist eingegangen, die Milch des tranten Viehs ist ungenießbar. Dadurch ist die Milchzufuhr beispielsweise nach Landau außerordentlich beschränkt. Sie war zeitweise so fnapp, daß man faum die Säuglinge be­friedigen konnte. Auf Vorstellungen bei der französischen Militärbehörde, ob sie ihr Quantum für einige Tage ein­schränken fönne, um die notwendige Milchbelieferung für die Säuglinge zu ermöglichen, wurde ablehnend geantwortet. Die erwachsenen Franzosen brauche ihre Milch nötiger als die deutschen kleinen Kinder!

lediglich ein Dekorationsfiüd barstellt.

Am interessantesten aber sind doch die Erklärungen des Reichss wehrministeriums über die Ab haltung der Tagungen. Die Sizungen find nicht öffentlich, sie sind aber vor allem Dienst", d. h. die Teilnahme ist nicht etwa freiwillig, sondern die Herren Abgeord= neten der Heerestammer haben an den Sigungen, zu denen sie fommandiert sind, teilzunehmen, sonst holt sie der Teufel. Da Ab­stimmungen in der Heerestammer durch Handansheben vor­genommen werden und es geheime Abstimmungen offenbar nicht gibt, so ist also niemand in der Lage, fich irgendeiner Abstimmung aus Opposition zu entziehen. Nicht einmal das Ziviltragen ist den Abgeordneten der Heereskammer erlaubt. Sie müffen, wenn nicht eine besondere Erlaubnis vorliegt, in threm Dienstanzug er= scheinen. Damit ist militärisch den Herren Offizieren Gelegenheit gegeben, unbequeme Oppofitionselemente während der ganzen Sigung stramm stehen zu lassen. Trotz dieser erheiternden Erklärungen ist das Reichswehrministerinm aber voller Hoffnung auf seine Herres­fammer und der Vertreter des Reichswehrministeriums erklärte: die Heerestammer wird schon das werden, was wir haben wollen.

Die Kappführer bleiben straffret In Verbindung mit den Mitteilungen, daß die Verfahren gegen den Unterstaatssekretär Freiherrn von Falten­

Das alles sind Dinge, die natürlich aufreizend wirken. Das schlimmste ist, daß sich in der Pfalz und in Rheinhessen ein überaus günstiger Nährboden für den Nationalis­mus vorbereitet. Besonders auf dem Lande ist die Stim­mung sehr bedenklich. Man ist zu den größten Dummheiten bereit. So herrschte in den letzten Wochen bei den Bauern die falsche feste Ueberzeugung, daß die Russen nach Deutsch - hausen, gegen Rechtsanwalt Bredered, gegen land tamen, um gemeinsam mit den Deutschen die Fran­zosen aus dem Lande zu jagen. Also unverfälschter Nationalbolschewismus, obwohl die Leute kaum das Wort fennen. Der Hinweis, daß die Franzosen in die sem Falle ja erst recht nach Deutschland fämen und Deutsch­ land zum Kriegsschauplah würde, machte sie sehr verdugt und ließ sie erst das Törichte ihrer Anschauung einsehen. Aber es ist begreiflich, daß bei der politisch unaufgeklärten Bevölkerung diese Gedankengänge unter solchen Verhält nissen vorherrschend werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß der französische Mili­tarismus im befeßten Gebiet, abgesehen von rühmlichen Ausnahmen natürlich, in nichts dem entspricht, was man nach den vielen schwungvollen und pompösen Deflamationen in und nach dem Kriege erwarten fönnte. Der Militarismus ist immer und überall verderblich, da er immer und immer nur die brutale Gewalt als Mittel zur Befriedigung seiner Maßlosigkeiten fennt. Und das ist das Nieder brüdende an dieser ganzen Geschichte, daß durch solche Prat­tifen die Haß- und Rachepolitik verewigt wird. Man fann es begreifen, daß viele Franzosen noch keine freundschaft lichen Gefühle für die Deutschen hegen, dafür ist zu viel ge­schehen. Aber man fann verlangen, daß sie die Achtung und die Freiheit der einheimischen Bevölkerung refpektieren, daß sie sich nur als Sachwalter eines bestehenden Ber­trages und nicht als die unumschränkten Herren des Lan­des gebärden. Das sind Forderungen, die ganz besonders die sozialistische Arbeiterschaft zu stellen hat. Sie hat nichts gemein mit militärischer Unterdrückung und nationalistischen Saß- und Racheinstinkten. Die Arbeiterschaft im befekten Gebiet hat schon manchen Strauß mit den Franzosen aus­gefochten. An ihrer Geschlossenheit und Energie zerschellen auch die Gewaltmaßnahmen französischer Generäle. übrige Arbeiterschaft, ganz besonders die Norddeutschlands, soll nicht ganz vergessen, daß links des Rheins Militarismus und Bureaukratismus ihr Unwesen treiben. Es fann der Fall eintreten, wo sie aufgerufen wird zum Schuhe und Bei­tand ihrer Brüder im besetzten Gebiet. Derselbe franzö the Militarismus, der heute die Waffen gegen Sowjetruß­and schmiedet, ist es, der sich im besegten Gebiet wohlig redt und dehnt.

Die

Die Ehrenrettung der Heereskammer

Kapitänleutnt Lensch, gegen Dr. Traub und gegen den Rittergutsbesiger von Kessel, der während der Kapptage als Oberpräsident von Schlesien tätig war, eingestellt worden sind, berichtet das Berliner Tageblatt" über folgenden Fall: Herr Kapp hatte während der kurzen Dauer seiner Regierungstätigkeit den früheren Oberpost­direktor von Berlin , Geh. Oberpostrat Söntsen, zum Reichspostminister ernannt. Herr Söntsen wollte damals durchaus sein Amt ausüben, seine Absicht scheiterte jedoch an dem Widerstand der Beamten des Reichspostministeriums. Bald nach Beendigung des Putsches erschien in der Zeitschrift der höheren Post- und Telegraphenbeamten, den Blättern für Post und Telegraphie", eine Mitteilung, nach der Herr Söntsen als vortragender Ratin bas Ministe rium versetzt und der vortragende Rat Gengte zu seinem Nachfolger ernannt worden sei. Diese Mitteilung hat in Beamtenfreisen schon damals überrascht. Seitdem ist nichts bekannt geworden, worin die empfindliche Sühne für das Vorgehen des Herrn Söntsen zu erblicken sei. Wie sich der Minister Giesberts selbst über den Usurpator Söntsen aus­gesprochen hat, geht aus dem Bericht über den Verbandstag der unteren Bostbeamten hervor. Nach der Deutschen Post" ( Nr. 12) erklärte Minister Giesberts:

Das Reichswehrministerium gab gestern Erklärungen vor der Breffe ab, die erst in vollem Umfange zeigten, welchen Charakter die Einrichtung der Heereskammer trägt. Ihre Ginberufung geschieht durch den Chef der Heereslettung, also durch Herrn Seeckt . Er fann sich aus­suchen, wann ihm eine solche Tagung bequem ist und wann nicht. Die Tagesordnung, worüber zu reden der Heerestammer aufteht, bestimmt auch Herr Seeckt . Die Heereskammer besteht aus 25 Offt­zieren und 42 Unteroffizieren und Mannschaften. Die Hauptaus­schüsse aber find paritätisch aus Offizieren auf der einen Seite und Unteroffizieren und Mannschaften auf der andern Seite besetzt. Das Reichswehrministerium ist der Ueberzeugung, daß es durchaus gerecht set, wenn 100 000 Mannschaften durch bte gleiche Zahl von Delegierten vertreten find, wie 10 000 Offiziere. Irgendwelche be­

Zwei Welten

versammlung

-

Die nächste Sigung der preußischen Landesversammlung i auf den 15. September angesezt worden. Im Hauptausschuß wurde am Dienstag der Haushalt der Bauverwaltung beraten. Dieser Etat beschäftigt dhe Preußenparlament zum letzten Mal, da das Bauwesen auf das Reich übergeht. In der Beratung setzte fich ein Regierungsvertreter für das Prämiensystem ein, der Rechts sozialist Woldt wandte sich dagegen, da es nur unsozial witte und zu Unregelmäßigkeiten führen würde. Aber er blieb auf halbem Wege stehen, denn er redete der Einführung des Attordsystem3 das Wort, durch das beim Abschluß von Tarifverträgen unter Mit­wirkung bec Gewerkschaften die Mindestleistungen hintangehalten werden könnten. Im Ausschuß für das Volksschullehrer- Dienst einkommengeset erklärte der Regierungsvertreter, daß ein Gesez entwurf über die Aufhebung der organischen Verbin dung zwischen Kirche und Schulamt in Vorbereitung fet. Im Mittellandtanal- Ausschuß ging der Streit um die Mittellinie und die Südlinie weiter. Es wurde etn Kompromiß antrag angenommen, wonach auf jeden Fall das mitteldeutsche Industriegebiet an die Hanptlinie angeschlossen werden soll.

Meine sehr geehrten Herren! Ich bin nur gekommen, um Ihnen meinen guten Willen zu zeigen, denn hier bleiben tann ich leider nicht. Ich muß im Auftrage des Reichsfabinetts ins In­dustriegebiet fahren, um zu versuchen, die furchtbaren Kämpfe, die in Aussicht stehen zwischen den bewaffneten Arbeitern und der Reichswehr, nach Möglichkeit zu verhindern und die Sache in Ordnung zu bringen. Einem solchen Auftrag tann man sich nicht entziehen in dieser ernsten Zeit. Bei den vielfältigen Aufgaben, die mir jetzt obliegen, ist es mir nicht möglich gewesen, eher zu tommen, weil ich heute morgen noch die Sache mit dem ein­zigen ungetreuen Beamten der Reichspostver= waltung, dem Oberpostdirettor von Berlin , ers ledigen mußte. Der Berliner Oberpostdirettor ist von seinem Posten entfernt worden( lebhafter Beifall), denn ich werde es feinem Beamten zumuten, ihn als Vorgesegten anzusehen.( Erneuter Beifall.) Das Disziplinarverfahren ist gegen ihn eingeleitet worden. Ich bedauere, daß ein Mann, der 41 Dienstjahre hinter sich hat und im allgemeinen ein tüchtiger Beamter war, fich durch seinen Ehrgeiz zu solchen Schritten hat verleiten lassen. Für uns fann es nur einen Standpunkt geben: daß wir uns auf den Boden der Verfassung stellen, unbeschadet un­serer verschiedenen politischen Auffassungen.

Karlsbad , Anfang September 1920. Ich size in dem eleganten Bestibül des Grand- Hotel Popp", meinen bescheidenen Schwarzen" schlürfend. In tiefen, beque men Ledersesseln oder Rohrstühlen machen fichs ringsum Leute be­haglich, die mit Selbstverständlichkeit all den Lugus, der sie um­gibt, entgegennehmen. Er ist doch ihretwegen da, was sollten Sie fich also den Kopf zerbrechen, sie, die Herrschaften, die teils traft ihrer Geburt, teils fraft ihres entwidelten Handelsfinnes hier figen. Die Ariftotraten und die Schieber, ihnen scheint doch die Welt, in der fie leben, so einfach und wunderbar beschaffen, daß fie wahrhaftig teine Ursache haben, sich darüber etwelche Gedanken­arbeit zu verursachen. Da gibt es erlesene Weine, da tündet eine Anschrift, es seien echte Havannaimporten erhältlich, von draußen her flingen gedämpft die einschmeichelnden Töne des Künstler­orchesters herein und über der neuen, mit dicen Teppichen be­

und in

legte der sich die Gespräche der einzelnen Menschengruppen fast Salle, über die lautlosen Schritte die Kellner huschen verlieren, liegt ein stiller Hauch der Traulichkeit. Nein, man hat wirklich teine Ursache, topfhängerisch zu sein und sich mit allzu schwierigen Problemen zu befassen...

Was wird denn endlich mit diesem Herrn Sönfsen ge­

schehen, von dem Herr Giesberts fagte, er werde es feinem

Beamten zumuten, ihn als Vorgesezten anzusehen? Er ist noch immer vortragender Rat im Ministerium! Unsere Frage ist eigentlich überflüssig. Herr Sönfsen wird ebenso amnestiert werden wie die anderen Führer des Kapp- But­

Der Zusammentritt des Reichstags

Die Reichsregierung hat sich einverstanden erklärt, den Neichs tag nicht vor Mitte Oktober einzuberufen und dem Reichstage als dann einen Plan über die ihm angedachten Arbeiten vorzulegen. Der Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten wird voraussichtlich Ende September wegen der oberschlesischen Frage wieder zusammentreten.

Die Wirtschaftskrise

Vorkehrungen gegen die Arbeitslosigkeit in der Tschechoslowakei

Die Erekutivkommission des tschechoslowakischen Gewertschaft bundes hat an das Ministerium für Soziale Fürsorge die Auf forderung gerichtet, in anbetracht der sich verschärfenden Wirt schaftskrise und des dadurch bedingten Stillstandes vieler Betriebe eine Konferenz zur Besprechung der vorzukehrenden Maßnahmen gegen die drohende teilweise schon eingetretene Arbeitslosigkeit einzuberufen. Unter Mitwirkung einer Reihe von Bertretern der Arbeiter und der Unter­nehmer sowie der beteiligten Ministerien fand diese Beratung statt. Namens der gewertschaftlichen Organisationen verlangte der Sekretär des Gewerkschaftsbundes Genosse Zayer Ie, es sollten die bisherigen Arbeitslosenunterstützungen, wie sie bet Betriebseinschränkungen von ben Unternehmern bezahlt wurden, auch weiterhin ausgerichtet werden. Ferner sei es unbedingt notwendig, endlich an den Ausbau einer geregelten Arbeitslosenversicherung zu gehen. Sodann verlangt die Arbeiterschaft die Verunmöglichung der Entlassung von Arbeitern ohne Zustimmung des Fabrikausschusses, ferner ein völliges Verbot der Ueberzeitarbeit, bie Werbefferung der Zuweisung von Industrieto hle und ein träftiges Eingreifen der Regierung in der Frage der Wohnungstrise. Vertreter der Unternehmer wiesen darauf hin, daß es fich bei der Beratung nur um Maßnahmen handeln könne, zur augenblicklichen Entlastung beitragen. Ste verlangen in erster Linie Aufhebung der Ausfuhrbeschränkungen, damit fie ungestört weiter arbeiten fönnen, ferner soll in nächster Zeit namentlich in Prag eine umfangreiche Bautätigkeit durchgeführt werden.

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Immer noch Waffenverschiebungen

In der 2. Meßnummer der Handelszeitschrift Sanse" wird unter Berschiedenes neben vielem anderen Heeresmaterial angeboten:

75009 Gewehre mit 200 Schuß Munition, Stud 240 5000 Mannschaftsgarnituren zu 1600 M. pro Garnitur. Borsichtigerweise wird der Verkäufer nicht wie üblich im Inserat genannt, sondern er ist nur durch einen besonderen Schlüssel zu erfahren. Aber im Falle der Entwaffnungskommissar und der Reichsschahminister diesen nicht lesen tönnen, wollen wir ihn die Firma angeben: E. von Reufel, Stettin , Gollstraße 72b. Diese unaufhörlichen Verschiebungen von Heeresgut und Waffen nebst Munition sind nur möglich durch die Beteiligung höherer Beamten und Militärs.

sches. Sie sind keine Arbeiter und deshalb brauchen die Ge- Berminderung der Besatzungskosten. setze der demokratischen" Republik auf sie nicht angewendet zu werden.

Draußen, auf den vom hellen elettrischen Licht überfluteten Straßen, flutet das Leben. Die Stadt hat eine eigentümliche Lage: in dem schmalen Tal der Eger gelegen, bietet sie taum den zu beiden Flußufern sich hinziehenden Straßen mit ihren begleitenden Häuserfronten Raum. Das bedingt eine Ronzentration des Lebens der Stadt auf die beiden Pulsadern längs des Flusses, die sich bis zu den geräumigen Garten des Grand- Hotel hinziehen und dann in wundersame Waldwege, die sich an der steilen Berglehne emporziehen, übergehen. Hotel steht an Hotel, die hellerleuchteten Fenster eines Cafes wechseln mit denen eines zweiten ab, hin und wieder von einem Restaurant unterbrochen. Und von überall her klingt Musik, überall siehst du elegant gekleidete Männer und Frauen( pardon: Damen!), die lachen, scherzen und sich freuen. Gleichsam, als ob es nichts anderes gäbe auf dieser Welt als ihre Lust, ihr Bergnügen.

Maßnahmen gegen die Einschleppung der Rinderpest. Vom Landwirtschaftsministerium wird mitgeteilt: In Belgien ist die Rinderpest ausgebrochen und auch bereits in dem bisher dent­schen Kreise Eupen in 5 Geböften festgestellt worden. Alle erforbers lchen Maßnahmen gegen die Einschleppung der Senche in das Inland find getroffen.

Ja, das ist der Haupteindruck, den der Fremde hier empfängt. Die Armut scheint in diesen Straßen des Lugus ihr Daseinsrecht verwirkt zu haben. Ich durchschreite sie tagsüber. Da steht Laden neben Laden, Bazar neben Bazar. Gold und Jumelen, Seide und Samt, erlesene Kunst- und Luxusgegenstände, alles wird dir hier in erstaunlicher Fülle zum Kaufe angeboten. Und nicht nur bas: bu findest Delikatessengeschäfte, findest Konditoreien im Ueber­

maß, barin von Waren aller Art ein ungeheuerer Ueberfluß herrscht. Und gehst du unter den hohen, während des Krieges, ba man nichts renovierte, etwas alt und unscheinbar gewordenen Säulenhallen der Kolonnaden, da allenthalben 35 bis 45 Grad Reamur warme Mineralwasser in unerschöpflicher Fülle aus dem Boden quellen, da die Natur in einem Uebermaß von Kraft den 57 Grad heißen Sprudel in bidem Strahl etwa 10 Meter hoch emporsprigen läßt: du findest behäbig einherspazierende Damen und Herren, unter denen wohl hie und da auch solche sein werden, die durch die start mineralhaltigen Wasser Heilung suchen. Aber du haft allgemein den Eindruck, diese ganze Gesellschaft hier set zu vornehm, zu exklusiv, als daß sie eine solche von Kranten sein tönnte. Zeigt sich jemand im verschlissenen Rock des Arbeiters, so tann er sicher sein, daß ihn die scheelen Blide all der Prome­nierenden treffen, die hier Erholung suchen von ihren harten Mühen".

Aber unweit von hier, taum einige Minuten entfernt, ist eine andere Welt. Da steht Schacht an Schacht, Fabrilschlot neben

Fabrikschlot. Dumpf heulen die Sirenen breimal des Tages, wenn sie die sich ablösenden Schichten der Bergarbeiter zur Arbeit rufen. Sie müssen das helle Sonnenlicht über Tag verlassen und einfahren in die dunkle Grube, wo ein ungewisses Schicksal ihrer harrt. Und während hter oben Luxus und Ueberfluß sich breit machen, erhäst der Bergmann oft genug nicht einmal seine targe Brot und Mehlration zugewiesen, die doch das einzige ist, was ihm seine Nahrung ermöglicht. In seinem dunklen Stollen arbeitet der Häuer schmuhig und schweißtriefend und fördert unter harter Mühe den schwarzen Diamant empor, um jenen all ihren Lurus Mühe den schwarzen Diamant empor, um jenen all ihren Luxus zu ermöglichen und erhält selbst nicht so viel, um sein färgliches Leben fristen zu können. Es sind erst ein paar Wochen, daß die Bergarbeiter des an Karlsbad angrenzenden großen Falfenauer Bergarbeiter des an Karlsbad angrenzenden großen Falfenauer Reviers einen dreitägigen Generalstreit unternehmen mußten, nur um ihre regelmäßigen Mehl- und Brotzuweisungen, auf die fie feit Wochen warteten, zu erzwingen.

TU. Amfterdam, 8. September. Nach Algemeen Handelsblab melbet Datly Telegraph, daß Winston Churchill sich in Paris befinde, wo der englische Kriegsminister eine Unterredung mit seinem Kollegen über das franzöfifc belgische Abkommen hatte. Bugleich wurde die Frage der Verminderung der Kosten der alierten Befagungstruppen im Rheingebiet behandelt, die von Deutschland zu bezahlen find.

Und wie ihnen geht es all der übrigen Arbeiterschaft hier und anderswo. Sie sehen den Luxus, sehen den Ueberfluß und fühlen die eigene Not. Und da gibt es Menschen, die wähnen, diese beiden Welten würden sich verstehen? Wird je der Satte begreifen, daß sein Bruder Hunger hat, wird er je auf einen größeren An­teil verzichten, um allen zu geben, was ihr menschliches Recht ist? Mitnichten werden sie es tun, die Behäbigen und Wohlversorg ten. Aengstlich werden sie ihren Mammon hüten und schüten, damit ja teine unberufene Hand sie um einen Teil ihres Rechtes" bringe. Was aber fönnte besser die Arbeiterschaft von dem an

"

ihr verübten Verbrechen überzeugen, als gerade diese Gegenüber ftellung von Lurus und Elend, von Ueberfluß und Hungersnot? Es sind zwei Welten, die hier gegeneinanderstehen, sind zwei feind­liche Welten und wehe, wenn die schwarzen Knappen dereinst ans Tageslicht steigen, machtvoll fordernd, was angestammtes Men schenrecht! Josef Belina.

" Ins Leben hinein"

Wir geben unseren Kindern die Jugendweihe als ein Fest, als eine Erhebung, aber auch als eine Mahnung. Der Schritt ins Leben hinein ist ein Schritt ins Rauhe, zu beginnender Verant wortlichkeit, aber auch zu höherer Freiheit und gestärktem Selbsts bewußtsein. Freiheit und Selbstbewußtsein sollen recht benutzt und ausgeschöpft werden, zum Wohle der Klasse, zur Befreiung der Persönlichkeit und der Menschheit. Dies ist die Mahnung Als Halt im Wirrsal der Eindrüde, als Mittel, der Mahnung zu folgen, bringen wir den Jungen und Mädeln Ethit und Gesinnung

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bes Sozialismus und die Solidarität der Erwachsenen als Feft­gabe. Was wir ihnen an der Lebensschelde sagen, soll bleiben. Soll Wurzel fassen in den klopfenden Herzen und fest haften im reifenden Bewußtsein. Eine Büchergabe war uns stets das Mittel, dem Eindruck des Festes Dauer zu geben, die angestimmten Saiten fortffingen zu lassen und Erinnerung zu pflegen. Karg war die Auswahl und mager blieb das Ausgewählte. Von wenig Gutem das am wenigsten Schlechte zu wählen, das war der un befriedigende Gesichtspunkt, unter dem wir immer wieder unsere Entscheidung unter den Büchern treffen mußten. Diesmal kommt uns Engelbert Graf zur Siffe mit dem Büchlein Ins Leben hinein", das unsere Buchhandlung foeben in schmuder Aus stattung herausgebracht hat. Es ist eigens als Festgabe bei den Jugendweihen bestimmt, ist aber in jedem Falle für die Jugend gut. Das Bändchen enthält Gedichte und Prosastüce; Goethe, Toller, Seine, May Barthel, Grillparzer und Schönlant, Mart, Tolston, Karl Liebknecht , Barbusse , Kautsky , Multatuli , Rühle, Gorki und Krapotkin sprechen zu den Jugendlichen. Eine Ein­leitung von Graf läßt einer Ouvertüre gleich die Motive er­tönen, die dem Inhalt Harmonie geben, so daß die reinen Teile des Herzens innig verwoben find, unaufdringlich und doch start fühlbar. Lieder mit Noten schließen den Band. Die Teuerung zwang zur Beschräntung im Umfang, sie verhinderte auch die volle Ausführung der Absichten des Herausgebers. Es ließe sich noch Vollkommeneres schaffen, aber auch so ist das äußerlich so bescheidene Bändchen eine wertvolle Gabe, die Graf unserer

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