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2323

Oberschlesien

Die Parole der Arbeiterklaffe

Der Gewerkschaftliche Nachrichtendienst" bringt einen Bericht aus Gleiwit, in dem behauptet wird, daß die Aufforde= derung zur Waffen abgabe bisher noch keinen Ers folg gehabt habe. Trotz hoher Strafandrohung seien noch keine 5 Prozent der im Besitz der Zivilbevölkerung befindlichen Waffen abgegeben worden. Der polnische Generalstreit sei ohne jeden Erfolg beendet worden. Die polnischen Arbeiter rächen sich jetzt dafür dadurch, daß sie ihre deutschen   Arbeitskameraden, besonders in den Gruben, wo sie die Mehrheit haben, von der Arbeit aus­schließen und von Haus und Sof verjagen. Im Kreise Pleß  vermöge weder die französische noch die italienische Besatzung Ord­nung zu schaffen. Der Berichterstatter sagt weiter, daß den fra n- zösischen Behörden, besonders ihren obersten Spizen, teine Vorwürfe träfen, nur bei der Waffensuche sei sehr einseitig verfahren worden.   Deutsche Wohnungen und Behörden würden rücksichtslos behandelt, den   Polen gegenüber werde die gleiche Schärfe nicht angewandt. Der Bericht sagt schließlich:

Dumme Menschen, die nicht zu unterscheiden vermögen, daß  Franzosen und   Polen in Oberschlesten zurzeit eine stärkere Position haben als wir   Deutschen, verbretten dann in ihrer Verärgerung die wildesten Nachrichten in ber beutschen Presse und erzeugen so den Herd von Ereignissen, wie sie fich wie sie sich jest wieder zum Schaden des ganzen beutschen Boltes in   Breslau ereignet haben. Toren, die nicht über ihre Brillengläse hin­wegzusehen vermögen, glauben immer noch, die obers schlesischen Ereignisse und Verhältnisse mit Macht und Bluff meistern zu können. Es ist bezeichnend und verdient schon der Er­wähnung, daß auch in   Oberschlesien die Kommunisten sich, wie in anderen Bezirken   Deutschlands wiederholt festgestellt, in der Ges sellschaft der Deutschnationalen befinden. Die Kommunisten sind hierselbst weitergegangen. Sie haben in getrener Verbrüderung mit polnischen Agitationskomitees zusammengewirkt, um aus Obers fchlesien einen Sowjetstaat zu bilden. Das Programm dieser  deutsch- polnischen revolutionären Komitees bestand in der 20slösung von   Deutschland und Errichtung einer oberschlesischen revolutionären Republit. Es waren natürlich Kindstöpfe, die da glaubten, berartige Phantastereien durchführen zu können. Immerhin hatten die bis­herigen oberschlesischen Tage auch ihren fommunistischen Theater donner aufzuweisen gehabt."

Der Berichterstatter sagt zum Schluß, daß die   deutsche Arbeiter­schaft in   Oberschlesien sich hüten müsse, deutschnationalen Kreisen als Werkzeug zu dienen. Ihr Verhalten gegen die oberschlesische polnisch gesinnte Bevölkerung bedürfe einer Wenderung. Die ge­meinsame Parole der gesamten Arbeiterschaft   Oberschlesiens müsse sein: Los von Konfanty! Denn   Korfanty sei auf Kosten der oberschlesischen Arbeiter der eifrigste Anhänger der großpolnischen imperialistischen Ziele.

Wenn die offiziellen Vertreter der Gewerkschaften, sowett fie der rechtssozialistischen Partei angehören, schon früher die selbst­verständliche Pflicht erfüllt hätten, sich von den deutschnationalen Kreisen nicht als Mittel für ihre dunklen 3wede gebrauchen zu lassen, so stände es jetzt um die Arbeiterbewegung in   Oberschlesien ohne Zweifel weit günstiger. Aber man muß gegen sie den Vor­wurf erheben, daß sie sich nicht nur in die vordersten Reihen der nationalistischen Bereinigungen drängen ließen, sondern daß sie sich von der Behauptung bisher nicht reinigen tonnten, materielle Mittel zur Förderung der deutschnationalistischen Propaganda in Empfang genommen zu haben. Die gemeinsame Parole der ober­Schlesischen Arbeiterschaft kann auch jetzt nicht der einseitige Kampfruf: Los von Konfanty! sein, sondern sie muß sich auf den Boden des Klassentampfes zurüdfinden, und von hier aus den Kampf gegen den gemeinsamen Feind der pol nischen und   deutschen Arbeiter, ben kapitalis. mus, aufzunehmen.

Die Erhebung der Stenern

Oppeln, 7. September  .( W. T. B.)

Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Meinung über die direkten Steuern in   Oberschlesien hat die Interalliierte Kommis fion die Reichsgesege über diese anerkannt, jedoch mit zwei Aus­nahmen: Das Gesez vom 31. 12. 1919 über das Reichsnotopfer und das Gesetz vom 21. 7. 1920 über die Abzüge vom Arbeitseins Tommen sind von der Gültigkeit ausgeschlossen. Alle übrigen sind in Kraft. Ihre tatsächliche Durchführung mittels der gesehlichen 3wangsmittel wird bewilligt. Außerdem wird daran erinnert, daß alle in   Oberschlesien aufgebrachten öffentlichen Einnahmen ausschließlich für die öffentlichen Ausgaben des Abstimmungs­gebietes bestimmt bleiben.

Bewegung darbringt, absolut gewertet sowie gemessen am Wert anderer Schriften ähnlichen Zwedes. Wir freuen uns, es den Organisationen warm empfehlen zu können. Es toftet für sie 5,60 mt., im Einzeltauf 8,00 M. Bestellungen müssen, wie wir von der Buchhandlung der Verlagsgenossenschaft Freiheit" hören, bald aufgegeben werden, da die Auflage beschränkt ist.

Die große Kunst

Bergangenen Montag war ich bei meinem Buchhändler Caille. Der gar oft in seinem Laden nichts Gescheites hat. " Heute habe ich zum Glüd", sagte er, ein neues Wert, Das den Menschen nötig und ebenso weise wie schön ist. Mit Fleiß und Eifer sollte man es studieren;

Es allein entscheidet unser Schidial, nimm hin: es ist did Taktik! Die Tattit!" erwiderte ich; ach, bis zum heutigen Tage Blieb mir die Bedeutung dieses gelehrten Wortes fremd."

Dieser Name", antwortete er, der aus   Griechenland tommt, Will jagen Die große Kunst", oder Der Inbegriff aller Kunst"; Sie erfüllt das Sehnen der edelsten Geister!"

Ich kaufte seine Tattit und schätte mich glücklich. Ich hoffte, die Kunit zu finden, mein Leben zu verlängern, Die Kümmernisse zu mildern, die es verfolgen,

Meinen Geschmack zu bilden und ohne Leidenschaft zu sein, Meine Wünsche dem Joche der Vernunft zu unterwerfen, Gegen alle gerecht zu sein, ohne hintergangen zu werden. Ich schließe mich in meine Klause; ich lese, ich bin

Feuer und Flamme, ein so göttliches Buch auswendig zu lernen.- Liebe Freunde! es war die kunst, seinen Nächsten zu er.

[ würgen! Voltaire.

Professor Dr. Wer nede hat treffliche   Stüde aus den Werken des großen franzöfifchen Bhilosophen Boltaire( geboren zu Baris 1694, gestorben 1778) aus gewählt, überseht und in einem schmalen Bändchen zusammengefaßt, bas im Selbsts Derlag des Verfassers Ragungen bei   Borgholz in   Westfalen erschienen tit.

Ein Goethefund. Ein Hamburger Biteraturprofeffor till dem. nächst eine Saubschrift Goethes veröffentlichen, bte er merkwürdiger­weise sett Jahren in seinem Besis hatte und sie der Allgemeinheit borenthielt. Es ist ein 1762 geschriebenes, vom Interesse an biblischen Stoffen bittiertes, nicht erhebliches Jugendwert Goethes, das man von ihm während seiner   Leipziger Studienzeit vernichtet glaubte. Es heißt Josef" und umfaßt die im ersten Buch   Moses berichteten Vorgänge in fünf Zellen.

Arbeiterinnen und Jugendliche im

Bergbau

Nach der amtlichen Statistit über die Bergarbeiterlöhne in den 16 Hauptbergbaubezirken Preußens gibt die Bergarbeiter Zeitung" eine Uebersicht über die Zahl der im Berg­bau beschäftigten Arbeiterinnen und jugend­lichen Arbeiter. Danach wurden insgesamt beschäftigt im zweiten Vierteljahr 1914: 7205 Arbeiterinnen und im zweiten Vierteljahr 1919: 33 501 Arbeiterinnen. Bis zum ersten Biertel­jahr 1920 verminderte sich die Zahl auf 23 070. Eine weniger bedeutende Zunahme erfuhr die Zahl der beschäftigten Jugend­lichen. Sie betrug im zweiten Vierteljahr 1914: 31 290, erreichte mit 44 524 im zweiten Vierteljahr 1916 ihren Höhepunkt, um dann allmählich zu sinken auf 38 748 im zweiten Vierteljahr 1919 und auf 36 507 im ersten Vierteljahr 1920.

Im Verhältnis zur Gesamtarbeiterzahl betrug die Anzahl der im Bergbau beschäftigten Frauen im zweiten Bierteljahr 1914: 0,94 Prozent, im zweiten Vierteljahr 1918, wo die Prozentziffer ihren Höhepunkt erreichte, 7,36 Prozent und im ersten Vierteljahr 1920: 2,86 Prozent. Bei den Jugendlichen ist auch der Anteil an der Gesamtbelgschaftsziffer größer; die Zu­nahme aber ebenfalls geringer. Er betrug im zweiten Viertel­jahr 1914: 4,08 Prozent, stieg sehr schnell auf 7,84 Prozent im zweiten Bierteljahr 1916 und verminderte sich dann allmählich auf 4,52 Prozent im ersten Vierteljahr 1920.

Die Ziffern für das erste Vierteljahr 1920 find nicht ganz voll­ständig, da hier das Saargebiet nicht mit in Rechnung ge­setzt ist. Werden die für das Saargebiet geltenden Zahlen hinzu­gefügt, so zeigt sich die maßlose Ausbeutung der Frauen und Kinder im Bergbau noch drastischer. Vor allem aber gibt diese Statistit ein entsetzliches Bild von der Steigerung der Frauen­arbeit und von der daraus erwachsenden maßlosen Verwüstung der Volksgesundheit, die der Krieg hervorgebracht hat. Die Bergarbeiter- Zeitung" bemerkt dazu:

Die Zahl der Arbeiterinnen im Bergbau ist erheblich zurüd­gegangen, immerhin ist sie noch weit höher wie in der Vorkriegs­zeit. Wir verkennen durchaus nicht, daß der Abbau der Frauen­arbeit sich nicht im Handumdrehen vollziehen läßt. Vielen Frauen wird es nicht so schnell möglich sein, anderwärts Beschäf tigung zu finden. Daran muß jedoch festgehalten werden, daß bie Bergarbeit, auch Uebertage, für Frauen viel zu schwer, schmuzig und gesundheitsschädlich ist. Abgesehen von den ge= sundheitlichen Gefahren auch für unseren Nachwuchs gehen dabei Anmut und Würde des Weibes verloren. Darum muß der Abbau der Frauenarbeit im Bergbau so schnell wie möglich erfolgen.

Bei der Beschäftigung der jugendlichen Arbeiter muß auf ihre Leistungsfähigkeit und Fortentwicklung mehr Rücksicht ge­nommen werden. Es find nicht immer die leichtesten Arbeiten, womit die jugendlichen Arbeiter beschäftigt werden. Oft genug werden sie an der Hängebant mit Aufschieben und Abziehen der Wagen, mit Abschleppen usw. beschäftigt. Das find Arbeiten, die über ihre Kräfte gehen. Ebenso steht es mit den Arbeiten an Kofereien, in Britettwerten usw. Unsere jungen Kameraden müssen fünftig mehr zur Organisation herangezogen werden. Sobald fie fich hier besser betätigen wie bisher, wird auch ihre Beschäftigungsart und Entlohnung mehr Beachtung finden. Mit der Herabsehung der Zahl der im Bergbau beschäftigten Frauen und Jugendlichen auf den Stand der Borkriegs zeit allein ist es nicht getan. Es muß alles daran gesetzt wer ben, die Frauenarbeit und die Arbeit von Jugendlichen aus dem Bergbau völlig zu verbannen. Mußte man diese Forde rung schon an das faiserliche   Deutschland der Vorkriegszeit stellen, so sollte anzunehmen sein, daß sie in den Kreisen, die das repu blitanischen   Deutschland regieren, erst recht auf Vers ständnis stoßen wird. Die Arbeit in den Gruben ist für den Frauenkörper unerträglich und verwüstend.

Franzöfifcher Wiederaufbau

Die Dena" meldet aus Batis: In dem vom Krieg in Mit­leidenschaft gezogenen Departemens hatten bis zum 1. August von 4092 industriellen Betrieben, die mindestens 20 Personen be schäftigen, 3106, d. h. 75,8 Proz. ihre Tätigkeit ganz oder teilweise wieder aufgenommen. Im zerstörten Industriegebiet steht das Departement Meurthe- et-   Moselle an der Spize mit 82,2 Broz. wiedr in Gang befindlicher Betriebe, so dann das Ar. dennen Departement mit 81,8 Proz. und das Nord- Departe ment mit 80 Proz. Jm Arrondissement Lille erreicht der Prozentsatz 86,2 Broz. Diese 3106 Betriebe beschäftigten im Jahre 1914 757 388 Arbeiter, am 1. August 1920 325 490, d. h. 42,9 Proz Jm Juli 1919 waren es erst 9,7 Proz., am 1. Januar 1920 28,8 Proz. Im   Vogesen Departement weisen die Betriebe 60,9 Proz. ihrer Friedenserzeugung auf, im Nord- Departement 50,7 Proz., in Meurthe- et-   Moselle 48 Proz., im Arron­diffement   Lille 62,7 Proz. Was die Berufszweige betrifft, so erzeugt die Textilindustrie 49,2 Proz, die Industrie der Steine und Erden 47,1 Proz., die gewöhnliche Metallindustrie 45,9 Proz. der Friedensleistung.

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" Baumeister Solneß", Jbsens Alterstragödie vom Kampf um die Jugend, wird jetzt im Theater in ber Röniggräger­

straße gegeben. Schon nach den ersten Wiederholungen stellte fich das Publikum nur spärlich ein. Die dort waren, zeigten, wie bet einem Lustspiel, durch Lachen, daß sie nicht ibsen mit be, sondern noch nicht ibfen retf waren; wie ja auch ber Strindberg. zulauf bei den meisten nicht so sehr dem inneren Bedürfnis ober einer größeren Beitnähe dieses Dichters, sondern vielmehr der Tagesmode einer Saison und schauspielerischen Sensationen entspringt. Jbfens rätseltiefes Wert, von der Ueberwindung des Alten, vom neuen Bauen der 2uftschlösser auf festem Grunde, kann fich gerade unferer jungen Architektengeneration vieldentig erschließen. Manche Schwächen und Riffe in der Konstruktion dieses Dramas find freilich bet vorgeschrittener Technik und veränderter seeltscher Einstellung heute leichter erkennbar geworden. Die im ganzen gut gefügte Aufführung hat in Albert Steinrüds eigenwüchfigen, allerdings mehr berserterhaften als verträumten Baumeister Soluek die über Erwarten stärkste, in Fräulein Erita Gläsuer als Hilde Wangel bet allem Bemühen um Schlichtheit die schwächfte, farbloseste und ibfenfernste Wiedergabe gefunden. Das fonnte bet dieser ganz anders gearteten Schauspielerin nicht überraschen. Gin Mißgriff des Spielleiters Mar Jungt und ein von vornherein aus­sichtsloses Experiment. E. B.

Eine Ausstellung spanischer Originalphotographien, die Oberlehrer Kurt   Hielscher seit 1914 in Spanten aufgenommen hat, ist gestern im Lichthof des Kunstgewerbemuseums eröffnet worden. Die fehr anschauliche, täglich von 9 bis 8 Uhr geöffnete Ausstellung bezweckt, dem deutschen Bolte spantsche Baufunst, Landschaften und Woltsleben näher zu bringen.

Der Tanz in   Japan.   Japan ist ein Land, in dem der Tanz ein ausgesprochen weibliches Bergnügen darstellt. Kein Japaner würde sich in seiner Würde soweit vergessen, um sich im Tanz zu drehen. Die Boefte der Bewegungskunft wird ihm nur von den, unter dem Namen Geisha bekannten Berufstänzerinnen geboten. Die europäische Bevorzugung des Tanzes von Personen beiderlei Geschlechts erscheint dem Japaner unverständlich. Daß seine Frau oder Tochter einem Herrn ihrer Bekanntschaft die Vertraulichkeit gestatten würde, sie zu umfaffen und im Walzer herumzudrehen, ist etwas, was ihm unmöglich erscheint. Die japanischen Tänze beruhen nicht, wie die des Westens, auf mathematischen Formeln. Ste stellen sich vielmehr als natürliche und anmutige Ausbeutung eines Gedichts oder einer Liebesgeschichte dar und befinden sich in vollständiger Uebereinstimmung mit der ursprünglichen Idee des Tanzes.

Millerand gegen die   Genfer Konferenz

TU. Frankfurt a. M., 8. September.

Laut   Frankfurter Bettung" meldet der Rorrespondent bes Datly Telegraph" aus   Paris: Ein Meinungsaustausch findet, wie gemeldet wird, zwischen den Regterungen   Frankreichs und Englands statt, betreffend die Finanzkonferenz in   Genf, welche die eng fische Regierung auf den 24. September vorgeschlagen hat. Es ist jett tiar, daß Millerand nicht beabsichtigt, das vor gefchlagene Datum anzunehmen, und sogar einstweilen nicht bereit ist, ein anderes Datum in Borschlag zu bringen. Die Ereignisse der Spaaer Ronferenz und der französisch- britische Streit über   Rußland und Bolen haben solche Spuren in der öffentlichen Meinung   Frankreichs Hinterlassen, daß der franzöfifche Premierminister die gegenwärtige Zeit für die Regelung des tebergutmachungsproblems nicht für günstig erachtet. Ueberbles wird Herr Millerand nicht von neuem einwilligen, mit   deutschen Vertretern zusammenzu­fommen, wenn nicht vorher, wie in San   Remo, mit Großbris tannten und   Italien eine endgültige Uebereinkunft herbeige­führt wird. Daily   Telegraph" fügt hinzu: Ju Paris schließe man aus der Beichtigkeit, mit der   Deutschland nun auf einmal die Ver pflichtung des Abkommens von Spaa erfülle, daß die Mütterten  Deutschland viel zu weit entgegengekommen seien.

Die Reise der   russischen Gewerk­schaftsdelegation

2. 1. Chriftiania, 8. September.

Die   russische Gewerkschaftsbelegation, bie fich zur zeit in   Norwegen aufhält und deren Aufenthaltserlaubnis am heutigen Mittwoch abläuft, hat noch immer nicht die Ginreiseerlaubnis nach England erhalten. Dagegen ist der Delegation gestattet worden, nach   Deutschland zu tommen und auch die schwedische Regierung ist nicht abgeneigt, thr die Einreise nach Schweben zu gestatten, wenn gleichzeitig 14 schwedischen Kaufleuten die Ein­retfeerlaubnis nach Sowjetrusland gegeben wird und   Norwegen bie Rückreise der Delegation fiber   Norwegen geftattet. Es ist anzunehmen, baß die norwegische Regierung sich dazu bereit finden wirb.

Hochwaffer in Desterreich.

Tu. Wien, 8. September.

Die österreichischen Alpen I& nber find von einer verheerenben Hochwassertatastrophe heimgesucht worden. Die seit Wochen beinahe anhaltenden Regengüffe haben riesige Waffermengen in die Flußtäler gebracht. Weite Länderstrecken in   Oberösterreich und  Salzburg find überschwemmt. Bahlreiche Eisenbahnbrücken, Straßen und Häuser wurden vernichtet. Der größte Teil der Herbst. ernte ist verloren. Der Schaden ist ungeheuer groß. In der Stadt  Salzburg hat das Hochwasser große Zerstörungen angerichtet. Der Eisenbahnverkehr wurde an vielen Stellen in   Oberösterreich und   Salzburg unterbrochen, sodaß zahlreiche Sommerfrischler nicht nach   Wien zurückkehren können. Die Landesregierung von   Salzburg hat sich an die Reparationskommission in   Wien mit der Bitte um rasche und ausgiebige Hilfe gewandt.

Hochwasser im bayerischen Alpenland.

TU. München, den 8. September.

Aus Berchtesgaben wird gemeldet: Die   Salach, bte  Aach und die Salzach führen startes Hochwasser. Der Nonnenfteig in Bad   Reichenhall, ber neue Siegenheimer unb ber Schwarzbacher Steg wurden weggeriffen. In   Golling brach bte große Salzachbrücke, in   Königssee die Grundmühlenbrücke und in   Salzburg bie Edmundsstuhlbrücke. Die Fluten über schwemmten die Ortschaften Karlstein, Schellenberg und Untersalzberg. Ju Berchtesgaden und   Salzburg sind die unteren Stadtteile, ferner in der Umgebung mehrere Straßen und verschtebene Ortschaften überschwemmt Berkehr von   Berchtesgaden nach Königsfee und   Salzburg ruht voll ständig.   Berchtesgaden ist nahezu von der Außenwelt ab geschnitten. Das Bezirksamt schäht den Schaden auf. über eine Million Mart.

Der   Deutsche Monistenbund veranstaltet am Freitag, ben 10. September, abends 7 Uhr, in der Aula des Werner Stemend Realgymnafiums, Hohenstaufenstr. 47, einen Vortrag mit anschließenber Diskussion von Dr. h. c  . Graf von   Arco und Universitätsprofeffor Dr. Nicolai über   Gott vor dem Forum der Naturwissenschaften".

Betriebsräte

Delegierte zur Generalversammlung der Betriebss räte des Wirtschaftsbezirks Groß- Berlin. Donnerstag, den 9. September, abends 7 Uhr, in den Borussia Sälen, Ackerfir. 6-7, Generalversammlung. Tagesordnung: Bericht der Bentrale und Neuwahl derselben. Wahl von fünf besoldeten Sekretären und Erledigung eingegangener Anträge.

Die Wichtigkeit der Tagesordnung erfordert bas Erscheinen aller Delegierten. Die Frattionen der bret fozialistischen Parteien und der mit ihr symphatisierenden Delegierten treten schon um 5 Uhr zusammen, und zwar die U.S.P. im Großen Saal, die R.P.D. im 1. Stock, die S.P.D. im Gartensaal der Borussia- Sale. Delegierte, die noch nicht im Befih ihrer Legitimationstarten find, erhalten dieselben bis 5 Uhr in der Münzftr. 24, III. Bentrale der Betriebsräte des Wirtschaftsbezirks Groß- Berlin. gez. Richard Müller. Karl Bollmerhaus.

Rätefeindliches aus dem alten Magiftrat Genosse Arthur   Rosenberg schreibt uns:

Wenn der neue rote Magistrat von Berlin zustande kommt, wird er den Reinigungsbefen ordentlich zu schwingen haben, denn viele Mitglieder der hohen städtischen Bürokratie haben es bisher verstanden, nach ihren reaktionären Launen ruhig weiterzu arbeiten, ohne sich dabei durch die sozialistische Stadtverordneten­Mehrheit stören zu lassen. Ganz besonders haben es aber die aus dem Proletariat hervorgehenden Räte", die Betriebsräte und die Elternbeiräte, den Herren angetan. Mit Erstaunen hat die Deffentlichkeit fürzlich den Notschrei des Betriebsrats der   Berliner Deputation für die Kohlenversorgung gehört, und bald darauf mußte man erfahren, wie die Magistratsbürokratie die Befugnisse der Betriebsräte in den Kranten- und Pflegeanstalten einzu­schränken sucht. Aus diesem letzten Gebiet sei hier noch ein bea sonders krasser Fall mitgeteilt.

In der städtischen Jrrenanstalt Buch wirkt der Bürovorsteher Gebhardt, ein Reaktionär und Arbeiterfeind von reinstem Waffer. Der dortige Betriebsrat, der 400 Arbeiter und Pfleger hinter sich hat, wird von Gebhardt ständig angefeindet und in seiner Tätigkeit behindert. Während der Kapp- Tage trat Gebhardt äußerst provozierend auf und äußerte, Verhandeln mit den Ar­beitern hätten teinen Zwed, die Maschinengewehre müßten ent­scheiden. Die Arbeiterschaft von Buch richtete darauf eine Bes schwerde an den   Berliner Magiftrat, in dem sie die Entfernung bes Maschinengewehr- Freundes aus Buch forderte,