Familienangehörigen, die zahlreichen Kinder insbesondere leiden außerordentlich schwer unter der Erwerbslosigkeit ihrer Ernährer, und die in letzter Zeit wesentlich stärker hervor tretende Kindersterblichkeit ist ein mahnendes Symptom für die Folgen dieser Geisel, die mit voller Wucht auf die Arbeiterklasse herabsauft und noch in fünftigen Jahr­zehnten ihre Wirkungen äußern wird.

Was hat nun die Regierung bis jetzt zur Linderung der Arbeitslosigkeit getan? Aus den Mitteln der produktiven Erwerbslosenfürsorge sind bisher, wie der Arbeitsminister im Ausschuß mitgeteilt hat, ganze 126 Millionen Mark be­willigt, wodurch 61 000 Erwerbslose auf die Dauer von 4-5 Monaten der Arbeitslosigkeit entzogen worden sind. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Auch der Staats­sekretär Hirsch vom Reichswirtschaftsministerium vermochte lediglich Pläne darzulegen, von denen es noch nicht einmal sicher ist, ob sie die Zustimmung der Parteien und der Re­gierung finden werden. Was von ihm über die Notwendig­feit der Stetigkeit der Valuta gesagt wurde, was er über die Gefährlichkeit der Freigabe der Einfuhr ausführte, und über die Neigung der Industriellen, sich lediglich auf ihre Ueberlegenheit auf dem Weltmarkt infolge des die Ausfuhr begünstigenden Standes der Valuta zu verlassen, anstatt wie früher durch gute Qualität der Waren sich den Weltmarkt zu erobern, halten wir für vollkommen zutreffend. Durchaus richtig fennzeichnete er, vielleicht ungewollt, den in der tapi talistischen Gesellschaftsordnung begründeten Widersinn, daß Millionen arbeitswillige Hände und ein ungeheurer Bedarf an Gütern verbunden sind mit völliger Mittellosigkeit. Der Preisabbau müsse deshalb systematisch in Angriff genommen werden. Es gelte die Beseitigung der zusätzlichen Kauftraft, die in der ungeheuren schwebenden Schuld des Reiches von 130 Milliarden auftrete. Ordnung komme erst dann in das Wirtschaftsleben, wenn ein Ultimatumandie Noten­presse erfolge, wenn die schwebenden Schulden beseitigt, wenn insbesondere aber eine Einziehung der direkten Steuern erfolge und der Reichsbedarf mit normalen Mitteln gebedt werde. Die Steigerung der Kohlenproduktion hänge von dem Wohnungsbau ab. Auf dem Wege der bloßen Zu­schüsse sei nicht weiter zu fommen. Großzügige Wohnungs­fürsorge' bedeute eine Hebung des Baugewerbes und ein Antrieb für alle anderen Industrien zur höheren Beschäfti­gung. Die Fusionierung der Betriebe als einer unausbleib­lichen Folge des Kohlenmangels müsse eintreten. Der Textilindustrie seien in den legten Tagen größere Aufträge für die Versorgung der Bergarbeiter erteilt worden. Auch der Ver­fehrsminister wolle Aufträge geben. Auf diesem Wege fönnten vielleicht noch andere Schritte getan werden.

Es genügt aber durchaus nicht, daß die Regierung nur Pläne hat, sondern sie muß sie in aller Kürze auch zur Ausführung bringen. Wie Genosse Dißmann mit vollem Recht hervorgehoben hat, ist die umfangreiche Schaffung von Arbeitsgelegenheit die wichtigste Forderung der Arbeiterschaft. Sie will nicht auf Almosen gesezt werden, sondern erhebt den Anspruch darauf, daß für sie Arbeit ge­schaffen wird, Arbeit, die ihr einen ausfömmlichen Lohn und Schuh gegen die wachsende Verelendung gewährt. Aber nach dem bisherigen Verhalten der Regierung und der bürgerlichen Parteien müsse er ihren Absichten mit größtem Mißtrauen begegnen. Sie wollten den Wiederaufbau des Wirtschaftslebens auf dem Rücken der Arbeiter und der An­geftelten ausführen. Die Arbeiterschaft aber erhebe den Anspruch darauf, als Gleichberechtigte mitzuwirken, um in pen Produktionsprozeß mitbestimmend eingreifen zu können. Noch immer glauben die bürgerlichen Parteien, daß sie die Arbeiterschaft mit einigen Brosamen befriedigen können. Auch das Zentrum und die Demokraten scheinen der ihnen noch nachlaufenden Schichten der Arbeiter und Angestellten durch aus sicher zu sein. Sie hoffen, sie erneut einlullen zu können, wenn sie irgend welche Palliativmaßnahmen beschließen. Es gilt deshalb, der gesamten Arbeiterschaft zu zeigen, daß sie den bürgerlichen Parteien den schärfsten Kampf ansagen muß, und daß im Kapitalismus   eine restlose Verwirt lichung ihrer Forderungen nicht möglich ist, und daß nur der Sozialismus ihnen mit der planmäßigen Regelung des Wirtschaftslebens auch eine Erfüllung ihrer Forderung fichert.

Der Amnestieskandal

In der unerhörtesten Weise ist von der Justizverwaltung mit der Amnestie Mißbrauch getrieben worden. Tausende von Arbeitern, die auf Grund ihrer Bestimmungen längst hätten in Freiheit sein müssen, füllen nach wie vor die Ge­fängnisse und Zuchthäuser, in die sie nach Niederschlagung des Kapp- Putsches geschickt worden waren, meist unter an den Haaren herbeigezogenen Beschuldigungen. Aber die Kappisten selbst laufen frei herum: es find jetzt so ziemlich alle hervorragenden Teilnehmer des Putsches bis auf Kapp und Lüttwig selbst amnestiert worden: die Traub und Brebered, die Faltenhausen und von Kessel und wie sie alle heißen. Traub, der Minister der Kappisten, soll im Sinne der Am­nestie fein Führer sein. Mit dieser Begründung wagt man es, ihn außer Verfolgung zu setzen. Dann wäre eigentlich auch Kapp kein Führer gewesen, der von den militärischen Stellen bekanntlich erst zum Führer gemacht wurde.

Nichtamnestiert aber sind Führer des revolutionären Proletariats aus den Berliner   Januartagen des Jahres 1919, wie die Genossen Emil Eichhorn   und BauI Scholz. Das Verfahren gegen sie soll weitergehen, weil es im Januar 1919 eine Reichsverfassung überhaupt nicht gab und damit angeblich auch kein Hochverratsvergehen gegen das Reich. Man will die Januarbewegung 1919, die sich ganz ausgesprochen gegen die damalige Reichsregierung rich­tete, von der Amnestie, die sich ausdrücklich nur auf Hoch verrat gegen das Reich erstreckt, ausdehnen und zwar aus rein formalen Gründen, deren Stichhaltigkeit aber erst noch nachgewiesen werden müßte. Und weshalb? Weil es sich um Führer des revolutionären Proletariats handelt, die man unschädlich machen möchte! Bei Reaktionären wäre man nach der ganzen bisherigen Praxis nicht so formalistisch ge= wesen.

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In diesen Tagen darf es zum Ausgleich ein Staatsanwalt wagen, gegen eine Beitung eine Anflage im öffentlichen Interesse" zu erheben, die schärfste Kritik an dem Gebahren eines offenfundigen Kappisten geübt hatte. Es handelt sich um die rechtssozialistische Breslauer Bolts wa ch t", die darüber folgendermaßen berichtet:

Wegen Berdachts, die Führer des Freikorps Aulock, die dritte Marinebrigade und das Freitorps Faupel in Beziehung auf ihren Beruf beleidigt zu haben, ist von der Staatsanwaltschaft gegen unseren Berantwortlichen, Genossen Zimmer, ein Verfahren eingeleitet worden. Höher gehts nimmer.

Der Arbeitermörder Aulod läuft frei umher. Von der Be­strafung jener Verbrecher, die die Volkswacht" zerstörten, hört man tein Wort.

Aber da die Staatsanwaltschaft von der Notwendigkeit, jeman­den wegen der Kapptage zu bestrafen, fest überzeugt ist, fucht sie sich sozialdemokratische Redakteure aus, die Mut genug besaßen, das Verbrecherische und Ehrlose der kulturschänderischen Kapp­schergen an den Pranger zu stellen."

Der Fall ist umso skandalöser, weil die Aulockleute den Redakteur unferes Breslauer Parteiorgans, den Genossen Schottländer, entführt und mit vielen Leidensgefährten ermordet hatten. Erst lange nach der Tat konnten ihre Leichen gefunden werden. Der die Untersuchung führende Richter erklärte, daß er zwar die des Mordes dringend Ver­sie von ihren militärischen Verbänden dächtigen kenne, ihrer aber nicht habhaft werden könnte, weil es sind die, wegen esse" angeklagt wurde! deren Beleidigung die Volkswacht" im öffentlichen Inter­geschützt würden.

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Es wäre föricht, von der Regierung irgend welche Maß­nahmen gegen den die Anklage erhebenden Staatsanwalt er warten zu wollen. Er ist ihr Mann und wird den Prozeß durchführen. Diese Verhandlung aber wird die Schande der deutschen   Justiz vermehren. Sie wird einen einwandsfreien Beweis für die Parteilichkeit der beamteten Justizpfleger erbringen, wie er nicht besser gedacht werden kann. Wer sich aber erkühnte, angesichts aller dieser praktischen Beispiele zur republikanischen Rechtspflege von einer Klassenjustiz reden zu wollen, der riskiert es totsicher, mit ihr nähere Bekanntschaft zu machen, als ihm lieb ist! Und das von Rechts wegen".

Zwischen Krieg und Frieden Eine Unterredung mit T. Arelrod ( Von unserem Sonderberichterstatter.)

Kowno  , 2. September.

Trotzki über die Lage Sowjet­Rußlands

DE. Helsingfors, 8. September.

In einem Artifel in der Petersburger Prawda" vom 4. Auguft unter der Ueberschrift: Das Kuban- Gebiet hat sich nicht erhoben" stellt Trotti mit Befriedigung feft, daß sich die Soffnungen Wrangels   auf eine Erhebung der Kuban- Kosaken, die der Ausschiffung der Wrangelschen Landungstruppen an der Küste des Asowschen Meeres folgen sollte, nicht verwirklicht haben. Die roten Truppen hätten die Landungstruppen von der Küste abge schnitten und ihre Basis eingenommen. Das Kuban- Gebiet habe dem Baron den Rüden gekehrt. Während der Schlacht mit den Landungstruppen Wrangels   ist der Befehlshaber der Roten Ar mee und Vorsitzende des Metallarbeiterverbandes, Kassior, schwer verwundet worden.

Bolschewistischer Vormarsch in Georgien  

Paris  , 8. September. schlossenen Wafenstilstandes die Boliche wist en weiter vor und Nach einer Havas- Meldung aus Tiflis   rüden trotz des abge haben die Distritte von Karabagh, Sangesur und Nachitschewan besetzt.

Die oberschlesische Kohle

Eine deutsche Note an die Friedenskonferenz Berlin  , 8. September Die deutsche   Friebensbelegation in Paris   hat ber Friedenskonferenz folgende Note überreicht: Unter rücksichtslosen Gingriffen in die Versorgung der deutschen  Rohlenoerbraucher hat die deutsche Regierung alles daran gefest, um die in Spaa übernommenen Roblenlieferungsvers pflichtungen zu erfüllen. Ihre Bemühungen waren bis her von Erfolg gekrönt. Die täglichen Lieferungszahlen des Monats August lassen erhoffen, daß das Lieferungssoll in diesem Monat ers reicht werden wird.

An demselben 31. August, an dem die polnische Delegation nach Abbruch der Verhandlungen Kowno   verließ, traf der Vertreter der Sowjetregierung, T. Axelrod, hier ein. Agelrod kam aus Minst und infolgedessen drehte sich die Unterhaltung, die ich mit ihm hatte, zunächst um die russisch- polnischer Die deutsche Regierung hält sich jedoch für verpflichtet, die Auf Friedensverhandlungen. Arelrod glaubt, daß der Ein- merksamkeit der verbündeten Regierungen mit allem Nachdrud fluß der Franzosen   sich nicht nur in der militärischen Führung, darauf zu lenken, daß ihr die Erfüllung der von ihr eingegangenen sondern auch in den politischen Maßnahmen start bemerkbar macht, Berpflichtungen unmöglich gemacht wird, wenn die Kohlenpro daß von einer selbständigen polnischen Politik überhaupt nicht ge- buktion, die thr zur Zeit der Verhandlungen von Spaa zur Ber sprochen werden kann. An einen Abbruch der Friedensverhand- fügung stand, eine Einschränkung erfährt. Diese Voraussetzung lungen glaubt er nicht. Bon russischer Seite werde er feines­ist durch die immer ernster werdende Lage in Oberschlesien  falls erfolgen und auch die Polen   dürften es kaum wagen, die eingetreten. Verhandlungen abzubrechen.

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Während die mit den Vertretern der Bergarbeiter- Organisationen vor kurzem in Oberschleften geführten Verhandlungen volles Ver ständnis der Bergarbeiter für die überaus schwierige Lage Deutsch  lands und thre Bereitwilligkeit erkennen ließen, durch Mehrarbeit bie oberschlesische Kohlenförderung zu steigern, haben die augenblid lichen Borgänge in Oberschlesien   bewirkt, daß im Gegenteil die Kohlenproduktion erschreckend gesunken ist und daß von dem Deutschland   belaffenen Anteil an der oberschlesischen Kohlenförderung nur noch verschwindende Mengen nach Deutschland   gelangen. Ein Erfaz dieser Fehlmengen durch eine weitere Kürzung der Inland

Von einer Einmischung der Entente in Riga   hat Axelrod feine Befürchtungen in der Ueberzeugung, daß die russischen Bedin­gungen so flar und unzweideutig formuliert sind, daß auch die Einmischung der Entente daran nichts ändern könne. Der einzige Punkt, über den man sich bisher mit den Polen   in Minsk   einig geworden ist, ist die Grenzfrage. Die Polen   haben im wesent lichen das weitgehende russische Angebot der von Lord Curzon  festgelegten Grenze angenommen. Nur in Bezug auf Litauen  in Curzon- Linie   nicht an­scheinen sie Vorbehalte zu machen und die zuerkennen. Das geht daraus hervor, daß sie den russisch- litaui- versorgung ist nicht möglich. schen Friedensvertrag nicht respektieren und Gebiete für sich bean­spruchen so Wilna   und Grodno   die den Litauern zuge­sprochen wurden. Die Entwaffnungsforderung und die Demobilisation auf 60 000 Mann haben die Polen  strikte abgelehnt. Das ist der erste große Konfliktpunkt, der zu überwinden sein wird, nachdem die russische Forderung auf Schaffung einer Arbeitermiliz von der Sowjetregierung fallen ge lassen wurde. Die Polen   lehnen auch die russische Forderung ab,

daß eine Bertretung der polnischen Arbeiterschaft an den Friedens verhandlungen teilnehmen soll. Ebenso weisen sie die Forderung zurück, sich zum Aufbau der in Polen   selbst vorgenommenen Zer­störungen, vor allem der Arbeiterwohnungen, zu verpflichten. Diese Frage scheint bei den Verhandlungen mit großer Unklarheit be­handelt worden zu sein. Die Polen   behaupten, daß es sich dabei um eine versteckte Kontribution handle. Die wichtigste polnische Forderung aber ist bisher kaum bekannt geworden: Bolen verlangt das Protettorat über Litauen  , Weißruthenien lehnte und auch für die Selbständigkeit Dftgaliziens eintrat. und die Ukraine  , während die russische Delegation dies ab­

Ueber die damit angeschnittene ukrainische Frage äußerte Arel­tob sich sehr optimistisch. Er glaubt, daß es Wynnitschento bereits gelungen sei, alle fommunistischen Gruppen der Utraine zu einer Partei zusammenzuschließen, daß auf Grund dieser Partei sich eine Regierung Wynnitschenko bilden werde, die in einem fö­berativen Verhältnis zu Rußland   stehen werde.

Rußland nicht für ungünstig. Frankreich   set völlig isoliert und Die allgemeine europäische   Lage hält Axelrod für stände mit Polen   allein in ungünstiger politischer Situation. Sicherlich gingen von Ungarn   Tendenzen aus, einen neuen Krieg gegen Rußland   zu entfachen, aber fie bedeuteten teine ernsthafte Gefahr für die Sowjetregierung, da die Ungarn   mit dem Wider­stand der Arbeiter der ganzen Welt zu rechnen hätten. Deshalb sei ein Krieg gegen Rußland   nicht mehr möglich. Das gesamte internationale Proletariat jei jetzt erst gegen jeden Krieg überhaupt, der einzige Krieg, der noch möglich sei, ein Kampf gegen Polen  , das sich in der ganzen Welt verhaßt gemacht habe. An einen Abbruch der englisch   russischen Berhand­Iungen glaubt Axelrod nicht. Die Engländer würden Kamenew  seien, ihre Bässe zu fordern. Rußland, so schloß er, werde in der und Krassin nicht in eine solche Lage bringen, daß sie gezwungen jezigen politischen Situation dank der Saltung der internatio nalen Arbeiterschaft einen sehr guten Frieden haben.

Reine Anerkennung Wrangels

Mostan, 8. Geptember.( Durch Funkspruch.) Ramenew hat sich an den englischen Premierminister Lloyd nach der Anerkennung Wrangels   durch die französische   Regierung George mit der Frage gewandt, wie die englische   Regierung fich zu ersterem verhalte, ob England vielleicht für die Angriffe Wrangels   verantwortlich sei und ob England sich vielleicht ver­pflichtet fühle, in Anbetracht seiner früheren Schritte zugunsten Wrangels neue Maßnahmen zu seiner Unterstügung zu ergreifen.

Lloyd George   erwiderte bestimmt, daß die englische Regie­rung die Absicht habe, die Kampfhandlungen in Osteuropa   zu be enden, und nur die persönliche Sicherheit der in der Krim   befind­lichen Truppen und Flüchtlinge garantieren wolle. England habe nie die Absicht gehabt, die Krim   son Sowjetruhland zu trennen oder sich oder Wrangel die Herrschaft über die Krim   vorzubehalten. im Die Kampflage im Osten

dos tromisis Königsberg  , 8. September. Jm Suwalti- Gebiet, nördlich von Sotolta und bei Kamenez­Litowst örtliche Kampfhandlungen. In der Gegend Grubeschow Litowst örtliche Kampfhandlungen. In der Gegend Grubeschon hält die polnische Verfolgung der Armee Budjenny an. Destlich von Lemberg   dehnten die Polen   ihre Angriffsfront weiter nördlich aus und überschritten zwischen Kamionia und Bust den Bug. Gegenangriffe der Bolschemisten bei Bust und Krasne wurden ab­gewiesen. Dagegen mußte die polnische Front zwischen Chodorow gewiesen. Dagegen mußte die polnische Front zwischen Chodorow und Rohatyn   zurüägenommen werden.

Der deutschen   Regierung ist durch die Bestimmung des Friedens bertrages jebe Möglichkeit genommen, ihrerseits für eine Beseitigung der Gründe des Rückganges der oberschlesischen Steinkohlenförderung Sorge zu tragen. Sie beehrt sich daher, an die verbündeten Regierungen nochmals die dringende Bitte zu richten, unverzüglich bie in den deutschen   Noten vom 21. und 25. Auguft geforderten Maßnahmen zu ergreifen.

Nach gestern eingegangenen telegraphischen Meldungen soll die Interalliierte Kommiffion die Kohlensendungen aus Oberschlesien  überhaupt gesperrt haben.

Konferenz durch den Mund des Ministerpräsidenten Herrn Blond Wie die deutsche Delegation in Spaa bargelegt und die dortige George und des Präsidenten der Konferenz Herrn Delacroi abkommens vom 16. Juni d. J. abhängig von einer auss ausdrücklich anerkannt hat, ist die Ausführung des Kohlens reichenden Belieferung Deutschlands   mit oberschlesischer

Rohle.

Schweres Erdbeben in Italien  

DA. Rom, 8. September.

Im nördlichen Teile der Provinz Toscana   fand gestern ein schweres Erdbeben statt. Der Stoß dauerte etwa fünf Minuten und war von großer Heftigkeit. Eine ganze Anzahl vo Ortschaften find ganz oder zum Teil zerstört und zahlreiche Menschenleben sind verloren gegangen. Die Ge meinde Fiviccano ist vollständig zerstört. Bon ben 17 000 Ein wohnern find zahlreiche Personen tot oder verwundet, die anderen find obdachlos. In Viareggio   wurde die Kirche fast ganz vers Kirche einstürzte. Telegraphen- und Telephonleitungen sind zer nichtet, während in Caftrofrando di Sotto die Dede ber follen Montignojo, Forni und Riverjans voulommen stört, es ist deshalb unmöglich, Einzelheiten zu erfahren, doch vernichtet sein. Die Bevölkerung flüchtete in vollkommener Banit und es spielten sich herzzereißende. Szenen ab. Bei der vollkomme zahlreiche Personen dadurch schwer verlegt, daß sie aus den Fens nen Kopflosigkeit der Bewohner wurden in verschiedenen Städten steen sprangen oder sich auf die offene Straße begaben, wo sie von herabstürzenden Ziegeln erschlagen wurden. Nähere Angaben über die Gesamtverluste fehlen noch. Das Erdbeben war auch an der Küfte der gesamten Riviera zu verspüren, doch richtete es dort feinen Schaben an. Die italienische Regierung hat aus Florenz  und Spezia Genietruppen und Aerzte zur Silfeleistung in das Erdbebengebiet entsandt.

Schiedsspruch im Bankgewerbe

Berlin  , 8. September.

Vom Reichsarbeitsministerium wird mitgeteilt: Bekanntlich hat das Reichsarbeitsministerium einen Schiedsspruch über einen Reichstarifvertrag für das Bankgewerbe gefällt. Da die Zentralverbände des Bantgewerbes diesen Schiedsspruch in seinem vollen Umfange bisher nicht angenommen haben, fanden fürzlich auf Einladung des Reichsarbeitsministeriums neue Ver handlungen über die seitens der Parteien gestellten Bedingungen statt. Mangels einer Einigung empfahlen die drei unparteiischen Schiedsrichter: Ministerialrat Dr. Sizler, Münzdirektor Dr. Bickert und Reichsgerichtsrat, Zeiler, eine Vereinbarung, die die Annahme des Schiedsspruches mit einigen Aenderungen unter Zu rüdstellung der weitergehenden Forderungen vorsieht. Diese Aenderungen betreffen hauptsächlich die Haushaltungszulage, die Teuerungszulage für weibliche Angestellte und die Vergütung für Ueberstunden, die nunmehr nach festen Sägen bemessen werden soll. Die Parteien sollen sich bis zum 20. September über die An­nahme dieses Vorschlages erklären.

Es darf erwartet werden, daß eine Einigung auf dieser Grund­lage zustandekommt, und damit der seitens der Angestellten seit langem angestrebte Gedanke des Reichstarifvertrages endlich vers wirklicht wird.

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