" L Räte, Partei und. 3. Internationale Von Richard Seidel. Die Diskussion über den Anschluß an die Moskauer   Jnter- nationale bringt seltsame Erscheinungen hervor. Zu den er- mwnlichsten Ueberraschungen dieser Tage durste gehören. daß wir plötzlich beobachten müsien, wie diejenigen unter un- leren Genossen, die in den Arbeitcr-oderBetriebs- �ät e n den einzig wirksamen Hebel der Befreiung d e s P r o l e t a r i a t 5 anerkennen, der Befreiung vom Ka- prtalismus, wie der Befreiung von der Partei- und Eewerk- lchaftsbureaukratie, plötzlich ihren Besitz an Erkenntnissen und Argumenten preisgeben und bereit sind, auch die Räte unter das Machtgebot der zentralistischen Internationale in Moskau   zu stellen. Die soeben noch einen heißen Kampf um öle selbständige Räteorganisation geführt haben, die eben noch forderten, daß die V o l l v e r s a m m- Zungen der Räte bei allen wichtigen Aktionen der Arbeiterklasse die letzte Entscheidung zu fällen haben, Jtotz ihnen, nicht der Partei noch den Gewerkschaften, d i e Führung im Kampfe gebühre sie alle empfehlen uns nun mit dringenden Worten die Anerkennung der Mos- kauer Bedingungen, Statuten und Resolutionen. Das' heißt, sie erklären ihre Bereitschaft, auch die Räte, in welcher durch ble Gesetzgebung oder die Macht der Arbeiterklasse bestimm- ten Form sie immer erscheinen mögen, der Parte ior- g a n j.s a t i o n, der kommunistischen   Parreiorgani- sation zu unterstellen, die nach den Beschlüssen des Moskauer Kongresses selbst nur ein willenloses Glied des internatio- sialcn Exekutivkomitees ist. Die Anerkennung dieser Form sier Räteorganisation verändert die Selbständigkeit der Räteverbindungen, die eben noch die brennendste revo- lutwnäre Forderung des Tages war, in eine Abhängig- 'eit dritten oder vierten Grades. .Die Leitsätze überKommunistische Partei   und proleta- rische Revolution" erklären die Idee, die Räte könnten die Partei ersetzen, fürgrundfalsch und reaktionär". Sie for- dern eine N eueinte ilung der Arbeiterbewegung in l. Partei, 2. Sowjet, 3. Produktionsverband sGewerkschaft) suud fügen hinzu, auch die Arbeiterräte müssen beständig und systematisch von der ko in mu- aistischen Partei geleitet werden. Wie diese �systematische Leitung" gedacht ist, daß sie nichts ist als eine Diktatur der Parteileitung, ist in diesen Tagen öfters dargelegt worden. i Run haben wir nie der Auffassung zugestimmt, daß die Räte die Partei ersetzen oder die Oberleitung über die Ar- beiterbewegung übernehmen könnten. Aber wenn die Räte und die Vertretungskörperschaften ihrer Organisationen für die Führung des Klassenkampfes einen so großen Wert haben, wie unsere Partei ihnen in der Tat stets beigemessen hat, so doch darum, weil sie als ständig unter den arbeitenden und kämpfenden Massen lebende Organe Stimmung und Willen der Arbeiterklasse am besten kennen. Ihr Wort kann daher bei der Entscheidung über die Führung von großen Aktionen von gewichtiger Bedeutung sein, wenn ihr Urteil ergänzt wird durch dasllrteilderPartei- Leitung, das sich bildet aus der genaueren Kenntnis der politischen Lage und der sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Hemmungen für eine Aktion. Darum haben wir einem Zusammenwirken zwischen Rätekörperschaftcn und Partei und Gewerkschaften das Wort geredet, einem Zusammenwirken, Psts uns nur möglich und fruchtbar erscheint bei voller Gegenseitiger Anerkennung, voller Frei- heit der Entschließung und gleicher Berech- �tigungallerTeile. Das seinen Halt lediglich empfängt »on gleicher Gesinnung und gleichem Willen der drei Glieder, das indes völlig sinnlos wird, wenn die letzte Entscheidung und das ausschlaggebende organisatorische Machtzentrum bei einem kleinen Kreise von Päpsten und Kardinälen liegt. Wenn das Wort der Räte allenfalls gehört werden soll, ohne daß es Beachtung fordern kann, so ist dieses Recht gleichbedeutend mit jenem, das der schlimmste Typ der Scharfmacherseinen" Arbeitern gewährt, wenn er ihnen ge- stattet, ihre Wünsche vorzutragen, um danach eigenmächtig über Erfüllung oder Ablehnung zu entscheiden. Wir ver- Mögen uns nicht vorzustellen, daß Personen von Charakter Geneigt sind, eine solche Rolle in der Arbeiterbewegung zu spielen. ! Personen von Charakter und unerschrockenem, auf starkem Selbstbewußtsein beruhender Freimütigkeit sind aber auf solchem Posten allein am Platze. Wir sagten schon,, dag es für die Leitung einer enticheidenden politischen Aktion von ungeheurem Wert sein kann, wenn sie Gelegenheit hat, sich bei den Betriebsräten oder wie sie immer beißen wögen über die Stimmung der Arbeiterklasse zu unter- richten. Soll diese Unterrichtung eine feste Basis für eine Entscheidung haben, so ist es notwendig, daß die mitwirken- den Räte ihr Urteil in voller Freiheit und Aufrichtigkeit und ungeschminkt abgeben. Wird das der Fall sein, wenn die Rate sich als untergeordnete, zum Gehorchen bestimmte Or- gane fühlen müssen? Kann das der Fall sein, wenn sie er- warten müssen, für ihre Ehrlichkeit bestraft zu werden, indem sie der nächstenReinigung" der Partei zum Opfer fallen. Und weiter. Diese Mitwirkung der Räte an den Eni- scheidungcht über die Leitung wichtiger allgemeiner Bewe- gungcn ist vollends wirksam nur als Mittel der Selbst- bestimmung der Massen. Soll sie völlig rein zum Ausdruck kommen und soll die Haltung der Räteorgane wirk- sich ein getreuer Spiegel der Meinung der Arbeitcrklape sein, so müssen die Arbeiter und Angestellten und Beamten wirklich in freier Wahl ihre Vertreter bestimmen. Dann darf es nicht heißen, das Exekutwkomites hat das ftecht,von den ihr angeschlossenen Parteien den Anschluß von Gruppen und Personen zu verlangen, die die inter  - Nationale Disziplin verletzten.. oder gegen Beichlusie des Weltkongresses verstoßen. Unsere Partei hat den Rate- Gedanken neben anderen Erwägungen �7 auch deswegen sreudig angenommen, weil sie erkannt hat, daß die State m solcher Weise ein wichtiges Mittel im Klassenkampse sein können. Aber dieser Gedanke fällt völlig zu Boden, wenn dieReinheit der Partei" und ihre Machtstellung m,t.H,lfc der K 0 r r e k t u r d e r R ä t e w a h l e n erhalten wird, was nach der zitierten Stelle aus den Statuten der kommunisti  - !chen Internationale jederzeit möglich und in Rugland   ve- reits Brauch ist./_.. v Die Kämpfe, denen das Proletariat entgegengeht oder in denen es richtiger gesagt ständig begriffen ist, müssen sion der Masse sc'lbst geführt werden. Die Leitsätze der Moskauer über Eewerkichaften und Betriebs- �te legen daher Wert auf die Betriebsrate, weil diege­wählten Betriebsräte die allerbreitesten Massenorganisatio- nen des Proletariats" feien. Aber mit der allerbreitesten -Nasse allein ist es nicht getan, ebensowenig mit dem Befehl Zum Kampfe. Die Kämpfe, auf die es uns ankommt. können nur erfolgreich bestanden werden von einer selbst- dewußten, energischen Arbeiterklasse, die über ihr Schicksal und über ihre Aktionen selbst bestimmt durch Organe, die in freier Wahl aus den Massen selbst hervorgehen. Dieses Selbstbestimmungsrecht allein ist imstande, Ausdauer im Kampfe, Schärfe des Urteils. Perantwort- lichkeit und nicht zuletzt Vertrauen zur äußersten Spitze der Leitung der Bewegung, ohne die im akuten Stadium des Kampfes nämlich nicht auszukommen ist, in der Arbeiterklasse zu erzeugen. Die Abhängigkeit aber von einer unkontrollierbaren, allgewaltigen Spitze und die ständige Bedrohung mit der Reinigung erzieht nicht selbstbewußte Kämpfer, sondern Heloten ohne eigenen Willen. Wie oft und wie hoch ist uns das Recht der Ab- berufbarkeitder Räte gepriesen werden! Wir lassen uns dieses System gern gefallen, wenn es dazu dienen soll. den Willen der Massen im Willen seiner gewählten Orgare jederzeit getreu wiederzuspiegeln. Aber es hat nur dann einen Sinn, wenn die Arbeiterklasse die Gewißheil hat, daß die Gewählten in der Tat in der Führung der Bewegung ent- scheidend mitwirken. Kurz, die trefflich st enElemente desRätesystcmsals Mittel im Kampfe Zehen   verloren durch solche Unterordnungen unter einen mächtigen unan- tastbaren Willen einer kleinen Führergruppe, die die Partei repräsentiert. Funktionärversammlung! Die Fortsetzung der Debatte über die dritte Internationale erfolgt heute abend k Uhr in derR e u e n W e l t", Hasen- Heide. Es wird noch besonder» darauf aufmerksam gemacht, daß der Eintritt nur gegen Vorzeigung der roten Karte und des Mitgliedsbuchs gestattet wird. Wir find eben im Begriff, eine Räteorganisation ein- zugliedern in die Kampfcadrss der Arbeiterbewegung. Wir bringen die nach dem Vetriebsrätegesetz gewählten Ver- tretungen, ihrer fürs erste vorwiegenden Be­stimmung gemäß, in enge Verbindung mit den E e w e r k- fchaften, wobei wir uns einmal in Ueiereinstimmung befinden mit den Moskauer   Leitsätzen, in denen gesagt wird: Die Verteilung der Aufgaben unter den Betriebsräten und Gewerkschaften ist ein Ergebnis der geschichtlichen Entwick- lung der sozialen Revolution". Das heißt, auch wir glauben. daß die Praxis der Bewegung die Organisationen und Körperschaften schon in das richtige Verhältnis zuein- ander bringen wird, wenn wir das Ziel kennen und scharf im Auge behalten. Das gleiche gilt für die Parlei. Wenn wir von den Gewerkschaften fordern, daß sie die Räte nicht auffressen und dem Gebot der Instanzen widerspruchslos unterordnen, so können wir der Partei diese Macht ebenso­wenig geben, solange wir die Arbeiterbewegung als Ganzes in unsere Rechnung setzen. Aber auch als Partei haben wir ein Interesse an den Räten und in enger Fühlung mit ihnen, weil sie, auch in ihrer gegenwärtigen gesetzmäßigen Gestalt, der Arbeiter- dewegung im Verein mit der Partei die schätzbarsten Dienste in der oben dargestellten Weise leisten können, jedoch nur, wenn sie ihre freie demokratische Verfassung behalten, wenn sie als Organ erhalten bleiben, die Mit- bestimmung undVerantwortungderMassen am reinsten Geltung verschaffen, und wenn sie als g l c i ch- berechtigtes Glied neben der Partei stehen. Diese Rechte ihnen zu bewahren, ist die Pflicht unserer Partei. Die dritte Internationale und die Spaltung der Gewerkschaften Laut Bericht der.JSwestija' vom 10. August fand am 7. August die erste Sttzuug des neuen Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale   statt. Nach Konstituierung deS Komitees wurde in Berbindung mit der bevorstehendeu Abreise der Delegierten»um Juternationale» Metallarbeiterkongreß w Kopenhagen die Frage über die Direktive» der Kommunistischen Internationale für die Tele- gation erörtert ES entspann sich eine prinzipielle Diskussion über Aufgaben der Kommunistischen Juternationale auf dem Gebiete Scwerftchastzbewegung. J» der grundlegenden Frage erteilte da? Exekutivkomitee der Delegation folgende Direktive: 3" nationalem Maßstäbe ist die Spaltung der rechtsstehenden opportunistische» Gewerkschafte» nur in Ausnahmefällen zulässig, denn hier handelt cS sich um Massenorganisationen, die man von innen heraus erobern muß. Im i n t e r n a t t 0 n a l en Maßstab- ledoch muß man im Gegenteil auf die Spaltung hin- n Amsterdamer gelbe Vereinigung ist die tzanptstütze der Bourgeoisie. Die.Führer" Amsterdams und wt-rnationalen gewerkschaftlichen Verbände sind geborene Geschäftemacher, die, nachdem sie auf dem Rücken der Gewerk- fchaften Platz genommen, die gewerkschaftlicheBewegung in geschickter Weise ausbeuten. Auf dem internationalen Metallarbeiter- bongrest muß man«m jeden Prei» wenn auch nur einen Teil der Verbände vom gelbe« Amsterdamer Bund ab- spalten. Soweit der Bericht deS amtlichen russischen OrganS. Bekanntlich konnte die russische Delegation an dem Kopenhagener Kongreß nicht teilnehmen, weil sie keine Einreiseerlaubnis erhalten hatte. Aber selbst wenn sie Gelegenheit gehabt hätte, au dem Kongreß teilzunehmen, hätte sie wohl kaum mit den Direktiven deS Moskauer  Exekutivkomitees irgend einen Erfolg gehabt. Zur Auswanderungsfrage Um falsche Schlugfolgerungen zu verhindern, die zum Teil durch ungenaue Berichterstattung hervorgerufen sind, ersucht uns Ee- nasse Viktor Kopp   um die Feststellung, daß seine zu dem Ee- nassen Dittmann gemachten Aeußerungen sich nur auf die Auswanderungsfrage bezogen haben. Dies hat Genosse Dittmann übrigens in seinem letzten Artikel selbst hervorgehoben. Wie schon aus früheren Aeußerungen des Genossen Kopp, die wir veröffentlicht haben, hervorgeht, steht auch er auf dem Standpunkt, daß eine Auswanderung deutscher   Arbeiter nach Rußland   gegen­wärtig nicht in Betracht kommen kann. Die Anfchlutzfrage in Frankreich  Paris  , 8. September. Wie die Blätter mitteilen, hat der ständige verwaltungsaus- schütz der Sozialistischen Partei sich in einer bis Mitternacht wäh- rcndcn Eeheimsttzung mit dem Bericht Frossards über die An- nähme der neuen Bedingungen beschäftigt Zie die Sowjets für den Eintritt in die Dritte International« aufgestellt haben. Es. wurde beschlossen, die ganze jrauzösische Sozialistische Partei übee die Frage de« Beitritts zur Dritten Internationale entscheiden zu lasset,..*-- Die Stellung der Organisationen Solingen   für die Bedingungen Eine starkbesuchte Versammlung der Parteiorganisation für den oberen Kreis Solingen beschäftigte sich am Sonnabend mit der Frage des Anschlusses an die dritte Internationale. Bühl   er lRemscheid), der auf der Reichskonferenz anwesend war, erklärte, daß er für den Anschluß an Moskau   sei. aber auf der Grundlage der 21 Punkte sehe er keinerlei Möglichkeit hierzu. Die Dis­kussionsredner erklärten sich in ihrer Mehrzahl für die Annahme der Bedinrni ugen. Mit 358 gegen 17 Stimmen wurde schließlich folgende Resolution angenommen: Die Kreis-Eencralversammlung des oberen Kreises Solingen  steht voll und ganz auf dem Boden der vom 2. Kongreß der 3. In- ternationale gefaßten Beschlüsse und Leitsätze. Die Versammlung ist der Ansicht, daß der Anschluß an die 3. Internationale so- fortzu erfolgen hat. Der Anschluß darf nicht an der Person «iniaer opportunistischer Führer-scheitern. Wer sich nicht zu den Leitsätzen der 3. Internationale bekennt, soll seine Konsequenzen ziehen, andernfalls Ausschluß erfolgen muß. Die Versammlung fordert die sofortige Einberufung eines außerordentlichen Parteitages. Die Versammlung verurteilt aufs schärfste die antibolschewistische Propaganda des Genossen Dittmann, weil diese Propaganda konterrevolutionär ist. Die Versammlung fordert von der Parteileitung die sosortige Propagierung von politischen A r b e i t e r r L r e n und deren Wahl. Wer Die Wahl von politischen Räten sabotiert, gibt offen zu, daß er den Kampf(um zur Ergreifung der politischen Mach: zu gelangen) fürchtet." In einer Parteiversammlung für den unteren Kreis Solingen wurde die gleiche Resolution mit 173 gegen 19 Stimmen ange- nommen. Genosse Hermann Merkel, der Leiter derBeraischen Arbeiter- stimme", gibt im Anschluß an diese Beschlüsse in oem Blatte fol- gende Erklärung ad: Die Kreis-Generalveriammlung hat entschieden, daß die Unab- hängige Sozialdemokratische Partei   des Kreiies die 21 Thesen der Moskauer Internationale anzunehmen habe. Dieser Beschluß kann mich nicht verpslickten, da er meiner politischen Ueberzeugung in so hohem Maße zuwider ist, daß die Parteidisztplin ihre Binde-! kraft verliert. Ich ziehe aus dem Beschluß die Konsequcn- z e n. Meine Parteizugehörigkeit wird von dem Beschluß nicht be- rührt, da er die Sanktion des Parteitages noch nicht gefunden hat. Anders ist es mit meiner Parteistellung. Ich habe dem Verlag! unseres Blattes mein Entlassungsgesuch eingereicht, da ich nicht Kommunist sein kann. Verständliche Gründe notigen mich, bis ich eine andere Tätigkeitsmäglichkeit gefunden habe, an dem Blatte weiterzuarbeiten. Meine Arbeit kann nur noch eine for- male sein. Für mein Arbeitsgebiet trage ich keine politische Ver- antwortung mehr. Trotz der Lohnarbeit werde ich mich bemühen. in der Auswahl der Artikel so zu verfahren, daß ich auch bei Den. geänderten Auffassungen meiner bisherigen Gesinnungsgenossen mit blankem Ehrcnschild von ihnen scheiden kann. So rasch, als es die Umstände erlauben! Das mir übertragene Reichstagsmandat steht dem Be- zirksparteitag zur Verfügung." Der Bezirksvorstand Schleswig-Holsteins  gegen die Bedingnngen Der Bezirksvorstand der U. E. P. ftr die Provinz Schleswig- Holstein   und ein großer Teil Parteifunktionäre nahm bei zwei Stimmenthaltungen folgende Entschließung an: Der Bezirksvorstand der Provinz Schleswig-Holstein   und ein großer Teil Parteifunktionäre Kiels   und der Provinz nahmen zu den Moskauer   Verhandlungen Stellung. Die Versammelten er- klären dem russijchen Proletariat ihre vollste Sympathie, Ob­wohl unsere Partei tatkräftigst den Zusammenschluß mit d« 3. Znteriiationale erstrebt, erklären sie, daß die Aufnahme- bedingungen keine Grundlage für den Anschluß einer Massenpartei an die 3. Internationale bilden können, sollte nicht die Selbständigkeit, Bewegungs» freibeit und alle bisherigen Grundsätze der Partei preisgegeben weroen. Die Versammelten fordern die Zentralleitung der Partei auf, dem Beschlüsse des Leipziger Parteitages folgend, umgehend mit den sozialrevolutionären Parteien der übrigen Länder Füh- lung zu nehmen, um den internationalen Zusammen- schluß der sozialrevolutionären Massenpar- teitn zu erreichen. Bezirksvorstand und Parteifunktionäre er- klären, allen Svaltungs- und' Zersplitterungebestrebungen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten und erwarten, daß sie dabei von den Parteimitgliedern weitgehcndst unterstützt werden." Georgien   und Sowjetrutzland Don georgischen Genossen wird uns geschrieben: Genosse Däumig schreibt in Rr. 331 derFreiheit":Mai» muß aber gesehen haben, wie in den Publikationen der gegen Sowjetnißland aufgebotenen Schergen..., wie in dersozial- demokratischen" Kaukasusrepublik G r u s e n i e n... die Schriften Kautskys zugunsten der Gegenrevolution ausgeschlachtet- worden find" usw. Obwohl es von einigem Interesse wäre, zu erfahren, welch« Freveltaten gegen den Sozialismus Genosse Däumig in den Schriften der georgischen Sozialdemokraten gesehen hat, ver- zichten wir auf diese Fragestellung, indem es sich ja begreiflicher- weise nur darum handeln kann, was er darüber in Moskau   g e- hört hat, und die ehrenwerten Moskauer   Informatoren und Uebersetzer ja reichlich bekannt sind. So berichtet z. B. Genossin S n 0 w d e n, daß ihre Rede auf dem Moskauer   Meeting zur Ali- kunft der englischen Delegation von einem Sowjetübersetzer s 0 ins Russische   übertragen wurde, daß die Zuhörer das gerade Ecgcn- teil von dem erfuhren, was sie in englischer Sprache ausgeführt hatte. Dies Beispiel dürfte genügen und dürfte auch die Aus- lassungen Däumigs und Stöckers über Georgien   erklären keines- wegs aber rechtfertigen. Kautskys Schriften wurden stets feit 30 Jahren und wer­den auch heute von der georgischen Sozialdemokratie ins Georgisch« übertragen und den Arbeitermassen zugänglich gemacht. Daß diese Schriften zugunsten der Gegenrevolution ausgeschlachtet werden das ist die Auffassung des heutigen Genossen Däumig oder seiner Moskauer   Uebersetzer. Auf eine Pole»ik darüber ver­zichten wir sehr gern. Genosse Stöcker behauptet sogar(Rr. Ovo).Die weihen Garden in Rußland   führen ganz« Waggons Kautskyscher Schriften zur Propaganda gegen die Bolschewik! mit sich." Nun, ge-» sehen hat Genosse Stöcker dieseganzen Waggons" wohl kaum. Aber die politische Verantwortung für diese absurde Erfindung� trifft nicht nur seine Märchenerzähler, sie trifft auch ihn, der sie jetzt in Deutschland   ausstreut. Ernst nehmen kann diesen Mumpitz nur jemand, der weder von der Henkerbande Denikin  , Koltschak! und Wrangel. noch vom Geiste der Kautskyschen Schriften eine Ahnung hat. Unwahr ist auch, daß Georgien   in einem langen Kriege gegen Sowjetrußland stand und daß dortviele Kommunisten hingemordet" wurden. Wahr ist vielmehr, daß Georgien   mit Denikin   Krieg führte, daß Kommunisten in Georgien   nicht verfolgt werden und volle Preßfreiheit genießen. Denn Georgien   ist t a t s ä ch l i ch«ine vollendete Demokratie. Daß Genosse Kautsky   jetzt nach Georgien   reist, ist nicht nurbezeichnend", es ist dies j 2 r» n*; Georgisch« Sozia liste»_ auch sehr e r f r e y l i ch.