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Einzelpreis 20 Pfg. 3. Jahrgang Sonnabend, 11. September 1920

Ste Fretheit erfcheint morgens und nachmittags, Sonntags und Montags nur einmal. Der Bezugspreis beträgt bet freter Zufteilung ins Haus für Groß- Berlin 10,-. im voraus zahlbar, von der Spedition selbst abgeholt 8,50 M. Für Bost bezug nehmen fämtliche Bostanstalten Bestellungen entgegen. Unter Streifband bezogen für Deutschle nb und Desterreich 16,50 m., für das übrige Ausland 21,50 m. uzüglich Baluta- Aufschlag, ver Brief für Deutschland   und Desterreich 30,- m. Robaktion, Expedition und Berlag: Berlin   2, Breite Straße 8-9.

Nummer 379

Abend- Ausgabe

Die achtgespaltene Nonpareillezetle oder deren Raum koftet 5,- M. einfchließlic Teuerungszuschlag. Kleine Anzeigen; Das fettgedruckte Wort 2, M., jebes weitere Wort 1,50 M., einschließlich Teuerungszuschlag. Laufende Anzeigen laut Tarif Familien- Anzeigen und Stellen Gesuche 3,20 m. netto pro Beile. Stellen- Gefuche in Wort- Anzeigen: bas fettgedruckte Wort 1,50 M., jedes weitere Wort 1,- Me Fernsprecher: Zentrum 2030, 2645, 4516 4603, 4635, 4648, 4921.

greiheis

Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands  

Die Kontrolle im Kieler Kanal

vorzugehen:

Nein!

Von Emil Lampe  .

Die Diskussion über den Anschluß unserer Partei ar Moskau   ist im Fluß. Die gegensäglichen Auffassungen über

Eine Protestnote an Deutschland   dingungen mit General Brangel zusammen gegen die Bolschewißten. Diese Attion gewinnen mehr und mehr feſte Form und wis

Paris  , 10. September.

Die Botschaftertonferenz, die hente vormittag unter dem Borsik von Jules Cambon   zusammentrat, hat beschlossen, an Deutschland   eine Note zu richten, um gegen das Anhalten bon Schiffen im Kieler Kanal, die nach Danzig   bestimmt find, au protestieren. Weiter prüfte die Botschafterkonferenz eine von Deutschland   überreichte Note, in der Deutschland   gegen den von den Alltierten bezüglich der Voltsabstimmung in Marten­werder gefaßten Beschluß protestiert. Schließlich wurden die zu ergreifenden Maßnahmen zur Anwendung des Artikels 260 c des Berfatller Vertrages über den Export von Frachtgütern aus Luxem  = burg   nach Deutschland   besprochen.

Ablehnung eines deutschen   Vorschlags Reine neutrale Kommission für Oberschlesien  Auf die Note ber deutschen   Regterung vom 4. September, in der unter Hinweis auf die von polnischer Sette begangenen Gewalttaten die Einsegung einer neutralen Untersuchungskom= miffton vorgeschlagen wurde, ist dem Präsidenten der deutschen  Friedensdelegation in Paris   nachstehende Antwort der Botschafterkonferenz zugegangen:

Sie haben der Konferenz am 5. 9. und am 4. 9. eine Note der deutschen   Regierung übermittelt, in der die Einsetzung einer Rommission zur Untersuchung der Ereignisse in Oberschleften vorge schlagen wird. Die Kommission soll sich aus Angehörigen von Mächten zusammensetzen, die nicht Signatarmächte des Bertrages Rcuntnis zu von Bersailles find. Ich beehre mich, Sie babon in fetzen, daß die alltterten Mächte einstimmig der Ansicht sind, daß bie Bildung einer derartigen Rommission sich nicht rechtfertigen läßt, und daß der Vorschlag Ihrer Regierung infolgedessen nicht an­genommen werden kann.

Der Krieg im Osten Polnischer Frontbericht

TU. Warschau, 11. September.

Amtlicher Heeresbericht vom 10. September. Im Gebiete von Suw alti eroberten unsere Abteilungen Krasnopol und Sejny  . Beiter im Süden von Brest  - Litomst gegenseitige Erfun­bungs- und Patrouillentätigkeit. Längs des Bug lebhafte Erkun dungsgefechte. Die Gruppe des Generals Balache wiecz machte in einem Ausfall bet Smolary 300 Gefangene. Zwischen Kamionka, Strumilowa und Bust gelang es dem Feinde nach heftigen Kämpfen den Bug zu forcieren und Bust vom Westen anzugreifen, indem er gleichzeitig gegen den Brückenkopf von Often ans vorging. Dank der heldenmütigen Werteidigung des 19. Jnfanterie- Regiments, das den Angriffen bis zur Aufunft von Hilfstruppen ftandhielt, wurde der Feind zum eiligen Rückzug gezwungen. Im Osten von Rohathu und erreichten wieber die vor einigen Tagen verlassene Gnila Stpa. Längs des Dinestr ist Ruhe.

Die polnische Delegation

TW. Warschau, 11. September.

Die Meldungen über die bereits erfolgte Abreise der polnischen Delegation nach Riga   sind verfrüht. Wie Reweczpolita erklärt wird der Tag der Abreise der polnischen Delegation und das Datum der Wiedereröffnung der Friedensverhandlungen erst nach der Bestätigung der Friedensbedingungen durch den Landesverteidigungsrat festgesetzt.

Die Auffaffung in Warschau  

T.U. Warschau  , 11. September. In Warschau   trifft man zwar immer noch auf ein positives Ergebnis der Rigaer Verhandlungen, rechnet aber in den weiteren politischen Kombinationen nicht mehr mit ihm als einem ausschlaggebenden Faktor. Daß die bol­chewistische Armee vor dem nächsten Frühjahr nicht mehr zu großen Aktionen fähig ist, gilt in militärischen Kreisen, auch in denen der Entente, als sicher. Dann allerdings glaubt man, fofern nicht Riga   zur endgültigen Beilegung der Feindseligkeiten führt, mit einem neuen Schlage der Bolschewisten rechnen zu müssen. Darum bildet neben den Vorberei= tungen für Riga   zu Friedensverhandlungen, deren Auf­richtigkeit heute außer Zweifel steht, die militärische Sicherung einen wesentlichen Punkt der Programme der polnischen Regie­rung. Scheitern die Verhandlungen, so muß mit einer Wie= haft gerechnet werden, schon, um die von der obersten Heeres­leitung als strategisch anerkannte Linie Rarew- Szezara- Sto­ob zu erreichen. Jedenfalls gilt heute in Warschau   mehr denn le das: si vis pacom para bellum.

Die Ukraine   und Wrangel Paris, 10. September.

Havas melbet über den Aufstand in der Ukraine  , daß die Aufständischen Jekaterinoslaw   und Nikolajem genommen haben. jein. Petljura   habe eingewilligt, unter den folgenden drei Be­

1. Anerkennung der Unabhängigkeit der Ukraine  . 2. Bildung einer einheitlichen ukrainischen   Armee, welche alle ukrainischen Kontingnente in der Wrangelschen Armee vereint, unter ukrainischem Kommando steht und nur in der Ukraine   operiert. 3. Wiederherstellung der ulrainischen Verwaltung in allen von den Bolschewisten zurück­eroberten Gebieten.

London  , 11. September.

Die Times melden aus Konstantinopel  , baß laut Berichten aus Sebastopol die Truppen des Generals Wrangel, die aus Kuban zurückgezogen waren, in Stärke von 200 000 Mann nach der Küste zurückgekehrt find. Die roten Truppen, die den Dnjestr   überschritten hatten, feien vollkommen geschlagen worden und hätten nur noch den Brückenkopf von Kauschany, den die Truppen Wrangels   um­singelt haben, im Besiz.

Die russische   Mission in London London  

, 11. September. Daily Telegraph  " berichtet, daß Lloyd George   am Freitag bie russischen Handelsdelegierten Kamenem und Krassin empfangen habe. Es wird vermutet, daß die Besprechungen fich um die Frage der bolschewistischen Propaganda und der Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen drehte und nicht um das russisch  - poluische Problem. Ramenew reift am Sonnabend mit genau formu Iterten Wünschen der englischen   Regierung nach Mostan. Krassin   und seine Mitarbeiter bleiben vorläufig noch in London  .

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sehen müssen sehen, wobei ich betonen möchte, daß dieses Klärungs- und Reinigungsprozeß nur zu begrüßen und not wendig ist daß sich zwei feste Lager bilden, die um die Seele des Proletariats ringen. Die mit allen Mitteln, des In tellekts versuchen, ihre grundsätzliche Auffassung bei den breiten Massen der Parteigenossen zum Durchbruch, zum Siege zu verhelfen.

Da der Anschluß an die dritte Internationale vor allen Dingen aber eine Sache der Masse der Parteigenossen ist, ist es notwendig, daß sich jetzt gerade Genossen aus der Klein arbeit zum Worte melden und ihre Auffassung von den Dingen ungeschminkt zum Ausdruck bringen. Und dabel stimme ich den Worten des Genossen Schwen vollkommen bei: Das Wohl des Proletariats über alles", denn nur das Wohl und der Sieg des Proletariats muß die Richtschnur für unser Handeln sein.

Ich sagte schon, daß sich zwei feste Lager bilden und das is gut. Denn es fann sich bei dieser Frage nicht um ein Schwan fen, um ein Serumdoktoren handeln, nein, ein flipp und flares Ja oder Nein müssen wir aussprechen, damit wir endlich aus dem Zustand der 3wiespältigteiten, der Auf fassung, wie ich es meine" herauskommen und einen flar vor gezeichneten Weg vor uns sehen und ihn dann auch beschreiten

Und da spreche ich es ganz offen aus. Für mich und große Kreise unserer Partei muß es hier heißen: Nein und abermals Nein!" Eine andere Stellungnahme if grade, um den Sieg bes Proletariats vorzuber teiten, ihn durchzuführen, und dann, das Schwerste, ihn meine Stellungnahme auch furz begründen.

Die englische Bergarbeiterbewegung zu erhalten, ausgeschlossen und unmöglich. Ich will diese,

Gescheiterte Verhandlungen

Bei der mißglüdten Ronferenz zwischen den Bergarbeitern und der Regierung hat Handelsminister Horne, wie verlautet, wieder­holt, daß die Frage einer Herabsetzung des Preises für Hausbrand­fohle eine rein politische Frage sei und von der Volks­

einem schiedsrichterlichen Spruch unterworfen werden.

Auf all die Dinge, die schon von anderer Seite ausgeführl wurden, nochmals einzugehen, erübrigt sich wohl. Jch will die Frage des politischen Terrors, des Opportunismus in der Agrarfrage, die Verneinung der Gewerkschaften trot unserer revolutionären Durchdringung, und die geradezu fahrlässige

vertretung geregelt werden müsse. Die Lohnforderungen müßten Unterlassung der notwendigen Einschränkung der Struttu

Der Minister Horne wird sich gleich anderen Senten an den Gedanken gewöhnen müssen, daß die Gewerkschaften als politische Machtfattoren in Erscheinung treten und für sich einen felb­ständigen Einfluß auf rein politische Fragen" forden werden- mit Der Boltsvertretung, wenn sie vernünftig genug ist, um diesen Einfluß anzuerkennen, aber auch gegen sie, wenn es ihr an bie fer Einsicht fehlt.

Verschärfung der Lage

Amsterdam  , 11. September. Wie der Telegraaf aus London   meldet, ist in der Bergarbeiterkrise eine Henderung nicht eingetreten. In Regierungstreisen wetst man darauf hin, daß neue Vorschläge von seiten der Berg= arbeiter tommen müßten. In Beanwortung einer Anfrage sagte der Präsident des Gewerkschaftstongresses, die Gr flärung der Regierung habe an der Lage nichts geändert und nicht die mindeste Hoffnung auf irgendeine Regelung gegeben, damit die Bergarbetter die Antwort der Regierung in Erwägung zögen, hätte etwas ganz anderes in dieser Erklärung stehen müssen, als darin stehe. Einer Meldung des Nieuwe Rotterdamsche Courant zufolge hat 21oyd George nicht die Absicht, in diesem Stadium der Kohlentrise einzugreifen, da er sich keine Vorteile davon ber­spricht. Die Bergarbeiter erwarteten nach der Besprechung mit dem Präsidenten des Handelsamtes Horne ein Zugeständnis von selten der Regierung, fie seien jedoch sehr darin enttäuscht worden, die Re­gierung bereite alle Maßregeln vor, um den Folgen eines Au 3 st a n- des die Stirne zu bieten.

Das   belgisch- französische Militär­abkommen

Es bleibt geheim

HN. Brüffel, 11. September. Der Premierminister Delacroig und der belgische Kriegsminister Jansen haben gestern die Erläuterungen des Abkommens zwischen  Belgien und   Frankreich unterzeichnet. Ste werden bekanntgegeben, sobald sie im Besitz der   französischen Regierung sind. Der Wortlaut bes Militärabkommens wird nicht veröffentlicht, auch nicht bem Sekretariat des ölterbundes übergeben werden.

Die Einigung des Proletariats Zusammengehen der nationalen Parteien in  Böhmen

Tl. Prag, 11. September. Die Vertreter der tschechoslowakischen und der   deutsch- böhmischen Sozialdemokratie tamen gestern in einer Sigung zu dem Bes schluß, daß die Vereinigung des böhmischen Prole= tartats etu unbedingtes Erfordernis sei. Die Kon­

ferenz beantragte, daß die beiden Parteivertretungen die Grund. lagen des 3usammenschlusses ausarbeiten sollen.

des   deutschen Wirtschaftslebens, von all den anderen für uns so wichtigen Lebensfragen ganz zu schweigen, gar nicht eingehender besprechen; nur das eine möchte ich mir doch ber dritten Internationale doch die leider noch sehr lebendi erlauben zu bemerken, daß die Bedingungen und die Leitsätze gen Kräfte der   kapitalistischen Gesellschaft etwas zu unteri schäzen scheinen.

Bon den politischen Geschehnissen   Rußlands aus, wo unste tommunistischen Freunde ein forruptes Bürger- und Bei amtentum, eine von   Westeuropa aufgepfropfte Großindustrie und ein brutales Großagrariertum zerschlagen und an ihrei Stelle im Interesse der Weltrevolution die Difiatur einet Partei gesetzt, glaubt man nun mit denselben Mitteln das Proletariat   Westeuropas erlösen zu können. Man übersieht hierbei aber, daß neben den schon oben erwähnten Bedingun gen, den ganz anders gearteten ökonomischen und politischen Voraussetzungen auch die geistige Einstellung des westeuropäischen Proletariats und besonders die der deuti schen Arbeiterklasse diesem Umstellungsprozeß im Wege steht Ein großer Teil der hochqualifizierten   deutschen Arbeiter und Angestellten, die bisher unserem revolutionären Klassen fampf fern gestanden haben, ist jetzt auf dem besten Wege, sich revolutionäres Denten und Empfinden anzueignen. Der wirtschaftliche Druck, der sich täglich zuspizende Kampf ums Dasein, die Wucht der auf allen Kreisen der arbeitender Klasse lastenden Wirtschaftskrise, die immer mehr in die Erscheinung tretende Erstartung der fonterrevolutionären Elemente und der des reaktionären Bürgertums, das alles find Dinge, die die Revolutionierung dieser für die Zukunft des   deutschen Proletariats so notwendigen Krise beschleunigen und ausreifen lassen. Ein gewaltsames Umstellen dieses Gärungs- und Zersetzungsprozesses liegt aber weder in Interesse des   Deutschen noch im Interesse des Weltproleta! riats. Wenn nun von unseren andersdenkenden Genossen ein gewendet wird, daß gerade diese noch schwankenden Masser nur durch eine Diftatur einer Partei über das Proletariat zum Sozialismus erzogen werden fönnen, so lehne ich diese These für meine Person ab. Und zwar weil die geistige Ein stellung dieser Massen für eine Diftatureiner Partei über das Proletariat nicht gegeben ist.

Der deutsche Arbeiter und Angestellte ist fein russischei Bauer und Industriearbeiter, er ist ein kritisch veranlagtei Mensch, der sich selbst nicht vorübergehend von einer Minder heit beherrschen läßt. Es müßte denn sein, daß es dieser Dif tatur gelänge, in Kürze die Magenfrage zu lösen. Man fol doch nicht vergessen, daß auch wir sechs Jahre Krieg mit al seinen Folgeerscheinungen und Entbehrungen hinter und haben, und daß es deshalb keiner Klasse und erst recht keines Partei, auch nicht mit allen Mitteln des Terrors möglich ist, die Wünsche und Hoffnungen der breiten Masse in Kürze zu erfüllen. Seien. wir doch offen und ehrlich: die Lösung det Magenfrage ist für die übergroße Mehrzahl der arbeitenden Klaffe die Lösung der sozialen Frage überhaupt. Und nui durch rastloses Vorwärtstreiben, durch das Werben für unser