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lichen.

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schieben. Weitere Entlassungen sollen, dem Abban der Gesellschaften entsprechend, stattfinden. Es werde hierbei einer besonderen Prüfung bedürfen, in welcher Weise diese Entlassungen unter Ausgleich der verschiedenen Interessen am

besten bewirkt werden können. Vermieden werden sollen auf alle möglichst frühzeitig mitgeteilt werden, wann fie mit ihrem Aus Fälle plötzliche Massenentlassungen. Es müsse den Angestellten scheiden aus der Kriegsgesellschaft zu rechnen haben, damit sie sich rechtzeitig nach einer anderen Tätigkeit umsehen können. Es soll nach Mitteln gesucht werden, die Angestellten beim Suchen einer anderen Arbeitsstätte durch Mithilfe der beteiligten Gewerbe­zweige selbst zu unterstützen. Es werde auf diese Weise vermieden, bag bei den Kriegsgesellschaften mehr Personal zurückbehalten wird, als für die Erledigung der Geschäfte unbedingt erforder­lich sei.

revolutionäres 3iel in den Massen wird es uns möglich sein, der Errichtung der Diktatur des Proletariats über die kapita­listische Gesellschaft näher zu kommen und sie zu verwirt­Andererseits wollen wir doch nicht verkennen, daß gerade das ein Zeichen für die Stärke der deutschen   Arbeiterklasse ist, daß sie sich den Lurus von drei oder vier getrennt mar Schierenden Heerhaufen leisten fann. Die Ansicht von der Notwendigkeit einer einzigen großen revolutionären Arbeiter partei hat etwas bestechendes für sich, in der jetzigen Reit der gesellschaftlichen Umwälzung ist dieser Wunsch aber noch un­erfüllbar. Auch hier kann es nur heißen durch Ringen und Ueberwinden zur revolutionären und sozialistischen Klä rung und damit zur Einheit der Arbeiterklasse zu kommen. Ebenso möchte ich hervorheben, daß die geistige Einstellung des deutschen   Arbeiters alles andre, nur nicht das Einpressen und Schablonifieren auf die Grundsätze und Richtlinien der in Mostau aufgestellten Aufnahmebedingungen zuläßt. Man löscht nicht 50 Jahre historischer Entwicklung der deutschen  Arbeiterklasse mit einem Dittat aus. Von uns aber wird die Rückkehr zu organisatorischen Verhältnissen verlangt, die wir schon in den sechziger und fiebziger Jahren des vorigen Jahr- nahme unterbreitet werden soll. Die Neuordnung foll ohne Rück hunderts überwunden haben. In der deutschen   revolutio­nären Sozialdemokratie herrscht reges geistiges Leben, ein immerwährendes Ringen, ueberwinden und Reuerstehen, deshalb ist für uns auch das Leipziger   Aftionsprogramm nicht der Weisheit lehter Schluß; aber gerade deshalb wird auch der fühl denkende Teil unserer Genossen Fch nicht in fommu nistische Fesseln schlagen lassen, die dieses reiche geistige Regen, Ringen und Erkennen unterbinden und unmöglich machen

muß.

Unter schweren Kämpfen löften wir uns von der alten Partei ab. Unter noch schwereren Kämpfen, unter den Ge burtswehen einer neuen Gesellschaftsordnung schufen wir uns die geistigen Vorbedingungen zum Siege der revolutio­nären Arbeiterklasse. Und auf dieses Ringen, dieses geistige Erleben sollen wir verzichten und uns in eine Dogma rressen laffen, dessen Lehre wir als revolutionäre, denkende Arbeiter ablehnen müssen? Wir müssen es abweisen, uns durch un­historische, sich verneinende und sich selbst zersetzende Organi­fationsformen und Bestimmungen, wie sie Moskau   von uns verlangt, der geistigen Arterienverfaltung zu verfallen. Nein und abermals Nein!

Wir, U. S. P., find revolutionäre Sozialisten, wir legen feinen Wert auf Namen und Formen der Partei. Nur der Inhalt fann das ausschlaggebende im Wesen einer Partei und in seinem Verhältnis zu seinen historischen Auf­gaben sein. Wir bejahen die Tendenzen der fommunistischen Thesen und Forderungen, wie sie in Mostau aufgestellt sind, wir gehen mit ihnen zum Teil fonform. Wir lehnen aber aus all den von mir angeführten Gründen die Anwendung der ruffischen Tattit auf die deutschen   politischen und wirtschaft­Richen Verhältnisse ab. Dekonomische und politische Entwick­lungen pfropft man nicht auf, man versucht auf ihren Gang bestimmenden Einfluß zu erhalten. Die Geschichte der deutschen   unabhängigen Partei hat bis heute bewiesen, daß dieser Weg, bestimmenden Einfluß zu erhalten, der rechte war. Zum Wohle des deutschen   Proletariats, wie auch zum Besten Sowjetrußlands und des internationalen Sozialismus.

Nur die Erfassung aller geistigen revolutionären Energien, die im Gesamtproletariat schlummern, wird und kann die fa­pitalistische Gesellschaft überwinden!

Die Neuordnung des Polizei­

wesens

Jm prenßischen Ministerium des Innern ist jetzt eine Denkschrift über die Neuordnung des Polizeiwesens in Preußen ausgearbeitet worden, die dem Ministerium und der Landesversammlung zur Stellung­ficht auf parteipolitische Verhältnisse vorgenommen werden und sich lediglich nach den Bedürfnissen richten, die sich aus Berbindung mit den besonderen Berhältnissen mit der Seit ergeben. den Aufgaben der Polizei unter Berücksichtigung der Erfahrungen in Jezt besteht eine ungebenere Bersplitterung auf dem Ge­biete des Polizeiwesens. Neben der Ordnungs-, Sicherheits-, Grenz polizet, Gendarmerte sowie Kommunal- Ortspolizet zählt die Denkschrift noch 16 verschiedenartige Polizeigebiete auf, zu denen noch nene poli zeiliche Stellen hinzukommen sollen. Alle biefe Einrichtungen arbeiten nicht nebeneinander, sondern sie hindern sich gegenseitig. Durch die richtungen in Wegfall tommen. Die alte Streitfrage, ob tommunale neue Staatspolizei sollen die vom Reich errichteten polizeilichen Ein­oder staatliche Polizei vorznziehen set, sei durch die Ent widlung längst überholt. Die Sorge für bie Sicherheit fet Sache bes Stantes, die fommunale Polizei mit Ausnahme geringfügiger Zwetge von rein örtlicher Bedeutung müsse in die Einheitspolizet ansgenommen

werden.

Die Stellung der Organisationen Ein Beschluß der Magdeburger   Funktionäre ( Eigene Drahtmeldung der Freiheit.) Magdeburg  , 11. September.

Die Funktionäre der II. S. P. D. in Magdeburg   haben an d Abenden die Anschlußbedingungen an die dritte Internationale grind lich besprochen und folgende Resolution mit übergroßer Mehr hett angenommen:

Die am 6. und 10. September in Magdeburg   versammelten Fun tionäre der U. S. P. D. sehen in den von Moskau   gestellten Bedingunge nicht den Weg, um einen Anschluß an die dritte International vorzunehmen. Sie müssen die Bedingungen ablehnen da sie nicht nur unerfüllbar sind, sondern die Selbständigkeit unfer Organisation vollständig aufheben. Eine Zersplitterung unserer Part und damit eine schwere Schädigung der Arbeiterschaft würde d unabwendbare Folge sein. Ju Erwägung aber, daß die Entwicklun zu den letzten entscheidenden Kämpfen zwischen dem internationale Ropital und dem internationalen Proletariat treibt, und in Erwägung daß diese Kämpfe ihre Entscheidungen in Deutschland   und den größten Industriestaaten des Westens finden und nur zum Siege führe Tönnen, wenn das gesamte revolutionäre Proletariat zu einer g schloffenen Internationale zusammengefaßt wird, ist es notwendig daß der einzuberufende Parteitag erneut aufgefordert werden muß, Richtlinien auszuarbetten, welche allen mit uni fympathisierenden Parteien sämtlicher Länder, auch den der dritten Internationale angeschlossenen, unterbreite werden sollen, und auf der Grundlage dieser Richtlinien einen allgemeinen Kongreß zustande zu bringen, der dann das Fundament einer wirklichen sozialistischen Internationale bildet." Die endgültige Entscheidung wird die Generalversammlung treffen Crispien und Däumig in Leipzig  ( Eigene Drahimeldung der Freiheit.) Leipzig  , 11. September. Ju einer riesig überfüllten Mitgliederversammlung im großen Saale des Volkshauses in Leipzig   Galerien und selbst die Bühne waren dicht gedrängt besetzt, Hunderte standen dicht aneinander in den Gängen, der größte Teil der Tische wurde entfernt Genoffe Crispie u über die Bedingungen der britten Internationale Er schloß unter stürmischem, anhaltendem Beifall. Genoffe Da umis erstattete das Rorreferat, er hatte starken Beifall. In der Diskussion

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referierte

In erster Stute müsse die blaue Orbnungspolizei und bie grüne Sicherheitspolizet zusammengefaßt werden. Das sei wischen diesen beiben polizeilichen Richtungen sich herausgebildet habe. wiberlegte Genosse Bloc, ber Chefredakteur ber Leipziger Boll um so bringender, well im Laufe der Zeit ein scharfer Gegensag In die Einheitspolizei müffe die Bandjägerei und die Landesgrenz- zeitung", Angriffe Däumigs auf die Leipziger Volkszeitung  " unter polizet etnbezogen werden. Die Verfolgung von Schleichhandel und Wucher set Aufgabe der ordentlichen Polizeibehörde. Die Kriminal= poliget, bet der sich die Bersplitterung in fommunale und staatliche Zuständigkeit in besonders verhängnisvoller Weise fühlbar mache, müffe baldigst restlos verstaatlicht und so ausgebaut werden, daß fie tnt wesent Itchen nach dem Landgerichtsbezirk negartig über das ganze Staatsgebtet verteilt tft. Auch die zahllose Menge der geltenden Polizeiver ordnungen   bedürfe dringend einer Renordnung.

im

Die Polizei foll sich gliedern in die Schuspolizet, die die bisherige Ordnungs- und Sicherheitspolizei umfaßt, in die Krimi­nalpolizet und die Verwaltungs. Erefutive. Die Schußpolizei müßte in feste Verbände zusammengefaßt werden. Die Bewaffnung habe im Rahmen der Zugeständnisse der Entente zu er= folgen. Die schwierigen innerpolitischen Verhältnisse im Lande sowie das Fehlen einer starten Wehrmacht zwängen zu einer Verstärkung, wesens. Vor völligem und endgültigem Zusammenbruch tonne nur wie überhaupt zu einer gänzlichen Umgestaltung des früheren Boltzet­Hand des Staates darstelle. Deutlich betont müsse werden, daß wir eines bewahren: eine Bolizei, bie ein wirkliches Machtmittel in der neben der Reichswehr tetu zweites Seer haben dürften, das wir auch gar nicht wollten. Die Polizei müsse einen in und mit dem Volke lebenden, ihm ständig dienenden Organismus darstellen, beffen Wirken im Gegensatz zum Heere besonders vorbeugender Natur fein müffe.

Der Abbau der Kriegsgesellschaften aufbau ber Beamtenschaft, beren Schulung und die Amts­

Nach Mitteilungen des Reichswirtschaftsministers Dr. Scholz im Vorltswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstags geht jetzt der Abbau der Kriegsgesellschaften in beschleunigtem Tempo vor sich. Von den Kriegsgesellschaften sollen nur noch sechs Gesellschaften bestehen bleiben, nämlich die Zentralftelle für Bertroleumversorgung, die Textil- Notstandsversorgung, die Reichs­Schuhpersorgung, die Wirtschaftsstelle für das deutsche Zeitungs­gewerbe, die Devisen- Beschaffungsstelle und die Ueberwachung der Ein- und Ausfuhr. Die anderen Gesellschaften befinden sich be= reits in Liquidation oder ihre Auflösung steht unmittelbar bevor. Eein wesentlicher Teil der Angestellten sei bereits ausge

Direkte Aktion

Bon Jerome K. Jerome.

Nur durch die direkte Attion find alle Freiheiten der Welt, wie immer unzulänglich fie auch sein mögen, errungen worden. Und bloß durch die direkte Aftion vermögen sie gesichert zu werden. Die direkte Attion schenkte England dieMagna Charta. Will vielleicht irgendein Historiker behaupten, daß in der englischen Verfassung vorgesehen war, etliche bewaffnete Agitatoren würden den König von Gottesgnaden an einen einsamen Ort am Themfe­ufer loden und dort, unter Bedrohung mit dem Schwerte  , von ihm für die Engländer das Recht fordern, Herr ihrer eigenen Leiber und Seelen zu sein?

Sicherlich lautete König Johanns Antwort zuerst gleich der Lloyd Georges: er werde sich mit allen Mitteln gegen diese Dittatur" wehren. Doch fam er dann nach reiflicher Ueber­legung zu dem Schluß, das Wohl des Staates sei unlöslich mit den Entschlüssen und dem Willen der ihn umdrängenden Herren verbunden. Auch Herr Lloyd George   wird vielleicht noch einmal einsehen, daß die Zeiten vorüber sind, da König oder Premier ausrufen konnten: Der Staat bin ich!" Er wird vielleicht er­fennen, daß die Lebensfähigkeit des Staates start beeinträchtigt werden dürfte, falls zehn Millionen Werftätiger, samt ihren Fa milien aus ihm ausscheiden. Ein gelehrter Herr hat unlängst eine Vorhersagung Disraelis entdeckt; es ist dies ein Ausspruch, den ich unbewußt plagisiert habe. Die Könige haben ihre Zeit gehabt und die Aristokratie hat ihre Zeit gehabt. Der Tag wird tommen, prophezeit Lord Beaconsfield  , ba auch die Parlamente ihre Zelt gehabt haben werden, da fie mit den anderen toten Wahrheiten, die den Menschen im Wege liegen, fortgefegt werden ( Aus dem Englischen.) müssen. Mich deucht, diese Zeit naht.

Die Volkshochschule   Groß- Berlin Die Volkshochschule   Groß- Berlin veröffentlicht ihren Lehrplan für das Quartal Oktober- Dezember. Die Uebersicht zeigt wiederum eine unpertenbare Entwidlung, die sich in ber Richtung der Ausbreitung der Lehrtätigkeit über eine immer größere Bahl von Fachgebieten, wie in der Heranziehung und Auswahl für das Boltshochschulwesen besonders geeigneter Do genten, vor allem aber in wachsender Bertiefung der Lehrtätigkeit burch das Fortschreiten vom allgemeineren Kursus zur Arbeits­gemeinschaft bewegt. Von unseren Parteigenossen finden wir unter ben Vortragenden den Genossen Stei'n, mit einem Zyklus über Rußland  , den Genossen Graf mit einem Kursus Politische Geographie  ", Kestenberg   mit Einführung in Mufitwerte", Rosenberg, der über Revolutionen in der Neuzeit" spricht und Seibel mit einem Kursus über Die Betriebsräte in Deutschland  ". Sorten spricht über Sozialisierung und Wieder­aufbau", Ferner sind von sozialistischer Seite unter den Dozenten vertreten: Heinrich Cunow  , Conrad Schmidt  , Grunwald, Restriepte, Arbeitersekretär Hermann Müller  , Landrichter Ruben, der Historiker Conrady und einige andere, die weniger im Border

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Die Dentschrift macht bann weltere Mittellungen über bie Dr. ganisation und die Aufgaben der Schußpoltzet, über den bezeichnungen, über Bekleidung, Unterkunft und Verpflegung und über bte Kosten. Für Groß- Berlin werden Sonder bestimmun gen vorgeschlagen.

Wir haben für heute nur ben fachlichen Inhalt der Denkschrift wiedergegeben. Eine ausführliche kritische Besprechung behalten wir uns noch vor.

Die dänischen Wahlen. Nach einer Bekanntmachung des Minifters des Innern finden die Wahl männerwahlen zum Landsthing am 24. September, jedoch die Wahlen selbst für bas Bands thing am 1. Oftober statt.

grunde der Arbeiterbewegung stehen. Diese Dozenten erscheinen vorwiegend in den Fächern der Staatswissenschaft, Geschichte und Boltswirtschaft. Sier darf auch ein Kursus von Werner Som= bert über Grundbegriffe der Nationalötonomie" nicht uner­wähnt bleiben. Aufmerksamite Beachtung verdienen ferner die zahl­reichen naturwissenschaftlichen Kurse und die Arbeit der Volkshochschule   auf den Gebieten der K'un st.

Die Bolkshochschule Groß- Berlin hat ihren Tätigkeitskreis auch geographisch erweitert dadurch, daß sich die Volkshochschulen in Neukölln und Wilmersdorf   angeschlossen haben.

Auch der Arbeitsplan der Vorturse und Elementar turie hat sich erweitert. Die Boltshochschule Groß- Berlin löst diese Aufgabe der Vorbereitung auf die eigentliche Volkshochschul arbeit durch eine Fusion mit den bekannten Studentischen Arbeiter Unterrichtstursen. Auf eigene Rechnung und in eigener Berwaltung, aber in engster Lehrplangemeinschaft mit ber Volkshochschule   setzt dieser Verein seine Arbeit, die er schon seit vielen Jahren erfolgreich betreibt, in größerem Umfange und mit bedeutsameren Mitteln fort.

Wir empfehlen den Parteigenossen das sorgfältige Studium des Lehrplanes, dessen tleine Ausgabe unentgeltlich in der Buchhandlung Freiheit" und im Gewerkschaftshaus( Arbeiter­sekretariat) zu bekommen ist. Wir empfehlen aber auch die An­Schaffung der großen Ausgabe zum Preise von 1 M., die aus­führlichere Auskunft über den Inhalt der einzelnen Lehrkurse, über sonstige Veranstaltungen und Einrichtungen der Volkshochschule  und über ihr Ziel und ihr Wesen gibt.

Von der Leipziger Herbstmesse

Die Leipziger Messe, die vom 29. August bis zum 5. September ihre Herbsttagung hatte, entwickelt sich immermehr zu einer Stätte der niedrigsten Orgien des Profits und der Gewinnsucht. Der moderne Kapitalismns hat ganz andere Korrespondenz- und Reklame­möglichkeiten als die Leipziger   Meffe, die als Rest der mittelalter lichen Handwerksproduktion und der Kultur des Krämerkarrens erhalten geblieben ist. Die fünstliche Belebung durch den Krieg ist der Messe auf die Stirn geschrieben. Von einer Ausstellung von Warenproben, die sie bis dahin war, tit fie jeht immer mehr zu einer Ramschmeffe die sie bis dahin war, ist sie jest immer mehr zu einer Ramschmeffe geworden, auf der die Schieberwaren direkt verhöfert werden. Ms Einrichtung einer abfterbenden Produktionsform, trägt sie aber auch alle jene moralischen Berfallserscheinungen mit sich herum, die gerade in der Meßwoche erschreckende Formen angenommen haben. Meffe und Nepp find in Leipzig   nachgerade identische Begriffe ge­worden. Der sogenannte Meßonkel wird ausgezogen und ausgepumpt, von dem Meßamt, von dem Hotel, dem Barité oder dem Bordell, ber Bermieterin oder der Prostituierten, die gleichzeitig mit den Meßfremden in Extrazügen nach der Pleißestadt kommen.

Ein zu Meßzwecken frischeröffnetes Rabarett( billigfter Eintritts= preis 10 mt.) 3. B. mußte geschlossen werden, weil die erschienenen Meßfremden schon nach der ersten Biertelstunde stürmisch an der Raffe ihr Gelb zurückverlangten; man hatte völlige Dilettanten, die selbst bei den einfachsten Couplets stockten, auf sie losgelaffen. Bimmer ohne Kaffee zu 80-100 Mt. pro Tag find in der Woche gang und gäbe. Auf der Straßenbahn, die wohlgemerkt, im städtischen Besig ist, mußten für Fahrten durch das Meßgelände höhere Tarife bezahlt werden. Im größten Leipziger   Blatt erheben jetzt bret Meßbesucher, ein Verleger

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teilweisem Widerspruch, am Schluß hatte er starten Beifall. Ebenso Genosse Lipinett, der sich auch erst gegen längeren Lärm durch fesen mußte. Dann wurde die Debatte gefchloffen. Sie soll in be Ortsvereinen weitergeführt werden, worauf eine Urabstimmung, Entscheidung fällen wird. Die Genoffen Ertspien und Däumig hielten dann die Schlußworte, die sich bis 12 Uhr hinzogen. Genoffe Crispien erntete wieder starten Beifall, Genosse Däumig hatte starken aber nicht so großen Beifall. Die Versammelten hatten meist bo 6 Uhr an in drangvoll fürchterlicher Enge ausgehalten, die Ber sammlung begann nach 17 Uhr. Die Haltung der Versammlung bestärkt den Eindruck der Sonntags- Generalversammlung, daß die Mehrheit der Leipziger   Genossen die Mostaner Bedingunge ablehnt und hinter ber Leipziger Boltzeitung" steht.

Für die Völkerversöhnung

burtstags Charles Riets eine gemeinsame Feier des Friedens Wie seinerzeit berichtet, fand am 26. August anläßlich bes 70. Ge bundes der Kriegsteilnehmer und der Berliner   Ortsgruppe be Deutschen   Friedensgesellschaft statt, auf der ein Sympathietelegram an den bekannten Gelehrten und Politiker beschlossen und abgefchid wurde. Nichet hat nun geantwortet:

Ich bin Ihnen sehr verbunden für Ihr Sympathletelegram und spreche Ihnen alle Gefühle der Dautbarkeit aus, deren t fähig bin. Fahren Sie fort, für den wirklichen moralischen Frieben einzutreten, der vielleicht weit bedeutungsvoller als der diplomatif Friede zwischen Frankreich   und Deutschland   ist. Die beiden Böller haben wahrhaftig vornehmere Aufgaben zu lösen, als sich imm nur gegenseitig zu morden. Charles Richet  ."

' Die österreichischen Delegierten für Brüffel. Die öfter reichische Regierung hat zu ihren Delegierten zu der am 28. Sep tember in Brüssel   zusammentretenden internationale Finanzkonferenz den Staatssekretär für Finanzen Dr. Reti und den Sektionschef im Staatsamt des Aeußereu Dr. Schulle ernannt.

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aus Weimar  , ein Hamburger Siegellackfabrikant und ein Berlin  Ronful im Namen des Ausschusses der Leipziger   Meßaussteller bitter Klage wegen schamlofen Wuchers gegen das Leipziger Mesamt bases ist das bezeichnende stäblisch- behördlichen Charakter hat Sie fragen u. a. an, warum das Meßamt für Meßabzeichen, die i der Herstellung kaum eine Mart tosten, zwanzig Mart von dem Gir fäufer verlangt, der doch nach Leipzig   gekommen sei, um der deutsche  Jndustrie Arbeit zu verschaffen. Warum es sich für das simple e adreßbuch( Papierwert vielleicht 3 Mart), das noch dazu durch feine Inserate ein glänzendes Geschäft an sich bedeutet, mit 70 mt. bezahle läßt. Warum das Amt für Eintrittstarten bei Theatervorstellunges hohe Abgaben fordert usw. Kurz und gut, die Dekadenz der kapit liftischen Epoche kann nicht besser als durch diesen Meßstanda gezeichnet werden.

In der Staatsoper wurde gestern Puccinis Boheme in einer Neueinstudierung gegeben, die unter eo Blechs Orchesterleitung mehr den musikalischen als den szenischen Reizen biefer italienisch- französischen Oper gerecht wurde. Am besten bob fich die Lyrik aus dem bunten Gefüge des Werkes heraus und hier bedeutete die Mimi" der Bola Artot de Padilla und der ,, Rudolf" des Herrn Hutt glänzende Höhepunkte, während Musette der Nelly Heym eine gefangliche Entgleisung war, den guten Verlauf der sehr betfällig aufgenommenen Borstellung beeinträchtigte.

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Sumurun" und Genuine" find die beiden meistgenannte Films, die jetzt unter großem Zulauf in Berlin   vorgeführt werden. Bei Sumurun"( im Ufapalast am 300) staunt die Menge über das Schaugepräge, das Ernst Lubitsch   mit großem Auf wand von Kulissen und Statisten veranstaltet hat. Lubitsch  , de seinen Film die bekannte Pantomime Fredsas zugrunde geleg hat, bringt im Verlauf der auf der Leinwand wenig geklärten Sandlung ein paar wizelnde Pointen, ohne die orientalische Me lodie voll erflingen zu lassen. Nicht einmal die Saup darsteller( Pola Negri  , Jenny Hasselquist  , Paul Wegener  ) kommen recht zur Geltung und man muß es offen sagen, daß diesmal Sache dem Kinoreinhardt" Lubitsch   wenig geglückt ist. Dagege tommt die Phantastit des Films Genuine"( Marmorhaus in der expressionistischen Art des Kaligari- Films aufs stärkste Geltung. Die malerischen Reize, die Cesar Klein   in b romantischen Handlung erworben hat, weisen neben der Regie Wi nes den Film tünstlerisch neue Wege.( Bemerkenswert ist aud die strahlend schöne Anordnung der erklärenden Zwischentitel Manches erscheint wenigez tühn und neuartig als im Caligar aber liegt teilweise an der Darstellung, die in der völlig ahnungslosen Fern Andra thre flimmernde Vertitschung, Verinnerlichung erfährt. dem strenger gerichteten Twardowsky eine höchst stilgemäß

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" Bolksbühne, Zeitschrift für soziale Kunstpflege" des j auf 140 000 Mitglieder angewachsenen Berliner   Boltsbühnenverein ( Freie und Neue frete Voltsbühne), enthält in seinem eben erschienenen ersten Heft Bruchstücke aus einer ungedruckten Joylle in Serameter

1931S

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