tuten, wie die Znau�uraladresse zeigen dies auf den ersten Blick. Anderseits hätten sich die Internationalen nicht de- hauptcn können, wenn der Gang der Geschichte nicht bereits das Sektemvesen zerschlagen gehabt hätte. Die Entwicklung des sozialistischen Cektenwesens und die der wirklichen Ar- beiterbewegung stehen stets in umgekehrtem Ber- hältnis." Die Stellung, die Marx und Engels den verschiedenen Ar- beiterorganisationen der einzelnen Länder gegenüber ein- genommen haben, verdient gegenwärtig eine besondere Ve- achtung. Marx und Engels ließen sich nicht von den schillern- den Prinzipienerklärungen der Parteien verleiten. Masi- gebend für sie war lediglich die Tatsache, ob die Bewegung überhaupt Arbeitermassen hinter sich oder zu gewin- neu begründete Aussicht hatten. Typisch in dieser Beziehung ist ihre Haltung zur Arbeiterbewegung Amerikas . In der amerikanischen Arbeiterbewegung waren damals drei Strö- mungen vorhanden: die von Henry George eingeführte Gruppe in New Pork, ferner dieArbeitsritter", ein riefen- hafter Verein, aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt mit einem sehr unklaren Programm! schließlich dieSozia- listische Arbeiterpartei", die als politische Partei keine Rolle spielen konnte, obgleich sie ein wissenschaftliches fundiertes Programm befaß. In dem Vorwort, das Engels der von Frau Wischnewetzky besorgten englischen Ausgabe derLage der arbeitenden Klassen in England" widmete, riet er der Sozialistischen Arbeiterpartei", in der großen Arbei- terbewegung, die durch dieArbeitsritter" dargestellt wird, aufzugehen. Er zog die beiden verworrenen Be- wegungcn Henry George und derArbeitsritter" der marxi- stischenSozialistischen Arbeiterpartei" vor, lediglich deshalb, weil diese beiden Gruppen urwüchsig aus den amerikanischen Verhältnissen entsprossen waren und nicht wie die program- matischen Lehren der hauptsächlich von Deutschen geleiteten Sozialistischen Arbeiterpartei� ' vom Ausland importiert waren. Ich denke", schrieb Engels im Jahre 1887 an Frau Wisch­newetzky.unsere ganze Praxis hat bewiesen, daß man mit der allgemeinen Bewegung der Arbeiterklasse an jedem Punkt ihrer Bahn wohl zusammengehen kann, ohne unsere eigene besondere Stellung oder gar die Organisation aufzugeben oder zu verbergen, und ich fürchte. daß unsere deutschen Amerikaner einen schweren Fehler be- gehen, wenn sie einen anderen Weg einschlagen." Der Vorzug, den Marx und Engels den Massenbewegun- gen vor den kleinen Arbeiterorganisationen einräumten, ob- gleich diese prinzipienfester und zielklarer waren als jene, kommt noch deutlicher zum Ausdruck in ihrer Stellungnahme zu der englischen Arbeiterbewegung. Gegen die Social Democratic Federation , die sich auf ihr marxistisches Pro- gramm viel zugute tat. legte Engels in einem Briefe an Sorge(1894) folgendermaßen los:Die Social Democratic Federation teilt mit Euren Deutsch -ameritanischen Sozia- listen die Auszeichnung, die einzigen Parteien zu sein, die es fertig gebracht haben, die Marx'sche Theorie der Entwick- lung auf eine starre Orthodoxie herunterzu- b r i n g e n, zu der die Arbeiter sich nicht aus ihrem eigenen Klassengefllhl heraus emporarbeiten fallen, sondern die sie als Glaubensartikel sofort und ohne Entwicklung herunterzuwürgen haben." Eine Kritik, die auch heute wohl recht zeitgemäß ist. Und mit geradezu diabolischer Freude konstatierte Engels die geringen Fortschritte dieser Organisation, die programmatisch ihm eigentlich sehr nahe stand. Er sah in der T a k t i k der englischen Sozialdemokra- tie, in ihrer praktischen Betätigung, eine Schädigung de» Marxismus und der Arbeiterbewegung, weil sie den Marx« schen Grundanschauungen nicht Rechnung trug. Die wissenschaftliche Erkenntnis von Marx über den Gang der politischen Entwicklung widerspricht jeder Sektiererei. Denn, wenndie Geschichte aller bisherigen Gesellschaft die Geschichte von Klassenkämpfen" ist, so gilt auch für die Po. l i t i k. daß ste nicht durch die Ideen Einzelner beherrscht wird, sondern durch die Interessen und die durch diese be- dingten Ideen der Klassen. Oder wenn nach den von Marx und Engels dargelegten Grundbegriffen der materiali- stischen Geschichtsauffassung das gesellschaftliche Sein der Menschen ihr Bewußtsein bestimmt, so gilt diese Grundan- schauung auch für das polirische Handeln, im beson- deren auch für die Arbeiterklasse. Dann ist auch für die Geistesverfassung wie überhaupt für das Denken der Ar« beiter die Stellung maßgebend, die sie im P r o d u k» tionsprozeß ihres Landes zu der bestimmten Zeit ein- nehmen.Es kann also nicht die Aufgabe des Marxisten in der Arbeiterbewegung sein, bestimmte Lehrsätze, wie Kirchen- dogmen immerfort zu predigen und deren Anerkennung von Versammlungen und Kongressen immerfort zu vertan- gen, sondern sich an der Bewegung zu beteiligen, den Massen jeweils darzulegen, welcher Weg im gegebenen Falle für sie der aussichtsreichste ist, respektive welche Gefahren ihnen erwachsen, wenn sie falsche Wege einschlagen; bei all dem aber hat er das Hauptgewicht zu legen auf das, was die von ihm verfochtene Theorie mit der tatsächlichen, vor ihm sich abspielenden Klassenbewegung gemein hat und nicht auf das, was sie von ihr unterscheidet. Denn in dieser geflissentlichen Hervorhebung des Trennenden, in dem Einnehmen einer rein negativ-kritischen Stellung, in der dogmatischen Aufstellung der alleinrichtigenLehre.die nicht aus den Lebcnsver- Hältnissen der Bewegung heraus entwickelt, sondern ihr fertig entgegengebracht wird, darin liegt der Sektencharakter, den Marx und Engels nicht müde wurden zu bekämpfen, auch dann, wenn er sich in ihre e i g e- nen Farben kleidete."(Eckstein, Die Taktik des Marris- mus, S. 36-37). Unsere Freunde in Moskau , die durch den Gang ihrer Re- Solution auf einen exponierten Posten der Internationale geschoben worden sind, sollten doch wahrlich sich des öfteren in die Gedankengänge ihres Meisters, auf den sie sich so gern berufen, vertiefen und die Summe der Erfahrungen, die Marx und Engels in ihren Werken niedergelegt haben, zu ihrem und der internationalen Arbeiterbewegung Ruhen sich zu eigen machen. Zurück zu Marx!, das ist die Mah- nung, die wir den Kommunisten in Moskau angesichts der von ihnen entworfenen Satzungen und Anschlußbcdingungen für die 8. Internationale zurufen möchten. Wir werden jedenfalls in allen kritischen Situationen uns nach Marx orientieren, dessen Theorie und Taktik keineswegs Lberwun- den ist, vielmehr auch in unserer revolutionären Zeit täglich Triumphe feiert. Gefährliche Wirkungen Steigerung der Preise Die Folge ber Freigabe der wichtigsten Lebensmittel, wie Fleisch und Kartoffeln, sind bereit? jetzt deutlich erkennbar. AuS allen Gegenden des Reiche? kommen Meldungen, daß die Preise für Vieh and Fleisch gewaltig steigen. In Baden, wo die Freigabe bereits vor einigen Wochen eingetreten ist. find die nr- sprünglich etwa? niedrigeren Preise außerordentlichhohen Preisen ge- wichen. Rindfleisch kostete dort im Durchschntit 1416 M. da« Pfund, Schweinefleisch IS ZV. Die Versprechungen der Agrarier auf Niedrighaltun« der Preise änßeru also bereit« jetzt ihre völlige Wirkungslosigkeit. Sie waren nur der vor- wand,»m die lästigen Feffeln der Kriegswirtschaft loszuwerden. Auch auf dem Gebiet der Kartoffelversorgung werde« dt» Zustände immer bedrohlicher. Die Befürchtungen, die wir von Anfang an gegen die hohen Preise der Lieferungsverträge geäußert habe», waren durchaus berechtigt. Di« hohen Preis« in diesen Ber - träge« habe» nicht die Sicherung der Versorg»»« der großstädtischen Bevölkerung erreicht, sonder» ste find genau nach dem Wunsche der Agrarier da« Mittel geworden, durch das fi« die künstliche Hochhaltung der Preis« auf alle Fäll« erziele» werde». Dt« Kartoffelpreise sind auch bereits jetzt so hoch, daß die Maffe» ihre» Winterbedars nicht decken können. Bessere und billigere Versorgung mit Lebensmittel» hatten die bürgerliche» Parteien während de« Wahlkampfes de» Massen per» sprachen. Was jetzt eintritt, zeigt, daß d i e Massen bewußt irreg«führt worden sind, daß das Elend größer und größer wird, und daß die Besitzenden die Notlag« der Massen immer«ehr für ihren schamlose» Preiswucher a»Szu»utze» suche» Prinz verhastet Der in der Sache de? angeblichen Schetdemauu schen MordbefehlS gegen Liebknecht und Luxemburg angeklagte Erich Prinz ist gestern wieder verhaftet worden, nachdem durch da? Ge- ständnt» seiner Gellebten Fräulein Hildegard Planmann angeblich erwiese» ist. daß Prinz uicht nur von einer gefälschten Urkunde ge- brauch gemacht hat, sonder» selber der Urhebor der Fälschung ist. Wie schon bt der Verhandlung, so werfen auch die jetzige» An- öffentlich»»«?« ein eigentümliches Licht auf dieunparteiische Staats- anwaltschast", auf den Rechtsanwalt N ü b e l l, der durch Hergab« vor Geldmitteln Zeugnisse sich beschafft und auf den Berliner, Lokal- Anzeiger", der mit diesem Herrn unter einer Decke steckt. Einigung bei Daimler DieFrankfurter Zeitung " meldet aus Stuttgart : Eester« ist endlich eine Einigung in den Verhandlungen zwischen d« Firma Daimler und der Vertretung der Arbeiterschaft vor de« Schlichtungsausschuß über die Wiedereinstellung der Arbeiter, er- zielt worden. Angenommen wurde von beiden Parteien ein Vor- schlag des Schlichtungsausschusses, nach welchem die Firma M Beirieb in Untertürkheim in den näckfften Tagen wieder er- öffnen wird, und zwar mit einer wöchentlichen Arbeitszeit vo« Stunden, entsprechend dem Kollektivabkommen in der Metall- industrie. Die Handwerker gegen die Sozialifierung In Jena fand am Freitag die öffentliche Pollversamm» lung des Reichsveröan des des deutschen Hand­werks statt. Nach einem Referat des Anwaltes des Deutschen Eenossenschaftsverbandes Justtzrats Prof. Dr. Trüg er über Sozialisierung und Kommunisierung nahm die Versammlung eine Entschließung an. in der als die Grundlage des wirtschaftlichen Wiederaufbaus die Selbstverwaltung der beteilig- ten Kreise verlangt wird. Sozialisierung und Kommunisierung von Handwerk und Gewerbe werden abgelehnt, auch aus dem Um- wege des eigenen Regiebetriebes. Sogenannte sozialisierte Be- triebe sollen bei der Vergebung öffentlicher Arbeiten nicht einseitig bevorzugt werden. Gerade die Handwerker haben die geringste Ursache, sich gegen Sozialisierung und Kommunalisierung zu erklären. Der hochkapi- talistische Wirtschaftsbetrieb, der immer mehr die Zusammenfassung der Produktion zur Großindustrie gefördert, vernichtet den kleinen und mittleren Handwerker in seiner Existenzmöglichkeit. An diesem Prozeß werden auch alle Palliativmittel, wie Kredit- und Rohstoffgencssenschaften, nicht viel ändern. Der Sozialismus als die einzige vernünstig« Form der Produktion gibt dem Handwerk die ihm gebührende Stellung, indem er dem Finanz- und Industrie-. kapital die Alletnverfügung über die Wirtschast entzieht und Be« gabten und Tüchtigen, ohne Ansehen seiner Herkunft, den Platz im Produktionsprozeß anweist, der ihm nach seinen Fähigkeiten zu? kommt. Aber es ist eine alt« Erfahrung, daß sich manche Kreise, dene» eine Neuordnung der Verhältnisse nur ein« Verbesserung und Er« leichterung ihrer Lage bringt, am stärksten gegen diese Neu- ordnung stemmen. Kleinbürgerlicher Ehrgeiz, festhalten an ver- alteten Ueberlieferungen, verhindern den freien Ausblick für Mog- lichkeiten und Notwendigkeiten einer vernünftigen und allgemein befriedigenden Wirtschaftsführung. Angestellteustretk in Dessau . Di« kn einer Lohnbewegung be- findlichen Angestellten der Dessauer Industrie haben infolge Scheiterns der Vermittlungsattion des Staatsrates Montag abend den Streik proklamiert. Eifenberger wieder verhaftet. Der kommunistische Abgeordnete Eisenberger wurde auf dem Münchener Ostbahnhof bei seinem Eintreffen aus Trostberg , wo er in einer kommunistischen Ver- sammlung gesprochen hatte, wegen Aufreizung zum Klassenkampk verhaftet. Di« Reichstagswahle» in Schwede» Nach den Msher vor­liegenden Ergebnissen haben bei den Reichstagsmahlen die Kon­servativen 17 Mandate erhalten(8 gewonnen, 1 verloren). Die zwei Bauernorganisutionen haben 8 Mandate erhalten(2 ge- wonnen). Di« Liberalen haben 12 Mandate erhalten(2 gewon­nen und 4 verloren). Di« Sozialdemokraten haben 27 Eitze besetzt und b verlöre» Hungersnot in China . Die Hungersnot in China erstreckt sich über ein Gebiet von 700 englische Meilen Breite und£is 350 englisch« Meilen Tief«, und zwar von Paotingsu bi» �u den Grenzen der Provinz Scharst» Di« Ernte hat nur« Wrozent der normalen Durchschnitteernte gebracht. 30 40 f llio- nen Menschen werden von der Hungersn»! be- tröffe» In vielen Ortschaften bringen die Familienväter ihre Frauen und Kinder mit Arsenik ums Lebe» Zur Hilfeleistung ist nach amtlichen Feststellungen eine Summe von 200 Millionen Dollar erforderlich. Oberschlesien ! von Aloys Pawlik. 1. Im Eisenbahnwage» In einer kleinen Station besteige ich«in Abteil dritter Klasse. in'dem sich zwei gut gekleidete Herren und ein Arbeiter, der in der überfüllten vierten Klasse keinen Platz mehr finden konnte, befinde» Die beiden Herren, dl« ein sehr schlechtes Deutsch sprechen, de- ginnen sofort folgende» Gespräch: Ktolbassa: Die verfluchten Polen ! Kmiotct: Diese Bestien muh man all« totschlage» Ktolbassa: Na. gestern habe ich gelacht, wir haben es ihnen angestrichen. Die Hunde ahnten nicht», und wir schickten thnen unseren Stoßtrupp hin. und der hat ste mächtig mit Handgranaten bearbeitet.. Kmiotek: Ganz recht so: nur Haue» ist zu wenig, man muß die Kanaillen in Stücke reiße» Kiolbassa zum friedlich dasitzenden Ardeiter: Sie werden uns doch auch helfen, die Polenbande auszurotten? Der Arbeiter: Lassen Sie mich m Ruhe Kiolbassa: Was, Sie sind wohl Sozialdemokrat. Sie wollen wohl gar wieder die Revolution haben? Der Arbeiter: Ja, die Revolution war unser Glück, wir durften mal frei atme»_,.._ Kiolbassa: Ihr Hunde. Ihr Polenbande. Ihr seid Euch alle gleich. Ihr wollt also nicht unseren Kaiser wiederhaben? Ihr »>.>> oerrecken, Euch muß es ganz schlecht gehen: hungern müßt Ihr Arbeiterpack, dann werdet Ihr endlich wieder deutsch und Kaisertreu werden..,.. Der Zug fährt in die nächste Station ein: der Arbeiter steigt aus. Auch ich steige aus..... Am Bahnhof prangt ein riesige» Plakat mit der Ausschrift: Deutsch sein, heißt gerecht seinr 2. In der Weinhandlung. Guten Abend Herr Amtsrichter, guten Abend Herr Doktor, guten Abend Herr Rechnunosrat, guten Abend Herr Obersteuer- kontrolleur." �o begrüßt der Kellner die Honoratioren der Klein- stadt , die im reservierten Zimmer Platz nehmen. Während der Kellner den Wein hineinträgt, erscheinen im Gast- zimmer vier bis sechs verwegene Gestalten, teils ohne Kragen, teils mit entblößter Iünglingsbrust. Obber. bringen Sie uns jedem ein« Flasche Wein, aber von die gute Sorte, egal was er kostet." Pjsrona, haben wir heute gepflastert, morgen bekommt der polnische Apotheker eine feste Abreibung, wir haben hier noch feste Arbeit.".- Marlik, da möcht ich auch Geld verdienen, ich wollt zur Sier- cheitswerr, aber die ham schon genug und Arbeit is jetzt nich st» leicht." luntmer Aas, wozu arbeite» Ich gieb Dir Adresse. Karlik, von Heimattreue, und da hast Du Geld, wieviel Du willst." Ader ich kann doch nicht so gut Deutsch ." Aber brauchst Du doch nich, brauchst Du bloß sagen, bist Dn deutsch -nationaler Heimattreuer, bekommst Du dann auch genung Geld. Der Stoßtrupp blieb noch längen Zeit in angenehmfer Unter­haltung beisamme» S. Die Demonstratio» Man will für strikte Neutralität demonstrieren! Di« Massen treten an: Schulkinder, Gymnasiastinnen, alle Krieger- und Milttärvereine, all« deutsch -nationalen Veretnigun- gen, alle Mitglieder des verstorbenen, aber nicht toten Vereines zur Bekämpfung der Sozialdemokratie, Betschwestern mit und ohne Rosenlranz. und leider auch organisierte Arbeiter. Man will für stritte Neutralität demonstrieren! Im Zuge werden Plakate getragen:Nieder mit den Pole»" Wir find und bleiben Deutsch ."Deutsch sein, heißt gerecht sei»" Auf, schütteln wir das polnische Joch ab." Man fingt:Deutschland , Deutschland über alles,".Heil Dir im Ciegerkranz undSiegreich wollen wir Frankreich schlage»" Ich erwart« die Rufe:Nieder mit dem Kriege,"Hoch das internationale Proletariat"Nieder mit dem Kapitalismus ". Ich erwarte gleichlautende Plakate. Weit gefehlt! Man brüllt, schlägt, raubt und mordet! Man will für strikte Neutralität demonstrieren! Man will alle Personen beseitigen, die nicht Hurra mit brüllen. Der Führer der polnischen Sozialdemokratie soll auch sein Leben lasse» Ein Zufall rettet ih» Oberschlestsche Arbeiter haben am 17. August diese» Jahres nicht für Neutralität demonstriert, sie haben unsere Ideale, den völkerbefreienden Sozialismus verrate» Eine königliche Abfuhr. Man schreibt uns: Sie haben in letzter Zeit wiederholt Zitate und Erinnerungen an I. I, Rousseau gebracht und mit diesen Wiedergaben der Gedanken dieses Nor- kämpsers für Menschenfreiheit den Dank der Leser verdient. Darf ich Sie auf die fast unbekannte Tatsache aufmerksam machen, daß I. I. Rousseau beinahe unser Landsmann und nächster Nachbar in Panlow-Niederschönhansen geworden wäre. Bei- nahe, aber e» kam anders. Als einer der Vertrauten Friedrichs Lord Marechal, ihm die traurig«, von fanatischen Verfolgern getrübte Laae Rousseau » schilderte, machte Friedrich folgenden Vorschlag: Er wäre bereit, Rousseau aufzunehmen aegen ein Zehrgeld von 2000 Fr., ihm in Pankow ein kleines Häuschen mit Garten und Land, Geslügel und Vieh zu über­lassen, damit der Philosoph sorgenlos leben könnt«. Außerdem stelle er ihm zu Spaziergängen den Echönhawsener Park zur Ber- fügung. Der Lord schrieb dem Philosophen, Die Antwort Rousseau » ist aber zu charakteristisch, um nicht ver- «wtat zu werden. Di« französischen Historiker kennen diesen Brief- Wechsel, in deutschenGeschicht » büchern wird man ihn vergeblich suchen. Die Antwort lautete nämlich: Majestät. Sie versprechen mir Asyl und Freiheit in Ihren Lande» Aber Sie besitzen ein Schwert und sind König. Sie bieten mir ein Iahresgebalt an. Wofür? Ich habe nichts für Sie ge- tan. Haben Sie Venn schon alle diezenigen abgefunden und be- lohnt, die in Ihren Kriegen ihre Arme und Beine verloren haben? Das liegt doch näher." Eine Antwort hat Friedrich d. Gr. nicht gegeben, und Rousseau ist nie nach Preußen gekomme» P. R. Im Deutschen Mustker-Berband tagte«in« Sachverständigen- kommission zwecks Prüfung, welche Mittel und Weg« anzuwenden feien, die bisher daniederliegend« Ausbildung des Mufikernach- wüchse? in neue Bahnen zu leite» Die Konferenz kam zu der Auffassung, daß der gewünscht« Zweck nur erreicht werden kann, wenn oas ganze Musikerausolldungswesen in Zukunft ichulgemäg behandelt und ausschließltch dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung bezw. den Kultusministerien der Länder unterstellt wird. Di» bei der Berliner staatl. Hochschule für Musik «inzurichtend« Orchesterschule soll unter Mitwirkung und Unter- stützung des Deutschen Mufiker-Berbandes zu einem Musterinstitut für Orchestermustkerausbildung ausgestaltet werden, das auch nn- bemittelten, begabten Schülern durch anzubahnende Verbindung mit der Universität die Möglichkeit geben soll, bis zur Stufe der Vollendung zu gelangen. Das Kultusministerium war durch den Referenten Kestenberg , die Hochschule für Musik durch Professor Dr. Cchünemann vertrete» i Rene, Volkstheater. In der am Donnerstag, den 18. d. vst. stattfindenden ReueiMudierung von Ibsen »Nora" spielt Ida Orlofs zum ersten Mal die Titelrolle. Spielleitung: Arnold Tzempt» Im Rosetheat« findet am t. Oktober die llranfführnng der TragödieDer Anti-Ehrist" von Richard A. Edon statt, Im LeRng-Theater wird Henrik Ibsen »Peer Gynt * mit der Musik von Edward Krieg am Donnerstag, den 18. d. M., wieder in den Spielplan ausgenomme» Ludwig Rubiner « Der Mensch in der Mitte, da» Haupt» werk seiner geistigen Hinterlassenschaft liegt in neuer Auslage vor. (Gustav Kiepenyeuer, Potsdam .) Es verkündet einenneuen Humanismus'', der für den Menschen die zentrale Stell« in der Welt beansprucht, und mit jeglichem Quiettsmus und ästhett' zistifchem Dünkel aufräumt. Außer in seinem DramaDie waltlosen" hat Rubiner in seinen bei Kurt Wolf erschienenen Gj* dichtenDashimmlischeLicht.da« hohe Lied der Meniä»" flchleit ruhrliiMg gefungen. j____ a**