Der parierte Protest

Um den sozialistischen   Stadtschulrat über die Tätigkeit unserer Fraktion im Rathaus zu geben. Kaum

Die Deutschnationalen haben es sich zur Aufgabe gestellt, eine wüfte Sege gegen die Wahl des Genossen Dr. Löwenstein zum Oberschulrat zu veranstalten. Welche Formen diese Setze ange nommen hat, beweist die Tatsache, daß von ihnen die Bersamm lung am Donnerstag im Lehrervereinshause, in der Genosse Löwens stein vor Berliner   Lehrern sprechen sollte, gesprengt wurde. Die bürgerliche Prefe heulte Freudentränen über diese Selbentat. Man tonnte also noch manches erleben, wenn dieje Art Propa ganda weiter getrieben werden sollte. Und sie sollte gesteigert

werden.

Zu diesem Zwede hatte die Deutschnationale Boltspartet, Deutsche Boltspartei und auch Zentrumspartei   für den gestrigen Sonntag große, öffentliche Protestversammlungen gegen den unabhängigen Stadtschulrat Genossen Dr. Löwenstein nach dem Zirtus Busch, den Brachtsälen des Westens, Kammerfälen, dem Kriegervereins haus und nach der Brauerei Königstadt einberufen.

Die Veranstalter der Versammlungen, Muder und antisemitische Satentreuzler, forderten in ihren Bersammlungsaufrufen die Massen auf, in den Versammlungen zu erscheinen. An der ar­beitenden sozialistischen   Bevölkerung Berlins   lag es nun, den Antisemiten und Mudern zu zeigen, wo die Massen der Berliner  Bevölkerung stehen. Und die Massen tamen, aber nicht wie er­wartet, um Surra zu brüllen, Deutschland  , Deutschland   über alles" zu gröhlen, um sich monarchistischen und antisemitischen Un finn anzuhören, sondern um für den sozialistischen, freigeistigen Staptschulrat zu demonstrieren. Die von den reaktionären Bar­teien einberufenen Versammlungen gestalteten sich sämtlich zu ge­waltigen Kundgebungen für Genossen Dr. Löwenstein. Die Deutschnationalen hatten nach dem

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Zirkus Busch

aufgerufen. Bereits um 9 Uhr standen Hunderte von Arbeitern Vor dem Versammlungslokal und warteten auf Einlah. Um 10 Uhr war der gewaltige Bau des Zirtus bereits bis auf den Testen Blaz gefüllt aber nicht von Deutschnationalen. Is päter fleine Säuflein von Satenfreuglern und Jünglingen, ge chmückt mit monarchistischen Abzeichen unter Abfingen des Liebes Deutschland  , Deutschland   über alles" in die Manege marschierten, quittierten die Anwesenden sofort mit der Internationale". Es war ein Bekenntnis! Denischland, Deutschland   über alles" ging unter in der Internationale".

Die Handvoll Deutschnationaler war äußerst angriffsluftig. Cinzelne versuchten ihrem Geschimpfe mit Stöden und Knütteln Nachdruck zu verleihen, wahrscheinlich nach dem Rezept von Knippel- Kunze, jedoch zu ihrem Nachteile, sie zogen den Kürzeren dabei. Die Schuld an diesen Szenen trifft die Satentreuzler. Die provozierenden schwarzweißroten Abzeichen und Satenfreuze mußten abgelegt werden, menn nicht, dann half eine schwielige Arbeiterhand etwas nach. Zu schwereren Zusammenstößen tam es hier im Zirkus Busch nicht, trozdem sich das Säuflein Antisemiten vorgenommen hatte, die von Genossen befekte Bühne zu stürmen. Das löbliche Beginnen zeitigte einige zerbeulte Hüte.

Die Sicherheitspolizei war mit einem starten Rom mando( über hundert Mann) unter der Führung eines Majors auf dem Plake erschienen. Unseres Erachtens war fie vollkommen überflüta. Sie verursachte lediglich eine gereizte Stimmung der Anwesenden. Einige Bolizisten und Offiziere ftellten sich rüdhalt los auf die Seite der Deutschnationalen. Diese Herren durften in allen Gängen passieren, Arbeitern wurde es verboten. Sonderbare Auffassung über das Wesen einer öffentlichen Versamlung. Eine eindringliche Instruktion wäre einzelnen Beamten dringend von nöten. Sie werden von der Allgemeinheit der Steuerzahlen be. Bahlt und haben sich im Dienst in politischer Beziehung vollkommen neutral zu verhalten.

Der Führer der Polizisten, wie bereits erwähnt ein Major, eze griff das Wort und führte etwa folgendes aus: Der Einberufer Der Versammlung, der für den Tag das Hausrecht für den 3irfus hat, hat den Antrag bei mir gestellt, für die Räumung des Lotales Gorge zu tragen, da er nicht mehr für Ruhe und Sicherheit sorgen fann. Da es mehrfach zu blutigen Schlägereien gelommen ist, find Ruhe und Sicherheit gefährdet und ich forbere die Berjammel fen auf, den Birtus fofort zu räumen."

Ein tausendstimmiger Protest war die Antwort. Die Deutschnationalen forderten nun­mehr die Räumung des Zirkus durch die Sicherheitspolizei. Als der Major fluger Weise davon aber Abstand nahm, hatte er sich alle Sympathien bei den Halenkreuzlern verscherzt. Wenig schmeichelhafte Drohungen wurden ausgestoßen wie Feigling, " Bringt mal den feigen Major her, bem fchlage ich ben Schädel ein." Interessant ist, daß Sicherheitspolizisten diese Drohungen mit anhörten.

Als etwas Ruhe eingetreten war, ergriffen nach ordnungs­mäßiger Bureaubildung die Genossen Schneidt, Riebeling. Maak, Ostrowski und andere das Wort. Sie wiesen auf die Ursachen der christlichen, antisemitischen und deutschnationalen heke gegen den unabhängigen Stadtschultat hin. Die Muder und Reaktionäre wollten es unter allen Umständen verhindern, daß an ihrem Brivileg in der Schule etwas geändert werde. Weiter follten die Kinder in der Schule verbummt und verhekt werden. Sie fürchten mit Recht, daß in dieser Frage Genosse Löwen­tein mit eisernem Besen dazwischenfahren wird. Dem Ent rüstungsrummel der Muder und Hatentreuzler jei bie Forderung der Mehrheit der Berliner   Bevölkerung nach einer freien Schule gegenüberzustellen. Unter allen Umständen halten die Berliner  Arbeiter und Sozialisten an der Wahl von Genossen Dr. Löwen Itein feft.

Die stürmische Zustimmung der Versammelten bewies bie Rich figkeit der Ausführungen. Einige Versammlungsstörer und Swischenrufer, sowie hysterische Lehrerinnen wurden furzerhand an die frische Luft gesezt. Auf der Bühne war öfters Gebränge und einige Satenkreuzler fielen babei von der Bühne in die Manege, ohne Schaden zu nehmen.

Zum Schluſſe der Versammlung fand nachstehende Resolution Annahme gegen eine Stimme: Frauen erheben ben schürften Broteft gegen die Machinationen Die am 19. 9. im Zirkus Busch versammelten Männer und ber Realtion anläßlich der Wahl des Gentoffen Dr. Löwenstein Bum Stadtschultat von Groß- Berlin.

Gegenüber dem Verlangen der antisemitischen Lehrer und der ogenannten Unpolitischen", die nationale Schule zu erhalten, fordert die arbeitende Bevölkerung Groß- Berlins die Einführung der weltlichen Schule.

Die Versammelten werden sich mit allen Mitteln für den Stadt­hulrat Dr. Lowenstein einlegen und unter Umständen ben Kampf aufnehmen."

Unter Abfingen des Sozialistenmarsches" schloß die eindrucks: bolle Massenfundgebung.

Jm Kriegervereinshaus

Bor Eintritt in die Tagesordnung verlangte Genosse Urich zur Geschäftsordnung das Wort, welches ihm vom Berfammlungsleiter beharrlich verweigert wurde. Dieser unerhörte Bruch ber Ge häftsordnung durch den Leiter der Versammlung erzeugte eine starte Erregung der von etwa 1500 Personen besuchten Berjamm­ung, fo bag ber voltsparteiliche Referent die wiederholte Absicht, sprechen, aufgeben mußte. Genosse Urich versuchte nunmehr bes öfteren zur Geschäftsordnung zu fprechen, wurde jedoch immer wieder durch die Glode des Bersammlungsleiters daran gehindert. Durch diese offenbare Provotation erreichte die Erregung der Vers lammlung ihren Höhepunkt und es wurde versucht, zur Bühne zu gelangen. Sierauf schloß der deutsch  - vollsparteiliche Selb   die Bersammlung.

Nunmehr wurde aus der Mitte der Versammlung heraus ein Bureau gewählt. Godann fennzeichnete Genoffe Urich in treffen den Worten die Bergewaltigungsmethode der Volisparteiler, welche eine andere Meinung nicht hören wollen, weil die Waht­heit ihnen unbequem fei. Er ging banh boys liet, einen Beri

hatte der Redner fünf Minuten unter größter Aufmerksamkeit der Bersammlung gesprochen, als die Sicherheitspolizei abteilungs weise anrüdte und im Saal Aufstellung nahm. Obwohl die Verheit, darunter die Erzeuger von Röthe und Wilamowig- Mollen­fammlung jezt unter größter Ruhe tagte, versuchten einige Heiß­porne von der grünen Polizei, die Versammlung für aufgelöst zu erflären. Ein auf der Bühne befindlicher Beamter der Sicherheits­polizei ging fogar dazu über, einen Störenfried von der Deutschen  Boltspartei zu ermuntern.

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Am 17. Juni 1789 wurde zu Göttingen   David Mendel   ge boren. Er genoß eine strenge orthodox- israelitische Erziehung und sollte Rabbiner werden. Die göttliche Vorsehung" entschied ana ders. Mendel ließ sich taufen, wahrscheinlich aus ,, Uebera zeugung", tam 1813 als außerordentlicher Theologie- Professor nach Berlin   und starb 1850 als Oberkonsistorialrat und Mitglied der Atademie der Wissenschaften. Inzwischen war aus David Men del der christliche Johann August Wilhelm Neander ges worden. Von diesem Juden ließ sich die from me Christen­ dorf   Werte porsezen, wie: Dentwürdigkeiten aus der Geschichte des Christentums und des christlichen Lebens", ferner Allgemeine Geschichte der christlichen Religion und Kirche", und um der Arbeit des fleißigen Juden die Krone auf­zulegen, veröffentlichte Erdmann anno 1864 Neanders Ge schichte der christlichen Ethir". Aber weiter. Aber weiter. Ein sehr naher Verwandter des Herrn Justizrates Cassel starb vor eima 20 Jahren als Prediger an der Chriftusfirche! Als der tönigliche Meineidspfaffe Stöder im Jahre 1878 Jeine Judenheze im Berliner   Eisteller begann, trat ihm ein jüdischer Kleinmeister, namens Elias Cohn, entgegen. Wenige Monate später war er getauft und finanziell ge viertes Bild! Der geistige Rährvater aller Reaktionäre, eine Bierbe des Preußischen Herrenhauses  , war der 1802 in München  geborene Jube Oppenheim  . Bon ihm stammt das berüchtigte Mort: Die Wissenschaft muß umfehren." Auch er ver Ichachette feinen Glauben. Er hieß fortab Stahl und gab 1862 seinen Geist als Professor des Staats: und Kirchen­rechts und als Mitglied des evangelischen Oberkirchen­rates auf. Von diesem Juden Oppenheim  - Stahl nahm das Honette christliche Bürgertum u. a. folgende Werte dankbar an: Ueber Kitchenzucht", Der christliche Staat", Der Protestantismus als politisches Brinzip".

Die Auflösung der Versammlung mißlang zunächst an der mustergültigen Besonnenheit unserer Genossen. Inzwischen war jedoch das volksparteiliche Bureau wieder hinter den Kulissen er­Schienen und redete heftig auf den Führer der Truppe ein. Das Ergebnis war schließlich, daß eine Bereinbarung getroffen wurde, den Saal zunächst zu verlassen, um sofort eine neue Versammlung anzuberaumen. Da jedoch ber Saal bis 1 Uhr geräumt werden follte, perzichtete die Versammlung auf diesen Vorschlag und bestärft. Cohn soll als eifriger Kirchgänger verendet sein. Ein gab sich nach Hause.

Eine gegen 6 Stimmen angenommene Resolution wendet sich mit Enirüstung gegen die von den Bürgerlichen   betriebene niedrige Setze gegen den Genossen Dr. Löwenstein. Sie bringt zum Ausdruck, daß die große Masse der Berliner   Bevölkerung hinter dem Genossen Dr. Lowenstein steht und nicht gewillt ist, dem Geschrei einer fleinen Clique, die um die Erhaltung ihrer Privilegien bangt, zu folgen.

Die Versammlung in den Rammerfalen trilte das Sidfal der anderen Beranstaltungen. Hinch bler botten unsere Gereffen den Saal längst vor Beginn befest. Ms der Hauptmann Paul Giage!, Jerufalemer Straße wohnbaft, ber sich in Sibil befab and ein Halen frenz irng, ben Saal betreten wollte, en ftand switchen ihm und einigen jungen Leuten ein Wortwechsel der schließlich in Zäitlichkeiten

ausartete.

Als der Einberufer davon sprach, daß das Bürgertum gegen ble rote Ueberwacht im Stadthaus eneraisch Front machen miffe, wurde er ausgelacht. Als der Redner sich weiter gegen die Abstammung Dr. Löwensteins mándte, burfte er nicht weiterrében und löste die Berfammlung auf. Während die Mitglieder ber Deutschen   Bois­partei den Saal verließen, wurde ein unabhängiges Büro gewählt, bad die Versammlung wieder für eröffnet erklärte. Eine Lehrerin, Fräulein Beck, seste fich start für Dr. Löwenstein ein, beffen geplante Schulreformen fie in furzen Zügen motebe gab. Slicklich wurde folgende Entschließung angenommen: Die von der Denischen Bolts­partet einberufene Versammlung erfiärt sich mit der Stanbitatur Dr. Löwensteins einverstanden. Die Versamnifung verlangt von dem neugewählten Stadtparlament nicht nur die Wahl Dr. Lowenfteins, sondern entsprechend dem Willen der sozialistischen   Bevölkerung einen rein fojialiitischen Magiftrat."

Die Bersammlung in den Spicherfälen war überfünt. Auf dem Bodium prunkte die Fahne Schwarz- Weiß- Rot. Nach Eröffnung wollte der Borjigende gleich dem Reichstagsabgeordneten Ebeling das Wort erteilen. Die Bersammlung protestierte hiergegen und verlangte, daß dem Referenten auch ein Korreferent entgegen gestellt werde. Nach längerem Berhandeln wurde dieses genehmigt. Nun ergriff Dr. Ebeling das Wort und äußerst provokatorisch, in­bem er behauptete, daß die Deutschnationalen feine Schulb am Zusammenbruch Deutschlands   haben, sondern die Seite, die den Frieden verlangt habe. Ferner sei die Arbeiterklasse verheyt und aufgereizt durch gewiffenlose Clemente, denen jedes Gottver trauen fehle. Die gesamte politische Berhehung sei diesen Elemen­ten zuzuschreiben. Löwenstein trage tätigen Anteil an der Ver­hehung der Klassen. Löwensteins Blide seien nach Mostau ge­richtet, wo die Diftatur der Arbeiter gepredigt werde. Auch jei derselbe Jude, infolgedessen ungeeignet, die Jugend des deutschen Boltes zu erziehen. Dr. Ebeling machte noch einige Bemerkungen, worin er behauptete, daß Löwenstein nicht auf dem Boden der Verfassung stehe. Aus der Bersammlung wurde gerufen, ob die über die Bühne gespannte schwarz- weiß- rote Fahne der Ausdrud det Verfassungstreue fei. Das machen wir, wie wir wollen, war die Antwort. Bei dem nun entstehenden Tumult sprang der Vor figende auf und schloß furzerhand die Versammlung, nachdem Dr. Ebeling ungefähr eine halbe Stunde gesprochen hatte. Genosse Schiemann ersuchte die Versammlungsbefucher, ruhig im Saal zu bleiben, um auch die Gegenseite zu hören und in der anschließen­den Diskussion jede Meinung zum Ausdrud zu bringen. Die Ber­lammlung blieb, von wenigen Satenkreuz- Jünglingen abgesehen, zusammen und Genosse Lehrer Broese legte bar, baß gerade die Deutschnationalen durch ihre wahnsinnige Kriegspolitik die Gaulo am Zusammenbruch tragen und belegte das mit eflatanten Bei­spielen. Zum Thema felbst bemerkte der Redner, daß die früheren Regierungen die Belegung der einzelnen Stellen nicht davon ab­hängig machten, ob derselbe Fachmann fei, sondern daß für Schul­inspettoren, Schulräte usw. bis hinauf in die Ministerien der Geist des Surrapatriotismus maßgebend zur Befähigung war. Auch fei Löwenstein Fachmann, ber fich ein enormes pädagogisches Wissen angeeignet habe und durch seine Tätigkeit im öffentlichen Leben den Nachweis zu seiner Betätigung erbracht hat. Die sozial demokratische Lehrerschaft blide mit Vertrauen dem sozialistischen  Stadtschulrat entgegen und erwarte auch tätige Mithilfe aus den Kreisen der Bevölkerung. Redner schloß unter stürmischem Beifall. In der nachfolgenden Diskussion ergriffen verschiedene Gegner das Wort und da biefelben fachlich sprachen, wurden dieselben ruhig angehört. Genosse Broese ging in seinem Schlußwort auf die Angriffe noch des näheren ein und fertigte die Gegner glän­zend ab. Folgende Resolution wurde gegen wenige Stimmen an genommen: Die von Tausenden Proletariern des Groß- Berliner Westens besuchte von der deutschen Boltspartei nach den Pracht läten des Westens einberufene Versammlung hat die reaktionäre, Seze gegen den Genossen Dr. Löwenstein in dieser Versammlung zunichte gemacht. Die gegen seine Eignung zu diesem Amt vor gebrachten Gründe liegen nur in der Richtung reaktionärer Schul­politit. Das Proletariat wird mit allen Mitteln die Standtbatur bes Genossen Löwenstein verteidigen und fordert zu seiner Unter­hügung auch die Belegung des Provinzialschulfollegiums mit so­

zialistischen Schulmännern.

Nachdem Genosse Schiemann noch aufgefordert, sich von ben im Versammlungsraum befindlichen Satenkreuztern nicht provozierer zu laffen, ging die Versammlung unter den Gefängen der Inter­nationale auseinander.

Die bürgerliche Breffe fchreit bereits Beter and Morbio über blese Rundgebungen der Arbeiterschaft und fafelt von Terror und roten Banden. Sogar Frauen feien mishandelt worden. Wir sind in der Lage, den Herrschaften einen deutschnationalen Jüngling namhaft an machen, ber ohne jebe Ursache im Zirkus Busch mit einem Rungeknüppel auf Arbeiter einschlagen wollte und beswegen von einem Kriminalpolizisten festgenommen wurde. Der Name des hoffnungsvollen Jünglings, der bei seiner Festnahme wie ein fleines Sind meinte und jammerte, lautet alter Find, wohnhaft Suarezftr. 12, Mitglied ber Gin wohnerwehr und Selbstschukorganisation. Die Deutschnationalen tönnen auf diesen weinenden jammeruben Selden stolz sein.

Zur Löwenstein- Hetze

B. M. Den antisemitischen Lehrern und Elternbeiräten folgen nun die Universitätsprofessoren bis herab zu Röthe und Wilamowiz Möllendorf. Unter dem Feldgefchreibas Christentum ift in Gefahr" verüben diese sogenannten Zugenderzieher" einen Höllen­radau. Gie übersehen in ihrem blinden Eifer, daß die Arbeiter tlasse für diese Art von Bolemit energisch dankt und diesen Uni­versitätslehrern die ärgste Mißachtung entgegenbringt. Wir wiesen schon vor einigen Tagen in dem Auffah Rebellion ber 3werge" barauf hin, daß Genosse Löwenstein fich butch die Taufe, alio butch Glaubens chacher, bie größte Beliebtheit ertaufen fonnte. Solche Fälle Find schon dagewesen. Einige befonders frasse Fälle möchten wir ben diversen Musterchriften mal ins Ge sahinis surarufen.

Es erscheint uns an der Zeit, den heutigen Sehprofessoren und ihrem männlichen Altmeiber- Klüngel die harten Tatsachen mal utträftig um die Ohren zu schlagen. Vielleicht kom­men sie dann zur Besinnung.

Falsche Anschuldigungen. Vor der Bochumer   Straffammer sollte sich ein Konditor aus Bottrop   wegen der Behauptung verant­worten, der Minister Severing habe für die Freigabe eines Waggons Schotolabe 32 000 M. Schmiergelder erhalten. Bot Eintritt in die Hauptverhandlung gab der Angeklagte die Ez­flärung ab, er habe sich überzeugt, die Behauptung Lei unhaltbar. Severing zog daraufhin den Strafanirag zurüd.

Der französische   Feldzug in Syrien  . Nach einer Havas­meldung aus Beirut   hat eine französische Kolonne, die von General Gouraud in die Gegend von Damastus entfandt wurde, um dort die Rebellen zu bekämpfen, den Feind in die Flucht geschlagen, ungefähr 200 ann getötet und Geschütze und Maschinengewehre

erbeutet

Gewerkschaftliches

Ein Unternehmerrüpel gegen die Betriebsräte In welcher Form heute noch Unternehmer mit Betriebsräten, den geseglichen Vertretern der Arbeiter, au verkehren belieben, dafür ist Herr Wulff. Inhaber der Firma Dammerich u. Co., Studgefchäft und Bildhauere in Schöneb rg, Sachfendamm 87, ein flaifisches Beispiel. Den Betriebsausschuß ignoriert dieser Herr vollständig; er schaltet beffen Mitwirkung bei Entlassungen aus und verweigert ihm bie Einsichtnahme in die Betriebsvorgänge. Durch Verträge mit seinen Arbeitern sucht er die Vertretung der Arbeitnehmer zu bes feitigen, und leider findet er auch Stlabenseelen, die sich ihm fügen. Für Versäumnisse des Betriebsrats, die biefer in feiner Eigenfchaft als folcher hat, werden ihm Lohnabzüge gemacht. Das schönste j.boch ist, daß der Betriebsrat mit Schimpfworten wie Sump verfluchter" Strol", tituliert wird und ihm von Herrn Wulff ein paar in die Freffe angeboten wurden.

Eine Mitgliederversammlung des Bauarbeiterverbandes( Sektion der Stuck und Gipsbaubranche), beschäftigte sich auch mit dieser Angelegenheit und fam zu dem Beschinß, ihren Kollegen zur Pflicht au machen, unter den obwaltenden Ilmständen die Arbeit bei der Firma einzustellen. Man wird annehmen dürfen, daß anständige Arbeiter mit einem solchen Unternehmer nichts mehr zu tun haben wollen.

Die Angestellten der Raiffeisens Organisation, Berlin  , Köpenider Straße, befinden sich im Streit. Die Firma versucht Neu einstellungen vorzunehmen. Sie hat namentlich thr Augenmerk auf die Angestellten der Kriegsorganisationen gerichtet, die wegen Abbau Aur Cutlassung gekommen finb. Gine Mitgliederversammlung des Bentralverbandes der Angestellten, Fochgruppe Kriegsorganisationen, bie von zirka 2000 Personen besucht war, bat ant 16. September fich hiermit beschäftigt und nachstehende Resolution einstimmig ans genommen: Die heutige Mitgliederversammlung der Angestellten fationen, spricht den im Streit befindlichen Kolleginnen und Kollegen bes Zentralverbandes der Angestellten, Fachgruppe Kriegsorgania der Raiffeisen- Organtsatton, Röpenicker Straße, ihre volle Sympathie aus und fordert alle diejenigen Kolleginnen und Kollegen der Ritegs organisationen, die wegen Abbau ausscheiden, auf, unter feinen Umständen Streitbrecher- Arbeit zu leisten, b. h. solange der Streif nicht beendet ift, teinen Dienst bet ber Raiffeisen- Organisation aut nehmen." In ber gleichen Bersammlung wurde scharf gegeißelt, daß auf der einen Seite die Minister im volkswirtschaftlichen As­fchuß und in ben Zeitungen erklären laffen, daß Maffenentlassungen wegen Abban der Kriegsorganisationen vermieden werden sollen, während gleichzeitig die unterstellten Gesellschaften zu Maffens entlassungen schretien. Es wurde nachstehende Resolution einstimmig angenommen: Die heutige Bersammlung benast die Gelegenheit, nun die Oeffentlichkeit darauf hinzuweisen, daß die Erklärungen der Minifter im voltswirtschaftlichen Ausschuß, Entlassungen der Ane geftellten beim Abbau der Kriegsorganisationen allmählich vorzu nehmen und Maffenentlassungen zu vermeiden, von nachgeordneten Geschäftsleitungen nicht befolgt werden. So find Maffenentlaffungen geplant für die Reichsgetretbestelle 1200, Reichsfuttermittelstelle 70, Kriegsmetall A.-G. 30, Reichsfleischstelle 50, Dele und Fette 250 u. a. Bei berartigen Maffenentlassungen ist es ausgeschlossen, daß auch nur ein kleiner Teil biefer Angestellten Unterkommen findet, und der weltaus größte Teil der Erwerbslofen- Fürsorge, b. b. der Steuer­fraft der Allgemeinheit aur Bast fällt. Die Versammlung hält es für volkswirtschaftlich richtiger, wenn statt der Maffenentlassungen eine allmähliche Berringerung des Personals vorgenommen with b. h. die Angestellten so lange mit ben Abwicklungsarbeiten zu be fchäftigen, als fich bie Grträgniffe der Arbeit mit ben Unkosten ver einbaren lassen."

Groß- Berlin

Gegen ben Religionsunterricht in der Schule, für die Weltlichkeit der Schule. Die bem Kultur- Kartell Groß- Berlin angeschlossenen Bereinigungen, beffen Vorsitzende Graf Arco und Adolph Hoffmann   find, veranstalten am Sonntag, den 26. Sep­tember, nachmittags 2 Uhr eine Demonstration gegen ben Reli gionsunterricht in der Schule und für die Welt. lichtett ber Schule.

Kinder und deren Eltern fammeln sich an den noch bekanntzu­gebenden Stellen der einzelnen Stadtgegen den von Groß- Berlin und aieben in gefchloffenem Bnge zum Lustgarten, woselbst an der Mufeumstreppe ein Lehrer und eine Sehrerin Ansprachen an die Kinder halten. An der Domireppe werden Graf Arco und Adolph Hoffmann   gegen bie religiöse Lüge sprechen. Der Abmarsch an den Sammelpunkten findet um 1 Uhr mittags flatt, ble Ansprachen im Lustgarten um 2 Uhr. Bei ber Heße, die augenblicklich wieder gegen