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und Deutschen   bezw. zwischen den Polizeibehörden und den Deutschen  . Aus Pilsen   wird telegraphirt: Aus Anlaß des gestern hier gefeierten SokolfesteZ fanden den ganzen Tag über Zusammenstöße zivifchenCzechen und Deutschen   statt. Abends nahmen dieAusschreitungen einen so bedrohlichen Charakter an, daßJnfanterie und K a v a l l e r i« einschritt und dabei von der blanken Waffe Gebrauch machte. Drei Personen wurden durch Bajonettstiche schwer verwundet,«ine Dame überritten und lebensgefährlich verletzt. Es erfolgten über lS0 Verhaftungen. Aus Als ch liegen folgende vom Sonntag datirte Depeschen vor: Da die Einberufer der heutige» Versammlung er- klärten, den von der Behörde gestellten Bedingungen nicht entsprechen zu können, wurde die Abhaltung der Versammlungen untersagt. Im Laufe des Vormittags fanden nur veremzelte Ansammlungen statt. Kleine Trupps begaben sich nach dem jenseits der österreichischen   Grenze gelegenen Dorfe Wildenau; kehrten jedoch, da sie von den bayerischen Be- Hörden zurückgewiesen wurden, am Nachmittag wieder zurück. Diesseits der österreichischen   Grenze wurde Halt gemacht; niehrere Reden wurden gehalten. Mit Rücksicht ans das aggressive Bor- gehen der Menge gegen die Beamten der Statthalterei rückte die Gendarmerie vor. ohne bisher von den Waffen Gebrauch zu machen. Ein von Eger rcqmrirtes Bataillon Landwehr ist hierher abgegangen. Heute Abend wurden die Fenster der Bezirkshauptmannschaft «ingeschlagen. Die vor derselben angesammelte johlende Volks- menge wurde zerstreut; zahlreiche Verhaftungen wurden vor- genommen, und der Platz sowie die anliegenden Straßen durch Militär und Gendarmerie besetzt und abgesperrt. Ueber die Stellung der Deutschbürgerlichen zu den Ausgleichs- Verhandlungen liegt aus Prag   folgende Meldung vor: Bei der heute staltfindenden Partei-Konserenz der Deutschen  Böhmens   wird ein Beschluß gefaßt werden, die Wiener Konferenz nicht zu beschicke«. Gleichzeitig wird eine Resolution des Inhalts beschlossen werden, bevor nicht die Sprachenverordnung auf- gehoben sei, weder mit der gegenwärtigen noch mit der kommenden Regierung in Verhandlungen zu treten. Wie dieN. Fr. Presse' mittheilt, wird der Vertreter des verfaffungstreuen Großgrundbesitzes, Graf Oswald Thun, gleich zu Beginn der Ausgleichskonferenzen erklären, daß er. nachdem aus den Vorlage» der Regierung zu ersehen, daß dieselben nur im Juteresse der Czechen liege», sich an den weiteren Ar- beiten nicht betheiligen werde. AuS dem czechisch-burgerlichen Lager wird be­richtet: Der Prager   Bürgermeister sandte an den ehemaligen Chef der Pariser Patrioten-Liga telegraphische Glückwünsche zur»euer- lichen Befestigung der franko-rnssischen Union. Rarodny Listy, daS Hanptorgan der Jungczechen kundige» an, daß Graf Badem   nach der Delegationswahl, welche die Deutschen  nicht hindern können, den Reichsrath sofort auflöse» werde, falls sich Vorfälle wie die in den letzten Tagen wieder- holen sollten. Dann werde eine Regierung gegen die Deutschen  , oder besser gesagt, ohne die Deutschen   erstehe», und wenn es auch dieser Regierung nicht möglich fein werde, konstitutionell zu regieren, so werde eben ohne Parlament regiert werden. Die Verfassung, sagt das sich selbst demokratisch nennende Jungczechenblatt, sei kein heiliges Sakrament, vor dem man sich beugen und das man anbeten müffe. Ueber die Absichten der Regierung wird aus Wien   noch gemeldet: Die Regierung soll angesichts der fortgesetzten nationalen Exzesse und nachdem die Aussichten ans ein Zustandekommen der Ausgleichskonferenzen sich vermindert haben, den feste» Entschluß gefaßt haben, mit den schärfsten Maßregeln vorzugehen. Eventuell soll über Böhmen   der AuSnahmez»stand ver- hängt werden. Der österreichisch- bulgarische Konflikt ist nach einer Er» klärung des bulgarischen Ministerpräsidenten von der österreichischen  Regierung sür beigelegt erklärt worden.> * Deutsche* Reich  . Di« I st« i n n a h m e an Zöllen und Verbrauchs- steuern in den erste» vier Monaten des Etatsjahres hat die Summe von 230,1 Millionen oder 1,5 Millionen weniger als im gleichen Zeitrannie des Vorjahres ergeben. Die Zölle haben ein Plus von 2,3 Millionen erbracht, auch bei den übrigen Verbrauchs- abgaben sind klein« Mehrerträge zu verzeichnen gewesen, die Zucker, steuer hat jedoch ein Minus von nahezu 6 Millionen anfzuweisen und demgemäß das Gesammlergebniß ungünstig beeinflußt. Von den übrigen Einnahmen hat die Börfenstener zwar noch einen etwas geringeren Ertrag als im gleichen Zeiträume des Borjahres ergeben, jedoch belänft sich das Minus jetzt nur noch ans etwas mehr als 30 000 M. Die Post- und Telegraphenverwaltung verzeichnete ein Mehr von 7,7 Millionen, die Reichs- Eisenbahn- Verwaltung ein solches von 1 Million. Ueber das gegenseitige Verhältniß von L a n d w i r t h s ch a f t und Industrie in D e n t s ch l a n d veröffentlicht der Professor L u j o Brentano in denMünchener Neuesten Nachrichten" einen sehr beachtenswerthen Artikel, in dem er beweist, daß die Zeiten, da Deutschland   ei» Agrarstaat war, unwiederbringlich dahin sind. Die Jndustriebevölkerung überragt heute der Zahl»ach die landwirthschaflliche; sie liefert auch dem Lande die meisten Soldaten und die meisten Steuern. Ueber die Steuerleistungen der Jndustriebevölkerung heißt es z. B.:»Lange bevor die Mehrheit der Bevöllerung von der Lnndwirthschast zu Industrie und Handel überging, hatten die größeren Erträgnisse, welche diese abwarfen, die Folge, daß sie schärfer zur Sleuerzahlung herangezogen wurden. In dem Maße, in dem Industrie und Handel die Mehrheit der Bevölkerung an sich zogen, wurde es selbstverständlich, daß sie auch die gröbere Hälfte der indirekten Steuern bezahlten, und was die direkten Steuern angeht, so hat die Steuerreform der letzten Dezennien fast in allen deutschen   Ländern die Landwirthschaft so sehr auf Kosten der übrigen ErwerbSzweige entlastet, daß heute die direkte Steuer- last nahezu ausschließlich von diesen getragen wird. Ueber das Bechültniß, in dem Industrie und Landwirthschaft aufeinander angewiesen sind, äußert sichNeuland' folgendermaßen: Früher habe es richtig geheißen:Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt.' Heute habe sich das Berhältniß umgedreht. War die Zahlungsfähigkeit der ländlichen Bevölkerung früher maßgebend für den Absatz der gewerbliche» Pro- dukte, so liegt die Zukunft unserer Landwirthschaft nun- mehr in der Z a h l n n g s s ä h i g k e i t unserer industriellen Arbeiterbevölkerung, in der Entwickelung ihrer Bedürf- nisse, in der damit Hand in Hand gehenden Sieigernng ihrer Leistungsfähigkeit, die sie in Stand setzt, diese» steigenden Bedürfnissen zu genügen, und in der Anpassung der landwirthschaft- lichen Produktion a» die gesteigerten Bedürfnisse der gewerblichen Arbeiterklasse. Das Interesse der Landwirthschaft erscheint unter diesen veränderten Verhältnissen somit unmittelbar als ein zwei- faches. Sie hat 1. das Interesse, daß in unmittelbarer Nähe der landwirthschaftlichen Produktion möglichst viele industrielle Zentren entstehen, an die sie Fleisch und andere landwirthschaflliche Produkte, bezüglich deren sie der Konkurrenz von Außen gar nicht oder weniger ausgesetzt ist. absetzen kann. Nichts kann vom Standpunkte der Land- wirthschast thörichter sein als die in agrarischen Kreisen vielfach noch heute so verbreitete Abneigung gegen neue gewerbliche An- siedelungen. Weit entfernt, daß sie dem landwirthschaflliche» Interesse abträglich wären, beruht angesichts der Lage des Welt- Marktes auf ihrer Vermehrung vielmehr die Zukunft der deutschen  Landwirthschaft. Die Landwirthschaft hat 2. das Interesse, daß den in den gewerblichen Betrieben beschäftigten Arbeiter» hohe Löhne gezahlt werden. Die Landwirth- schaft hat ein Interesse, daß den gewerblichen Arbeitern so hohe Löhne gezahlt werden, daß sie in Stand gesetzt werden, an stelle des verhältnißmäßig noch so wenig entwickelten deutschen   Fleischkonsums der deutschen SIrbeiterbevölkerung«ine stetige und wachsende Nachfrage nach Fleisch zu entwickeln, so daß die Landwirthschaft in einem Massenabsatze animalischer Pro- dukte Ersatz finden kann für ihren durch die Lage des Weltmarktes verminderten Absatz an Cerealie». Sie hat ein Interesse daran, daß der Zuckerkonsum der deutschen  Arbeilerbevölkerung sich auf das Maß deS Konsums der amerika­ nischen   oder wenigstens der englischen steigere, damit der deutsch  « Rübenbau in einem gesteigerten Zuckerkonsnm der Massen Ersatz finde für den Absatz deutsche» Zuckers nach Amerika   und England, der für die Zukunft alS aufs äußerste bedroht erscheint. Sie hat ein Interesse, daß die Lage der städtischen Bevölkerung eine so blühende werde, daß diese für alle jene qualifizirten landwirthschaftlichen Produkte, bezüglich deren die deutsche Landwirthschaft einer aus- wärtige» Konkurrenz gar nicht oder nur unerheblich ausgesetzt ist, eine Nachfrage zu entwickeln vermag. Durch alle derartige Steige- rungen des Reallohns der Arbeiterbevölkernng entsteht eine Steige- rung ihrer Leistungsfähigkeit und damit eine Sicherung und Steigerung des Absatzes ihrer Produkte. Durch alle derartige Steige- rnngen des Reallohns der gewerbtreibenden Bevölkerung entsteht der Landwirthschaft ein unentreißbarer gewinnbringender Absatzmarkt in der Nähe. Die VoranSsctzung aber, daß der gewerbtreibenden Bevölkerung dieser hohe Reallohn zu theil werden kann, ist die Sicherung und Zunahme des Absatzes ihrer Produkte nach außen. Nicht nur die Industrie, in nicht minderem Maße auch die Landwirthschaft hat also das größte Interesse an der Steigerung der Ausfuhr deutscher industrieller Produkte." Deutsche   Zeutralstelle für die Vorbereitung von Handelsverträgen. In einer heute Hierselbst im Kaiserhof unter Vorsitz des Kommerzienraths Dr. I. F. Holtz statt- gehabten Versammlung von Vertretern freier wirthschastlicher Vereine wurde behufs Wahrung gemeinsamer wirthschaftlicher Interessen insbesondere in Fragen der Zollgesetzgebung und des Abschlusses »euer Handelsverträge die Bildung einerDeutschen Zentralstelle für die Vorbereitung von Handelsverträgen' beschlossen. Zum pro- visorische» Vorsitzenden ivurde Kommerzienrath Dr. I. F. Holtz gewählt und zu weiteren Vorstandsmitgliedern mit dem Rechte der Kooptio» folgende: Fabrikbesitzer Ernst Borsig  -Berlin  . Kommerziell- rath Collenbafch-Dresden, Kommerzienrath v. Dreyse  -Sömmerda  , Geh. Kommerzienrath Goldberger-Berli», Kommerzienrath Herms- dors-Chemnitz. Kommerzienrath E. Jacob-Berlin  , Generaldirektor Knhlow- Halle a. E.. Koinmerzienratd March- Charlottenbnrg, Dr. Martins-Berlin, Generaldirektor Rösicke-Berlin und Kommerziell- rath Wirth-Berlin  . Ans ihrer letzten Konferenz in Fulda   solle» sich, wie»erlautbart, die preußischen Bischöfe in erster Linie mit Fragen sozialer Nätnr beschäftigt habe». Es foll beschlossen worden sei», an die Diözesengeistlichkeit Anweisungen er- gehen zu lassen, in welcher Weise die Pfarrer je. einerseits auf Ver­besserung der materiellen Lage ihrer Vemeiildeiuitglieder. soweit es in ihrer Macht liegt, hinwirke», andererseits aber auch die sozial- demokratische Agitation bekämpfen sollen. ES dürften hierin indirekte Winke für die näckisten Reichstagswahlen enthalten fein. Besonders neu dürften diese Winkenicht fein. Ihre Ankündignng jagt uns nicht inS Bockshorn. Die Sinekure eine? Domherrn a in Hoch st ist Brandenburg   ist dem früheren Reichskanzler Grafen  v. Caprivi   zu teil geworden. Mit der Stelle ist bekanntlich ein Einkoiinnen von mehreren Tausend Thalern verbunden. Dieselbe Stelle hatte bisher der verstorbene General v. Albedyll inne. Die Domherren in Brandenburg   haben keine Funktionen auS,uüben, die ihrem Titel entsprechen. Es sind meist hohe Beamte und Osfiziere; so sind der frühere Ministerpräsident Graf Eulenburg  , der Ehren- Präsident der Ober- Rechnungskammer v. Wolff und der General der Infanterie von Hahnke Mitglieder des Brandenbnrger Doni- kapitels.-» Die Stimmung gegen den so plötzlich entlassenen zweiten Reichs- kanzler muß sich in der letzten Zeit geändert haben, sonst hätte er diese werthvolle Ehrenbezeugung nicht erhalten. Graf Caprivi   war anch in der letzten Woche einige Tage in Berlin  . Die Agrarier sind darüber schon recht nervös geworden, zumal gleichzeitig der ganz fürchterliche Marschall von Bieberstein gleichzeitig in Berlin   zu sei» gewagt hat. So wenig besorgt auch die Agrarier zu sein brauchen, so begreiflich ist es, daß sie in die Stetigkeit des Kurses deS Staats- fchisses kein übergroßes Vertrauen haben. Die E ch w e tz e r Reichstag? wähl wird für einige der Betheiligten in der am 20. September d. I. beim Landgericht Graudenz beginnenden Schwurgerichls-Periode ei» ernstes Nachspiel erhalten. Wie seinerzeit von uns ausführ­lich derichtet, wnrd« bei der Rückfahrt von dieser Wahl in einem Eisenbahnabtheil IV. Klasse auf der Bahnstrecke Schwetz- Terespol der Lehrer und Botaniker G r ü t t e r von einigen Mit- reisenden schwer mißhandelt und am andere» Morgen t o d t am Bahndamm liegend aufgefunden. Der That dringend ver- dächtig wurden bald darauf vier Arbeiter fe st genommen, die sich auch gegenwärtig noch in Haft befinde». Die Unter- s u ch u n g gegen dieselben ist nunmehr abgeschlossen. Sie werden sich nunmehr wegen Körperverletzung mit tödt- l i ch e in Ausgange vor Gericht zu verantworten haben. v. Carnap  , der frühere Distriktskonimissar in O p a l e n i tz a, welcher, wie kürzlich mitgetheilt, gegenwärtig bei der Straßenbahn in Köln   a. Rh. als Beamter angestellt ist, wird demnächst die Leitung einer Kreisbahn im Regierungsbezirk Düsseldorf   übernehmen. So einen Mann darf man sich auch nicht entgehen lassen. Dresden  , 21. August.(Eig. Ber.) Ein Strafmandat von 10 M. hat der Genosse erhalten, dem in Sebnitz   eine sozialdemo- kratische Sammelliste für die vom Hochwasser geschädigten Arbeiter weggenommen worden war. Gerichtliche Enlscheidiing ist natürlich beantragt worden. Bemerkt sei noch, daß nachträglich auch noch der auf der Liste gezeichnete Betrag in Höhe von 3,46 M. der Frau des Betreffenden abverlangt und von dieser anch ausgehändigt worden ist. Auf Listen deS Bund«? der Landwirlhe wird lustig weiter gc- sammelt. Zur sächsischen Landtags wähl nahm in Meißen  der Landesverband der Hansbefltzer im Königreich Sachsen Stellung. ES wurde beschlossen, von dem zu unterstützenden Kandidaten zwar zu fordern, daß derselbe das Wohl des Mittelstandes, zu dem sich auch die Hansbesitzer rechnen, gegen das Drängen von oben und von unten bestens zn wehren verspricht, dagegen wurde von der weiteren Forderung, daß der Kandidat versprechen solle, die Bildung einer Miltelstandspartei zu fördern und dieser letzteren beizutreten, Abstand genommen. Die Leitung des Verbandes und die führenden Personen sind zumeist waschechte Nationalliberale und so ist dieser Befchluß als zu gunste» der Nationalliberalen gefaßt zu betrachten. Die Nationalliberalen wiegeln ab, damit sie bessere» Spielraum bei der Wahl haben. Miquel'SRuf zur Sammlung hat nun einen Er- folg zu verzeichnen, wenn auch freilich nicht in Preußen, sondern bloS in Gotha  . Von dort meldet daS sozusagen freisinnigeBer­liner Tageblatt" triumphirend, daß die beiden freisinnigen Par- teien. Nationalliberale und Konservative übereingekommen find, als Kandidaten für die nächsten Reichstagswahlen den Gothaer Ober« bürgermeister Liebetreu aufzustellen. Genosse Bock, der den Kreis zur vollsten Zufriedenheit der Bevölkerung vertritt, braucht selbst diese Kartellkandidatur nicht zu fürchten. Er ist schon bei den letzten Wahlen im ersten Gange ge- wählt worden. Er wird bei den nächsten Wahlen unzweifelhaft sofort wieder mit Mehrheit in den Reichstag entsendet werden. Dafür bürgt der Eifer und die tressliche Schulung der Gothaer Genossen, daS Ergebnis der letzten Landtagswahlen und die Erfolge und die vorzügliche Haltung unserer Fraktion im Gothaer Parla- mentchen. Unser Gothaer Parteiblatt bemerkt zu dieser Meldung;Der nächste Wahlkampf wird sich also auf dem reinen Boden des Klassen- kampfes abspielen. Ein gutes Zeichen der Entwickelung und des Fortschrittes und für uns ein günstiges Feld." Karlsruhe   i. B., 23. Aug.(Franks. Ztg.) Di- Wahlkomitees der deutschen   Volkspartei und der sozialdemokrattschen Partei ver- breiten ein Flugblatt, in welchem die Frage beantwortet wird Warum gehen wir bei den Landtagswahlen, zusammen?' Ein- leitend wird darauf hingewiesen, wie die dominirende national- liberale Partei sich mit einer das Volk auf das tiefste verletzenden Rück- sichtslosigkeit über die etnmülhigen Wünsche des Volkes in bezug auf das direkte geheime Wahlrecht hinweggesetzt habe. Das Flugblatt er- innert sodann an die Wahlansetzungs-Debatte der Landtage von 1K93 169ö, in denen die Nationalliberalen ihre Macht benutzten, um sich die Majorität zu sichern. Wieder naht die Enlscheidungs- schlacht; werde in dieser nicht die Macht der Nationalliberalen ge- brochen, so würden nicht nnr auf Jahre hinaus die Wünsche des Volkes ans eine freiheitliche Ausgestaltniig der Verfassung un- erfüllt bleiben, es bestehe auch die weitere Gefahr, mit einer Reihe rückschrittlicher Gesetze beglückt zu werden. Straßburg   i. E., 22. August.  (Eig. Ber.) Sie berichten heute daß der Kommandeur des 137. Infanterie- Negis., Oberst Freiherr  v. E y ii a t t e n, der den Matre deS nahen Städtchens Barr und dessen Gemeinde-Angehörige durch Ausdrücke wieSchweinigel", dreckige Kerle' ec. in der unerhörtesten Weise beleidigt hatte, seinen Dienst beim Regiment wieder angetreten habe und daß damit die Skandalaffäre für denselben ohne weitere unangenehm« Folgen erledigt sei. Dies« Mittheilung ist thalsächlich richtig. Zn ergänzen ist da- bei nur, daß derselbe Herr v. Eynatten in demselben Städtchen Barr vor einigen Tagen abermals Quartier bezogen hat. nachdem daS Jnfanterie-Regiment l37 dahin ins Manöver ausgerückt war. Der rücksichtsvolle Herr ließ dabei allerdings die Vorsicht wallen. auf der Tafel, welche das Quartier deS Reginientsoberstcn zu be- zeichnen pflegt, den Namenv. Eynatten' zu beseitigen, so daß darauf nnr noch die Bezeichnung.Kommandeur des Infanterie- Regiments 137" zu lesen ist. Diese zarte Rücksichtnahme des Herrn Obersten wird zweifellos sehr viel dazu beitragen, die erregten Gemüther der beleidigten Gemeinde zu beruhige». Am 24. und 25. August findet dahier die Hauptversammlung des Deutschen ApothekervereinS statt. Auf derselben wird u. a. anch der Antrag eineS KreisvereinS zur Berathmig ge­langen, nach welchem der Deutsche   Apolhekerverein mit Rücksicht auf die im preußischen Apothekerrath zur Erörterung stehende Frage der Zulassung von Frauen zum Apothekerbernf erklären soll, daß den Frauen der Zutritt zum Apothekerfach zu gestalten ist, sofern sie die gesetzlich vorgeschriebene wissenschastliche Vorbildung besitzen und im einzelnen Falle anch körperlich besähigt erscheinen. Zum Scheitern der Expedition deS Dr. PeterS theilt nun dieBonner Ztg." mit: Die deutsche Finanzkraft, die die Peters'sche Expedition nach Afrika   sinaiiziren wollte, war Geheimrath Krupp in Essen  . Zwischen diesem. Dr. Peters und dem Engländer Dr. Swist wurde ein Kontrakt vereinbart. Krupp   erklärte sich bereit, zu dem Unternehmen 500 000 M. herzugeben. Nachdem aber der Prozeß gegen Peters vor dem Disziplinarhof die bekannte für Peters ungünstige Wendung genommen hatte, und gleichzeitig zwischen den beiden Führern deS Unternehmens, Dr. Swist und Dr. PeterS, Streitigkeiten ausgebrochen waren, erklärte Krupp den Kontrakt für gelöst und zog die Zusage, 500 000 M. zu zahlen, zurück. Frankreich  . -»» Prinzenduell und Prätendententhum. Im Jntransigeant giebt Henri Rochefort   seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß«in d'Orlöans nichts umsonst thut und daß die monarchistischen Blätter das Duell deS Prinzen Henri als willkommeuen Borwand benützen werden, um dessen Kandidatur für die D e p u t i r t e n w a h l e n von 1393 aufzustellen. So hat die Familie den jungen Lebemann auf Reisen schicken müssen, spottet der Chefredakteur desJntransigeant", damit dieser Sprößling der jüngeren Linie in einigen Monaten Vertreter von Paris  werde. Denn da? fei nnzweifelhaft, daß irgend ein Reaktionär der Hauptstadt dem Prinzen seinen Sitz abtreten wird. Was wird dann aber aus dem anderen Vetter, dem Due d'Orlöans, Oberhaupt des tauses Frankreich   und Erben einer Krone, die sein Verwandter chm, ilie um Lilie, wegreißt? Sind doch die Royalisten so dumm, daß, wenn man ihnen nur einen Kops zum Krönen giebt, sie sich damit zufrieden gebe», unbekümmert darum, wem er gehört. Norwegen  . Durch die Neuwahlen ist bisher die Wiederwahl deS demokratischen Odelsthings-(Unterhaus) Präsidenten im äußersten Norden des Landes gesichert worden. Die Neuwahlen haben am 14. d. M. begonnen und werden bis in den November hinein fort- dauern. Die Ursache dieser langen AuSdehuuiig liegt an den ver- schieden«» klimatischen Verhältiiisseii des weitausgestreckten Landes. in dessen nördlichstem Theile Wahlhandlungen überhaupt nur im Sochsommer möglich sind, während um dies« Zeit das Landvolk im üden mit der Ernte beschäftigt ist und erst nach deren Beendigung wählen kann. Italien  . lieber das Prinzenduell äußert sichL'Osservatore Romano  ", das Sprachrohr de- Vatikans, folgenderiiiapen: Dieses Duell ist eine skandalöse Beleidigung der göltlichen Gesetze, eine eynische Vergewaltignng der Gesetze des Landes,«ine kindische Veriheidignng gegen die Anklagen des Prinzen d'Orleans. an die ja doch ein jeder nach wie vor glauben kann. Es ist ferner eine Verletzung der militärischen Disziplin, ein schlechtes Beispiel für die ganze Armee, eine Anfachung des Hasses zwischen den beiden Schwesteriiationen." Spanien  . Madrid  , 22. Anglist. Einem amtlichen Telegramm« auS Manila   zufolge griff der Häupiling Agiunaldo Sau Rafael an. wurde jedoch mit beträchtlichen Verlusten zurückgeschlagen. In mehreren Zusammenstößen hatten die Spanier 5 Todle und 24 Ver- wundete, die Aiisständifchen 37 Tobte. I» den Hospitälern befinden sich 3149 Kranke. La barbarie gu b e r n em e n t a 1 enEspana" (Reglernngs- Barbarei in Spanien  ), ist der Titel einer Schrift von 204 Seiten, die in der Druckerei von EI vesportsr in Brooklyn  - New-Uort erschienen ist und die aktenmäßige Tarstellung deS An- archisleuprozesses von Bareelona und der Folterung der Gefangeneu auf Montjuich   bringt. Einem Auszüge aus dieser Schrift, den wir in derFranks. Ztg." finden, entnehmen wir das folgende:Infolge des Attentats vom 7. Juni 1896 sind bekanntlich gegen 400 Acr- dächtige in Gewahrsam gebracht worden, von denen mau in- dessen bald eine Anzahl wieder ans freien Fuß setzen mußte. Die übrigen stellte man vor ein Militärgericht. Da sie frei- willig nichts wesentliches aussagte», suchte man sie durch Folter- quälen, die an die Grenelthaten eines Torquemada erinnern, zu zwingen, ein Geständniß abzulegen. Die eine» ließ man Stunden, ja Tage lang. ohne ihnen Nahrung zu reichen, unanshörlich in ihrem Gefäiigniffe umgehen und den Schlaf so lange entbehren, bis sie besinnuiigSloS zusammenbrachen. Andere» gab man mehrere Tage nichts als gesalzenen Stockfisch zu esse» und versagte dann den vom Durst Gequälten jeglichen Trunk. Einigen trieb man hölzerne oder eiserne Sliftchen zwischen Fingernägel und Fleisch oder riß ihnen die Nägel überhaupt ab. Mit Borliebe wandte man ein Marterinftrumenl an. mit Hilfe dessen den Aermsten die Lippen auseiiiandergerisseii, das Gesicht fast bis zur Uukennllich- keit entstellt und der Schädel selbst in einer Weise zusammengepreßt wurde, daß den Gemarterten Hören und Sehen verging u. dgl. m. Daß Luis Müs infolge dieser Prozedur den Verstand verloren hat, ist so