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Nr. 198.

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Erscheint täglich außer Montags.

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

11/

14. Jahrg.

Die Insertions- Gebühr beträgt für die fechsgefpaltene Rolonel­geile oder beren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Versammlungs- Anzeigen, fowie Arbeitsmartt 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition tft an Wochentagen bis 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bis 8 Uhr vormittags geöffnet.

Mernsprecher: mt I, nr. 1508. Telegramm- Abresse: " Bozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

in Hamburg statt.

Parteigenossen!

Laut Beschluß des vorjährigen Parteitages findet der diesjährige Auf Grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 ber Partei­Organisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen Parteitag auf Sonntag, den 3. Oktober

Donnerstag, den 26. August 1897.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

schwung, obwohl Frankreich bereits damals Deutschland in agrarischen Wählermassen rühren sich natürlich auch. Der der Brotvertheuerung nichts nachgab, und obgleich auch dort Waschzettel des Ackerbauministeriums versucht den Beweis, daß willens unter den Konsumenten entfesselt hatten. Dieselbe reich feien die Grenzen für die Getreide- Einfuhr offen gewesen die Preise des Nothstandsjahres 1891 einen Sturm des Un- 28-30 Fr. kein unanständiger Preis seien; unter dem Kaiser­der Getreidezölle bewilligen mußte, nahm dann sofort wieder unter dem König Louis Philipp das vierpfändige Brot sogar Kammer, die im Sommer 1891 eine vorübergehende Suspension und doch habe 1867 das Korn zeitweise auf 36 Fr. gestanden, einen neuen Anlauf zu weiterer Zollsteigerung. Sie lehnte auf 180 Cts., was doch zweifellos für die republikanischen es ab, den geltenden 5 Frants Zoll irgendwie bei den Agrarzölle entlastend wirken müsse. Diese Darlegungen sollen. Handelsverträgen als Rompensationsobjekt in in Aussicht den Konsumenten beruhigen. Es wird ihm nicht an Brot nach Hamburg in das Etablissement, Tütge", Valentinskamp, ein. zu nehmen. Der Getreidezoll fehlt im französischen Minimal fehlen.") Der Generalrath von Jure und Loir ist der Land­Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: tarif, fein Land kann auf grund noch so wichtiger Bugeständ- wirthschaft mit folgendem Beschluß beigesprungen: niffe hier eine Ermäßigung erwarten. Selbst die Russen­freundschaft hat dabei gegen den französischen Bauernschädel nichts auszurichten vermocht, obwohl ein französisch- russischer Handelsvertrag gerade zur Zeit des deutsch - russischen Konfliktes mit viel Theaterlärm über die Bühne geführt wurde nebenbei bemerkt: ein ganz schlechtes und hohles Schaustück, nur für den hurrahschreienden politischen Pöbel auf den Gallerien berechnet. Echließlich hat das agrar - demokratische Frankreich seine Brotzölle glücklich von 5 Franks auf 7 Frants hinaufgetrieben, das sind 5,60 W. gegen unseren Vertragszoll von 3/2 M.

Sonntag, den 3. Ottober, Abends 7 Uhr, Borversammlung. Festsetzung der Geschäfts- und Tages- Ordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der Mandate. Montag, den 4. Ottober und die folgenden Zage: 1. Geschäftsbericht des geschäftsführenden Ausschusses.

Berichterstatter: A. Gerisch u. W. Pfannkuch.

2. Bericht der Kontrolleure.

Berichterstatter: H. Meister.

8. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.

Berichterstatter: M. Schippel.

4. Die bevorstehenden Reichstagswahlen.

Berichterstatter: A. Bebel.

5. Die Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen. Berichterstatter: J. Auer.

6. Die Maifeier 1898.

Berichterstatter: H. Förster.

Daß den französischen Bauern dabei wohler geworden wäre, das bestreiten ihre Wortführer selber alle Tage auf das heftigste; sie gestehen höchstens zu, daß es ohne Zölle ihren Schußbefohlenen noch schlimmer ergehen würde. Daß anderer­seits jedoch die Konsumenten nicht gewillt find, sich diese Echröpfung auf alle Zeit und unter allen Umständen geduldig gefallen zu lassen, das giebt sich soeben, bei einem verblüffend

7. Bericht über den Arbeiterschutz- Kongreß in Zürich . Bericht- raschen Steigen der Brotpreise, in einer stürmisch auflodern­erstatter H. Molkenbuhr.

8. Organisation. Berichterstatter J. Auer.

9. Anträge zum Programm und zur Organisation. 10. Sonstige Anträge.

Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die erforderlichen Borbereitungen zu treffen, insbesondere die Wahl der Delegirten und die Einreichung der Anträge rechtzeitig zu bewirken. Die Anträge müssen spätestens am 17. September in Händen des geschäftsführenden Ausschusses, Adresse:

W. Pfannkuch,

Hamburg Eimsbüttel , Eichenstraße 4, I, sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Absatz 2 der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen.

"

Anträge von einzelnen Parteigenoffen bedürfen der Gegen zeichnung des Vertrauensmannes, falls sie zur Veröffentlichung und Berathung gelangen sollen.

Die Adresse des Lokalkomitee's ist: G. Blume,

Hamburg Eimsbüttel , Bismarckstraße 10, 11. Die Parteigenoffen, die zum Parteitag kommen, werden ersucht, von ihrer Delegation dem geschäftsführenden Ausschuß und dem Lokalkomitee rechtzeitig Mittheilung zu machen, damit dieses in bezug auf Quartiere 2c. Die nothwendigen Vorbereitungen treffen Mandatsformulare, mit deren Versendung Mitte September begonnen wird, sind durch das Bureau des geschäftsführenden

fann.

Ausschusses, Hamburg- Eimsbüttel, Eichenstr. 4 I, zu beziehen.

zu vertreten

Mit sozialdemokratischem Gruß: Der gefchäftsführende Ausschuß.

" In Erwägung, daß die niedrigen Getreidepreise seit einer Reihe von Jahren in Frankreich eine der wichtigsten Urs sachen der landwirthschaftlichen Krise waren, daß die ungeachtet mehrerer reichlicher Ernten aus diesem Grunde in einer unleugbaren Nothlage geblieben sind, daß, wenn der Getreidepreis seit einigen Wochen allmälig gestiegen ist und heute einen Kurs erreicht hat, der lohnend wird, die gegenwärtige Lage der Landwirthe dadurch teine Besserung erfährt, weil die diesjährige Ernte einen angenblicklich nicht zu berechnenden beträchtlichen Ausfall mit sich brachte; in Erwägung ferner, daß der Brotpreis nicht übertrieben und auf alle Fälle in Frankreich nicht höher ist, als im Auslande, giebt der Generalrath dem Wunsche Ausdruck, daß an den Einfuhrzöllen an fremdes Getreide nichts geändert werde."

Aus Marseille wiederum meldet der Telegraph, ein Be­schluß des Gemeinderathes habe den Preis des Brotes auf 45 und 35 Centimes( also wahrscheinlich das Kilogramm) fest­gesetzt; in ganz Südfrankreich sei die Agitation gegen den Brotincher in lebhaftestem Fluß.

Politische Meberlicht.

So wogt der Kampf der Intereffen hin und her und man den Agitation gegen die Brotwucherer" kund. Unsere wird neugierig sein können, wie schwer auf der einen Seite französischen Parteigenossen, die mit dem sie auszeichnenden die Stimme der Arbeiter und auf der anderen Seite die der Billigkeitsgefühl noch vor kurzem ihre Bereitwilligkeit aus- agrarischen Bauern in die Waagschale fallen wird. Charak sprachen, den französischen Getreidebauern einen anständigen teristisch ist jedenfalls, daß man bereits meistens wohl eine Minimalpreis für ihr Korn von Staatswegen zu verbürgen, Suspension( eine Außerhebungsetzung, um Miquel- Deutsch zu stehen natürlich in gewohnter Kampffreudigkeit auch an der reden) nicht aber eine Aufhebung oder dauernde Herabsehung Spitze dieser Agitation gegen unanständig hohe Brotpreise. Der Getreidezölle fordert. Die in betracht kommenden Thatsachen sind etwa die folgenden. Frankreich hatte in den legten Jahren gute Ernten. Der Markt war überfüllt. Die Preise sanken. Die Bauern hätten sich vielleicht mit der quantitativen Reichlichkeit ihrer Ernten trösten können; sie zogen es jedoch, mit Recht schlechten Preise zu schimpfen. Der Zentner Weizen ging auf oder Unrecht, vor, lediglich auf die, ihrer Meinung nach 20 und selbst 18 Fr. herab. Dieses Jahr ist es umgekehrt. Ueberall fast in der Welt ist die Ernte feine gute. Auch in Frankreich haben, wie im übrigen Europa , ungewohnte Temperaturverhältnisse, Wolfenbrüche, Hagel und Ueber: schwemmung den Ertrag der Felder schwer geschädigt. Was geschieht? frägt ein offiziöier Waschzettel des französischen Landwirthschaftsministeriums naiv.

Berlin , 25. August. Ter zweite Tag des Internationalen Arbeiters schutz- Kongresses. Wir besprachen gestern die eigenthümliche und zwar eine sehr vortheilhafte, ist noch die treffliche Or Physiognomie des Kongresses. Eine feiner Eigenthümlichkeiten, ganisation des geschäftlichen Theils. Die Schweizer haben ihren Diuf, gute Organisatoren zu sein, in vollstem Maße gerechtfertigt. Namentlich war es ein glücklicher. Gedanke, daß von der internationionalen Kongreß- Unfitte der Wahl von Ehrenpräsidenten aus den verschiedenen Nationalitäten und des täglichen Wechsels des Präsidiums abgesehen wurde; indem der Kongreß den betreffenden Vors Da vorläufig die Lebensmittelversorgung schmal ist, schlag billigte, hat er sich viel Zeit und Aerger erspart. so steigen die und Preise, Konsumenten trifft, so bleibt doch dem auch den das Hoffentlich werden die kommenden Internationalen Arbeiters dessen Schicksal sicherlich einiges Intereffe verdient, der Besonderes Lob verdient die Einrichtung des Ueberseber Landbebaner, kongreffe diesem Beispiele des Arbeiterschutz Kongresses folgen.. Lohn seiner Arbeit." Ueber die Berechtigung dieses dienste 3, der ebenso glatt junttionirt, wie das Kongreß Lohnes" haben selbstverständlich die Konsumenten, und bureau felbst.

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vor allem die Arbeiter, andere Anschauungen: heute sollen Genug, wie immer die Schlußzensur des internationalen Preise von 30 Franks vorkommen, und das finden sie nicht Arbeiterschutz- Kongresses lauten wird, da s Lob kann ihm nicht mehr billig. Der sozialistische Deputirte des Seinedepartements genommen werden: er ist der best vorbereitete und Gérault- Richard hat sofort an den Ministerpräsidenten und best organisirte internationale Kongreß, den Die Genossen, welche Anträge einreichen, werden darauf auf Schreiben gerichtet, in dem er die zeitweilige völlige Suspension Landwirthschaftsminister Meline ein geharnischtes offenes wir bis jegt gehabt haben. merksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Motive des 7 Franks- Bolles, oder doch eine starke Herabjegung fordert; ringem Theil, der ruhige Verlauf geschuldet, den der Kongreß, Dieser wirklich musterhaften Organisation ist, zu nicht ge weder im Vorwärts" noch in der dem Parteitag vorzulegenden dazu habe die Regierung aus eigener Machtvollkommenheit, in den ersten zwei Tagen hatte, und der hoffentlich zum Ende gedruckten Vorlage Aufnahme finden können. Die Genossen haben durch einfache Verordnung, das Recht; im Nothfalle seien andauern wird. Keine einzige jener stürmischen Szenen" hat das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitage entweder persönlich sofort die Kammern einzuberufen, um weitere Maß noch stattgefunden, an denen die internationalen Kongreffe oder durch befreundete Genoffen vertreten zu nahmen zu erwägen, mit denen der drohenden Noth sonst so reich sind, und die man vielfach von ihnen unzertrenn lassen; außerdem empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem der Arbeiterklasse gesteuert werden könne. Die Noth bar hielt. Busammentritt des Parteitages in der Parteipreffe zu erörtern. erreiche nicht nur die städtischen, sondern auch die durch die Und doch brachte der zweite Tag in der Frage der Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufzunehmen, verbietet Nachtfröste, Unwetter, Ueberschwemmungen heimgesuchten bäuer Kinderarbeit, ein Thema, das die gefährlichste der sich aus räumlichen Rücksichten und um der damit verknüpften un- und Brot zu den angenblicklichen abnorm hohen Preisen für und dem Ratholizismus andererseits zu entfesseln drohte, die lichen Bevölkerungen, die gleichfalls gezwungen seien, Mehl Streitfragen zwischen Sozialisten und Temokraten einerseits vermeidlichen Wiederholungen willen. den eigenen Bedarf zu kaufen. Als Vertreter von Pariser Schulfrage, die von der Frage der Kinderarbeit Hamburg , den 14. Auguft 1897. Proletariern und gleichzeitig in seiner Eigenschaft als Sohn nicht zu trennen ist. Die Gegensäglichkeit drückte sich aus in und Bruder von Bauern habe er- Gérault- Richard es dem Antrage des Organisationsfomitee's: Kindern für seine Pflicht gehalten, die Gefahren, die den einen wie den unter 14 Jahren jegliche Erwerbsthätigkeit zu verbieten, und anderen drohen, zu signalisiren. Die Regierung habe die dem Gegenantrag der Sektion: statt 14: 15 Jahre zu Pflicht, den Machenschaften der Spekulanten" sofort mit un ießen. Indeß auch diese Klippe wurde vermieden: das nachsichtlicher Strenge vorzubeugen. Gleichzeitig fündigt der tonfeffionelle Moment wurde glücklich bei seite ges sozialistische Deputirte wie wir der Frankfurter Beitung" schoben und die Frage: freie Schule oder Staats. entnehmen in seinem Schreiben an, daß er bei dem schule, d. h. tonfessionelle oder konfessionslose Wiederzusammentreten der Kammern an Herrn Meline eine Schule prinzipiell nicht aufgeworfen. Für die obli Was heute in einem Lande mit verhältnißmäßig zurück- Frage über die Gründe richten werde, die diesen bis jetzt gatorische Schule, oder wie man in Deutschland es zu gebliebener Jndustrie- Entwickelung eine Bewegung ökonomisch gehindert, die oben erwähnten Bestimmungen bezüglich versinkender Bauernmassen bedeuten kann, dafür ist Frank zeitweiliger Suspendirung oder Herabſegung der Getreidezölle ennen pflegt: für den Schulz wang erklärten sich auch die katholischen Redner. reich ein lebendiges Beispiel. Und auch ein lehrreiches, zur Anwendung zu bringen. Der Pariser Stadtrath beschäftigte Nicht, daß alle katholischen Delegirten einerlei Meinung denn wir haben im Süden und Westen Deutschlands weite sich bereits in seiner Berathung mit der Frage. Die An- find. Aber die schweizerischen sind gut geschult, und sie Gebiete, die in dieser Beziehung Frankreich durchaus gleich- regung, daß das vierpfündige Brot bei den Bäckern unter find übereingekommen, möglichst weite Zugeständnisse an die artig sind und die in antisemitischen und bauernbündlerischen keinen Umständen über 80 Centimes foſten dürfe und daß der Demokratie zu machen. Die schweizerischen und auch mehrere Organisationen auch bereits eine ähnliche agrarische Klaffen Staat oder die Gemeinden für den etwaigen Verlust die der belgischen Katholiken auf dem Kongreß haben durch ihr fampf- Stellung sich geschaffen haben, wie die einstens so Bäcker zu entschädigen hätten, wies er zwar ab, jedoch einigte demokratisches Auftreten viele der deutschen Delegirten, die an revolutionären und heute noch vielfach so demokratischen er sich darüber, daß nicht nur das fremde Getreide, sondern die famosen Bettelsuppen des Kaplans ie gewöhnt find, auch das fremde Mehl bis auf weiteres zollfreien Zutritt in lebhaft überrascht. Die meisten dieser katholischen Delegirten französischen Parzellenbesizer. Als im Beginne dieses Jahrzehnts die agrarische Schutz- Frankreich haben solle." zoll- Hochfluth in unserem industriellen Deutschland zurückzuebben Die Sündenböcke, die Spekulanten die Börse, heißt es *) Wir entnehmen die note du ministère de l'agriculture dem begann, da nahm sie in Frankreich von neuem einen Auf- bei uns und die wirklichen Sünder, die Bauern und die Journal des Débatz".

Brottheuerung und

Brokvertheuerer in Frankreich .

Man schreibt uns:

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