viel mehr heruntersetzte, als wenn eZ hätte Kanonen auffahrenlassen.—In Athen rechnet man stark auf englische Hilfe in der NotfyDas Blatt �Asty" veröffentlicht einen Zlrlikel, welcher die Hoffnungausdrückt, dop England allein die Kriegsenlschädigungs- Anleihegarantiren werde. Der Artikel scheint die in amtliche» Kreisen vor-herrschenden Ansichten wiederznspiegeln. Ferner wird mitaetheilt,daß die griechische Regierung, jedenfalls um der Kostenersparnißwillen, beschlossen hat, die letzte Reserveklaffe zu entlassen.Aus Canea wird berichtet, daß die Admirnle eine Vervrdnung betreffend die Einrichtung einer internationalenmilitärischen Gerichtskommission erlassen haben.Diese Kommission soll insbesondere Handlungen gegen die öffentlicheSicherheit seitens Eingeborener soivie türkischer Unterthanen undAusländer nach den Bestimmungen des italienischen MilitärStrafgesetzbuches abnrtheilen. Es soll also eine völlig«Militärdiktatur auf der bedauernswerthen Insel eingerichtetwerden.—Tie Aufständischen in den indisch-afghanischen Gebirgen haben,wie amtliche Londoner Berichte mittheilen, bedeutende Streitkräfteznsammengezzgcn. Möglicheriveise werden Bara und Jamrud(zweiMeilen westlich von Peschawur) angegriffen werden. Der kom-niandirende Offizier in K o h a t(ca. 12 Meilen südlich von Peschawurauf der afghanischen Grenze) hat eine fliegende Kolonne ausgesuchterTruppen nach Sadda entsandt; dieser Ort wird nunmehr für gesichertgehalten.. Weileren Berichten zufolge verbindet sich ein Theil derAfridis mit den Orakzais, um Samana und Hang»(westlich von Kohat)anzugreifen. Ein Kamps hat bereits bei Doaba auf der Straßevon Hang» nach Thnll stattgefunden. Oberst Abbott griff mit einerSchwadron des 18. bengalischen Nlaneuregimcnts, dem 15. SikhRegiment und zwei Geschützen den 1500 Mann starken Feind an,der sich zurückzog.Der Staatssekretär für Indien, Lord Hamilton, hat die Endsendung einer starken Expedition in die Berge von Tirah, demStützpunkt der Afridis, genehmigt. Ferner kommt aus W o o l w i chdie bemerkenSwerthe Nachricht, daß eine Batterie reitendeArtillerie sowie die erforderlichen Mannschaften reitenderund Feldartillerie nach Indien beordert wurden, um dortstehende Batterien aus Kriegsstärke zu bringen. Man er-sieht hieraus, wie ernst den Engländern die Lage i» derNordwestecke ihres indischen Reiches erscheiul Es wird großeAnstrengitngen kosten, um die rauhen Gebirgsstämme. denen dieaußerordentlichen Terrainschwierigkeiten sehr zu gut«' kommen, zurRuh« zu bringen. Sollte aber der Emir A b d u r r h a m a nvon Afghanistan wirklich zu Feindseligkeiten gegen diemit ihm verbündeten, aber darum nicht weniger gehaßtenEngländer schreiten, so würden unabsehbare Weiterungenzu erwarten sein. Doch hierüber besteht noch keine Klarheit.Mauche Anzeichen deuten darauf hin, daß der Emir,sei es durch die türkischen Siege ermuthigt, sei eS vonRußland aufgestachelt, der englischen Herrschaft in IndienAbbruch zu bereiten geneigt ist. Anderseits dürste der Emir sichauch beimißt sein, daß die russische Freundschaft ihm eher noch ge-fährlicher werden könnte als die englische.Will man sich klar werden, welcherlei Ereignisse für die nächsteZeit zu envarten sind, so ist die Darlegung sehr berechtigt, welcheder Befehlshaber des KriegSznges gegen Tschitral vor ziveiJahren, General Sir Robert Low i» einem Schreibenau den„Standard" giebt. Er wendet sich gegen diejenigen,die eine baldige Entscheidung a>» der indischen Nord-grenze verlangen. Die indische Negierung, meint General Low,habe bereits ihre erste Pflicht erfüllt, indem sie die Dörfer in denEbenen schützte. Die Offensive des Feindes sei verhindert worden.Deshalb könne eine Zeit verstreichen, ehe zum Angriff vorgegangenwird. Die jetzige Jahreszeit sei die gesundheitsschädlichste in jenenindischen Gegenden. Man darf auch nicht vergessen, daß für dieBerproviantirung zu sorgen ist, wenn man einen Feldzug unter-nehmen will. An der nordwestlichen Grenze giebt es nichts zurequirire», aller ProviaUt muß von weither geschafft und aufgespeichertwerden, und dazu braucht man Zeit. General Low meint, mausolle sich in England ganz zuftiede» geben, wenn in«inigen Woche»»die Züchtigung der Aufständischen" beginnen wird.—***Tentsches Reich.— Großes Geschrei erheben natimialliberale und ähnlicheBlätter darüber, daß die Generalversammlung der Katholiken inLandshut ihre gewöhnliche Resolution für die Wieder-Herstellung der weltlichen Macht deS Papsteswiederholt angenommen habe. Das sei, so sagen die„Hamb.Nachrichten",„der Versuch einer tiesgreifenden Umgestaltung deraktuellen politischen Berhältniffe eines uns verbündeten Staates unddieser Versuch wird unternommen von einer Partei, welche imReichstage die Situation beherrscht und sich leider nicht selten alSeigentlich« Stütze der Regierungspolitik geberden darf".Nur der Aerger über die starke Stellung deS Zentrum? imReichstage ist es offenbar, der die„Hamburger Nachrichten" zu ihremGebahr»« veranlaßt. Denn mit jeuer berühmten Zentrumsforderungist eS ja dieser Partei selbst offenbar garnicht recht Ernst, hat siesich doch noch niemals ihre Parteistellung zu einem parlamentarischenVorstoß in jener Richtung zu benutzen getraut. Die Forderung derweltlichen Papstmacht ist eben blos ein Schaustück deS KlerikaltsmuZ,gut um die Auge» der Frommen zu blenden und die weltlichenInteressen der ZentrunrSmänner in ein magisches Licht zu hüllen.—— Die scharfe Behandlung der Polen wird vonden preußischen Behörden flott fortbetrieben. Die„Germania"meldet wieder neue Fälle, die ganz dazu angethan sind, den Polenden Staat, in dem sie leben müssen, recht zuwider zu machen. Soist dem katholischen Gewerbeverein in Wollstein ohne Angabevon Gründen die Genehmigung zur Abhaltung eines Sommerfestesversagt und eine hiergegen an den Landrath in Bomst ge-richtete Beschwerde in ablehnendem Sinne beantwortet worden.In der Antwort de? LandratheS heißt es. der Vereinhabe seine polnisch- nationalen Bestrebungen in einer dieöffentliche Ordnung verletzenden Weise dadurch an denTag gelegt, daß er bei dem Sommerscste im Jahre 1895 die begleitende Musikkapelle ausdrücklich veranlaßt habe, die Lieder Los«coS Polsk?, Z dyrnern Poiarow und Jeszcze Polska nie zgm«)azu spielen. Eine Gewähr dafür, daß ähnlich« Vorgänge sich nichtwiederholen würden, sei um so weniger vorhanden, alS inzwischeneine Anzahl Vereinsmitglieder von deutscher Muttersprache sich ver-anlaßt gesehen hätten, aus dem Vereine auszuscheiden. Von derAbhaltung des beabflchtigten öffentlichen Aufzuges und der öffent-lichen Versammlung unier freiem Himmel sei daher eineGefahr für die öffentlich« Ordnung zu befürchten.Die in dieser Antwort behaupteten Thatsachen werden vom„KuryerPoznanski bestritten. Der Landrath sei wohl von unbekanntenDenunzianten irregeführt worden, da auf dem Sommerseste imJahre 1895 thatsächlich keines der drei erwähnten Lieder gespieltworden, eS auch keinem Vereinsmilgliede eingefallen sei. das Spielenderselben von der Musikkapelle zu verlangen. Zugegeben wird vondem polnischen Blatte, daß drei deutsche Mitglieder aus dem Vereineausgeschieden seien, aber nachgewiesen, daß der Anlaß hierzu nichtin polnisch-nationalen Bestrebungen des Verein? zu suchen sei. Wiedas Blatt noch mittheilt, war der Ertrag des Festes für dieOpfer der jüngsten Ueberschwemmungen bestimmt.Die Betheiligten werden Beschwerde gegen den Landrath führen.aber vorläufig ist ihr Fest vereitelt und daß sie auch von derhöheren Behörde nicht viel zu erwarten haben, zeigt der nach-folgende Fall:Der Lehrer P a l i n s k i aus Rupieuica bei Bromberg ist wegenUebersetzung einer Broschüre„Der Teufel in der Schule" und wegeneines Vorwortes zu dieser Uebersetzung seines Amtes entsetztworden. Er legte Beschwerde beim Ministerium ein undbestritt die ihm zur Last gelegten Vergehnngen. Nach Ansicht derStaalsanwallschnft war die Broschüre„nur deshalb veröffentlichtworden, um die in Preußen bestehenden Einrichtungen deSVolksschulwesens, nameuilich aber die Einrichtungen bezüglichdes Gebrauchs der polnischen Sprache in der Schule, in de»Augen des Volkes verächtlich zu machen, ferner die Schubinspektoren und die deutschen Lehrer in der Provinz Posen in derunverantwortlichsten und gehässigsten Weis« zu verunglimpfenNamentlich die Vorrede des Uebersetzers überschreite bei weitem dieSchranken der erlaubten Kritik. Der Uebersetzer zeige sich hier alsein fanatischer, antideutscher regier nngsfeindlicher Katholik von rein'polnisch-nationalemCharakter, der sich nicht scheue, in agitatorischer und ausreizender, in schwer beleidigender Weise gegen das gegenwärtigeStaatssystem, durch welches das Deutschthumin den polnischen Landestheilen Preußensgestärkt werden solle, aufzutreten. Daß ein solcher Mann.wenn er Lehrer an einer deutsche» Volksschule sei, auf diesem Postennicht länger geduldet werden könne, und daß er als Erzieher derdeutschen Jugend für die gedeihliche Weiterentwickelung de« Deutschlhums in den östlichen Provinzen Preußen» schädlich wirken könnedafür brauche man keine desonderen Beweise." Auch das Ministeriuman dessen Sitzung die Herren v. Miquel, Thielen, Dr. Bosse. Schönfledt, v. d. Recke, Brefeld theilnahmeu, wacht« sich diesen staatsanwaltlichen Gedankengang zu eigen und bestätigte die Amtsentsetzung. So wird ein Lehrer, der vielleicht in heftiger Formdas gute Recht seiner Nationalität zu wahren sucht, aus Amt undBrot gestoßen. Und so soll nach unseren Staatsweise»„das Deutschthum gestärkt werden".—— Die Wirkung des Margarinegesetzes. Einenausklärenden Beilrag zu dieser Frage bringt eine Korrespondenz der„Franks. Ztg." aus Geestemünde:Die Handelskammer Geestemünde hat, um die mnthmaßlicheWirkung des Margarinegesetzes festzustellen, eine Umfrage in denHafenorten an der Unterweser in jenen Geschäften veranstaltet, diesowohl Handel mit Butter als mit Margarine treiben. Sie hat diesolgenden drei Fragen gestellt: 1. Verursacht die Aussübrnug desMargarinegesetzes für Ihren Geschäslsbetrieb besondere Schwierigeleiten? 2. Werden Sie infolge des Gesetzes gezwungen werden, denHandel mtt einem der beiden Produkte aufzugeben? 3. Welchesvon beiden Produkten würden Sie in diesem Falle aufgeben?Da» Resultat der eingesandten Antworten war«in sehr intereffantes, für Kenner der V-rhältuiffe allerdings kaum zweifelhast.Es wird durch folgende Tabelle veranschaulicht:Zu dem Prozentsatz der noch Unentschlossenen ist zu bemerken,daß vielfach kleinere Kaufleute über die ganze Tragweite der gesetzlichen Vorschriften»och im Unklaren sind. Sie erklären, daß siederen Wirkung erst abwarte» ivollen; wenn sie jedoch gleich denanderen in die Nothwendtgkeit versetzt werden sollten, einen derbeiden Artikel aufzugeben, würde dies ausnahmslos Butter sein,da die Nachfrage nach Margarine eine ungefähr 7 mal so große ist,alS die nach Butter, und der Verdienst für den Händler beiMargarine ein weit größerer fei. Ans dieser Aufmachungist ersichtlich, daß die von den Urhebern deS Gesetzes ge-hegt« Absicht, den Butterkonsum im Interesse der Landwirlhschast zu heben, kaum erreicht werden dürfte. WelcheSchäden aber dadurch hervorgerufen werden, erglebt sich aus ver-schieden«» zu den Fragen gemachten Bemerkungen der Händler. Diegroben Wirthschastshöfe pflegen für die von ihnen produzirte Butlermeist feste Abnehmer zu haben; anders die HänSler und kleinere»Bauern mit nur einer einzigen oder wenigen Kühen, die wegen ihrergeringen Milchproduktion viel seltener buttern und infolge dessenschon eine geringer« Qualität Butter liefern. Bisher war es Ge-pflogenheit, daß diese sehr zahlreiche Kategorie zu den Markttage» in den Unterweserorten ihre paar Pfund Butter mit-brachte und sie an die Kolonialwaaren- Geschäfte absetzt«.Alz Gegenwerth tauschten die Leute sodann alle ArtenKolonialwaaren und andere Bedarfsartikel ein, sodaß sick hierein reineS Tauschgeschäft entwickelt hatte. daS beiden TheilenVortheile bracht«— den Butterverkäufern besonders dadurch, daßdie Kolonialwaarenhändler, um den Absatz ihrer Maaren zu fördern,solche Butler vielfach über den Werth bezahtten oder sie ohne Gewinnweiter verkauften. Dadurch daß viele dieser Kaufleut« infolge desGesetzes gezwungen werden, den Handel mit Butter aufzugeben,finden die Verkäufer von Butter nicht mehr die Absatzgelegenheitfür ihre Waare und fallen andererseits für den Kaufmann als sonstgeni gesehene Abnehmer fort. Der Schaden trifft somit beide Theileganz empfindlich.Wer hat nun eigentlich den Nutzen von dem Gesetz? Für denDistrikt der Unterweserorle jedenfalls nicht der Kleinbauer, derwirthschaftlich schwächste unter den Landwirthen.Was sagen die Herren vom„Bunde der Landwirthe" zu diesenFolgen ihrer GesetzeSmacherei? Angeblich wollen sie die„Land-wirthschaft' schützen und hüten, und thatsächlich helfen sie nur demGroßgrundbesitzer und Großbauern, schädigen aber doppelt denkleinen Bauern und den Arbeiter.—— Gendarmen alS Schulinfpektoren! Der„Tilf.Mg. Ztg." wird aus dem Kreise Niederung geschrieben, daß dortseit einigen Tagen sämmtliche Gendarmen zu Schulinspektorenavancirt seien. Die Regierung zu G u m b i n n e n hat unter dem31. Juli«ine Verfügung an die Ortsschulinspektoren des Bezirkserlassen, welche zur Bekämpfung der kontagiösen Augenentzündungden Schulvorständen, Lehrern(soweit letztere damit befaßt sind) ic.die Sorge für größte Sauberkeit und dauernde Reinhaltung derSchulzimmer zur Pflicht macht und die Landräthe auffordert, imAussichtswege über Befolgung dieser Verordnung zu wachen. DasLandrathsamt zu Heinrichswalde hat nun eine Abschrist dieser Ver-sügung mit nachstehender, vom 7. d. M. datirten Zusatzversügungsämmtliche» Gendarmen des Kreises zugesandt:„Abschrift erhalten Sie mit dem Austrage, die Schullokalegelegentlich zu besichtigen. Säumigkeiten, welche sich Schulvorsteherund Lehrer zu schulden kommen laffen, sind mir sofort zur Anzeigezu bringen."So muß sich bei uns der„Sieger von Sadowa" der Gendarmen-Aufsicht unterwerfen. Keine Kränkung bleibt dem deutschen Lehrer-stände erspart.—— Auch inder Landtagswahl.Apolda-Land siegten unsere Genosse» beiOesterreich.Wie», 4. September. Gegenüber vielfach perbreiteten falschenGerüchten stellt da«„Fremdendlatt" auf grund authentischer In-formatiönen fest, daß Regierung und Majorität gewillt sind, sich imSinne der von der Rechten am 1. d. M. beschlossenen Erklärungwechselseitig zu unterstützen, daß die Majoritätsparleien während derVerhandlungen die Nothwendigkeit solidarischen Vorgehens ent-schieden anerkannten und diese Solidarität auch weiterhin einhaltenwerde». Bei dieser Lage der Dinge sei es selbstverständlich, daßRegierung und Majorität bestrebt sein werden, de» normalen Gangder parlamentarischen Verhandlungen wiederherzustellen.Daß die schönsten Worte des Badent in Oesterreich auf all-gemeines Mißtrauen stoßen, ist bekannt.DaS Hauptorgan der deutsch- klerikalen Partei, das Wiener„Vaterland", erklärt, daß eine Verständigung zwischen der Regierungund der Rechten nicht erzielt werden konnte und, wenn sie überhaupt möglich sei, einer späteren Zeit vorbehalten bleiben müsse.Die katholische Volksparlei veröffentlicht folgende Er«klärnng: Falls die Meldung der„Narodni Listi" über Separat-abmachungen der C zechen mit der Regierung hinterunserem Rücke» auf Wahrheit beruhen, würde dies selbstverständlichauch unser verhältniß znr Majorität alteriren, da wir ein der-artige? Vorgehen mit der bisherigen Basis der Beziehungen derMajoritätsparleien für unvereinbar halten.—Prag» 4. September. Die Sozialdemokraten haben fürdie morgen stallfindende Massendemonstration gegen die Sprachen-Verordnung das Programm eudgiltig festgesetzt. Außer einer Massen-Versammlung unter freiem Himmel, für welche bereits die polizeilicheGenehmigung erlheilt worden ist, findet auch ein Umzug durch dieStraßen statt, welcher sich zu einer bedeutenden Friedenskundgebunggestalten wird. Da die S o k o l i st e n(czechisch nationale Turner)gleichfalls am Nachmittag einen Umzug planen, hat die Polizeiaußerordentliche Sicherheitsmaßregeln getroffen.—Schweiz.Per«, 3. September.(Eig. Ber.) Daß die Italiener nicht blosSüdtirol und Trieft sammt Gebiet, sondern auch de» schweizerischenKanton Tefstn gern haben möchten, ist bekannt und weiß man auchin der Schweiz ganz genau. Nun ist dies in den letzten Tagen auchnoch amtlich bestätigt worden durch den Vertreter der italienischenRegierung tin Kanton Tessin, durch den Konsul GrasM a r a z z i, der gelegentlich des Jahresfestes der italienischenKolonie im Tesstn eine Rede hielt, in der er ebenso aufrichtig wietaktlos und undiplomatisch seine innersten Gedanken und Gefühleoffenbarte. Er meinte, wie die Blätter berichten, ganz im Tone desEroberer?, daß die Tesstuer durchaus kein Bedürsniß hätten, ver-tevtonisirt z» werde». Die Deutschen seien ein starkes, zähes undarbeitsames Volk, aber keineswegs das Ideal des Tesstuer Volkes.Bei diesen Worte» trat ein Herr aus Mendrisio auf den Konsul zuund rief ihm mit lauter Stimme entgegen:„Das sind Dinge, die unsangehen, Herr Konsul, Sie brauchen sich nicht drei» zu mischen."Diese männlichen Worle eines Schweizers wurden mit stürmischemBeifall aufgenommen. Schließlich leuchtete den blamirlen Europäeraus Italien auch noch der Regieruugskommiffar(Landrath) Borellaheim, der ihm daS Unüberlegte und Jrrthümliche seiner Rede vor-hielt, sowie die blamable Art seines ganzen Auftretens und dasschweizerisch- republikanische Gefühl der Tesstuer betonte. Gewiß,schweizerische Republikaner werden und können nie in den miserablenwirihschaftlichen und politischen Verhälinissen Italiens ei» Idealerblicken, andernfalls würde dieS die tiefste politische Dekadenz einesVolkes sein.—— Maßnahmen gegen den Anarchismus. Wie eSscheint, will sich der schweizerische Bundesralh nicht dazu hergeben.in dem Kesseltreiben, welches die monarchischen Mächte Europa'svoraussichllich nicht blos gegen den Anarchismus in seiner verwerf-lichen Forin, sondern gegen wirklich freiheitliche Bewegungen zuniren gewillt sind, mitzumachen.Dem Winterthurer„Landb." wird nämlich auS dem BundeSrathS-Hause geschrieben:„Wie schon wiederholt, hat sich in einzelnen Staaten, auchneuerdings nach dem tödtlichen Attentat auf den spanischenMinisterpräsidenten, das Verlangen nach Vereinbarung inter«nationaler Polizeimaßregeln gegenüber den Anarchisten geltendgemacht. Wie berichtet wird, sollen England, die BereinigtenStaaten von Nordamerika und die Schweiz eingeladen werden,sich den übrigen Staaten znr Vereinbarung gedachter Beauf-stchtignngsmaßregelti, die eventuell auf einer nach Brüssel ein-zuberufenden Konserenz stattfinden würde, anzuschließen. Obgleichbis zur Stunde keine bezügliche Anfrage oder Anregung in dieserAngelegenheit dem Bundcsrathe zugegangen ist. so ist doch bereitsjetzt festzustellen, daß die Bundesbehörden nicht geneiatscheine», von ihrem bisher gegenüber de�rAnarchistenfrage beobachteten Verhalten abzu«weichen, da sich dasselbe bis dahin bewährt hat."--Frankreich.Paris, 4. September. Der„Eclair" dementirt die Meldung,daß die Regierung beabsichtige, dem Parlament irgendwelche Mit-theilung betreffs des Alliance» Vertrages mit Ruß-land zu machen. Das Ministerium werde im Gegentheil sich jedemVersuche, ein« Jnterpellations-Debatte über den Vertrag herbei-zuführen, widersetzen.Pari», 3. September. Der Brotprei»hat gestern und vor-gestern in Paris eine neue Steigerung erfahren. Für das Kilo Brotwerden jetzt 45 Cts., für 2 Kilo 85 Cts. bezahlt. Letzteren Preis hat dasSyndikat der Pariser Bäcker nicht zu überschreiten versprochen, alses kürzlich mit den Mitgliedern des GemeinderathS-Ausschuffes eineUnterredung hierüber hatte. Nächsten Dienstag soll die Budget-kommission deS Pariser Gemeinderaths die Brotfrage erörtern.Tpauie«.— Die scheußliche Behandlung der Anarchistenin Spanien hat tiefste Erbitterung bei den verzweifelten Prole-taricrn erzeugt. Die Ermordung Canovas' hat den Rachedurst derempörten Gemüther nicht gestillt. Au? Barcelona wird heutevon einer neuen anarchistischen That telegraphirt. Das Telegrammbesagt:.Ein Anarchist gab um Mitternacht auf der„Plaza de Cata-lunna" zwei Schüsse auf den Polizeichef Portas ab. Portaswurde schwer an der Brust verwnndct. Der Attentäter wurde ver-hastet."Nach einem ferneren Telegramm handelt es sich nicht um denPolizeichef, sondern um einen Polizeikommiffar. Der Attentäterheißt Ramon Sempau Barril und ist im Jahre 1369 in Barcelonageboren. Er hielt sich in der letzten Zeit in Paris auf. von wo erietzter Tage nach Barcelona zurückgekehrt ist. Die Menschenmenge.welche infolge der Schüsse auf der„Plaza de Catalnnna' zusammen-trömte, wollte ihn lynchen, die Gendarmen konnten ihn nur mitMühe w einen Wagen schaffen und anf die Polizei-Präfektur bringen.Nachdem der Attentäter die beiden Schüsse auf Portas abgegebenhatte, versuchte er zu entfliehen, wurde jedoch von Plantada, demobersten Polizeichef, verfolgt, auf welchen der Flüchtling mehrereSchüsse abgab. Plantada wurde nicht verwundet, dagegen erhieltein Kellner einer Bierivirthfchaft, in welcher der Verfolgte Zufluchtlichte, einen Schuß in den Schenkel. Der Polizeichef feuerte nuneinerseits auf Sempa« Barril und verhaftete denselben chließlich inder Bierwirthschast.Ein weiteres Telegramm besagt noch: Der PolizeikommissarPortas versichert, Senipau Barril sei ein Mitschuldiger Angiolillosund fei von ihm(Portas) vor zwei Jahren verHaftel worden, weiler im Theater Novedades die spanische Fahne ausgepfiffen bade.Senipau gab zu, Anarchist zu sein; man fand bei ihm ein in fran-zösischer Sprache abgefaßtes Schriftstück. Portas war mit der Ueber-wachung der Anarchisten beauftragt. Im Augenblick des Attentatsging er mit dem Polizeikommiffar Teixido, der an der Schuller ver-mundet wurde, ans dem Theater.—