Frauenwahlarbeit in England.

Aus einem Wahlaufsatz von Miß Marion Philipps.

Werbearbeit.

Dorothea Jewson( Akademikerin) ist als Kandidatin der Arbeiterpartei in Norwich gewählt worden. Sie war jahrelang Mitglied der Nie- wieder- Krieg- Vereinigung. Sie arbeitete felbft längere Zeit als Stubenmädchen in hotels, um sich über die ma­Führerin der nationalen Bereinigung der Abeiterinnen und tätiges teriellen und fittlichen Arbeitsverhältnisse dieser Arbeitnehmerkategorie authentisch zu unterrichten und veröffentlichte darüber einen Bericht, der starkes Aufsehen errregte.

Es geschieht folgendermaßen. Eine fleine Gesellschaft von vier oder fünf Frauen geht zu einer Gruppe von Häusern, wo sich ein passender Platz für eine Versammlung unter freiem Himmel findet. Sie gehen in jedes Haus und sagen den Frauen, daß so­gleich eine Bersammlung stattfinden wird, um über die Politik der Arbeiterpartei zu sprechen und deren Beginn durch ein Gloden zeichen angefündigt werden wird, die Frauen brauchten sich dafür werden nicht erst umzuziehen. Sie können so fommen, wie sie gerade find. Sat man jedes Haus besucht und ist ein geborgter Stuhl da, auf den sich der Redner stellt, dann läutet der Borsigende der Gefell schaft und beginnt. Es folgen Reden von fünf oder zehn Minuten, dann die Diskussion der Frauen, wobei die Werber sich versichern, Frauen. Während des Krieges arbeitete sie in verschiedenen Aus­deß sie die Frauen für ihre Sache gewonnen haben.sho

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Auf der Türschwelle.

Werbearbeit nichts ist wichtiger. Es hängt von dem Orte at, ob das Werben nur Wählerinnen betreffen oder Männer und Frauen einschließen soll. Auf jeden Fall ist nichts wichtiger als die Arbeit der Frauenwerber. dau

Susan Lawrence ist ebenfalls zum erstenmal in das englische Parlament gewählt. Sie fandidierte für Nordost Ham bei London . Genoffin Lawrence war jahrelang Mitglied des Londoner Stadtrates und ging als solches mit anderen Arbeiterstadträten der Borstadt Poplar ins Gefängnis, als diese den gesetzwidrigen Be schluß faßten, die Erwerbslosen aus städtischen Mitteln zu unter­ftüßen. Sie gehört zu den weiblichen Mitgliedern des Parteivor standes und des Zentralfomitees für Ausbildung und Anstellung der

ſchülsen des Wiederaufbauminiſteritoritete fie in verschiebenen

Frau Harrison Bell ist Präsidenten des Ausschuffes in­dustrieller Frauenorganisationen. Sie gehört zu den Veteranen der Arbeiterbewegung und es gebührt ihr das Lob, daß sie trotz ihres hohen Alters ihre Kraft und Energie noch in den Dienst der Sache stellt. Zur Lehrerin erzogen, unterrichtete sie einige Jahre in New­ castle . Den größten Teil ihres Lebens verbrachte sie im nordöstlichen Während man von Haus zu Haus geht, dente man an zwei England, wo sie außerordentlich tatkräftig wirkte. Als sie vor Dinge: 1. Man gebe niemals allein. Man richte es so ein, daß einigen Jahren nach London fam, setzte sie ihre Arbeit in der zwei oder drei( zwei ist das beste) zusammen gehen. Es ist nüßlich, Deffentlichkeit nach allen Richtungen hin fort und arbeitete in den da der eine etwas wissen mag, was der andere nicht weiß, und es verschiedenen wichtigen Ausschüssen. Sie ist Mitglied des Partei­ist auch viel interessanter, sich über die gemeinsamen Besuche zu vorstandes und Kassiererin der internationalen Bereinigung der unterhalten. 2. Man versuche seine Rede den verschiedenen Frauen, beruflichen Frauen. Sie widmete ihr bisheriges Leben der Sache um die man wirbt, anzupassen. Besucht man z. B. eine alte Frau, der Arbeiter und ist bei allen Frauenzufammenfünften eine will­dann erzählt man ihr alles über die Politik der Partei über Alters- fommene Rednerin. Sie befigt große Erfahrung und Kenntnis der versicherungen. Ist es eine sehr junge Mutter, die noch nicht Lebensbedingungen der beruflichen Frau und gewinnt durch ihre 30 Jahre alt ist oder nicht so aussieht, dann erzähle man ihr, wie freie Redeweise die Sympathie und das Bertrauen der Arbeiterinnen. die Partei versucht, für 21jährige Frauen das Stimmrecht zu be kommen.*) Ist es eine Witwe, dann erzähle man ihr von Witwen­pensionen usw. Nur feine Zeit auf hoffnungslose Leute ver Schwenden. Die Wahlen dauern zu kurze Zeit. Das wichtigste für eure Wähler ist, daß sie wissen, wo sich das Wahlbureau befindet.

Parteifarben.

Trage ständig deine Parteifarben und tue das Möglichste, Blakate und Fensteranschläge der Partei in allen Nachbarhäusern anzubringen. Zeige deine Farben zu und außerhalb des Hauses. Veranlaffe andere Frauen, dasselbe zu tun.

Verteilung von Flugblättern.

Dr. Ethel Bentham war Kandidatin der Arbeiterpartei in East Islington( London ). Dr. Bentham gehört zu den weiblichen Bertretern des Vorstandes der Arbeiterpartei. Sie ist Doktor der Medizin, besitzt Kenntnis und Erfahrung in Gesundheitsfragen, war Mitglied des Londoner Versicherungskomitees und des dortigen Amtes für Altersversicherungen. Sie war Aerztin des Kinder­hospitals und Krankenhauses.

Minnie Pallister war Arbeiterfandidatin für Bourne­ mouth . Sie gehört zu den Organisatoren der Unabhängigen Ar­betterpartei und ist als glänzende Rednerin bekannt. Sie war Lehrerin in Wales . Seitdem ist sie Angestellte der Arbeiterorgani fation. Sie unterstützte Genossen Ramsay Macdonald bei seinem

Gefährdetes Frauenrecht.

Die weiblichen Beamten fürchten, daß sie von der Beamten­abbauverordnung in ganz besonderem Maße betroffen werden. Die ihnen in der Verfassung des Deutschen Reiches, auf die sie ihren Treueid abgelegt haben, gewährleistete Gleichberechtigung ist völlig wird das Dienstverhältnis gekündigt ohne jede Gegenleistung für außer acht gelassen. Unfündbar angestellten weiblichen Beamten das Aufgeben ihrer erworbenen Rechte, während den männlichen Beamten in den Artikeln 3 und 5 solche in Aussicht gestellt sind.

Werft sie nicht in den Briefkasten, wenn irgend möglich, händigt vorletzten Wahlfieg im Wahlkreise Aberavon. sie den Wählerinnen aus. Erzählt ihnen, worum es sich handelt und was zu ihrem Nuzen ist. Beranstaltet keine öffentlichen Ber­fammlungen, wenn noch schriftliche Arbeit oder Flugblattverteilung getan werden muß. Bedenkt, daß Versammlungen gehalten werden, um diejenigen zu belehren, die noch nicht Mitglieder sind. Die Zeit wird am besten verwandt, wenn man die überzeugt, die noch nicht zu den Versammlungen gekommen sind. Nichts ist schlimmer als Lärm in Bersammlungen, die von der Gegenpartei gehalten werden. Hat man an den Gegenkandidaten eine Frage zu richten, so tue man es zur rechten Zeit und formuliere sie so treffend wie möglich. Ein anftändiger Kampf ist eine gute Politik. Wohlüberlegte Störungen vernichten unsere eigene Sache.

Frauen der Arbeiterbewegung in England gatten ausreichendes Einkommen haben. Bei aller Anerkennung

Margaret Bondfield , Gewerkschaftsführerin, erreichte schon im vorletzten Wahlkampfe in Northampton 14 498 Stimmen. Das war für eine Frau die höchste Stimmenanzahl, die bei dieser Hauptwahl gezählt wurde. Sie hat seit mehr als 20 Jahren in der Gewerkschaftsbewegung eine führende Stellung inne. Außerdem nahm fie ständig starken Anteil an der politischen und konsum genossenschaftlichen Arbeit. Es gibt feinen Zweig der Arbeiter- und Genossenschaftsbewegung, wo sie nicht als Mitkämpferin geachtet wird. Sie ist nicht nur in England bekannt und hat sich in harter Arbeit und auf Grund ihrer Persönlichkeit ihren Weg gebahnt. Sie nahm an vielen internationalen Arbeiterfonferenzen teil. Bei den drei Konferenzen des Internationalen Arbeitsamtes war sie den Dele. gierten der Arbeiterschaft Ratgeberin. Augenblicklich ist sie Sefre­tärin für die Frauen der allgemeinen nationalen Arbeitervereinigung. Sie wurde zur Vorsitzenden des Generalrates der Arbeiterpartei für das Geschäftsjahr 1923/24 gewählt und ist damit die erste Frau, die biefen verantwortungsvollen Poften bekleidet. Sie errang diesmal einen glänzenden Sieg im gleichen Wahlfreis Northampton .

Wenn durch den Abbau in erster Linie die Doppeleristenzen getroffen werden sollen, so bieten die genannten Paragraphen hierfür eine geeignete Handhabe, die dann aber gleichmäßig auf weib­liche und männliche Beamte angewendet werden muß, deren Ehe der Notlage, in der sich das Reich befindet, müssen sich die weib­lichen Beamten toch mit Entschiedenheit gegen die untragbaren Aus­nahmebestimmungen verwahren, durch die die beamtete Frau in ihren Grundrechten geschmälert wird. Sie erwarten von ihren Bertreterinnen im Reichstag, daß sie Caut ihre Stimme erheben gegen ungerechtigkeit und Vertragsbruch.

Wie der Beamtenabbau sich sozial auswirken kann, mag fol­gende Zuschrift ven fachkundiger Seite zeigen:

Ich sehe zurzeit eine große Gefahr in dem Beamtenabbau gefeß, weil die meisten Fürsorgerinnen und Wohlfahrtspflegerin nen nur als Angestellte angenommen worden sind und diese nach dem Muster der Reichsbeamtenabbauverordnung mit ihrer Ents Caffung zu rechnen haben. Bei einer Einschränkung der Zahl der Fürsorgerinnen fürchte ich einen über das notwendige Maß finan­zieller Einschränkung hinausgehenden Zusammenbruch der Wohl fahrtspflege, weil in vielen, vornehmlich ländlichen Bezirken, die ganze Wohlfahrtspflege auf der Tätigkeit der Wohlfahrtspfecerin nen ruht. Wir verschließen uns nicht den finanziellen Notwen digkeiten, aber wir halten es für erforderlich, immer wieder den parlamentarischen und insbesondere auch den Finanzdezernenten der Stätte, Kommunalverbände und Länder flarzulegen, daß Für­forgearbeit weniger Kosten verursacht als eine prüfungslose sche= *) In England bekommen die Frauen erst mit 30 Jahren das matische Unterstützungszahlung, selbst wenn diefe das armenpflege­Stimmrecht.

rische Existenzminimum nicht überschreitet.

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