Wiegenlied.
Bon Walther Sturm.dsit cic maha Jetzt wirst du fäß in Träumen ruh'n
Und fieje temzüge fun,
Wie sie sind der Jugend eigen,
Und Mund und Augen fasten still, Weil deine Seele rasten will Und feierliches Schweigen.
ses mdp gia, heilig, heilig ift der Schlaf
sid ng
bord
Daß er dich wunderwirksam traf Mit seinem Friedensfegen. So finn ich in die Nacht hinein Und bef' für dich und denke deind
All e
Und träume dir entgegen.
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Ungeheures geleistet. Ueberall, in Wien und am Lande, in Städten und Dörfern waren sie an der Arbeit. In Versammlungen und in der Hausogitation wie bei der Verbreitung von Flugschriften, fie haben an den tausenderlei Arbeiten mitgewirkt, die bei einer Wahl unerläßlich sind. Die Genossinnen haben aber nicht nur diese Pflich. ten erfüllt, die Frauen haben am Wohltag selbst den Sieg des Bro. letariats entschieden. Nicht mehr wie 1920, nein, zielflar haben die Frauen für die sozialdemokratische Bortei gestimmt. Das Frauen wahlrecht war fein Instrument mehr gegen den Sozialismus, son dern eine Waffe im Interesse der Arbeiterklasse. Noch liegen nicht aus allen Teilen der Republik die Zohlen der Frauen und Männer. stimmen vor. In Wien aber haben 479 266 Männer und 554 766 Frauen das Wahlrecht ausgeübt. Die sozialdemokratische Portei
hat 275 813 Männerstimmen, aber 295 651 Frauenftimmen bekom men. Die Chriftlichsozialen erhielten 136 929 Männerstimmen und 200 856 Frauenstimmen. Auch die Christlichsozialen erhielten dem nach mehr Frauenstimmen, aber fast um 100 000 Stimmen weniger als die Sozialdemokraten. Das Erfreulichste aber ist, daß die Frouen, die bie größere Wählerzahl darstellen, dieses Uebermaß vor allem zugunsten der Sozialdemokratie verwendet haben. 1920 hatte die Partei in Wien noch weniger Frauen als Männerstimmen erNoch
Rechtsschicksal in der Familie." batten. Stom immer zu wenig, angesichts der Frouenstimmen, bie
Was„ recht" ist, kann der Mensch, so er ernsthaft ist, meistens die Christlichsozialen erhalten haben. Da sind noch viele Stimmen leicht sehen, aber oft nicht so leicht, das Recht ist, das heißt, was für die Sozialdemokratie zu gewinnen. Von 1000 fozialdemokra vom Gesetz geschüßt wird, so zwei sich nicht über das Rechte" tischen Stimmen woren 480 von Männern, 520 von Frauen, bei den einigen fönnen. Wenn das gültige Recht immer auch das Rechte Chriftlichsozialen 405 von Männern und 595 von Frauen. Von 1000 wäre, brauchte man sich über sein Rechtsschicksal nicht viel zu Frauenstimmen kommen auf die Sozialdemokraten 582, auf die fümmern. Man fühlt sich im Schuße des Gesezes geborgen. Leider Christlichsozialen 289. Troz des Aufgebotes der Kirche, troh Ber aber gibt es diese Geborgenheit besonders für die Frau heute noch wendung der Kanzefn, obwohl die Pforrer Frauen aufgefordert nicht. Der verheirateten Frau gewährt unser Familienrecht nur haben ihre Männer gur christlich- sozialen Stimmenabgabe zu zwinein geringes Maß von Schuh, wenn sie ihr Rechtsschicksal gleichgültig gen, sehen wir, daß die Mehrheit der Frauen nicht im Lager der betrachtet. Sie wird mit der Verheiratung persönlich und wirtschaft- Christlichsozialen steht. Wenn mon noch 1920 oft verächtlich von lich unselbständig. Doch kann sie auch heute schon ihre rechtliche der Frauenpartei" gesprochen hat in bezug auf die ChriftlichStellung verbessern und sich in der Che Selbständigkeit bewahren. fozialen( wir billigten es nie), so ist das widerlegt; die Mehrheit der Aber wo lernt sie die Wege dazu kennen? Die Frau muß wissen, Frauen steht bei der Sozialdemokratie." wie sie vom Gesetz behandelt wird und wieweit sie es vermag, ihre Stellung zu einer freien und sicheren zu gestalten. Dies in einfacher Weise zu zeigen, ist der 3wed meiner Schrift. Sie will vor
allem vorbeugen helfen, da doch so viele Frauen schwer an den Zum Kampf um das Jugendwohlfahrtss
Rechtstetten unseres Bürgerlichen Gesetzbuches zu tragen haben.- Welch eine graufige Unsicherheit empfinden meistens Frauen gerade Rechtsvorgängen gegenüber, die oft tief auch auf ihr persönliches Leben einwirken! Wo sie es nicht verhütet, hängt das Schicksal der Frau ganz von dem ihres Mannes ab, sie wird von allen Zufällen mitbetroffen, die seine Persönlichkeit, seine Existenz angehen, ist vielfach gebunden oft im schwersten Sinne des Wortes.
Rechtsbewußt muß die deutsche Frau werden! Sie soll ihr Rechtsschicksal dem eigenen Willen, der eigenen Einsicht gemäß beherrschen, soweit sie es irgend vermag; sie soll nicht diese Notwendigkeit erst erkennen, wenn es vielleicht zu spät ist. Die Grenzen ihrer Rechtsfreiheit aber wird sie allein durch die Mitwirkung bei der Gefeßgebung erweitern fönnen und müssen. Zwar verkündet unsere Reichsverfassung die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Bis jetzt aber hat der Gesetzgeber seiner Pflicht nicht genügt, das geltende Recht so zu ändern, daß es damit im Einklang stände. Es ist Aufgabe der Frauen, ihn an diese Pflicht zu mahnen, indem sie bis zu der äußersten Grenze, die heute besteht, ihre wirt. schaftliche und rechtliche Selbständigkeit bewußt gestalten.
Die Arbeiterinnenzeitung" schreibt: Die Sozialdemokratie geht erhobenen Mutes mit vermehrter Kraft aus dem Wahlkampf hervor. Der 21. Oftober 1923 wird für immerwährende Zeiten ein Ruhmesblatt der Arbeiterbewegung bebeuten, nicht minder aber ein stolzes Zeichen für das Emporsteigen der Frouen aus geistiger Dumpfhei: zu flarer Erkenntnis. Konnte man nach den Ottoberwahlen 1920 mit dem Anschein von Recht sagen, die Frauen haben den Gegnern zum Siege verholfen, weil fie trotz größerer Wählerinnenzahl weniger Stimmen als die Männer für die Sozialdemokratie abgegeben hoben, so haben die Frauen am 21. Oktober der Sozialdemokratie zum Siege verholfen. Obwohl die Zahl der Mandate zum Nationolrat um 18 vermindert wurde, hat die Sozialdemokratie nur um ein Mandat weniger befemmen, als sie im bisherigen Nationelrat hatte. Alle anderen 17 Mandate find Berlufte ber bürgerlichen Barteien, so daß die Sozialdemokratische Fraktion im Nationalrat stärker sein wird, is fie es war. Herr Seipel, der ausgezogen ist, die Sozialdemokratie zu vernichten, muß erleben, daß sie verstärit im neuen Notionalrat erscheinen wird. Unsere Stimmen haben sich um 230 000 vermehrt. Alle Reisen des Herrn Seipel, alle Schredgespenste, die man vor den Frauen hat aufmarschieren laffen, die gesprochenen und gedruckten Lügen über unsere Partei fonnten unseren Sieg nicht verhindern. Der Parteivorstand hat in einem Aufruf allen Genossen und Ge. nossien, denen das Verdienst an dem Sieg der Partei zukommt, in wormen Worten gedankt. Mit Recht können die Genoffinnen diesen Dank auch für sich in Anspruch nehmen, denn auch sie haben
*) Aus dem Büchlein: herrschaft der Frau über ihr Rechtsschicksal in der Familie". Es enthält, auch für die ganz einfache Frau verständlich, in übersichtlicher Form eine Er flärung aller vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen über die Ehe, soweit sie für die Frau von Bedeutung sind,
gesetz.
Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt besteht darauf, daß das RIWG am 1. April 1924 für das ganze Reichsgebiet in Kraft tritt. Von der Regierung und vom Reichstag, der seinerzeit das RIWG., mit überwältigender Mehrheit annahm, wird erwartet, daß das Gefeß zum 1. April in Kraft tritt, gemäß der einstimmig vom Reichstag angenommenen Entschließung Lüders, in der es heißt, daß die Reichsregierung die größte Bedeutung der geistigen und förperlichen Jugendpflege für die Erhaltung der nationalen Kraft im Auge behalten müsse. Die diesen Zweden dienenden Ausgaben dürfen erst in letzter Linie den Rüdsichten der Ersparnis unterworfen werden.
Das RIWG. bringt mit Ausnahme des Absdmitts V feine neuen Ausgaben. Aber es bringt endlich die langersehnte, für das ganze Reich einheitliche Gesegesgrundlage für die Arbeit an unserer Jugend. Wo die Jugendhilfe schon in der Weise, wie das Gesez sie vorschreibt, geleistet wird, und das ist in vielen Gemeinden der Fall, wird ebenso wie in den Ländern, für die das Gesch schon in Kraft gesetzt ist, der Mangel einer einheitlichen gesetzlichen Grundlage für das Reich besonders entbehrt.
Das RIWG. bringt die gefeßliche Regelung der Zusammens arbeit von amtlicher und freier Jugendhilfe, des Pflegefinderschutzes, der Berufsvormundschaft, der Schuhaufsicht und der Fürsorgeerziehung, ohne die die moderne Jugendhilfe nicht auskommt. Es tann daher in einer Belt fürchterlichster Not der Boltsmassen und damit auch der Jugend unmöglich außer Kraft gesetzt werden. Wir fordern deshalb auf das dringendste die Durchführung des Ge fetes, damit die Hilfe, die der schwer leidenden Jugend gebracht wird, nicht der ihr unentbehrlichen Grundlage ermangelt.
An der Weidendammbrüde stehen viele Leute und sehen zu, wie eine hübsche junge Dame die Möwen füttert. Sie hat ein schönes weißes Brot, das sie zerkrümelt und dann dem schreienden und quarrenden Schwarme zuwirft. Im Fluge fangen die flinken grauen Burschen es auf und fällt doch einmal ein Brocken nach unten, fo erwischen sie ihn im stellen Sturze gerade vor dem Schnabel des tiden Enterichs, der futterneibisch und aufgeregt mit seinem Harem in die Höhe äugt. Einige ganz Kühne aber nehmen das Bret aus der kleinen Hand und fliegen dann mit ihrer Beute unter dem erbosten Geschrei ihrer weniger mutigen Kameraden weiter.
Es ist ein wirklich armutiges Bild und alles freut sich über die hübsche junge Dame, die in ihrem weißen Belze allerliebst aussieht und das Brot mit ten armen hungrigen Möwen teilt.
Neben ihr aber steht ein hungernder und frierender Mann und hadert mit dem lieben Gott, daß er ihn nicht auch zur Möwe ge
macht hat.