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Scherz und Ernst
Adam und Eva.
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Da stieg ein Nebel auf von der Erde und tränkte den Boden. Und Jehova bildete den Menschen aus feuchtem Staube; und er blies den Lebenshauch in seine Nase. Und Jehova sprach: es iſt nicht gut, daß der Mensch allein fei; eine Hilfe will ich machen ihm zur Seite. Und er ließ fallen auf den Menschen einen tiefen Schlaf, und er nahm eine von feinen Rippen und schloß dafür Fleisch ein. Und aus Nefer Rippe bauete Jehova ein Weib und führte es dem Menschen zu. Und da sprach der Mensch: Das ist Bein von meinen Beinen und Fleisch von meinem Fleische und sie heiße Männin." Das ist die erste Liebesgeschichte. Seither haben alle Menschen Liebesgeschichten gelebt, alle Dichter Liebesgeschichten geschrieben und alle warmen Herzen Liebesgeschichten gerne vernommen. Und feit den Jahrtaufenben, als die Menschheit ihr Dafein mißt, ist bie Liebe gleich geblieben, wie ble Role fich glich geblieben ist auf bem Dornenstrauche der Wildnis. Wie Zeloten auch bestrebt waren, die Liebe in härenem Büßerfade zu erstiden, mit der Hölle au begraben; wie auch die Gesellschaft seither bedacht war, das Elementare in mildere Formen zu hüllen, es ihren prattischen Zweden anzupaffen die Liebe ist sich gleich geblieben, wie die Glut des Feuers, das wohl gelöscht werden fann, aber nicht gekühlt. Wo die Liebe herrscht, da fallen alle Schranken, da finten alle Hüllen der Rultur, und das lehte ist, was die erste war: Adam und Eva. Rofegger, Mann und Weib".
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Wenn der Mann Frühdienst hat... Aus Reggio Cala. bria wird folgendes an Boccaccio erinnerndes Abenteuer einer Be amtenfrau berichtet. Der Mann war durch seinen Dienst gezwungen, täglich gegen 3 Uhr früh das Haus zu verlassen und so feine junge Frau allein ihren Schlaf fortfehen zu lassen. Eines Nachts drang ein Dieb, der von dieser Gewohnheit des Beamten Kenntnis hatte, nach deffen Fortgehen in das Haus ein. Bei seiner Suche nach Beute fam er in das Schlafzimmer der Frau, wo er angesichts der ruhig und fest Schlafenden sein ursprüngliches Borhaben vergaß und sich an Stelle des Gatten ins Bett legte. Erst gegen Morgen wurde sich bie Frau des ungeheuren Irrtums bewukt und schlug Lärm. Der Dieb zwanд sie jedoch mit vorgehaltener Waffe zum Schweigen und machte fich daran, die wirkliche Aufgabe seines nächtlichen Besuches burchzuführen. Hierbei wurde er aber von dem beimtehrenden
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Die Schule.
Gatten überrascht, der sich zunächst nicht von der Wirklichkeit ber Dinge überzeugen lassen wollte, sondern glaubte, daß seine Frau ihm untreu geworden sei und ihm eine Komödie vorspiele. Ohne weiter auf den Einbrecher zu achten, dem dadurch die Flucht gelang, schlug er die Unschuldige. Der Dieb wurde jedoch auf der Treppe von anderen Hausbewohnern festgenommen. Die bei ihm vorgefundene Beute flärte den Vorfall überzeugend auf.
Herrjemine! In England, so wird berichtet, gab es einmal ein Befch gegen die Rofetterie. Wer immer zum Ehebund einen männ fichen Untertan Ihrer Majestät anlodt mittels Schminte, weißer Farbe, spanischer Baumwolle, Stahlforsette Krimoline, Schuhen mit hohen Abfäßen oder falscher Figur irgend welcher Art, wird gerichtlich verfolgt werden wegen Hereret, und bie Ehe foll für nichtig erflärt werden."
Ein historischer Pantoffelheld. Abraham Lincoln , der im ameri tanischen Bürgerkrieg Präsident der siegreichen Nordstaaten war, stand in ungewöhnlichem Maß unter dem Pantoffel. Eines Tages tam er um 11 Uhr von einem Bartelfongreß in Chicago heim. Am nächsten Morgen sprach ihm Frau Lincoln in unverblümten Worten ihr unbehagen über feine Tätigkeit aus. Sie schloß ihre Gardinens predigt:" Heute abend lege ich mich Punkt 10 Uhr ins Bett. Bist bu zu dieser Zeit zu Hause, gut wenn du bis dahin nicht tommst, so brauchst du nicht zu glauben, daß ich daran dente, aufzustehen und dich hereinzulassen." Gesagt, getan. Bunft 10 Uhr gingen Frau Lincoln und die Kinder zu Bett, und eine Stunde später flopfle Lincoln an die Tür. Er opfte und flopfte, aber niemand öffnete. Schließ ich wurde im ersten Stod ein Fenster aufgemacht, ein Kopf, mit der Nachtmüße geziert, gudte heraus und fragte in scharfem Tone, wer da fände. Ich bins," antwortete Lincoln . Mach schnell auf ich habe dir etwas sehr wichtiges zu erzählen."" Du weißt, was ich dir gefagt habe," erwiderte die erzürnte Frau Lincoln . Ich bin deiner politischen Faren müde. Ich habe mir vorgenommen, daß das jetzt anders wird." Ja, aber, liebe Frau," rief Lincoln ungeduldig, es ist ein Telegramm gekommen, daß ich zum Präfi denten der Bereinigten Staaten gewählt bin!"" Nein, weißt du, Abraham," brach Frau Lincoln in höchstem Grade en'rüstet los ,, bas geht wirklich zu weit. Ich habe ja geahnt, daß du heimlich trintst, aber ich fonnte mir nicht vorstellen, daß bu betrunken nach Hause tommen würdest. Geh und sch afe deinen Rausch da aus, wo du ihn dir angeschafft haft!" Damit flog das Fenster zu. Aber am nächsten Tage erfuhr Frau Lincoln zu ihrem Erstaunen, daß ihr Abraham die Wahrheit gesagt hatte und wirklich zum Oberhaupt der großen Republit gewählt worden war.
Für unsere Kinder
Zur Schule laufen bie Kinderiein, Ein Mädchen geht zur Tür hinein, Und weil die Buben schrein gar zu laut, Der Lehrer hinaus zum Fenster schaut. Sittfam follt ihr zur Schule gehn, Das wird einem jeden wohl anstehn; Denn wer auf der Straße tollt und schrett, Ift auch in der Stube nicht gescheit!
( Aus Märchen und Lieber von F. Bocet, G. 58.)
Die beiden Kreisel.
Der große Brummfreifel schien gewaltig erbost zu sein, obwohl er eigentlich wenig Ursache dazu hatte. Der fleine hölzerne Kreisel fleß alle feine hißigen Borwürfe ftumm über sich ergehen. Aber ber Brummfreifel schimpfte und tobte immer weiter.
,, Ach, du Lump, du haft gar keine Berechtigung, neben mir zu eriftieren. Du denkst wohl gar, bu bist meinesgleichen, du elender Profetarier du! Bist du vielleicht auf die drei blanten Knöpfe an beiner Müße ftolz? Oder darauf, daß du von Holz bist? Bful Teufel: von Holz! Bettelpack! Sieh mich einmal an: Ich bin von Blech! Du mit deinem platten Schädel erkennst natürlich nicht den gewaltigen Unterschied. Ich kann auch singen, daß alle Menschen entzückt lauschen; ich habe auch goldene, rofenfarbene und buntel blaue Bänder über Brust und Bauch, und ein silbernes um den Hals, während du, du dummer Pöbel! dich mit schmußigen roten und grünen Streifchen brüftest! Und beine ganze Figur! Ich würde mich ja schämen, wenn ich so wenig Schid beföße! Weißt du überhaupt, was Schid ist? Du siehst ja aus wie ein umgekehrter Kirch turm; du haft ja nicht einmal einen anständigen Bauch! Ach Go't, ich vergende wahrhaftig meine tostbare Zeit an dies Lumpenpadi Die verdienen's ja gar nicht. daß man sich überhaupt mit ihnen abgibt!"
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Der Holzkreisel aber wagte tein Wort zu erwidern. Der andere jedoch fühlte sich durch seine Rede gewaltig gefräfig und erhoben: Diefen Gefindel hatte er's endlich einmal gründlich gegeben!
Da scheuchte ihn eine hand empor; er mußte sich drehen, unermüblich drehen, und dazu sein ein'öniges Lied fingen, wie er es schon taufendmal getan hatte. Und neben ihm wirbelte der schlichte Holz treifel freilich nach dem Schlage einer Beitiche. Aber tanzen mußten fie beide, solange ihr Herr der flein : Knabe es wünscht. Der große Kreife durfte dabei höchstens ärgerlich brummen. 2. W.
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Der Hahn und der Fuchs.
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In einer falten Binternacht troch ein hungriger Fuchs aus seinem Bau und ging dem Fang nach. Da hörte er auf einem Meierhofe einen Hahn fort und fort trähen. er faß auf einem Kirschbaum und hatte schon die ganze Nacht gefräht. Jest strich der Fuchs hin nach dem Baume und fragte: Herr Hahn. was fingst du in dieser falten und finsteren Nacht?" Der Hahn sprach: Jch vertünde den Tag, dessen Kommen meine Natur mich erkennen lehrt." Darauf vere setzte der Fuchs:„ D Hahn, so hast du etwas Göttliches in dir, daß du zufünftig tommende Dinge weißt!" Und alsbald begann der Fuchs zu tanzen Jezt fragte der Hahn: Herr Fuchs, warum tanzest du?" Ihm antwortete ber Fuchs: So du singest, o weiser Meister, so ist billig, daß ich tanze, denn es ziemt fich, fich zu freuen mit den Fröh lichen. O Hahn. du eder Fürst aller Bögel, du bist nicht allein begabt, zu fliegen in den Lüfen, nein, ouch bohe Prophetengaben lieh dir die Natur. D, wie bevorzugte sie dich vor allen anderen Tieren! Wie glücklich wär ich gönntest du mir deine Gunst! Wie gerne füßt ich dein meisheit durchdrungenes Houp! D, wie beneidens. wert, wenn ich dann fünden fönnte meinen Freunden: Ich war der Glückliche, dem ein Prophet fein Haupt zum Stuffe hingeneigt!" Der alberne Hahn glaubte dem Schmeichelmort des araliftigen Fuchfes, flog vom Baum und hielt ihm feinen Ropf zum füssen hin. Mit einem Schnapper war er abg: biffen und lachend sprach der Fuchs: Ich habe den Propheten ohne alle Vernunft befunden." Ludwig Bechstein .
Rätselecke. Buchstabenrätsel.
a a aa beeeeefitift([[ Imnnnn prr w. Aus diesen Buchstaben sollt ihr 6 aus je 5 Buchstaben bestehende Worte folgender Bedeutung finden: 1. Naturerscheinung. 2. Geschoß. 3. Gefährt. 4. Mädchenname. 5. Deutsche Stadt. 6. Gefäß. Die mittleren Buchstaben nennen dann eine euch gut bekannte Stadt.
Kernrätsel.
Frühstüd, Weichling. Herinasfang, Hanfschnur Angelsport. Aus jedem dieser Worte suchet 3 aufeinanderfolgende Buchstaben Aneinandergereiht werden sie ein Wort ergeben, das die Zeit fennzeichnet, in der wir jetzt leben.