Unsterblichkeit. Du schwillst eine Knospe auf, erglühst, erblühst und wirst so groß und trügst den keuschen Blick gesenkt, als hüte«r den reisen Schoß und warte aus den wehen Tag. da er. in Lust and Schmerz zugleich das neue Wesen schauen mag aus deiner Seele Himmelreich! Ein neues Weseu? 71 ein, du bist es selbst, du wirst es immer sein und dehnst so deines Lebens Frist in alle Ewigkeit hinein! Emil Rath. Des Kmöes erster Mai. Es war am Tage nach Fronleichnam . Die kleinen Schulmädchen fleckten die Köpfe zusammen und hörten den katholischen Kameradin- neu zu, die erzählen:„Ich habe«in neues weißes Kleid angehabt." „Ich durfte eine große dicke Kerz« tragen."„Ich habe ein kleines weißes Lämmchen auf dem Ann gehabt." Wunderdinge werden er- zählt, aus großen leuchtenden Kinderaugen schaut das Märchen. „Maris, was hast du denn gestern gemacht?"—„Ach, laß sie doch nur, der ihr Vater ist ein Roter."—„Die darf nie mit, die ha« keinen Feiertag."—„Nein, dos stimmt nicht. Marie fehlt am 1. Mai, da ist ihr Feiertag."—„Ach ja."„Marie, erzähl doch«in- mal, wie es bei euch ist!" Morl» schweigt. Mari« ist doch sonst kein dummes Mädel. Die Lehrerin lobt sie immer, weil sie so schön erzählen kann. Di« Kinder dringen in sie. Sie schweigt. Was soll sie erzählen? Daß sie im Trubel der Er» wachsenen fast zerdrückt worden ist? Sie denkt an einen großen Saal. Hwqen da oben nicht bunte Girlanden und Lampen? Ach, es war ja so voll Rauch, daß sie nichts sehen konnte. Es war auch ein Mann, der ein« Rede hielt, aber sie hatte gar nicht verstanden. Sie hatte auch einmal aus Vaters Bierglas trinken dürfen. Mutter wollte es eigentlich nicht haben. Ja, dann durfte man es wohl nicht «rzählen. Marie schweigt. Soll Mari« immer schweigen müssen? Das möchte ich die Prole- tarier, die Sozialisten heute fragen. Konrad Ferdinand Mayer fragt in einem seiner Gedichte: „Wie hellt sich ein verlassen Herz, Der dunklen Schwermut Beut«? Mit Becher: Rundgeläute? Mit bittrem Spott? Mit frevlem Schmerz? Rein, mit«in bißchen Freu de." Ein Kinderleben braucht Freude, braucht einen Festtag. W i r brauchen«in Fest, das dem Proletorierkind ge» hört. Im Herzen des Arbeiters muß ein« lichtvolle Erinnerung sein an einem Tag, der ihm gehört hat, da er Kind mar, so voll Freude, so voll Erwartung, so voll Geheimnis wie Weih- nachten. Kein Tag im Jahr ist so dafür geeigi-et, wie der 1. M a i. Da ist Frühling, die Senne scheint wieder warm. Das Kind kann heraus aus der Enge des Zimmers, die es so bedrückt. Sllfo feiern wir auch ein Kinderfest! Aber Kinder gehören nicht zu hochpolitischen Reden, die ver- stehen sie nämlich nicht. Dann schweigt Mar!« wieder in der Schule, wenn die Freundinnen sie fragen. Wir brauchen Jugend- r e d n e r. Und wenn die Erwachs«,,«n sich um ihre„Kanone" sam- ?nÄn, dann müssen ein paar Jugendgenossen die Kinder in Gruppen, ein bißchen nach dem Alter, um sich sammeln und ihnen von der Herrlichkeit sozial! st i scher Zukunft, von lvahrer Liebe und guter Kameradschaft erzählen. Dann wird Mari« in der Schule nicht schweigen und alle die Kameradmitcn werden ihr mit glühenden Bäckchcn zuhören, wenn sie erzählt-„Und dann kriegt jedes Kind umsonst Frühstück in der Schule, und die Lucia kriegt eine neue Schürz«, Linas Vater schicken wir dann zur Erholung fort. Ihr müßt nur all« helfen, daß recht schnell Sozia- Usmus wird." Aber mit einer Rede ist es nicht getan. Run muß mit den Kin- dern gespielt werden, sonst ist es kein richtiger Festtag. Jugend- genossen, Frauen, Lehrer,— hier wartet eure Aufgabel Run'heißt es die Kinder sammeln und hinaus mit ihnen auf freie Plötze, in Wiese und Wald. Arbeitersugend, für was hast du Fiedeln und Klampfen, weißt du frische Freiheitslieder? Wer kann so fein wie du mit Kindern singen? Wettspiele aller Art müssen gemacht werden mit feinen Preisen, die dann der alt« Arbeiter seinen Enkelkindern zeigt, wenn sie ihn abholen kommen zur Feier des 1. Mai.— Auch was zu essen muß es geben, ohne das geht es bei Kindern nicht. Nun noch«ins, lieber Arbeitervater, liebe Arbeitermutter. Ein Fest fängt schon zu H a u s e an, und ihr müßt esauchimHaus« festlich machen, dazu braucht man keine großen Mittel. Laßt es zur Gewohnheit werden, daß ihr euren Kindern ein« Kleinigkeit schenkt. Ein Kind ist ja mit einem Nichts zufrieden, aber zum Feier- dag gehört so eine klein« Gab« und— ein Extrakuß von Vater und Mutter. Was für Augen macht der kleine Fritz, wenn er die Stiefel anziehen will, die er sich am Abeich vorher extrafein für den L Mai geputzt hat, und nun eine Handvoll Näschereien darin findet! Schafft dem proletarischen Kind fern Recht! Gerade in kleinen Orten wird man es schön machen können. Soll Marie auch dieses Jahr schweigen? Soll fie sich nur an kalten Rauch und Bierreste erinnern, an Reden, die sie nicht verstand? Der 1. Mai muß derFesttagdes Arbeiterkindes werden. Berta Jourdan. Die Hausangestellte— vogelfrei? Ein Hausherr, Filmdivektor seines Zeichens, vergnügt sich in Abwesenheit der Ehefrau in seiner Wohnung mit Damen. Die Hauscmgestellle, auf die der Herr Direktor schlecht zu sprechen ist. weil sie unerhörterweise seinen Berführungskünsten widerstanden hatte, geht in die von der heimgekehrten Hausfrau gestellt« Falle und schwätzt. Der Kampf, der nun zwischen Mann und Frau um das Bleiben des Mädchens entbrennt, bringt dem stingen Ding eine Strafanzeige wegen Diebstahls ein. Die erste Instanz erkennt auf drei Monate Gefängnis o h n e B e w ä h r u n g s f r i st. Die zweite spricht die Angeklagte auf Kosten der Staatskasse frei. Es ergab sich, daß die Beschuldigungen wider besseres Wissen aufgestellt waren, damit das Mädel das Haus verlassen solle. Es ist nicht bekannt, ob gegen den Herrn Filmdirektor wegen falscher Beschuldigung Straf- anzeige gestellt worden ist. Ein hohe Geldstrafe zugunsten des Mädchens wäre mehr als am Platze. Die Moral aus der Geschichte? Es soll nicht geleugnet werden: es gibt diebische Hausangestellte! sogar solche, die die ganze Aus» steuer für sich und so manches für ihren Herzallerliebsten zusammen- zustehlen verstehen. Davon zeugt die Kriminalistik Auch ander« gibt es, die nur Hausangestellt« werden, um unter diesem Deckmantel ihre Diebereien zu begehen. Nicht selten geschieht es, daß Haus- angestellt« den Lockungen und Versuchungen de- reichen Haushaltes nicht widerstehen und Kleinigkeiten an sich nehmen: dann werden sie zu„Diebinnen" von ihrer„Herrschaft gebrandmorkt, die sich viel» leicht selbst ihr« Besitztümer aus Kosten der Besitzlosen allerdings auf „gesetzlichem" Wege zusammengerafft hat. Und wie oft kommt es zu falschen Anschuldigungen: fehlt etwas im Haufe, natürlich hat«s dann die Hausangestellt« gestohlen! Aus ärmlichen Verhältnissen, wo an jedem Pfennig gespart und Groschen auf Groschen zurückgelegt wird, um ein neues Wäsche- oder Kleidungsstück anzuschaffen, gerät das jung« Ding in die Herrlichkeit des hochherrschaftiichen Hauses. Wie ein Märchen erscheint«s mitunter. Wäsche von höchster Qualität und ein lleberfluß, wie man ihn höchstens in den Warenhäusern zu sehen bekommt, Kleider, kaum abgetragen, schon neue angeschafft. Kostbare Schmuckgegen- stände, ein Essen — in«in paar Tagen wird vielleicht mehr ver- zehrt, als sich«in« ganze Arbeiterfamilie im Laufe des Monats leiste» darf. Die Hausangestellte ist im D i e n st« zu Hause. Nicht nur die ganz« HäuÄichkcit, auch die Kinder, die Familiengeheimnisse sind ihr anvertraut. Und doch ist sie wie«ine Fremde. Kein Glied der Familie. Zwei Welten stehen einander gegenüber: die Welt der Küche, des Mädchenzimmers und die Welt der Wohnzimmer. Keine seelisch« Fäden ziehen von hier zu dort. Menschen leben nebenein- ander, und bleiben«inander fern. Mißachtung des Menschen in der Hausangestellten weckt Verachtung in ihr gegen die„Herrschast". Sie sieht deren Leben, das nackt vor ihr liegt, mit allen seinen Kleinlich- keiten, Lügen und Heuchelei und hat dafür alles ondcve, nur nickst Respekt. Auf diesem Boden der Verachtung und der Geringschätzung, der Fremdheit und der Lieblosigkeit entsteht die Versuchung, die eine oder die andere Mcinigkeit an sich zu nehmen. D i e schwelgen im Ueberfluß, und ich habe kaum satt zu essen. Di« gehen in Seide und ich habe kaum das Notwendige am Leibe. Eine natürliche Naschhaftigkeit,«ine selbstverständlich« Putzsucht des Alters birgt in sich Verlockungen, denen nicht immer widerstanden werden kann. Und dann wird die Hausangestellte zur„Diebin" Dort, wo zwischen „Herrschaft" und Hau sangestell'««in wahrhast menschliches Verhältnis besteht, da kommt es nicht zu Veruntreuungen, auch nicht zu gering- fügigen. Schwer ist das Schicksal der Hausongeftellten. Demütigung aller Art ist ihr Los. Und Freuden— wie wenige kennt sie, und wie einsam ist sie in ihrem Stäbchen. Hat sie nicht auch das gleiche An- recht auf Freude, wie andere Menschen? Das gleiche Anrecht auf freie Zeit? Weshalb muß fie denn von morgens früh bis zum Abend scktaffen ohne Rast und Ruh? Und hat sie auch ihr« Ruhe, ist fie ans Haus gebunden. Auch die Hausangestellten erwachen zum neuen Leben, auch sie dürsten noch freier Zeit, um Geist und Gemüt zu bilden. Sie schließen sich zusammen, um gem.einsam zu fordern, was ihr gutes Recht ist. Aber nur langsam dämmert es in ihrem Bewußtsein. Rur zu oft glauben sie, etwas anderes zu fein, als ihr« Klassen» gcnosfinnen. Ihre Arbeitszeit ist nicht geregelt, ihre Lebensbedin- gungcn find nicht gesetzlich festgelegt. So müssen auch sie am 4. Mai ihre Stimme-für die abgeben, die für sie kämpfen. An diesem Tag« mögen sie gegenüber ihrer„Herrschaft" ihr Menschsein und Gleich sein zur Geltung bringen. Justus. Merkworte. Was ich in der Liebe verlor und am Leben, Das hat mir die Arbeit wiedergegeben. W a l t h e r Sturm./ * Eine gescheite Frau hat Millionen g-boreuer Feinde: All« dummen Männer. Cbn«r-Eschenbach.
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