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Briefe an die Frauenstimme"
Heimarbeit und Doppelexistenz.
Zu diesem in der Frauenstimme" erschienenen Doppelartifel möchte ich mir zu dem ersteren„ Heimarbeit" ein paar Ausführungen gestatten. Die Genoffin Hanna beendet ihren sonst so lesenswerten Artikel leider da, wo der Weg der Selbsthilfe angezeigt wird, so daß die Frage Selbsthilfe" offen bleibt. Und gerade hier anfnüpfend, ist es wohl auch an der Zeit, offen auszusprechen, was ist.
Der Weg der Selbsthilfe wird und fann nur die gewert chaftliche Organisation fein. Diesen Weg zu beschreiten und, wo diefes schon geschehen, weiter zu gehen und andere gleichfalls zu einem Mitgehen zu veranlassen, muß die vornehmste Aufgabe fein, die aufgeflärte Frauen, politisch organisierte Frauen und Mädchen unbedingt zu erfüllen haben. Es genügt nicht allein, politisch organisiert zu sein. Nein, wenn man fchon arbeiten muß, mitarbeiten muß, sei es im Betrieb oder in der Heimarbeit, dann muß man sich auch der wirtschaftlichen Organisation anschließen. Leider achtet man auf die gewerkschaftliche Organisation zu allerleht. Welch ein reiches Betätigungsfeld liegt da jeder Frau, jedem Mädchen offen. Wird denn nicht mit der wirtschaftlichen Beffer. bellung, die eine machtvolle gewerffchaftliche Organisation erreichen fann, nicht auch die politische Besserstellung herbeigeführt? Auf jeden Fall! Wo eine ausreichende Entlohnung, damit verbunden eine engbegrenzte Arbeitszeit( täglich 8 Stunden) vorhanden ist, da wird Beit frei, die im Interesse für sich selbst zur Weiterbildung verwandt werden kann. Da wird auch Zeit frei für Dinge, die für die Algemeinheit von Nutzen sind. Unser ganzer Aufklärungsapparat wird da
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Käferhochzeit.
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fruchtbringende Arbeit leiften fönnen und zweifellos auch Kämpfe rinnen für die politische Organisation gewinnen. Wo aber, speziell bei der Heimarbeit, niedrige Entlohnung Plaz greift, unbeschränkte Arbeitszeit dafür aber den Ausfall einer richtigen Entlohnung er fehen soll, da wird man schwerlich Kämpferinnen, Klaffengenofsinnen gewinnen tönnen. Hierin müssen sich Bartei und Gewerkschaften er. gänzen. Die Partei allein wird nichts erreichen können, wenn nicht die wirtschaftlichen Berbedingungen geschaffen sind. Diese liegen in der gewerkschaftlichen Organisation. Andererseits wird die Gewertschaft nicht alles erreichen können, wenn nicht die politische Bartei die wirtschaftlichen Machtfaktoren zu politischen Machtfaktoren erweitert. Darum, Frauen und Mädchen der arbeitenden Klasse, gewerkschaftlich und politisch organisiert sein, das ist das Gebot der Fr. S. Stunde, der Weg zur Selbsthilfe.
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Scherz und Ernst
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Amerikanischer Humor. Lehrer: Was würde dein Vater bezahlen, wenn er dem Bäcker 3 Dollar schuldete, dem Schlächter 5 Dollar und dem Milchmann 3." Junge: Nichts, wir würden megziehen!" Ein Bastor aus Cambridge , Massachusetts , hat Gelegenheit, zu den Infassen einer Irrenanstalt zu predigen. Während seiner Predigt nimmt er einen Mann wahr, der ihm mit größter Aufmerksamkeit folgt. Nach dem Gottesdienst sieht er diesen Mann mit dem Direktor fprechen. Hat der Mann mit Ihnen über meine Predigt gesprochen?" Ja. Möchten Sie mir bitte er. zählen, was er fagte?" Der Direktor wollte um die Beantwortung der Frage herumkommen. Hm," sagte er schließlich, was der Mann sagte, war,„ Denken Sie nur mal an, er ist draußen und ich bin drinnen."
Für unsere Kinder
Es faß ein Käfer auf'm Bäumel, fum, fum. Der hatt ein goldenes Hemdel, sum, fum. Es faß' ne Fliege darunter, fum, fum. Den Käfer nahm's groß Wunder, fum, fum.
Ei, Jungfer Fliege, wollt ihr mich han, fum, fum. Ich bin ein wadrer Käfersmann, fum, fum.
Man führt die Braut zum Tanze, fum, fum. In ihrem grünen Kranze, fum, jum, Ich weiß nicht, was sie taten, sum, sum. Daß fie die Braut zertraten, fum, fum. Da ging der Käfer in Seide, fum, fum. In seinem schwarzbraunen Kleide, sum, sum. Da fam der Hahn gesprungen, fum, fum. Und hat den Käfer verschlungen, fum, fum. ( Aus der Breslauer Gegend.)
Weltfeiertag.
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Frau Berlin reibt sich den Schlaf aus den Augen. Ratter, ratter ging ein Marktfuhrwerk durch die Straßen. So, nun wird wohl gleich die erste Straßenbahn kommen. Ach, könnt ich noch ein Etündchen schlafen, doch die Pflicht, die Pflicht. Und sie gähnt und fie streckt sich: Hallo, jezt wird es aber Zeit. Wo bleibt denn die Hochbahn, wo die Elektrische? Das ist ja einfach eine Bummelei. Haha, hihi, kommt es aus den großen Bahnhöfen. Du hast wohl Beinen Kalender? Heute ist der erste Mai. In den Parken zwitschern die Bögel, tie Spazen pfeifen: Feiertag, Weltfeiertag! Denn die mußten es ja wissen, weil die Kinder schon den Tag vorher von ihren roten Schärpen und Schleifen gesprochen hatten. In den großen Fabriken und Werkstätten war es so still, als ob sie nicht muh sagen fönnten, und dabei lärmen fie doch sonst so, daß man fein eigenes Wort micht verstehen bann.
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Und die Wecker, bie alle Morgen raffel, raffel gingen, waren überhaupt nicht aufgezogen. Und die Sirenen, die hui, hui, auf auf, hinein, hinein, pfiffen, fonnten heute ihren Atem sparen.- Nein, heute war Feiertag, Feiertag auf der ganzen Erde. Frau Berlin lächelte in fich hinein, daß fie nicht gleich daran gedacht hat, das wird eine Freude werden; ihre Kinder, die lieben Kinder mit roten Schleischen auf den Straßen und Plähen, all die fleinen und großen Kinder feiern heute den Tag der Arbeit mit ihren Eltern. Und Musit, Musik würde fein und das Lied der Völkerverbrüderung würde flingen.
Ja, der erste Mai. Die liebe Sonne lacht. In den Häusern wird es lebendig, die Straßen werden belebt und immer belebter und Fahnen wehen im Wind und Züge bilden fich und immer mehr Züge, und alle streben fie nach dem Schloßplag.
Frau Berlin freut sich und kann es faum faffen. Sie muß sich unterhalten. Hallo, hallo," ruft fie, Guten Morgen, Schwester Wien . Servus, Serous, Herrliches Wetter. Ach, Menschen sind hier auf den Straßen, sage ich Dir, man fann überhaupt das Pflaster
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nicht mehr fehen." Frau Berlin übertreibt gern.„ Aber hier, schau her, sind so viel Menschen, da kann eine Stecknadel mehr hinfallen, und gesungen wird, gesungen."" Bon jour, bon jour," das heißt: Guten Tag, mischt sich Frau Paris ein. Erster Mai, erster Mai," jubelt London . Hell flattern rote Fahnen. Hallo Stockholm , Kopen hagen, Petersburg, Mestau. Brr, hier schneit es, aber die Menschen find froh, alle fingen das Lied der Arbeit, das klingt in allen Sprachen zusammen. Buenos Aires , Rio de Janeiro , Gott, wird das eine Unterhaltung. Schreckliche Hitze hier, aber rote Fahnen. Gefang, Gefang. Wie fagtest Du, Baje Berlin?" ,, Etwas eingemachte Hige nach Petersburg fenden? Wende dich an New York , die versendet Hizewellen." Reine faulen Wize." Nein, diese Frau Berlin ." Hallo, hallo, hier Leipzig , hier Bordeaug, nein, tas ist ja die wahre Geographiestunde. Hier Buxtehude ." Na, du fleine Base."" Was, da kommt doch und seht, die ganze Stadt auf den Beinen."„ Hier Bella- Mehlis Aber bei uns erst. Langenbielau, ach, jetzt kommen auch die Dörfer. Alle strahlen, alle erzählen, das ist eine Unterhaltung. Das schwirrt und flingt und jubelt: Weltfeiertag, Welt feiertag. Tag der Schaffenden, Tag der fämpfenden Arbeit. Und bas dröhnt auf den Straßen und das singt in einem großen Chorz ,, Erster Mai, erster Mai."
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Ein Ziffernscherz.
Man laffe jemand die Ziffern 12345679 wie hier hinters einander aufschreiben, so daß man also eine achtstellige Zahl hat. Nun frage man den Betreffenden, welche Zahl ihm die angenehmste sei. Nennt er etwa die Zahl 4, so multipliziere man die 4 mit der 9 und fordere ihn auf, obige achtstellige Zahl mit dem Resultat, mit 36, zu multiplizieren. Mit Verwunderung wird er als Resultat eine aus lauter Vieren bestende Zahl bekommen. Hat er drei ge nannt, so läßt man ihn mit 3 X 9, also mit 27, multiplizieren und fo ift es mit jeder anderen Biffer. Auch die oben nicht stehende acht erhält als Resultat lediglich Dreien, nämlich 333 333 333, und genan macht feine Ausnahme; läßt man mit 8X9, also mit 72, multiplizieren, so erhält man 888 888 888.
Silbenrätsel.
Aus den Silben: a, che, dä, dam, de, del, do, e, e, e, ei, fa, fried, ga, gu, in, fa, lat, lat, li, me, mi, mie, mer, na, ni, no, orts, po, ri, ri, fa, fieg, ti, zei, zet find 13 Wörter nachstehender Bedeutung zu bilden:
1. Opernkomponist. 2. Weiblicher Borname. 3. Gebrauchs gegenstand. 4. Held der Nibelungensage. 5. Fremdwort für Ber leumdung. 6. Stadt in Holland . 7. Düngemittel. 8. Volkstümliches Schimpfwort. 9. Gefäß. 10. Stadt in Livland . 11. Gartenpflanze. 12. Beamtenförperschaft. 13. Wissenschaft. Die Anfangs- und End buchstaben, beide von oben nach unten gelesen, ergeben, was uns die Reichstagswahlen bringen müssen, troballedem.
Auflösung der Rätsel aus voriger Nummer: Erstes Rätsels Einsiedler, Ein Siedler.- 3 meites Rätsel: Reede, Rede.