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Was wir erwarten... M. Todenhagen.

Ein Tag der Erlösung und großer Erwartung zugleich| auferlegt. Eine erfte Milderung bringen die Abmachungen, war der Tag der Revolution von 1918. Zum Greifen nabe die jest kürzlich in London zwischen Deutschland und den fchien alles, was wir feit Menschenalter erwarteten. Tat- Siegern getroffen worden sind. froh ftanden die Maffen zusammen.

Wißt ihr Frauen, auf welchem Wege diese Erleichterun­Bald aber verloren sie sich wieder, löften sich auf in gen zustande kamen? Einzelwesen und überließen sich der Führung von Leuten, In England kam durch Neuwahlen eine sozialistische Re­die sie in den Abgrund gestürzt hatten. Gegen fich felbft gierung zustande. In Frankreich gewannen die Sozialdemo­wendeten sie sich, als sie sich von der Sozialdemokratie ab- kraten durch Neuwahl einen erheblichen Einfluß. Englische

wendeten.

An der Spitze des Landwirtschaftsministeriums ffeht ein Großlandwirt, Graf Kanik. Er trägt Sorge dafür, daß das Brot teurer wird. So will es seine Gesetzesvorlage, die einen Zoll auf Getreide vorsicht, der das Mehl und damit das Brot teurer macht.

Wie muß den armen Frauen zumute sein, die am 4. Mai ihre Stimme gegen die Sozialdemokratie abgaben, wenn sie folche Folgen sehen!

An der Spitze des Außenminifteriums, dem alle Ange­legenheiten zwischen Deutschland und anderen Völkern über­fragen sind, steht Herr Dr. Stresemann. Dieser Mann hat vor einigen Tagen den Ausspruch getan:" Wir brauchen Männer, die Brücken schlagen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart."

Unter den Namen derjenigen, die im Reichstage das Recht des Volkes vertreten follen, steht der Name Luden­ dorff . Dieser Name ist eine gefährliche Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Hart ift die Gegenwart, die Vergangenheit eine Zeit voll Blut und Tränen.

Wehe denen, die Brücken schlagen in die Vergangenheit der Ludendorff und Genossen. Sie hätten nichts zu erwarten. Sie helfen nicht heraus, nur noch tiefer hinein ins Elend. Nicht Waffen, Werkzeuge find die Mittel des Aufbaus und des Aufstieges. Nur im Frieden gedeiht die Arbeit und mit ihr und durch fie der Mensch an Leib und Seele.

Sart sind die Pflichten, die uns der Friedensvertrag

und französische Sozialdemokraten haben uns die ersten Er­leichterungen verschafft. Sie haben sich damit durchgefeht gegen den Widerstand der Gegner einer Verständigung, die auch in England und insbesondere in Frankreich noch vor­handen sind. Sie haben Deutschland den Weg frel gemacht zum Eintritt in den Völkerbund.

Da darf es kein Brückenbauen geben zwischen Gegen­wart und Vergangenheit. Die Vergangenheit mit ihrem Militarismus, mit ihrer Revanche, muß überwunden werden.

Die Sozialdemokratie will nicht nur eine Verständigung über Abrüftungsfragen, sondern auch über Wirtschafts- und Kulturfragen unter den Völkern. Sie will ein ganz neues Wirtschaftsleben aufbauen, das Kriege unmöglich macht und abschafft die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Für eine solche Zukunft gilt es zu schaffen.

Frauen, ihr sollt Brücken bauen zwischen der Gegenwart und einer befferen Zukunff! Unterstüßt die Sozialdemokratie in ihrem Kampfe und in ihrer Arbeit!

Der Einzelne, allein schwach, wird stark in der Gemein­fchaft. Die Sozialdemokratic ift eine Kampfpartei und eine Lebensgemeinschaft zugleich. Der Einzelne verliert gar leicht den Blick für die großen Fragen, mit denen sein Schicksal verknüpft ist. Die sozialdemokratische Gemeinschaft gibt ihm die Möglichkeit, durch Aufklärung in Wort und Schrift fie zu erkennen und lehrt ihn zu schaffen: Was wir erwarten von der Zukunft Fernen.

Der Weg zum Frieden! Mathilde Wurm .

Die arbeitenden Massen aller Länder sind erfüllt von der Sehnsucht nach Frieden. Doch wer zeigt ihnen den Weg, ihn 30 crringen?

Jene Mächte nicht, die Frieden nur anerkennen wollen auf Grund des Rechtes des Stärkeren; doch auch jene nicht, die von dem schlechten, egoistischen, an den guten, selbstlosen Menschen appellieren, den Frieden zu wollen, ihn zu schaffen. So lange bleibt der ewige Frieden ein schöner Traum, als nicht seine Ursachen beseitigt find: Die kapitalistische Pro­duktionsweise und feine unentbehrlichste Stüße, der Mili­farismus.

Untrennbar verknüpft mit dem Wesen des Kapitalismus ift das Streben nach wirtschaftlicher Beherrschung des Welf­marktes, nach Mehrung des Profits, und in der Behauptung ihrer Vormachtstellung geraten die Kapitalisten des einen Landes dauernd in die Interessengebiete der Kapitalisten an­derer Länder. Sind diese Gegensäße zu einer gewissen Stärke gediehen, dann ist der Krieg lehtes Mittel, den unbequemen Konkurrenten niederzuringen, ihn loszuwerden.

Wahnsinniges Wettrüffen zu Wasser, zu Land, in der Luft sind die notwendige Folge kapitalistischer Weltwirtschaft und heute besteht in Europa ein stärkeres Kriegsheer als je vorher und die technischen wie chemischen Kriegshilfsmittel haben eine nie geahnte Vollkommenheit erreicht.

lichen Ausbeutung derer, die nichts besigen als ihre Ar­beitshände und ihr Hirn und sie verkaufen müffen an jene, die im Besitz der Fabriken, der Maschinen, und des Grund und Bodens find, die Preffe und Börse beherrschen. Der Kampf der Klasse der ökonomisch Ausgebeuteten gegen die Klaffe ihrer Ausbeuter ift die notwendige Folge diefes Gegen­fazes.

Anders als der Krieg der Staaten gegeneinander ver­läuft der Krieg der Klaffen scheinbar unblutig. Denn die Tau­senden, die auf dem Schlachtfeld der Arbeit fallen, die Mil­lionen Frauen, die ihre doppelte Ausbeutung als Sklaven des Kapitalismus und des Kleinhaushalts mit frühem Siechtum und vorzeitigem Tod bezahlen, die Scharen von Kindern, die Volk mit ihrer Geburt und Erhaltung belasten, sie sind im lebensunfähig oder lebensuntüchtig geboren, ein verarmtes Massenbewußtsein noch immer nicht zu einer lebendigen An­klage des Massenmörders Kapital geworden. Sie sterben in der Stille den proletarischen Tod derer, die nichts haben; fie rütteln nicht auf zum Widerstand gegen die Ursachen und Urheber ihres Unterganges.

Aus dem Krieg der Klassen wie der Völker gibt es nur einen Weg zum Frieden: der Sozialismus. Der den Völker­frieden will, er wird den Klassenfrieden schaffen, doch auch diefer kann nur erreicht werden durch Bekenntnis zum Sozialismus; kämpft für ihn. In diesem Kampf müssen die Mädchen und Frauen sich freiwillig einreihen in das Heer der Klassenkämpfer, genau so wie der Kapitalismus fie längst hineingezwungen hat in das Heer der Arbeit. Wem Nie wieder Krieg au höchftem Ziel aeworden, der wolle den Doch der Kapitalismus schafft nicht nur die Gegensätze Kampf gegen Kapitalismus und Militarismus, gegen Aus­3wischen seinen eigenen Anhängern in allen Ländern, fchuf beutung und Unterdrückung, der werde zum unverföhnlichen auch den Gegensatz innerhalb der Gesellschaft in jedem ein- Gegner des Kapitalismus, weil nur in feiner Niederringung zelnen Volk. Dieser Gegensah ist aus der wirtschaft- die Bürgschaft künftigen Staaten- und Klaffenfriedens ruht.

Bündnisse und Verträge können wohl vorübergehend Frieden schaffen, aber sie können ihn nicht erhalten, weil die, die ihn schließen, sie zerreißen, wenn sie sich in ihrer Vor­machtstellung bedroht fühlen.

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