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Marie

Wohlfahrtsarbeit für und durch das Proletariat Marie Juchacz .

Der Hauptausschuß für Arbeiterwohlfahrt und die ihm erreichenden Mitteln behördlicher und privater Art gelinderf; angefchloffenen Unterorganisationen find die Wohlfahrts- Seife und Wäsche, Milch und andere Lebensmittel werden organisation des Proletariats. insgesamt in Massen zur Verteilung übergeben. Wesentlich

Jn mehr als 1200 Ortsausschüssen arbeiten insgesamt ist aber, daß die Hilfe eine dauernde ift. Die heranwachsen­24 000 Frauen und Männer. Darüber hinaus find ungezählt den Kinder werden betreut. Vor allem gilt der Kinderschuh in kleinen Orten Vertrauensleufe tätig. den von profitgierigen Menschen in früher Jugend ausge

Aus dem Zweck der Arbeiterwohlfahrt ergibt sich von beuteten Kindern. Die Zahl der Kinder, Knaben und Mäd­felbft ihre Vielseitigkeit und Fülle, die sich in 3ahlen kaum chen, der jugendlichen Arbeiter, Arbeiterinnen, Lehrlinge und ausdrücken läßt. Nur einige Angaben sollen einen Ueber- Dienstmädchen, denen durch Unterstüßung, durch Befreiung blick geben. von der ungefehlichen Arbeit im Kindesalfer, durch eine

Jugendpflege, das ist Pflege an der im allgemeinen als Besserung der Arbeitsverhältnisse geholfen wurde, ist sehr gefund angesehenen Jugend, Veranstaltung von Wande- groß.

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WECKRUF

So müde Ichleicht der graue Cag und schleichen alle Tage,

Die Freude schläft, das Leid it wach und wach iit flot und Plage. Die Sorge geht mit uns zur Ruh und weckt uns morgens wieder, Sie winkt uns noch im Traume zu und ringt uns endlich nieder.

vergehen, werden auch erblich belastete Kinder, schwache Charaktere, un­behütete, im Entwick Glungsalter besonders ge­

rungen und Spielen während der Ferien, aber auch an schul- In der Fürsorgeerziehung wird die Arbeit ebenso infensiv freien Nachmittagen an allen größeren und den meisten betrieben wie im Kinderschuh. Solange wir eine Gesell­mittelgroßen und kleinen Orten während der Sommer- schaftsform haben, die eine Schicht der Menschen zu Parias monate. Die Geldsumme wird nie annähernd richtig zu- macht, werden hungernde Kinder sich am Eigentum anderer fammenzuzählen sein, die insgesamt in jedem Jahr aus Arbeiterkreisen für diefe Jugend aufgebracht wird. Die Tassen oder Liter Kakao, Milchkaffee oder Milch, die Zahl der Brötchen, die verabreich­ten Mittagsmahlzeiten zu­fammenzuzählen, wäre müßiges Beginnen. Tau­fende von Frauen find vom ersten Frühsommer an auf den Beinen, um Mittel aufzubringen, die Behörden bereitwillig zu machen, damit sie Fahr­gelegenheiten, Spielplätze usw. zur Verfügung stel­len. Die scharfen Augen der Frauen, die fast alle felbft Mütter find, sehen so manches arme Kind, an dem mehr getan wer­

Hohnlachend zwingt ile uns zur Fron, die wir zum Lichte Itreben. Elend ist unfer Arbeit Cohn und unier ganzes Leben.

Wir Itreben nach der Sonne Licht, wann wird das hell uns werden, Das unfere Sklavenketten bricht und uns erlöft auf Erden?

Was klagt The dumpf und bang und ichwer und klirrt mit Euren Ketten? Euch kommt kein Hell vom Himmel her, Thr müßt Euch selbit erretten. Nicht Sklaven mehr, nein Menfchen fein und frei zum Himmel Ichauen, Für alle lacht der Sonnenschein, für alle blühn die Auen.

Hur wollen müßt Thr, stolz und Itark und Eudy die Hände reichen. Einletzen müßt Ihr Blut und Mark und nicht vom Pfade weichen. Erwacht aus Eures Elends flot und brecht vereint die Ketten.

den müßte. Und sie sind hier hilft kein himmel und kein Gott, Thr müßt Euch leibit erretten.

unermüdlich in ihrer Tat­

kraft. Der letzte Winter

mit seiner Arbeitslosigkeit Go

war hart, auch für die Kin­

der. In Frankfurt a. M.,

Clara Bohm- Schuch

G

fährdete Kinder straucheln und sich in den Maschen des Gesezes verstricken, werden Kinder der Armut eben durch die Begleit­erscheinung der Armut von Verwahrlosung stark bedroht sein. Die segens reiche Tätigkeit der Fach ausschüsse für Fürsorge, erziehung läßt fich in 3ah len keineswegs wieder geben. Zur dauernden Ein­wirkung auf die Erzie hung in den Anstalten ge­hört, daß sich Hunderte von verständigen Helfern dauernd Achtung und Re­spekt verschaffen. Die aus den Anstalten vorläufig Entlassenen find zu be­treuen, das ist ebenfalls eine Arbeit, die sich nicht mit gedankenlosem Kri­tiklefen erledigen läßt.

Düsseldorf , Berlin , um nur einige Städte zu nennen, liefen| Das gleiche iff auch von der Mitarbeit bei allen Be­die Genossinnen von Haus zu Haus. Sie wußten ja, wer hörden, Jugend- und Wohlfahrtsämtern zu sagen. Auch noch in der Lage war, ein hungerndes Kind mit durchzu- dafür sprechen Berichte führender Genossen aus dem Reich. füttern. Sie wußten auch ungefähr, wie Kinder und Pflege- Ein Bezirk schreibt: Großen Erfolg haben wir dadurch, daß eltern zusammenpassen, und wo es mal nicht klappte, konnten fie später eingreifen. Die Zahlen der Mittagsmahlzeiten und Brotschnitten, der Hemden, Hosen, Kleider und Schuhe ift nicht festzustellen, womit durch diese Arbeit und durch die Solidarität der helfenden Arbeiter Hunger und Kälte von Kindern abgewehrt wurden. Mit den zahlreichen Berichten aus der Winternot und aus besonderen Notständen ließe sich ein dickes Buch füllen. Die Arbeiterwohlfahrt in Hamburg , Freistaat Sachsen , Mannheim , Stuttgart u. a. ist im Besi von eigenen Kinderheimen. Köln richtet jeht ein Ledigen­heim ein.

Ueberall, wo die Arbeiterwohlfahrt organisiert ist, ge­winnt sie durch ihre Sachkunde und intensive Arbeit die Achtung und das Vertrauen der Bevölkerung. Sie dringt in die behördliche Wohlfahrtspflege ein und erwirbt sich dort einen starken Einfluß. In vielen Ortsausschüssen für Ar­beiterwohlfahrt hat man als Spezialabteilungen fogenannte Fachausschüsse für Kinderschuß und Jugendfürsorge. Taufen­den von Kindern ist schon vor der Geburt und vom ersten Lebenstage an dauernde Hilfe geleistet worden. Die Mütter kommen in die Beratungsstellen und Sprechstunden der Ar­beiterwohlfahrt und holen sich Rat von den sachkundigen Selferinnen. Gegen Vernachlässigung und Verwahrlosung wird stets eingeschritten. Elend und Not wird mit allen zu

die Genoffinnen mit ihrer Tätigkeit in der Arbeiterwohl­fahrt zugleich das Amt als Stadtverordnete oder Gemeinde­vertreter verbinden. Wir haben uns in städtischen Aus­schüssen durchgeseht und stehen in der Wohlfahrtspflege an erster Stelle, Durch diese Arbeit erhalten die Genossinnen praktische Schulung, Weitblick, Verantwortungsgefühl. In einem anderen Berichte heißt es: In den Fürsorge-, Ar­men- und Wohlfahrtskommiffionen haben wir 24 Ge­nofsinnen, früher ist es uns nicht möglich gewefen, die Frauen zur Mitarbeit in der Gemeinde zu bekommen." In der Stadt Gleiwitz führt die Arbeiterwohlfahrt auf Beschluß der Ge­meindevertretung die Altersküche, in der täglich 120 alfe, alleinstehende Männer und Frauen gespeist werden. In an­deren Städten ist die Arbeiterwohlfahrt mit der Führung anderer Wohlfahrtseinrichtungen betraut worden. Ein ganzes Heer von Frauen arbeitet heute in der öffentlichen, d. h. amtlichen Wohlfahrtspflege, die in Arbeiterstädten gar nicht mehr ohne die Hilfe der Arbeiterwohlfahrt denkbar ift.

Und zum Schluß aus einem Bericht das Folgende: Es war wohl ein glücklicher Gedanke, der die Arbeiterwohlfahrt erstehen ließ und man kann heute keinen Bericht mehr über die Frauenbewegung schreiben, ohne auch dieses Zweiges der Arbeiterbewegung zu gedenken. Arbeiterwohlfahrt und Frauenbewegung sind ganz eng miteinander verwachsen."